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Alice im Wunderland - Die bescheuertste Interpretation ever

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Kapitel 6 - Schwarz und Rot

Missmutigen Blickes beobachtete Alice, wie Marilyn mit schwungvollen Bewegungen das schicksalhafte Kartenspiel mischte und immer wieder wie zufällig zu ihm herüberblinzelte, so als wolle er sich vergewissern, dass er sein Vorhaben auch wirklich durchzog. Stillschweigend wartete er, bis sein für seinen Geschmack viel zu gut gelaunter Gastgeber – oder vielleicht eher Entführer – die Vorbereitungen für ihre Partie abgeschlossen hatte, drehte sich einmal um, nur um festzustellen, dass Fish es sich ganz in der Nähe gemütlich gemacht hatte, um dem einmaligen Spektakel beizuwohnen, und sah ihre Hoheit ein wenig ungeduldig an.
 

„Könnten wir dann anfangen? Ich will es hinter mich bringen...“
 

„Wenn du bereit bist“, flötete sein Gegenüber gespielt unschuldig lächelnd. Alice seufzte entnervt.
 

„Natürlich bin ich bereit, es ist nur ein verdammtes Kartenspiel!“, murrte er, griff beiläufig nach seiner Kaffeetasse und genehmigte sich einen Schluck. Selbstverständlich hatte er die Herzkönigin selbst sein Getränk vorkosten lassen, schließlich konnte man nie wissen, ob auch wirklich bloß das darin war, was darin sein sollte. Wobei er anstatt eines Kaffees möglicherweise tatsächlich momentan eher so etwas wie ein Beruhigungsmittel hätte gebrauchen können. „Wenn Ihr vielleicht nur so nett wäret, mir wenigstens zu sagen, um welche Art Kartenspiel es sich handelt?“
 

„Wie meinst du das?“, gab Marilyn irritiert zurück.
 

„Tut doch nicht so. Ihr werdet mir ja wohl sagen können, welches Spiel Ihr gedachtet zu spielen?“
 

„Deine Frage verwirrt mich. Es gibt doch nur eines, das man mit Karten spielen kann. Wir werden eine ganz normale Runde 'Wunderpoker' gegeneinander austragen. Sonst noch was?“
 

Wunderpoker, wiederholte er in Gedanken ohne es auszusprechen. Was auch sonst.
 

„Ja, also... Wie Ihr euch anhand der Tatsache, dass ich noch nicht sonderlich lange hier bin, sicher denken könnt, hatte ich bisher nicht die Gelegenheit, 'Wunderpoker' zu spielen. Es wäre sicher hilfreich, wenn Ihr mir die Regeln Eures... einzigen Kartenspieles erklären würdet.“
 

„Oh, die Regeln, mein Lieber, sind so gut wie selbsterklärend“, lachte die Herzkönigin und deutete auf den Stapel, der zwischen ihnen in der Mitte des Tisches lag. „Wir beide ziehen zu Anfang fünf Karten. Natürlich diskret. Hm, sagen wir... Da ich durch deine Unerfahrenheit gewissermaßen einen Vorteil habe, lasse ich dich als erstes zum Zug kommen.“
 

„... Macht Ihr das eigentlich mit Absicht?“, zischte Alice kaum hörbar.
 

„Wie bitte? Was soll ich mit Absicht machen?“
 

„Nichts. Vergesst es“, murmelte er, nahm nacheinander fünf Karten von dem Stapel und besah sie sich so konzentriert wie möglich. Marilyn tat es ihm gleich.
 

Herz-Zehn, Karo-Dame, Karo-Sechs, Kreuz-Ass und Kreuz-Vier, das war es, woraus sein Blatt bestand. Ob das nun gut oder schlecht war blieb ihm schleierhaft.
 

„Und jetzt?“, fragte er, den Blick prüfend auf seinen Gegner gerichtet, dem allerdings nicht ansatzweise anzusehen war, ob er ein zufriedenstellendes Blatt besaß oder nicht. Bei dem puppenhaften Gesicht war es jedoch vermutlich keine Kunst, ein Pokerface aufzusetzen.
 

„Jetzt sucht Ihr euch eine Karte aus, die Ihr offen neben dem Stapel ablegt, geehrter Gast!“, schaltete sich Fish mit fröhlicher Stimme dazwischen. Alice musterte ihn flüchtig in dem Versuch, zu erkennen, ob der Narr von dort aus freie Sicht auf seine Karten hatte, kam aber zu dem Schluss, dass es keine Rolle spielte, da er es wahrscheinlich ohnehin bemerken würde, wenn er seiner Herrin heimlich irgendwelche Hinweise zukommen ließ.
 

„Wer hätte das gedacht...“, kommentierte er bloß, bemüht, sein Blatt möglichst verdeckt zu halten, und warf die Karte mit dem niedrigsten Wert ab – die Kreuz-Vier. Kurz darauf meinte er, ein leises Rauschen zu vernehmen, dem er keine genaue Richtung zuordnen konnte. Marilyn schien sich davon nicht ablenken zu lassen. Falls seine Miene sich in irgendeiner Weise regte, dann war dies mit Sicherheit nur unter einem Mikroskop erkennbar.
 

„Karo-Vier“, sagte er schlicht, gerade im Begriff, seinen Zug zu vollführen, als er innehielt und sich genervt umdrehte – offenbar weil das Rauschen zunehmend lauter wurde und nun doch anfing, ihn zu stören. „Das kann ja wohl nicht wahr sein...!“
 

Neugierig blickte Alice an seinem Gegenüber vorbei, um zu sehen, woher das stetig anhaltende Geräusch rührte. Der Anblick der bärtigen Person, die just in diesem Moment in einem knappen Lederröckchen um die Ecke gewackelt kam und sie beide mit einem heiteren Zwinkern begrüßte überraschte ihn jetzt auch nicht mehr besonders.
 

Wache Nummer Zwei!!“, rief Marilyn, laut genug, dass es das Rauschen übertönte. „Wie oft habe ich dir gesagt, dass du nicht staubsaugen sollst, während ich versuche, mein unerreichtes Können im Pokern unter Beweis zu stellen?!“
 

„Wache Nummer Zwei...“, flüsterte Alice unbemerkt. „Welch eine unwürdige Betitelung für Freddy Mercury...“
 

„Verzeiht, Eure Majestät, das wusste ich nicht!!“, rief besagte Wache nicht weniger laut zurück. „Aber der Boden musste dringend mal wieder sauber gemacht werden!! Vorhin habe ich auf Eurem Teppich eine lose Lavendelblüte gefunden!!“
 

„Das ist meine Schuld, die habe ich wohl nach dem Blumengießen versehentlich hereingeschleppt!!“, schrie Fish zur Antwort. „Ihr habt sie doch hoffentlich nicht entsorgt, verehrte Wache?!“
 

„Nein, habe ich nicht!! Sie liegt jetzt auf dem Dielen-Schränkchen, als Deko!!“
 

„Moment mal, Narr...!! Du warst in meinem Schlafzimmer?!“
 

„Nein, nein, Eure Hoheit!! Das ist ein Missverständnis!! Ich wollte nur-“
 

„Wie wäre es, wenn ihr drei eure Unterhaltung woanders fortführt oder einfach diesen veralteten Staubsauger abschaltet, damit wir endlich weiterspielen und aufhören können zu schreien?!“, unterbrach Alice die Konversation energisch und warf dem Wachmann mit der Bobfrisur einen dankbaren Blick zu, als er das Gerät daraufhin tatsächlich ausschaltete und sich mit einem euphorischen Winken verabschiedete, bevor er in einem anderen Raum verschwand. Froh über die wieder eingekehrte Ruhe wandte Alice sich erneut der Herzkönigin zu, die abermals dazu ansetzte, ihren Zug zu machen.
 

„Karo. Vier!“, sagte sie überdeutlich, während sie ihre Karte direkt neben seiner abgeworfenen Kreuz-Vier platzierte, dann beide Karten zusammen in die Hand nahm, sie beiseite legte und irgendetwas auf einen kleinen Zettel notierte. „Das macht acht Punkte für mich.“
 

Skeptisch lehnte sich Alice ein Stück über den Tisch, um einen Blick auf die ominöse Notiz zu erhaschen, was ihre Majestät, die seine Geste offenbar missinterpretierte, dazu veranlasste, ihr Blatt fest an sich zu pressen.
 

„Das wüsstest du wohl gerne, wie? Denkst du, ich lasse dich in meine Karten schauen?“
 

„Das wollte ich überhaupt nicht!“, verteidigte er sich. „Glaubt mir, ich spiele immer fair!“
 

„Jetzt lügt er mich auch noch an. Ein ganz schön ungezogener Gast...“
 

„Ich schwöre Euch, ich wollte nur wissen, was Ihr da auf den Zettel geschrieben habt!“, erklärte er schnell, ehe sie noch auf die Idee kam, ihn auf irgendeine wahrscheinlich eher wenig Abstand haltende Weise zurechtweisen zu wollen. „Warum seid Ihr mir jetzt acht Punkte voraus, wenn ich fragen darf...?“
 

„Ach... Du weißt aber auch gar nichts, was?“, seufzte die Königin, so als wäre das wirklich verwunderlich. „Pass auf, ich erkläre es dir: Wenn zwei Karten mit derselben-“
 

Weiter kam sie nicht. Diesmal war es ein nur allzu bekannter Untergebener der ehrenwerten Mörderpuppe, der ohne jegliche Vorankündigung breit grinsend durch das Schlosstor hereingeschneit kam, bevor ihre Hoheit ihren Satz zu Ende sprechen konnte. Vorwurfsvoll starrte sie ihren Besucher an, was diesen jedoch nicht davon abhielt, mitsamt dem Schwein, auf dem er saß, auf sie zuzusteuern und ihr freundschaftlich auf die Schulter zu klopfen.
 

„Servus, alle miteinander! Ihr habt nach mir verlangt – da bin ich!“, trällerte er überschwänglich und machte ein erstauntes Gesicht, als er ihn am selben Tisch erblickte wie seine Königin. „Dich kenne ich doch...! Dass wir uns so schnell wiedersehen würden...“
 

„Hi“, gab Alice mit einem halbwegs freundlichen Lächeln zurück.
 

„Schwarzer Ritter...! Was hast du hier zu suchen? Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin?!“
 

„Aber Majestät! Heute ist doch 'Ritter-tut-alles-was-seine-liebenswerte-Königin-verlangt'-Tag! Und da ich – wie auch immer das passieren konnte – das entscheidende Duell gegen meinen Weißen Erzfeind verloren habe, bin ich diesmal dafür zuständig!“, erinnerte Ozzy den inzwischen sichtlich mürrisch dreinschauenden Marilyn an ihre offenbar gemeinsame Abmachung ohne auch nur einen Schritt von seiner Seite zu weichen. Marilyn fixierte starr seine Karten.
 

„Du kannst dein Geschleime für dich behalten. Ich habe heute einen ganz besonderen Gast wie du siehst. Und es wäre doch unhöflich von mir, wenn mein Gast nicht die nötige Aufmerksamkeit von mir bekommen würde, nicht wahr?“
 

„Aber Majestät...“
 

„Nichts 'Aber Majestät'! ... Wenn du dich schon unbedingt nützlich machen willst, geh in die Küche und besorge mir einen gekühlten Drink! Oder... nein, warte! Einen Eisbecher. Erdbeere-Walnuss!“
 

„Jawohl, wird gemacht! Bin sofort wieder da!“, war das letzte, was der Schwarze Ritter von sich gab, bevor er sich anscheinend bester Laune von seiner Kriegs-Sau herunterschwang und sich aller Wahrscheinlichkeit nach in die Küche begab. Die Herzkönigin sah mit einem fast entschuldigenden Blick wieder zu ihm.
 

„Er wird voraussichtlich eine Weile brauchen, bis er zurückkommt... Also haben wir vorerst Ruhe“, sagte sie scheinbar zufrieden. „Mach deinen nächsten Zug!“
 

„Jetzt sofort? Wart Ihr nicht gerade dabei, mir etwas zu erklären?“
 

„Dein Zug. Ich warte!“, wiederholte sie nachdrücklich, noch immer mit diesem gekünstelten Lächeln im Gesicht. Mitunter war sie – oder er, wenn man es genau nahm – ihm wirklich unheimlich. Und das obwohl er bei Weitem niemand war, der sich leicht verunsichern oder schockieren ließ. Aber etwas an dieser Person... irgendetwas an ihr wirkte so falsch, dass er nicht umhin kam, sich zu fragen, ob sie vielleicht eine ernste Bedrohung darstellte. Auf welche Art sich das noch auswirken würde, das blieb wohl abzuwarten.
 

Misstrauisch zog Alice eine Karte und überlegte, während er diese betrachtete, ob es irgendwie möglich war, dass Marilyn den Stapel zuvor manipuliert hatte, sodass der Gewinner in Wahrheit schon feststand. Doch selbst wenn alles rechtens zuging – ob er den Sinn dieses Spieles rechtzeitig verstehen würde war fraglich. Ohne lange darüber nachzudenken warf er die Karte, die er eben gezogen hatte, ab.
 

„Pik-Sieben“, kommentierte er sich selbst, nur zur Sicherheit. Anscheinend gehörte sich das ja so. Marilyn schien einen Moment lang in seine Überlegungen vertieft zu sein, nachdem er die nächste Karte von dem Stapel gezogen hatte. Dann nahm er eine andere aus seinem Blatt, die er mit dem Kommentar „Pik-Neun“ auf dem Tisch ablegte. Diesmal auf der zuvor abgeworfenen Pik-Sieben anstatt daneben.
 

Alice ließ sich nicht anmerken, wie wenig er diesem angeblichen Spiel abgewinnen konnte, als er einen großen Schluck von seinem Kaffee trank und ein wenig amüsiert beobachtete, wie Black Beauty sich grunzend auf ihre Hoheit zubewegte und sie ausgiebig beschnupperte, so als würde die Sau überlegen, ob so eine Herzkönigin wohl eine ordentliche Mahlzeit abgab. Er war sich beinahe hundertprozentig sicher, dass die Mörderpuppe nicht einmal ansatzweise so gelasssen war wie sie immer tat. Wortlos griff er nach der oben aufliegenden verdeckten Karte und vollführte seinen nächsten Zug.
 

„Karo-Dame...?“, bemerkte Marilyn daraufhin in einem übertrieben verwunderten Tonfall. „Bist du sicher, dass das so eine gute Idee war?“
 

„... Warten wir's ab“, erwiderte er trocken. Selbstverständlich war er sich absolut nicht sicher. Wie sollte er das auch sein bei einem Spiel, dessen Regeln er nicht einmal kannte?
 

Gleichzeitig mit einem lauten Rummsen, das wahrscheinlich von der Kühlschranktür verursacht wurde, ertönte ein freudiges „Da bin ich schon!“ aus der Ferne, als wenig später der Schwarze Ritter mit einem hübsch zurechtgemachten Becher Eis zurückkehrte.
 

„Hier, bitte sehr! Das schönste Eis für die schönste Königin!“, grinste er und stellte seine Kreation vor Marilyn ab, der bloß die Augen verdrehte. „Erdbeer-Walnuss mit Sahnehäubchen und einem Extraschuss Champagner-Aroma, ganz so wie Ihr es am liebsten mögt!“
 

„Ja... danke“, gab die 'schönste Königin' gelangweilt zurück, während sie sich einen kleinen Löffel voll Sahne schmecken ließ. „Ach, und... zieh endlich diese alberne schwarze Rüstung aus! Die fand ich schon immer unvorteilhaft.“
 

„Wie Ihr wünscht, Hoheit!“
 

„Psst... Würdet Ihr mal kurz zu mir kommen, Ritter Schleim...?“, flüsterte Alice subtil an den Fürsten der Finsternis gerichtet, der gerade dabei war, sich von seiner protzigen Rüstung zu befreien. Glücklicherweise schien er noch etwas darunter zu tragen. Einen schwarzen Pullover, wie es aussah.
 

„Was gibt es, mein Freund?“, fragte Ozzy leise, während er näher trat und sich etwas zu ihm vorlehnte.
 

„Nun ja... Ich will ja nichts sagen, aber... Ihr wisst schon, dass das ein Mann ist?“, vergewisserte er sich mit einer subtilen Geste Richtung Marilyn, der ohnehin gerade mit seinem Eis beschäftigt war. Nicht unbedingt unauffällig drehte sich Ozzy zu ihrer Majestät um, ehe er sich wieder ihm zuwandte und gedämpft lachte.
 

„Hahaha! Was erzählst du denn da? Wenn sie ein Mann wäre, wie könnte sie dann eine Königin sein?“
 

„Habt Ihr mal richtig hingeschaut? Seht Ihr da vielleicht irgendeinen Vorbau?“
 

„Hey...! Mach dich nicht über die Oberweite meiner Königin lustig!“, entgegnete Ritter Osbourne empört. „Das ist nicht alles, worauf es ankommt!“
 

„Habt ihr gleich mal genug getuschelt?“, machte Marilyn begleitet von einem klirrenden Geräusch auf sich aufmerksam, als er seinen Becher neben sich abstellte und betont unbeeindruckt seine Karten begutachtete.
 

„Entschuldigt, Majestät! Wird nicht wieder vorkommen!“, schleimte Ozzy munter weiter. „Und, schmeckt Euer Eis? Oh, apropos 'Eis'... Warum liegt eigentlich ein Eiszapfen in Eurem Gefrierfach?“
 

„Das musst du Alice fragen. Er ist der stolze Besitzer dieses wundervollen Eiszapfens.“
 

Mit stutzigem Blick schielte Ozzy zu ihm herüber, während Marilyn noch immer bewegungslos an seinem Platz saß.
 

„Ja, ich weiß... ihr seid ja nur neidisch“, scherzte Alice, räusperte sich, als Ozzys Blick noch perplexer wurde, und sah erwartungsvoll zu seinem Gegner, der keine Anstalten machte, irgendetwas zu tun. „Ihr seid am Zug, Eure Hoheit... falls Ihr es vergessen habt.“
 

„Das ist mir bewusst, ja. Aber manchmal ist es eben erforderlich, seinen nächsten Schritt gut zu planen.“
 

„Lasst mich mal sehen, Majestät!“, rief Ritterchen Schwarz plötzlich und stellte sich so hinter Marilyn, dass er ein Auge auf seine Karten werfen konnte. „Worüber denkt Ihr denn nach?“
 

„Ich überlege, ob ich eine Runde aussetzen sollte.“
 

„Was?! Aber Ihr habt doch-“
 

„Sei still! Ich weiß, was ich tue.“
 

„Man kann aussetzen? Einfach so?“, unterbrach Alice den Dialog der beiden auf ihre eigene Weise irrsinnigen Freaks. Er wäre jede Wette eingegangen, dass sie gerade heimlich etwas ausheckten. Jedenfalls Marilyn.
 

„Ja, kann man“, antwortete dieser beiläufig. „Aber ich habe mich umentschieden. Ich spiele... das Herz-Ass!“
 

„Okay...“, murmelte Alice, betrachtete einen Moment lang Marilyns Ass-Karte und dann seine eigene, die er gleich zu Anfang gezogen hatte. Während er mit dem Gedanken spielte, sie einfach abzuwerfen, um zu sehen, was passiert, schaute er zu Fish herüber, der offenbar mittlerweile, ohne dass es jemand bemerkt hatte, aufgestanden war, sich auf die dunkelrote Couch am Rande des Zimmers gesetzt hatte und mit einem abwesenden Ausdruck in seinen Augen das Seil streichelte, das er selbst vor Kurzem noch unfreiwilligerweise um seine Handgelenke getragen hatte. Leicht verstört wandte er seinen Blick von ihm ab und versuchte, sich auf das Spiel zu konzentrieren, als ihm spontan eine bessere Idee für seinen Zug kam.
 

„Ich passe“, sagte er schlicht. Wenn er gar nichts tat, gab es eine geringe Chance, dass er Marilyns Plan – was auch immer dieser sein mochte – damit durcheinanderbrachte. Als er jedoch dessen triumphales Grinsen sah war er sich sicher, dass er einen Fehler gemacht hatte. Einen großen Fehler.
 

„Tja, das war's dann wohl für dich“, verkündete sein Gegenüber mit einer unwahrscheinlich selbstgefälligen Euphorie, vollbrachte seinen anscheinend letzten Zug und lehnte sich zufrieden zurück. „Kreuz-König! Ich habe gewonnen.“
 

„Bravo! Das habt Ihr super gemeistert, Majestät!“, klatschte Ozzy scheinbar erfreut, während Alice entsetzt die auf dem Tisch liegenden Karten anstarrte.
 

„Was... wieso... das ist doch...“, versuchte er seine Gedanken in Worte zu fassen, woran er leider kläglich scheiterte. Natürlich hatte er nicht damit gerechnet, die Herzkönigin zu besiegen. Wie auch? Aber nun tatsächlich aus vollkommen unerfindlichen Gründen als Verlierer vor ihr dazustehen war so unfassbar demütigend, dass ihm nicht einmal etwas dazu einfiel – schließlich hatte er nicht vergessen, was seine Niederlage für ihn bedeutete.
 

„Es nützt nichts, Alice“, sagte Marilyn gespielt mitleidig. „Du hast verloren. Das Schicksal wollte es wohl so.“
 

„... Das ist ein schlechter Scherz! Ich will eine Erklärung dafür!“, forderte er, bemühte sich rasch, seine Stimme zu dämpfen, die schon wieder viel zu hysterisch geworden war, und stand von seinem Platz auf, an dem er nun wirklich nicht länger ruhig herumsitzen konnte. „Sagt mir sofort, warum um alles in der Welt Ihr so plötzlich gewonnen habt...! Das hat doch mit Regeln nicht im Entferntesten irgendwas zu tun!“
 

„Und ob es das hat. Du bist bloß ein schlechter Verlierer“, entgegnete Marilyn überheblich. „Warum ich gewonnen habe ist ja wohl offensichtlich: Nachdem du deine Karo-Dame abgelegt hast habe ich sie mit meinem Herz-Ass beschlagnahmt, weshalb mein Kreuz-König, der direkt darauf folgte, da du ja gepasst hast, die Dame heiraten und mir so den Sieg garantieren konnte. Ganz einfach.“
 

Sekunden der völligen Stille vergingen, bis Alice sich dazu in der Lage fühlte, dem etwas entgegenzubringen.
 

„Das... habt Ihr Euch gerade ausgedacht, nicht wahr? Was ist hiermit?“ Er nahm sein Kreuz-Ass und hielt es dem Anderen vors Gesicht. „Ich hatte auch ein Ass. Mal angenommen, Ihr hättet Euren König zuerst gespielt und ich hätte mein eigenes Ass darauf abgelegt... Hätte ich meine Dame dann also daraufhin auch mit ihm... verheiratet?“
 

Einen Augenblick lang musterte Marilyn ihn, als hätte er den Verstand verloren.
 

„Natürlich nicht. Um die flammende Liebe zwischen König und Dame zu entfachen braucht man selbsterklärenderweise ein Herz. Dein Baum hätte da absolut nichts bewirkt, es sei denn du hättest im Anschluss die Dunkle Todesfrucht gespielt.“
 

„Baum?! Frucht?! Jetzt reicht es mir...! So ein idiotisches Spiel sollte verboten werden! 'Wunderpoker', hmm? 'Zufallspoker' wäre ein weitaus treffenderer Name!“
 

„Sieh den Tatsachen ins Auge, Alice. Du hast verloren und wir hatten eine Abmachung“, erinnerte ihn Marilyn mit einem Unterton, der ihm gar nicht gefiel, und lachte dann dunkel. „Wenn du so viel von Fairness hältst wie du vorhin noch behauptet hast würdest du dich jetzt nicht so aufregen sondern die Dinge so nehmen wie sie kommen.“
 

„Ooh...! Ja. Vielen Dank für den weisen Rat. Werde ich mir zu Herzen nehmen. Irgendwann mal. Wenn ich Lust habe.“
 

„Was ist mit ihm los, Majestät?“, fragte der Schwarze Ritter, der selbstverständlich überhaupt keine Ahnung hatte, worum es eigentlich ging – vermutlich sein Dauerzustand.
 

„Ich weiß es auch nicht“, hörte er Marilyn antworten. Inzwischen war auch er aufgestanden und bereits ein paar Schritte auf die große Treppe zugegangen. „Er hat das Glück, höchstpersönlich mein Gemach betreten zu dürfen. Was daran so furchtbar sein soll ist mir ein Rätsel. Du machst mich sehr traurig, Alice, weißt du? Alles, was ich will, ist, dich etwas besser kennenzulernen...!“
 

„Ja, das dachte ich mir schon. Eure Definition von 'kennenlernen' kann ich mir gut vorstellen“, erwiderte er, ehe er sich vor die königliche Mörderpuppe stellte und hoffnungsvoll auf deren treuen Untergebenen deutete. „Warum nehmt Ihr nicht den Schwarzen Ritter mit in Euer tolles Gemach? Der hätte bestimmt nichts dagegen einzuwenden, Euch die ganze Nacht lang kennenzulernen!“
 

„Wovon redest du? Ihre Hoheit und ich kennen uns doch schon längst!“
 

„Da wäre ich mir an Eurer Stelle nicht so sicher, Ritter Planlos...!“, gab Alice zurück, dem Ozzys nicht vorhandener Durchblick schon fast ein wenig leid tat. Marilyn grinste noch immer, so als würde das ganze Szenario ihn einfach nur prächtig amüsieren – was sicherlich auch der Fall war.
 

„Komm mit, Alice!“, sagte er ruhig, aber es war mehr als deutlich herauszuhören, dass er keine Widerrede gelten lassen würde. „Falls du dich weigern solltest wäre das ein Verstoß gegen meine Regeln... und du weißt, dass ein Regelverstoß Konsequenzen mit sich bringt, nicht wahr?“
 

Na, großartig, dachte er, schwieg jedoch und folgte Marilyn widerwillig zu der Treppe, die wahrscheinlich zu seinem höchsteigenen Schlafzimmer führte. Ein letztes Mal warf er einen neidischen Blick auf den Schwarzen Ritter, der von seinem jämmerlichen Abgang anscheinend überhaupt nichts mehr mitbekam, da er gerade voller Hingabe damit beschäftigt war, Black Beauty mit einem riesigen Schokoladenkeks zu füttern, von dem er gar nicht erst wissen wollte, wo er ihn auf einmal herhatte. Kurz fragte sich Alice, ob es vielleicht hilfreich gewesen wäre, so naiv und sorglos zu sein wie er, kam allerdings zu dem Schluss, dass er das nicht für sonderlich erstrebenswert befand. In unguter Erwartung ging er schließlich dem falschen Marilyn hinterher, der sich bereits daran begeben hatte, die Stufen so elegant wie eine echte Königin hinaufzuschreiten.
 

„Da wären wir!“, teilte er ihm beschwingt mit, als er seine Zimmertüre hinter ihnen beiden geschlossen hatte, und breitete feierlich seine Arme aus. „Fühl dich wie zu Hause!“
 

„... Mal sehen“, murrte Alice zur Antwort, nicht sicher, was er von den derzeitigen Umständen halten sollte. Es gab genau zwei Dinge, die ihm kurz nacheinander ins Auge stachen, nachdem er den Raum betreten hatte. Das Erste war die Tatsache, dass die Einrichtung, deren Farbgebung auffällig von der Kombination aus Schwarz und Rot beherrscht wurde, auf den ersten Blick einen so gar nicht kalten sondern tatsächlich einladenden Eindruck auf ihn machte. Das Zweite war der große Spiegel, der rechts von ihm an der Wand angebracht war und der ihn, sobald er ihn entdeckt hatte, vom weiteren Betrachten der Einrichtung ablenkte. Nein, vielmehr war es seine eigene Kleidung, die ihn so schlagartig ablenkte. Oder besser gesagt: die Kleidung, die ihre Hoheit ihm angeblich mit ihren mächtigen Fähigkeiten herbeigezaubert hatte. Nicht nur dass es von oben bis unten von einem eigenartigen schwarzroten Muster geziert wurde – die Herzkönigin schien eine unabstreitbare Vorliebe für diese Mischung zu haben –; der eng sitzende Schnitt und der helle Rüschenkragen verliehen dem Outfit endgültig eine wirklich... einzigartige Note. Zwar war ihm längst nicht entgangen, dass Marilyn ihm nicht gerade einen sehr dezenten Look verpasst hatte, aber sich selbst in voller Pracht in diesem außergewöhnlichen Fummel zu bestaunen war irgendwie noch einmal etwas anderes.
 

„Na, gefallen dir deine neuen Sachen?“, erkundigte sich sein Gastgeber, der ihn von der Seite mit einem scheinbar stolzen Blick bedachte. „Als ich dich so ansah, wie du schlafend auf meiner Couch gesessen hast, war mir gleich klar, welche Art Sachen dir stehen würden! Ich mag es gern etwas grotesk, weißt du?“
 

„Wäre mir gar nicht aufgefallen. Gut, dass Ihr es mal erwähnt.“
 

„Oh, sei doch nicht so furchtbar sardonisch...!“, gab Marilyn gespielt beleidigt zurück. „Willst du es dir nicht bequem machen? Hier ist genug Platz.“
 

„Sehr wohl... Eure Majestät“, erwiderte er so sardonisch wie er nur konnte, hielt nach einer Sitzgelegenheit Ausschau, die nicht Marilyns Bett war, und war relativ beruhigt, als er in der hintersten Ecke des Zimmers einen Stuhl sichtete. Allerdings zog im selben Atemzug ein Bild seine Aufmerksamkeit auf sich – ein gerahmtes Foto, das vor einer Nachttischlampe auf dem kleinen Schränkchen neben besagtem Bett stand –, weshalb er kurzfristig beschloss, sich doch fürs Erste dort niederzulassen, um es sich ein wenig näher ansehen zu können. Wie er schnell feststellte waren es ein Mann und eine Frau, die auf dem Bild zu sehen waren, beide edel gekleidet, und er glaubte, das Schloss im Hintergrund zu erkennen. Es musste eine ältere Aufnahme sein, denn es wirkte irgendwie anders als er es von seiner Ankunft bei Hofe in Erinnerung hatte. Jedoch kam er nicht dazu, sich das Bild länger zu betrachten, aus dem einfachen Grund, weil Marilyn, kaum dass er offenbar realisiert hatte, dass es ihn interessierte, aufgesprungen war, sich seltsam eilig neben ihn gesetzt und den Rahmen beiläufig umgedreht hatte, sodass das Foto nicht mehr zu sehen war. Wortlos blickte Alice ihn an, gedanklich noch immer bei der scheinbar weiblichen Person auf der ominösen Abbildung, die wohl aus schwerwiegenden Gründen nicht für seine Augen bestimmt war. Ob er gerade versehentlich die königliche Privatsphäre missachtet hatte?
 

„Nun... Alice... Was sagst du? Ich besitze wahrhaft nicht die schlechteste Behausung, was?“, unterbrach der Andere seine Gedanken mit einem aufgesetzten Lächeln. „Wie findest du meine Möbel? Das weiße Kaninchen hat sie vor langer Zeit einmal selbst bemalt. Besonders meine Kommode ist mein ganzer Stolz. Sie ist voll mit den schönsten Kleidern, die du dir nur vorstellen kannst.“
 

„Alle in schwarzrot, nehme ich an“, bemerkte er und bemühte sich um eine möglichst ruhige Stimme. Wenn er schon gezwungenermaßen hier war, hatte es mit Sicherheit nicht viel Sinn, die ganze Zeit über stur zu bleiben und einen Aufstand zu machen... immerhin würde die Herzkönigin ihn ohnehin erst entlassen, wenn ihr danach zumute war. Aber vielleicht konnte er seinen Aufenthalt bei ihr dazu nutzen, um mehr über sie herauszufinden? Mittlerweile hatte er den starken Verdacht, dass der Weg, der aus dem Wunderland herausführte, nicht das einzige Mysterium war, das sie ihm konstant vorenthielt. „Jetzt, wo wir schon einmal gemeinsam hier sitzen... Wollt Ihr mir nicht etwas über Euch erzählen? Irgendetwas, damit wir uns nicht mehr so fremd sind?“
 

„Hast du denn das Gefühl, wir wären... Fremde?“, fragte Marilyn, wobei er das letzte Wort zögerlich aussprach, als würde dessen Bedeutung ihm irgendwie Angst machen. Alice schaute irritiert zur Seite. Wie meinte er das...? Auch wenn er wie jemand aussah, den er irgendwann einmal in einer anderen Welt gekannt hatte – hier, in diesem Universum, waren sie sich doch gerade zum ersten Mal über den Weg gelaufen... oder nicht?
 

„Naja, wir... wir kennen uns erst seitdem ich das Schloss erreicht habe, richtig? Also sind wir doch gewissermaßen Fremde...?“, erklärte er, merkte jedoch selbst, dass es nicht sehr überzeugend klang. Angestrengt überlegte er, wie er sich möglichst schnell aus dieser verzwickten Situation würde herauswinden können, als sein Blick zufällig an einem kleinen Tischchen hängenblieb, das weiter hinten im Raum stand. Zwei Rosen lagen nebeneinander darauf, doch etwas an ihnen wirkte komisch. „Diese Blumen da drüben... Darf ich mir die mal ansehen?“
 

„Die Blumen? Oh, du meinst... Ja, sicher. Bleib sitzen, ich hole sie rüber!“, entgegnete Marilyn ein wenig zu überschwänglich für seine gewöhnliche Art und war, kaum dass er sich versah, auch schon aufgestanden. Entweder bildete er es sich ein oder irgendetwas hatte ihn ernstlich zerstreut seit er mit ihm hier war.
 

Alice konnte beobachten, wie Marilyns Gesicht einen irgendwie leeren Ausdruck annahm, als er die beiden Rosen von seinem Tisch aufhob und sich danach wieder zu ihm setzte. Als wäre er geistig nicht mehr wirklich anwesend.
 

„Sind... sie echt?“, fragte er ihn vorsichtig, während er die Blumen eingehend betrachtete. Dass eine von ihnen eine rote und die andere eine schwarze Blüte aufwies überraschte ihn mittlerweile kein Stück mehr. Eher war es ihr Duft, der etwas Merkwürdiges an sich hatte.
 

„Ob sie echt sind...? Sag du es mir! Glaubst du, sie sind es?“, war daraufhin Marilyns Gegenfrage. Lange musste er nicht überlegen.
 

„Nein, das glaube ich nicht. Sie riechen nicht nach Rosen... sondern nach Farbe.“
 

„Richtig“, antwortete Marilyn. „Das stimmt. Diese Rosen stammen nicht von einem der Sträucher in meinem Garten. Sie stammen von mir und meiner Liebe zur Kunst.“
 

Gedankenverloren nahm er das schwarze Exemplar in die andere Hand und atmete dessen Duft ein, als wäre es der lieblichste Geruch der Welt.
 

„Eine Rose, die in der Natur blüht, ist schön, aber vergänglich. Diese beiden hingegen liegen schon seit... einer Ewigkeit bei mir, und sie werden niemals welken. Sie sind unsterblich.“
 

Ein wenig sprachlos ob des plötzlichen Sinneswandels starrte Alice die nun nicht mehr ganz so sadistisch wirkende Herzkönigin an, die sehnsüchtigen Blickes die schwarze Rose fixierte, fast wie eine einsame Gothic-Prinzessin aus einem melancholischen Kitschfilm, ehe sie ihm ihr Kunstwerk lächelnd entgegenstreckte.
 

„Nimm sie...! Koste von ihrem immerwährenden Duft!“
 

„Danke, aber... der Geruch von Farbe ist nicht gerade mein Lieblings-“
 

„Wenn du dir vorstellst, sie wäre lebendig, dann ist sie das auch. Und dann riecht sie nicht nach Farbe“, sagte Marilyn vollstens überzeugt, und da er wusste, dass er sowieso nicht locker lassen würde, tat er ihm den Gefallen und nahm die Rose, um sich selbst davon zu überzeugen, dass auch die beste Vorstellungskraft zu so etwas nicht imstande war. Nur musste er bedauerlicherweise sofort feststellen, dass er Unrecht hatte. Wie auch immer das möglich war – der Duft hatte sich tatsächlich verändert, so gravierend, dass er angenommen hätte, er würde sich in einem Rosengarten befinden anstatt eines geschlossenen Raumes, wenn er nicht gewusst hätte, dass es nicht so war. Allerdings hielt er es für besser, dem Besitzer der Blume nichts von seiner Feststellung zu erzählen. Wahrscheinlich hatte er ihm auch ohne Worte längst angesehen, dass sein seltsamer Zaubertrick funktionierte.
 

„Faszinierend, nicht wahr?“, bekundete Marilyn sein eigenes Werk äußerst bescheiden, als er ihm die Rose wieder zurückgegeben hatte. „Was sagst du nun, Alice? Sei ehrlich und sage mir, dass meine Kunst dich nicht völlig kalt gelassen hat!“
 

„Ja... das heißt... nein! Ich sage hier gar nichts...!“, gab er eindeutig viel zu unentschlossen zurück. Verdammt, wo hatte er eigentlich seine Würde gelassen?! Die Mörderpuppe in ihrer verqueren Selbstwahrnehmung auch noch zu bestärken war mit Sicherheit das Schlechteste, was er im Augenblick tun konnte. „... Lieber solltet Ihr mir etwas sagen! Ich habe zwar gegen Euch verloren, aber erstens kann hier kaum von einem fairen Sieg Eurerseits die Rede sein, und zweitens... habe ich als Gast Anspruch darauf, ein paar Dinge über Euch und Euer Land zu erfahren! Gehört es nicht zum Kennenlernen, wie Ihr sagtet, außerdem dazu, dass Ihr mir etwas über Euch verratet?“
 

„Oh, da hast du natürlich Recht“, gab Marilyn mit einem angedeuteten Grinsen zurück, das vermutlich nichts Gutes verheißen ließ. „Ich werde dir gern etwas über mich verraten. Zum Beispiel, wie ich unter dem Make up und dem Kleid aussehe. Soll ich es demonstrieren?“
 

„So war das nicht gemeint...! Bitte verschont mich und behaltet Euer Kleid an!“, sagte er schnell und bedeckte vorsorglich seine Augen, bevor er noch etwas zu Gesicht bekam, das er ganz bestimmt nicht sehen wollte. Jedoch kam er sich drei Sekunden später relativ bescheuert vor, als er Marilyns belustigtes Gekicher hörte.
 

„Kein Grund, sich zu erschrecken! Ich habe noch alles an!“, lachte er munter, was Alice dazu veranlasste, ihn mit einem vernichtenden Blick zu malträtieren und sich zu fragen, ob dieses ach so romantische Rosengeschwafel von vor wenigen Minuten nur eine abgekartete Show war, um sich bei ihm einzuschmeicheln.
 

Eine Show, dachte er plötzlich und zuckte zusammen, als der Showmaster vor seinem inneren Auge auftauchte. Was, wenn das alles nichts weiter war als ein Spiel? Eine Theater-Aufführung, in der jeder seine Rolle spielte, weil es nun mal so im Skript stand? Vielleicht, kam es ihm mit einem Mal in den Sinn, hatte Marilyn überhaupt keine Kontrolle über das, was er hier tat. Vielleicht war er ja wirklich nur eine arme Puppe, die von einem vollkommen verrückten Marionettenspieler gesteuert wurde...
 

„Weilst du noch unter uns, Alice?“, hörte er die Mördermarionette auf einmal mit besorgter Stimme fragen. „Oder bist du nur gerade endlich dabei, dich etwas... du weißt schon, zu entspannen?“
 

„Ja... ich meine, was?! Darauf könnt Ihr lange warten...!!“
 

Vielleicht hatte er sich auch getäuscht. Kein Puppenspieler des Universums würde auf die dermaßen verkorkste Idee kommen, so etwas zu fabrizieren.
 

„Also wirklich... Du bist viel spießiger als du aussiehst. Warum denn so schüchtern?“, hakte die Königin der Obszönitäten weiter nach, während sie reichlich aufdringlich an ihn heranrückte, und hielt schlagartig inne, so als hätte sie irgendeine Art Geistesblitz. „Nein...! Sag jetzt nicht, du bist noch Jungf-“
 

„Denkt nicht einmal daran, das auszusprechen!“, unterbrach er sie abrupt. „Ich kann Euch sagen, warum ich mich nicht entspanne, wenn Ihr es genau wissen wollt: Weil ich unbeabsichtigt in einer absolut kranken Welt voll gemeingefährlicher Psychopathen gelandet bin, aus der ich nicht mehr herauskomme, und Ihr, anstatt mir zu helfen, um mich herumtänzelt wie ein sterbender Schwan in der Paarungszeit...! Ich meine, was ist Euer verfluchtes Problem?! Ich glaube, Ihr könnt Euch nicht entscheiden, ob Ihr ein höflicher Gentleman, eine mysteriöse Hexe oder eine herrische Domina sein wollt! Und was ist mit mir...? Ich bin nur ein... hilfloses Opfer all des grenzenlosen Wahnsinns, der sich hier abspielt! Könnt Ihr nicht wenigstens versuchen, Euch ein kleines bisschen in meine Lage zu versetzen...?“
 

Schweigend sah die vermeintlich so mächtige Herzkönigin ihn an, überfordert und nicht fähig, das eben Gesagte richtig zu verarbeiten. Natürlich nicht. Schließlich gehörte das nicht zum geplanten Ablauf der Show.
 

„Haha, ich verstehe...! Das ist zu viel für Euch, nicht wahr? Ihr könnt Euch nicht in meine Lage versetzen, weil das gegen die Spielregeln verstößt... nicht wahr?“, lachte Alice voller Euphorie, sprang von Marilyns Bett auf und blickte triumphierend zu ihm herunter. Endlich hatte er verstanden, wie die ganze Sache wirklich aussah. „Euer Schloss, das Labyrinth... das gesamte Wunderland ist nichts als ein riesiges Theater – und Ihr seid der Star in Eurer eigenen tragischen Geschichte! Ich dagegen bin nur ein Aufziehspielzeug, das irgendjemand in Eure skurrile Aufführung geschmissen hat, und jetzt glaubt Ihr, Ihr könntet mit mir anstellen, was Ihr wollt... Aber so läuft das nicht! Ich habe euch durchschaut. Euch alle! Ihr seid nichts weiter als mechanische Figuren, die das tun, was ihnen einprogrammiert wurde. Aber ich... ich werde dem ein Ende setzen! Verlasst Euch darauf!“
 

Mit noch immer starr auf ihn gerichtetem Blick saß ihre Hoheit reglos auf ihrem Platz, ehe sie sich langsam erhob, rückwärts und ohne ihn aus den Augen zu lassen in Richtung Tür schritt, diese öffnete und sich ein Stück nach draußen lehnte.
 

„... WACHEN!!! KOMMT SOFORT HIERHER, GREIFT EUCH MEINEN GAST UND NEHMT IHN FEST!! ER IST ÜBERGESCHNAPPT!!“, rief sie so laut, dass ihre aufgebrachte Stimme Sekunden später noch durch die Gänge des Schlosses hallte, bevor entfernt das Geräusch hektischer Schritte ertönte, die sich in einer beachtlichen Geschwindigkeit zu nähern schienen. Alice dachte nicht daran, sich von dem Fleck, an dem er stand, wegzubewegen. Auch nicht, als die beiden Wachen – die Teilzeit-Putzkraft und der Typ, der sonst draußen das Tor bewachte – mit alarmierten Gesichtern in das Zimmer gestürmt kamen und sich wichtigtuerisch vor ihm aufbauten, wohl um zu signalisieren, dass es keinen Weg an ihnen vorbei gab. Mühsam beherrschte er sich, nicht in schallendes Gelächter auszubrechen – schließlich musste er seine heldenhafte Rolle wahren.
 

„Du machst der Königin Probleme?“, knurrte die erste Wache mit ernster Miene. Irgendwoher kannte er auch diesen Kerl, nur wollte ihm im Augenblick nicht einfallen, woher genau.
 

„Probleme? Ich? Ganz im Gegenteil!“, gab er mit ehrlichster Überzeugung zurück. „Ich bin hier, um euch alle vor eurem persönlichen Untergang zu retten! Wusstet ihr nicht, dass ich die Hauptfigur in eurer burlesken Geschichte bin?“
 

Wie abgesprochen schauten die zwei Wachen sich an, bevor die Herzkönigin ihren nächsten einstudierten Befehl kundtat.
 

„In den Kerker mit ihm... Sofort!“, zischte sie, und wie erwartet zögerten ihre beiden Knechte kein bisschen, ihrem Wort Folge zu leisten, ihn wie einen Sträfling an den Armen zu packen und abzuführen.
 

„APPLAUS!!“, rief er voll leidenschaftlicher Inbrunst, während er aus dem königlichen Gemach geführt wurde; und er war sich sicher, von irgendwo aus den hintersten Winkeln der Kulisse begeistertes Klatschen und Jubeln zu vernehmen.
 


 

Gleichgültigen Gemütes beäugte Alice die im Gegensatz zu den anderen Räumlichkeiten nicht sehr weit entfernte Zimmerdecke und die ausnahmsweise einmal einfarbigen Wände um sich herum.
 

Grau. Keine sonderlich warme Farbe. Im Grunde genommen war es nicht einmal eine Farbe, ebenso wenig wie Schwarz und Weiß. Bloß ein Attribut, das dazu diente, dieses Gemäuer möglichst trist wirken zu lassen. Trist und kalt. Genauso kalt wie der Boden, auf dem er kniete, und die Metallschnallen, mit denen er an die Wand gekettet war.
 

Wenigstens Wache Nummer Zwei hatte sich verständnisvoll gezeigt und ihm geraten, die Sache nicht so wichtig zu nehmen – so gut wie jeder Bewohner des Wunderlandes sei schon mindestens einmal hier unten gewesen. Das zu glauben fiel ihm nicht schwer.
 

„Tse... Mich einfach einzusperren, nur weil ich die Wahrheit ans Licht gebracht habe... Eine sture Königin haben wir da. Sie sollten mir dankbar sein, allesamt.“
 

Seufzend versuchte Alice, sich in eine Position zu begeben, die nicht ganz so unbequem war wie seine jetzige, doch jegliche Mühe war vergebens. Allerdings reihte sich die Tatsache, dass er nun in diesem dunklen Loch gefangen war, prima in das Bild ein, das er ohnehin seit einer Weile von dem wundersamen Wunderland und seinem eigenen Wert darin hatte. Er war kein Gast sondern ein Insasse, und diese gesamte Welt war ein gigantischer, bunter Knast. Immerhin gab es genug Indizien, die diese Theorie unterstützten.
 

„Alice in Ketten“, murmelte er. „... Klingt wie ein Band-Name.“
 

Wann er hier wohl wieder herausgelassen werden würde? Die Originalgeschichte war anders verlaufen, wenn er sich recht erinnerte. Alice hatte sich selbst in einem Prozess verteidigen müssen, der alles andere als gerecht vonstatten gegangen war. Aber sie war nicht ganz alleine in einem widerlichen Kerker gelandet, nachdem die Herzkönigin ihr schmutzige Avancen gemacht hatte. Seine persönliche Geschichte schien ein wenig aus dem Ruder zu laufen, wenn er so darüber nachdachte. Höchste Zeit, etwas dagegen zu unternehmen... wenn er nur nicht hier festsitzen würde.
 

„See my lonely life unfold... I see it every daaa-a-aaay“, sang er leise, während er die zahlreichen Unebenheiten in dem steinigen Boden betrachtete, und musste unwillkürlich grinsen, als ihm bewusst wurde, dass diese Situation eigentlich nicht wirklich neu war. Früher war er bei seinen Auftritten während dieses Liedes auch immer gefesselt gewesen – wenn auch auf eine wesentlich angenehmere Weise. Es musste ewig her sein...
 

„Seeeeee my lonely mind explode... when I've gone... INSANE!“, sang er deutlich lauter als zuvor und stellte erfreut fest, dass die Resonanz in diesem Kellerloch gar nicht einmal so übel war. Sein Problem war nur, dass der Boden langsam anfing, ihn zu langweilen.
 

Irritiert blickte er auf, als er glaubte, hinter den Wänden schwach etwas gehört zu haben. Eine Stimme. Eine Frauenstimme.
 

„Nein... jetzt drehe ich durch. Hier gibt es keine Frauen... Nirgendwo. ... Vielleicht ein Eunuch?“
 

Was auch immer es gewesen war – es gab keinen Beweis dafür, dass er es sich nicht bloß eingebildet hatte. So abgehackt und undeutlich wie es geklungen hatte hätte es ebenso gut jede erdenkliche andere Ursache dafür gegeben haben können. Aber eine Frau? Im Schloss?
 

„Hahaha... wahrscheinlich werde ich nur langsam aber sicher verrückt und... höre Stimmen. Irgendwann musste es ja so kommen...“, kicherte er, heimlich darauf hoffend, doch bitte schnell genug zu einer dieser verrückten Figuren zu werden, dass es ihn nicht mehr kümmerte, welche nebulösen Dinge hier vor sich gingen. Wenn er erst einer von ihnen war würde er zwar seinen Verstand, seine Individualität und eigentlich alles einbüßen müssen, was ihn so genial machte, aber das Gute daran war – wenn dieser Zeitpunkt kam, dann würde ihm das alles ohnehin egal sein. Wahrscheinlich war es besser für ihn, einer dieser irren Hippie-Verschnitte zu werden. „I'm all alone, so are we all“, trällerte er irgendwann müde vor sich hin, damit es nicht so erdrückend still war. „We're all clones... all are one and one are all...“
 

Aufgeschreckt durch ein plötzliches Geräusch, das sich wie das Aufschieben der Kellertür anhörte, starrte er mit einem Mal hellwach in Richtung Eingang des dunklen Gewölbes und hatte für einen kurzen Moment ein mulmiges Gefühl, als er vage einen Schatten bemerkte, der sich ihm mit schleichenden Bewegungen zu nähern schien. War er denn bereits so lange hier unten, dass er schon wieder abgeholt wurde?
 

„Pssst...!“, ertönte es wenige Meter von ihm entfernt in der Dunkelheit, und seine Bedenken wurden beinahe restlos weggewischt, als er erkannte, wer es war, der nun unmittelbar vor ihm stand.
 

„... Fish? Und Charlie?“, flüsterte Alice, froh, jemanden zu sehen, vor dem er nichts zu befürchten hatte... vermutlich.
 

„So ist es!“, antwortete der Hofnarr mit gedämpfter Stimme und beugte sich zu ihm herunter, sodass sie auf Augenhöhe waren. „Wir müssen leise sein... Die Königin weiß nicht, dass ich hier bin. Genau genommen... liegt sie im Bett und schläft.“
 

„Dann ist es also inzwischen Nacht geworden...?“, fragte er ein wenig ungläubig. Da es hier keinerlei Fenster oder Ähnliches gab, war die voranschreitende Tageszeit vollkommen an ihm vorbeigegangen. „Aber... was macht ihr so spät noch hier? Ihr könntet doch jederzeit von einer der Wachen erwischt werden, oder nicht?“
 

„Wir sssind hier, um dich zzzu befreien, Aliccce!“, zischte Charlie, während Fish mit einem kleinen silbernen Schlüssel wedelte, womit die beiden es tatsächlich schafften, ihm ein ehrliches Lächeln zu entlocken.
 

Vielleicht, dachte Alice, war ja doch noch nicht alles verloren...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Sky-
2016-05-01T17:30:58+00:00 01.05.2016 19:30
Oh Mann, dieses Kartenspiel ist echt verrückt... Aber inzwischen sollte es mich ja nicht mehr wundern, wie wunderlich es im Wunderland so zugeht. Und so langsam mache ich mir ein klein wenig Sorgen, dass Alice kurz vorm Durchdrehen steht und selbst verrückt zu werden beginnt. Oder aber er hat tatsächlich Recht und das alles ist bloß eine bizarre Show und keiner ahnt so wirklich, was hier vor sich geht. In dem Fall würde ich echt fast drauf tippen, dass der ominöse Showmaster dahintersteckt.
Antwort von:  Drachenprinz
02.05.2016 12:53
Du bist ja echt flott beim Lesen! :D Interessant, was für Gedanken du dir so dazu machst. Ich sage natürlich nichts dazu. Wenn du mit den bisher hochgeladenen Kapiteln durch bist, dauert es allerdings immer eine Woche, bis ich ein Neues uploade. ^^
Ach ja, und was Marilyn als Herzkönigin angeht, hatte ich übrigens auch sehr viel Spaß. xD

Danke wieder für die netten Kommentare zu Kapitel 5 und 6!
Antwort von:  Sky-
02.05.2016 15:01
Wenn ich mal zum lesen komme, dann lese ich auch so viel wie möglich, ansonsten lasse ich es schnell schleifen. Ich kenne mich da selber gut genug und wenn die Story so interessant geschrieben ist, macht das Lesen ja auch umso mehr Spaß. Vor allem wenn ich vor Augen habe, wie die ganzen Promis in Wunderlandaufmachung aussehen xD
Antwort von:  Drachenprinz
03.05.2016 21:18
Ah, das verstehe ich. Mir geht es selbst oft so, dass ich (vor allem lange) Fanfiktions, die ich eigentlich sehr gerne mag und auch kommentiere, irgendwann vernachlässige, weil ich aus irgendeinem Grund nicht mehr hinterherkomme, es dann vergesse und mich dann mühevoll wieder dazu aufraffen muss, weiterzulesen. xD' *fallen schon mindestens zwei FFs ein, die ich schon viel zu lange nicht mehr weitergelesen habe*
Aber das ist echt ein tolles Kompliment für mich, wenn dir das Lesen Spaß macht und du es interessant findest, dir das vorzustellen. :D Vor allem, da die Personen, die ich hier habe vorkommen lassen, ja nicht gerade dem entsprechen, wofür die meisten jungen Leute sich heute interessieren.
Antwort von:  Sky-
03.05.2016 22:58
Zugegeben, die Musik all der Sänger, die hier vorkommen, sind auch nicht so meine, aber ich habe zum Glück genug Allgemeinwissen um zu wissen, wer die alle sind. Und bei deiner interessanten Story habe ich auch echt Spaß, mir allerhand Verschwörungstheorien auszudenken, was wohl dahintersteckt. Ich könnte wahrscheinlich einen echt guten Verschwörungstheoretiker abgeben, oder? Die nächsten Kapitel werde ich entweder morgen oder Donnerstag lesen, dann hab ich wieder etwas Zeit und dann weiß ich hoffentlich bald mehr, was da im Wunderland so vor sich geht ;-)
Antwort von:  Drachenprinz
04.05.2016 14:46
Das ist doch schon mal was. :D Sogar, wer Fish und der Märzhase sind? Bei den beiden hatte/habe ich nämlich das Gefühl, die wird heutzutage kaum einer kennen. xD
Verschwörungstheorien sind immer super. Ich muss ja dazu sagen, dass die Story am Anfang als total simpler One Shot gedacht war und sich die Geschichte im Grunde während des Schreibens erst spontan ergeben hat. Daher hoffe ich, dass alles trotzdem am Ende einigermaßen sinnig rüberkommt. (naja, sofern überhaupt irgendwas im Wunderland 'sinnig' sein kann XD)
Ich freue mich, demnächst wieder von dir zu hören. Bis dann also! :)
Antwort von:  Sky-
01.08.2016 09:52
Beim Märzhasen klingelt bei mir leider nichts und bei Fish fällt mir höchstens Eric Fish von Subway to Sally ein. Doch ich kann mich auch irren. Die meisten der Sänger bzw. Bands kenne ich von meinen Eltern, weil es ja deren Generation war.
Natürlich bin ich auch froh darüber, wenn du mich Unwissende erleuchtest^^
Antwort von:  Drachenprinz
01.08.2016 13:06
Das habe ich mir gedacht, die beiden sind wohl auch heutzutage außerhalb der Rock-Szene ziemlich unbekannt. ^^
Also, der Märzhase ist Ian Anderson, der Sänger und Flötenspieler von Jethro Tull (der übrigens wirklich meistens einen SEHR irren Blick hat, während er Flöte spielt XD). Und Fish ist der ehemalige Sänger der Band Marillion, die in den Achtzigern ziemlich bekannt war und in deren Songs es wirklich häufiger mal um Hofnarren und sowas geht. "Punch and Judy" ist auch ein Lied dieser Band. ^^ Ich habe aber auch schon vermutet, dass man an Eric Fish denken könnte, wenn man Marillion nicht kennt. xD
Antwort von:  Sky-
01.08.2016 13:33
Tja, die beiden Bands kenne ich leider nicht. Da reicht mein Allgemeinwissen nicht dazu aus. Aber zumindest weiß ich jetzt Bescheid und habe mal wieder etwas dazugelernt. Aber ich muss zugeben, dass Ian Anderson wirklich sehr ausdrucksstarke Augen hat. Da kann ich mir ihn als Märzhasen wirklich gut vorstellen.

Wirklich unglaublich, dass du dich so gut mit Bands auskennst, die heutzutage niemand mehr kennt außer der älteren Generation. Die meisten sind ja eher Fans von Justin Bieber und co. Da kann ich nicht wirklich mitreden^^"
Antwort von:  Drachenprinz
01.08.2016 13:41
'Ausdrucksstarke Augen', ja, so kann man es auch nennen. XD Natürlich muss man dabei im Hinterkopf behalten, dass die Musiker, auch wenn sie mittlerweile alle schon was älter sind, in meiner Version alle so zwischen Mitte Zwanzig und Vierzig sind, da man im Wunderland nicht so wirklich altert. Aber wenn ich die Fortsetzung und dazu die Charakterübersicht hochgeladen habe, ist da sowieso zu jeder Person ein Bild dabei, damit man sich besser vorstellen kann, wie die alle in meiner FF aussehen. ^^

Ach, naja, Justin Bieber, Miley Cyrus und co. interessieren mich einfach nicht die Bohne, außer vielleicht, um mich über sie und ihre peinlichen Aktionen lustig zu machen. :D Abgesehen von einigen Metalbands der Zweitausender höre ich eigentlich fast ausschließlich Musik aus den 60ern bis 90ern, weil mir das einfach mehr zusagt. Wenn ich es mir aussuchen könnte, hätte ich eigentlich auch lieber in den Siebzigern gelebt, zur Hippie-Zeit. *-* Aber leider sind Zeitmaschinen ja noch nicht erfunden worden. xD
Antwort von:  Sky-
01.08.2016 14:38
Ich habe mir ehrlich gesagt schon des Öfteren mal vorgestellt, wie es wohl aussieht, wenn all diese Musiker ihr aktuelles Alter hätten und in Wunderlandmontur herumlaufen. Und dieses Bild sah irgendwie mehr wie eine Rentner-Faschingsparty aus XD

Sorry, manchmal bin ich echt fies aber ich sage halt das, was mir in den Sinn kommt. Und mir gehen diese Möchtegern-Celebrities mit ihren Skandalen und Ausschweifungen auch am Allerwertesten vorbei. Teilweise bemitleide ich sie, dass sie sich regelrecht zu Medienschlampen degradieren lassen, nur um Aufmerksamkeit zu bekommen. Und heutzutage ist es wirklich schwer, gute Musik zu finden, weil fast alles nur gecovert wird. Da bevorzuge ich auch manchmal ältere Musik, weil diese wenigstens noch innovativ war.
Antwort von:  Drachenprinz
01.08.2016 15:57
Wow, das hier nenne ich echt eine lange Kommentar-Konversation. :D
Haha, eine Rentner-Faschingsparty ist auch nicht schlecht. XD Aber in der FF sehen sie halt schon eher so aus wie zu ihren erfolgreichsten Zeiten, als sie eben gerade wirklich noch aktuell waren. Ich glaube, ich lade jetzt gleich mal ein paar Fanarts hoch. Ich hab da mal so ein Gruppenbild gekritzelt, auf dem man sehen kann, wie die hier im Wunderland alle aussehen, falls es dich interessiert. xD

Du brauchst dich für deine Direktheit doch nicht entschuldigen! Ich sage auch immer genau das, was ich denke, und meine Meinung zu der heutigen Gesellschaft, den Medien und den bei der Jugend heute so beliebten Stars ist wirklich auch nicht gerade die Beste. 'Medienschlampen' trifft es gut. Hin und wieder gibt es zwar auch mal einen Chart-Song, den ich ganz gerne mag, aber alles in Allem finde ich, dass es früher einfach besser war. ._. Da hatte alles irgendwie... mehr Stil. Und mehr Herz. Heute gibt es fast nur noch diesen Techno-Einheitsbrei und irgendwelche Texte, in denen es nur um Party und das Aufreißen irgendwelcher Bitches geht. Deshalb halte ich mich auch bei der Musik aus der heutigen Zeit eher an Metalbands wie Sonata Arctica oder Metallica, wo es noch immer Tiefgründigkeit und anständige Melodien gibt. ^^
Antwort von:  Jarhara
05.03.2017 11:53
an so eine schöne, lange konversation hänge ich mich doch gerne an^^

Den Märzhasen habe ich gleich erkannt (aber auch nur weil mir ein älterer Kollege mal Jethro Tull empfohlen hat) aber bei Fish war ich ratlos...

aber ich muss wirklich sagen, ich liebe Rock und Metal aus den 80ern. von den hier auftauchenden, gantz besonderst Alice Cooper und Gene Simmons^^ Ich warte allerdings immernoch auf einen Auftrit von Dee Snider, Don Dokken oder Ronnie Atkins^^ aber ich bin ja auch noch nicht durch mit der Fanfic...

zu thema der "modernen musik" möchte ich jetzt lieber garnicht anfangen, ich verweise also lieber auf etwas was einer meiner lieblings Musiker (und wahrscheinlich darunt, einer der wenigen aktuellen) vor einer weile geschrieben hat: https://68.media.tumblr.com/3438fc79e5abc6c6b273a78186bc3144/tumblr_olqdn5APKn1s753v6o1_540.jpg
Antwort von:  Drachenprinz
05.03.2017 14:28
Wow, das ist die längste Kommentar-Antwort-Konversation ever. XD

Was, echt, du kennst Ian Anderson/Jethro Tull?? :O Das ist ja cool. :D Die Welt ist noch nicht komplett verloren! Ich gebe ja zu, ich würde einige Bands vielleicht auch nicht kennen, wenn mein Vater nicht so einen tollen Musikgeschmack hätte. Aber ich bin schon sehr froh, sozusagen dank meiner Eltern mit dieser Musik 'aufgewachsen' zu sein. ^^

Dass du Alice Cooper und Gene Simmons so gerne magst, freut mich natürlich auch, da ich selber der absolute Alice- und KISS-Fan bin. <3 Gene Simmons habe ich an Karneval gerade sogar gecosplayt. x'D (Mit Demon-Make up, versteht sich)
Falls ich ein bisschen spoilern darf: Was Dee Snider, Don Dokken und Ronnie Atkins angeht, muss ich dich leider enttäuschen, dass die hier nicht vorkommen. ._. Natürlich hätten die auch super hier reingepasst, aber ich hatte mir eben nur eine gewisse Bandbreite an Charakteren ausgesucht, die ich mit Musikern besetzen und hier vorkommen lassen wollte. Da war leider einfach kein Platz mehr für noch mehr Charaktere, ansonsten würden mir nämlich auch noch einige einfallen, die sich da gut machen würden. ^^

Den Link habe ich mir angeschaut und stimme dem absolut zu! Wenn ich mitkriege, was für ein Shit einfach meistens im Radio gedudelt wird, könnte ich auch manchmal eine Krise kriegen. Wenigstens gibt es auch heute noch gute Bands, wenn man sich in der Rock- und Metalschiene umschaut, wie eben zum Beispiel Avantasia. ^_^


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