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Broken Soul

von

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Entschuldigungen und andere Sorgen


 

Kapitel 9 – Entschuldigungen und andere Sorgen

 

 

Loki hatte erst gemerkt, dass er die Luft angehalten hatte, als sein Kreislauf dringend nach Sauerstoff verlangte. Übel nehmen konnte man es ihm allerdings nicht, denn bei diesem Anblick hätte jeder Mann so reagiert.
 

Darcy war soeben aus dem Wasser gestiegen, sie trug einen türkisfarbenen Bikini , und so  entblößt –obwohl die wichtigsten Stellen verdeckt waren- hatte Loki die junge Frau noch nicht gesehen. Sicher, er hatte gewusst, dass die Studentin gut gebaut war, aber es zu sehen war etwas völlig anderes. Nun war Loki Laufeyson natürlich nicht die Sorte Mann, die bei dem Anblick einer schönen Frau gleich im Dreieck sprangen und es war ja nicht nur ihre Erscheinung, die der Meister der Lügen so ansprechend gefunden hatte, sondern ihre offene Art und ihre frechen Kommentare –so etwas traute sich selten jemand in seiner Nähe. Dass Darcy durchaus hübsch war, konnte man quasi als Bonus sehen. Innerlich schallt sich Loki einen Narren, dass er so auf das Mädchen reagierte, hätte er sie doch verabscheuen müssen, da sie es war, die zwischen ihm und seinen Kräften stand. Mit einem leichten Anflug von Zorn hatte er vor Kurzem auch feststellen müssen, dass es ihm noch nicht gelungen war, die Kleine zu seinem Gunsten zu manipulieren, obwohl ihm so etwas früher mit Leichtigkeit gelungen wäre. Er war schon viel zu lange auf Midgard gewesen und war geschwächt, so redete er es sich zumindest ein. Während Loki nun so vor sich hin grübelte, war Darcy auf einen der niedrigeren Felsen gesprungen und kletterte weiter in seine Richtung, wo ihre Kleidung lag. Schnell verbarg sich Loki hinter einem nahen Baum, sonst dachte sie vielleicht noch er würde sie beobachten… im Grunde hatte er das getan aber…

>Verdammt, seit wann gehen meine Gedankengänge so quer?<, fluchte er innerlich, inzwischen wickelte Darcy sich das Tuch um und setzte sich auf den Felsen. Sie seufzte entspannt auf und sah verträumt in die Wellen. Hier gefiel es ihr wirklich gut, so ein naturbelassener Ort fern von Touristenbunkern, wie sie die überfüllten Hotels gerne nannte. Man konnte hier ganz in Ruhe sein, mal in sich gehen und…

„Genießt du die Idylle?“, fragte Loki, als er sich endlich dazu durchgerungen hatte sein „Versteck“ zu verlassen und Darcy zuckte erschrocken zusammen, nachdem sie Loki hinter sich stehend entdeckt hatte. Durch den Stand der Sonne –nahe am Untergehen- hatte er keinen ankündigenden Schatten in ihre Richtung geworfen. Sie hatte nicht mit Gesellschaft gerechnet, am wenigsten mit der seinen und so schwieg Darcy.

„Wie lange willst du mir noch ausweichen?“ Darcy zuckte bloß mit den Schultern und sah wieder aufs Meer hinaus. Ihre Haltung konnte man schon fast als trotzig bezeichnen. Loki setzte sich neben sie und die junge Frau konnte nicht umhin ihn etwas genauer zu betrachten: in T-Shirt und halblanger Hose sah er schon etwas gewöhnungsbedürftig aus, aber seine normale Kleidung war für die seit kurzem aufgekommene Wärme schlichtweg ungeeignet.

„Ich… glaube ich muss mich bei dir entschuldigen…“, setzte Loki an und erntete einen verblüfften Blick von Darcy. Was war denn auf einmal in ihn gefahren?

„Also… ich habe festgestellt, dass mein Verhalten neulich, beim Einkaufen, etwas unangebracht war. Sollte ich dir auf eine unangenehme Art zu nahe getreten sein, oder dich anderweitig damit gekränkt haben, tu es mir leid!“ Darcy wusste nicht was sie sagen sollte, sie starrte Loki einfach mit vor Überraschung geöffnetem Mund an. Loki, ein Mann von dem man hörte er sei skrupellos und hinterlistig und hätte außerdem viele unschuldige Leben auf dem Gewissen, entschuldigte sich bei ihr, wegen so etwas? Stand die gesamte Welt plötzlich Kopf?

„Ich… schon okay!“, stammelte sie.  Schon okay? Rein gar nichts war okay, er wollte sie bestimmt nur in Sicherheit wiegen, so glaubte Darcy.  Wieso hatte sie es dann gesagt? War das eher unbewusst geschehen, oder hatte Loki etwa schon Einfluss auf sie? Und zu ihrer noch größeren Verwunderung hörte sie sich sagen:

„Womöglich… habe ich auch etwas überreagiert.“

„Keineswegs. Ich selbst fand mein Verhalten bei genauerer Betrachtung taktlos. Ich habe erfahren, dass du derzeit nicht sonderlich gut auf das männliche Geschlecht zu sprechen bist, darum muss das wohl um ein vielfaches unangenehmer gewesen sein.“ Darcy sah Loki entsetzt an. Woher wusste er denn so etwas? Da gab es eigentlich nur eine Person!

„Jane… hat dir von Ian erzählt?“

„Nein, sie hat mich bloß auf deine derzeit negative Einstellung auf Männer hingewiesen und meinen Tritt ins Fettnäpfchen! Was war denn mit Ian?“ Nun sah Darcy verbittert drein. Da hatte sie gerade einmal  nicht an Kerle oder diesen Arsch von Stalker gedacht.

„Ich will nicht darüber reden!“ Ohje, da hatte Loki wohl an eine Tür geklopft, die man besser geschlossen hielt. Doch er schien das noch nicht so ganz bemerkt zu haben:

„Hat er dich verletzt?“

„Ich sagte ich will nicht darüber reden!“

„Verzeihung!“

Nach einer Weile des schweigenden Nebeneinandersitzens erhob sich Darcy, der dezent zornige Gesichtsausdruck war verschwunden.

„Wir sollten zurückgehen, denke ich. Tony ist bestimmt schon fertig mit grillen und so. Haben sie dich geschickt um mich zum Essen zu holen?“ Loki antwortete mit einem knappen Nicken und erhob sich ebenfalls. Auf einen vielsagenden Blick von Darcy hin, drehte er sich um, damit diese ihre normalen Sachen anziehen konnte.

„Also, gehen wir!“, meinte sie, als sie fertig war.

Kurze Zeit später erreichten sie die Strandterrase und dafür, dass vor Kurzem ein Angriff stattgefunden hatte und man auf Abruf bereitstand, war die Stimmung recht ausgelassen. Alle lachten, scheinbar über einen Scherz den Natasha gemacht hatte und zwar auf Clints Kosten, dessen Ohren leicht rosa anliefen. Am Tisch zog Loki, ganz im Gentleman-Modus, den Stuhl zurück, damit Darcy sich setzen konnte bevor er selbst Platz nahm. Offenbar war alles wieder in Ordnung.

Beim Essen gab es dann ein paar Problemchen, denn Loki musste erst einmal lernen einen Hamburger zu Essen. Für einen Mann, dem man von Kindheit an tadellose Manieren eingeprügelt hatte, war es eine Überwindungskunst etwas mit bloßen Händen zu essen. Mit den anderen Sachen, die Tony auf dem Grill gezaubert hatte, konnte er schon mehr anfangen und konnte nicht umhin zuzugeben, dass es fabelhaft schmeckte. Nach dem Essen wurde auf Hawkeyes Wohl angestoßen und schließlich wurde es dunkel. Nur der helle Vollmond und einige Fackeln erhellten das gemütliche Beisammensein. Etwas später zog Darcy sich wieder zurück, um ihn Ruhe etwas nachzudenken. Doch sie sollte nicht lange allein bleiben, denn Loki wurde von Bruce ein Glas mit einer bunten Flüssigkeit in die Hand gedrückt, das er ihr bringen sollte. Scheinbar ihr Lieblingsgetränk.  Er fand sie an derselben Stelle wie vorhin, still auf das vom Mondlicht glitzernde Meer hinausblickend.

„Mir scheint du suchst bewusst die Einsamkeit“, stellte Loki fest und gab ihr das Getränk, bevor er sich neben sie setzte.

„Ist alles in Ordnung?“, fragte er, doch sie winkte nur lächelnd ab.

„Und… ist bei uns auch alles wieder im Lot? Ich fand es nicht gut, dass du zornig auf mich warst. Du bist, neben Jane -überraschenderweise- eine der wenigen richtigen Bezugspersonen für mich hier.“ Darcys Lächeln wurde etwas breiter, denn ihr war soeben eine Idee gekommen, ihm das Ganze ein wenig heimzuzahlen. Sie sah auf ihr Getränk.

„Ich verzeihe dir!“, meinte sie scherzhaft-feierlich, grinste dabei jedoch frech.

„…obwohl… eine kleine Abreibung hast du schon verdient!“ und bevor Loki sich fragen konnte, was sie damit wohl meinen könnte, landete der Inhalt ihres Glases in seinem Gesicht. Oh, das hatte sie jetzt nicht wirklich getan, oder?

„Fehler! Schlimmer… Fehler!!!“, meinte Loki, während er sich das zuckerhaltige Getränk aus dem Gesicht wischte.  Darcy erhob sich, noch immer grinsend und ging vorsorglich ein paar Schritte zurück.

„Wieso? Jetzt sind wir quitt!“ Loki kam bedrohlich langsam auf sie zu. Verdammt, hinter ihr war der Fels zu Ende und es ging ins Wasser, welches an dieser Stelle ungefähr zwei Meter tief war.

„Nicht einmal ansatzweise!“, er grinste wieder wie eine Raubkatze. „Jetzt fängt der Spaß erst an!“, sagte er dann und gab ihr einen leichten Schubs, der jedoch stark genug war um sie aus dem Gleichgewicht zu bringen. Allerdings hielt sich Darcy schnell genug fest und zog ihn so mit sich. Das Resultat waren zwei kurze „Platsch“-Geräusche und zwei Personen die aus dem Wasser wieder auftauchten.

„Du kleines Biest!!!“, rief Loki, konnte jedoch weder den amüsierten Tonfall verbergen, noch sich ein Lachen verkneifen. Er unterbrach dann aber abrupt, weil eine Ladung Wasser in seinem Gesicht landete. Er atmete tief durch.

„Ist das dein Ernst?“, fragte er, denn diese Attacke kam von Darcy.

„Jap!“, lachte diese nur und stieß erneut Wasser in seine Richtung.

„Schön, aber sag nicht ich hätte dich nicht gewarnt!“, und schon hatte Darcy ebenfalls eine Portion Meerwasser im Gesicht. So ging das eine ganze Weile hin und her und es war ganz klar, dass Loki überlegen war. Darcy weigerte sich trotzdem aufzugeben und währenddessen waren sie in einen Teil des Strandes gekommen, wo sie stehen konnten. Sie schleuderte gerade eine weitere Wasser-Attacke auf Loki, als dieser plötzlich unmittelbar vor ihr stand.

„Wie hast du..“, doch weiter kam sie nicht, denn Loki hielt ihr den Mund zu. Plötzlich fand sich Darcy in einer Art Umarmung wieder, denn er hatte ihr einen Arm um die Taille gelegt und zu sich gezogen, während die andere noch immer ihren Mund verschloss. Diese legte er jedoch  an ihren Hinterkopf.

„Was…?“, begann Darcy erneut, sie wurde aber wieder unterbrochen. Loki hatte sie noch weiter zu sich gezogen und seine Lippen vorsichtig auf ihre gelegt. Das ganze geschah so sachte, dass die junge Frau den Eindruck bekam, dass er um Erlaubnis frage. Sie wusste eigentlich, dass bei einem Mann wie Loki und in der Situation in der sie sich befanden „Nein!“ die einzig vernünftige Reaktion war, aber… zum Teufel mit der Vernunft! Nachdem Loki etwas zurückgewichen war und sie ungewohnt sanft angesehen hatte, stellte sich Darcy auf die Zehenspitzen –auch wenn er für Eisriesen als ungewohnt klein galt, er war ziemlich groß- und nun war sie es die ihn küsste. Lokis Augen rissen kurz perplex auf. Alle möglichen Reaktionen hatte er erwartet – und irgendwie auch wieder nicht, da dies spontan geschehen war- von hastigem Weggehen bis hin zu einer Ohrfeige, doch nicht das! Und er konnte nicht umhin festzustellen, dass er es genoss! Er schloss die Augen, ließ zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit seine mentalen Schilde fallen, zog Darcy noch  fester an sich und vertiefte den Kuss. Die Studentin seufzte kurz auf. Das war kein Vergleich zu den Küssen, die mit anderen Männern gehabt hatte. Es war um Einiges intensiver, doch später hätte Darcy nicht sagen können, ob es daran lag, dass Loki schlichtweg kein Mensch war oder der Hauch von Gefahr, der von ihm ausging. Plötzlich verlangten beide Körper nach etwas, was aufgrund dieses leidenschaftlichen Kusses Mangelware geworden war: Sauerstoff! Äußerst widerwillig löst sich Loki von ihr und legte seine Stirn an ihre, ein paar tiefe Atemzüge nehmend. Er fragte sich, wie lange es her gewesen war, dass er zuletzt eine Frau geküsst hatte.  Ein paar Jahrzehnte kamen da schon zusammen, denn schließlich lebte er um einiges Länger als Menschen. Viel hatte sich Loki nie für das andere Geschlecht interessiert, doch die eine oder andere Affäre hatte auch er schon gehabt, meist mit irgendwelchen schüchternen Dingern, die er gelegentlich in der Bücherei angetroffen hatte, denn die Frauen bei Hofe waren einfach nur nervende Klatschweiber, da waren ihm schweigsame Frauen lieber gewesen. Wieso es ihn jetzt zu diesem frechen Mädchen mit den hellen Augen und offenem Grinsen zog, konnte er nicht sagen. War es denn nur seine Magie die er zurückwollte? Nein, dazu war diese Erfahrung viel  zu angenehm gewesen.

„…“, Darcy wollte erneut zu Fragen ansetzten, auf die Loki ohnehin keine Antwort finden würde, brachte jedoch keinen vernünftigen Satz zu Stande. Plötzlich holte sie das, was soeben geschehen war, mit voller Wucht ein und sie riss sich los.

Was zur Hölle hatte sie da nur gemacht?



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