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Das Rudel des Westens

- Erzählungen von Geistern und anderen Dämonen
von

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7. Überrachungsangriff

Schneller als jeder andere der Anwesenden hätte blinzeln können war Sesshomaru aufgesprungen und in die Richtung gestürzt, aus welcher Rins panischer Schrei gekommen war. Augenblicklich folgten Tashomaru und Sayumi, während letzterem die Angst um seinen Sohn ins Gesicht geschrieben stand. Vor der Tür angekommen bot sich ihnen ein Anblick den auch erfahrene Yokai nur selten zu Gesicht bekamen. „Nekoyokai!“ Zischte Sayumi bitter und stürzte sich dann – ihre eigene Furcht vor diesen Bestien ignorierend – auf den nächstbesten Gegner.
 

Ganz offensichtlich waren die Katzen nach all den Jahren des Friedens mal wieder der Meinung ihre eigenen Grenzen auf Kosten der Inuyokai vergrößern zu müssen, auch wenn sie mit einem solchen Anliegen noch kein einziges Mal Erfolg gehabt hatten.

Ein Schrei zu ihrer Rechten riss Sayumi für den Bruchteil einer Sekunde aus ihrer Konzentration und ihr Gegner wusste diese Lücke zu nutzen, erbarmungslos traf sein Schwert den Arm der Yokai und brachte sie dazu gepeinigt aufzujaulen, allerdings schaffte sie es noch den Kater zu enthaupten, ehe sie nach rechts sprang, dem nächsten Yokai die Klauen ihrer unverletzten Hand in den Arm zu jagen und ihm somit den kleinen Inuyasha zu entwenden, welchen sie sofortig in die Sicherheit des Hauses schaffte, wo sie zu ihrer Beruhigung auch bereits Rin vorfand, welche nur ein paar kleinere Kratzer hatte, welche Izayoi gerade verband. Kurz lächelte sie die Frau dankbar an, dann wandte sie sich um und sprang wieder aus der Hütte, um den beiden Daiyokai im Kampf gegen den doch relativ großen Klan der Yokai zu helfen. Mindestens drei der Katzen waren Daiyokai, sodass Sayumi für den Moment zumindest versuchte diese als Gegner zu meiden, was allerdings schwieriger war, als zuerst angenommen, denn auch die Katzen waren nicht auf den Kopf gefallen.

Sehr schnell hatten sie die weibliche Inuyokai als das verletzlichste Ziel der Gruppe ausgemacht und begannen sie systematisch zurückzudrängen und von den anderen beiden abzuschneiden, ohne das auch nur einer von ihnen es bemerkt hätte, da sie viel zu sehr damit beschäftigt waren sich nicht selbst von den Krallen der Katzen dekorieren zu lassen. Sayumi allerdings war auch viel zu Stolz, als dass sie um Hilfe gerufen hätte, noch war sie der Meinung den Katzen allein gewachsen zu sein und höchst wahrscheinlich wäre sie das auch gewesen, wären da nicht einige Dinge, die man nun einmal weder Planen noch vorausahnen konnte.

Gerade als sie dabei war zum Gegenschlag gegen einen der Kater auszuholen wurde sie von der Seite her von den Füßen gerissen und stürzte unsanft zu Boden. Sofort witterte der zweite Kater seine Chance und stürzte sich blutrünstig auf sie, was sie dazu brachte – nicht zuletzt wegen ihres alten Traumas – verängstigt aufzuschreien. Hätte man sie vorher gefragt, was in diesem Moment geschehen würde, hätte sie viele Antworten gegeben, eine davon wäre ihr eigener Tod gewesen, aber mit dem was geschah hätte sie wohl nie gerechnet. Mit einem wutverzerrten Knurren zerriss Sesshomaru drei der Katzen einfach in der Luft und stürzte – förmlich kopflos – in Richtung der jungen Yokai, sein Youki explodierte förmlich um ihn herum und sein inneres Biest sprengte für einen kurzen Moment seine Ketten. Seine Augen färbten sich blutrot und für einen langen Moment musste er kämpfen, um sein Biest zurück zu drängen, da es ansonsten in seiner grenzenlosen Mordlust wahrscheinlich absolut jedes Lebewesen im Umkreis von Kilometern getötet hätte.

Tashomaru erstarrte in seiner Bewegung, noch nie in seinem Leben hatte sein Sohn die Beherrschung über sein Biest verloren, im Allgemeinen verlor ein Yokai der von klein auf in dessen Kontrolle ausgebildet wurde so gut wie nie die Kontrolle, wenn es doch geschah, dann hatte dies eigentlich immer tiefgreifende emotionale Gründe. Doch bevor der Daiyokai darüber nachdenken konnte, was diesen Ausbruch seines Sohnes verursachte wurde dessen kurze Unachtsamkeit in dem Moment indem er auf sein Biest konzentriert war zu seinem Verhängnis: einer der Neko-Daiyokai stürzte sich auf ihn und stieß sein Schwert bis über die Hälfte in die Brust des unvorbereiteten Hundedämons. Ohne auch nur einen Laut von sich zu geben sackte Sesshomaru an Ort und Stelle in sich zusammen und blieb regungslos liegen.

Für Sayumi schien in diesem Moment die Welt still zu stehen, wie ferngesteuert schleuderte sie den Yokai von sich, während sich ihr Blick nicht ein einziges Mal von dem silberhaarigen Daiyokai löste, welcher wenige Meter von ihr entfernt in seinem eigenen Blut lag und sie aus langsam stumpf werdenden Augen ansah. Der zweite Kater sprang noch einmal in ihre Richtung, aber wieder wehrte sie ihn ab, ohne auch nur einmal den Blick von Sesshomaru zu nehmen. Ohne ihr eigenes Zutun spürte sie, wie sich der Schmerz und ein unbändiges Gefühl der Angst in ihrer Brust ausbreiteten. Nein, das durfte nicht passieren. Nicht jetzt, nicht hier – niemals.

Das verzweifelte Jaulen, welches aus ihrer Kehle drang schwoll zu einem mordlustigen Knurren an, während ihre Augen blutrot wurden. Ihre Zähne wurden spitzer, ihr Gesicht länger. Noch bevor sie darüber nachdenken konnte, was sie da gerade im Begriff war zu tun, hatte sie das erste Mal in ihrem Leben ihre natürliche Form angenommen. Mindestens drei Mal so groß, wie die Hütte unter ihrem Bauch stand sie drohend vor den Nekoyokai, welche zum größten Teil fauchend die Flucht ergriffen, nur der eine Daiyokai, welcher Sesshomaru so feige aus dem Hinterhalt attackiert hatte, war dreist genug seine natürliche Form anzunehmen und sich der Inuyokai im Kampf zu stellen – wobei die Katze in ihrer ausgewachsenen Form allerdings noch immer mindestens einen Kopf kleiner war, als die braune Hündin.
 

Mit ihren Pfoten zermalmte sie jeden einzelnen feindlichen Yokai, den sie noch erreichen konnte, dann schmetterte sie den Kater vor sich einige Meter zurück, um den noch immer regungslos am Boden liegenden Sesshomaru aus der Gefahrenzone zu schaffen. Erneut bahnte sich eine Welle der Panik und des Schmerzes ihren Weg durch die Brust der Yokai, ihr Jaulen war Kilometerweit – mit sehr großer Sicherheit, bis in die Feste des Westens – zu hören, aber all das interessierte sie in diesem Moment nicht mehr. Alles was sie wollte war Rache für diesen feigen Angriff, Rache und den kleinen Hoffnungsschimmer, dass der Daiyokai dort unten auf der Wiese stark genug sein würde diese Verletzungen zu überstehen.

Ohne noch ein einziges Mal zu zögern stürzte sie sich auf den Kater und schnappte nach seiner Schulter, dass dieser seine Krallen in ihre Flanken schlug, während sie ihn an der Schulter schüttelte bekam sie nur noch am Rande mit. Während sie noch fester zubiss kämpfte sie um ihren Verstand, wie oft hatte Tashomaru sie damals gewarnt, ihr Biest war versucht die Kontrolle über sie zu übernehmen, sollte sie sich in ihrer natürlichen Gestalt befinden und wenn das erst einmal der Fall wäre, könnte sie nicht mehr denken, alles was ihr Biest interessierte war zu töten, ganz gleich wen und wie. Selbst eigene lebensbedrohliche Verletzungen würde sie nicht mehr bemerken, da ihr Biest neben seinem Blutrausch keinen wirklichen Selbsterhaltungstrieb hatte. Zwar wollte es nicht verletzt werden, aber wenn es Verletzungen in Kauf nehmen musste, um angreifen zu können, dann würde es das tun. Als sie von dem Kater abließ schüttelte sie kurz den Kopf und hätte beinahe triumphierend gelacht, als sie den Schmerz in ihrer Flanke zu spüren begann, sie war wirklich in der Lage ihr Biest in Schach zu halten und das auch noch beim aller ersten Mal, allerdings verflog ihre Euphorie schnell wieder, als ihr bewusst wurde, wieso sie sich eigentlich in ihrer natürlichen Form befand.

Ein kurzer Blick über die Schulter verriet ihr sowohl, dass Tashomaru die wenigen verbliebenen Yokai von seinem Sohn fernhielt, als auch dass dieser noch immer regungslos, aber immerhin noch atmend auf dem Boden lag. Ein Fauchen ließ sie sich wieder auf den Kampf konzentrieren und noch bevor die graue Katze vollständig abgesprungen war hatte Sayumi sich auch schon gedreht und ihr den langen Schweif vor den Brustkorb geschlagen, was den Kater erneut einige Meter zurückschleuderte. Was den Satz betraf, dass Katzen immer auf ihren Füßen landeten hatte die Hündin nun auch einen Gegenbeweis vor Augen, als sie sah, wie der Yokai mit dem Rücken voran gegen die ersten Bäume des Waldes knallte und einen langen Moment benommen liegen blieb. Knurrend nutze Sayumi ihre Chance und überdrückte die Distanz in wenigen, kraftvollen Sprüngen. Noch bevor der Kater sich von seinem letzten Schleudertrauma erholte, stellte die Yokai eine ihrer Vorderpfoten in seine Flanken und sah im kurz in die Augen. „Niemand legt sich mit meiner Familie an!“ Knurrte sie leise, dann schossen ihre todbringenden Zähne auch schon nach vorn und schlugen sich in die entblößte Kehle der Katze. Nach einem letzten gequälten Gurgeln war es vorbei und Sayumi nahm die Pfote vom noch immer zuckenden Körper des Nekoyokai. Kopfschüttelnd machte sie auf den Hinterläufen kehrt, spuckte noch einmal Katzenblut – welches nun wirklich nicht appetitlich war – und rannte zurück zu Sesshomaru.
 

Da es Konzentration bedurfte, welche sie gerade nicht besaß, um sich zurück zu verwandeln, setzte sie sich in ihrer größeren Ausgabe neben den silberhaarigen und begann ihn vorsichtig mit der Nase anzustupsen, während in regelmäßigen Abständen winselnde Laute aus ihrer Kehle drangen. Nur äußerst mühevoll öffnete der schwer atmende Daiyokai die Augen und blickt die Hündin an. „Du h-hast mich gerächt...“ Murmelte er schwach und hob kraftlos die Hand, um ihr über die Nase zu streichen, während sie sich neben ihn legte und mit ihrem Körper ein Schutzschild um ihn herum errichtete. Seinen Kopf bettet sie vorsichtig auf einer ihrer Vorderpfoten und mit ihrem Schweif deckte sie ihn zu. Den Kopf hielt sie wachsam erhoben und begann zu knurren, als Izayoi sich ihr nährte. Gerade noch rechtzeitig, bevor sie die Menschenfrau in Stücke riss hielt Tashomaru sie davon ab. Nichts und Niemand würde sich Sesshomaru nähren dürfen, dafür würde sie sorgen.



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