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Melly oder wie zähme ich meinen Vampir

von

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Kapitel 7

Kapitel 7:
 

Als ich am Morgen aufwache spüre ich einen warmen Körper neben mir. Wer zum Henker… Marcell kann es ja nicht sein. Ich habe ihn gestern gar nicht ins Haus gelassen. Demnach kann es nur Cyr sein. Halt wartet! Das ist doch nicht zu glauben. Der sonst so verklemmte Vampir hat doch tatsächlich den Kopf auf meine Schultern gelegt. Das hat er noch nie getan. Nicht einmal in all den Nächten, die wir zusammen im selben Bett geschlafen haben, hat er mich berührt. Er ist immer auf seiner Bettseite geblieben. Und jetzt das. Ich drehe den Kopf und sehe auf sein verwuscheltes schwarzes Haar. Es ist wirklich Cyr, der da so eng an mich geschmiegt in meinem Bett liegt. Sein warmer Atem streift über meine Schulter. Dann bewegt er sich, streckt sich ein wenig. Er ist am aufwachen! Und jetzt? Er springt mit Sicherheit sofort auf, wenn er merkt, dass ich mitbekommen habe wie er sich an mich kuschelt. Das ist ja jetzt auch nichtSinn der Sache. Aber was kann ich dagegen machen? Wenn ich meine geistige Barriere hochziehe, merkt Cyr sofort, dass ich wach bin. Eine Barriere ist nämlich etwas sehr bewusstes. Warum versuche ich eigentlich Cyr etwas vor zu machen? Es funktioniert doch sowieso nicht. Trotzdem schließe ich die Augen und denke an meinen letzten Strandurlaub. Wenn ich schon weiß, dass er mir so nahe gekommen ist, will ich mir wenigstens nicht vor ihm so offensichtlich Gedanken über das warum machen.

„Melly?“ Huh, was ist denn jetzt los? Er ist ja gar nicht von mir weg gerückt. Oder Aufgesprungen. Er verbirgt sein Gesicht an meinem Hals und atmet mehrmals tief durch. Sorgen spülen über mich hinweg. Irgendetwas stimmt mit Cyr definitiv nicht! Seine Atmung wird immer schneller und unregelmäßiger. Er keucht. Seine Stirn liegt unnatürlich heiß an meinem Hals.

„Cyr, was ist los?“ Ich schlinge meinen Arm fest um seine Taille und ziehe seinen zitternden Körper an mich.

„Bitte...Geh nicht!“ Seine Stimme klingt so verletzlich und flehend. Er wimmert. Verkrampft sich.

„Ich bleib ja hier. Cyr es ist alles in Ordnung. Ich bleib ja hier!“ Ein paar Minuten liegt er nur zitternd in meinen Armen, dann wird er langsam wieder ruhiger. Seine Muskeln verlieren an Spannung und er sinkt erschöpft zusammen. Dann richtet er sich langsam auf. Mit der gesunden Hand fährt er sich über das schweißnasse Gesicht. Er wirkt wie erschlagen.

„Cyr was war das eben?“ Ganz langsam dreht er sich zu mir. Sieht mich an. Seine grauen Augen wirken vollkommen leer.

„Ich… eine Art Alptraum!“ Was bedeutet das? Eine Art Albtraum? Das verstehe ich nicht. Alpträume hat man nicht, wenn man bereits fast wach ist und Cyr hat sich die ganze Nacht nicht gezuckt. Wirklich seltsam. Vorsichtig lässt Cyr sich zurück auf die Matratze sinken und legt den Arm über sein Gesicht. Ich drehe mich auf die Seite um ihn betrachten zu können.

„Kann ich irgendwas tun?“ Er reagiert nicht, aber das bin ich ja bereits gewohnt. Ich schaue auf die Uhr. Halb neun.

„Hast du Lust auf Frühstück im Bett?“ Er seufzt leise.

„Ich hätte Lust auf eine ausführliche Dusche!“ Das klingt sehr menschlich. Nur kann ich ihm diesen Wunsch nicht erfüllen. Nicht solange seine Wunden noch so frisch sind und er diesen großflächigen Verband trägt. Aber ich kann Mirko anrufen. Vielleicht findet sich ja eine Lösung. Ich nehme mein Handy aus dem Nachttisch und suche Mirkos Nummer heraus. Der Arzt geht nach kurzem Klingeln ran.

„Melanie, gibt es Probleme?“ Er klingt alarmiert.

„Nein. Zumindest nichts Dringendes. Ich will nur fragen, ob ich Cyr den Verband abnehmen kann, damit er sich waschen kann.“ Cyrs Kopf ruckt zu mir herum. Seine grauen Augen sehen mich geschockt an. Er schüttelt den Kopf. Ich lege fragend den Kopf schief. Was ist so verwerflich daran sich waschen zu wollen? Das ist ja kaum eine Schwäche, die man vor anderen verheimlichen muss.

„In Ordnung. Sag mir dann wie die Wunden aussehen!“ Mirko scheint irgendwie gestresst zu sein. Woran ich das merke? Er stellt weder ausführliche Fragen noch kommen irgendwelche Ermahnungen.

„Gib mir Cyr mal kurz!“ Ich gehorche. Cyr nimmt das Handy eher unwillig entgegen. Nach zwei Minuten in denen er kein Wort sagt legt er auf. Fragend sehe ich ihn an. Er beißt sich auf die Unterlippe.

„Du sollst mir den Rücken waschen!“ nuschelt er in seinen nicht vorhandenen Bart. Ist ihm das etwa peinlich? So schlimm kann es ja nicht sein. Ich habe das schon mit hunderten Patienten gemacht. Das Waschen gehört im Krankenhaus zum Alltag. Aber für Cyr ist es das nicht. Er ist schon seit Jahrhunderten selbstständig. Und jetzt muss er sich von mir beim waschen helfen lassen.

„Also erst waschen!“ Ich rolle mich aus dem Bett und hole Cyr frische Kleidung, währen er mir mit den Augen folgt. Dann steht auch er auf. Vorsichtig und ziemlich steif. Ich folge ihm ins Bad und stelle den Plastikhocker in die großräumige Dusche. Dann hole ich einen Stapel Handtücher. Cyr zieht sich währenddessen aus und setzt sich dann vollkommen nackt auf den Hocker. Ich kann den Blick von seinem durchtrainierten Bauch nicht sofort lösen. Fein definierte Muskeln und feine Härchen. Nein. Ich drücke ihm den aushängbaren Duschkopf in die Hand und drehe mich um.

„Bis unter den Verband kriegst du das auch selber hin!“ Ich atme tief durch um die Röte aus meinen Wangen zu vertreiben. Trotzdem bin ich mir sicher, dass Cyr das mitbekommen hat. Dann ist nur das Rauschen des Wassers zu hören. Ich kremple mir schon mal Ärmel und Beine meines Schlafanzuges hoch, damit ich ihn gleich nicht so durchnässe.

„Und weiter?“ Cyrs Stimme klingt unsicher. Ich nehme ihm den Duschkopf ab und weiße ihn an sich zurückzulehnen, damit ich ihm die Haare waschen kann. Seine schwarzen Haarsträhnen gleiten durch meine Finger. Cyr lässt es sich schweigend gefallen, dass ich ihm das Haar trocken rubble und ihm dann den leicht feuchten Verband abwickle. Seine rechte Schulter ist schwarz-blau verfärbt und das bis fast zur Mitte des Oberarms. Um ehrlich zu ein sieht das ziemlich schmerzhaft aus. Dagegen wirkt die Wunde an seiner Flanke ja fast schon harmlos. Vielleicht aber auch nur, weil Mirko sie genäht hat und sie so nicht so gravierend wirkt. Ich nehme einen Waschlappen und beginne damit Cyrs verletzte Schulter zu waschen. Er ist vollkommen steif, zurückzucken tut er aber erst, als ich über seine Flanke fahre. Ich bin vorsichtig, versuche der Naht nicht zu nahe zu kommen. Als ich mit der Seite fertig bin und mich an Cyrs restlichen Oberkörper mache wirkt er nicht mehr so verkrampft. Er sitzt vollkommen still. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er das ganze genießt. Ich fahre über seinen starken Rücken, fühle seine festen Muskeln unter meiner Hand. Er hat wirklich eine erstklassige Figur. Aber schließlich bin ich fertig und mache mich daran auch seinen Körper um abzutrocknen. Die Beine macht er selbst und zieht sich zumindest mal seine Boxershorts an, bevor er sich so auf den Klodeckel setzt, dass ich gut an seine Wunde herankomme. Ich desinfiziere die Wunde und verteile großflächig Salbe darauf. Auch Cyrs Schulter reibe ich mit einer Schmerzlindernden Salbe ein, ehe ich sie wieder verbinde. Und währenddessen reden wir kein einziges Wort. Wir schweigen uns einfach an. Schließlich räume ich die benutzten Utensilien weg und Cyr zieht sich fertig an.

„Jetzt hätte ich Lust auf ein Frühstück im Bett.“ Überrascht sehe ich zu Cyr. Er steht vor mir in einem weißen Hemd und schwarzer Jogginghose. Irgendwie ulkig und es passt so gar nicht. Aber genau deswegen hat es was. Seine grauen Augen wirken fragend.

„Gut, dann Frühstück im Bett.“ Ich mache mich auf den Weg in die Küche um uns eine Kanne Tee zu machen, etwas Obst zu schneiden und … Ja was denn jetzt eigentlich? Soll ich Nougatcreme auf Cyrs Brot machen oder doch lieber Marmelade? Oder Wurst und Käse? Für mich gibt es Omas Apfelmarmelade. Aber das hilft mir bei Cyr nicht weiter. Mag er es süß oder lieber deftig? Ich lass das einfach jetzt mit dem Nachgrübeln und mach eins mit Marmelade und das andere mit Salami und Käse. Dann kann er es sich aussuchen. Ich balanciere das Tablett, auf das ich alles gestellt habe in mein Schlafzimmer. Cyr hat den Nachttisch etwas abgeräumt und sitzt im Schneidersitz auf meinem Bett. Schnell stelle ich meine Last ab und reiche ihm seinen Teller mit den beiden Broten.

„Ich wusste nicht, was dir lieber ist!“ Er greift zuerst zur Wurst und lehnt sich gegen das Kopfteil. Ich kuschele mich wieder unter die Decke und nehme meine Teetasse. In Cyrs habe ich unten schon einen Löffel Kunstblut gemischt, also muss ich jetzt aufpassen, welche Tasse ich nehme. Gemeinsam schlagen wir uns den Magen voll.

„Wie war eigentlich dein Date gestern?“ Überrascht sehe ich zu Cyr, dessen Blick interessiert auf mir liegt.

„Es war wirklich schön. Marcell hat einen tollen Humor, wir haben viel gelacht.“ Erwidere ich nach einigem Zögern. Es kommt selten vor das er nach meinem Privatleben fragt. Da muss schon was ziemlich an mir nagen, damit er sich herablässt zu fragen.

„Er scheint ein netter Kerl zu sein!“ Also jetzt müsste man meine Kinnlade eigentlich auf dem Boden aufschlagen hören. Träume ich oder habe ich ganz zufälligerweise den Weltuntergang verpasst?

„Du hast ihn doch gar nicht kennen gelernt!“ Plötzlich liegt so die Idee eines Lächelns auf seinen Lippen. Seine Gesichtsmuskulatur bewegt sich keinen Millimeter, aber ich kenne dieses Blitzen in seinen Augen. Das ist eines von Cyrs seltenen Lächeln. Und das kommt eigentlich nur, wenn er sich über mich amüsiert.

„Brauche ich gar nicht. Du hast von ihm geträumt!“ Oh scheiße. Sofort schießt mir das Blut in die Wangen. Ich hab keinen Plan was ich geträumt habe oder was mein Unterbewusstsein aus dem gestrigen Abend gemacht hat. Das könnte alles sein, von einem harmlosen Gespräch bis zu heißem… Nein, darüber werde ich jetzt ganz sicher nicht nachdenken. Nicht vor Cyr, sonst sieht er doch noch etwas in meinen Gedanken, was mein Unterbewusstsein ihm hoffentlich letzte Nacht vorenthalten hat.

„Du hast meine Träume belauscht!“ versuche ich empört zu sagen. Doch ich glaube die Scham macht meinen Tonfall eher verzweifelt.

„Belauscht würde ich nicht sagen!“ Cyr beginnt nun auch sein zweites Brot zu essen.

„Du träumst einfach sehr laut. Da kann man einfach nicht weg hören!“ Was soll das denn heißen? Laut Träumen? Rede ich etwa im Schlaf? Oder Schnarche? Wohl kaum. Sonst hätte mir mein Ex das sicher mitgeteilt. Er hat jedes Geräusch im Schlafzimmer gehasst.

„Klar doch!“

„Nein wirklich. Du träumst sehr laut!“ erklärt Cyr.

„Wenn ich neben dir liege und du schläfst, dann sind deine Träume für mich, wie das Licht für eine Motte. Sie ziehen mich an. Deine Träume sind wie ein Magnet. Ein bunter, lauter, freundlicher Magnet. Glaub mir, wenn du sie einfangen könntest und dann verkaufen würdest. Es wäre das beste Schlafmittel der Welt!“ Jetzt schleicht sich auf Cyrs Gesicht tatsächlich ein richtiges, echtes Lächeln. Seine Mundwinkel wandern zwei Millimeter nach oben. Ich bin verwirrt.

„Ähm … Danke!?“ Soll das jetzt etwa heißen er benutzte meine Träume um besser einschlafen zu können? Oder irgendetwas anderes? Da hier ist genauso seltsam wie gestern mit meinem Parfüm. Das fand er auch beruhigend. Und es hat mir das Leben gerettet. Ansonsten hätte er mich vielleicht gebissen. Aber auch wenn er seit dem bestimmt nicht genug Blut zu sich genommen hat, hat er keine Anstalten gemacht mich erneut anzugreifen. Er hat sich im Griff. Ist auch gut so. Ich sehe zu Cyr, der gerade seine Tasse weg stellt und sich dann sich wieder in die Decke einrollt. Er sieht mir in die Augen. Ich kann nicht in seinem Gesicht lesen.

„Das sollten wir öfter machen!“ Seine Augen fallen zu und er ist eingeschlafen. Während ich wach und verwirrt neben ihm liege und einfach nicht schlau aus ihm werde. Was sollten wir öfter machen? Zusammen Frühstücken oder über meine bunten, lauten und freundlichen, magnetartigen Träume reden? Also zu zweiterem hätte ich noch ein paar Fragen, aber die muss ich nach einem Blick auf meinen schlafenden Partner wohl auf wann anders verschieben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Mei2001
2015-12-11T20:18:37+00:00 11.12.2015 21:18
Mir gefäält deine geschichte sehr gut.
Von: abgemeldet
2015-05-29T14:12:07+00:00 29.05.2015 16:12
Ich bin echt von deiner Ff
F gefälscht. Dieser humor und so vieles anderes ist einfach zu geilo . Ich finde dein schreib style einfach große klasse. Ich als großer Vampir fan finde Cyr einfach super aber auch Melly von den beiden ist der Charakter so unterschiedlich und dadurch finde ich passen sie perfekt zusammen. Weil es heißt doch gegensätze ziehen sich an. Ich freu mich schon tierisch auf ein neues Kapitel deiner so gelungen Story. Macht bitte schnell weiter , denn ich bin sozusagen richtig süchtig nach dieser geilen FF. Weiter so liebe kateling.

Lg
blackbutlerfan
Antwort von:  kateling
29.05.2015 22:38
Vielen Dank,
ich freue mich, dass es dir so gut gefällt! Und ich hoffe ich kann deinen Erwartungen auch weiterhin gerecht werden.
Viel Vergnügen mit dem nächsten Kapitel!

Lg
Kateling


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