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Kapitel 4:

Kapitel 4:
 

Ich sitze auf der Treppe zu unserer Haustüre. Es ist arschkalt und Raphael lässt mich warten. Ich sitze bereits seit einer halben Stunde hier und warte. Es ist inzwischen kurz nach halb neun und es nervt mich einfach. Ich hatte Mühe Zacs Fragen abzuwimmeln. Was ihn allerdings nicht davon abgehalten hat mich den ganzen Nachmittag seltsam anzusehen. Als er mich schließlich heim gebracht hat habe ich schnell geduscht und mich in Schale geworfen. Ich trage eine dunkelgraue Jeans und dazu eine blaue Bluse, meinen schwarzen Mantel und hohe Stiefel. Ich hoffe Raphael will nicht in so ein pikfeines Restaurant. Naja inzwischen ist mir eigentlich egal wohin wir gehen, hauptsächlich wir gehen überhaupt irgendwohin. Hier auf der Treppe wird es verdammt kalt. Gerade als ich darüber nachdenke nach drinnen zu gehen fährt ein schwarzer Sportwagen vor und hält an. Raphael steigt langsam aus und sieht dann zu mir. Er trägt einen dunklen Anzug. Die Brauen hat er über seinen farblos wirkenden Augen zusammengezogen und die Lippen fest aufeinander gepresst. Seine Laune ist definitiv nicht die beste. Langsam stehe ich auf und trete vor ihn. ich reiche ihm gerade einmal bis zum Kinn und muss zu ihm Aufsehen.

„Hallo!“ Wortlos öffnet er mir die Wagentüre und steigt dann selbst wieder ein.

„Wo fahren wir…“ Kaum hat er den Wagen auf die Straße gelenkt klingelt sein Telefon. Dass ich ja eigentlich gerade mit ihm rede ignoriert er einfach und geht über die Freisprechanlage ran. Ich sitze steif auf dem Beifahrersitz und fühle mich einfach nur unwohl und überflüssig. Zwangsläufig höre ich Raphaels dunkler und durchdringender Stimme zu. Sie ist bar jedweder Emotion. Es scheint ein Geschäftsgespräch zu sein. so genau kann ich das nicht sagen, denn Raphael und der Mann am anderen Ende der Leitung sprechen Russisch. Oder zumindest hört sich das für meine Ohren so an. Kaum hat Raphael aufgelegt, da klingelt sein Handy erneut. Diesmal sprechen sie Englisch, aber ich verstehe nur Bahnhof und gebe es schließlich auf. Eine halbe Stunde später parkt Raphael in einer Gegend, die mir vollkommen fremd ist. Genervt sieht er auf sein schon wieder Sturm klingelndes Handy, schaltet es ab und wirft es in das Handschuhfach. Dann sieht er mich zum ersten Mal richtig an. Seine hellen Augen wirken müde.

„Zwei Stunden, dann muss ich zurück in die Firma!“ Verwirrt sehe ich ihn an. Es ist Freitagabend, inzwischen neun Uhr. Was will er um elf noch mal in der Firma? Aber Raphael sagt nichts weiter, sondern steuert ein kleines italienisches Restaurant an. Und ich traue mich nicht zu fragen. Also folge ich ihm einfach. Überrascht sehe ich mich in dem Restaurant um. ich hätte etwas prunkvolleres erwartet. Stattdessen betreten wir einen gemütlichen Italiener von nebenan. Raphael geht zu einem Tisch in der hintersten Ecke. Kaum haben wir uns gesetzt, da bringt eine junge Bedienung bereits die Speisekarte und fragt nach den Getränken.

„Ich hätte gerne ein stilles Wasser.“ Ich lächle die Frau freundlich an, während sie von Raphael nur ein unfreundliches „Kaffee, schwarz!“ an den Kopf geworfen bekommt. Kaum ist sie gegangen da sieht Raphael mich an.

„Stell deine Fragen bevor du noch platzt!“ Ertappt sehe ich auf meine im Schoß verschränkten Hände. Woher weiß er das? Kann er meine Gedanken lesen? Egal! Jetzt habe ich die Gelegenheit zu fragen.

„Warum musst du dann wieder in die Firma? Es ist doch Freitagabend?“ Er zuckt mit den Schultern.

„Videokonferenz mit einer anderen Zeitzone.“ Wer legt so etwas denn auf Freitagabend? Darauf werde ich wohl weniger eine Antwort bekommen. Raphaels Blick zufolge will er nicht über seine Firma sprechen. Also wechsle ich das Thema. Zu einem weiteren das mich brennend interessiert.

„Warum hast du mich angerufen? Ich meine, nach dem letzten Mal dachte ich…“ Raphael seufzt und reibt sich kurz über die Augen.

„Gewisse Leute sind der Meinung ich müsse mehr unter Menschen kommen!“

„Danny?“ frage ich vorsichtig. Er zuckt zwar nonchalant mit den Schultern, aber an seinem Gesicht erkenne ich dass ich ins Schwarze getroffen habe.

„Womit hat er dir gedroht, damit wir jetzt hier sitzen?“ Die Bedienung bringt unsere Getränke und unterbricht damit unser Gespräch. Wo sie schon einmal da ist bestellen wir auch gleich noch das Essen. Ich entscheide mich für eine Pizza Margaritha, während Raphael Nudeln mit irgendeinem besonderen Pesto bestellt. Dann sehe ich ihn eindringlich an. Er schuldet mir noch eine Antwort.

„Das geht dich nichts an!“ speist er mich ab und nippt an seinem Kaffee. Also habe ich recht. Er ist nicht wirklich freiwillig mit mir hier.

„Sagst du mir wenigstens warum du ausgerechnet meine Nummer gewählt hast?“ Er fixiert mich kurz und lehnt sich dann auf seinem Stuhl zurück.

„Zufall!“ Jetzt habe ich mich aber verhört, oder? Hat er wirklich gerade gesagt, er habe mich zufällig angerufen? Zufällig?! Was für eine Frechheit! Aber eigentlich… Was habe ich anderes erwartet? Dass er sich mal nicht wie ein Arsch benimmt.

„Gut… und wie stellst du dir das jetzt hier vor?“ frage ich giftig.

„Etwas essen und danach wieder in die Firma.“ Resigniert schließe ich die Augen und lehne mich zurück. Schweigen breitet sich zwischen uns aus. Und ich bin nicht bereit es zu brechen. Stumm sitzen wir uns gegenüber, auch Raphael sagt kein Wort. Das Essen wird gebracht, wir wünschen uns einen guten Appetit, dann ist nur noch das klappern von Besteck zu hören. Irgendwann wird es mir zu blöd und ich blicke von meinem fast leeren Teller auf. Raphaels Teller ist noch mehr als halb voll, lustlos scheint er in seinen Nudeln herumzustochern. Meine Augen wandern über Raphaels akkurat gebundene Krawatte über sein schmales Gesicht bis zu seinen müden Augen. Irgendetwas stimmt hier doch nicht! Raphael ist ein Mann und ich habe noch keinen Mann getroffen, der sein Essen verschmäht.

„Schmeckt es dir nicht?“ breche ich vorsichtig das Schweigen. Er zuckt zusammen. So als wäre er in Gedanken ganz wo weit weg.

„Nein, es ist gut!“ Trotzdem isst er nicht weiter, legt stattdessen seine Gabel zur Seite und verschränkt die Arme vor dem Bauch.

„Möchtest du noch etwas?“ Ich schüttle den Kopf und schiebe mir den letzten Bissen Pizza in den Mund. Raphael winkt die Bedienung herbei und verlangt die Rechnung

„Hier bitte, das macht dann 22,40!“ Raphael zieht seine Geldbörse aus der Hosentasche, doch ich will das nicht. Scheinbar hat er null Bock überhaupt hier zu sein, da werde ich bestimmt nicht auf seine Kosten essen.

„Ich möchte gerne getrennt zahlen.“ Raphaels wütender Blick trifft mich, als ich in das Scheinfach meiner Börse greife.

„Okay, das…“

„Wir zahlen zusammen!“ knurrt Raphael scheinbar ziemlich wütend. Ich lächle ihn falsch an.

„Na gut wie du möchtest!“ Kurz blitzt Triumph in seinen Augen auf.

„Hier, bitte. Stimmt so!“ Damit drücke ich der Bedienung fünfundzwanzig Euro in die Hand. Sie sieht kurz zwischen uns hin und her, dann verabschiedet sie sich und ich bleibe alleine mit einem sichtlich wütenden Raphael zurück.

„Beim nächsten Mal kannst du ja zahlen!“ murre ich nur und schnappe mir meine Jacke. Als ob ich noch einmal mit ihm essen gehen würde. Oder überhaupt irgendwo hin. Ohne auf ihn zu warten stapfe ich aus dem Restaurant. Draußen lehne ich mich an das Auto. Es dauert einen Moment, dann kommt auch Raphael mit starrer Miene und steifem Schritt. Er steigt ein und kramt erst einmal sein Handy aus dem Handschuhfach. Nachdem er es angeschaltet hat braucht er erst einmal eine halbe Stunde um die verpassten Nachrichten und Anrufe durchzugehen. Zumindest fühlt es sich so an. Irgendwann schließt er sein Handy wieder an die Freisprechanlage an, dann fährt er sich über die Augen.

„Ich muss zurück in die Firma. Von da ruf ich dir dann ein Taxi!“ Na das wird ja immer besser! Ich verschränke die Arme vor der Brust und blicke starr nach vorne. Irgendwann… so nach zwei Minuten fängt Raphael wieder an zu telefonieren. Meine Laune sackt immer weiter in den Keller. Raphael fährt in die Tiefgarage eines großen Bürokomplexes. Trotz der späten Stunde an einem Freitagabend stehen noch ein paar Autos da. Raphael parkt, stöpselt sein Handy ab und hält es sich stattdessen ans Ohr. Weil mir ja nichts anderes übrig bleibt folge ich dem Blonden. Wir steigen in einen Aufzug und laufen dann einen langen Flur entlang. Irgendwie ist es gruselig. Die Lichter gehen erst an, wenn wir eigentlich schon direkt darunter stehen. Und es ist absolut nichts zu hören außer unseren Schritten und Raphaels erneut russisches Telefonat. Dann kommt plötzlich eine ältere Frau in einem violetten Kostüm aus einer Tür.

„Herr Bräuer! Sie werden bereits im Konferenzraum erwartet!“ Raphael bleibt abrupt stehen und fährt zu mir herum. Seine hellen Augen liegen genau auf meinem Gesicht.

„Frau Dreher bringen sie Frau Schlee in mein Büro. Dort kannst du dir ein Taxi rufen. Tut mir leid!“ Den letzten Satz sagt er so leise, dass ich eigentlich nur raten kann, was er da von sich gibt. Ich kann gar nicht antworten, denn er ist- kaum habe ich seine Worte entziffert- schon den Flur hinunter in einer Tür verschwunden.

„Frau Schlee, wenn sie mir bitte folgen würden?“ Ich spüre den Blick dieser Frau Dreher immer wieder auf mir liegen, während sie mich zu der Tür ganz am Ende des Flurs führt.

„Hier ist Herr Bräuers Büro…“ Sie bleibt stehen, eine Hand auf dem Türknauf. Sie zögert. Dann stößt sie die Tür auf und eröffnet mir den Blick auf einen rieseigen Raum. Das dominierende Einrichtungsstück ist ein Schreibtisch aus dunklem Holz mit einer schwarzen Marmorplatte vor einer weißen Wand. Ich seufze leise und gehe in den fensterlosen Raum. Welcher Chef hat denn ein Büro ohne Fenster?

„Danke!“ Erst jetzt schließt Frau Dreher die Tür hinter mir. Langsam, als hätte sie Angst ich würde nach einem Tresor oder so suchen. Stattdessen mache ich mich auf die Suche nach einem Telefon. Langsam umrunde ich den Schreibtisch. Er ist ordentlich. Soweit das eben mit Tonnen von Papier darauf möglich ist. Die einzelnen Stapel sind akkurat und gerade, kein Stift liegt unordentlich dazwischen, keine Schmierzettel. Meine Finger streichen über den kalten, dunkeln Stein. Seufzend lasse ich mich in den Lederbezogenen Bürostuhl fallen, über dessen Lehne ein schwarzer Mantel hängt. Raphaels? Sicher! Immerhin ist das hier sein Büro. Ob er sich hier auch so klein vorkommt? Der ganze Raum scheint mich zu erdrücken, obwohl er alleine so groß ist wie Alinas und meine gesamte Wohnung. Der Schreibtisch steht direkt gegenüber der Tür, links von mir steht eine Sitzecke. Auch diese Wand ist einfach nur weiß. Die Wand mit der Tür… Nein es sind zwei Türen. Die Eine ist etwas versteckt zwischen den ganzen Regalen und Schränken. Sie führt möglicherweise in das Büro der Sekretärin? Auch rechts von mir stehen Schränke, Regale, ein Drucker und davor ein langer Tisch mit zehn Stühlen. Fünf auf jeder Seite. Langsam sollte ich wirklich das Telefon suchen. Wieder schweift mein Blick über den Schreibtisch und bleibt an einem hochmodernen Gerät hängen. Das soll ein Telefon sein? Zumindest gibt es einen Hörer. Aber wofür zum Teufel sind die vielen Tasten? Wer soll da denn durchblicken? Vorsichtig strecke ich die Hand aus und drücke auf den erstbesten Knopf. Raphael hat gesagt ich kann telefonieren. Immerhin leuchtet schon mal ein grünes Licht… Ein leises Surren gefolgt von einem leisen Knirschen lässt mich herumfahren. Die Wände bewegen sich. Die beiden weißen Wände fahren nach oben und geben den Blick auf eine atemberaubende Aussicht frei.
 

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Ich hoffe euch gefällt es...

Lg kateling



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