Zum Inhalt der Seite

Jagd nach dem Basilisken

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

»Das war der Letzte.«

 

Itachi legte einen Stein auf dem Erdhügel nieder. Es war eines von schier unzählbaren Gräbern, die er in den letzten Wochen und Monaten gegraben hatte und obwohl das zu Grabe tragen der Menschen fast alltäglich für ihn geworden war, wurde es nicht besser. Mit jedem Mal schnürte sich sein mit Traurigkeit überschüttetes Herz ein Stück mehr zusammen, bis es ihm die Luft zum Atmen nahm. Doch seine Miene blieb gefasst, starr. Er war ein ehrbarer Samurai und als dieser hatte er gelernt, seine Gefühle nicht nach außen dringen zu lassen. Als Zeichen der Stärke, aus Selbstschutz, Pflichtgefühl.

 

Aus den Augenwinkeln blickte er zu seiner einzigen Begleiterin herüber. Sie kniete neben ihm, hatte die Hände zu einem stillen Gebet zusammengelegt und hielt ihre Augen in Gedenken an die vielen Toten geschlossen. Ihr langes rosafarbenes Haar war geflochten und im Nacken zu einem Knoten gebunden und sie trug über ihrem kurzen magentafarbenen Yukata einen leichten, bronzefarbenen Brustharnisch und ein Kurzschwert an ihrer Seite.

Ihr Name war Sakura, wie die Kirschblüte, die im Frühjahr den üppigen Garten des Anwesens mit ihrer wunderbaren Farbe verziert hatte. Sie war sechzehn Jahre alt und die Tochter des großen Feudalherren Haruno Kizashi, in dessen Diensten Itachi seit seiner frühen Jugend gestanden hatte. Sein Herr, der ihn als kleinen Jungen aus dem Fußvolk gewählt und zu einem Samurai ausbilden lassen hatte.

 

Itachi löste sich von dem Anblick der jungen Frau und ließ seinen Blick über die Gräber schweifen. Einundzwanzig Menschen hatte er seit der Morgenstunde, in der sie dieses Dorf erreicht hatten, begraben. Einundzwanzig Menschen, die von einem einzigen Wesen getötet worden waren. Von dem riesigen Schlangendämon, dem Basilisken, der seinen Herrn und den gesamten Hof auf dem Gewissen hatte.

 

Sakuras entschlossene Stimme holte ihn aus seiner Gedankenwelt in die Realität zurück. »Wir sollten weiterziehen.«

Wortlos richtete er sich auf und nickte mit starrer Miene. »Ihr habt Recht, Prinzessin.«

Er vernahm ein schweres Seufzen aus ihrer Richtung.

»Prinzessin?«, wiederholte sie. »Fang nicht wieder damit an.« Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter und lächelte. »Ich dachte, diese Förmlichkeiten haben wir endlich hinter uns, Sensei. Oder sind wir immer noch keine gleichberechtigten Partner?«

 

Ihr Gesagtes brachte ihn beinahe zum Schmunzeln. Schon als kleines Mädchen hatte sie ihm kaum Höflichkeit entgegengebracht und der Tod ihrer Familie hatte nichts daran geändert. Die kleine Sakura hatte immer ein loses Mundwerk gehabt und das war einer der Gründe, warum er sie in sein Herz geschlossen hatte. Obwohl er durch den Tod seines Herrn zu einem Rōnin geworden war, fühlte er sich in der Pflicht, für seine einzige noch lebende Tochter zu sorgen. Diese Pflicht erlosch erst, wenn sein Herr gerächt und sie einen geeigneten Gemahl für sie gefunden hatten. Erst dann konnte er seine Ehre als Samurai wiederherstellen.

 

»Nicht, wenn Ihr mich mit Sensei ansprecht«, antwortete er und ging los.

Sakura schloss zu ihm auf. »Gut, ich werde mir das Sensei in Zukunft verkneifen«, sagte sie. »Unter einer Bedingung.«

»Und diese Bedingung lautet?«, fragte er beiläufig.

»Kein Prinzessin, kein Ihr«, gab sie zurück. »Für dich heißt es nur: Sakura und du

Itachi warf ihr einen Seitenblick zu. »Wie Ihr wünscht.«

Sie strich sich eine lose Haarsträhne aus dem Gesicht, klemmte sie hinter ihr Ohr und betrachtete ihn argwöhnisch. »Das mit dem Ihr wirst du nie lernen, oder?«

 

Ein Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Liebe -Tetsuki-,
ich hoffe, es ist nicht schlimm, dass ich mich statt einer Sage ›nur‹ dem Mythos des Basilisken angenommen habe. Als ich deinem Link folgte, sprang mir der Punkt gleich ins Auge und eine Geschichte formte sich in meinen Gedanken, die ich einfach nicht verwerfen wollte. Das feudale Japan und Itachi als Samurai kam fast automatisch und diese Zeitepoche verknüpfte ich wiederum mit einer meiner Anime-Jugendlieben, Inu Yasha, womit ich das Auftreten von Dämonen erklären möchte.
Lange Rede, wenig Sinn:
Ich hoffe, dass dich dies alles nicht irgendwie abschreckt und dir der Prolog ein bisschen gefallen hat. :)
Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  -Tetsuki-
2015-08-31T10:37:41+00:00 31.08.2015 12:37
Hallo,

vielen Dank! Und nein, es ist nicht schlimm, dass es >nur< um den Mythos geht - ich habe schließlich geschrieben, dass auch Teile verwendet werden konnten ;)

Der Prolog ist Dir super gelungen und ich freue mich schon auf die weiteren Kapitel.

Interesant finde ich den Ausgangspunkt und ich mag die zwischenmenschliche Beziehung zwischen Sakura und Itachi schon jetzt - wenn sie so bleibt.

Ich frage mich wirklich wie sich das Ganze noch entwickeln wird ^_^

Liebe Grüße,
-Tetsuki-
Antwort von:  Rabenkralle
31.08.2015 14:27
Hallöchen!

Puh, da bin ich ja erst mal erleichtert, dass dir der Prolog gefällt. Das Setting ist sicher nicht jedermanns Sache, aber wenn ich schon in einem AU schreibe, bleibe ich gerne in Japan. Und da Mythen für mich am besten ins Mittelalter passen ... :D

Hm, gleich mal die Frage: Wie siehst du die Beziehung zwischen Itachi und Sakura denn? Ich bin nämlich noch am Überlegen, ob ich noch etwas Romantik einbringen soll. Da wäre deine Meinung wirklich hilfreich.

Liebe Grüße,
Rabenkralle
Von:  Majaaaa
2015-08-31T05:19:05+00:00 31.08.2015 07:19
Der Anfang klingt sehr spannend und ist fesselnd. Ich werde die Geschichte mit Freude weiterverfolgen
Antwort von:  Rabenkralle
31.08.2015 14:24
Danke, es freut mich und ich hoffe, dass sie auch spannend für dich bleibt. :)

Liebe Grüße,
Rabenkralle
Von: abgemeldet
2015-08-31T04:00:01+00:00 31.08.2015 06:00
Hallo!

Puh, fast bitter, die Beiden in der Unterhaltung zu erleben, während sich die Gräber vor ihnen erstrecken. Die Konstellation ist mehr als interessant, immerhin wirkt Sakura in ihrer Rolle burschikos, ja, fast rau - doch gerade hinsichtlich dieses Massakers könnte das ebenso gut eine Schutzhülle sein, die ihr Verhalten aus der Jugend noch einmal überstrapaziert. Ihr Vater wäre als Fürst gewiss nicht begeistet davon, dass sie einem Mann derart auf Augenhöhe begegnet - das war doch mehr als unüblich, obwohl es natürlich ihre Beziehung zueinander auf eine sehr persönliche Weise untersteeicht. Nun, sie haben auch nur noch einander, und ich bin gespannt, wie er die junge Dame verheiraten möchte. Wer weiß, was bei dem Überfall(?) noch alles zu Bruch ging und wie viele Verwandte übrig sind.
Itachis Ehrhaftigkeit gefiel mir sehr, zumal er dich partout nicht aus der Rolle des respektvollen, manierlichen Mannes herauslocken ließ. Sein Ernst und die knapperen Antworten waren bezaubernd.
Nun bin ich gespannt, wo die Beiden gewesen sein könnten, als das Untier erschien. Entweder waren die Spuren unverwechselbar oder sie versteckt. Hmm.
Meine Lieblingsphrase war die "gefasste, starre Miene" am Anfang. Und ein kleiner Tippfehler verbarg sich hier: 'Sie trug über ihren kurzen Yukata' (Dativ, ihrem).

Viele Grüße, Morgi
KomMission-Unterstützerin, für mehr Feedback auf Animexx :-)
Antwort von:  Rabenkralle
31.08.2015 14:23
Hallo!

Ich danke dir herzlich für deinen ausführlichen Kommentar! =)
Eine Schutzhülle ist es definitiv, ein wenig aber natürlich auch Sakuras Art. Sie ist eine starke Persönlichkeit und auch wenn das hier ein AU ist, wollte ich sie unbedingt so beibehalten (zumal ich ihre häufige Darstellung in Fanfictions, dass sie ein hilfloses, verletztes Mädchen ist, gar nicht leiden kann).
Begeistert wäre er sicher nicht – vielleicht bringe ich später noch einen kleinen Flashback ein, der das unterstreicht. Dass Sakura Itachi auf Augenhöhe begegnet, stand für mich schon fest, bevor ich das erste Wort geschrieben habe. In der ersten Fassung hat Itachi sie auch gedutzt, aber das fand ich dann unangemessen. Und ich bereue es auch nicht, dass ich das rückgängig gemacht habe. Es passt weder zu seiner Rolle in dem Setting, noch zu seinem distanzierten Charakter, finde ich.
Warum die beiden überlebt haben, werde ich natürlich noch aufklären. :)
Und danke auch für den Hinweis auf den Grammatikfehler. Manches entgeht einem auch noch, wenn man es zum fünften Mal kontrolliert.

Liebe Grüße,
Rabenkralle
Von:  Anitasan
2015-08-29T12:57:59+00:00 29.08.2015 14:57
Sehr schöner Anfang, klingt interessant. Ich werde es auf jeden Fall weiter verfolgen und finde die Idee cool. Mal sehen was du daraus machst. Gruß Anitasan
Antwort von:  Rabenkralle
30.08.2015 12:52
Dankeschön, es freut mich, dass dir der kleine Prolog schon mal gefallen hat. :)

Liebe Grüße,
Rabenkralle
Antwort von:  Anitasan
30.08.2015 16:45
Bin ein großer Itachi Fan. Bin schon gespannt. Gruß Anitasan


Zurück