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War of Survivers

von

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Prolog

Sie starb. So viele Kämpfe, so viele Pistolenkugeln, denen sie so knapp ausgewichen war. Und nun starb sie an einer einzigen Wunde, die zunächst nur wie ein kleiner Schnitt ausgesehen hatte. Seit Wochen schon quälte sie sich mit ihrer Verwundung und nun forderte die Anstrengung ihren Tribut. Sie konnte schon lange nicht mehr stehen ohne Schmerzen zu haben und die letzten Stunden hatte sie nur überstanden, weil sie ihr genug Schmerzmittel gegeben hatten. Die beiden Kinder schliefen, vollkommen erschöpft von der Angst und der Trauer.

Er saß neben ihr, legte ihr immer wieder einen nassen Lappen auf die Stirn und gab ihr Wasser. Die wenigen Ähnlichkeiten, die er einmal mit seinem Bruder hatte, waren nun unter einer dicken Schicht Schmutz verborgen, die Haare waren lang und filzig, der Ausdruck in seinem Gesicht verhärmt. Sie sah vermutlich nicht besser aus.

„Pass auf die Kleinen auf“, flüsterte sie. Die Kinder mussten nicht unbedingt aufwachen und ihr beim Sterben zusehen. So war es ihr lieber, auch wenn sie lieber in einer anderen Gesellschaft gestorben wäre. „Denn wenn nicht... komme ich als Geist wieder und mach dir das Leben zur Hölle.“

Er lächelte bitter. „Es ist nicht dein Geist, den ich fürchte“, antwortete er leiser. „Du ahnst nicht, wie oft ich mir wünsche, dass ich tot wäre und jemand anders dafür leben würde.“

„Sie haben keinen anderen mehr als dich“, murmelte sie. Seine Dämonen waren ihr egal, die Kleinen zählten. Von ihr würde er keine Absolution erhalten. „Rede nicht vom Tod, halte sie am Leben. Pass auf, dass sie in Sicherheit sind.“

Die kleine Kerze, die sie brennen ließen, um nicht in völliger Dunkelheit leben zu müssen, flackerte und kurz dachte sie, ein anderes Gesicht vor sich zu haben. Ein etwas runderes, weniger ernstes Gesicht. Mit dunklen Augen, die sie scheu ansahen. Ein unsicheres Lächeln.

„Ich versuche es. Aber ich bin nicht dafür geschaffen. Ich kann so etwas nicht“, sagte er verzweifelt mit einer falschen Stimme. Diese Stimme gehörte nicht zu ihm, sondern zu einem anderen, einem Mann, den sie nicht mochte und wohl niemals mögen würde. Wie kam er bloß zu dieser Stimme? Wieso hatte er nicht seine eigentliche Stimme? War das nicht eigentlich egal? Er war wieder hier, bei ihr. Er war bei ihr, wenn sie starb.

Sie lächelte. „Du brauchtest lange, um nachhause zu kommen“, sagte sie mit zitternder Stimme.

Er sah sie irritiert an und fühlte ihre Stirn. „Du hast Fieber. Vermutlich Halluzinationen. Hier, nimm noch eine Tablette, dann geht es dir bestimmt bald wieder besser. Komm, die Kleinen brauchen dich.“

„Du kommst zu einem ziemlich schlechten Zeitpunkt. Wir hätten deine Hilfe brauchen können“, flüsterte sie und bereute sofort den Vorwurf. „Ich bin dir nicht böse, ich bin mir sicher, du hattest deine Gründe. Aber du hättest früher kommen können und dann wäre es vielleicht anders gekommen. Es sind so viele gestorben.“

„Wir müssen dein Fieber runter kriegen, wir müssen-“

„War ich der Grund?“ Ihre Stimme erstarb fast. „Bist du deswegen gegangen? Wegen mir?“ Vor ihren Augen verschwamm alles.

Er ließ die Hand mit dem Wasserglas sinken und beobachtete, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. „Nein“, sagte er schließlich sanft. „Du warst nicht der Grund. Du wärst... der einzige Grund gewesen, warum ich geblieben wäre. Aber ich musste gehen.“

„Ich war also nicht genug.“

„Doch, natürlich. Ich bin schließlich wieder hier, oder? Ich habe nur einen kleinen Umweg gemacht. Darum hat es so gedauert“, sagte er hastig. „Ich bin wieder hier, bei dir, hörst du? Ich musste gehen, aber ich bin wieder gekommen, weil ich bei dir sein wollte.“

Sie lächelte schläfrig. Sie war so müde, so unendlich müde, aber das musste sie ihm noch unbedingt sagen. Etwas, an das sie die letzte Zeit immer häufiger hatte denken müssen und sie hatte es bereut, es ihm nie gesagt zu haben. Doch sie hatte eine zweite Chance erhalten, er war wieder zu ihr zurückgekommen. Diese Chance musste sie nutzen. „Ich habe dich vermisst“, hauchte sie und er beugte sich vor, um sie besser verstehen zu können. „Ich habe dich so sehr vermisst. Ich liebe dich.“

Er machte einen gequälten Laut. „Ich liebe dich auch. Deswegen bin ich hier bei dir“, flüsterte er, aber sie hörte die Worte nicht mehr. Ihre Augen sahen bereits blicklos in die Dunkelheit.
 

Er versuchte, die Schmerzenslaute zu unterdrücken, dass wusste sie und deswegen bemühte sie sich noch viel mehr, ihn möglichst vorsichtig durch den Gang zu ziehen. Aber er war einfach zu schwer verletzt und vor allem zu schwer, als dass sie ihn komfortabel hätte tragen können.

„Warte, warte einen kleinen Moment“, keuchte er. Er war kreidebleich, die wenigen Haare klebten auf seiner Stirn. Schwer stützte er sich an der Wand ab und sank langsam auf den Boden. „Ich bleibe hier. Du holst FitzSimmons, vor allem Simmons. Hast du das verstanden?“

„Ich lasse Sie nicht hier“, sagte sie mit fester Stimme. Dass er sie geduzt anstatt wie üblich gesiezt hatte, zeigte ihr nur, wie schlecht es ihm wirklich ging. „Kommen Sie, wir sind gleich da, dann sind Sie in Sicherheit.“

Er schüttelte den Kopf und lächelte leicht. „Wir kommen zu langsam voran. Ich bin dir im Moment eine zu große Last. Ohne mich bist du schneller. Du musst die anderen warnen.“

„Ich muss gar nichts“, entgegnete sie trotzig. „Sie mögen zwar mein Boss sein, aber ich-“

„Ich war schon einmal in einer solchen Situation“, unterbrach er sie. „Deshalb weiß ich, dass mein Körper nicht mehr lange durchhalten wird. Und diesmal wird es keine Wiederbelebung geben.“

„Sie werden auch nicht sterben“, sagte sie heftig und ignorierte den Kloß in ihrem Hals. Er war ihr Boss, ja, aber vor allem war er für sie eine Vaterfigur. Jemand, zu dem sie immer kommen konnte, egal was war. Jemand, der ihr vertraute und das schon seit den ersten Minuten. Der sie zum Lachen bringen konnte, wenn sie das Gefühl hatte, dass alles furchtbar war.

„Das ist ein Befehl. Geh und warne den Rest des Teams. Ich verschaffe euch etwas Zeit“, meinte er, als hätte er ihr nicht zugehört. Er griff nach seiner Pistole und lächelte sie dann reuevoll an. „Es tut mir leid, ich bin unhöflich. Sehen Sie es als eine meiner letzten Fehltritte an.“

Sie schüttelte den Kopf und kämpfte mit den Tränen. „Ich lasse Sie nicht hier sterben. Wir kommen hier beide raus, das verspreche ich und Sie werden dann-“

„Ich sagte, es ist ein Befehl. Jetzt gehen Sie endlich. Lassen Sie mir die Gelegenheit, noch einmal jemand zu sein, der sein Leben aufs Spiel setzt, um andere zu retten.“

Erstarrt sah sie ihn an und stand langsam auf. Ihr Funkgerät piepte leise und Mack erklärte, dass sie gleich kommen würden. Nur noch wenige Meter trennten sie. Ein weiteres Geräusch am anderen Ende des Flurs zeigte an, dass ihnen nicht mehr viel Zeit blieb. Die Roboter näherten sich.

„Ich kann Ihnen maximal zwei Minuten geben“, sagte er mit schleppender Stimme. „Sie müssen schnell sein.“ Er lächelte ein wenig breiter. „Noch etwas. Ich bin sehr stolz darauf, Ihr Vorgesetzter gewesen zu sein. Und ich bin stolz, dass ich Sie kennenlernen durfte.“

Jetzt konnte sie sich nicht mehr zusammenreißen und sie wimmerte auf. Sie weinte nicht um ihn, sondern weil sie ihren Entschluss schon längst gefasst hatte. Und er ihr den niemals verzeihen würde. „Es tut mir leid“, stammelte sie deshalb nur und stieß ihn wieder auf den Boden zurück, als er sich gerade wieder aufgerichtet hatte. Dann sprintete sie zum Flurende, dort, wo sich die Sentinels immer weiter näherten. Er brüllte ihren Namen, aber das blendete sie aus. Sie blendete alles aus. Ihre Ängste, ihre Trauer, ihre Schmerzen. All das war nicht mehr wichtig. Wichtig war nur, die Menschen zu schützen, die ihr wichtig waren und die Sentinels zumindest etwas aufzuhalten. Sie hatte keine Pistole, aber die hätte auch keinen Sinn gemacht. Sie hatte ihre eigenen Waffen. Und ein Erdbeben war auch viel wirkungsvoller als ein paar Pistolenkugeln.

Sie wartete, bis die Roboter nah und er weit genug entfernt waren. Dann erschütterte das Erdbeben den Flur und ließ die Decke über sie und die Roboter zusammenkrachen. Das letzte, was sie hörte, war sein Ruf.

„Skye!“
 

„Pepper, ich bin gleich da“, rief er entsetzt und düste auf das Stark-Anwesen in Malibu zu. Noch zwanzig Sekunden, dann wäre er bei Pepper und Happy und würde diese verdammten Sentinels zerbomben. „F.R.I.D.A.Y., wie sieht es mit dem Abwehrsystem aus?“

„Es wurde vollkommen zerstört, Sir“, antwortete die kühle Frauenstimme und er fluchte.

„Versuch mich noch einmal, mit Pepper zu verbinden!“, forderte er.

Die KI gehorchte und er konnte seine Freundin hören. Im Hintergrund explodierte etwas und sie schrie auf.

„Was war das? Schatz, red´ mit mir!“

„Happy, er ist, er ist…“, schluchzte sie. „Oh Gott, Tony, das Abwehrsystem funktioniert nicht mehr, sie haben die ersten oberen Etagen zerstört. Ich bin im Keller und ich- nein, Dummy, du bleibst hier!“

Obwohl es unangemessen war, musste er lachen, als er ihre schrille Stimme hörte. „Ich komme sofort“, versicherte er ihr. „Noch zehn Sekunden, dann bin ich bei dir und hole dich da raus und ich schwöre, ich werde diese Dinger-“

Plötzlich explodierte wieder etwas und die Verbindung brach mit einem knackenden Geräusch aus.

„F.R.I.D.A.Y., sofort verbinden!“, schrie er. „F.R.I.D.A.Y.!“

„Sir, ich-“, weiter kam die KI nicht mehr, denn am Horizont tauchten die Umrisse von seinem Anwesen auf, das er neu aufgebaut hatte, nachdem Aldrich Killian es zerstört hatte. Das Anwesen, in das er sich zurückzog, wenn die Avengers und das Weltretten ihm eine Pause abverlangten. Das Anwesen, indem sie auf ihm immer wartete. Und das nun in lodernden Flammen stand.

„Pepper sagte, sie ist im Keller, such mir den besten Weg dahin“, sagte er hastig und versuchte, das Gefühl im Mageninnere zu ignorieren.

„Sir, laut der Wärmebildkamera ist die Temperatur zu hoch.“

„Der Anzug hält das durch, jetzt mach schon.“

„Der Anzug hält die Temperatur aus. Der menschliche Körper nicht.“ Die KI verstummte kurz. „Es tut mir leid, Sir, aber ein Überleben in diesem Brand ist absolut unmöglich.“

Und als ob das Anwesen die Worte der KI unterstützen wollte, implodierte es vor seinen Augen.
 

Er ließ seinen Bogen in dem Moment sinken, indem die Sentinels ihn umzingelt hatten und ihre Geschütze aufleuchteten. Er konnte nicht mehr entkommen und in wenigen Sekunden würde er tot sein, das wusste er nur zu gut. Seltsam ruhig sah er an einem der Roboter vorbei, erkannte fünf Gestalten, die von ihm und den Robotern wegstolperten. Gut. Er hatte ihnen so viel Zeit verschafft, wie er konnte, das war der einzige Zweck seines Kampfes gewesen. Er hatte sich nie sonderlich viele Hoffnungen gemacht, die Begegnung mit den Sentinels zu überleben, aber er hatte gekämpft, um zumindest fünf Menschen die Chance zu geben, zu überleben. Er hatte sein Versprechen nicht ganz halten können, stattdessen musste er hoffen, dass die beiden es schaffen würden, die anderen drei zu schützen. Sie mussten sich zusammenraufen, damit es funktionieren würde. Sie mussten ein Team sein. Er hätte niemals gedacht, dass er ihm vertrauen würde und er hätte auch niemals gedacht, dass er sie überleben würde. Aber in diesen Zeiten musste er die Situation nehmen wie sie war und gerade war er wohl die beste Wahl, um die drei zu schützen. Er konnte es nicht mehr, er würde sein Opfer mit dem Tod büßen. Er sah vor seinem inneren Auge noch einmal all die Gesichter, die er liebte und denen er ein längeres Leben als seines wünschte. Und dann sah er das Gesicht, dem er sein ganzes Glück, das Beste, was er in diesem Leben getan hatte, anvertraut hatte und er schrie, kurz bevor die Roboter ihn mit ihren Geschützen töteten: „Denk an dein Versprechen!“
 

Über ihnen donnerte es wieder und alle zuckten zusammen. Ian war kreidebleich im Gesicht und zitterte, während Erik wenigstens versuchte, zuversichtlich zu wirken.

„Das ist ein Schutzbunker aus dem Zweiten Weltkrieg“, sagte er in einem lockeren Tonfall, als würde er über das Wetter reden. „Der hat bislang noch jede Bombe überlebt.“

„Was ist mit Robotern?“, fragte Ian erschüttert und Erik warf ihm einen wütenden Blick zu.

„Hast du etwa ein besseres Versteck als dieses hier?“, fuhr er ihn an.

„Hört auf euch zu streiten“, mischte sie sich ein. Sie hielt noch immer Thor im Arm, der von einem der Roboter schwer verletzt worden und noch immer ohnmächtig war. „Das hilft uns jetzt auch nicht weiter.“

„Natürlich hilft es uns nicht. Wir werden hier sterben, Jane“, sagte Ian bitter. „Wir werden sterben. Darcy ist bestimmt auch schon tot.“

„Da können wir uns nicht sicher sein, sie könnte auch Schutz gesucht haben“, hielt Erik dagegen. „Sie ist clever, bestimmt geht es ihr gut.“

Ian setzte wieder an, etwas zu sagen, aber sie versuchte ihn zu ignorieren und legte ihre Stirn an Thors. „Bitte wach auf“, flüsterte sie. „Ich flehe dich an. Ohne dich können wir das alles nicht schaffen. Bitte wach wieder auf, Thor.“
 

„Schnell, beeilt euch“, rief sie den Schülern des Instituts für begabe Jugendliche zu. Angespannt sah sie in den Himmel, indem jedem Augenblick die nächsten Sentinels auftauchen würden. Warparth hatte ihnen vor wenigen Momenten mitgeteilt, dass weitere auftauchen würden, deshalb waren sie gerade dabei, die Schule zu evakuieren. Einige der X-Men jedoch, zum Beispiel Logan, Beast und Bishop, würden hierbleiben und kämpfen, um allen genügend Zeit zu geben. Natürlich hatten sich auch andere freiwillig gemeldet, aber niemand hatte es ihnen erlaubt. Sie schnaubte. Als ob sie es zulassen würde, dass nur ein einziger Schüler in den Kampf gegen die Sentinels zog. Der Schutz der Schüler war die Aufgabe der Lehrer und daran würde sich Storms Meinung nach nichts ändern.

„Hört auf zu trödeln“, schimpfte sie, als sie Kitty, Bobby, Rogue und Colossus unschlüssig vor der Schule stehen sah. Storm deutete auf eines der pinken Portale, die Blink in aller Eile erschaffen hatte. „Beeilt euch, das hier ist nicht euer Kampf. Kämpft, wenn der Zeitpunkt gekommen ist.“

„Was ist mit euch, Storm?“, fragte Rogue und stemmte die Hände in die Hüfte. „Wir haben noch keinen Weg gefunden, die Sentinels zu zerstören. Wo ist der Professor?“ Ihre Worten machten deutlich, dass sie nicht gehen würde.

„Das ist jetzt nebensächlich, bringt euch in Sicherheit.“ Sie sah Bobby flehend an. Logan und er waren meist die einzigen, die die Mutantin zur Besinnung bringen konnten.

„Jetzt komm, Storm hat Recht“, sagte Bobby auch behutsam, bis Colossus hinter ihm nur schnaubte.

„Das ist Zeitverschwendung“, bemerkte er und verwandelte sich in seine Metallform, bevor er Rogue über die Schulter warf und mit ihr durch eines der Portale sprang. Sie konnte Rogue noch wütend brüllen hören, doch sie lächelte nur zufrieden und bedeutete Kitty und Bobby, ihren Freunden zu folgen.

„Ich bleib hier“, sagte Bobby mit fester Stimme und Kitty nickte. „Wir müssen einen Plan aufstellen. Was wäre, wenn ich-“

In dem Moment wurden die beiden Mutanten nach vorne in ihre Richtung gestoßen und sie fing Kitty geistesgegenwärtig auf. Dort, wo die zwei eben gerade noch gestanden hatten, war nun Beast und er schaffte es noch, sie gequält anzulächeln, kurz bevor er in Flammen aufging. Kitty schrie auf, als plötzlich mehrere Sentinels vor ihnen landete und sie stieß das Mädchen zu Bobby, bevor sie aufstand, um zumindest einige Roboter mit ihren Blitzen zu zerstören. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie ihre Schüler hastig durch eines der Portale sprangen und sie hörte Logans wütendes Brüllen, als er den Kampf begann, um seinen eben verstorbenen Freund zu rächen.

„Es ist nun einmal die Aufgabe der Lehrer, ihre Schüler zu schützen“, dachte sie noch, dann schickte sie einen Blitz durch das Portal, als Zeichen für Blink, es zu schließen. Das war ihr Kampf.
 

Er stolperte über das Schlachtfeld, über das er gestern, als es noch als der Central Parks zu erkennen gewesen war, mit Sharon spaziert war. Doch nun war es vollkommen zerbombt; die Bäume waren ausgerissen, die sorgfältig gelegten Beete zerstört, Trümmerteile von den Gebäuden in der Nähe lagen überall verstreut. Und neben all dem das, was allgemein ein Schlachtfeld auszeichnete: Verletzte und Tote, beständige Schreie, Blut und Tränen. Einige sahen ihn an, schienen ihn zu erkennen, obwohl er seine Uniform nicht trug, sondern in zivil war. Andere saßen nur völlig verstört da. Er wusste, dass er ihnen helfen musste, dass es seine Pflicht war, aber er konnte nicht. Er konnte nur in jedes Gesicht sehen, egal ob tot oder lebendig und mit dem Gesicht abgleichen, das er suchte. Sharon. Wo war sie bloß? Es würde nichts bringen, wenn er rufen würde, es war einfach zu laut hier. Sie würde ihn ja doch nicht hören. Konnte sie ihn überhaupt hören? Vielleicht war sie ohnmächtig und rief deshalb nicht nach ihm. „Vielleicht ist sie auch tot“, flüsterte eine Stimme in ihm. „Eine weitere Carter, die tot ist. Vielleicht wurde sie von diesen Laserstrahlen gegrillt. Vielleicht wurde sie von den Trümmerteilen erschlagen. Vielleicht haben die Roboter sie aufgeschlitzt. Vielleicht wurde sie-“

Er schüttelte den Kopf, versuchte, diese Gedanken auszutreiben. Dann, endlich, ein leises „Steve...“ Er folgte der Stimme und sank neben der halb ohnmächtigen Sharon nieder. Einige Steinbrocken lagen halb auf ihren Beinen, sie hatte mehrere Platzwunden, vielleicht auch Knochenbrüche und sie würde vermutlich viele blaue Flecken davontragen, aber sie lebte noch und das zählte für ihn. Vorsichtig hob er sie in seine Arme und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. Ihre Augen flatterten und sie atmete schwer, als sie sagte: „Wie viele...?“

„Ich weiß es nicht“, murmelte er und sah mit ausdruckslosem Gesicht auf die Zerstörung um sich herum. „Ich weiß nicht, wer alles tot ist.“



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