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Eine Zeit des Sterbens

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Zeit 3


 

Eine Zeit des Sterbens

Zeit 3

Die Nächte waren viel zu kurz und wieder erwachte ich durch jenes eine beklemmende Gefühl, welches sich nun in meinem Innersten ausbreitete und mich an einem benötigten Weiterschlafen hinderte.

Das Erste was ich sah, war diese mir vertraute Dunkelheit, in der ich jede Nacht erneut und fast zur selben Zeit zu erwachen schien. Gar orientierungslos um mich blickte nur um dann doch festzustellen, dass ich jedes Mal an ihrer Seite erwachte.

So auch heute und langsam wandte ich den Kopf, um auf sie zu blicken. Jene eine Frau, die mein Leben auf so wundersame Weise bereichert hatte und lange war mein Blick, den ich ihr schenkte. Versuchte dieses gar friedliche Bild auf ewig festzuhalten, denn tief in meiner Seele wusste ich, dass nun nichts mehr so wie früher sein würde.

Nie mehr diese gemeinsamen friedvollen Stunden, in denen wir uns einfach dem Moment hingeben konnten.

Einfache Zweisamkeit genießend, die sie mir allein schon mit ihrer puren Anwesenheit schenkte. Gar mit ihrer bedingungslosen Liebe, die sie mir, einem Wesen der Dunkelheit entgegen gebracht hatte.

Zögernd, so als hätte ich Angst Bulmas Schlaf zu stören, streckte ich eine Hand nach ihr aus und fuhr langsam durch das mir so sehr geliebte blaue Haar. Sah in ihre mir vertrauten Züge und konnte ein kurzes Lächeln nicht verhindern, das sich schon bald in ein Bitteres verwandelte.

Ja, sie hatte es geschafft mein Herz zu berühren. Eines, das ich eigentlich für verloren gehalten hatte, doch sie hatte sich der Herausforderung gestellt. Hatte nicht auf- , nie klein beigegeben und diese innere Stärke, welche sie schon auf ewig zu begleiten schien, zollte mein ganzer Respekt. Ich wusste, dass ich manchmal nicht einfach war. Wusste, dass ich durchaus schwierig sein konnte und gerade dieser Umstand, dass sie mich so akzeptierte wie ich nun mal war, ließ mich diese Liebe zurück geben, welche sie für mich empfand. Und natürlich weit aus mehr.

Sie war der hellste Stern, der für mich leuchtete. Mein einziges Sein, für das ich jemals kämpfte und wieder ging ich einen Schritt weiter, verließ diese wunderschönen Locken, nur um dann kurz über ihre Hand zu streichen.

Ein Seufzen verließ ihre Lippen und unaufgefordert suchte sich eine zierliche Hand ihren Weg. Hielt die meine eisern fest und verdutzt fragte ich mich, ob sie wirklich schlief oder nicht doch schon längst erwacht war.

Doch war dem nicht so, dass wusste ich, denn jede Nacht schien sie diese Wärme zu suchen. Schien irgendwo nach einem festen Halt zu greifen und diesen wollte ich ihr nicht nehmen. Auch wenn es bedeuten sollte, das mein eigenes Ruhen nun vorbei war.

Federleicht lag ihre Hand in meiner, näher rollte sich ein eingesunkener Körper zu mir, doch langsam wandte ich den Blick ab. Es schmerzte, jenes vor Augen zu sehen, von dem man wusste, dass man es eventuell verlieren konnte und langsam drehte ich mich auf den Rücken. Nahm meinen ewig beschützenden Blick von ihr und starrte hinauf zur Zimmerdecke.
 

Geräuschlos lag die ruhende Nacht über dem Ort, welchen ich als mein neues zu Hause auserkoren hatte und ließ dunkelbraune Opale schließlich aus dem Fenster gleiten.

Fast unbekümmert ruhelos lag die westliche Hauptstadt in den Schatten der Nacht und schenkte diesem ganzen Chaos eher ein beruhigendes Sein.

Betrachtete man die Situation aus diesem Standpunkt wirkte sie fast friedvoll. Wirkte sie nicht so unerträglich erschütternd, wie mich die blanke Wahrheit einst sehen ließ.

Wirkte nicht beängstigend und haltlos jegliche Hoffnung verlierend, sondern spendete einfach nur Trost.

Ein Trost zu glauben, dass all dies einfach nur ein böser Traum war, doch war dem leider nicht so.

Leider war es nichts als die grausame Wahrheit.

Alles entsprach wahrer Ernsthaftigkeit und schwer war der Kloß, welchen ich versuchte aus meiner trockenen Kehle zu vertreiben, doch konnte ich nicht.

Scheiterte genau so, wie ich an jenem Tag gescheitert war und ohne dass ich wollte, lösten sich zittrige Finger von einer zarten Hand und krallten sich dementsprechend wütend in die weißen Laken.

Ja, ich hatte versagt.

War gescheitert und hatte Jenes nicht beschützen können, was ich mir einst geschworen hatte dennoch zu tun.

Nicht wieder meine Vergangenheit sich wiederholen lassend und nur noch vage konnte ich das tiefe Knurren aufhalten, welches sich aus meiner Kehle stehlen wollte.

Ja, ich hatte versagt.

An diesem einen Tag, der die Welt verändern konnte. 

Der uns vielleicht und da war ich mir jetzt so hundertprozentig sicher, dieses Übel ein für alle Mal hätte beseitigen lassen können, doch wie immer schien sich das Rad des Schicksales andere Wege gesucht zu haben. Wege ins Verderben. Wege, die weniger leichter zu beschreiten waren und insgeheim konnte ich nur über die Ironie der Dinge lächeln, welche so frohlockend im Raum standen. 

Ja, manches Mal drehten sich die Dinge wie von selbst in jene eine Richtungen, die wir nicht beeinflussen konnten und nur der Zufall alleine wusste, wann es enden würde. Wann eine alte Qual zu Ende war und ab wann eine neue beginnen sollte. Denn das tat es. Immer und immer wieder – zumindest...in meinem Leben.
 

Müde setzte ich mich auf, darauf bedacht meine Partnerin durch mein überstürztes Erwachen nicht zu wecken und strich mir durch das dunkelbraune Haar.

Es war stickig schwül in dieser Nacht und beklemmender denn je wuchs der Kloß in meinem Hals, als mich eine ungeahnte Kälte umfing.

Mein Leben...

Leise war das Lachen, welches sich so plötzlich aus meiner Kehle stahl und in einem Meer aus Bitterkeit versank.

Ein Leben, begonnen mit Schmerz, begleitet aus Furcht und beendet mit dem Tod. Ja.. es läuft wohl immer nur auf das eine hinaus, nicht wahr Vegeta? 

Das... tut es doch immer.

Wieder ein trauriges Lachen und entrüstet ließ ich die Schultern hängen. Erinnerte mich an den Zeitpunkt zurück, als ich schon ein Mal gestorben war.

Schon ein Mal dem Himmel berührt hatte, sein wohliges Paradies kosten durfte, nur um dann doch zu fallen. An jenen einen Ort, der mir gebührte und nur mir gehörte.

Ein Meer aus Dunkelheit.

Erinnerte mich zurück an dieses beklemmende Gefühl, wenn die Wärme langsam aus deinem Körper weicht und nichts als reine Schwerelosigkeit dein Sein erfüllt. Nichts als diese eine Leichtigkeit bleibt, welche dich dennoch so schmerzlich am Leben hält, aber zeitgleich eine friedvolle Wärme verspricht. All den Kummer von dir nimmt. 

All das Schwere, was dich einst im Leben begleitet und man sich selbst aufgebürgt hatte. Jene einen Fehler zeigend, die wir alle begingen, nur mit dem einzigen Unterschied, dass man sie leider nicht mehr rückgängig machen konnte. 

Das es einfach nicht zu ändern war, egal wie sehr man sich auch bemühte es besser zu machen. Sondern manches Mal nur noch die Saat seiner Ernte am Ende aller Dinge akzeptieren konnte – nämlich als das was sie waren.

Es waren Möglichkeiten. 

Eine zweite Chance.
 

Damals... war es leicht zu gehen.

War so leicht ein altes Leben hinter sich zu lassen, da ich am Ende sowieso nichts mehr besessen hatte, was ich mein Eigen nennen konnte.

Freezer hatte mir alles genommen. 

Alles, was ich jemals besessen hatte und obwohl ich einst dachte seinen eisigen Klauen entkommen zu können. Der Tod meines Volkes hatte ihm nicht ausgereicht. Nein... bei weitem nicht. 

Er würde niemals genug bekommen und selbst jetzt in diesem Moment, da seine eisigen Blicke schon lange verstummt waren, konnte ich die Kälte fühlen, mit der er mich dennoch auf ewig zu begleiten schien. Mit der er einst meine Seele berührt hatte und sie von Tag zu Tag mehr und mehr gefrieren ließ. 

Zu einem Ort der Dunkelheit. 

Ja....

Irgendwann hatte die Echse dennoch das erreicht, was ich so verzweifelt versucht hatte in meinem Herzen zu halten; doch genau dieses hatte er zerstört. Mit jedem Tag ein bisschen mehr. Mit jedem Tag mehr und mehr das Licht entwendet, dass ich so mühsam eingefangen hatte und mich mehr und mehr zu einem Monster werden ließ.

Ja...

Damals war es so leicht zu gehen.

All diese Qual hinter sich zu lassen, nur um endlich Frieden zu finden. Einen Frieden, den ich insgeheim so sehr gesucht hatte.

Zu Sterben tat nicht weh, jedenfalls konnte ich mich an keinen deutlichen Schmerz mehr erinnern, da die baldige Ruhe alle Pein löste, die mich so lange gefangen gehalten hatte. Aber...

Das Danach machte mir Angst.

Ließ mich ängstigen auf so eine fremde Art und Weise, die ich so eigentlich noch niemals kannte und dennoch als etwas Altbekanntes empfing. Und trotz allem... war es leicht gewesen.

So Leicht, einfach loszulassen.

Doch jetzt....

Was war jetzt?!?
 

Nachdenklich fielen abermals dunkel Opale auf das ruhende Gesicht meiner Frau und betrachteten ihre schlafenden Züge.

Belächelten dieses eine neue Leben, welches sie mir so bedingungslos, ja gar so selbstverständlich und mit all ihrer Liebe geschenkt hatte und wieder verfingen sich meine Finger federleicht in ihrem Haar.

Ja.

Was... war jetzt?

In diesem einen Moment, der die Ewigkeit bedeutete?!?

Wäre es jetzt immer noch so leicht einfach... zu gehen?

Alles hinter sich zu lassen, falls das Ende und dieses Mal das Endgültige, eintreffen sollte?

Würde es jetzt immer noch so einfach sein?!?

Ich kannte die Antwort, noch ehe ich richtig nach ihr suchen musste.

Nein.

Das würde es nicht.

Definitiv nicht.

Nicht, nachdem ich mir ein neues Leben aufgebaut hatte. 

Eines, das mir Alles bedeutete und nachdem ich Tag für Tag aufs Neuste lebte. Für das ich lebte. 

Es wert war, den Kampf aufzunehmen und wieder strich ich langsam über blaue Locken, bevor ich mich gänzlich ganz von dem Anblick meiner Gefährtin löste und die Beine aus dem Bett schwang, da ein neues Geräusch meine völlige Aufmerksamkeit geweckt hatte.
 

Kühle umfing mich, als mich meine nackten Füße über den Boden trugen und ich versuchte so geräuschlos wie möglich zu sein, während ich mich auf das kleine Gitterbett zubewegte, in dem etwas so Wundervolles lag, was ich ernst noch zu begreifen lernen musste. Gar anzuerkennen dieses Wunder, welches sie mir mit diesem einen Tag geschenkt hatte, obwohl es immer noch so abwegig war, dass gerade ich jemals solch ein Sein besitzen sollte.

Ich, der gemordet hatte.

Gerade ich ein neues Leben geben konnte, obwohl ich früher so viele genommen hatte. So viele und all das... ohne Reue.

Ohne das Wenige zu hinterfragen, was dennoch zu solch einer Größe heranwachsen konnte und mehr Schaden mit 

sich brachte, als den Frieden, den es sollte.
 

Ruhig lag mein prüfender Blick auf meinem Sohn, welcher so seelenruhig schlief und die Unbekümmertheit der Welt auf seinen Schultern trug. Gar jene eine Unschuld, die nur ein Kind besitzen konnte. 

Mein Sohn, der nichts ahnte von all diesem Unglück in das er geboren wurde und langsam fuhren meine Hände über das kühle Holz des Bettes, als ich näher an die Gitter trat und den Blick senkte.

Hinab sah auf dieses eine schwache Wesen, welches noch keine wahre Stärke besaß und dennoch in meiner Seele etwas so Ungeahntes weckte. 

Etwas, was ich einst dachte verloren zu haben. 

Auf ewig gefangen in den dunklen Tiefen meiner Seele und zögernd verharrte ich an Ort und Stelle. Wagte nicht weiter zu gehen aus Angst diesen Frieden zu zerstören, der so ruhend um uns weilte und sah einfach nur auf dieses eine Wesen hinab, was meine Welt verändern konnte.

Mein Blut.

Es war mein Eigen und dennoch so einzigartig wie noch nie.

Wer hätte das gedacht?

Das ich einmal Familie besitzen würde?

Ausgerechnet ich?!?

Belustigt war das Lächeln welches sich über meine Lippen stahl und unweigerlich schüttelte ich den Kopf.

Nein, damit hätte wohl niemand gerechnet, ich am allerwenigsten und dennoch war das Leben zu solch wunderbarem Veränderungen fähig. Veränderungen, die wir nicht beeinflussen konnten, sondern wir konnten nur eines.

Wir konnten aus ihnen lernen.

Lernen es besser zu machen.

Lernen, alte Fehler sich nicht wiederholen zu lassen und langsam ließ ich meine Hand sinken.

Berührte zaghaft den Rücken des kleinen Jungen und fühlte das Schlagen eines lebenden Herzens.

Welch Ironie des Schicksales.

Ich, der tausenden Lebewesen ihr Licht genommen hatte, war fähig ein Eigenes zu gründen. Hatte Leben geschenkt wo ich einst nur welches genommen hatte und wieder schüttelte ich den Kopf. Unglauben in meiner Seele sammelnd, dass gerade ich zu so etwas fähig war. Aber wahrscheinlich... hatte jeder eine zweite Chance verdient und vielleicht - war das hier meine.

Mein Weg, es zu ändern.

Mein Weg, es besser zu machen und wieder strich ich über einen lavendelfarbenen Schopf, der so gar nicht zu einem Saiyajin passen mochte, aber dennoch mein Herz berührte.

Dennoch so vollkommen war und wieder stahl sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen. Aber diesmal ein Ehrliches.

Ja... am Anfang war es schwierig gewesen.

So schwer jenes eine Sein zu akzeptieren, das von nun an immer an unserer Seite weilen sollte und wieder sah ich auf meinen Sohn hinab, der so seelenruhig schlief, wie es eben nur ein Kind in diesem ganzen Chaos konnte. 

Ein Chaos, das noch wachsen würde und innerlich hoffte ich nur eines, während ich an jenen einen Zeitpunkt zurück dachte, der mein Leben mit einem Mal verändert hatte. 

Dass mein Sohn es niemals miterleben musste.
 

Niemals all das Chaos unseres eigenen Seins.
 

~*~
 

„Vegeta. Ich...Ich bin schwanger.“

Natürlich hatte ich es gespürt.

Natürlich gewusst von jenen einen Worten, die sie nun mit diesem einen Satz nur noch mehr verstärkte und dennoch brachte mich die Leichtigkeit, wie sie die Dinge nun so völlig frei aussprach, völlig aus dem Konzept.

Erschrocken ließ ich meine Hände sinken, unterbrach so einfach mein laufendes Training und spürte nur am Rande die Macht der Schwerelosigkeit, da sich die Schwerkraft des GR´s mit einem Mal in Luft auflöste, als sie den Raum betrat. Da sie so einfach mein Leben beschritt, so wie sie es sonst auch immer tat und meine einstieg Routine völlig aus dem Gleichgewicht brachte.

Vegeta, ich bin schwanger.

Natürlich hatte ich die Veränderung gespürt.

Spürte jenes eine Schimmern, das ihren Ki zu begleiten schien, doch wahrlich hatte ich, witziger Weise so naiv wie ich in diesem Moment war, gedacht; wenn ich mich nicht damit beschäftigte, würde es sich von alleine lösen. Würden sich die Dinge wie von selbst regeln.

Was natürlich dämlich war.

Ich dachte wirklich, wenn ich nicht hinsah würde es mich auch nicht interessieren. Mich nicht betreffen in meiner eigenen kleinen Welt, in der ich noch kein drittes Lebewesen duldete, ja gar vielleicht nie damit gerechnet hatte, nun aber dennoch so schreckhaft musste und unweigerlich wich ich einen Schritt zurück, als meine Gefährtin nun völlig in den Raum eintrat und mir damit jegliche Möglichkeit zur Flucht nahm.

Mir somit jegliche Wege abschnitt und wärmer denn je war das Lächeln, mit welchem sie mich nun begrüßte. Welches so ehrlich auf ihren Lippen lag, dass mir mit einem mal schwindelig wurde und noch ehe ich es aufhalten konnte, stieß ich mit dem Rücken gegen die hinterste Konsole.

Den feurigen Schmerz ignorierend, welche sofort in meinem Geist explodierte, da er momentan an völliger Bedeutsamkeit verloren hatte und sah sie einfach nur an.

Ließ ihre Wörter wirken, von denen ich insgeheim wusste, dass sie stimmten und ich dennoch hoffte, sie nie hören zu müssen.Weil ich es nicht glauben, ja gar, nicht wahrhaben wollte.

Vegeta, ich bin schwanger.

Qualvoll zogen sich meine Augen zusammen und schaffte es gerade noch so, ein schmerzliches Keuchen zu unterdrücken. Es hätte sie gekränkt. 

Natürlich hätte es das und dennoch konnte ich den Schock nicht verbergen, der sich so vehement durch meinen Körper fraß und altbekannte Ängste weckte.

Ja gar eine alte Furcht, die so tief in meiner Seele verborgen war, dass ich sie eigentlich für immer vergessen hatte und dennoch schaffte es dieser eine, kleine und so unbedeutende Satz, das meine Welt zu Eis gefror.

Halt...

Moment.

Das... das ging mir zu schnell.

Ich...

Ich war noch nicht bereit dafür.

Nicht... dafür!

Ich wusste es, hatte es wahrlich schon immer, als ich damals in ihrem Ki einen Zweiten vermutete und dennoch die Augen vor der Wahrheit verschloss.

Ich dachte, wenn sie es nicht aussprechen würde, würde es auch nicht stimmen. Würde es auf wahrlich eine Lüge bleiben. Eine Vermutung, die am Ende so unnütz war, wie all die Gedanken, die man an sie verschwendete und dennoch, nun im Licht der reinen Wahrheit, einfach anders war. So völlig anders.

Entsprang jeglicher Macht, die ich diesem einen unbedeutsamen Sein niemals zugetraut hätte und nervös strich ich mir durch das dunkelbraune Haar. Hoffend, dass sie nichts bemerken würde, von all meiner Angst die mich begleitete, doch natürlich – hatte sie es.

Wie töricht ich doch gewesen war.

Damals wie – heute.

Langsam trat sie auf mich zu, ließ immer noch jenes eine Lächeln auf ihren Lippen tanzen, was mir alle Zweifel nehmen ließ und mir dennoch zeitgleich die Knie zitterten. Ja gar unkontrolliert das berauschende Gefühl der Angst durch meinen Körper jagte. Ein blinder Schock, den ich einfach nur noch nicht beim Namen nennen konnte und instinktiv wollte ich wieder zurück weichen. 

Wollte mich entziehen all ihrer Liebe, die so wahrhaft im Raum lag, dass es beinahe schon weh tat, doch konnte ich mich nicht rühren. Konnte mich nicht entziehen von dieser Anziehungskraft, die meine Gefährtin wahrlich schon immer besessen hatte, aber nie ihre gesamte Macht ausspielte. 

Nie ihren kleinen Vorteil mir gegenüber zu Nutze machte, da sie mich respektierte. Mich so nahm wie ich war. Akzeptierte dieses eine Dunkel, das auf ewig in meiner Seele hauste und sie einfach gelernt hatte, über jene einen Schatten zu sehen, welche den Unterschied ausmachten.

Einen Sieg zu erringen, der nur auf körperlichem Können basierte bedeutet wohl ungemein nichts, im Vergleich zu all der Kraft, die man aufbringen muss, will man von Herzen verzeihen. 

Langsam... schien ich zu begreifen, was die Menschen zu so einem starken Volk werden ließ. Langsam schien ich zu verstehen, was sie so von uns unterschied und trotz all dieser Unterschiede, dennoch ungeahnte Parallelen existierten.

Manchmal reicht wohl nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung um sein eigenes Paradies zu sehen, doch war ich von meinem wohl noch weit entfernt und ein langer Weg lag noch so unweit vor mir.

Doch ging ich ihn nicht alleine...

„Ist gut, Vegeta.“ 

Ihre ruhige Stimme riss mich abermals aus den Gedanken und panisch sah ich auf. Sah in diese wundervollen blauen Augen, die so gütig in den Meinen versanken, dass mir erneut schwindelig wurde und fieberhaft versuchte ich mich zu sammeln.

Versuchte verzweifelt das blinde Chaos meines Seins aus meiner Seele zu vertrieben, doch war es ein schwieriges Unterfangen und mit unter die schwerste aller Hürden, dich ich zu tragen hatte.

Pff... wer hätte das gedacht.

„Ist schon gut.“, hauchte Bulma wieder, gar sanfter denn je und erschrocken zuckte ich zusammen, als ich ihre Hand auf meiner spüren konnte.

Fiebrig sah ich hinab.

Sah auf dieses eine zierliche Wesen, dass so schamlos, ja gar so selten einfach sein Leben in meine Hände legte. So unbekümmert all dem Unvorhergesehen vertraute, dass es fast schon lächerlich war, doch eigentlich gab es nichts, was diesem einen Spotte zollte. 

Vielmehr zollte es von Stärke. 

Von einer inneren Präsenz, die ich ihr so niemals zugetraut hätte und dennoch meine Gefährtin zu so etwas Besonderem werden ließ. Keine Angst zeigend. 

Selbst vor so einem Wesen wie mir nicht. 

Das... hatte sie schon wahrlich immer und dieser Gedanke ließ mich kurz lächeln, doch verschwand diese Gefühlsregung so schnell, wie es gekommen war, als Bulma erneut meine Hand in die ihre nahm und langsam auf ihr Herz legte.

Doch dort verweilte sie nicht lange. Führte weiter ihren schimmernden Tanz und ruhte nun sanft auf ihrem Bauch, in dem bald schon ein neues Leben entstehen sollte.

Ein Leben, von mir gegeben.

Unweigerlich schluckte ich den trockenen Kloß in meinem Hals hinunter und wagte nicht aufzusehen. Wagte nicht mich ihrem Blick zu stellen, aus Angst davor, was ich in diesen wunderbaren blauen Opalen lesen würde.

Was würde ich dort sehen?

War es Abscheu, die mich empfangen würde? Gar etwa ein blinder Hass, nun völlig ihr Leben durch so eine simple Tat zerstört zu haben? 

Immerhin... klar es war der Lauf der Dinge gewesen und ich hatte wahrlich nicht beabsichtigt, dass sich unser Leben nun so entwickelte. Es war eine Laune gewesen, gar ein Wink der Zuneigung und dennoch hätte ich es eigentlich wissen müssen. Und trotzdem hatte ich sie nie gefragt.

Nie diese eine Frage erhoben, die sich nun so völlig wahrhaft in meinem Geist ausbreitete und solch ein Gewicht annahm.

War sie bereit dafür gewesen?

Denn... wenn ich es schon nicht war, wenn ich schon nicht diesen Schritt gehen konnte, wieso sollte ich dann von ihr das völlig Unmögliche verlangen?

Nun sah ich doch auf, zaghaft langsam und so gequält, das es mein Herz fast zum Zerreißen brachte. Mein Atem unkontrollierte denn je meine Lippen verließ und das Trommeln hinter meiner Brust mehr denn je, zu einem schmerzlichen Takt wurde.

Was würde ich sehen? 

Was finden, in diesen blauen Opalen, die mehr Liebe als Güte ausstrahlten und nun von solch einem Ereignis überschattet wurden?

Ich konnte wohl nur eines, in diesem Moment, der die Ewigkeit bedeutete und uns zu so etwas Vollkommenen machte.

Ich konnte es... versuchen.

Die Wärme, welche mich nun begrüßte, ließ mich augenblicklich zurückschrecken und dennoch wagte ich nicht, mich zu rühren. Konnte mich nicht rühren, da meine Gefährtin mich mit ihren Blicken an Ort und Stelle hielt und es mit einem mal schaffte, dass sich mein Herz beruhigte.

Fester wurde ein bestehender Druck auf meine Hand ohne dass er Schmerzen mit sich brachte und wieder versank ich in einem Meer aus reinem Blau.

Nicht glauben könnend dieses eine Lächeln, das so strahlend vor mir lag, dass es fast schon ansteckend war und mit einem Mal alle Zweifel einräumte, die mich jemals begleitet hatten.

„Du wirst ein guter Vater, Vegeta.“, flüsterte sie leise, gar so völlig zaghaft um ja nicht den Moment zu zerstören und führte dann meine Hand an ihre Lippen.

„Das weiß ich.“, hauchte sie von Neuem und ein Zittern ging durch meinen Körper, als ich den ersten Kuss auf meiner Haut spüren konnte.

„...das weiß ich ganz genau.“

Nicht mehr als ein Flüstern.

Nicht mehr als ein schwacher Ruf im Wind, aber so stark, das er auf ewig hallen würde.

Rückblickend war diese eine Szene, dieser eine Moment der Schönste in meinem Leben und dennoch konnte ich ihn nicht gänzlich genießen, da all die Zweifel blieben, die sich im Laufe meines Lebens angebahnt hatten.

Natürlich wollte sie es ihm erzählen.

Er, der schon immer ein wichtiger Bestandteil ihres Lebens war und uns eigentlich alle irgendwie miteinander verband.

Er war der Grund, wieso ich in ihr Leben getreten war und vielleicht war es gerade dieser Wink an Schicksal, der mich meine Gefährtin nun begleiten ließ.

Vielleicht wollte ich mir ein eigenes Bild davon machen. Vielleicht mit eigenen Augen sehen, was er davon dachte. Was er wirklich davon dachte, nur um mir insgeheim selbst zu bestätigen, was ich sowieso schon immer in diesem Unterklassekrieger gesehen hatte.

Nämlich weit aus mehr, als man auf den ersten Blick sah.

Weit aus mehr.

Viel mehr.

Ich flog alleine.

Natürlich in einem immerwährendem schützendem Abstand zu ihrem Gleiter, doch momentan brauchte ich die Kühle der Luft um meine Welt in Einklang zu bringen. Um das Chaos in meinem Kopf sich ordnen zu lassen, doch brauchte ich wohl noch ganz schön viel an kühler Luft, um das verdauen zu können, was an diesem heutigen Tag mein Leben mit einem Mal verändert hatte.

Was so völlig unbedacht in mein Leben getreten und nun nicht mehr zu ändern war. Ich konnte alleinig nur Eines – meine Einstellung ändern, doch... war ich wirklich bereit dafür?

Mürrisch verschränkte ich die Arme vor der Brust, schwang mich in einer halben Drehung erneut in die Luft und vollführte einen steilen Absturz nach unten. Ließ mich einfach durch die Wolkendecke brechen und vom Wind treiben. 

Ich spürte das Stocken in ihrem Herzen, gar in ihrer ganzen Aura, als ich mich so plötzlich aus ihrem Blickfeld entfernt hatte, doch wenn sie mit einem Saiyajin zusammen sein wollte, musste sie sich an diese Dinge einfach gewöhnen, welche mich von der breiten Masse unterschieden. 

Aber ich glaube gerade das war es, was sie so sehr an mir liebte. Pah... Konnte ich irgendwie nicht ganz verstehen; doch insgeheim war ich froh, über diese Gefühle, welche sie mir entgegenbrachte. Sie ließen mich irgendwie... dazugehören.

Dazugehören in ihre kleine Welt, die mir so lieb und teuer geworden war, wie kein Anderes und mürrischer denn je zogen sich meine Arme zusammen.

Und trotz allem, konnte ich das Glück nicht genießen, welches sie mir so frei und völlig ehrlich an diesem heutigen Tag geschenkt hatte.

Müde blinzelte ich der steigenden Sonne entgegen und ließ meinen Blick über das strahlende Blau des Himmels wandern. Sah das Brechen der Wellen, als uns unsere Route weiter über das offene Meer führte und eine warme Brise mehr als nur einmal mit meinen Haaren spielte.

Was nur hinderte mich daran, ihr jene eine Zuneigung zu zeigen, die sie in diesem Moment mehr als nur verdient hatte?

Denn ich hatte sie nicht in den Arm genommen. 

Hatte nicht so wie von manch anderen üblich, so spielend einfach mein Herz sprechen lassen; sondern hatte sie einfach stehen gelassen. Hatte sie nur kurz angesehen und dann in einem Anflug aus reiner Furcht schlagartig den Raum verlassen. Floh vor jenen Dingen, mit denen ich mich dennoch auseinandersetzten musste. Floh auf die gleiche selbe Art und Weise, so wie ich es immer tat. 

Immer, wenn etwas zu schlagartig und zu neu in mein Leben trat und eine alte, gar gutgemeinte Struktur einfach so spielend leicht zum Einsturz brachte.

Und dennoch war ich hier.

Zwar momentan durch ein paar Wolkendecken von ihr getrennt, aber ich war hier. 

Hier bei ihr.

An ihrer Seite und alleine diese eine Geste musste doch schon etwas bedeuten.

Doch was?

Ein Seufzten verließ meine Lippen und schlagartig hob ich ab. Ließ mich genauso einfach wie plötzlich neben ihre Flugmaschine gleiten, dass sie es doch glatt erschreckte und meine Gefährtin mich trotz diesen ganzen Spieles mit einem Lachen begrüßte.

Ein ehrliches Lachen in dem so viel Liebe steckte, dass es unbegreiflich war und erneut drehte ich mich in der Luft. Mit dem Rücken gegen die Flugrichtung, verschränkte abermals die Arme vor der Brust und sah sie einfach nur an.

Versuchte abzuschätzen, was in diesem Querkopf und unter all dem blauen Haar nur vor sich gehen mochte, doch im Vergleich zu ihr, konnte ich in Bulma nicht so einfach lesen, wie sie es anscheinend in mir konnte.

Konnte nicht so spielend einfach jene einen Schranken überwinden, die sie bei mir so einfach einreißen konnte und wieder zog sich meine Stirn ein Stück strenger zusammen, als ich abermals ihr wärmendes Lachen hinter der Scheibe sehen konnte. Mich abermals nur ein warmer Blick berührte und mehr und mehr wurde mein Blick finster.

Wahrlich, ich verstand sie nicht.

Verstand immer noch nicht, selbst nach all der Zeit, die wir schon miteinander verbracht hatten, diesen Hauch an Liebe zu mir, welcher niemals weichen würde. Niemals und auch nur ansatzweise ihr Herz verlassen konnte und wieder schüttelte sie lachend, gar amüsiert den Kopf, als sie kurz meine mürrische Pose nach mimte. Mich tadelte, die Dinge nicht gänzlich so streng, gar kompliziert zu sehen und kurzerhand konnte ich das hitzige Gefühl an Wärme einfach nicht vermeiden, das mir augenblicklich zu Kopf stieg und wahrscheinlich nicht nur meine Wangen glühten.

Oh dieser Mensch.

Was... hatte ich mir dabei nur gedacht?

Natürlich öffnete uns keine andere Person als sie die Türe und während Bulma ihre Begrüßungsfloskeln über die Lippen brachte, ließ ich meine Sinne schweifen. Fast schon automatisch.

Ich gab es nur ungern zu, aber seit dieser einen Nachricht, die alles verändert hatte, war ich kaum noch hier gewesen. Eigentlich fast gar nicht und jetzt spürte ich schon wieder diesen einen Kloß in meinem Hals, der schon bald mehr und mehr wachsen würde. Der sich einfach nicht vertreiben ließ, egal wie oft ich es auch versuchte.

Ob es ein schlechtes Gewissen war konnte ich nicht gänzlich beurteilen. Konnte ich nicht mit Gewissheit sagen, aber so etwas in der Art war es. 

Ja.

So etwas in der Art.

Ganz sicher.

Chichi begrüßte uns mit der gleichen Freundlichkeit, mit der sie es schon immer getan hatte und dennoch sah ich die Veränderung in ihrem Blick.

Sah wie wahrhaft, gar ehrlich, sie das ganze Schicksal ihres Mannes mitzunehmen schien und schweigsam trat ich in die Wohnung ein, als man mir Einlass gewährte.

„Schön dass du auch gekommen bist, Vegeta.“, hörte ich sie aufrichtig sagen, gefolgt von einem warmen Blick, der dennoch und trotz all dem Lauf der Dinge, etwas Skepsis in sich trug. Wer konnte es ihr verübeln?!? 

Immerhin wollte ich in fernen Zeiten, ja gar einer längst vergessenen Vergangenheit, ihr genau das Eine an Lebenssinn nehmen, was nun eine elende, gar belanglose Krankheit dahinzuraffen schien. Wie verkorkst die Welt doch manchmal war, wagte ich nicht ein Mal annähernd anzuzweifeln und dennoch war es zeitgleich so beschissen.

Im wahrsten Sinne des Wortes.

Kakarotts Ehefrau führte uns ins Wohnzimmer und zweifelnd ließ ich meine Blicke über die Inneneinrichtung wandern. Suchte hinter all dieser aufgesetzten Schönheit nach der ganzen Tragik dieses Schicksales, doch fand ich nichts als ein eher fragwürdiges Sein, das mehr Lüge als Wahrheit vorweisen konnte. 

Sie versuchte es zu verstecken.

Versuchte die Wahrheit zu umgehen, die trotz allem so unabwendbar war und mit jedem weiteren Tag mehr und mehr sein Ende einleitete.

Hätte man mir vor vergangenen Monaten gesagt, dass Kakarott ein Mal vor mir das Zeitliche segnen sollte, hätte ich wohl lauthals aufgelacht, doch in diesen Stunden war Humor etwas Seltenes geworden. Ja gar etwas, was schon bald als verloren galt, doch sahen wir es nur noch nicht.

Manchmal verschloss man wohl den Blick vor den wesentlich wichtigen Dingen, dachte ich spottend, doch sollte ich mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

Denn eigentlich... 

...tat ich ja genau das selbe.

„Ihr wart lange nicht mehr hier gewesen. Was führt euch zu uns?“, lenkte die schwarzhaarige Erdenfrau das Thema ein und schon jetzt wusste ich wohin das Ganze wohl führen würde.

Wohin dieses Gespräch sich von selbst tragen lassen würde und anstatt mich zu setzten, den Platz neben meiner Frau zu teilen, blieb ich einfach stehen und ließ abermals meine Aura wandern.

Wie lange war ich wirklich nicht mehr hier gewesen?, dachte ich zaghaft und verschränkte abermals die Arme vor der Brust. Wie lange hatte ich den Blick vor den wesentlich wichtigen Dingen verschlossen?!?

Wieder wuchs dieser eine dunkle Kloß in meinem Hals, welcher schon bald in ein beklemmendes Gefühl der Hilflosigkeit weichen sollte und während Bulma ihre freudige Kunde auch kund tat und somit für einen winzig kleinen Augenblick all diesen Kummer der Situation von einer leidenden Seele nahm, kam die Gänsehaut.

Kam dieser eine Gedanke, so treffend und so völlig aus dem Nichts, den ich eigentlich immer verdrängen wollte.

Der Gedanke, nicht genug getan zu haben.

Vielleicht.. war ich deswegen ja nicht mehr hier gewesen.

Weil es einfach nur wehtat, den letzten meiner Rasse so sterben zu sehen.

Ja...denn das würde er.

Kakarott würde sterben.

Und ich hatte nichts getan um das verhindern zu können.

Schon wieder nicht.

Und nun stand ich hier.

Hier in diesem Raum, in dem ich eigentlich nicht sein wollte. Hier an diesem Ort, den ich in meinen kühnsten Träumen eigentlich nur vergessen wollte – doch war es unmöglich und mir einfach nicht vergönnt.

Nun stand ich hier.

Ehrlich und wahrhaftig.

Hier an seiner Seite und sah einfach nur dieses eine befreite Lächeln, das er mir schenkte, als meine Gefährtin nun ihrerseits den Raum verlassen hatte. Ihrerseits gegangen war, nur um uns diese eine Zeit zu gönnen, um die sie dieser Nichtsnutz an Krieger gebeten hatte.

Und dennoch war er das nicht.

Das sah ich jetzt.

Jetzt...endlich, doch... 

Wieso musste es immer am Ende geschehen? Wieso sah man erst, wenn man alles verloren hatte, wie wichtig einem manche Dinge doch geworden waren?

Wieder riss mich sein leises Lachen aus den Gedanken und grummelnd sah ich auf. Versuchte erneut die Wärme zu vermeiden, die abermals in meine Seele kroch und mir schon bald wieder zu Kopf steigen würde, doch abermals ein Scheitern und mehr verzweifelt als bestärkt konnte ich nicht anders, als es zuzulassen. Verdammt.

Konnte...

Konnte er nicht aufhören so dämlich zu grinsen?

Konnte er nicht einfach aufhören so zu tun, als hätte er das alles schon immer und irgendwie gewusst?!?

Wütend ballten sich meine Hände zu Fäusten und wich erneut Kakarotts wärmendem Blick aus, als er meine Opale suchte und dann so völlig unerwartet seine Stimme sprechen ließ.

„Du wirst ein guter Vater sein, Vegeta.“, hörte ich ihn flüstern, mehr als nur ein Mal durch das starke Fieber geschwächt und erschrocken keuchte ich auf.

Erneut lagen diese gütigen Opale auf mir und dieses Mal konnte ich mich ihrem Blick nicht mehr so einfach entziehen wie zuvor. Konnte nicht mehr so leichtfertig über diese eine Wahrheit sehen, die wahrlich schon immer vorhanden war und nun so einfach im Raum lag, dass man sie fast greifen konnte.

Dieser Bastard.

Selbst jetzt, dem baldigen Tod e nahe übertraf er mich noch um Längen. Vegeta, hör auf so sarkastisch zu werden. Nicht jetzt in so einer Situation, tadelte ich mich selbst und schüttelte dann augenblicklich den Kopf. Das hatte Kakarott bei weitem nicht verdient und mürrisch wandte ich abermals meine Blicke ab, versuchend den Rotschimmer zu verbergen, der sich nun auf meine Wangen stahl und meine ganze Scham so endlos präsentierte.

Natürlich hatte er es immer irgendwie gewusst. 

Gar Bescheid über dieses eine kleine Band, das meine Gefährtin und mich verbunden hatte und langsam aus dem Beschreiten der Zeit entstanden war. Überdauerte all das Chaos, was meine zerstörte Seele mit sich brachte. Das und die Veränderung, die aus allem Neuen entstand.

„Gib´s doch zu. Das hast du schon früher gewusst, jetzt da ich dein dämliches Grinsen sehe!“, brachte ich murrend über meine Lippen, doch entlockte es meinem Gegenüber nur ein weiteres abgehacktes Lachen. Ein Versuch es wie das Alte klingen zu lassen, doch war die Krankheit bei Weitem zu weit fortgeschritten. Und dennoch sagte seine Frau, dass es ihm heute besser ginge als sonst. Hah! Wahrlich, wenn das stimmte, war ich ein zweiter Freezer und würde höchstpersönlich einen Foxtrott tanzen.

„Wenn ich einigermaßen.. noch halbwegs irgend einen Ki spüren könnte, wäre ich mehr als nur glücklich, das kannst... du mir glauben, Vegeta.“, lachte er erneut und setzte sich dann zaghaft auf. Er schwankte bedrohlich von einer zur anderen Seite und zögernd trat ich auf. Nicht wissend ob ich zu ihm eilen oder ihm doch seine Ruhe lassen sollte. Nicht wissend, wie man sich in solch einer Situation gänzlich richtig verhielt und somit beließ ich es bei einem vorsichtigen Blick, der einen Funke Sorge mit sich trug.

„Hey...“, sagte er spielerisch mahnend und sah mich dann abermals belustigt an. „Noch bin ich nicht tot, also hör auf mit diesem Blick, Vegeta.“, hörte ich ihn aufmunternd sagen, doch erkannte ich unter all seiner aufgesetzten Fröhlichkeit, die Angst, die ihn begleitete.

Sofort zog sich meine Stirn abermals in Falten, als sich meine Augen zu Schlitzen verengten, doch weckte das erneut nur ein amüsiertes Lachen meines Gegenüber, das schon bald darauf in einem heftigen Hustenanfall endete.

Ich seufzte und wandte mich dann ab. Dieses Bild nicht mehr ertragen könnend, dass das stärkste Wesen der Erde nur noch ein Schatten seiner Selbst war. Das und die Wahrheit, dass ich schon bald wirklich und ab dann für immer, der Letzte war.

Der letzte Saiyajin.

Aber vielleicht... gab es ja irgendwo noch Hoffnung.

Irgendwo da draußen.

„Ich sollte gehen, Kakarott.“, sagte ich leise aber bestimmend. Denn eigentlich wollte ich ihm seine Ruhe gönnen. Bulmas frohe Botschaft hatte wirklich seine Lebensgeister geweckt, aber dennoch sah ich nun unter einem starren Blick, wie müde er in Wahrheit war. Wie viel Kraft es Kakarott kostete, die Augen offen zu halten und ich war schon beinahe an der Türe angekommen, als mich abermals seine brüchige Stimme aufhielt.

„Du wirst es richtig machen, Vegeta.“

Verwundert drehte ich mich zu ihm um, nicht wirklich die Bedeutung seine Worte verstehen könnend und sah ihn einfach nur an. Redete... redete er etwa jetzt schon im Delirium? Was bei allen saiyanischen Göttern faselte er da?

„Du wirst alles richtig machen, das weiß ich.“, betonte er von neuem und dieses mal begleitete mich sein wacher Blick. Ehrlichkeit ausstrahlend, wo mehr als nur Güte lag.

„Das weiß ich ganz genau.“

Erschrocken verharrte ich in meiner Position und sah meinem Gegenüber in die Augen. Wusste er etwa irgendetwas von dem er uns alle nur noch in Unwissenheit ließ? Schien er etwas zu ahnen, was uns vielleicht schon bald erwarten sollte?!? 

Doch... Was, Kakarott?, fragte ich mich ernsthaft, wollte schon zum Wort ansetzten, doch sah dann, wie sich mein Rassenmitglied erschöpft in die Laken sinken ließ.

All seine Kraft war verbraucht. Alle Reserven für heute gedeckt und mit einem letzten Gruß, der hoffentlich kein Abschied für immer war, ließ ich Kakarott seine Ruhe, die er nun so Dringend brauchte.

Denn wer wusste schon, wie lange wir ihn noch hatten.

Dieses Mal flog ich nicht im sich verdunkeltem Abendhimmel, sondern nahm den Platz neben meiner Frau im Gleiter ein. Um ehrlich zu sein, hatte mich das Gespräch mit meinem Rassenmitglied mehr als nur erschöpft und unweigerlich schloss ich die Augen, als unser Gefährt in die Luft abhob. Uns mit nichts weiter als einer sorglosen Stille bescherte, welche mich schon bald und im Wandel der Zeit schläfrig werden ließ.

Ich nur noch das dumpfe Dröhnen der Maschine hörte und verschränkte abermals die Arme vor der Brust.

Bulma redete wie ein Wasserfall.

Ich glaube nur so konnte sie jene einen Dinge verarbeiten, welcher so manche Anderer als Angst betitelt hätte, doch ließ ich sie trotz all der Müdigkeit gewähren. Wissend, dass sie das jetzt einfach brauchte. Wissend, dass sie sich nur so alle Sorgen und all den Kummer von der Seele reden konnte und trotzdem hörte ich nur mit halbem Ohr zu. 

Sicher.. es war nicht fair, vor allem nicht ihr gegenüber, aber die Geschehnisse des heutigen Tages waren sicherlich keine einfachen gewesen und gerade noch so schaffte ich es ein zaghaftes Gähnen zu unterdrücken.

Kakarotts Worte ließen mich nicht los.

Du wirst es richtig machen.

Und damit meinte er sicherlich nicht meine bevorstehende Vaterschaft, vor der ich mich momentan mehr denn je einfach nur drücken wollte. Nein.

Das spürte ich und fieberhaft suchte mein schläfriger Geist nach dem Warum. Suchte nach dieser einen Lücke, die seine Behauptung hinterlassen hatte, doch fand ich nichts als Leere. Fand ich nichts als Schwärze und gerade, als ich die Schranken des Bewusstseins hinter mir lassen sollte, weckte mich ein Stups in meine Seite.

Sofort saß ich mehr erschrocken als wachsam auf meinem Stuhl und sah in ein helles Blau mir so sehr vertrauter Augen, das sofort jegliche Wut verflog, die ich gespürt hatte.

„Danke, dass du das heute für mich getan hast, Vegeta.“, sagte mir eine sanfte Stimme und fragend sah ich meiner Gefährtin in die Augen, als mich erneut ein ehrliches Lächeln begleitete.

Wieso... redeten heute alle in Rätseln?!?, dachte ich verzweifelt und ließ mich dann wieder zurück in den Stuhl sinken. Aber vielleicht.. war ich auch einfach nur zu müde um die ganze Wahrheit gänzlich dahinter zu sehen und wieder versank meine Welt in einem Schleier reiner Dunkelheit.

Hörte nur noch zaghaft die Stimme meiner Frau, welche mich besorgt beim Namen rief, nur um dann doch keine Antwort zu erhalten. Spürte nur federleicht ihre sanften Berührungen auf meiner Haut, ja gar die ganze Sorge in ihrem Herzen.

Ja, ich hatte es gerne getan und würde diesen einen Schritt immer wieder mit ihr gehen, auch wenn es eine altebkannte Angst in meiner Seele weckte. Auch wenn das bedeutete, dass ich mich nicht mehr vor Kakarotts tragischem Schicksal verstecken konnte. Lernen musste, die Dinge so zu nehmen wie sie waren und vielleicht einfach nur daraus lernen konnte, das Beste daraus zu machen. Und genau das tat ich. Das werde ich immer tun, versprochen Kakarott.

Ich... werde alles richtig machen.

Versprochen.


 

~*~

Doch das... hatte ich nicht.

Ich hatte nichts richtig; ja gar es besser gemacht und wieder war dieses eine beklemmende Gefühl in meiner Seele, das seit diesem einen Tag nicht weichen wollte.

Ich hatte nichts besser gemacht.

Gar nichts. 

Viel eher... hatte ich genau das Gegenteil von dem erreicht, was ich eigentlich wollte.

Ich hatte alles nur noch Schlimmer gemacht.
 

Trunks Schreie weckten mich aus längst vergangen Tagen und überrumpelt sah ich auf das wimmernde Knäuel unter meinen Fingern.

Hatte ich ihn mit meiner Anwesenheit geweckt?, fragte ich mich, während ich zaghaft auf das kleine Etwas starrte und mehr und mehr unruhig wurde.

Was tat sie immer in solchen Situationen?

Mürrisch suchte mein Geist nach Antworten, ich wollte ja immerhin nicht, dass meine Gefährtin von diesem kläglichen Wimmern wach wurde, doch nahm mir eine gespielt belustigte Stimme diese Aufgabe ab und erschreckte mich damit bis ins Mark.

„Du musst ihn auf den Arm nehmen, Vegeta.“, flüsterte mir ihre Stimme ins Ohr und erschrocken sah ich auf einen lockigen Schopf an blauem Haar, der nun in mein Blickfeld trat, als sich meine Frau zu unserem Sohn hinunterbeugte und ihn aus seinem Schlafgemach hob.

„Ungefähr so.“, lächelte Bulma wieder, als sie ihr teuerstes Hab und Gut auf ihre Unterarme legte und dann sanft anfing, das Bündel in ihrem Armen hin und her zu wiegen.

Pff, als ob ich das nicht auch gewusst hätte, dachte ich mürrisch, blies mir abermals eine wirre Strähne meiner Haare aus der Stirn und sah dann zur Seite. Ließ immer noch meine Hände auf dem dunklen Holzgeländer ruhen und sah zu Boden. Nicht wissend wohin ich meinen Blick richten sollte, da ich mir im Moment so verloren vorkam, wie noch nie in meinem Leben.

Doch dann...

„Danke, dass du mein Leben so vollkommen machst.“, hörte ich so nahe an meinem Ohr, dass ich mich nun doch zu ihr herumdrehen musste und spürte nur noch wie ein weiterer Kuss fiel.

Spürte ihren sanften Hauch an Liebe so wahrhaft auf meiner Haut thronend, dass es mich abermals aus dem Konzept brachte und mein Herz mehr denn je schneller als sonst schlagen ließ.

Mehr denn je meine Welt aus dem Gleichgewicht brachte, als ich in diese wunderbaren und ehrlichen Augen sah, die Alles für mich bedeuteten. Seit diesem einen Tag und weit über alle Dinge hinaus.

„Kommst du zurück ins Bett, Vegeta?“, fragte meine Gefährtin ehrlich, nachdem sie unseren nun schlafenden Sohn zurück in das Seinige gelegt hatte.

Bittend, gar flehentlich lag dieser eine Wunsch in ihren Augen und nur zu sehr erkannte ich die Wahrheit, die in seinem Inneren lag.

Mit der Ankunft der Cyborgs hatte sich alles verändert.

Jegliches Sein hatte mehr und mehr an Bedeutung gewonnen und mehr denn je, ja gar öfters als sonst, suchte meine Gefährtin dieses wertvolle Gut an Stunden, das wir besaßen und uns nur wahrlich die Nacht alleine schenken konnte. Nur das wenige an Zeit geblieben war, die wir zusammen hatten, da tagsüber das blanke Überleben mehr und mehr an Sinn, ja gar an Bedeutung gewonnen hatte. 

Mehr und mehr an Standhaftigkeit.

Ja...

Sie schien regelrecht jene einen Momente zu suchen, die nur alleine für uns bestimmt waren. In denen wir uns wirklich nahe sein konnten. Keine Angst um des jeweils anderen Leben unsere beider Seelen beschattete und jetzt erst verstand ich, wieso sie meinen Nähe so sehr suchte. Wieso sie mich auf ewig halten wollte. Aus Angst ja gar, wenn sie loslassen würde, mich auf ewig verlieren zu können.

Doch das würde sie nicht.

Versprochen.

Dieses Versprechen hatte ich schon ein Mal gegeben. Schon ein Mal denselben Schwur geleistet, doch sollte ich verdammt sein, wenn ich ihn ein weiteres Mal brechen sollte.

Nein.

Nicht....ein zweites Mal.

Nicht hier und heute.

Nicht so lange ich noch einen Funken an Kraft in meinem Körper hatte.

Versprochen, Kakarott.

Diese Cyborgs werden fallen.

Werden an jenen einen Ort zurückgelangen, aus dem sie einst entstammten.

Du hast mein Wort.

Ich werde alles richtig machen.

Werde deine Bürde tragen, die du mir mit deinem Tod auferlegt hast und selbst dann noch, wenn es eine Schwere sein sollte. Ja gar.... 
 

...eine Unmögliche.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2014-10-01T16:28:19+00:00 01.10.2014 18:28
Kakarott ;___; Ich weine ihm nach. Ich habe ihn doch so gerne ♥
Vegeta ist nicht der Einzige, der sich fragt, warum ausgerechnet er an einer Herzkrankheit sterben musste ;__;
Was ich echt schön finde, ist, wie Vegeta Son-Goku vermisst. Ich meine, diese Freundschaft ist schon komisch zustande gekommen. Jedenfalls weniger gewöhnlich als manch andere und auch wenn er immer so getan hat, als würde er seinen Artgenossen hassen, weil er ihn um seine Stärke beneiden, so ist er doch ein guter Freund. Und während er nostalgisch an seinen Tod hängt, kommt seine Frau und bedankt sich so warmherzig bei Vegeta, weil er ihr Leben so vollkommen macht ♥
Ich wünsche mir gerade so sehr, dass Vegeta sein Versprechen gegenüber Son-Goku halten könnte. Er hängt sich da wirklich so sehr rein. Er tut das nicht nur für seinen Freund sondern auch für seinen Sohn, damit er in einer besseren Welt leben kann. Ich finde es so süß, wie er sich insgeheim bei Bulma für alles bedankt. Er liebt sie, weil sie ist, wie sie ist. So schön ♥

Wie man sehen kann, bin ich auch von diesem Kapitel begeistert und freue mich darauf, das Nächste lesen zu können :)
Antwort von:  RedViolett
02.10.2014 14:46
Danke dir, freut mich, dass er dir gefallen hat :) ja, vegeta wird sich hier verändern, wird mehr in Kauf nehmen als er selbst ahnt, Goku hat ihm mit seinem Ableben eine schwere Aufgabe hinterlassen und ich denke er spürt immer so ein bißchen Zweifel in sich, ob er diese auch wirklich erfüllen kann. Nächster Teil ist schon oben, hoffe er Eid dir gefallen ^^
Liebe Grüße
Von:  Kullerkeks1987
2014-09-29T07:32:52+00:00 29.09.2014 09:32
Absolute Bombe! Mehr kann man dazu nicht sagen, du hast das wieder sehr super geschrieben. Besonders der Rückblick hat mir diesmal sehr gut gefallen, weil ich mich schon immer gefragt habe, wie er es wohl erfährt. Suuuuuuuupi.
Antwort von:  RedViolett
29.09.2014 20:06
Danke dir, freut mich, dass es dir gefallen hat. ^^
Ja, ich hab mich auch immer gefragt: hmn wie reagiert er da wohl drauf?
Das könnte eine Möglichkeit gewesen sein XD


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