Verräterisches Herz

Herz 3

- Kapitel 3 -
 

Kakarott hatte Zuhause keine Ruhe gefunden. Immer wieder musste er an den Saiyajinprinzen und dessen wirres Verhalten denken. Was war nur los mit Vegeta? Doch von alleine redete dieser sture Esel ja nicht.

Kurzerhand hatte Son Goku sich auf den Weg zur Capsule Corp. gemacht. Er würde Vegeta erneut zur Rede stellen und dieses Mal würde er erst wieder gehen, wenn er die Wahrheit aus dem anderen Saiyajin herausbekommen hatte. Das nahm sich Son Goku fest vor.

Der Flug dauerte nicht lange und so landete er wenig später im Garten der CC. Kakarott sah sich um und blickte instinktiv zu dem Gravitationsraum, wo er Licht erkannte. Natürlich. Es sollte ihn nicht verwundern, dass Vegeta sich dort aufhielt. Der Gravitationsraum war so etwas wie das zweite Zuhause des Prinzen. Verbrachte er sehr viel Zeit dort, um verbissen zu trainieren. In dem Punkt war Vegeta unermüdlich. Eigentlich. Doch es passte nicht mit seinem jetzigen Verhalten zusammen und Kakarott wollte endlich in Erfahrung bringen warum das so war.

Festen Schrittes näherte er sich dem Gravitationsraum und lauschte kurz an der Tür, doch vernahm er keine Geräusche, die auf ein mögliches Training des Prinzen hinwiesen. Son Goku runzelte die Stirn, ehe er auf den Knopf drückte, der die Tür mit einem zischenden Geräusch öffnete.

Der Saiyajin trat vorsichtig ein, da er schon fürchtete von einer eventuellen Energiekugel getroffen zu werden. "Vegeta?", fragte Son Goku, bevor er erstarrt innehielt, als er den Prinzen bewegungslos auf dem Boden sah. "Vegeta!" Erschrocken stürzte Son Goku auf den Schwarzhaarigen zu und kniete sich zu ihm, bevor er ihn fest an den Schultern packte. "Vegeta!" Kakarott wollte gerade heftig an den Schultern des anderen rütteln, als ihn plötzlich ein schwarzes Augenpaar verschlafen und noch recht verwirrt ansah.

Schlaftrunken blickte Vegeta drein und blinzelte, bevor er schlagartig wach war. "Kakarott?!", fragte er entgeistert, während Son Goku erleichtert ausatmete. "Gott sei Dank. Du hast nur geschlafen." Jetzt musste Kakarott doch grinsen. "Du hast Nerven, Vegeta und ich dachte du hast dich irgendwie selbst ausgeknockt."

Vegeta schnaute und schüttelte nun Kakarotts Hände von seinen Schultern, damit er sich aufrichten konnte. "Das könnte dir passieren, aber nicht mir!", giftete der kleinere Saiyajin bereits wieder und Son Goku richtete sich schließlich schulterzuckend auf. Er kannte Vegeta inzwischen schon länger, um zu wissen, dass dieser mal wieder seine Meckerphase hatte.
 

"Machst du dich etwa über mich lustig, Kakarott?!", zischte Vegeta und sein Schweif peitschte erbost durch die Luft. Abwehrend hob Son Goku die Hände und schüttelte den Kopf. "Nein, tue ich nicht. Ich habe mir nur Sorgen um dich gemacht", antwortete Son Goku ehrlich und war erstaunt, als er einen feinen Rotschimmer auf den Wangen des anderen sah. Doch kaum schien Vegeta dies selbst zu bemerken, wandte er abrupt den Blick ab.
 

"Wie du siehst, geht es mir gut, Kakarott. Also hau ab!", blockte der Eisprinz bereits wieder, doch so schnell wollte Son Goku nicht aufgeben. "Nein Vegeta! Du sagst mir jetzt endlich was mit dir los ist und erst dann werde ich gehen!", sagte Son Goku eisern und verschränkte wie sonst Vegeta die Arme vor der Brust.
 

Vegeta knirschte mit den Zähnen und erst als er sich sicher war, dass seine Wangen wieder eine normale Farbe angenommen hatten, sah er wieder zu dem anderen Saiyajin, der wie ein Fels in der Brandung dort am Eingang des Gravitationsraumes stand. Er müsste sich schon gewaltsam an dem anderen vorbeibahnen, wenn er hier raus wollte. Das allerdings würde Körperkontakt bedeuten und das war das letzte, was er jetzt wollte. Nein danke. Sein Herz begann bereits wieder schneller zu klopfen. Da musste er das nicht mit solchen Aktionen noch unterstützen. Andererseits kam sich Vegeta vor wie ein nervöses Raubtier, welches in einem Käfig eingesperrt war und keinen Ausweg fand.
 

"Kakarott! Lass es gut sein!", versuchte er den Jüngeren wieder abzuwimmeln, doch dieses Mal schien Son Goku sehr hartnäckig sein zu wollen, denn er schüttelte entschieden den Kopf. "So kann das nicht weitergehen, Vegeta! Ich merke doch, dass dich etwas belastet. Ich biete dir an zu reden. Egal was es ist. Ich werde zuhören. Also bitte: Rede doch mit mir Vegeta. Sei nicht wieder so stur und friss alles in dich hinein. Das ist nicht gut."
 

"Bist du jetzt zu einem Seelenklempner mutiert, oder was?", knurrte Vegeta bockig und Son Goku ließ hilflos die Arme sinken. "Ich will dir doch nur helfen, Vegeta. Warum siehst du das nicht?", fragte Kakarott und ein Hauch Verzweiflung lag in seiner Stimme. "Lass doch einmal zu, dass man dir hilft." "Aber ich brauche keine Hilfe!", fauchte Vegeta aufgebracht und gerade als er nur den Versuch machen wollte zu fliehen, war Kakarott sekundenschnell bei ihm.
 

Vegeta konnte nicht verhindern erschrocken zu gucken, als er an den Oberarmen gepackt und gegen die Wand gedrückt wurde. Über ihn ragte der jüngere Saiyajin auf, der ihn nun zum ersten Mal erbost ansah. "Du bleibst gefälligst hier, Vegeta. Ich bin noch nicht fertig mit dir. Rede endlich!" Kurz darauf wurde Son Gokus Blick bereits wärmer. "Ich will dir wirklich nur helfen, Vegeta. Danach wirst du dich besser fühlen. Glaub mir. Schweig es nicht tot. Sag mir was dich belastet."
 

Der Saiyajinprinz starrte in die dunklen Augen Kakarotts und schluckte, da sein Herz bereits ganz verrückt spielte. Er schluckte und er fühlte die warmen Hände des anderen auf seiner Haut. "Kakarott, ich...", fing Vegeta zitternd an, bevor er hastig den Blick senkte. "Ich kann nicht!" "Doch, du kannst", redete Son Goku sanft auf den anderen ein. "Und das weißt du auch. Du musst es nur wollen."
 

Ein dicker Kloß bildete sich in Vegetas Hals und sein Köper fing unweigerlich an zu zittern. Da waren sie wieder. Diese verdammten Gefühle, die er einfach nicht verbannen konnte. Erneut brachen sie über ihn herein wie eine tosende Flutwelle und rissen ihn mit. Ohne wenn und aber.
 

"Vegeta." Ein Schauer lief Vegeta über den Rücken, als Son Goku seinen Namen so warm aussprach. "Hör auf damit", flüsterte der Prinz hilflos. "Du weißt gar nicht was du anrichtest!" "Dann sag es mir, Vegeta! Sag mir was los ist!", beharrte Son Goku und suchte den Blick des kleineren Saiyajins. "Du kannst mir vertrauen", sagte Son Goku leise und strich beruhigend über die Oberarme von Vegeta. Ihm war bereits das Zittern des anderen Kriegers aufgefallen und Vegeta konnte in seinen Augen nicht mehr vertuschen, dass ihn irgendetwas bedrückte.
 

Vegeta starrte den anderen an und fühlte sich immer mehr in die Enge gedrückt. Er wollte es nicht sagen. Bislang hatte er es sich ja nicht einmal selbst richtig eingestehen können. Wie sollte er dann noch Kakarotts Reaktion verkraften? Der ältere Saiyajin war sich sehr sicher, dass Kakarott seine Gefühle nicht erwidern würde. Verdammt er liebte einen Mann! Zwar war das auf seinem Heimatplaneten nicht unbedingt das Problem gewesen. Dort war man gegenüber gleichgeschlechtlicher Liebe sehr offen gewesen, doch er befand sich nicht auf seinem Heimatplaneten. Das hier war die Erde und Vegeta hatte bereits bemerkt, dass die Menschen hier nicht unbedingt tolerant gegenüber dieser Liebe war. Manche ja, doch der größere Teil leider nicht. Und so wie er Kakarott einschätzte, kannte dieser nur ein Bild: Zu einem Mann gehörte eine Frau und kein anderer Mann.
 

Doch wollte er diese Last wirklich ewig mit sich herumschleppen? Dadurch nicht mehr richtig funktionieren? Diese Gefühle quälten ihn. War es dann also nicht besser reinen Tisch zu machen? Vielleicht würde Kakarott sich dann von ihm abwenden und angewidert sein. Es würde weh tun. Sehr weh, doch wenn er Glück hatte, würde die Zeit seine Wunden heilen. Sicher nicht ganz, aber wenigstens ein bisschen.
 

Zitternd sah Vegeta sein Gegenüber an und biss sich kurz auf die Unterlippe, ehe er leise flüsterte: "Ich liebe dich, Kakarott."