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A call in a cold winter night

von

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Der Ruf der Herrin des Eises

Die Sterne leuchten klar am dunklen Firmament des Himmels, welcher die Schönheit der Nacht in seiner ganzen Schönheit jenen offenbart, die gewillt sind, sie zu bestaunen. Sie blicken voller Neutralität hinab auf die Welt aus Schnee und Eis, die sich unter ihnen erhebt. Das Weiß glitzert in ihrem Licht und so mancher Reisender erlag bereits dem Rufen des Schlafes. Zugedeckt von einer weißen Decke, für alle Zeiten in der Umarmung des weißen Todes ruhend. Friedlicher, als er es selbst wohl je für möglich gehalten hatte.
 

Die Bäume knacken vom Eis in ihrem Holz. Ein gespenstischer Laut, in der Stille des Waldes. Eis und Schnee schmückt das Geäst, lassen einige junge Bäume sich beugen vor der Gewalt und der Gnadenlosigkeit des Winters, welcher mit seiner ganzen Herrlichkeit nun das Land in Besitz genommen hat. Ohne Widerrede akzeptieren die Menschen die Herrschaft und selbst der Fürst beugt sich dem Willen jener Gewalt, die niemand wirklich zu beherrschen weiß.
 

Doch trotz dieser Unwirklichkeit und dem leisen Wispern des Todes, hört man in der tiefen, dunklen Nacht das Geräusch von Füßen, welche bei jedem Schritt den Schnee unter warmen Lederstiefeln knirschen lassen. Der Wald gewährt dem Wanderer, sich auf dem Weiß zu bewegen, lediglich bis zu den Knöcheln einzusinken, wo andere sich kaum aus dem knietiefen Schnee befreien könnten. Schwarz ist das Schuhwerk, welches sich nun so deutlich abhebt und unter einer dunkelblauen Robe hervor schaut, deren silberne Verzierungen deutlich auf dem Stoff zu sehen sind. Sie ist ebenso nachtblau, wie das Firmament selbst und fast scheint es, dass die Sterne am Himmelszelt sich dazu herab gelassen habe, einen Teil ihrer Herrlichkeit hinab in die Welt der sterblichen zu senden, um jenes Gewand zu schmücken, dessen Saum weiß vom Schnee ist. Ebenholzfarbenes Haar fällt glatt, glänzend über die Schultern des Mannes, welcher sich durch jene Stille und Schönheit begibt, die Augen leicht geschlossen, fühlend, wie das Eis und die Kälte zu ihm spricht. Die helle Haut, fast unnatürlich für einen Sterblichen, bildet einen Kontrast zu der Gewandung des Mannes, dessen Schritte so sicher sind, als würde er jeden Baum und jeden Stein seit Anbeginn seines Daseins kennen.
 

In der Ferne erklingt das Heulen von Wölfen, doch wo andere vor Schrecken die Flucht ergreifen würden, öffnet der Schwarzhaarige lediglich seine Augen. Die Smaragde aus den Tiefen der Erde könnten nicht schöner sein als jene Augen und so mache Maid hatte sich davon bereits verzaubern lassen. Sie versanken gern darin, wenn das Feuer tanzte, wenn Trommeln und Lauten erklangen, wenn Spielleute sangen und jener Mann mit Freude, lachend und singend sich im Reigen der Barden wiegt, tanzend, als gäbe es kein Morgen. Die Augen erfüllt vom Feuer der Kerzen, die Kleidung farbenfroh, meist jedoch rot und orange, das Farbenspiel des Feuers wiedergebend, welches im Kamin im Takt der Weisen flackert.
 

Junge Männer und Frauen erlagen bereits jenem Antlitz, welches nun kalt und distanziert wirkt und doch die Wärme des Tages in den Augen trägt. Hoffnungen und Bangen, Schrecken und Anbetung. Es vereint sich in jenem Mann, dessen bloße Hände nun über die schneebedeckten Äste eines Hagebuttestrauches streichen. Der Schnee rieselt auf den Weg, auf die Fußspuren, die so deutlich zu sehen sind. Kein Wind durchzieht den Wald und erneut ist nur das Knacken der Bäume der Begleiter des einsamen Wanderers.
 

Wandelnd im weißen Winterwald, fern des Schlosses, in welchem sein Gesinde am Feuer sich Geschichten erzählt während es lachend die Hühner für das Festmahl am morgigen Tage rupft. Derbe Geschichten, fröhliches Gesänge, die nicht immer für die jungen Knappenohren gedacht sind, die in der Küche ihren Dienst zu verrichten haben, lässt sich der Fürst des Landes von Gefühl und Sehnen leiten.
 

Nicht das Feuer, um welches er tanzt und dass er zu Beltane so schätzt, ist sein Element, nicht die Erde, auf deren festen Grund er seine Festung, sein Schloss erbaute. Auch ist es nicht der Wind, der durch die Länder streift und von Abenteuern und Helden erzählt, der die Sehnsucht des nahen Meeres mit sich trägt und auch nicht das Wasser, welches Leben schenkt und Wohlstand dem Land beschert. Zwar huldigt der Fürst auch jenen Naturgeistern und Gottheiten, feiert ihre Feste und lädt sie in sein Heim, sein Reich ein, doch sind es nicht die Nymphen und nicht die Dryaden, die sein Sehnen erwecken. Auch keine Feuertänzerinnen und kleine zarten Windgeschöpfe, deren Leichtigkeit ihn über die Wolken tragen würde. Nein, es ist die Herrin es Eises, die Gemahlin des Winters, die sein Herz trotz aller Kälte berührt. Die unvergängliche Schönheit, fast durchscheinend wie Glas und so kalt und tödlich wie der Mantel ihres Mannes selbst. Gefahr und Sehnsucht vereint in einer Person, immer dem Hauch des Todes gewahr, welcher um das Königspaar des Eises weht.
 

Leise klirrt es neben dem Ohr des Fürsten. Sein Blick wandert zu jenem Geräusch und erblickt einen jungen Baum, an dessen Ästen Eiszapfen hängen. Leicht bewegt er seine Äste, erneut das Klirren, welches einem Kristallglöckchen gleich, lockend seinen Ruf in die Stille entlässt. Sich nähernd, die Hand ausstreckend, berührt der Krieger und Herrscher des Landes das Wunderwerk, welches Wasser und Wind formten. Erstarrt, umgeben von einer Hülle, die hart und doch auch fragil und vergänglich ist. Ein weiteres Klirren, etwas entfernter. Ein Haselnussstrauch, dessen feine Äste sich ebenso bewegen, wie jene der jungen Buche neben ihm. Ein unbekannter Weg, der tiefer in den Wald hinein führt. Den Pfad verlassend, welcher so manchem Reisenden bekannt ist, erneut getragen vom Schnee, sodass er nicht versinken würde, folgt der Fürst einem Eisklang zum nächsten. Eine Melodie, die das Herz berührt und einen nicht mehr los lässt, vernimmt man einmal ihren Klang.
 

Schritt um Schritt, nähert sich der einsame Wanderer in der Winternacht dem Hain, welcher zu Beltane von Leben erfüllt ist. Doch dort, wo sonst Blumenschmuck den Altar aus Stein schmückt, wo Frauen tanzen und ihre Partner sich wählen, wo das Feuer hell hinauf schlägt in den Nachthimmel und Schatten an die Bäume malt, ist nun die Stille eingekehrt. Von Schnee bedeckt ist der Altar, von Eis geschmückt die Buchen und Eichen, deren mächtige Kronen sich unter der Last leicht neigen. Ruhend im Schnee liegt eine junge Frau. Ihre Gestalt ist längst starr von der Kälte, ihre blauen Lippen bedeckt vom Eis. Es glitzert im Sternenlicht. Ein friedlicher Ausdruck auf dem Gesicht, die Hände leicht gefaltet auf ihrer Brust. Kein Leben mehr, keine Wärme. Das Herz, erstarrt noch während es schlug, die Lippen geküsst, während sie erkalteten. Eine Seele, heim gekehrt nach Avalion, zur Insel der Herrin. Eine Seele, die den Frieden suchte und fand. Neben ihr stehend, betrachtet der Fürst jene Maid, die er aus dem Schlosse, vom Tempel her kannte. Sie war eine Anhängerin der Herrin vom See und voller Inbrunst betete sie oft tagelang an den Wassern von Avale, dem Fluss, der die Totenboote hin zur Insel führen würden. Schlafend nun ruht sie jedoch in den Armen des Winters, erneut erwachend, wenn ihre Seele sich bereit dafür fühlen würde und doch nicht mehr jene seiend, die sie einst war. Erneuerung und Tod, so nah beieinander. So verführerisch und verzaubernd. So viele erliegen diesem magischen Locken, diesem Versprechen, welches so unwirklich war und doch die Grauen der Realität vermag hinfort zu wischen.
 

„Mein Gemahl nahm sich ihrer an.“
 

Die Stimme so hell und doch emotionslos, lässt den Wanderer aufblicken und in gefühllose blaue Augen sehen, die auf ihm ruhen.
 

„Er erhörte ihr Sehnen. Sie sah ihn einst wandern über die gefrorenen Stege des Flusses. Ihr Blick haftete auf ihm und ihr Herz sehnte sich nach ihm, nach seiner Umarmung, seinen Kuss, seit diesem Tage. Ihr Herzschlag ist nun in ihm. Ihr Leben erwärmt seinen Körper und ihre Träume lassen ihn für den Wimpernschlag eines Eishauches empfinden, wie ein Sterblicher. Doch nicht nur sie folgte einem Sehnen, welches Herz und Seele, sogar das Sein durchzieht.“
 

Ihre weiße Hand ausstreckend, umhüllt von einem Kleid, so weiß wie der Schnee selbst, überzogen mit einem dünnen Nichts von Winterhauch, lässt sie den Fürsten sich nähern. Jener ergreift ihre Hand, hebt sie an und haucht einen Kuss auf den kalten Handrücken. Leicht überzieht die erste Ahnung des Eises seine Lippen, als er sich aufrichtet, aus seiner ehrerbietenden Haltung sich aufrichtet, die Hand erneut los lassend.
 

„Jahr um Jahr kommst du hier her. Jahr um Jahr zum selben Tag. Deine Gesellschaft ist Abwechslung in der Stille des Zaubers meines Gatten und mein Segen zu deiner Geburt lässt ihn darüber hinweg sehen, dass du lebend unsere Treffen erneut verlässt. Folge mir, Fürst. Deine Nähe, deine Wärme wird auch mich wärmen. Deine Träume werden mich ebenso sterblich machen wie meinen Gemahl und auch dein Herz wird für den Augenblick innehalten, bis ich es erneut aus meiner Umarmung entlasse und dem kräftigen Schlagen lausche.“
 

Erneut hielt sie ihm die Hand entgegen und der Fürst des Landes ergreift sie, als würde er seine Königin neben sich wissen. Gemeinsam schreiten sie in die dunkle, eisige Nacht hinein, hinfort von den Blicken der Sterblichen, das Reich aus Eis betretend, welches die Herren des Eises ihr Eigen nennen.
 

II. Von Widerkehr und Frohgemut



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  Pamuya_
2015-11-12T17:57:12+00:00 12.11.2015 18:57
Wow, wie du das blumenhaft ausgedrückt hast.
Am Anfang war ich irgendwie verwirrt, wegen der Abwechslung des Wanderers und dann die Situation beim Fürsten im Saal. Je mehr ich aber gelesen habe, desto mehr habe ich verstanden.
Ich bin schon gespannt, wie es weitergehen wird.
Von:  Hunter25
2015-01-08T21:21:29+00:00 08.01.2015 22:21
Hammer :D wahnsinnig gut verfasst. Mir gefällt die Art, wie du die Dinge, Personen und die Landschaft in deiner Geschichte beschreibst. Einfach nur schön. Hab mich beim Lesen richtig darin vertieft :3
Antwort von:  Aon
09.01.2015 13:36
Danke für deinen schönen Kommentar.^^ Freue mich immer, wenn meine Geschichte anderen zusagt und sie sich hinein versetzen können.^^
Antwort von:  Hunter25
10.01.2015 12:44
Kein Dingeling :) ich weiß genau, was du meinst. Ich freue mich auch, wenn mir jemand sagt, dass er meine Geschichten interessant und schön findet. Gibt einem gleich noch mehr Motivation :D mach auf jeden fall weiter ;) ich freue mich schon auf den nächsten Teil von dir


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