Zum Inhalt der Seite

Die Bürde

Charlie Weasley/Draco Malfoy
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Bürde 4

- Kapitel 4 -
 

Charlie hatte noch keinen einzigen Schluck von seinem heiligen Kaffee getrunken, da segelte die Briefträger-Eule herein. "Ah...wunderbar", meinte er schon etwas fröhlicher, da er schon befürchtet hatte den Morgen ohne Tagespropheten beginnen zu müssen.

Der Weasley reichte dem Tier zum Dank einen Eulenkeks, bevor er jetzt endlich einen Schluck Kaffee zu sich nehmen wollte, während er die übrige Post durchschaute und mitten in der Bewegung erstarrte. Ein Brief vom Ministerium? Er legte die Stirn in Falten. Warum wollte ihm das nicht gefallen?

Ohne einen Schluck getrunken zu haben, nahm er das Kuvert an sich und öffnete es. Was für einen Mist wollten sie dieses Mal von ihm? Hatte er wieder vergessen irgendwelche Unterlagen auszufüllen? Oder gar einen Termin? Er mochte generell keine Post vom Ministerium. Es konnte nur schlecht sein. Das hatte nichts damit zu tun, dass er eventuell pessimistisch war. Bei Ministeriumspost war das einfach so.

Charlie zog das Dokument heraus und entfaltete es, ehe er einen Blick darauf warf.
 

Betreff: Patient Malfoy, Draco, geb. 05. Juni 1980
 

Sehr geehrter Herr Weasley,

bedauerlicherweise wurde uns zugetragen, dass der o.g. Patient tags zuvor eine Straftat in aller Öffentlichkeit begangen hat. Wir sind dazu verpflichtet dieser nachzugehen und entsprechend zu beurteilen. Eine entsprechende Durchschrift ist diesem Schreiben beigefügt.

Hochachtungsvoll

Abigail Smith ¬[1]

Sekretärin

Abteilung für Magische Strafverfolgung
 

Ungläubig starrte Charlie den Brief an, bevor er ihn umblätterte, um zur Durchschrift zu kommen. Was zum Teufel...?
 

Betreff: Ihre Straftat am helllichtem Tage in der Winkelgasse
 

Sehr geehrter Herr Draco Malfoy,
 

leider wurde uns von mehreren Augenzeugen berichtet, dass Sie am o.a. Ort straffällig geworden sind. Ihnen wird vorgeworfen die 5-Jährige Millie Whitman [2] im Beisein ihrer Mutter, Olivia Whitman [3], ohne jeglichen ersichtlichen Grund angegriffen zu haben. Da Mutter und Tochter wohlauf sind und lediglich mit einem Schock davongekommen sind, erlauben wir uns diesen Fall relativ diskret zu behandeln, um auf weitere Unruhen zu verzichten.
 

Laut Zaubereistrafgesetzbuch §43 Absatz 1 [4] sind Sie dazu verpflichtet als entsprechende Strafe Ihren Zauberstab 14 Tage lang beim Zaubereiministerium abzugeben. Sie haben bis heute 12 Uhr Zeit dem nachzukommen. Anderenfalls sind wir gezwungen weitere Maßnahmen zu veranlassen.
 

Hochachtungsvoll
 

i.A. Abigail Smith [1]

Sekretärin

Abteilung für Magische Strafverfolgung
 

Langsam ließ Charlie den Brief sinken und starrte diesen an. Das war doch wohl ein Scherz? Hastig griff Charlie nach dem Tagespropheten und fand schnell, was er suchte. Gequält stöhnte er auf. Den Fall diskret behandeln? Und warum stand er bitte im Propheten, den so ziemlich jeder Zauberer bekam?! Charlie starrte die Titelanzeige an und wischte sich über das Gesicht. "WERWOLF UND EHEMALIGER TODESSER DRACO MALFOY ATTACKIERT UNSCHULDIGES MÄDCHEN" prangte ihm dort mit Großbuchstaben entgegen. Das durfte einfach nicht wahr sein. Und all das noch vor seinem ersten Schluck Kaffee. Schnell holte Charlie dies nach, denn ohne ein bisschen Koffein im Blut würde er den heutigen Tag wohl nicht überleben.
 

Hastig schlang Charlie noch ein Sandwich herunter und suchte schnell seine Sachen zusammen, bevor er noch nach dem Tagespropheten griff und schließlich apparierte.
 

In seiner Eile tauchte er stolpernd vor dem kleinen Haus wieder auf, welches Draco zur Zeit bewohnte. Schnell öffnete er die Tür per Alohomora und betrat den kleinen Flur. "Draco? Wölfchen! Wir müssen reden!", rief er, noch bevor er ganz durch die Tür war. Nun musste Draco mit der Wahrheit herausrücken, ob er wollte oder nicht.
 

Dieses Mal tauchte Draco sogar im Türrahmen auf und Charlie schluckte, als er sah, wie verstört der Junge wirkte. "Ja...sicher...", meinte Draco kleinlaut. Bei Dracos Verhalten schien der Blondschopf ebenfalls schon Post bekommen zu haben. Verflucht. Dabei hatte er gehofft schnell genug zu sein, um Draco das Malheur irgendwie schonend beizubringen.

Charlie räusperte sich. "ich nehme an, du hast Post vom Ministerium bekommen?" Ein schwaches Nicken war Antwort genug für ihn. "Bekommst du auch den Tagespropheten?", erkundigte sich Charlie möglich ruhig, doch Draco schüttelte dieses Mal den Kopf. "Nein..." Das Abo kostete Geld. Geld, was er nicht hatte und daher hatte er sich kein Abo mehr zugelegt. "Mhm...würde es dich überraschen, wenn ich dir sage, dass du leider die Titelseite in Beschlag nimmst?"

Draco wurde noch etwas blasser und Charlie lächelte gequält. "Das bekommen wir schon wieder hin, Kleiner. Erst einmal erzählst du mir jetzt ganz in Ruhe deine Version und danach gehen wir zusammen zum Zaubereiministerium, um die Sache zu klären. Einverstanden?"

Der Blonde nickte und Charlie glaubte einen kleinen Hoffnungsschimmer in den grauen Augen zu sehen.

Er folgte Draco in das Wohnzimmer, wo Draco sich auf die Couch setzte und Charlie sich in dem gegenüberliegenden Sessel niederließ. Er legte den Tagespropheten und auch seine Umhängetasche ab, bevor er zu Draco sah und ihm auffordernd zunickte. "Dann erzähl mal. Ich bin ganz Ohr. Und vergiss nicht, was ich dir bereits gestern sagte: Ich bin überzeugt davon, dass alles eigentlich nur ein großes Missverständnis war und du komplett ins schlechte Licht gerückt wirst."

Dracp saß recht verunsichert auf der zerfledderten Couch und knetete unsicher seine Hände. Er hatte nicht damit gerechnet, dass um diese Aktion solch einen Wind entstehen würde, doch eigentlich hätte er es besser wissen müssen. Das war mal wieder eine Sensation für den Tagespropheten gewesen, der sich wie ein Rudel Wölfe auf diese Information gestürzt hatte und sie nun aufbauschten.

Unsicher sah er zum Propheten. "Darf ich den Artikel einmal sehen?", fragte Draco unsicher. Überrascht sah Charlie drein. "Ja natürlich, aber du tust dir damit nicht wirklich einen Gefallen", warnte Charlie, bevor er Draco die Zeitung hinhielt. "Schon gut.." Er war bereits schockiert.

Der Blondschopf breitete die Zeitung aus und las den Artikel, während Charlie ihn beobachtete. Der Junge war heute alles andere als patzig. Viel mehr wirkte er stark verunsichert, aber das war auch nicht verwunderlich bei dem ganzen Mist, was sich die Zaubererwelt wieder erlaubte. Sicher total unbegründet, aber das würde er gleich ja erfahren.

"Also? Dann erzähl mal", forderte er Draco auf, als dieser die Zeitung schließlich beiseitelegte. "Naja ich...ich bin zu diesem kleinen Kiosk gegangen, den du mir empfohlen hast. Dort habe ich mir einen Becher Kürbissaft gekauft und bin zu unserem vereinbarten Treffpunkt gegangen. Da habe ich dieses kleine Mädchen getroffen. Millie. Sie jammerte, dass ihr so warm wäre und ich hatte doch den Kürbissaft. Ich habe mich zu ihr gekniet, da ich ihr meinen Kürbissaft geben wollte. Dann kam plötzlich ihre Mutter und hat das alles völlig falsch verstanden. Warum auch immer geglaubt hat, ich will das Mädchen angreifen. Den Rest kennst du, denn als nächstes habe ich den Kürbissaft ins Gesicht bekommen."

Ungläubig starrte Charlie den blonden Jungen an. "Das...ist alles?" Vorsichtig nickte Draco und wirkte direkt wieder verunsichert. "Ja...mehr war da nicht. Ehrlich!"

Charlie konnte es nicht fassen. Das war wohl wirklich ein sehr großes Missverständnis. Diese Frau - diese dumme Pute! - war einfach direkt hysterisch geworden. Charlie musste sich dazu zwingen ruhig zu bleiben. Das war ja mal wieder so typisch. Dabei hatte er zuvor noch die Akte von Draco durchgeblättert, bevor er die Zusammenarbeit mit ihm angefangen hatte. Der junge Malfoy hatte sich eigentlich nie wirklich etwas zu Schulden kommen lassen. Selbst die letzten sechs Monate, wo Draco bereits ein Werwolf war, hatte er sich nicht strafbar gemacht. Darüber staunte Charlie am meisten. Schließlich war Draco zu dem Zeitpunkt alleine und die Welt hatte ihm da so ziemlich den Mittelfinger gezeigt. Ihm war sein Hab und Gut aberkannt worden und hatte ein wölfisches Problem, mit dem er lernen musste zurecht zu kommen. Der Junge musste zu der Zeit eine unglaubliche Selbstdisziplin besessen haben. Anders konnte Charlie es sich nicht erklären.

Er atmete tief durch. "Das ist lächerlich. Einfach nur lächerlich! Ich habe es doch gewusst! Aus einer Mücke wurde ein Elefant gemacht und anstatt dich wenigstens einmal anzuhören, haben sie dich wegen der Vergangenheit und deiner wölfischen Seite direkt verurteilt. Ich hasse so etwas! Genau deswegen will ich etwas ändern!", tobte Charlie nun, während Draco den Älteren erstaunt dabei beobachtete. Er hatte nicht damit gerechnet, dass Charlie so verärgert reagieren würde. Zwar war Charlie neuerdings sein Betreuer - wirklich, kein Kommentar! -, doch kannten sie sich wirklich nicht so lange, dass Charlie direkt Partei für ihn ergreifen könnte, aber der Weasley tat es. Draco konnte das nicht so wirklich verstehen, aber tief in seinem Inneren freute er sich darüber, dass Charlie nicht so dachte wie all die anderen.

"Wir gehen jetzt zum Ministerium, um denen die Leviten zu lesen. Die können was erleben!", fuhr Charlie fort und fasste nach Dracos Handgelenk. Perplex sah der Jüngere auf. Er hatte nicht einmal mitbekommen, wie Charlie aufgestanden war. Im nächsten Moment wurde er bereits von Charlie hochgezogen, der im nächsten Moment einen Arm um seine Taille legte und ihn eng an sich zog.

Mit großen Augen sah Draco auf, ehe er unweigerlich rot wurde. "W-was soll das werden?!", fauchte der junge Wolf, während Charlie ihn nun schelmisch angrinste. "Naja...nachdem das letzte Apparieren so schlecht gelaufen ist, dachte ich, dir würde es so besser ergehen. Ein Versuch ist es wert." Und ehe Draco ein weiteres Mal protestieren konnte, disapparierten sie und landeten in der Apparierzone des Ministeriums.

Draco merkte, wie sich wieder alles leicht drehte, doch es war besser als letztes Mal. Für einen Moment schloss er die Augen, um sich zu beruhigen und erst als er deutlich machte sich lösen zu wollen, ließ Charlie ihn aus seinem schützenden Griff.

Dem Blonden war die Aktion recht peinlich und schaute nun wütend zu Charlie auf, der ihn nur unschuldig angrinste. Tatsächlich wagte dieses Wiesel es eine Hand an seinen unteren Rückenbereich zu legen, um ihn sicher durch die wuselnde Menge von Hexen und Zauberern zu lotsen.

"Nimm deine Dreckspfote da weg!", zischte Draco leise, doch Charlie sah nur amüsiert drein. "Nein, nachher gehst du mir noch verloren, du kleiner Giftzwerg." Dracos Augen weiteten sich. Das war ja wohl die Höhe! Und wie konnte dieser Weasley schon wieder so gut gelaunt sein? Noch wenige Minuten zuvor hatte sich Charlie ganz schön aufgeregt. Stattdessen führte er ihn jetzt zielsicher zu den Fahrstühlen, der sie in die 2. Etage bringen würde, wo das Abteil für Magische Strafverfolgung ihren Sitz hatte.

Draco wurde recht mulmig zumute. Er war sich nicht sicher was Charlie vorhatte. Der Blonde selbst sah sich schon für 14 Tage ohne Zauberstab. Etwas, was ihm definitiv nicht behagte. Was wollte man ihm denn noch alles wegnehmen? Reichte es nicht irgendwann? Betrübt ließ Draco seinen Kopf hängen, während er darauf wartete, dass die Türen des Aufzuges auseinander glitten. Es war einfach nicht fair.

Schon während sie eben durch die großzügige Eingangshalle gegangen waren, die Draco endlos vorgekommen waren, hatte er die gehässigen Blicke auf sich gespürt. Kein Wunder, wenn er die Titelseite des Tagespropheten zierte.

Der Blonde schluckte und merkte erst jetzt wie verkrampft seine Haltung war. Ihm war alles andere als gut und am liebsten wäre er einfach auf und davon. Hätte sich irgendwo verkrochen, wo er von der Welt nichts mehr mitbekam.

Charlie merkte wie unruhig sein Schützling von Minute zu Minute wurde. Auch er hatte die abstoßenden Blicke bemerkt und sie zerrten tierisch an seinem Geduldsfaden. Was war nur aus der Zaubererwelt geworden? Anstatt sich zu freuen, dass Voldemort endlich besiegt war, suchten sie sich einen neuen Sündenbock, über den sie herziehen konnten.

Der Weasley strich beruhigend über Dracos Rücken und hoffte, dass es wenigstens ein bisschen wirken würde. Als der Aufzug schließlich anhielt und den Flur freigab, traten sie heraus und Charlie sah sich kurz um, bevor er Draco in die richtige Richtung führte. "Schh..es wird alles gut. Das verspreche ich dir. Du bist unschuldig. Daran musst du immer denken", versuchte er Draco gut zuzureden, der schon wieder ungesund blass war. Auch dessen Augenringe schienen nochmal etwas dunkler zu sein als gestern. Verdammter Vollmond.

Schließlich standen sie vor der entsprechenden Bürotür und Charlie sah noch einmal aufmunternd zu Draco, bevor er anklopfte. "Ja bitte?", ertönte es von Innen und Charlie öffnete die Tür, um mit Draco einzutreten. Sie gingen zum Empfangsschalter, wo eine junge, blonde Hexe auf sie wartete.

"Guten Tag, ich bin Charlie Weasley und das hier neben mir ist mein Schützling Draco Malfoy. Es geht um diesen Brief hier, der uns heute Morgen zugestellt wurde." Charlie überreichte der jungen Frau das Dokument, woraufhin diese nickte. "Richtig. Dann würde ich Mr. Malfoy jetzt bitten den Zauberstab abzugeben. Er kann ihn nach 14 Tagen hier wieder abholen", erklärte die junge Frau, doch Charlie lächelte sie charmant an. "Nicht so schnell. Wir sind hier, um Einspruch einzulegen. Mr. Malfoy ist unschuldig und ich verlange, dass man ihn anhört."

Die junge Frau schaute ungläubig. "Bitte? Es ist ja wohl eindeutig, dass er schuldig ist!" "Achso? Ist es das? Und seit wann wird einem Beschuldigten das Recht genommen sich zu erklären? Nur weil er ein Werwolf ist?" Charlie sah die junge Frau missbilligend an. "Ich wünsche auf der Stelle die Leiterin dieser Abteilung, Amelia Bones [5], zu sprechen. Und glauben Sie mir: Eher gehe ich hier nicht weg."

Mit staunenden Augen beobachtete Draco, wie die junge Angestellte schließlich zähneknirschend aufgab und sich erhob. "Einen Moment bitte", meinte sie zischend, woraufhin Charlie sie breit anlächelte. "Aber natürlich."

Die Hexe verschwand und Charlie wandte sich Draco zu. "Ist noch alles gut bei dir?", fragte er besorgt nach, woraufhin Draco das Gesicht verzog. "Ich bin kein kleines Kind mehr! Also sieh mich nicht so an!" Daraufhin grinste Charlie. "Ah, wenn unsere kleine Diva schon wieder ein bisschen rumzicken kann, dann geht es ihr wohl gut." Dabei ignorierte Charlie den zornigen Blick, den Draco ihm zuwarf. Bellende Hunde beißen nicht. Das galt auch für kleine, ungezogene Wölfchen.

Schließlich kam die junge Hexe zurück, die sie noch immer kühl ansah. "Mrs. Bones wird Sie jetzt empfangen. Bitte folgen Sie mir." "Sicher", antwortete Charlie ruhig, bevor er kurz zu Draco blickte. Dieses Mal unterließ er es Draco zu führen. Er wollte es ja nicht auf die Spitze treiben.

Sie wurden in ein großzügig geschnittenes Büro gebracht, wo hinter einem Schreibtisch eine Hexe mittleren Alters saß, die sie über den Rand ihrer Brille hinweg ansah. Als sie eintraten, erhob sich Amelia Bones und strich ihre Robe glatt. "Ah, Mr. Weasley und Mr. Malfoy. Bitte, setzen Sie sich doch. Ich danke dir Abigail."

Die junge Hexe nickte steif, ehe sie das Büro wieder verließ und die Tür hinter sich schloss. Charlie und Draco nahmen indes ihre Plätze ein und auch Mrs. Bones setzte sich wieder, ehe sie die zwei ruhig ansah. "Was darf ich für Sie tun, meine Herren?", fragte sie ruhig und Charlie zeigte erneut das Dokument vor.

"Es geht um dieses Schreiben, Mrs. Bones. Mein Schützling wird darin zu Unrecht beschuldigt. Ich fordere, dass man ihn anhört, damit er sich verteidigen kann. Er ist unschuldig!", fiel Charlie direkt mit der Tür ins Haus, da er keine Lust hatte um den heißen Brei herumzureden. Wozu? Wenn das Ministerium so in die Offensive ging, dann würde er das auch tun.

Mrs. Bones nahm das Schreiben an sich und rückte ihre Brille zurecht, ehe sie das Dokument kurz überflog und anschließend ihren Blick gezielt auf Draco richtete, der augenblicklich wieder nervöser wurde.

"Gut, wenn Sie schon einmal hier sind. Mr. Weasley ich nehme an, Sie können als Zeuge fungieren?" Charlie atmete tief durch. "Nun, nur zum Teil. Daher dachte ich, dass es naheliegend wäre, Sie würden sich Dracos Erinnerung ansehen. Sie werden feststellen, dass es einfach nur ein großes Missverständnis war und die Mutter der kleinen Millie die Situation leider völlig falsch eingeschätzt hat und dementsprechend überreagiert hat."

Unruhig rutschte Draco auf dem Stuhl umher, als Mrs. Bones ihn wieder taxierte. Die ganze Situation war ihm absolut unangenehm und er hatte immer noch Zweifel, ob sie damit durchkommen würden.

"Mh...wissen Sie meine Herren: Erinnerungen können verändert werden", erklärte sie nun. Charlie schnaubte. "Dann nehmen Sie eben noch einen Wahrheitstrank hinzu. Er ist unschuldig! Draco hat sich, während ich unsere Einkäufe bezahlt habe, einen Kürbissaft bei dem kleinen Kiosk in der Winkelgasse geholt. Bei unserem Treffpunkt tauchte die kleine Millie auf. Draco erzählte mir, dass der Kleinen wohl unglaublich warm gewesen sei. Daraufhin wollte er ihr lediglich den Kürbissaft anbieten. Millies Mutter hat dies - warum auch immer! - als einen Angriff gedeutet und Draco daraufhin den Kürbissaft ins Gesicht gekippt. Ab dem Zeitpunkt fungiere ich übrigens als Zeuge. Die Augen von ihm wurden von dem verklebten Zeug verätzt und er hatte Schmerzen. Draco hatte überhaupt keine Chance sich zu erklären, da die Mutter mit Millie sofort Reißaus genommen hat. Und heute Morgen muss ich zudem noch sehen, dass mein Schützling die Titelseite des Tagespropheten ziert, obwohl er unschuldig ist! Er wird in einem völlig falschen Licht dargestellt und jetzt weiß wohl sicher auch noch der letzte, dass er ein Werwolf ist. Dabei hat er es schon schwer genug."

Charlie atmete tief durch, nachdem er sich so in Rage geredet hatte, aber es hatte einfach raus gemusst.

Mrs. Bones sah die beiden jungen Männer an und würde Charlies Sichtweise wirklich stimmen, dann hätten ihre Mitarbeiter einen dicken Fehler gemacht. "Nun gut..." Die ältere Hexe erhob sich und zückte ihren Zauberstab, ehe sie um ihren Schreibtisch herumging und bei Draco stoppte. "Sie haben beide mein Vertrauen, dass nichts an der Erinnerung manipuliert wurde." Danach setzte sie ihren Zauberstab an und murmelte: "Legilimens."

Draco versteifte sich, als Mrs. Bones in seinen Kopf eindrang und schloss gequält seine Augen. Es war jedes Mal ein sehr unangenehmes Gefühl und er musste sich dazu zwingen nicht seine inneren Wände als Schutz hochzuziehen. Er merkte, wie sein innerer Wolf deutlich unruhig wurde. Draco konnte das verstehen. Wer mochte es schon, wenn eine fremde Person sich in seinem Kopf befand und sämtliche Erinnerungen und Gedanken durchforstete? Wohl niemand.

Umso erleichterter war Draco, als Mrs. Bones sich endlich wieder zurückzog und sich an ihren Schreibtisch setzte. Die Hexe legte ihren Zauberstab beiseite und sah die beiden jungen Männer vor sich ernst an. "Ich möchte mich aufrichtig bei Ihnen - insbesondere bei Mr. Malfoy - für diesen unangebrachten Fehler entschuldigen. Ich werde meine Mitarbeiter anweisen künftig gefälligst sorgfältiger zu arbeiten. Schließlich muss ich mich darauf verlassen können. Als Entschädigung werde ich einen entsprechenden Bericht verfassen und ihn an den Tagespropheten schicken, um das Missverständnis zu erklären und Ihren Namen reinzuwaschen. Haben Sie sonst noch irgendwelche Fragen?"

Charlies Gesicht hatte sich inzwischen deutlich aufgehellt und er schüttelte schnell den Kopf. "Nein, vielen Dank Mrs. Bones. Es bedeutet uns sehr viel, dass Sie Draco und mir glauben."

Mrs Bones nickte. "Dann wünsche ich Ihnen beiden noch einen schönen Tag." "Ihnen auch, Mrs. Bones", verabschiedete sich Charlie höflich und zog Draco hoch, der noch völlig perplex war. Er war freigesprochen? So einfach?

Irritiert sah Draco zu Charlie auf, der ihn warm anlächelte. "Na siehst du. Ich habe dir doch versprochen, dass alles gut wird." Verlegen senkte Draco den Blick da er merkte, wie er bereits wieder rote Wangen bekam. "Mhm.." Leicht nickte Draco und so verließen sie schließlich Mrs. Bones Büro und die Abteilung. Zielstrebig näherte sich Charlie den Aufzügen, da er einfach nur noch hier raus wollte. Dennoch war er sehr froh, dass es so gut gelaufen war, denn der ein oder andere Zweifel war schon vorhanden gewesen.

"Was meinst du Draco? Sollen wir das mit einem guten Glas Butterbier feiern?", fragte Charlie grinsend, als Draco seinen Kopf hob. "Ich...will einfach erst einmal nach Hause", meinte Draco leise und Charlie nickte verständnisvoll. "Klar. Ich bringe dich direkt dorthin." Sie stiegen in den Aufzug, der sie nach unten brachte und von dort aus ging es zu der Apparierzone. Wieder hielt Charlie den Blonden schützend fest, ehe sie disapparierten.

Als sie in dem kleinen Flur ankamen, merkte Charlie, wie Draco sich an ihn festgekrallt hatte. "Draco? Alles gut. Wir sind wieder zurück", sagte er beruhigend und strich Draco durch die blonden Haarsträhnen. Abrupt löste sich Draco und starrte Charlie mit geröteten Wangen an, ehe ihm jedoch schwindelig wurde.

Schnell fasste Charlie nach dem ehemaligen Slytherin und hielt ihn gut fest. "Das war wohl alles ein bisschen viel, mh? Willst du dich etwas ausruhen?" Draco nickte schwach und ließ sich von Charlie in sein Schlafzimmer bringen, wo Charlie wie selbstverständlich den Jüngeren von seiner Robe und seinen Schuhen befreite, was Draco wieder peinlich war.

Charlie lachte nur leicht und richtete sich wieder auf. "Dann verschieben wir das einfach mit dem Butterbier. Ist ja kein Problem. Während du dich ausruhst, besorge ich uns etwas Feines zum Mittagessen. Wie hört sich das an?"

Draco nickte nur schwach und kroch bereits in sein Bett. Er wollte sich einfach etwas zurückziehen und Charlie verstand das. Nicht nur, dass Vollmond bevorstand, nein, jetzt hatten sie sich auch noch mit dem Gesetz beschäftigen müssen, was in diesem Fall völlig überflüssig gewesen war.

"Gute Nacht, Draco. Ich sehe später wieder nach dir", meinte Charlie warm, bevor er die Tür hinter sich zuzog, damit Draco seine wohlverdiente Ruhe bekam. Er selbst würde erst einmal den Kühlschrank durchforsten, um zu schauen was er dem Jungen Tolles zu essen machen könnte. Er würde Draco nach diesem Schreck schon wieder aufbauen. Dafür war er ja jetzt hier. Lächelnd holte Charlie mehrere Zutaten aus dem Kühlschrank und machte sich an die Arbeit.
 

______________________________

Fortsetzung folgt...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  jessteito
2014-05-01T09:50:26+00:00 01.05.2014 11:50
Servus^^
Ich muss meine letzte Aussage revidieren!! Dieses Weibsbild gehört in ne Geschlosseabteilung in ne schalldichte Gummizelle!!!!! \_/
Armer Draco!! :'(
Charlie ist der aller beste!!!! \^o^/
Mrs Bones ist mir in diesem beschränkten Ministerium am sympathischsten...
Schreib bitte ganz schnell weiter!!!!!
Glg Jessi ^^v
Antwort von:  -Marluxia-
01.05.2014 11:52
Charlie - go go :D
Er weiß, wie man die Dinge handhaben muss. XD
Antwort von:  jessteito
01.05.2014 12:14
*mit ponpons wedel und Charlie anfeuern*
Und vielleicht kann er Draco irgendwann einmal noch mehr zu Hand gehen *schief grins* XD
Antwort von:  -Marluxia-
01.05.2014 12:18
Tzz tzz xD
Antwort von:  jessteito
01.05.2014 12:31
*unschuldig pfeif*
Ich weiß nicht was du meinst ;》


Zurück