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Der Schatten des Doktors

von

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Was für ein Schlamassel!

Rose stöhnte, als sie wieder zu sich kam. Diesen ekelhaft bitteren Geschmack, das Gefühl, die Zunge sei ein pelziger Fremdkörper – das fühlte sich so an, als hätte sie ein mehrtägiges Kiff- und Saufgelage hinter sich.
 

Mickey und sie das hatten in ihren wilden Zeiten, als sie noch unbeschwerte Teenager gewesen waren, nur ein einziges Mal ausprobiert, weil sie genau so neugierig wie ihre Kumpels gewesen waren. Im Nachhinein, so wusste sie inzwischen, hätte sie auf diese Erfahrungen auch gerne verzichten können und nicht nur, weil ihre Mutter Jackie damals einen Monat lang nicht mit ihr gesprochen hatte.
 

Dazu kamen hämmernde Kopfschmerzen, die sich vor allem in ihren Schläfen zu konzentrieren schienen. Dumm nur, dass sie es irgendwie nicht schaffte, ihre Hände so hoch zu heben, dass sie irgendwas dagegen unternehmen, sich wenigstens mit den Fingern über die Stirn reiben und so Linderung verschaffen konnte.
 

Unwillig bewegte sie die Hände. Ach verdammt wo hing sie denn jetzt schon wieder mit den Ärmel ihrer Jacke fest … und das gleich mit beiden Armen? Und woher kam eigentlich dieses metallische Klirren?
 

Fragen über Fragen und doch keine Antworten, die sie mit ihrem trägen Geist finden konnte, denn das stiftete eher noch mehr Verwirrung in ihrem Kopf. Denn um sie herum stimmte noch eine ganze Menge mehr nicht.
 

Ach verdammt, wo war sie überhaupt …

Was zum Teufel war eigentlich mit ihr los?

Wieso war sie …
 

Mit dem Erwachen ihrer Sinne und ihres Verstandes kehrten auch die Erinnerungen zurück und brachen schon bald wie eine Flut über sie hinein.
 

Zuerst die Trennung von John, weil die Gefühle zwischen ihnen erkaltet waren. Weil sie vielleicht immer eine Lüge gewesen waren, die sie sich nur nicht eingestanden hatte.

Monate später dann ihre Einsicht ihm gegen über unfair gehandelt und einen schweren Fehler begangen zu haben.

Der klägliche Versuch Kontakt mit John aufzunehmen.

Die Erkenntnis, dass er verschwunden war. Spurlos.

Eine Flut schlechter Nachrichten, die sie noch verrückter machten.

Und zu dem Entschluss trieben, selbst etwas zu unternehmen.

Das alte Fabrikgebäude mitten zwischen den Wiesen als erste Spur und dann der Mann in seiner seltsam altertümlich anmutenden Kleidung, der ebenfalls etwas zu suchen schien.

Der sich ihr auf unverkennbare Art und Weise als „Der Doktor“ vorstellte.

Aber DAS war nicht ihr nicht ihr Doktor!

Dann die halsbrecherische Flucht über die Wiese. Ihre Tricks, ihr Versuch mit dem Auto genug Distanz zu schaffen.

Vor dem Tunnel, die Flucht in den Wald. Und die wachsende Vertrautheit zueinander.

Dann waren sie schließlich doch umstellt. Von Torchwood.
 

Torchwood?
 

„Verdammter Mist!“, entfuhr ihr ein Fluch.
 

O-ha, ihre Stimme hörte sich schon genau so rostig und rau an wie die eines Metal-Rockers und schien die Kopfschmerzen noch zu verstärken, genau so wie die krampfhaften Versuche zu überlegen, wie sie eigentlich gerade auf darauf kam.
 

Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass die Männer ihres Vaters mit den gleichen Waffen und in Tarnkleidung wie die Leute aus der Armee herumliefen. Und vor allem wäre sie dann auch von Anfang an von den Typen als Tochter eines ihrer Chefs erkannt worden, denn Peter Tyler hatte schon vor einigen Jahren dafür gesorgt, dass die Mitarbeiter von Torchwood London seine Familie und den direkten Personenkreis darum herum durchaus kannten …
 

Ihr schwante Übles …
 

Oh verflucht, jetzt steckten sie wirklich tief in der Scheiße, um es einmal richtig derbe auszudrücken! Denn wenn sie nicht all zu falsch lag, durften sie sich jetzt mit den Leuten aus Wales oder Schottland herumschlagen.
 

Durch ihren Vater hatte sie gehört, dass die vermutlich ganz anders mit Aliens und ihren menschlichen Verbündeten umsprangen als London, vermutlich der Devise folgten, die noch Königin Victoria ausgegeben hatte, obwohl die Monarchie schon lange Geschichte war.
 

Rose zwang sich die Augen zu öffnen, als sich die Lider endlich nicht mehr so schwer wie Blei anfühlten. Sie sah in der sich klärenden Sicht erst einmal nur das abgenutzte Leder einer Sitzbank, dann eine Kette, die zu einer Halterung in der aus Metall bestehenden Wand führte … und am anderen Ende bei den den schmalen Eisenbändern endete, die ihre Handgelenke umschlossen.
 

Angekettet wie eine Gefangene in einem schlechten Spielfilm. Na toll … das fing ja schon echt gut an!
 

Trotz ihrer Benommenheit und des Schwindels, der sie erfasste, versuchte Rose danach in eine sitzende Haltung zu kommen, damit sie sich besser umsehen konnte. Metallwand, Sitzbank, das monotone Stampfen und Surren eines Motors im Hintergrund – daraus ergab sich nur eine einzige Folgerung. Man hatte sie aufgesammelt, als sie sich in ihrer Bewusstlosigkeit nicht mehr wehren konnte und dann in das Luftschiff verfrachtet. Also waren die ganzen Bemühungen diesen Mistkerlen zu entkommen, völlig umsonst gewesen.
 

Nein, verbesserte sie sich, nicht ganz umsonst. Sie hatte einiges über ihren Begleiter und jetzigen Schicksalsgenossen erfahren können, Dinge, die sie ihm sonst vermutlich nur mühselig nach und nach aus der Nase gezogen hätte, wenn sie an „ihren“ Doktor dachte. Obwohl … ganz schlau war sie aus dem Lockenkopf auch noch nicht geworden, auch wenn sie ihn mittlerweile zu mögen begann und sich jetzt dabei ertappte, dass sie geneigt war …
 

Dann zuckte sie zusammen.
 

'Verdammt, wo ist der Doktor?', durchschoss eine Frage ihren Geist. Rose atmete tief ein und dann wieder aus, um die aufkommende Panik zu unterdrücken, Nicht auszudenken, wenn die Soldaten ihn nicht nur niedergeschlagen hatten, sondern …
 

„Doktor ...“, rief sie leise in den Raum, noch ehe sie in der Lage war, sich richtig umzusehen, weil alle weiter entfernten Dinge noch recht verschwommen und undeutlich wirkten. „Doktor, ist mit Ihnen alles in Ordnung?“
 

„Mädchen, mach' dir nicht die Mühe, nach deinem Freund zu rufen. Der wird dir nicht antworten können! Und lass es ruhig angehen, du wirst noch ne' ganze Weile brauchen, bis du wieder auf den Beinen bist. Die Nebenwirkungen des Gegenmittels sind nämlich nicht ohne!“ antwortete allerdings jemand ganz anderer auf ihre in den Raum geworfene Frage.
 

Rose lief es eiskalt den Rücken herunter. Diese Stimme kannte sie doch! Und wie sie diese kannte!
 

Dennoch wollte sie sich Gewissheit verschaffen. Sie stützte sich an der Rückenlehne der Bank ab und drehte langsam den Kopf, auch wenn die Welt um sie herum immer noch nicht aufhören wollte, zu kreisen.
 

'Ich hätte es wissen müssen!', dachte sie und rümpfte die Nase. Ganz in ihrer Nähe, auf einem viel schmaleren Einzelsitz hockte der grauhaarige Soldat, seine Maschinenpistole locker in den Händen haltend. Er grinste sie breit an und hob dann die Rechte, um in eine ganz bestimmte Richtung zu deuten.
 

„Wie du sehen kannst, Kleine … wird' s ihm schwer fallen, was zu sagen!“
 

Rose folgte der Geste und schnappte entsetzt nach Luft, als sie das schräg stehende Gestell sah, das fest in Boden und Wand verankert war, aber jederzeit wieder aus den Halterungen ausgeklinkt werden konnte, um es ganz auszuklappen und in eine fahrbare Trage zu verwandeln.
 

Die Männer waren gründlich gewesen. Sie hatten den Doktor nicht nur einfach gefilzt, sondern auch die Samtjacke, Weste und Schuhe ausgezogen und alles in eine noch offenstehende Kiste verfrachtet, die sich in einem Netz neben dem Gestell befand, damit sie nicht durch die Gegend rutschen konnte.
 

Deshalb war er nur in seinem Hemd und der Hose auf dem Gestell festgeschnallt. Breite Lederriemen umschlossen Hand- und Fußgelenke, andere führten über Brust, Hüfte und Beine, so dass er gerade einmal den Kopf drehen und ein Stück anheben konnte. Das Gewicht lastete damit ziemlich auf den Gelenken, und den Beinen, da er sich gerade einmal an einer schmalen Schiene zu seinen Füßen abstützen konnte.
 

Die junge blonde Frau schluckte, als der Doktor den Kopf zu ihr drehte, denn die Fesselung war noch lange nicht alles.
 

Wenigstens war er bei Bewusstsein und dem Blick nach zu urteilen auch bei Verstand. Ob er jedoch Schmerzen hatte, konnte Rose aus der Entfernung nicht einschätzen. Aber es war zu vermuten, denn er sah nicht wirklich gut aus.
 

Seine linke Gesichtshälfte war um die Schläfe und das Auge bis hinunter zum Kinn dunkel verfärbt, über die Wange zog sich ein blutiger Schnitt. Überbleibsel der Schläge mit denen man ihn niedergestreckt hatte und vielleicht auch die Spuren anderer Misshandlungen, die man ihm hatte angedeihen lassen.
 

Nun verstand sie auch, warum so etwas wie Wut in seinen Augen funkelte und er bisher nicht in der Lage gewesen war, ihr zu antworten: Ein Knebel, gehalten durch feste Schnüre steckte in seinem Mund.
 

Das war nicht nur würdelos, das war einfach nur grausam!
 

„Was soll das?“, fuhr sie den alten Soldaten empört an, auch wenn sie das im nächsten Moment bereute, weil sich das schmerzhafte Hämmern in ihrem Kopf verstärkte. „Sie sind ein Monster, wissen sie das! Nehmen Sie ihm den Knebel sofort wieder aus dem Mund und machen ihn los. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Doktor etwas versucht hätte, was eine so brutale Folter rechtfertigen würde! Und das widerspricht jedem Gesetz.“
 

„Ach Mädchen … nun reg dich doch nicht so auf. Ich denke mal, für jemanden wie den da, gelten irdische Gesetze nicht.“ Der Grauhaarige machte eine wegwerfende Handbewegung. „Und glaube mir, ich hatte durchaus meine Gründe, ihm den Mund zu stopfen.“

Ein wölfisches Grinsen erschien auf seinem Gesicht.

„Weißt du, Kleines, der Bursche hat einfach nicht aufhören wollen, unsinniges Zeug zu reden und Fragen zu stellen, als er wieder zu sich kam“, erwiderte er mit einem spöttischen Funkeln in seinen Augen.

„Nun, da habe ich ihm klar gemacht, dass er sich seinen Atem lieber für die richtigen Leute aufsparen sollte, denn sein seltsames Gefasel können sich nun wirklich die Eierköpfe im Center anhören!“

Er blickte auf die gegenüberliegende Seite des Raums.

„Stimmt' s, Jungs?“
 

Zustimmendes Gemurmel erklang aus dem Hintergrund. Rose hob den Kopf und kniff die Augen zusammen, so unangenehm das jetzt auch war. Nun konnte sie auch die sieben Männer sehen, die an der anderen Wand hockten und in ihren Uniformen fast mit dem Inneren des Luftschiffes verschmolzen.
 

„Richtig Chef!“, rief einer. „Obwohl ich doch ganz unterhaltsam fand, was er uns zu erzählen hatte. Vertrieb ein bisschen die Langeweile.“
 

„Klappe, Richards! Ich habe dir schon einmal gesagt, wir wissen nicht, was das für ein Typ ist, nur, dass irgendwas mit ihm nicht stimmt. Du hast ja selbst gesagt, als du ihn untersucht hast, dass sein Herzschlag spinnt und er sich anfühlt wie ein toter Fisch“, raunzte der Grauhaarige.

„Ah ja, auch der Kram, den wir aus seinen Klamotten gefischt haben, spricht Bände, dass er entweder nicht von hier oder völlig gaga ist. Und glaub ja nicht, dass der da so harmlos ist, wie er aussieht. Du warst zwar nicht dabei, als wir ihn das erste Mal gestellt haben, aber du hast Clarke verarztet.“
 

„Ja, Chef, klar …“
 

„Was folgern wir daraus? Der ist nicht ganz koscher. … deshalb gehen wir hier lieber erst mal auf Nummer sicher … entschuldigen können wir uns immer noch … wenn's nötig sein sollte.“ Dann senkte er die Augenbrauen und fügte mit Nachdruck hinzu: „Sollen sich die Eierköpfe doch genauer mit dem Kerl beschäftigen und herausfinden, wer und was er ist, wir gehen jetzt jedenfalls kein Risiko mehr ein. Außerdem - merk' dir endlich mal eins, es heißt Sir, nicht Chef, ist das klar?“
 

„Klar Ch … äh Sir!“, erwiderte der vorlaute Soldat verlegen und stand auf. „Aber ich denke, ich schaue jetzt mal nach der Miss!“
 

„Tu das Richards, du bist hier der Sanitäter! Na ja, das Gift war ja eigentlich nicht für die Kleine gedacht, aber sie ist nun mal im Weg rumgestanden! Aber es scheint, als habe sie's gut verkraftet, so laut wie das Kätzchen schon wieder fauchen kann!“
 

Der alte Soldat sah wieder zu Rose hin, was diese nutzte, um ihn wütend anzufunkeln und den Mund zu öffnen, um ihm eine gepfefferte Antwort auf seine spöttischen Bemerkungen zu geben.
 

Doch ehe sie das tun und noch einmal fordern konnte, dass er dem Doktor die Gefangenschaft erleichterte, verstellte ihr der jüngere Mann mit den flammend roten Haarstoppeln bereits die Sicht und beugte sich zu ihr hinunter. „Hallo! Schauen Sie mich bitte mal an, Miss!“ Er lächelte offen, als sie seiner Bitte instinktiv nachkam. „Wie darf ich sie eigentlich nennen?“
 

„Rose ...“ Das gewohnte 'Tyler' lag ihr schon auf der Zunge, aber sie korrigierte sich im letzten Moment, da sie es für besser hielt, nicht gleich alle Karten auf den Tisch zu werfen, vor allem weil sie immer noch nicht genau wusste, mit wem sie es hier zu tun hatte. Vermutlich würde ihre Lüge sowieso bald auffliegen, aber so lange sie die Männer hier im Unklaren lassen konnte, wer sie war. Dann würde sie das auch tun. „… Smith.“
 

„Also gut, Miss Smith.“ Wässrige grau-blaue Augen musterten sie intensiv, dann nahm der Sanitäter eines ihrer Handgelenke und fühlte nach dem Puls. „Okay, ihr Blick ist noch etwas trüb, die Reaktionen sind verlangsamt, aber es sieht schon besser aus. Heute müssen sie noch mit den Schwindelanfällen und Kopfschmerzen leben müssen, aber nach ein paar Stunden Schlaf sind die auch weg.“
 

Rose zuckte mit den Mundwinkeln. Na toll. Damit kam eine Flucht vom Luftschiff schon einmal abschminken, denn es würde nicht nur absolut würdelos, sondern auch gefährlich sein, damit durch die Gegend torkeln zu wollen. Geschweige denn, dass sie eine Ahnung hatte, wie sie sich und den Doktor aus dieser misslichen Lage befreien sollte.
 

„Dann wäre ich für ein paar Tabletten gegen das Hämmern in meinem Kopf wirklich dankbar!“, erwiderte sie leise.
 

„Ich bringe ihnen gleich eine Aspirin!“ Richards fühlte über ihre Stirn. „Fieber haben sie auch keines, so weit ich das beurteilen kann, aber ich denke, der Arzt im Center wird sie auch noch mal genau durchchecken, um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist.“
 

„Im Center?“, fragte Rose unschuldig und sah den Mann mit neugierigem Blick an, darauf hoffend dass er anbiss.
 

„Na ja … unsere Basis!“, druckste der Sanitäter und warf einen vorsichtigen Blick zu seinem Vorgesetzten, der sie beide scharf im Blick behielt. „ Okay, die werden Sie bald selbst sehen, denn in einer Stunde oder zwei, sind wir vermutlich da. Dann werden Sie bestimmt auch mehr erfahren, okay?“
 

„Ja, klar.“ Sie biss sich auf die Lippen und nickte. Gut, jetzt war sie zwar genau so schlau wie zuvor, aber einen Versuch war es dennoch wert gewesen.

Und da er umgänglicher war, als sein Chef, entschloss sie sich, ihn auch noch auf etwas anderes anzusprechen. „Dann habe ich noch eine andere Bitte“, wisperte sie flehend. „Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn Sie gleich auch nach meinem Freund sehen. Ich mache mir große Sorgen um ihn.“
 

„Tut mir leid, Miss. Aber das darf ich nicht“, erwiderte Richards leise. „Das ist ein direkter Befehl vom Chef … der darf nicht mehr angerührt werden. Er sagt, der Mistkerl habe uns schon genug zugesetzt! Er traue ihm nicht mehr über den Weg, nach dem, was er ganz am Anfang abgezogen habe.“
 

„Was würden Sie eigentlich tun, wenn ihnen jemand eine Waffe grundlos unter die Nase hält? Und Sie behandelt, als seien Sie ein Schwerverbrecher oder Terrorist, der Gott weiß was getan hat?“, fragte Rose schnippisch zurück. „Wir haben uns auf der Wiese schließlich nur mit unseren Mitteln gewehrt und niemanden verletzt.“ Sie hob anklagend ihre gefesselten Hände. „Und wie sind wir im Gegenzug bisher von Ihnen behandelt worden?“
 

„Mag ja sein, dass sie recht haben, aber das Problem i-“
 

„Richards, es reicht! Du hast jetzt wirklich genug mit dem Mädel herum geschwätzt!“, unterbrach der Grauhaarige das Gespräch barsch. „Vergiss nicht, die steckt mit dem Mistkerl unter einer Decke und der ist genau so wenig zu trauen wie dem kalten Fisch da!“
 

„Sie hören' s! Und dem Befehl muss ich jetzt leider Folge leisten.“ Der Sanitäter blickte Rose noch einmal entschuldigend an. „Ich bringe ihnen eben noch die Aspirin!“

Dann wandte er sich ab, um einige Schritte entfernt in einem Rucksack herumzukramen und eine kleine Schachtel heraus zu fischen.
 

Rose sah in dieser Zeit noch einmal traurig und besorgt zum Doktor hinüber, ärgerte sich innerlich darüber, dass sie einfach nichts für ihn tun konnte, nichts dazu beitragen, dass sie aus diesem Schlamassel entkamen.
 

Doch als sich ihr Blick traf und sie in seine tiefen blauen Augen sehen konnte, weil er den Kopf so weit gehoben hatte, wie er konnte, überlief sie ein warmer Schauer. Vielleicht war er nicht „ihr“ Doktor, aber sie fühlte sich trotzdem mehr denn je mit ihm verbunden.
 

Denn da war diese schlichte und stille Geste – ein kurzes Zwinkern, das signalisierte, dass er trotz seiner misslichen Lage, weder die Geduld, noch seine Hoffnung verloren hatte. Der Knebel schränkte seine Mimik zwar stark ein, aber sie war sich sicher, dass er versuchte jetzt auch noch zuversichtlich zu lächeln, um ihr – und sich! – Mut zu machen.
 

Das war etwas, was sie nur zu genau von dem Mann kannte, der in einem anderen Universum ihr Herz gestohlen hatte.
 

Ein Motto kam ihr in den Sinn, dass seit einigen Jahren ihr Leben bestimmte und zu ihm gehörte wie sein Schallschraubenzieher. „Niemals aufgeben!“, murmelte sie deshalb fast lautlos zu sich. „Für jedes Dilemma gibt es eine Lösung, und die werden wir finden!“
 

„Wie bitte?“ schreckte Richards sie auf. Der Sanitäter war wieder zu ihr getreten, eine offene Feldflasche und ein Tablettendisplay in den Händen haltend. „Ist etwas nicht in Ordnung?“
 

„Doch doch, es ist alles okay!“, erwiderte Rose mit einem Lächeln, das diesmal echt war und streckte die Zunge aus, um die Tablette im Empfang zu nehmen. Die Kopfschmerzen los zu werden, war jedenfalls der erste Schritt auf dem richtigen Weg!



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