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Der leise Fall

Frühlingswichteln 2014 - Coronet (Teil 2/2)
von

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Der junge Jedi stand nachdenklich in dem Zimmer seiner momentanen Unterkunft. Es machten sich wieder so viele Gefühle in ihm breit, dass er wie immer erstaunt darüber war, dass er daran noch nicht zerbrochen war. Obwohl dies normalerweise nicht so seine Art war, kam es ihm so vor, als kenne er so viel, aber wüsste so wenig und dies machte ihn fast wahnsinnig. Er wollte gut sein oder vielleicht sogar besser als jeder andere Jedi. Doch oft wurde er nur als der Padawan angesehen, welcher er noch war.
 

Doch man hatte ihm oft gesagt, die Macht sei stark in ihm, aber wieso wurde er diese nagende Gier nach mehr nicht los? Wieso fühlte er sich nicht vollkommen, obwohl dies doch sein sollte? So viele Fragen schwirrten in seinem Kopf, doch er fand keine logische Erklärung dafür. Er wurde das Gefühl nur nicht los, dass er, egal wie viel Glück er auch haben mochte; irgendwann an seinen Gefühlen zerbrechen würde. Auch wenn er sich nicht sicher war, ob das nicht vielleicht das Beste für ihn wäre.
 

Seine Gedanken schweiften ein wenig ab, zu der Frau, welche er so innig liebte. Mit welcher er so viel teilen konnte und die sein Kind in sich trug. Hatte er überhaupt so viel Glück verdient? Doch schnell machte sich die Angst wieder in ihm breit, sie bei der Geburt zu verlieren. Sein Traum schien so allgegenwärtig zu sein wie die Macht selbst. Und doch konnte er besser mit dem letzteren umgehen, als mit der Gewissheit die Liebe seines Lebens zu verlieren.
 

Er wollte nichts von ihr missen, denn Padmé, die wunderschönste Frau, liebte er mehr als alles andere auf der Welt. Gedanklich strich er durch ihre langen, braunen Haare, welche sanft über ihre Schulter flossen und hörte ihr atemberaubendes Lachen, wenn er wieder eine Dummheit gesagt hatte. Er vergötterte sie förmlich, ihren schönen Körper und ihre anmutige Art. Er wusste nicht, wo er anfangen und aufhören sollte diese Frau zu beschreiben.
 

Er strich sich langsam die Kleidung von den Schultern und betrachtete einige Zeit das feste Leinen, das er so selbstredend trug. An manchen Tagen war er sich nicht ganz sicher, ob er diese Robe, auch wenn es vielleicht kindisch wirkte, verdient hatte. Denn er hatte die Ehre der Jedi mit der Heirat auf Naboo beschmutzt. Aber er liebte die Gefahr, deshalb lebte er mit dieser Gewissheit weiter.
 

Er wollte nun mehr denn je diejenigen beschützen, welche er liebte. Auch wenn dies bedeutete, seine Seele weiterhin zu vergiften, um die Liebe und Sicherheit für Padmé und dem ungeborenen Kind zu sichern. Denn ungeachtet der Tatsache, dass er nicht träumte, hörte er wieder die Schreie von ihr aus seiner Vision. Wut und Angst sickerten durch seine Venen und er fragte sich, wie so oft in letzter Zeit, wie man als einzelner Mensch so ein reges Gefühlschaos überstehen konnte.
 

Er zitterte leicht vor Wut und Verzweiflung, doch alleine die Projektion ihrer Stimme beruhigte ihn wieder. Denn sie war sein Auffangbecken, wenn er sich wieder einmal wegen seinen Gefühlen im freien Fall befand. Er wollte dies nie missen. Dafür würde er wirklich alles tun. Wenn die Zeit kam, würde er dieser Frau helfen aus jeder erdenklichen Lage retten.
 

Es störte ihn nur so sehr, dass sie ihre Liebe nicht offen zeigen durften, dass die Frucht ihrer Liebe eigentlich verboten war und sie beide dadurch verpönt werden könnten. Er wollte nicht, dass sie ihrem Status enthoben würde und er das Schwert niederlegen müsste, sollte jemand von der Heirat erfahren.
 

Gleichzeitig war es ihm ziemlich egal, weil er die Frau immer an seiner Seite haben würde, da war er sich sicher. Er würde sie retten. Er würde mit ihr alt werden. Ihre Tochter oder ihr Sohn würde zusammen mit ihnen aufwachsen. Er könnte seinem Kind zeigen, wie man die Macht kontrollierte und wie man ein Lichtschwert zusammenbaute und schwang. Vielleicht auch, wie man aus Einzelteilen einen Roboter konstruieren konnte.
 

Die Macht: Segen und Fluch zugleich. Er wusste manchmal nicht recht, ob er sich freuen sollte, so empfänglich zu sein, weil das Vertrauen der anderen Jedi in ihn manchmal nicht zu seiner Zufriedenheit war. Obwohl ihm vor einiger Zeit vom Kanzler selbst die Ehre erwiesen wurde ein ‚Meister‘ zu sein. Doch was brachte ihm dieser Titel, wenn er von den Ratsmitgliedern weiterhin nur Missfallen entgegengebracht bekam?
 

Sein bester Freund und Mentor, Obi-Wan Kenobi, hatte ihn so vieles gelehrt und doch schien es nicht genug zu sein. Denn die anderen Meister blieben misstrauisch ihm gegenüber und weihten ihn bei weiten nicht in alle Geheimnisse ein. Dabei war er kein Kind mehr, denn er konnte die Macht gut kontrollieren und ließ sich nicht ganz von ihr einnehmen. Wieso wurde er dann nicht mit offenen Armen empfangen?
 


 

Er musste wieder an die Sache auf dem Kampfschiff denken, als er Kanzler Palpatine gerettet und dabei einen Sith Lord getötet hatte. Die Gier, welche sich zu der Zeit in seinem Körper ausgebreitet hatte, war atemberaubend gewesen. Seine Macht schien in dem Moment so groß und mächtig geworden zu sein. Anakin Skywalker, der Auserwählte, hätte damals am liebsten laut aufgelacht, obwohl ihm eher zum Schreien zumute war.
 

In diesem Moment hatte er gleichzeitig gegen so viele Regeln verstoßen, indem er ohne wirkliche Erlaubnis, abgesehen von der Bestätigung vom Kanzler selbst kam, den einen Jedi – auch wenn es ein Sith war – hingerichtet hatte. Anders konnte man es nicht mehr ausdrücken. Ein Jedi war dazu ausgebildet nichts Verbotenes zu tun, dazu zählte das willkürliche Töten anderer. Das Lichtschwert war zu Verteidigungszwecken da und nicht, um damit andere einfach niederzustrecken.
 

Anakin rieb sich über seinen schmerzenden Kopf und hätte am liebsten laut aufgeschrien. Er wusste einfach nicht mehr wo ihm der Kopf stand. Zu viele Gedanken schwirrten darin herum. So vieles verpestete sein Inneres, dass er nicht genau wusste, wo er zuerst nachgraben sollte.
 

Er sah sich wieder dort stehen, wie er die beiden Lichtschwerter hoch hielt und den Adrenalinkick verspürte, welcher seine Macht fast zum Überkochen brachte, und ohne wirkliche Reue der Forderung des Kanzlers nachging. Wäre Obi-Wan zu dem Zeitpunkt wach gewesen, wie hätte er wohl reagiert?
 

Anakin fragte sich manchmal, ob es anders gelaufen wäre, wäre Obi-Wan bei Bewusstsein gewesen und ob er ihn aufgehalten hätte. Oder ob er es nicht mehr rechtzeitig zu ihm geschafft hätte. Immerhin hatte er dem Sith einen ehrenlosen Tod beschert, indem er ihn enthauptet hatte. Aber es war für ihn wie ein Reflex gewesen, dass er die zwei Lichtschwerter um den Hals von Darth Tyranus gelegt hatte und somit einen Wehrlosen auf dem Gewissen hatte.
 

Er war sich auch immer unsicherer, wie er über Obi-Wan denken sollte. Auf der einen Seite verehrte er ihn, aber auf der anderen Seite fing seine leichte Abneigung gegen ihn an, größer zu werden. Woran es lag, konnte Anakin nicht genau sagen, es hatte sich nur in ihm manifestiert und er wollte im Moment auch nicht wirklich etwas gegen dieses Gefühl tun.
 

Sein Blick glitt zum Fenster und er stand mit raschelndem Untergewand auf. Auch wenn er nun fast nackt im Zimmer stand, so fühlte er sich dennoch von der Last der Kleidung erdrückt. Mit einem Ruck wollte er sie sich vom Körper reißen, doch er blieb nur schwer atmend vor dem Fenster stehen und blickte in die Nacht hinein. Er hätte so gerne zu seiner Sonne im Leben geschaut, aber sie war nicht bei ihm.
 

Er blickte über die trostlose Gegend, in der er sich mit Obi-Wan und den anderen Jedi-Rittern und -Meistern befand. Sein Atem ging schwerer und er griff sich kurz ans Herz, doch es würde eh nichts bringen. Seine Unruhe ließ ihn im Moment nicht los und da könnte das Festhalten seines Herzens nun auch nichts mehr bewirken.
 

Besaß er überhaupt noch eins? Oder wie konnte man dies überhaupt definieren? Er liebte Padmé, soviel war sicher, aber es fiel ihm in Kämpfen immer leichter, kleinere oder größere Machtspielchen anzuzetteln, von tödlichen Lichtschwertkämpfen nun mal abgesehen.
 

Ein leises Lachen verließ seine Lippen und Anakin schüttelte dabei den Kopf. Er hatte wirklich so langsam das Gefühl, verrückt zu werden. Ein einsames Wort verließ seinen Mund: „Padmé.“
 

Er wusste, dass sie ihn nicht hören konnte, doch es half ihm dennoch wieder ein wenig fokussierter an die ganze Sache heran zu gehen. Die ganzen unbeantworteten Fragen blieben dennoch immer noch bestehen, aber für den Moment störte es ihn nicht wirklich. Er wollte sich selbst überhaupt einmal verstehen.
 

Er schlug mit der Faust gegen die Fensterscheibe und wiederholte diese Bewegung einige Male, ehe er ein leichtes Knirschen des Glases vernahm. Manchmal unterschätze er die Kraft seiner rechten Hand, deshalb ließ er sie wieder mit einem bitteren Gesichtsausdruck sinken. Vielleicht sollte er einmal mit jemanden über seine Gefühle sprechen. Über das Chaos, welches in ihm herrschte.
 

Seine Hand glitt zu dem Griff seines Lichtschwertes und er legte es auf seine geöffneten Hände. Sein Blick heftete darauf und er hatte das Gefühl, dass es immer schwerer in seiner Hand wog. Wie viele Leben hatte er damit schon ausgelöscht? War er es überhaupt noch wert, Jedi genannt zu werden? Hatte die Dunkelheit ihn nicht schon längst eingesogen?
 

Er schüttelte den Kopf, drehte dem Fenster den Rücken zu und griff fester zu, als er die Hand ausstreckte und die blaue Klinge erscheinen ließ. Strahlend, bereit von seinem Meister geleitet zu werden, lag das Lichtschwert in seiner Hand, doch Anakin hatte nicht vor, irgendetwas damit anzustellen. Er blickte nur in das helle Licht und schloss dann die Augen.
 


 

„Wie lange stehen Sie schon da, Meister?“ Seine Stimme war fest und zeigte seine innere Unruhe nicht.
 

Er hatte die Augen immer noch geschlossen und bewegte seine Hand etwas, um das Surren des Schwertes zu hören. Das Gewicht davon war einem eigenartigen Gefühl gewichen, welches er im Moment nicht wirklich beschreiben konnte.
 

„Lange genug, um mir Sorgen über Deinen geistigen Zustand zu machen, junger Freund.“ Der Mann kam näher und schüttelte seufzend den Kopf.
 

Die braunen Haare und der gleichfarbige Bart umrahmten sein Gesicht und er blickte abwägend auf seinen Lehrling. Obi-Wan Kenobi ging langsamen Schrittes auf Anakin zu und drückte mit sanfter Gewalt die Hand, welche das Lichtschwert hielt, herunter.
 

„Mach keine Dummheiten. Du weißt, Du kannst mit mir über alles reden. Ich höre Dir gerne zu. Nun sag mir, was Dich so bedrückt.“ Obi-Wans Stimme war sanft, als er Anakin diesen Vorschlag gab.
 

Anakin öffnete langsam wieder seine Augen und blickte einfach nur geradeaus. Er fühlte sich gerade in so vielen Aspekten nackt, und das lag nicht nur daran, dass er nur noch in seiner Unterkleidung vor seinem Meister stand. Es war auch eine emotionale Nacktheit, die ihm sehr zu schaffen machte. Er schüttelte leicht den Kopf und ließ die Klinge seines Schwertes mit einem Mal verschwinden.
 

„Ich weiß nicht, ob Ihr mir helfen könnt. Ich bin mir noch nicht einmal sicher, ob man mir überhaupt helfen kann. Das ist eine Hürde, welche ich selber überwinden muss. Da hilft auch Reden nicht“, sprach Anakin mit Festigkeit und blickte in die Augen seines Mentors.
 

Er sah so viel darin, doch konnte er so wenig damit anfangen. Er wusste, dass Obi-Wan viel für ihn übrig hatte, zumal er ihn schon das eine oder andere Mal als Bruder bezeichnet hatte. Doch konnte er das wirklich für ihn sein? Was zeichnete einen solchen überhaupt aus? Anakin war sich nicht sicher, ob er dies sein wollte.
 

Anakin, für seinen Teil, sah viel mehr als das in dem Mann. Er war nicht nur sein Mentor, nein er hätte auch gesagt, dass er viel mehr als nur ein Bruder für ihn war. Aber was er genau für ihn war, konnte er einfach nicht sagen. Das Vertrauen in ihn war groß genug, dass er es dennoch auch als brüderliche Liebe beschreiben konnte. Obwohl er vielleicht auch einen Vater in ihm sah, weil er ihm so viele gute Ratschläge und immer auf ihn Acht gab.
 

Doch nun hatten sich diese Gefühle in eine andere Richtung bewegt und Anakin war sich nicht mehr so ganz sicher, ob er noch immer die Vaterfigur in dem Älteren sah oder ob er das Vertrauen nun gänzlich in dessen Ansichten verloren hatte.
 

Er schüttelte seine wirren Gedanken weg und drehte Obi-Wan den Rücken zu. Seine Stimme war noch immer ganz ruhig und nichtssagend, als er meint: „Was nützt mir meine Macht, wenn sie keiner wirklich anerkennt? Wieso bin ich nicht schon längst ein Meister? Wieso wird mir diese Ehre nicht zuteil? Kanzler Palpatines kurzzeitige Ernennung zum Meister bringt mich nämlich nicht wirklich weiter.“
 

Sein Blick ging wieder zu Obi-Wan und langsam kehrten die Emotionen in Anakins Gesicht zurück. Er konnte nur nicht ganz genau deuten, was er da gerade spürte, aber er war sich sicher, dass es kein wirklich gutes Gefühl war. Obwohl es gleichzeitig doch wohltuend war.
 

„Ich würde so viel sagen wollen, so viele Geheimnisse offenbaren, aber was würde mir das bringen?“, fragte Anakin noch, ehe sich Obi-Wan zu Wort meldete.
 

„Ich kann Dir nicht all deine Fragen beantworten, Anakin, aber ich weiß, dass Dir sehr wohl Vertrauen zuteil wird. Die Macht ist stark in Dir, das zweifelt keiner an, Du benimmst Dich nur manchmal nicht deinem Machtlevel gemäß. Sicherlich würden sonst die anderen Meister genau so denken wie ich.“ Er wehrte einen Zwischenruf mit einer Handbewegung ab und fuhr unbeirrt fort: „Ich will Deine Geheimnisse nicht kennen, Anakin. Was bringen sie mir, wenn sie doch geheim bleiben sollen? Das kann Deine Schwachstelle werden, bedenke das immer.“
 

Anakin blickte mit gemischten Gefühlen auf Obi-Wan und wartete darauf, ob dieser noch irgendetwas hinzufügen wollte. Er hatte das Bedürfnis ihm alles über Padmé und sich selbst zu erzählen. Über die schönen Neuigkeiten, welche er seit einigen Wochen geheim halten musste, über ihre Hochzeit, einfach über alles. Doch er hatte auch Angst vor Obi-Wans Reaktion. Immerhin war er nicht mit einer einfachen Frau zusammen.
 

Die Gewissheit, dass Obi-Wan ein Verbündeter mit den Geheimnissen werden könnte, war verlockend, aber es herrschte auch so viel Unsicherheit in ihm. Immerhin war es den Jedi erlaubt sich zu verlieben, doch durften sie nicht zulassen, dass diese starken Gefühle sie davon abhielten, die Galaxis zu verteidigen. Hinzu kam, dass Jedi nicht heiraten durften, weil starke emotionale Bindungen ihr Urteilsvermögen einschränken und verhindern könnten, dass sie ihre Aufgabe gut erfüllten. Und Anakin hatte jegliche Regeln missachtet und war mit Padmé zusammen, sie hatten geheiratet und nun trug sie die Frucht davon in sich.
 

„Ich weiß, dass ich Euch vertrauen kann, Meister, aber ich habe dennoch Angst. Angst so vieles falsch zu machen. Was bin ich nur für ein Jedi, wenn ich mich so sehr von meinen eigenen Gefühlen blenden lasse?“ Anakin wandte sich ab und legte seine Stirn gegen das kalte Fenster.
 

„Anakin. Manchmal darf man sich einen Moment der Schwäche gönnen. Wenn Du diesen mit mir teilen möchtest, dann höre ich Dir gerne zu und werde versuchen Dir so gut es geht zu helfen. Ich bin nicht als Meister Kenobi, sondern als Obi-Wan, ein Freund von Anakin Skywalker, hier.“ Freundschaftlich legte Obi-Wan Anakin die Hand auf die Schulter und drückte leicht zu.
 

Anakin schüttelte nur den Kopf und schloss die Augen wieder. Er war so verwirrt von seiner Gefühlslage, dass er immer noch nicht den Mut zusammengenommen hatte, irgendetwas zu sagen. Er schüttelte deshalb die Hand von seiner Schulter ab und ging im Zimmer hin und her.
 

„Was bringt es mir, wenn ich mir einen Moment der Schwäche gönne? Wie soll mir das helfen, mich selbst zu verstehen? Wie soll es Euch helfen, mich zu verstehen, wenn so vieles in meinem Kopf umherschwirrt, dass ich das Gefühl habe zu zerplatzen? Wie wollen Sie mir da helfen, Meister? Bin ich überhaupt noch Anakin Skywalker oder bin ich einfach nur irgendwer, ein Namenloser, der zufällig die gleichen Gedanken wie ich hat?“ So langsam brachen die Gefühle aus Anakin heraus und er fragte sich, wieso er es nicht schon früher zugelassen hatte.
 

Er ballte seine Hand zur Faust und blieb einen Moment stehen, atmete dann leicht genervt aus und ging wieder hin und her.
 

„Ich spüre, dass die Macht gerade sehr durcheinander in Dir ist. Ich biete Dir meine Hilfe als Freund an, Anakin. So bitte nimm sie doch an.“ Obi-Wan war einen Schritt näher gekommen, doch Anakin wich wieder aus.
 

„Nein. Es bringt mir nichts, wenn ich Euch meine Gefühle präsentiere, weil Euch sicherlich auch keine Antwort auf meine Fragen einfällt!“, spie Anakin aus und zitterte etwas.
 

Es hatte sich so viel in ihm zusammengestaut, dass mit einem Mal alles aus ihm herausplatze. Jegliche Emotionen, welche in seinem Inneren wohnten, waren mit einem Male zum Vorschein gekommen und er ließ mit seiner frei gelassenen Macht die Gegenstände im Zimmer erzittern.
 

„Anakin. Beruhige Dich wieder!“ Obi-Wans Stimme war fest und es schwang auch ein wenig Macht von ihm zu Anakin über.
 

Die Luft zwischen den beiden schien wie elektrisiert und der Atem von Anakin ging schneller. Wut loderte in seinen Augen und Obi-Wan schien nicht minder wütend zu sein, obwohl auch eine andere Emotion darin zu sehen war. Anakin erkannte nur nicht genau was, weil er gerade blind vor Wut war.
 

Er spie die nächsten Worte mit einigen Speichelfetzen seinem Meister entgegen: „Ich soll mich beruhigen? Eben noch sollte ich Euch meine Gefühlswelt offenbaren und nun soll ich mich wieder beruhigen?“
 

Die Gegenstände, welche durch die Macht getroffen wurden, fingen in seiner Umgebung immer stärker an zu erzittern und einige Gläser zersprangen klirrend. Doch keiner der beiden ließ sich von der eigenen Wut abbringen. Sie waren in keinem Kampf, doch die Blicke, welche beide austauschten, hätte man als Duell ansehen können.
 

„Manchmal erkenne ich Dich nicht mehr wieder. Manchmal weiß ich nicht, wen ich vor mir habe, Anakin. Du bist wie ein Bruder für mich, deshalb behandele ich Dich mit solcher Fürsorge. Wenn Dir meine Hingabe für Dich und mein Vertrauen, welches ich Dir entgegenbringe nicht ausreicht, dann weiß ich nicht wie ich Dir helfen soll.“ In Obi-Wans Worten schwang eine Verzweiflung mit, welche Anakins Gemütszustand langsam wieder abkühlen ließ.
 

Hatte er sich wirklich so verändert, dass es sogar sein Meister schon sah? Anakin war sich sicher gewesen, dass er für andere noch immer derselbe war. Doch nun musste er sich wieder an ein Gespräch mit Padmé erinnern und ballte die Hände zu Fäusten. Sie war also nicht die einzige mit dieser Ansicht.
 

Leicht resigniert schloss er die Augen und versuchte seine aufgekeimte Macht wieder einzudämmen. Langsam aber sicher verebbten die Bewegungen der einzelnen Gegenstände und Anakin öffnete vorsichtig wieder die Augen.
 

„Vielleicht muss ich Euch recht geben, Meister, ich habe mich verändert. Nur ich weiß im Moment noch nicht genau zu welchem Maße und zu welchem Preis“, gab Anakin zu und griff nach seiner Kleidung.
 

Der schwere schwarze Stoff lag nun wieder, so kam es Anakin zumindest vor, leichter in seiner Hand und er hatte das Gefühl, dass es nur noch besser werden konnte. Immerhin hatte er einem Teil seiner aufgestauten Emotionen freien Lauf gelassen und konnte nun wieder ruhiger atmen.
 

Er legte seine dunkle Tunika über seine Schultern und ignorierte dabei seinen Meister. Es brachte ihm eh nichts nun einen weiteren Gedanken an das, was gerade passiert war, zu verschwenden. Er musste nur noch seinen Waffenrock überstreifen und dann würde er wieder er selbst sein. So hoffte er zumindest.
 

Dennoch waren seine Gedanken, welche er sich zurzeit machte, unausweichlich in eine bestimmte Richtung gegangen und er hoffte inständig, dass seine Entscheidung, Palpatine mehr zu vertrauen als seinem besten Freund, sich auch lohnte. Denn sonst hätte er seine Identität sicherlich völlig verloren. Und der Preis, welcher er dafür zahlen müsste, wäre sicherlich größer als die Angst, Padmé und das Kind zu verlieren.
 


 

Einige Tage später:
 

‚Anakin hatte die Augen geschlossen, als er vor einer bestimmten Tür des Jedi-Turms stand. Er hatte eine Aufgabe erteilt bekommen und diese würde er gewissenhaft vollführen, damit sein neuer Meister stolz auf ihn wäre. Ein letztes Mal atmete er tief ein und aus, ehe er die Tür öffnete und etwas tat, das so unsagbar grausam war, dass er versuchte die Gewissheit darüber zu ignorieren.
 

Mit einem leisen Knarzen öffnete sich die Tür und verschreckte Augen blickten ihn an. Er hörte wie durch einen Tunnel die Wörter ‚Meister Skywalker‘, ehe er sein Lichtschwert zückte und Jagd auf das tat, was er so vehement schützen wollte. Immerhin tat er dies um Frau und Kind zu schützen.
 

Der Fall des Skywalker war unausweichlich geworden und seine Zeit als jener endete, als sein Lichtschwert auf einen nahestehenden Jüngling herabfiel und er ihn mit einem leichten Lächeln auf dem Gesicht niederstreckte. Die Geburtsstunde von Darth Vader war mit diesem ersten Schlag vollendet. Und er bereute es nicht. Zumindest jetzt noch nicht.
 

Denn er würde aus der Asche seines alten Selbst emporsteigen wie ein Phönix nach seiner Wiedergeburt. Da war er sich sicher. Und seine Herrschaft würde groß sein, dafür würde er sorgen. Denn er würde zusammen mit der Liebe seines Lebens regieren und das war alles was für ihn zählte.
 


 

ENDE
 



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