Typisch Eltern/Guter Freund
Mom starrte mich entgeistert an, während Dad Tony nur abschätzend musterte. Dieser jedoch griff hinter sich an den Tisch - ich vermutete das er mein Geschenk wieder einpackte. Über diesen Gedanken musste ich schmollen, als der weißhaarige allerdings plötzlich seinen Mantel packte und zur Tür lief, "Ich wollte eh gerade wieder gehen.."
Mein Blick fiel schlagartig auf die leere Tischplatte, doch als ich wirklich nichts fand, wanderten meine Augen wieder zu Tony. Dieser wollte sich gerade mit einem entschuldigendem Lächeln an meinen Eltern vorbei in den Flur schieben, als mein Vater ihn plötzlich am Kragen packte und mit sich zurück in das Zimmer zog.
Entsetzt über die plötzliche Kraft wollte ich schon meinen Vater zurückhalten, doch meine Mutter nahm mich bereits in die Arme. Dad drückte Tony in einen Sessel, "Setzen!" Der junge Mann tat wie ihm geheißen und starrte erschrocken zu mir, doch mir fiel auch nichts anderes ein, als mit den Schulten zu zucken. Als hätten die beiden das schon alles abgesprochen.
Mom schob mich auf das Bett, wobei sie selbst ebenfalls neben mir platz nahm. Dad lehnte an der Wand, während sein Blick noch immer auf dem weißhaarigen ruhte, "Name und Alter?!!" Das ganze kam mir vor wie bei einem Verhör. Ich musste allerdings zugeben das ich Tony's hilflosen, irritieren und ein wenig verängstigten Blick schon ganz süß fand.
"Tony Sullivan.. neunzehn Jahre.", kam es stückweise von ihm. Mein Vater hingegen lachte auf, "Also noch ganz grün hinter den Ohren! Wo und wann habt ihr euch kennen gelernt?" Ich riss die Augen auf und schluckte schwer.
Peinliches Schweigen.
Die kurze Geschichte war erzählt, die Erwachsenen standen vor der Tür und besprachen wie es weiter gehen würde, während Faith derweil auf Tony's Schoß saß, "Dir ist bewusst, das dich meine Eltern jetzt für meinen Freund halten, oder?" Er zuckte als Antwort mit den Schultern.
Das ganze war gar nicht gut verlaufen.. seine Auftraggeber würde in anschreien, zusammenschlagen und.. nein, auseinander reißen würden sie ihn! In tausende kleine Stückchen.. Bei diesem Gedanken wurde ihm heiß und kalt zugleich. Schon das blaue Auge hatte ihm gereicht! Perplex starrte er an die Wand.. so war das ganze einfach nicht geplant gewesen.
Panik stieg in ihm auf, er war definitiv mit dieser Situation überfordert! "Scheiße..", der junge Mann legte seine Arme um Faith' Körper um sie zu sich heran zu ziehen und sein Gesicht in ihren Haaren zu verbergen. Ihre Nähe.. sie tat gut. Warum? Es verwunderte ihn beinah selber das ihr Geruch ihn so beruhigte, doch im Moment war es besser als die blanke Panik, die immer weiter in ihm wuchs.
"Was kann ich tun..",
"Was sagst du? Ich kann dich nicht verstehen, Tony.", doch er dachte nicht daran seinen Kopf zu heben. Ihm war einfach nicht danach. Er schüttelte einfach den Kopf.
Was ihre Eltern wohl dort draußen besprachen?
Am liebsten würde er jetzt alles stehen und liegen lassen - einfach abhauen. Hatte er sich doch das ganze irgendwie selber zuzuschreiben!
Warum wollte er nur immer seinen Dickschädel durchsetzen?
Warum Spaß haben?
Er hatte die zwei Monate die er sie schon beobachtete doch auch schon ohne ausgehalten.
Warum also ausgerechnet jetzt?!
Und warum zur Hölle hatte er diesen Auftrag überhaupt angenommen?
Seine Auftraggeber waren unfreundlich und verspotteten ihn so es ging. Er hätte ablehnen sollen, doch er brauchte das Geld. Außerdem wollte er sich nicht vor seinem besten Freund blamieren und ablehnen. Tony hatte die Nachricht, das es wieder Arbeit gab, eigentlich nur von ihm..
Nero war ganz aufgeregt gewesen, als sie sich in einem Cafe getroffen hatten. Sein Freund war wie immer mit Kopfhörern über den Ohren aufgetaucht.. so wie immer. Quasi sein Markenzeichen. Was gab es auch schon an ihm und Tony zu unterscheiden? Außer die Augenfarbe..
Nero hatte genauso wie er weiße Haare und einen Mantel. Zwar war dieser Blau-Rot, dennoch war es ein Mantel. Sie waren gleich groß, hatten denselben Musikgeschmack und ließen sich selten etwas vorschreiben. Dennoch waren sie richtige Gegensätze. Auch wenn der eine den anderen in allem übertreffen wollte.
Nero war also in das Cafe gekommen und hatte sich gerade gegenüber seines Freundes gesetzt, als er auch schon anfing mit reden, "Es gibt endlich wieder etwas zutun in dieser absolut langweiligen Stadt! Allerdings.." Der junge Mann brach abrupt ab, was seinem Gegenüber nur ein Augenbrauen hochziehen entlockte. Schließlich beugte sich Tony vor, "Jetzt spuck es schon aus!"
"Ja, es gibt Arbeit.. allerdings von ihnen.", betonte Nero. Doch der zweite weißhaarige ließ seine Augenbraue wo sie war, "Seit wann geben denn die beiden Aufträge los?! Die könnten das doch locker selber schaffen..",
"Eben nicht!" Tony hasste es, wenn er unterbrochen wurde, doch dieses mal schien es dem etwas jüngerem ernst zu sein.
"Nein, das ist etwas anderes. Ich habe dabei sofort an dich gedacht, auch wenn du nicht als der Typ bekannt bist, der Geduldig sein kann, aber es dreht sich um eine Menge Geld und.. zumal musst du nur ein Mädchen beobachten!", Nero schien ja richtig im Redefluss zu sein, doch das war er öfters, wenn er zuviel Schokolade gegessen hatte. Seinem Gegenüber zauberte das andauernd ein Lächeln ins Gesicht.
Sie waren beinah wie Brüder.. Meistens wusste der eine, was der andere dachte.. Deswegen arbeitete Tony auch so gern mit dem weißhaarigem zusammen.
Trotz mancher Machtspielchen.
"Sie haben momentan einige.. nun, sagen wir zu den Problemen einfach Dämonen - die ihnen zu sehr auf die Pelle rücken.. es geht wirklich nur darum um zu beobachten und benachrichtigen. Mehr nicht. Natürlich darfst du dabei nicht auffallen, aber..",
"Warum hast du nicht angenommen?!" Schweigen.
Nero wollte anscheinend nicht antworten, doch er rang sich wenigstens zu einige paar Wörtern durch, "Sie vertrauen mir nicht genug.."
Sein Gegenüber brach in schallendes Gelächter aus. Es dauerte seine Zeit, bis er sich wieder beruhigt hatte, "Wirklich? Schließlich warst du doch mit dem einen eine ganze Zeit lang unterwegs.. wie hieß er gleich?"
"Schnauze, Tony!!", brummte Nero zwischen zusamen gebissenen Zähnen hervor.
Doch anstatt aufzuhören, lachte er einfach weiter, "Ja, gut.. haha, ich nehme an! Wenn sie dir das nicht zutrauen.. wer sollte es sonst machen?"
Mom und Dad kamen plötzlich wieder hinein. Sofort sprang ich von Tony's Schoß, dieser jedoch starrte noch immer perplex in das große Nichts, das uns zu umgeben schien.
Was war los mit ihm?
Ich konnte förmlich sehen wie seine sonst so kühle und unnahbare Fassade bröckelte und ein kleiner, hilfloser Junge zum Vorschein kam. Mit einem flauem Gefühl im Magen, ließ ich die Schultern hängen.. Ich war ihm also doch nicht wichtig!, schoss es mir als erstes durch den Kopf, ehe ich diesen dreisten Gedanken wieder fort schob.
Dad hingegen achtete nicht auf den Gemütszustand des weißhaarigen und klopfte ihn auf die Schulter, "Und nun das berüchtigte 'Männer-Gespräch'!"
Mein Blick wurde Mitleidig, "Bitte.. stell nicht allzu peinliche Fragen, Dad!" Mit einer hochgezogenen Augenbraue musterte er mich kurz, dann zwinkerte er. Oh, das war gar nicht gut!
Beinah Marionettenhaft stand Tony nun auf, tat sich aber schwer meinem Vater zu folgen. Zudem war er schlagartig blass geworden. Doch leider konnte ich ihm nicht helfen.
Nur erahnen was als nächstes kam..
Währenddessen legte Mom einen Arm um meine Schulter, "Ich habe schon beim Frauenarzt angerufen - die Pille wird jedoch warten müssen!",
"Mom!!"
