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Die dunkle Ritterin

von

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Die dunkle Bürde

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Die dunkle Bürde
 

Der eisige Wind peitschte in ihr makelloses Gesicht, das ein ehrliches, glückliches Lächeln zierte.

Schneller!

Sie trieb den Greifen auf dem sie saß noch weiter an. Nie hatte sie sich freier und lebendiger gefühlt.

Höher!

Das Flugtier samt seiner Reiterin durchbrach schließlich die dichte, graue Wolkendecke und darüber erstreckte sich das unendliche blau des Himmels, nie zuvor war es schöner.

Dolette streckte ihre Arme von sich, richtete den Kopf gen Himmel und schloss genießend und zufrieden die Augen.

Marialle.

Ihr Lächeln wurde seicht und verträumt, als sie an die schöne Priesterin dachte, die ihr im Traum ihre Liebe gestanden hatte.

Marialle.

Einem Impuls folgend, öffnete Dolette ihre Augen. In weiter Ferne erkannte sie die Spitze der Eiskronenzitadelle. Um sie herum kreisten graue Wolken, die von Blitzen durchzogen wurden. Der Ort, von dem aus Arthas drohte die Welt zu vernichten. Ein eisiger Schauer durchzog die dunkle Ritterin, darum delegierte sie den Greifen wieder zurück durch die Wolkendecke, in Richtung Boden.

Der Blick der Todesritterin war wieder ernst geworden und auf ihr Ziel gerichtet, doch in ihr brodelte das goldene Feuer, das wie ihr nun klar wurde, die ganze Zeit von den Gefühlen für die Menschenfrau geschürt wurde. Sie steuerte direkt das Lager der Allianz an und landete geschmeidig, mit ihrem Greifen, vor den hohen Toren der Festung.

"Wer seid ihr und was wollt ihr, Todesritterin?", wurde sie direkt, von einem der beiden Menschenwachen aufgehalten.

"Dolette Glutklinge, ich möchte zu Lord Fordring.", gab sie knapp zurück und überhörte den unfreundlichen Unterton, in den Worten der Wache. Dieser nickte dem anderen zu, worauf er in der Festung verschwand.

Einige Augenblicke später kehrte er zurück und flüsterte dem ersten etwas zu, worauf er sich erneut missgünstig vernehmen ließ:

"Der Hochlord erwartet euch, gebt euren Greifen in der Feste ab." Sie nickte nur und führte ihr Flugtier an den beiden Wachen durch das Tor. Innen herrschte geschäftige Ruhe und sie schritt eilig an den vielen Hütten und Lagern vorbei zu den Ställen. Überreichte dem Stallmeister ihren Greifen und wandte sich um, zu dem Haupthaus vor dem zwei weitere Wachmänner postiert waren. Sie machten keine Anstalten ihr den Weg zu versperren und so trat sie durch die dicke Holztüre, die ins Innere führte. Drinnen stand Tirion Fordring an einem großen Tisch und, zu Dolettes Überraschung bei ihm, drei Todesritter.

"Lady Glutklinge, ihr habt Wort gehalten!", stieß er erfreut hervor.

"Selbstverständlich Lord Fordring.", antwortete sie knapp. Leicht eingeschüchtert von den sechs blau leuchtenden Punkten, die sie fixierten.

"Wenn ich vorstellen darf, Hochlord Darion Mograine, daneben Koltira Todesweber und Thassarian, allesamt Todesritter wie ihr seht. Die Ritter der schwarzen Klinge, um den schwarzen Wächter, haben tiefe Einblicke in die Taktiken der Geißel und sind somit mächtige Verbündete." Der Paladin zeigte mit einem Nicken auf Darion Mograine und dieser deutete ein kleine Verbeugung in ihre Richtung an.

"Es ist uns ein Vergnügen, Mylady.", ließ sich der untote Blutelf Koltira Todesweber vernehmen, der um sein Interesse, an Dolette, anscheinend kein Geheimnis machen wollte. Die drei Todesritter gaben ein ungleiches Bild ab, Thassarian war ein gealterter Mensch mit vollem weißen Bart und langen Haaren. Trug eine Rüstung, die die Elfe mehr an einen Paladin, als einen Todesritter erinnerte und dazu zwei filigrane Runenklingen, die gekreuzt auf seinem Rücken ruhten. Der schwarze Wächter, Darion Mograine hingegen, machte dem Titel seines alter Egos, alle Ehre. Seine Rüstung war durch und durch schwarz und stand im krassen Kontrast zu seinen blonden Haaren, die noch viel ihrer Farbe bei behalten hatten. Ähnlich wie Thassarian trug er zwei Klingen auf seinem Rücken, die jedoch deutlich robuster wirkten. Und schließlich der Blutelfen Todesritter. Er trug ebenfalls eine schwarze Rüstung, die hie und da im Schein der vielen Kerzen, blau schimmerte. Anders als die Schwerter der anderen, war sein Runenschwert riesig, wie das von Dolette, jedoch glühte es an der spitze in einem unheilvollen grün, das sie unwillkürlich an den Farbton in den Augen der Blutelfen erinnerte. Eins hatten sie jedoch alle gemeinsam, das blaue Schimmern in den Augen, das auch in denen der untoten Elfe zu erkennen war. Sie erwiderte den Blick, des Blutelfen kühl und wandte sich wieder Tirion zu.

"Wir erwarten die Ankunft des Königs in den nächsten Tagen, auf dem Luftschiff Himmelsbrecher. Sobald auch das Schiff der Horde eingetroffen ist, wollen wir die Eiskronenzitadelle aus der Luft angreifen. Wie die Ritter der schwarzen Klinge uns berichteten, gibt es dort eine schwache Stelle, die wir uns zu Nutze machen werden, wenn es soweit ist." Dolette nickte verstehend, nachdem Tirion geendet hatte.

"Also werden wir durch diese Schwachstelle einbrechen und dann?"

"Der obere Teil der Zitadelle besteht aus drei Flügeln. In jedem gibt es einen Mechanismus, der betätigt werden muss, um den Weg zum Frostthron frei zu geben. Wir werden uns also aufteilen müssen, sobald wir die Eiskronenzitadelle betreten haben, um uns dann vor dem Thron wieder zu vereinen und Arthas Schreckensherrschaft ein Ende zu bereiten und ihn endlich zu stürzen.", erklärte nun Darion Mograine mit seiner zwar ruhigen dunklen Stimme, aber der Sinn nach Rache schwang deutlich darin mit.

"Also heißt es Abwarten, bis die Luftschiffe eintreffen?" Dolette gefiel der Gedanke kein bisschen, hier tatenlos herum sitzen zu müssen, während Marialle sich in Unterstadt den Schergen Varimathras stellen würde.

"So sieht es aus, Mylady. Aber ich wüsste da vielleicht etwas, was euch die Wartezeit etwas versüßen würde." Der Ton Koltiras klang viel weniger schwülstig als seine Wortwahl es vermuten ließ und so horchte die dunkle Elfe auf.

"Was könnte das sein, womit ausgerechnet ihr mein Interesse wecken wolltet, Lord Todesweber?" Ein wissendes Lächeln legte sich auf die aschfahlen, dünnen Lippen des Blutelfen und aus der anderen Richtung ließ ein Lachen des Paladin, sie etwas irritiert in die Runde schauen. Auch Darion und Thassarian schienen zu schmunzeln und so lenkte sie lieber ein.

"Nun denn, Lord Todesweber. Überrascht mich.", ließ sie sich vernehmen und folgte seinem Nicken in Richtung Türe. Die drei anderen beugten sich wieder über den Tisch und als Dolette hinter sich die Tür zu zog, hörte sie, dass sie ihre Diskussion wieder aufnahmen. Koltira schlenderte ruhig vor der Elfe her und sagte, zu ihrem Missfallen, eine Weile kein einziges Wort.

"Wolltet ihr mir die Festung zeigen, oder was hat dieser Spaziergang für einen Zweck?", fragte sie schließlich ohne den kleinsten Versuch ihre Ungeduld zu verbergen. Der dunkle Ritter schmunzelte.

"Das hätte sicher etwas für sich, Mylady. Aber nein ich wollte euch zu unseren Handwerksleuten bringen und euch von den Erkenntnissen unseres Ordens berichten.", erklärte er nur ruhig und deutete mit der Hand auf einen offenen Pavillon in dem drei Männer arbeiteten.

"Dann lasst hören und macht es nicht weiter so spannend.", entgegnete sie kurz angebunden.

"Ich nehme an ihr spürt den Durst eurer Klinge mehr als deutlich, Mylady?", fragte er sie, während er sein großes, grünliches Runenschwert zog. Er hielt ihr das Heft hin und sie packte zu. Augenblicklich spürte sie den Hunger der von seinem Schwert ausging und das leise vertraute Flüstern in ihrem Inneren. Die Dunkelheit verschlang das goldene Leuchten allerdings nicht, sondern schien viel mehr in trauter Zweisamkeit mit den züngelnden, goldenen Flammen zu tanzen. Dennoch schrie die Stimme in ihr nach Blut und Tod, doch es war irgendwie anders. Dolette war verblüfft und erforschte das Gefühl, sowie die Klinge in ihrer Hand, ausgiebig bevor sie wieder zu sprechen begann.

"Was ist anders, als an meinem Schwert, Mylord?" Sein Schmunzeln wandelte sich zu einem Lächeln, als er ihr die grüne Klinge wieder abnahm.

"Es sind die Runen, Lady Glutklinge. Wir können unseren Fluch nicht brechen, aber wir können ihn umgehen. Ohne unsere Runenschwerter können wir nicht überleben, doch zwingen sie uns auch, mehr oder weniger, jedem Wesen das Leben auszuhauchen, sonst erleiden wir große körperliche und seelische Schmerzen. Ihr wisst sicher wovon ich spreche." Sie nickte verstehend und er fuhr fort.

"Nach langer Forschung haben wir herausgefunden, dass wir andere Runen auf unsere Klingen schmieden und den Hunger so umgeleitet, auf die wahren Feinde richten können. Mein Runenschwert ernährt sich anders als das eure, vom Tod der Geißel und jedem Dämon und wahrhaftig bösem Wesen, das euch sonst noch einfallen mag. Jeder Ritter der schwarzen Klinge hat seine Klinge mittlerweile umschmieden lassen. Der Einfluss des Lichkönigs wirkt selbstverständlich noch immer auf uns, sonst könnten wir das Töten vielleicht sogar gänzlich ablegen, aber wir konnten diesen unbändigen Durst wenigstens verändern. Es wäre mir ein Vergnügen euch, diesen Teil an Freiheit ebenfalls zuteil werden zu lassen, Mylady Glutklinge." Ehrfurcht schwang in seiner Stimme, als er von der Möglichkeit berichtete die Runenschwerter umschmieden zu können und Dolette musste sich eingestehen, dass das Aussichten waren, denen sie sich nicht erwehren wollte. Sie war wirklich nie die Blutrünstigste ihrer Zunft gewesen und so war der Schmerz, mehr oder weniger, ihr ständiger Begleiter. Sie nickte abwesend, hing noch immer ihren Gedanken nach und zog das mächtige Runenschwert, das auf ihrem Rücken ruhte. Sie reichte ihm das Heft, doch er hob abwehrend die Hände.

"Verzeiht, Mylady. Das liegt schon zu lange hinter mir. Aronen reiche doch bitte Ormus dieses Schwert, auf dass er es umschmiegen möge.", wandte er sich zu dem jungen Schüler, der Dolette so gleich das Schwert abnahm und es hinein brachte. Koltiras drehte sich wieder zu der Elfe.

"Wenn ihr es wünscht zeige ich euch die Unterkunft, die Hochlord Fordring euch zu gedacht hat." Die Elfe schaute noch immer ihrem Schwert nach, das drinnen auf eine Arbeitsplatte gelegt wurde und brauchte einen Augenblick, um wieder ins Hier und Jetzt zurückzukehren.

"Ja, ja bitte.", antwortete sie daher nur und ließ sich wieder zurück über den Innenhof führen, zu den vielen Wohnhütten genau auf der anderen Seite der Festung.

"Hier ist es, wenn ihr etwas braucht meine Hütte ist dort hinten." Er deutete nach rechts und verbeugte sich bevor er sich umwandte um zu gehen.

"Lord Todesweber, wann wird mein Schwert fertig sein?", rief sie ihm noch hinterher und er drehte sich noch einmal lächelnd zu ihr zurück.

"Morgen, Mylady. Ich gebe euch Bescheid." Er verschwand in seine Unterkunft und auch Dolette öffnete die Tür zu ihrer Hütte. Sie war klein und nur ein Bett und eine kleine Kochstelle waren in ihrem Inneren auszumachen. Jetzt hieß es also warten, dachte sie sich und legte sich auf das rustikale Bett.
 

Die Sonne stand schon hoch am strahlend blauen Himmel, als Marialle sich entschlossen hatte den Grübeleien um ihren Traum, ein Ende zu bereiten und an Deck etwas frische Luft zu schnappen. Das Bild hatte sich kaum verändert. Susanne flitzte noch immer von einer zur anderen Ecke und Plagg sah ihr lächelnd dabei zu. Odessa schien an ihren Feuerzaubern zu üben, nur von Borigan war keine Spur zu sehen. Die Magierin ließ grade einen Feuerball über ihrer Hand ruhen und betrachtete ihn gedankenverloren, als Marialle an sie heran trat.

"Pass auf Odi, sonst fackelst du uns noch das ganze Schiff ab!", schmunzelte die Hohepriesterin. Sie ließ den Feuerball erschrocken verschwinden und drehte sich um.

"Guten Tag, Mari! Ach ich bin in den letzten Jahren wirklich ganz gut geworden, keine Sorge. Sag wie geht es dir?" Marialle überlegte kurz. Ob sie ihren Gefährten von dem Traum erzählen wollte, hatte sie sich natürlich noch nicht überlegt.

"Ganz gut, denke ich.", sagte sie daher schlicht und ehrlich.

"Du siehst auch viel besser aus, wenn ich das Sagen darf, Mari." In dem Moment zischte die irre Sukkubus an die beiden Frauen heran und flog der Priesterin um den Hals.

"Meisterin Marialle noch immer traurig? Herrchen gestern Susanne erklärt.", schluchzte sie theatralisch und ihre helle Stimme schmerzte die Hohepriesterin in den Ohren. Sie drückte sie mit sanfter Gewalt von sich.

"Schon gut, Susi. Mir geht es gut und der Herrin ganz sicher auch." Die Dämonin nickte eifrig und flog kurz über dem Boden, rüber zu ihrem Meister und schien ihm von dem Gehörten zu berichten.

"Nanu? Woher der plötzliche Optimismus, meine Liebe?", kam es verwundert von Odessa und das ließ die Priesterin seicht lächeln.

"Ich hatte heute Nacht einen Traum in dem wir uns trafen Odi. Es geht ihr gut." Die blauen Augen der Magierin weiteten sich vor Staunen und Unglaube und sie brauchte einen Moment, um die richtigen Worte zu finden.

"Ihr habt euch im Traum getroffen? Ich würde ja fragen, wie das möglich ist, aber das war bei euch beiden ja schon immer so eine Sache. Wie geht es ihr? Wo ist sie?" Odessa schmunzelte bei dem Gedanken an vergangene Tage.

"Es geht ihr gut, sie wurde von Tirion Fordring gerettet und konnte Putress besiegen. Allerdings gab sie ihm das Versprechen, ihn im Kampf gegen Arthas zu unterstützen, deshalb ist sie nicht hinter uns her gereist."

"Nicht zu glauben!" Marialle nickte leicht lächelnd, als Plagg dazu trat, der offenbar einen Teil mit anhören konnte.

"Das sind ja fabelhafte Neuigkeiten, Mylady Lichtsprung. Bei Zeiten würde ich zu gern mehr über die Verbindung erfahren, die euch und die Herrin umgibt.", sprach er ruhig und gab ein zerfleddertes Lächeln preis.

"Gern Meister Plagg, wenn ich wüsste wie lange die Reise noch dauert könnten wir das gleich tun." Und wie gerufen kam Borigan aus der Richtung der Brücke und trat an die kleine Gruppe.

"Guten Tag zusammen. Ich komme grade vom Kapitän. Er sagt wir müssen vorsichtig sein, Tirisfal unterliegt auch schon der Kontrolle Varimathras. Hat jemand eine Idee wie wir das Umgehen können?", ließ er sich vernehmen als er zum Stehen kam.

"Natürlich, ich Teleportiere uns vom Schiff, sobald wir im Landeanflug sind.", kam es entschlossen von Odessa und die anderen nickten bestätigend.

"Das scheint mir vernünftig, wir wollen ja erst zum Lager der Horde, da sollten wir auf leisen Sohlen unterwegs sein.", bekräftigte der Verlassene den Einfall der Magierin.

"Dann machen wir es auch so. Habt ihr den Kapitän gefragt wie lange der Flug noch dauert, Borigan?", fragte Marialle nun wieder den Krieger.

"Er rechnet damit, dass wir morgen früh ankommen, Mylady.", war seine schlichte Antwort.

"Dann kommt, Meister Plagg. Ich werde euch ein wenig davon berichten was ich selbst über die Verbindung von Dolette und mir weiß.", wandte sich die Priesterin nun wieder an den Hexenmeister und ging vor, in ihre Kabine zurück zukehren. Der Untote und seine Sukkubus folgten ihr, Odessa und Borigan, schienen direkt in ein Gespräch vertieft, zurückzubleiben.

Marialle erzählte dem Verlassenen so knapp es ihr möglich war alles über Elarie und Belurie, deren Mütter und die verschiedene Stadien die ihre Verbindung zu Dolette bis heute durchgemacht hatte. Sie beeilte sich, denn sie wollte schnell schlafen, in der Hoffnung, der Todesritterin im Traum, ein weiteres mal zu begegnen.

Nachdem sich der erstaunte Hexer gefangen hatte, bat sie ihn hinaus und legte sie sich auch direkt hin.
 

Dafür, dass dieser Tag so ereignislos an ihr vorüber gegangen war, glitt sie erstaunlich schnell in den ersehnten Schlaf über.

Die Todesritterin fand sich sofort in dem vertrauten See wieder. Die Umgebung war unwirklich, wie in der Nacht, als sie wahrhaftig mit Marialle in ihm stand. Doch von der Priesterin war keine Spur. Also hieß es warten, wie schon den ganzen Tag.

Doch es dauerte nicht lang, bis sich die Umrisse der sehnlichst erwarteten Menschenfrau aus der Umgebung schälten. Ein Lächeln zierte die vollen Lippen der Hohepriesterin, als sie das Antlitz der Elfe erblickte.

'Dole.', begrüßte Marialle sie nur knapp, bevor sie die dunkle Ritterin in eine feste Umarmung zog.

'Ja ich bin hier.', sprach Dolette leise, fast ehrfürchtig, bemüht den Zauber des Moments nicht zu stören.

'Sag wie ist es dir ergangen?', fragte Marialle aufgeregt, ohne sich aus der Umarmung zu lösen.

'Langweilig wenn ich ehrlich bin. So wie es aussieht, dauert es noch bis sie in die Eiskronenzitadelle einfallen wollen. Tirion wartet grade auf die Ankunft Varians. Ich könnte mir auch durchaus vorstellen, dass die Horde nicht losschlagen will, bevor Thrall wieder hier ist, aber das weiß ich noch nicht. Tirion paktiert hier mit einigen Todesrittern, einer von ihnen hilft mir...' Dolette unterbrach sich. Von dem Hunger, nach Blut und Tod, den ihre Runenklinge auf sie ausübte, hatte sie der Priesterin noch nichts erzählt und sie überlegte, ob sie davon berichten wollte, obwohl sie noch gar nicht wusste, inwiefern das Umschmieden etwas brachte.

'Wobei hilft dir einer der Todesritter?', hakte die Hohepriesterin, sofort hellhörig, nach.

'Ach nicht so wichtig, wie kommt ihr voran, habt ihr Tirisfal schon erreicht?', versuchte die dunkle Elfe abzulenken. Die Priesterin zog sich leicht aus der Umarmung zurück und legte den Kopf schief.

'Wieso hast du noch immer Geheimnisse? Ich dachte wir wären darüber hinaus.' Ein trauriger Schimmer glitzerte in den bernsteinfarbenen Augen, den die Todesritterin kaum ertragen konnte. Genau dieser traurige Ausdruck war es gewesen, den sie zu verhindern versuchte. Doch wie immer war es ihr nicht möglich, der schönen Menschenfrau etwas vor zumachen.

'Ich habe keine Geheimnisse, ich möchte nur nicht, dass du dir noch mehr Sorgen machst. Ich weiß ja mittlerweile was dich so beschäftigt und niederschmettert.' Dolette legte ihr einen Finger unter das Kinn um sie dazu zubewegen, ihr in die Augen zu sehen. Augenblicklich erschien das sanfte Leuchten, an Finger und Kinn und die Augen der Priesterin färbten sich in ein mattes Silber. Doch die Menschenfrau schien alles andere als überzeugt, dafür umso entschlossener, dies nicht auf sich beruhen zu lassen.

'Dole, hör mich an. Ich will alles wissen was in dir vorgeht, will die Frau die du heute bist genau so gut kennen lernen wie die, die du einst warst und mir ist durchaus bewusst, dass im Leben einer Todesritterin auch dunkle Kapitel lauern, die es zu entdecken gilt.' Dolette verschlug es für den Moment die Sprache. Die Hohepriesterin vermochte es ein ums andere mal eine Klarheit und Weitsicht an den Tag zu legen, die sie einfach nur bewundern konnte. Sie spürte eine Woge des Glücks und des Wohlbefindens in sich aufsteigen, die jede Mauer nieder zu reißen drohte, die die Elfe mühsam in all der Zeit aufgebaut hatte.

'Also sag es mir, Liebste.', drängte Marialle weiter und strich mit dem Handrücken sanft über ihre Wange. Der letzte Widerstand in der Todesritterin gab nach, als die Priesterin sie so liebevoll ansprach und so blieb ihr nichts anderes übrig, als klar und ehrlich zu antworten.

'Du erinnerst dich daran, dass es mir auf dem Luftschiff, auf unserem Weg nach Nordend, so schlecht ging?', kam es endlich aus ihr heraus und Marialle nickte nur.

'Das Leben eines Todesritters ist an sein Runenschwert gebunden und das Schwert dürstet nach Tod und Verzweiflung. Wenn wir diesem Durst nicht nachgeben, spüren wir körperliche und seelische Schmerzen.' Die schöne Frau vor ihr schluckte hart, bemüht ihren Schock und das Leid, das sie umgehend mit empfand, so wenig wie möglich zu zeigen, doch die Elfe erkannte die Gefühlsregungen mehr als deutlich. Was würde die Erkenntnis mit der heiligen Frau machen, wenn ihr bewusst würde was die Todesritterin tun musste um dem Drang Herr zu bleiben? Sie lächelte sanft und zog die Hohepriesterin wieder in ihre Arme.

'Das heißt, du musst töten um nicht zu leiden?'

'Ja, Marialle. Ich habe mich an den Schmerz gewöhnt, aber wenn zu viel Zeit vergeht, wird er unerträglich.' Marialle schluckte ein weiteres mal.

'Es ist schrecklich und ich schäme mich, aber nun musst du dich nicht weiter quälen. Plagg hat mir erzählt, was du befürchtet hast. Findest du es nicht viel befreiender, dass nicht du der Grund dafür bist?' Sie spürte die Priesterin kurz in ihren Armen zucken und dann verschwand die Starre aus ihren Gliedern.

'Das hat dich die ganze Zeit sehr belastet, oder? Koltira Todesweber hat mir erzählt, dass die Handwerker seines Ordens, der Ritter der schwarzen Klinge, einen Weg gefunden haben, das Runenschwert so umzuschmieden, dass sich die Klinge von der Geißel, den Dämonen und was es sonst alles an finsteren Geschöpfen auf der Welt gibt, ernährt. Wenn es stimmt werde ich diesen Schmerz also nie wieder spüren müssen. Ich wollte dir davon eigentlich erst erzählen, wenn ich weiß ob es klappt.' Dolette bemühte sich ihre ganze Hoffnung in die Sätze zu legen und der Priesterin somit ein positives Gefühl zu vermitteln. Marialle drückte sich leicht von ihr weg, um ihr in die Augen sehen zu können. Erleichtert stellte die dunkle Elfe fest, dass sich auch die Gesichtszüge der Priesterin gelöst hatten und sie nickte unbeschwert, während ihr ein seichtes Lächeln über die Lippen glitt. Wie ehrlich diese Regung war vermochte die dunkle Ritterin nicht mit Bestimmtheit zu sagen.

'Dole, ich...' Doch Marialle unterbrach sich, als würde sie etwas aus weiter Ferne hören.

'Ich werde geweckt, da stimmt was nicht. Dole, versprich mir, dass du versuchst den Angriff auf die Eiskronenzitadelle so lange es geht zu verhindern! Warte auf meine Rückkehr!', bat die Hohepriesterin flehentlich und die Todesritterin nickte entschlossen.

'Das werde ich, Pass auf dich auf!', versprach sie und spürte wie Marialle sich langsam in silberne Fetzen auflöste.

Sie blieb allein, in dem See zurück und betrachtete den silbernen Mond der sich vor ihr in der Wasseroberfläche spiegelte.

Dolette ließ den Kopf hängen, spürte Sorge in sich aufsteigen. Bei ihren ganzen Bemühungen, die Sorgen der Priesterin so gering wie möglich zu halten, war ihre eigene Sorge in den Schatten getreten. Doch sie brach sich nun ungehindert im Inneren der Elfe Bahn und ein dunkler Schatten legte sich auf die Züge ihres, herab gerichteten, Gesichts.



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