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Die dunkle Ritterin

von

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Die Hohepriesterin kehrt zurück

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Die Hohepriesterin kehrt zurück
 

Die Nacht hat Sturmwind in Aufruhr zurückgelassen und obwohl einige Mitglieder des sogenannten Schattenhammerkults von der Stadtwache in Gewahrsam genommen werden konnten, waren die Straßen am Tag darauf wie leer gefegt.

"Die Bürger haben Angst.", meinte Borigan und nippte an seinem Krug Tee. Die vier Gefährten saßen in dem größeren der beiden gemieteten Zimmer in der güldenen Rose. Dem Anlaufpunkt für Reisende in Sturmwind. In der riesigen Masse an Gästen, die dieses Gasthaus durchliefen, würde die vermummte Elfe wohl nicht weiter auffallen. Odessa und Borigan bewohnten dieses Zimmer schon einige Tage, was man ihm auch ansah. Überall lagen die Roben der Magierin verteilt herum und auch das benutzte Geschirr und die Gläser konnte die Wirtin Allison augenscheinlich alleine nicht so schnell wieder abräumen, wie sie es rausgab. Aber es war geräumig und sauber. Die Betten waren weich und das Wasser in den Bädern warm.

"Natürlich haben sie Angst, wenn irgendwelche Spinner des Nachts durch die Straßen stürmen, Zauber um sich schleudern und verkünden der Weltuntergang stünde bevor. Ich frage mich was die reitet. Der Lichkönig ist schließlich erschlagen.", erwiderte die quirlige Magierin. Tatsächlich war bisher aus keinem der festgenommenen Kultisten heraus zubekommen worauf sich ihre Prophezeiungen bezogen. Sie beteten nur weiter dieselbe Leier herunter. So berichtete der Krieger, nachdem er sich bei einem Freund erkundigt hatte, der bei der Stadtwache arbeitete.

"Wer weiß was dahinter steckt. Ich hoffe Varian behält das im Auge und tut sie nicht als irgendwelche Spinner ab. Dafür war das ganze viel zu organisiert." Die Hohepriesterin brachte es nüchtern auf den Punkt, wie Dolette fand. Diese Kultisten einfach als Spinner abzutun und zu denken, dass nichts weiter in diese Richtung geschehen würde hielt auch die Todesritterin für leichtsinnig. Abwesend führte die dunkle Elfe ebenfalls ihren Krug Tee an die blutleeren Lippen und nahm einen kräftigen Schluck der Kräutermixtur, die heiß ihre Kehle hinab rann. Tee wärmte immer kurzfristig und mittlerweile konnte sie das wohlige Gefühl, das sich in ihr ausbreitete sogar genießen. Sie spürte die bernsteinfarbenen Augen ihrer Liebsten auf sich ruhen, offenbar erwartete die Priesterin, dass auch Dolette ihre Meinung dazu beitrug. Verstehend nickte sie in ihre Richtung, wobei die hellblonden Wellen sanft mit dem Nicken wippten.

"Ich finde vorallem ihre Anzahl höchst beunruhigend und ich frage mich, ob diese Kultisten auch in anderen Großstädten gestern dieses Theater vorgeführt haben."

"Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Meinst du das ist möglich?", fragte Odessa erschrocken. Die jugendlichen Züge der Magierin verzogen sich deutlich vor Sorge.

"Alleine im Magierviertel habe ich gestern mindestens zehn Explosionen gezählt. Wenn sie in den anderen Bezirken ähnlich zahlreich waren, kann man davon ausgehen, dass es in der ganzen Stadt sicher sechs dutzend von diesen Kuttenträgern gab. Wer weiß wie lange sie sich schon im Verborgenen organisieren? Aber da sie so viel Wert darauf gelegt haben, gleichzeitig aufzutreten ist es durchaus denkbar, dass sie dies auch an anderen Orten getan haben." Die anderen drei überdachten Dolettes Überlegungen. Nickten verstehend und schwiegen. Den Rest des Frühstücks hingen sie noch weiter ihren Gedanken nach, bis sie sich schließlich auf den Weg zum Turm des heiligen Lichts machen würden, damit Marialle dort nach dem Rechten sehen konnte und um eine Lösung zu finden, wie sie gleich weiter ziehen kann.

Die Straßen der Stadt wollten sich auch am Mittag nur gemächlich füllen und selbst das Wetter schien die Stimmung der Leute widerzuspiegeln. Die Wolken hingen tief und ließen nur sehr vereinzelt einen Sonnenstrahl durch die dicke Decke aus grauem Dunst scheinen. Dolette atmete merklich auf, als die vier endlich die nördlichen Tore der Stadt hinter sich ließen. Der Weg zum Ausbildungszentrum der Kirche des heiligen Lichts war nicht weit und so war es noch immer Tag als sie den Turm erreichten, wenn auch die Dämmerung schon einsetzte.

"Ihr hättet einfach in der Rose bleiben sollen. Ich weiß nicht, ob ich es schnell wieder raus schaffe.", sagte Marialle leicht verärgert, doch Dolette legte ihr sanft eine Hand auf die schulter und versuchte sich an einem Lächeln, was ihr von mal zu mal besser gelang und seine Wirkung in den letzten Tagen nicht ein einziges mal verfehlte. Marialles Züge entspannten sich und wurden seicht. Eine gewisse Magie schien sie zu erfassen und zu benebeln sobald sich die fahlen Lippen der dunklen Elfe zu einem Lächeln formten.

"Lieber schlage ich mein Lager hier für einen ganzen Mondzyklus vor deinem Turm auf, als eine weitere Nacht in Sturmwind verbringen zu müssen.", verkündete die Todesritterin ernst. Die Priesterin schluckte erst, lächelte dann aber dankbar. Flüchtig hauchte sie der dunklen Ritterin einen Kuss auf die Lippen und wandte sich zu Odessa.

"Willst du mich begleiten Odi? Vielleicht kann ich dich zur Not als Vorwand benutzten, um schnell wieder loszukommen?" Die Angesprochene sah erstaunt auf, nachdem sie sich und Borigan erst noch abgewandt hatte, um den beiden etwas Privatsphäre zu geben.

"Eh...Ja selbstverständlich.", sagte diese abgehakt, während sie dem Krieger einen fragenden Blick zuwarf.

"Na da würde ich mich doch nicht zweimal bitten lassen, Odi. Falls es dauert kannst du wenigstens in einem Bett schlafen." Der grob wirkende aschblonde Mann grinste über beide Ohren, um das gesagte nicht wie einen Vorwurf klingen zu lassen. Die Magierin kam dem Mann darauf ganz nah und gab ihm einen Kuss auf die Wange, in den sie etwas hinein flüsterte das wie, "In das kann ich dich dann ja auch holen." klang. Jedenfalls ließ die rosa Verfärbung auf seinen Wangen, Dolette schließen, dass es zumindest in diese Richtung gehen musste.

Schmunzelnd stand sie neben dem noch immer leicht benommen wirkenden Krieger und winkte den beiden Frauen zum Abschied. Als die beiden hinter den riesigen Flügeltüren im Turm verschwunden waren knuffte sie den Krieger mit dem Ellbogen kräftig in die Rippen. Borigan musste erschrocken aufkeuchen.

"Na die kleine Odi raubt dir ja wirklich den Atem, Borigan.", versuchte sie ihn aus seinen Gedanken zu locken. Er kratzte sich darauf jedoch nur verlegen am Hinterkopf und schaute zu Boden. Dolette war etwas verwirrt über dieses Verhalten. Zum einen weil sie Männer so bisher nicht kennengelernt hatte. Eher solche die jedem Weib, das sie trafen unverschämt auf den Allerwertesten schlugen. Zum anderen hatte Marialle ihn gar nicht so in ihren Erinnerungen beschrieben. Aber was wusste die Todesritterin schon, wie es den Menschen erging wenn sie sich verliebten. Sie selbst war wahrlich kein Paradebeispiel für Selbstbewusstsein, wenn es um Gefühle ging. Womöglich tat sich so mancher mit dem Thema schwer. Da er nicht auf ihre Neckereien einging, beschloss sie also das Lager aufzuschlagen, heute würden sie ganz sicher hier bleiben.
 

"Hohepriesterin Lichtsprung! Beim Licht! Wir haben gehört was geschehen ist. Dem Licht sei Dank, dass ihr wohl auf seid!" Die warmen braunen Augen des Klerikers erinnerten noch an die Farbe, die das weiß gewordene Haar einst hatte und das glückliche Lächeln des Mannes wurde von einigen Falten umspielt.

"Meister Hestian, es tut mir so leid, ich hoffe ihr habt euch nicht allzu große Sorgen gemacht." Hestian lächelte milde, als wolle er nicht lügen und blieb darum die Antwort lieber schuldig. Dafür schaute er fragend neben die beiden Frauen, bis er seine Blicke schließlich in Worte fasste.

"Wo ist Therez, Mylady?" Marialles Miene verfinsterte sich augenblicklich. Sie hatte den Gedanken an ihre Schülerin so tief in sich verschlossen, dass sie vergessen hatte, dass man sie hier im Turm natürlich sofort nach ihr fragen würde. Betreten sah sie zu Boden. Sie brauchte einige Herzschläge um den schweren Strick zu lösen der sich um ihre Kehle zu schnüren schien, doch schließlich antwortete sie, mit einem sanften Lächeln.

"Es ist eine lange traurige Geschichte, aber soviel zwischen Tür und Angel, Hestian. Therez fiel den Machenschaften von Putress, dem Großapotheker von Unterstadt, zum Opfer. Bereitet eine Trauerfeier vor, dann werde ich die Umstände allen Bewohnern des Turms näher erläutern. Und schickt mir Maxime. Ich bin in meinem Arbeitszimmer." Der Kleriker nickte betreten und verbeugte sich tief ehe er die beiden Frauen passieren ließ. Marialles Arbeitszimmer war hoch oben im Turm und so war der Weg dorthin ein richtiger Spießrutenlauf. Alle paar Meter wurde sie von Lehrern aufgehalten und auf ihre unerwartete Abwesenheit angesprochen. Schüler und Schülerinnen machten ebenso wenig einen Hehl aus ihrer Neugierde.

"Maxime ist noch hier?", riss Odessa sie aus ihren Gedanken. Die Priesterin sah auf in die strahlend blauen Augen ihrer Freundin, während sich die beiden eine weitere Wendeltreppe hinaufschoben. Wie im ganzen Haus lagen beige Läufer mit goldenen Verzierungen, auch auf den Treppen. Die Decken waren hoch und es hallte, ähnlich wie in einer Kirche. Neben zahlreichen Gemälden und Wandteppichen hingen überall goldenen Kerzenhalter an den Wänden.

"Ja. Sie erzählte mir, dass ihr Verlobter nicht auf sie gewartet hat. Sie verschrieb sich ganz dem Dienst des Turms. Sie ist heute eine Weise Meisterin für viele Schüler. Aber sie kann eine gewisse Trauer einfach nicht ablegen. Ich weiß nicht wann ich sie das letzte Mal lächeln gesehen habe, aber ich war sicherlich auch genau die falsche um sie aufzumuntern. Meine eigene Trauer umgab mich immer viel zu sehr. Sie sagte irgendwann, dass ich ihren Schmerz allein durch meine Anwesenheit verdoppeln würde. Wenn es ging würde sie gern im Turm bleiben, aber sie möchte mich nicht jeden Tag sehen müssen. Meister Yskopaiah hat ihr schließlich die Gewächshäuser und Gärten anvertraut." Marialle seufzte schwer. Odessa schien überrascht und zog eine Augenbraue hoch.

"Heißt das, sie gibt dir die Schuld dafür, dass ihr Verlobter sie verlassen hat?", fragte sie daher.

"Ich denke schon. Ich weiß es aber nicht genau, wir haben seit dem nie wieder darüber gesprochen.", antwortete Marialle ehrlich.

"Was willst du denn jetzt von ihr? Willst du, dass sie uns begleitet? Falls du die alten Gefährten wieder zusammen trommeln willst. Wo der Schattenschreiter, der Nachtelf und der Zwerg sind, weiß ich zufällig." Odessa wurde hellhörig und in ihren blauen Augen bildete sich dieser jugendliche, aufgeregte Glanz, der die Hohepriesterin schmunzeln ließ.

"Nein, Odi. Warum auch? Der Lichkönig ist besiegt. Ich hoffe auf ein wenig Frieden. Ich möchte, dass sie mich vertritt. Dann zu meiner Familie und dann mit euch nach Theramore, wie du weißt." Die Pläne zusammen nach Theramore zurück zukehren hatten die vier Gefährten am Vorabend geschmiedet und Marialle freute sich schon sehr darauf, doch die Magierin war wirklich glücklich über den Wandel gewesen den das Gespräch zu diesem Zeitpunkt genommen hatte. Borigan hatte noch zuvor davon gesprochen weiter durch die Lande zustreifen, was Odessa augenscheinlich nur mäßig zu gefallen schien, aber auch er schien angetan von dem Gedanken wieder eine längere Zeit mit seiner ehemaligen Kommandantin verbringen zu können, ob sie nun anders war als vorher oder nicht.

"Und du meinst das macht sie?"

"Das werden wir sehen.", antwortete Marialle schlicht.

Endlich erreichten die beiden das Arbeitszimmer vom Oberhaupt des Turms. Auf Marialles Schreibtisch türmten sich die Pergamentrollen und Briefe und ihr Stuhl stand noch immer so schief da wie sie ihn verlassen hatte. Sie ging um den massiven Schreibtisch herum und strich mit einem Finger über das dunkle Holz. Er wurde zwischendurch nicht geölt und so fühlte sich das Material ungewohnt rau an. Odessa entzündete unterdessen mit einem winzigen Feuerzauber die vier Kerzenleuchter an den Wänden und den auf dem Tisch. Langsam ließ sich die Hohepriesterin in ihren schweren, mit rotem Samt bezogenen, Stuhl sinken, der aus demselben Holz gearbeitet war, wie der Schreibtisch. Sie atmete den vertrauten Geruch ein, der überall in diesem Raum war. In jedem Buch der beiden deckenhohen Bücherregale, die die Tür flankierten. In den roten Vorhängen die bis auf den Boden hingen. In ihrer Schreibfeder und in jedem Möbelstück. Es war ihr ureigener Duft der diesem Raum seine ganz spezielle Note gab. Mechanisch glitt ihre Hand zur obersten Schublade ihres Schreibtisches und zog sie behutsam auf. Ein routinierter Griff öffnete einen winzigen Geheimmechanismus an der Unterseite der Tischplatte und eine weitere kleine Schublade kam zum Vorschein, in der etwas golden glitzerte. Vorsichtig zog Marialle das fein gearbeitete Medaillon an seiner Kette heraus und legte es in ihre freie Handfläche. Langsam fast ehrfürchtig öffnete sie das kleine Kunstwerk, das sie schon einmal verschenkt hatte und betrachtete die beiden Worte, die ihr Leben bestimmten.

Licht & Liebe

Ein Klopfen riss sie, wie schon so oft in diesem speziellen Moment, aus ihren Gedanken. Geschickt ließ sie das Schmuckstück wieder in seinem Versteck verschwinden.

"Herein.", bat sie.

"Marialle, dem Licht sei Dank, dass du wohl auf bist. Du hast nach mir schicken lassen?" Es war eine deutlich gealterte Version von Maxime, die mit ihrem kastanienbraunen Haaren und den dazu passenden Augen, aber noch immer einen atemberaubenden Anblick bot. Die Jahre der Trauer hatten allerdings deutliche Spuren hinterlassen, so sah sie kalt und verbittert aus. Ihre Mundwinkel zeichneten Furchen die nach unten zeigte genauso wie zwischen ihren Augenbrauen, vom vielen grübeln. Sie schaute sich in dem Arbeitszimmer um und ihre Augen weiteten sich, als sie die Magierin entdeckte, die neben der Priesterin noch um einiges jüger wirkte obwohl sie dies kaum war.

"Beim Licht, Odi! Bist du es?", fragte sie erstaunt. Odessa schenkte ihr ein ehrliches Lächeln, nickte eifrig und schloss die ehemalige Gefährtin in die Arme.

"Schön dich zu sehen, Maxime. Ich bin Mari in Nordend begegnet." Als sich die beiden Frauen voneinander lösten, blickte die Priesterin erschrocken zu ihrer Obersten.

"Nordend? So weit hat man dich verschleppt?"

"Naja, das würde ich so nicht sagen, aber ja ich war in Nordend.", erklärte die Hohepriesterin ruhig.

"Nehmt doch bitte platz und dann erklären wir dir erstmal was geschehen ist."
 

Die Miene der dunkelhaarigen Priesterin verfinsterte sich während der Erzählung immer mehr, wenn auch Marialle kaum geglaubt hatte, dass dies überhaupt noch möglich sei. Immer wenn die Todesritterin zur Sprache kam wurde dies besonders deutlich. Als die Hohepriesterin geendet hatte ließ sie eine vorerst sprachlose Maxime zurück und es dauerte eine ganze Weile bis diese ihre Sprache wieder fand.

"Aber dann ist es wahr. Der Lichkönig ist wahrhaftig gefallen, wir können wirklich durchatmen." Marialle und Odessa nickten bestätigend.

"Ich werde meine Geschichte nachher noch dem ganzen Turm erzählen, in abgeschwächter Form natürlich, aber vorher wollte ich dich noch um einen Gefallen bitten." Maxime sah auf und ihre kastanienbraunen Augen waren nun fast schwarz.

"Dann frag.", sagte sie kühl, was Marialle schlucken ließ.

"Ich möchte dass du mein Stellvertreter bist, für jede geplante und ungeplante Abwesenheit, von meiner Seite.", erklärte die Hohepriesterin schlicht und sah der anderen Priesterin erwartungsvoll in die dunklen Augen.

"Ausgerechnet ich?", fragte diese und erneut lag Staunen in ihrem von Trauer gezeichnetem Antlitz.

"Ich weiß, Maxime. Wir waren nie die besten Freunde und seit unserer gemeinsamen Rückkehr in den Turm hat sich das noch verstärkt, dennoch vertraue ich niemandem so sehr, wie dir hier im Turm." Wieder brauchte Maxime etwas um eine Antwort zu finden. Aber sie entschloss sich für eine weitere Frage.

"Wo willst du hin dass du das direkt geklärt haben willst?", fragte sie ohne Umschweife. Marialle war etwas überrascht. Sie hatte damit gerechnet, dass die Priesterin sich nicht groß für Gründe interessieren würde und stattdessen sofort einschlug.

"Ich möchte meine Familie besuchen und dann mit Odi und Borigan eine Weile nach Theramore.", erklärte sie wahrheitsgemäß.

"Und was wenn ich das auch gern möchte? So sehr wie du, habe ich mich nie dem Turm verschrieben. Du weißt, dass es immer nur meine zweite Wahl war hier zu bleiben." Das stimmte wirklich. Vielleicht hatte Marialle es sich etwas zu leicht machen wollen, in dem sie Maxime um diesen Gefallen bat.

"Wenn es das ist was du möchtest, dann begleite uns. Dann werde ich Hestian bitten, mich zu vertreten." Endlich entspannten sich die Gesichtszüge der Priesterin und auch Marialle spürte wie die Anspannung in ihr endlich etwas nach ließ.

"Dann ist es abgemacht, wann verlässt du den Turm wieder?" Etwas anderes war nun in Maxime erwacht. Feuereifer, würde Marialle sagen, wenn sie diesen Glanz in den Augen einer ihrer Schülerinnen gesehen hatte.

"So schnell wie möglich.", antwortete sie knapp.

"Gut, dann schicke ich dir Hestian. Wenn du deinen Papierkram über Nacht bearbeitest, können wir morgen Früh zu deiner Familie weiterziehen." Ohne auf eine Antwort zu warten sprang die Priesterin auf und wandte sich zur Tür, stieß sie auf und verschwand aus dem Raum. Verwirrt blieben Marialle und Odessa zurück.

"Die war ja wie von der Frosttarantel gestochen.", kam es gepresst von der quirligen Magierin.

"Allerdings. Ich hatte vielleicht unterschätzt, wie eingepfercht sie sich hier fühlt. Naja vielleicht schickst du doch mal nach Bertak, Efendral und Malek, Odi. Und in Theramore sind wir dann mit Will wieder alle beisammen.", witzelte Marialle.

"Ach der..." Die Priesterin zog eine Augenbraue hoch.

"Was ist denn mit ihm?", fragte sie etwas verwundert über den genervten Tonfall ihrer Freundin.

"Der hat doch eh nur Augen, für seine Stadthalterin." Daher wehte der Wind.

"Na, Odi. Du hast doch jetzt Borigan.", versuchte sie die Magierin zu beschwichtigen.

"Jaaa, manche Gewohnheiten legen sich aber nicht so leicht ab.", erklärte Odi lachend und streckte Marialle keck die Zunge raus.

"Mit der hat er schon zwei Kinder und mimt den Oberpriester in Theramore. Ich denke nicht, dass er sich noch für unsere Gruppe groß interessieren würde." Der Gedanke stimmte Marialle nun auch beinah etwas traurig und so verstand sie ihre Freundin ein Stück weit.

Es klopfte erneut an der Tür und dieses mal stand Hestian vor davor. Nachdem auch er sich gesetzt hatte und Marialle ihm die Umstände ihres langen Fernbleibens erklärt hatte, stellte sie ihm also dieselbe Frage, wie zuvor Maxime. Anders als seine Vorgängerin war der Kleriker allerdings hellauf begeistert und nahm direkt an.

Mit einer Sorge weniger schritten die drei ein wenig später also in den großen Speisesaal. Der Saal war ganz ähnlich eingerichtet wie der gesamte Turm, nur in viel größeren Dimensionen. Über jeder großen, runden Tafel, die einem guten Dutzend Personen Platz bot, hing ein gewaltiger Kronleuchter aus Gold in den unzählige Kerzen gefasst waren. Die Hohepriesterin erklärte den Lehrkräften und Schülern wie angekündigt eine gekürzte Version ihrer Entführung und ebenfalls, dass sie schon morgen wieder aufbrechen würde. Ebenfalls ernannte sie Hestian offiziell zu ihrem Stellvertreter. Gemeinsam schwieg man für Therez und betete, dass ihre Seele ins Licht gehen möge.

Marialle genoss diese kurze Zeit in der Umgebung die ihr wie keine andere auf der Welt, vertraut war, aber es drängte sie wieder hinaus. In die weite Welt und vorallem in die Arme ihrer geliebten untoten Elfe, die vor den Toren des Turms auf sie warteten. In dem Moment wurde ihr klar, dass sich die Geschichte irgendwie wiederholte und das ließ sie seicht, in den großen Speisesaal, lächeln. Sie würde das Versprechen, dass sie einst ihrem Meister Yskopaiah gab nicht brechen, sie würde weiter die Herrscherin des Turms bleiben, aber sie wird sich dabei nicht selbst aufgeben. Ein warmes Gefühl der Sicherheit, genau das richtige zu tun, stieg in der Hohepriesterin hoch und zufrieden lehnte sie sich in ihren riesigen, thronartigen Stuhl zurück und widmete sich wieder dem Mahl das vor ihr stand.

Anschließend begaben Marialle, Odessa und Maxime sich zurück in das Arbeitszimmer der Hohepriesterin.

"Der Papierkram dauert sicherlich die ganze Nacht.", stöhnte Marialle genervt.

"Na komm wir helfen dir. Um so schneller können wir aufbrechen.", kam es von Maxime, was Odessa laut protestieren ließ.

"Also ich habe nie behauptet, dass ich dich zum Helfen begleite, Mari! Ich kann das auch..." Weiter kam die Magierin nicht.

"Nun hab dich nicht so Odi, wozu sind Freunde denn da?"



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