Zum Inhalt der Seite

New Millennium

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Willkommen auf Heliopolis Alpha

"Wir haben soeben unser Ziel, Heliopolis Alpha, erreicht und beginnen jetzt mit dem Anflug auf das Dock-R11. Bitte vergewissern Sie sich, dass Sie ihr Handgepäck nicht vergessen. Schnallen Sie sich wieder an und bringen Sie in Vorbereitung zur Landung Ihre Rückenlehne wieder in die Senkrechte. Vielen Dank."
 

Die mechanische Stimme surrte durch den Lautsprecher, die Passagiere des Personentransportschiffes führten die Anweisungen sofort durch. Ihr Ziel war Heliopolis Alpha, die Vorzeigekolonie der Urmenschen.
 

Aus den Fenstern des Transporters sah man schon das Kolonieschiff in seinem ganzen Glanz. Es war die größte Kolonie von allen, man nannte sie auch „Das Mutterschiff“. Ausgestattet mit der besten lebenserhaltenden Technologie war Heliopolis fast schon ein eigener, wandernder Planet. Aufgeteilt in drei Kuppeln, die gläsern wirkten, aber durch einen bestimmten Kunststoff, einer komplexen Konstruktion, tausender Schichten und einem energetischen Schild für Schutz sorgten, fasste sie beinahe zehn Millionen Menschen, die hauptsächlich in der mittleren Kuppel in einer gigantischen Metropole lebten. Von weitem sah sie aus wie eine Miniaturstadt in einer Flasche, das dachte sich auch der dunkelhaarige Junge, der vor Aufregung über die Ankunft in seiner neuen Heimat die Finger fest in die Plastiklehnen seines Sitzes krallte. Es war pure Aufregung und die hohen Erwartungen, die er hatte, die sein Herz zum Rasen brachten. Er konnte kaum still sitzen, sein Gesicht zierte ein unbeschreibliches Grinsen, das einerseits Vorfreude, aber auch Unsicherheit ausstrahlte. Sein Ziel war jedoch nicht die mittlere Kuppel. Die war ihm egal. Er wollte auf die nördliche Seite, der Stützpunkt der militärischen Verteidigung von Heliopolis.
 

"Blaire, die Rückenlehne ... Und anschnallen musst du dich auch noch ..." eine zögerliche Stimme riss ihn aus seinen aufregenden Gedanken. Ein rothaariger, bleicher Junge mit deutlicher Nervosität im Gesicht sah den dunkelhaarigen Jungen mit den stechend roten Augen, dessen Namen Blaire war, besorgt an. Cecil war schon lange an Blaires Seite, sie waren ein Team, auch wenn sie so unterschiedlich waren. Der eine, zielstrebig, aufbrausend und arrogant, der andere, schüchtern, zurückhaltend und eine gutmütige Seele. Es war ihnen wohl selbst ein Rätsel, wieso sie so lange gemeinsam waren, sogar diese Reise als Einheit antraten. Aber irgendwie konnte Cecil diesen Jungen nicht alleine ziehen lassen.
 

Erst verdrehte Blaire die Augen, mit einem Schulternzucken dann aber setzte er sich aufrecht hin und schnallte sich an. "Was ist, Cecil? Hast du jetzt schon Bammel, obwohl wir noch nicht einmal gelandet sind? Das ist eine große Möglichkeit, für beide von uns. Na ja, wahrscheinlich werde sowieso nur ich etwas erreichen ... und du bleibst für immer ... du." So klang er immer, selbstsicher mit einem leicht spöttischen Unterton. Sein Partner war das gewöhnt, aber die meisten kamen nicht mit Blaire klar, weshalb er immer ein Einzelgänger war. Es war kein Geheimnis, das er eine schwierige Persönlichkeit hatte.
 

Noch bevor Cecil etwas erwidern konnte, landete das Schiff mit einem Ruck im Hangar R-11, am nördlichen Eingang zur mittleren Kuppeln. Von hier aus würde ihre Reise gleich weitergehen. Als sie ausstiegen, sahen sie schon ein ganzes Begrüßungskomitee, nicht nur für sie, sondern all die anderen Piloten und Navigatoren, die ebenfalls nach Heliopolis gebeten wurden.
 

Es war ein Förderungsprogramm von jungen Piloten und Navigatoren, die aus allen möglichen Kolonien in das Zentrum der Urmenschen eingeladen wurden, um sich zu verbessern und ihr Können und Wissen auf den neuesten Stand zu bringen. Außerdem sollten Erfolgsdruck und Rivalitäten die angehenden Piloten zu besseren Ergebnissen zwingen. Blaires Heimat, das Kolonieschiff Gloriana, war nicht besonders bekannt dafür, eine herausragende militärische Macht zu besitzen. Als er die Chance bekam, für die stärkste Kolonie zu kämpfen, war er gleich Feuer und Flamme.
 

„Auf dieses Begrüßungskomitee habe ich eigentlich keinen Bock. Ich will wissen, ob Percival in Ordnung ist!“ Blaire war es herzlich egal, wer aller kam, um die neuen Piloten zu begrüßen.
 

Er hörte schon, der Präsident von Heliopolis war höchstpersönlich gekommen, ebenso die drei Generäle, die wohl wichtigsten militärischen Anführer. Jeder von ihnen hatte seine eigene Abteilung und ohne ihre Zusammenarbeit würde das System nicht funktionieren, dass sie bereits erfolgreich durch unzählige Schlachten gegen den Feind führte.
 

Cecil hingegen war völlig bleich, als sie vor diesen wichtigen Menschen in Reih und Glieg standen, nachdem sie ausgestiegen waren. Sein Blick wanderte hastig zwischen ihnen hin und her, jede dieser Personen kannte er aus den Nachrichten. "Das ist Präsident Portos ... das höchste Tier überhaupt! W-Wie kannst du jetzt nur … an deine Maschine denken … ?!“ Seine Beine zitterten, vor ihnen standen die wichtigsten Menschen von Heliopolis und Blaire war … Blaire war weg! Bis vor wenigen Sekunden stand er noch neben ihm. „Wie schafft er das nur immer?!“, fragte sich Cecil in Gedanken, mittlerweile tropfte ihm schon der Angstschweiß von der Stirn. Wenn er weiter solch eine innerliche Panik verbreitete, würde er noch ohnmächtig werden. Und sein Freund und Partner machte das auch nicht besser.
 

Aber scheinbar fiel noch keinem auf, dass jemand fehlte. Der Präsident hielt seine Ansprache, bedankte sich für das Kommen der Piloten und Navigatoren, wünschte einen angenehmen Aufenthalt, freute sich auf eine gute Zusammenarbeit, das Übliche halt. Bis jedoch eine laute Stimme den Präsidenten aus dem Konzept brachte. Alle Blicke folgten dem Gebrüll, man hörte verwirrtes Flüstern, aufgebrachtes Gemurmel.
 

„Hey, HEY! Etwas vorsichtiger, ja?! Hey, nehmt eure Hände da weg!! Ihr habt wirklich keine Ahnung, dafür, dass ihr Techniker seid! Lasst mich das selber machen!" Dort war Blaire also hin, er lief zur anderen Seite des Hangars, wo gerade der Transporter ankam, der die Kampfmaschine des Jungen lieferte. Sein Roboter war Blaire das wichtigste und er führte schon vor seiner Ankunft zu kontroversen Diskussionen unter den Kolonien.
 

Der Plan war ursprünglich, den neuen Piloten auch neue Maschinen zur Verfügung zu stellen. Dafür wurde eine neue Einheit von Robotern gebaut, die auf dem aktuellsten technologischen Stand waren. Aber einem war das völlig egal, nämlich Blaire. Er bestand darauf, Percival mitzunehmen.
 

Percival, so hieß seine altmodische Maschine, klobiger bronzefarbener Roboter, dem man von weitem schon ansah, dass er nicht mehr in seinen besten Jahren ist. Verrosteter Lack, Kratzer, Beulen und das Design war keineswegs schnittig. Blaire stritt sogar mit der Hauptkommandantin der Gloriana, aber letztendlich bekam er seinen Willen. Und nun hatte Heliopolis das Problem mit dem „Oldie-Liebhaber“, wie man Blaire in Pilotenkreisen gerne nannte. Er erntete damit eigentlich nur Spott und viel Gelächter, aber ihm war diese Maschine wichtig.
 

So wichtig, dass er nicht einmal mehr fremde Techniker die Wartung durchführen ließ. Seine laute Stimme hallte durch den Hangar, er wollte einfach nicht zulassen, dass diese fremden Menschen Hand an seiner Maschine anlegten. Oder sie gar beim Transport beschädigten, weswegen er selbst nun mithalf und so gut aufpassen konnte, dass niemand Percival falsch anfasste. Und dann, geladen auf das interne Frachttransportsystem, das die großen Maschinen an Schienen durch Tunnel im Untergrund von Heliopolis kreuz und quer zu den gewünschten Docks befördern konnte, fuhr er mit seiner Maschine und den genervten Technikern davon, in die nördliche Kuppel von Heliopolis, dem militärischen Stützpunkt, und seinem neuen Zuhause, der Akademie für Piloten, Navigatoren und Techniker.
 

Aber eigentlich war das nicht so geplant. Die Neuankömmlinge sollten zuerst eine Rundfahrt durch den Stadtteil der Kolonie machen, sich von dem tagelangen Flug erholen, aber Blaire hatte seinen eigenen Kopf. Cecil schwitzte Blut und Wasser, um sich für das Verhalten seines Partners zu entschuldigen. Ja, tatsächlich Blut, vor lauter Aufregung lief es ihm aus der Nase, etwas, dass ihm dank Blaires Starrsinn oft genug passierte.
 

Nach einer langsamen Fahrt, extra von Blaire angeordnet, damit Percival auch ja nichts geschah, kam er im größten Hangar für Kampfroboter auf Heliopolis an. Jeder einzelne Roboter hatte hier dreimal soviel Platz für sich, als auf der Gloriana. Das war schon beeindruckend, dachte sich Blaire, und nun hatte auch sein Percival so einen schönen Platz. Fertig abgeladen und „geparkt“ lenkte der Oldtimer ziemlich viel Aufmerksamkeit auf sich, all die anwesenden Techniker versammelten sich. Die einen bewunderten die Maschine, hätten sie nie gedacht, ein so altes Modell jemals aus der Nähe sehen zu dürfen, andere aber lachten nur über die vermeintlich schrottreife Blechbüchse. Neben der neu angefertigten Einheit Neith, bestehend aus zehn Robotern, wirkte er wie ein Fremdkörper.
 

Die Neith waren das Werk eines jungen Technikers, der gerade die Akademie abgeschlossen hatte. Da er der jüngere Bruder des Generals war, der für den Maschinenbau zuständig war, hatte er schon von klein auf viel über Roboter gelernt. Sein erstes eigenes Projekt gleich so früh umsetzen zu dürfen, das war ein kleiner Traum, der da in Erfüllung ging. Und diese Maschinen, mit ihren flüssigen Konturen, dem hochglänzendem Lack und einem Design, dass einen schon erahnen lässt, wie wendig und schnell sie im Kampf waren, ließ Percival wirklich alt aussehen.
 

"Ein wahrer Oldtimer, huh? Er ist schon ziemlich groß. Und hat viele Dellen und Kratzer. Muss schon hunderte Kämpfe überstanden haben! Ob er wirklich mit unseren Robotern mithalten kann?" Der junge Techniker stellte sich neben Blaire und stemmte die Hände an die Hüften. Er blickte hoch, musste gestehen, so alt er aussah, er wirkte schon überwältigend, dieser Percival. Aus seiner Hosentasche zog er ein Gerät, gerade so groß wie seine Handfläche, welches per Knopfdruck ein bedienbares Hologrammdisplay ausspuckte. Jeder Techniker besaß so etwas, ihr wichtigstes Werkzeug, mit dem sie direkt, ohne Kabel und ohne eine Maschine aufschrauben zu müssen, in das Kontrollsystem eindringen und interne Fehler beheben konnten. Immerhin war es nicht nur wichtig, wie eine Maschine gebaut war, nein, auch die Programmierung machte einen guten Roboter aus.
 

Aber er konnte sich nicht einloggen. Nicht, dass Percivals System ihn verweigerte, nein, es war einfach so veraltet, dass er nur Fehlermeldungen vor die Nase bekam. Das Hologrammdisplay färbte sich dadurch mehrmals rot, es ertönte immer wieder laut „Fehler! Fehler!“ Der Techniker seufzte, fuhr sich mit der Hand durch sein braunes, wild gestutztes Haar. „Dann muss ich wohl direkt rein. Nur mal testen, ob der alte Herr die Reise auch gut überstanden hat.“ Wenn man über das Werkzeug nicht auf das System einer Maschine zugreifen konnte, blieb einem Techniker nichts anderes übrig, als ins Cockpit zu steigen und manuell das System-Management-Panel, kurz SMP, aufzurufen. Er winkte seinen Kollegen zu, die eine ausfahrbare Hebebühne anrollten, mit der man die Maschine besteigen konnte.
 

Doch ehe er einen Schritt auf die Leitern der Hebebühne wagen konnte, kam ihm jemand zuvor, kletterte Percival hoch und platzierte sich schützend vor den Rumpf des Roboters, worin das Cockpit lag. Scheinbar hatte der Techniker gar nicht bemerkt, dass der Pilot des Oldtimers, Blaire, ebenfalls anwesend war.
 

"Du kommst da nicht rein.“, sprach er, musterte den Jungen mit gerunzelter Stirn. Er versuchte richtig, den Techniker nieder zu starren.
 

Dieser blinzelte aber nur überraschend, damit hatte er nicht gerechnet. Dass Blaire der Pilot von Percival war, merkte er sofort, wer sonst würde sich so dagegen wehren, jemanden in seine Maschine zu lassen? Trotzdem, er behinderte seine Arbeit. Er musste die Maschine durchchecken, in Zeiten des Krieges war man selbst der Technik der verbündeten Kolonien misstrauisch. Mit einem Fuß stieg er auf die Hebebühne, ließ sich bis zu Blaire hochfahren und stand ihm nun gegenüber. "Ich muss dich bitten, unsere Arbeit nicht zu stören.“, mit einem freundlichen Ton und einem netten Lächeln versuchte er, Blaire abzuwimmeln, aber der rührte sich weiterhin kein bisschen und durchbohrte ihn mit seinem Blick, als würde er ihn hoffen, allein nur damit zu vertreiben.
 

Aber dann öffnete Blaire doch den Mund: "Nur ich kann ihn öffnen, besser gesagt, meine linke Hand. Und das soll auch so bleiben. Ich habe ihn selbst programmiert, also denkt nicht, ihr könnt irgendwelchen Scheiß mit ihm machen, ja? Er ist gut in Stand. Ich repariere ihn selber. Und meine Arbeit ist perfekt." Ohne Scheu musterte er den jungen Techniker aus nächster Nähe, immerhin waren ihre Gesichter nun nur ein paar Zentimeter voneinander entfernt. Mit der Hand tastete er an Percival herum, ohne den Blickkontakt abzubrechen. Plötzlich öffnete sich hinter Blaire die Tür zum Cockpit automatisch, nachdem er seine Hand auf ein Druckfeld platziert hatte. „Siehst du?“ Und so schnell er es öffnete, schloss er es auch wieder.
 

"Verstehe ... Das ist wirklich eine alte Methode, mit deinem Handabdruck. Ich erinnere mich, es gab Zeiten, da nutzte man die Zeichnung der Augeniris als persönliche Erkennung. Aber heutzutage läuft alles über präzise DNA-Scanner.“ Sein Gegenüber belächelte nur die Art und Weise, wie er das Cockpit öffnete. Für den Techniker nur eine veraltete und unsichere Methode. Die Scanner, die nun die Maschinen versiegelten und vor Diebstahl und Missbrauch schützten, konnten zu einhundert Prozent feststellen, ob der Pilot selbst das Cockpit versuchte zu öffnen. Man konnte diese Präzision nicht einmal mit einer DNA-Probe austricksen, oder mit Klonen, sollte es so etwas geben. So eine DNA-Signatur, die ein Pilot anfertigen musste, bevor er eine Maschine auf sich registrierte, war eine lange und komplizierte Prozedur. Aber sie war die sicherste Methode.
 

Irgendwie merkte der Techniker schon, dass der Pilot stur war. Er ließ ihn nicht vorbei und wirkte auch nicht so, als würde er so schnell nachgeben. Also versuchte er, noch einmal eine Nummer freundlicher zu sein, er war ja auch nicht auf Streit aus, er wollte nur seine Arbeit machen. Er wollte nachsehen, wie dieser Roboter funktionierte, und ob er überhaupt noch funktionierte. Er musste Sicherheitslücken finden und schließen und ihn an das System seiner Neith anpassen, sonst wäre nicht einmal eine perfekte Verbindung und Kommunikation am Schlachtfeld möglich.
 

"Es tut mir Leid, wenn ich dich in irgendeiner Form verärgert habe. Mein Name ist Humphry Ouranos, ich bin hier sozusagen der Leiter der Abteilung. Mein Bruder ist General und zuständig für die Techniker, deine Maschine ist also in besten Händen. Die Roboter, die du hier siehst, habe ich alle entworfen, mitgebaut und programmiert. Ich bin für sie zuständig und … für Percival, deine Maschine. Er gehört auch zu der Einheit, das war dein Wunsch, richtig?“ Höflich und freundlich stellte sich Humphry erst mal vor, vielleicht würde das Blaire auch beruhigen. Er wirkte in seinen Augen nämlich so, als würde er ihm eine verpassen, wenn er seinem Roboter noch ein kleines Stückchen näher kam. Ja, die Wichtigkeit dieser Maschine für den Piloten konnte jeder Anwesende spüren.
 

"Der Roboter bedeutet dir viel, richtig? Sonst wäre er kaum hier. Trotzdem ... Ich muss ihn auf Herz und Nieren prüfen. Ein kleiner Routine-Check. Sonst darf er den Hangar nicht verlassen und du ihn nicht benutzen. Ich muss sicherstellen, dass alle Maschinen ordnungsgemäß funktionieren und es zu keinen Komplikationen kommt.", erklärte Humphry in ruhigem Ton, in der Hoffnung, er würde auf Verständnis stoßen.
 

Zur gleichen Zeit kam Cecil völlig aufgelöst in den Hangar gerannt. Endlich hatte er Blaire gefunden! Und natürlich machte er wieder Ärger, was er mit einem Kloß im Hals feststellte. Alles lief heute schief, erst war er in der Früh auf seine Katze gestiegen, dann zog er sich zwei verschiedene Schuhe an. Fast hätte er den Abflug verpasst und dann musste Blaire sie auch noch vor dem Präsidenten bloßstellen! Der war Gott sei Dank nicht wütend gewesen, nur milde amüsiert, als hätte er so etwas schon erwartet. Aber das war noch schlimmer. Hatte sich der schlechte Ruf des Piloten schon in der Kolonie breit gemacht? Cecil war am Ende mit seinen Nerven, so hatte er sich die Ankunft auf Heliopolis nicht vorgestellt. Er konnte nicht einmal der Stadtrundfahrt beiwohnen, da er Blaire folgen musste. Was für einen schlechten Eindruck hinterließ das nur, vor allem auf den Präsidenten und die Generäle? Sie waren nun ihre Vorgesetzten. Am liebsten wollte sich Cecil irgendwo in ein Loch verkriechen und nie wieder herauskommen. Er spürte schon die Blutgefäße erneut in seiner Nase platzen.
 

"Blaire ... ! W-Wir ... sollten uns unsere Unterkunft anschauen, meinst du nicht? Percival geht es hier sicher gut. I-Ich meine ... die Techniker wissen schon, was sie tun. Bist du nicht müde vom Flug? So ein Warp ist nicht von schlechtern Eltern, richtig? Und die Stadt können wir uns nun sowieso nicht mehr ansehen. Auch w-wenn ich mich darauf gefreut habe …" Seine Stimme wurde immer dünner, als würde der Mut ihn Stück für Stück verlassen. Der Blick, der ihm Blaire zuwarf, war auch nicht von schlechten Eltern. Als würde er ihn damit sagen wollen „Hau ab, du nervst!“. Das ertrug das schwache Gemüt des Jungen nicht ganz. Und schlussendlich verstummte er komplett, als einer der Generäle den Hangar betrat. Schluckend erkannte er die Uniform, die er sich schon bei der vorherigen Begegnung einprägte. Die Generäle trugen im Grunde dieselbe Uniform, aber jeder hatte eine andere Farbe.
 

Dieser General trug eine dunkelgraue Uniform mit goldenen Applikationen. An seinen braunen Haaren und der ähnlich wilden Frisur erkannte man sofort, dass er mit Humphry verwandt war. Er wollte nach dem Rechten sehen und die Testergebnisse seines Bruders einsammeln, der bis zuletzt noch an den Neiths arbeitete. Er konnte zuvor nur einen flüchtigen Blick auf den berüchtigten Oldtimer erhaschen, war aber dadurch erstrecht neugierig geworden. Er war selbst Techniker, und lehrte sein Fachwissen auch persönlich an der Akademie. Das tat jeder General, sie waren alle auch Lehrer.
 

Er musterte also Percival mit strengem Blick. Er wurde regelrecht gefangen genommen von der alten Schönheit dieser Maschine. Schon immer, schon von klein auf, wie es auch bei seinem Bruder der Fall war, liebte er Roboter. Anfangs fand er es noch spannend, sie kämpfen zu sehen, aber schnell wollte er lernen, wie sie das überhaupt schaffen. Was steckte dahinter? Was benötigte man dazu? Er liebte zwar all die neuen Maschinen, aber so ein Oldtimer weckte doch eine ganz eigene Faszination in ihm. Das Gefühl, eine alte Maschine auseinanderzunehmen, sie aufzurüsten und zu verbessern ... Dieser alte Herr sah vielversprechend aus und war es in seinen Augen wert, ihn in seine Einzelteile zu zerlegen, einen neuen Antrieb zu verpassen …
 

Räuspernd riss er sich aus den eigenen Gedanken, er schweifte zu sehr ab, war er doch wegen etwas Wichtigem hier. "Humphry, bist du fertig? Ich brauche die Testergebnisse. Du weißt, ich kann nicht selber in die Cockpits schauen ... und Samuil ist schon ungeduldig." Der Mann blickte zu seinem Bruder hinauf und erkannte den Piloten sofort. Der machte doch vorhin bereits einen Aufstand, wegen diesem Roboter. Sein Blick wanderte zu Blaire, der scheinbar seinem Bruder den Zugriff auf Percival verweigerte. „Gibt es ein Problem?“, die Frage richtete er an beide.
 

Als Humphry seinen Bruder erspähte, stieß er ein leises „Ach du Schande!“ aus, welches von seiner Verlegenheit zeugte. Dank diesem sturen Piloten konnte er seine Arbeit nicht rechtzeitig beenden, natürlich, die Neith hatte er alle durchgecheckt, aber Percival fehlte eben noch. Und den durfte er nicht einmal anfassen.
 

"B-Bruderherz ... ! Ich dachte, ich hätte noch etwas Zeit!" Er ließ die Treppe hinunter, damit er zu seinem Bruder gehen konnte. "Es gibt ein paar Schwierigkeiten mit dem alten Modell hier. N-Nichts Schlimmes, das hab ich gleich im Griff! Ich habe mich bereits mit seinem Piloten angefreundet!" Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf und linste zu Blaire. Nun, mit Freundschaft hatte das bisher aber nicht viel zu tun, er wollte ja eigentlich nur endlich die Maschine begutachten. Aber er wollte auch nicht, dass Blaire nun Ärger bekam, trotz seines, in seinen Augen äußerst lästigen, Beschützerinstinkts. Und er wich ja weiterhin nicht von Percivals Seite.
 

"Er liebt seinen Roboter, das hat er mir in nur wenigen Sätzen deutlich gemacht. Andere Kolonie, andere Sitten, was? Sei ihm nicht böse!", sprach Humphry, um seinen Bruder milde zu stimmen. Noch einmal wandte er sich dann Blaire zu: "... Trotz aller Liebe, dieser Roboter muss gecheckt werden. Noch einmal möchte ich das nicht sagen ... Ohne Tests, keine Erlaubnis, ihn zu benutzen. Hier in Heliopolis gelten andere Regeln. Aber wenn es dich so sehr stört, werde ich nicht alleine an ihm arbeiten. Du kannst mir zusehen und helfen. Wäre das ein Kompromiss, mit dem du einverstanden bist?" Lächelnd schlug er Blaire also eine Zusammenarbeit vor, wohl die friedlichste Variante, wollte er ja doch keinen Ärger mit einem neuen Piloten, vor allem mit einem, der so wild wirkte, dass er selbst seinen großen Bruder, einen General, verdreschen würde, wenn er diesem alten Roboter zu nahe kommt ...
 

Nun trat auch der General näher und verschränkte seine Arme. Also behinderte ein Pilot die Arbeit der Techniker? Das war ihm noch nie untergekommen. „Mein Name ist Vilkas Yngvar. Ich bin General und Technikmeister von Heliopolis. Dieser Hangar hier ist im Grunde mein Revier. Und ich wäre dir sehr verbunden, wenn du auf meinen Bruder hören würdest. Du verzögerst die Arbeit aller Anwesenden. Lass die Maschine endlich durchchecken. Den ganzen Ärger hättest du dir sparen können, wenn du einen Neith steuern würdest.“
 

Aber das war ja das verzwickte an der Sache, Blaire wollte das nicht. "Wer will schon so einen Schrott fliegen?" Ja, er war eindeutig auf Ärger aus. Und dieser Techniker ... maßte er sich wirklich an, Percival untersuchen zu dürfen, nur weil er vorgeschlagen hatte, es mit ihm zusammen zu tun? Ihm lagen schon einige weitere scharfe Worte auf der Zunge.
 

Blaires rhetorische Frage brachte Vilkas fast zum Glühen. Er beleidigte die Arbeit seines Bruders, in die er viele Monate investierte, sein Erstlingswerk. Und wenn hier eine Maschine Schrott war, dann doch Percival. Es lag eine unheimliche Spannung in der Luft, aber ehe beide den Mund öffnen konnten, um sich gegenseitig Beleidigungen an den Kopf zu werfen, schritt Cecil ein, mit seiner zittrigen und weichen Stimme.
 

"Ähmm ... Bitte entschuldigen Sie Blaires Verhalten! Er ist nur sehr vorsichtig. Wahrscheinlich hat er Angst, Sie könnten Percival umbauen ... das haben schon einige versucht, deswegen ..." Wie immer versuchte Cecil die Stimmung etwas zu lockern. Dafür war er ja hergekommen, um ein Auge auf den wilden Piloten zu haben. Ihm wäre es doch auch lieber, Blaire würde alleine zurechtkommen, aber wie immer bewies er das genaue Gegenteil. Er brauchte Cecil einfach, er war seine Stimme der Vernunft, auch wenn er nicht häufig auf sie hörte. "Sie können sich Percival anschauen. Er bleibt einfach in der Nähe und passt auf, das alles in Ordnung ist, richtig, Blaire?" Mit einem Lächeln wandte er sich an den Piloten, der aussah als würde er vor Wut gleich überkochen. Dieser schnaubte dann aber nur, lächelte spöttisch und zuckte mit den Schultern. Das war wohl die Erlaubnis, die Humphry brauchte.
 

"Ich darf also?", fragte Humphry noch einmal vorsichtig, da ihm nicht ganz klar war, was die Geste Blaires nun zu bedeuten hatte. Aber Cecil nickte ihm zu, also war das wohl wirklich das Okay für ihn. „Du scheinst gut mit dem Jungen klarzukommen. Bist du seine Freundin? Du bist bestimmt Navigatorin.“ Seit er Cecil vor einigen Minuten erspähte, hielt er ihn für Mädchen. Er hatte ja auch eine feminine Figur und Haltung, und seine Stimme war auch so hoch. Aber sein großer Bruder berichtigte gleich das Missverständnis.
 

"Du bist dieser männliche Navigator von der Gloriana. Wie war noch mal dein Name? ... Se ... ... Cecil, richtig? Ammadon war schon aufgeregt, einen Jungen unterrichten zu dürfen." Der General der Navigatoren war auch einer der wenigen, der das positiv aufnahm. Andere hatten eher Spott für diese Tatsache übrig, auf dieser Kolonie galt das Navigieren nämlich als reine Frauenarbeit. Nicht, das Cecil besonders maskulin wirkte, musste Vilkas amüsiert feststellen.
 

„Ehhhh? Das ist ein Junge?!“, stellte Humphry mit Entsetzen fest. Und gleich drifteten seine Gedanken ab. Cecil würde ja auch kaum zwischen all den Navigatorinnen auffallen, so wie er aussah. Teilte er sich dann die Umkleide mit ihnen? Musste er etwa auch Röcke tragen, so wie es die Uniform der Navigatorinnen vorgab? Er prustete leise bei all diesen Gedanken, gab sich Mühe, nicht in Gelächter auszubrechen. Was war das nur für ein seltsames Duo, welches die Gloriana schickte? Ein Oldtimerliebender Pilot, und ein weibischer männlicher Navigator. Die beiden waren das genaue Gegenteil, trotzdem schienen sie ein Team zu sein.
 

Humphry also hatte nun die Erlaubnis und begab sich gleich wieder nach oben zu Blaire, der vor dem Cockpit wartete.
 

Inzwischen hatte sich sein Verhalten drastisch geändert. Er tat desinteressiert und widmete dem Techniker kaum einen Blick. Aber er wusste, wann man nachgeben sollte. Immerhin wollte er auch mit Percival fliegen. Mit seinem Händeabdruck öffnete er die Maschine und stieg selber ins Cockpit, das knapp Platz für zwei Leute hatte. Natürlich würde er jede Bewegung von Humphry beobachten, wenigstens dieses Privileg hatte er.
 

"Es wird mir ein Vergnügen sein! Ich bin sehr gespannt, wie diese Maschine funktioniert." Der kleine Blick von vorhin ins Cockpit hatte ihn schon etwas überrascht. Allein die Armatur war etwas, das er noch in den Kindertagen gesehen hat - auf Bildern. Aber dies durfte er sich nun genauer anschauen. "Huch, etwas eng hier ...", musste Humphry anmerken, als er sich grad noch vor Blaire hineinzwängen konnte. Die Roboter die sein Bruder und er bauten waren viel geräumiger und auch ... wesentlich bequemer. Sie hatten angenehme Sitze, die sich an die Körperform der Piloten anpassten, die Bildschirme waren größer und die Steuerungseinheiten wesentlich flexibler.
 

Eine ganz andere Welt, oder eher eine ganz andere Zeit? Waren die Menschen auf Gloriana so hinten nach? Nein, er hatte gehört, es mangelte ihnen vor allem an Material für die Umsetzung. Deshalb beharrten sie auf die alten Maschinen. Ob das so gut war? Hilfe wollten sie nie annehmen, aber im Ernstfall hätten sie mit solchen Maschinen wohl keine Chance im Kampf.
 

"Und du sagst, du hättest ihn selbst programmiert? Interessant. Das sehe ich mir nun genauer an", kündigte er an und nahm erneut sein Universalwerkzeug hervor. Mit einem schnellen Tippen darauf erschien auch schon das Hologramm-Display vor Humphrys Augen, dann zog er ein Kabel aus dem Gerät und brauchte erst ein paar Sekunden, bis er den passenden Steckplatz fand. Dass er überhaupt noch ein Kabel brauchte …
 

Es dauerte nur wenige Sekunden, da konnte er sich mit Blaires Hilfe ins System einloggen. Und dann staunte er nur noch. Nun, nicht im positiven Sinne ...
 

"Herrje, das ist ja ... das ist ja ... Wow. Du programmierst wie ein blutiger Anfänger. Solche einfachen System verwendet man sonst nur bei ... na ja, Fahrzeugen. Kleine Fahrzeuge. Oder nein, solche Spielzeugroboter, kennst du die? Ein Freund von mir hat so einen ..." Da fiel ihm gleich der Roboterhund ein, der einem der Piloten von Heliopolis gehörte. Er hatte oft mit ihm zu tun, und auch mit diesem Spielzeug. Er biss ihm stets ins Bein, wenn er ihm zu Nahe trat, vielleicht wusste das mechanische Tier auch, dass er Techniker war und ihn auseinanderschrauben konnte, anders konnte er sich diese seltsame Abneigung nicht erklären. Außerdem biss er auch sonst nur Vilkas, was seine Vermutung eigentlich nur bestätigte.
 

"Einen Kampfroboter mit so einem System auszustatten ist ... das ist vollkommen irre und lebensmüde. Es ist so leicht zu durchschauen, so leicht zu durchbrechen! Ich sehe Sicherheitslücken, weißt du, wie gefährlich das ist? Ein Feind könnte ein Virusprogramm in die Abwehrsysteme hacken, während du noch kämpfst!" Wie wild tippte er an dem Hologramm, vor seinem Gesicht flimmerten nur mehr Zahlen und Buchstaben.
 

"Die Werte hingegen sind hervorragend. Als Kampfroboter taugt Percival. Aber das reicht nicht. Wenn die Sicherheit des Piloten nicht gewährleistet ist, wird dieser Roboter niemals den Hangar verlassen dürfen", Humphry hatte selbst kein Verständnis dafür. Je stärker eine Maschine war, desto sicherer musste sie programmiert sein. Sonst könnte ein Feind sie einfach übernehmen und selbst als Waffe verwenden. Vorsichtig blickte Humphry zu Blaire, der bisher ziemlich ruhig war.
 

"Er muss umprogrammiert werden. Verbessert werden. Mit so einem Kindersystem ... darf er nicht für Heliopolis Alpha kämpfen", verkündete er, etwas zögerlich, wollte er nicht noch so einen Ausbruch provozieren. "Du würdest nicht viel davon merken, es ist nur eine reine Programmiersache. Ich würde ihm das neueste System aufspielen, welches wir zu bieten haben. Wahrscheinlich wäre er dann sogar leichter für dich zu handhaben. Und du müsstest dir keine Sorgen mehr machen wegen Sicherheitslücken, die sind bei meinen Programmen non-existent!" Mit einem charmanten Lächeln wollte er Blaire besänftigen, rutschte er aber bereits ein Stück von ihm Weg, nur als Vorsorge, man konnte ja nie wissen.
 

Aber Blaires Blick war finster. Als würde er imaginäre Löcher in Humphrys Kopf bohren. Er schwieg die ganze Zeit. Wie oft hatte er das schon gehört, von den Technikern auf der Gloriana? "Du behauptest also, ich wäre ein blutiger Anfänger und mein System für den Müll?" Ein gefährliches Lächeln spielte um Blaires Mundwinkel. Er schwieg noch kurz und lehnte sich zurück. "Es hat noch nie jemand Percival gehackt. Und weißt du warum? Weil ich alle getötet habe, bevor sie überhaupt in seine Nähe kamen. Ihr wollt immer an meiner Maschine rumspielen, als hättet ihr überhaupt eine Ahnung davon, wie man ihn steuert oder mit ihm kämpft ... dabei seid ihr doch alle nur Techniker geworden, weil ihr kein Talent als Piloten habt." Der Spott in seiner Stimme wurde immer giftiger. Die Wut war deutlich in seinem Blick ablesbar, es wirkte so, als würde er kurz davor stehen Humphry eine zu verpassen. Er ballte sogar schon die Fäuste und richtete sich etwas auf, blickte nun wahrlich auf ihn herab.
 

"Ich hasse dieses Thema! Kapiert das denn niemand?! Wenn ich Nein sage, heißt das auch Nein!!" Diese Diskussion hatte er damals auch mit der Chefin der Techniker auf der Gloriana. Bis dann die Testergebnisse kamen und sie verstanden, warum er sich so dagegen wehrte. Er war etwas Besonderes. Und ebenso diese Maschine. Aber darüber wurde nie gesprochen. Die einzigen, die davon wussten, waren die Techniker der Gloriana, seine ehemaligen Vorgesetzten und Cecil.
 

"Wenn du sein Programm änderst, bringt mich das in Gefahr, nicht andersrum. Ich habe genug von dir! Genug von euch verdammten Technikern! Raus hier. Sofort!" Mit einem Ruck stand Blaire auf, umfasste Humphrys Hüfte und schmiss ihn wortwörtlich aus dem Cockpit. Wenigstens hatte er darauf geachtet, auf die Hebebühne zu zielen, sonst wäre der Techniker tief gefallen. Mit einem Knopfdruck schloss sich das Cockpit und Blaire versank in Stille und Dunkelheit.
 

Vilkas runzelte die Stirn, als Humphry plötzlich aus dem Cockpit gekugelt kam. Wie ein getretener Hund kam er zu seinem Bruder, dessen Stirn sich nur noch mehr in Falten legte. "Hat er dich rausgeschmissen? Er ist wirklich ein Problemfall. Ich muss wohl meine Autorität einsetzen, um ihn gefügig zu machen." Mit einem Seufzer wollte der General schon die hochsteigen, aber ein Widerstand ließ ihn innehalten. Cecil hatte seinen Ärmel ergriffen und ihn festgehalten.
 

"Bitte, streiten sie nicht mit Blaire! Er ... Er hat seine Gründe. Uhm ... Ich darf nicht darüber reden, wir haben ein Verbot von der Frau Kommandantin bekommen ..." Er schluckte einmal schwer und blickte zu Boden. Was sollte er jetzt machen? Die Kommandantin hatte es ausdrücklich verboten, das war so etwas wie ein Geheimnis, dass die Gloriana für sich wahren wollte. Aber natürlich würde es Probleme geben, wenn niemand wusste, auf was er hinaus wollte und wieso er so reagierte. Zudem war er nun auf Heliopolis und wollte für diese Kolonie kämpfen. Die Gloriana war Vergangenheit. Außerdem würden sie es früher oder später selber herausfinden. Und Cecil wollte nicht, das Blaire nun Ärger bekam. Er kam mit ihm hierher, um auf ihn aufzupassen. Das war ein harter Job, aber ihm lag auch viel an Blaire, auch wenn die Beziehung, die sie pflegten, nicht wirklich freundschaftlich war. Aber ein Navigator musste immer zu seinem Piloten stehen. Sie waren ein Team, eine Einheit. Wenn kein Vertrauen da war, würde das Verhältnis nicht funktionieren. Und Cecil war derzeit auch die einzige Person, die Blaire in seiner Nähe duldete.
 

"Blaires Synchronisationsrate ist abnormal hoch ... Soweit ich weiß, hat hier noch nie jemand die neunzig Prozent überschritten ... Aber er ... A-Also ... Ihr seht doch die ganzen Schrammen und Kratzer auf Percivals Oberfläche? Wenn so etwas im Kampf passiert ... Nun … Oft kommt Blaire ganz blutig aus einem Kampf zurück, obwohl sein Roboter von Schüssen nur gestreift wurde ... Was ich damit sagen will, ist … der Schaden von Percival überträgt sich auf ihn!“ Dass es ihm unangenehm war, diese Informationen auszuplaudern, sah man Cecil an. Er brach einen Schwur damit. Aber wie sonst würde man Blaire hier verstehen?
 

„Die Kommandantin hat deswegen viele Experimente mit ihm durchgeführt. Dass wir überhaupt hier sind ... ist auch nur ein Test. Weil sie irgendeinen neuen Modus für Percival entwickelt haben, den sie testen wollen ..." Stotternd kam Cecil zum Halt. Er hatte schon zuviel gesagt, aber er konnte das nun auch nicht für sich behalten. Die Sorge um Blaire lockerte seine Zunge. "Keiner weiß was passiert, wenn man Percival umbaut oder ihn neu programmiert. Es ist zu gefährlich das auszuprobieren. I-Ich finde es auch nicht gut, das man Blaire in konstante Lebensgefahr schickt. Aber er ist der beste Kämpfer auf der Gloriana. Er kann seinen Roboter steuern, ohne im Cockpit sitzen zu müssen, allein durch Gedankenkraft! Der neue Modus soll genau das ausnutzen … A-Also bitte … Bitte habt Nachsicht mit ihm …“ Seine Stimme versagte langsam, er wurde immer kleiner, je mehr er sprach. Von unten blickte er zu Humphry und seinen Bruder auf.
 

Man sah ihnen nicht so Recht an, was sie von der Sache hielten. Der Jüngere wirkte wenig begeistert. Sein Blick wanderte zu Vilkas, den er selten so angespannt sah. Er erstarrte richtig. Ihm selbst jagten die Erklärungen Cecils einen kalten Schauer über den Rücken. „Ist das wahr? Er … Er nimmt echt Schaden, wenn sein Roboter was abgekriegt? Davon habe ich noch nie etwas gehört. Das … Das ist ja noch viel gefährlicher! Wenn das wahr ist … Warum beharrt er dann so auf die Maschine, wenn sie ihn nur verletzt?!“ Wäre Humphry Pilot, würde er niemals sein eigenes Leben so aufs Spiel setzen. Am liebsten würde Humphry diesen Sturkopf persönlich aus dem Roboter zerren und diese Maschine umprogrammieren. Ihm war das Wohlergehen der Piloten immer wichtig, auf diese Tatsache beruhend baute er die Maschinen. So was zu hören löste doch ein sehr, sehr unwohles Gefühl in ihm aus.
 

Schaden, der sich auf den Piloten überträgt? Gedankenkontrolle? Neuer Modus, der ausgetestet werden soll? Anscheinend hatte die Gloriana alle Arbeit geleistet. Oder lag es an Blaire selbst? Er hörte noch nie von so einer Art von Technologie. Nur von den verfeindeten Neumenschen, zu was deren Piloten imstande waren, löste bei Vilkas nur Albträume aus.
 

"Ist das wahr? Das steckt also dahinter?" Vilkas Blick wanderte über die klobige Maschine. Es hatte ihn sowieso schon verwundert, warum die Gloriana so viele Erfolge im Kampf gegen die Neumenschen erzielte, obwohl ihre Maschinen völlig veraltet waren. Aber sie bekamen nie Antworten darauf, sie waren schon immer sehr abweisend und eigennützig gewesen, behielten ihr Strategien und Baupläne immer für sich. "Du und dein sturer Pilotenfreund, ihr kommt mit. Also hol ihn aus dem Roboter heraus! Ich denke, wir müssen mit Samuil reden."
 

Ja, da kam er nun nicht drum herum. Er musste zu dem Mann, der die besten Piloten von Heliopolis trainierte, der in jeder großen Schlacht an vorderster Front stand. Samuil Gavrail, der General, der die Piloteneinheiten anführte. Eine wahre Legende in Heliopolis. Es würde ihn sicher interessieren, was so alles in Blaire steckte. Denn mit jemandem, der eine so hohe Synchronisation mit einer Maschine eingehen konnte, hatten sie es noch nie zu tun gehabt. Es hieß auch immer, alles über neunzig Prozent war lebensgefährlich und unmenschlich.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Shunya
2014-09-24T12:50:21+00:00 24.09.2014 14:50
Also das erste Kapitel gefällt mir außerordentlich gut. Bei Shonen-Ai Stories gehts ja bei einigen Fanfics schnell zur Sache, dass du hier die Handlung/Story in den Vordergrund legst, gefällt mir total gut! :D
Die Namen finde ich interessant und auch die Steckibilder find ich echt knuffig.
Blaire ist ein interessanter Hauptcharakter. So ganz anders. Sehr sympathisch wirkt er noch nicht auf mich, aber ich finde das auch irgendwie erfrischend und er ist so störrisch, irgendwie witzig. ;D lol
Cecil ist unheimlich süß. Obwohl ich gestehen muss, dass ich bei den Bildern auch erst dachte er sei ein Mädchen. °3° *pfeif*
Vom Piloten-Navigatoren-System her erinnert es mich ein klein wenig an Candidate for Goddess. XD
Was ich auch gut finde ist dass du in der Handlung nicht so mit lauter Fachbegriffen aus dem Sci-Fi Bereich um dich wirfst, so bleibt die Geschichte doch einfach verständlich - vor allem für Laien wie mich. X3
Die Idee mit Percival finde ich interessant. Ich bin mal gespannt ob Blaire ihn doch noch im Kampf benutzen darf. Wobei, ich muss mich Humphry anschließen, so eine Maschine für ich nicht steuern wollen. lol
Ich frag mich auch wieso Blaire es freiwillig tut und doch praktisch nur eine Art Testobjekt ist. O.ô
Bin ja mal gespannt was Samuil dazu meint.


Zurück