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Vorwort zu diesem Kapitel:
So hier geht es weiter.
Viel Spaß beim lesen und lasst mir eure Meinung da
LG kateling Komplett anzeigen

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Kapitel 7:

Kapitel 7:
 

Zwei Wochen später ist das Wetter einfach nur mies. Es regnet und der ganze schöne Schnee ist verwandelt sich in grauen Matsch und wadentiefe Pfützen. Eigentlich das perfekte Wetter um sich auf die Couch zu kuscheln und einen romantischen Film einzulegen. Oder auch einen Krimi. Und dazu eine schöne Tafel Schokolade. Nur hat das ganze einen Haken. Ich habe keine Schokolade oder überhaupt etwas zu Essen im Haus. Eigentlich ist Alina diese Woche mit einkaufen dran. Aber Boris hat sie gestern zu einem dreitägigen Überraschungstrip abgeholt. Also muss wohl doch ich einkaufen gehen. Deswegen stapfe ich nun mit Schirm und Winterjacke bewaffnet durch die Stadt. Gott ist das ein Mistwetter. Zum Glück habe ich es fast geschafft. Ich will gerade die Straße überqueren, als ein Auto angeschossen kommt. Keine Sekunde später stehe ich klatschnass am Straßenrand.

„Du verdammter Arsch!“ wütend werfe ich die Arme in die Höhe und schaue hinab auf die Bescherung. Ich bin klatschnass. Von meinen Klamotten tropft eine dunkelbraune Dreckbrühe, die vor wenigen Sekunden noch in einer Pfütze auf der Straße war. Genervt wische ich mir das nasse Haar aus der Stirn, als hinter mir eine Autotüre zugeschlagen wird.

„Hey, Sie da!“ Ich erstarre. Diese Stimme… Raphael! Feste Schritte kommen auf mich zu.

„Entschuldigen Sie! Ich habe die Pfütze zu spät gesehen und…Mila?“ Er hat mich umrundet und sieht mir überrascht ins Gesicht.

„Hallo Raphael!“bringe ich mühsam hervor. Sofort wird sein Blick kühl und kontrolliert. Er greift in seine Hosentasche und zieht seinen Geldbeutel heraus.

„Hier für die Reinigung!“ Er hält mir einen hunderter entgegen. Ich sehe ihn entgeistert an.

„Spars dir! Ich besitze eine Waschmaschine.“ Damit drehe ich mich um und stapfe über die Straße. Jetzt nach Hause zu gehen um mich umzuziehen rentiert sich nicht. Ich stehe ja schon direkt vor dem Supermarkt. Da kann ich auch erst noch einkaufen gehen.

„Kann ich dich dann wenigstens nach Hause fahren?“ fragt Raphael schroff. Er ist mir gefolgt.

„Danke, aber ich muss erst einkaufen. Ich glaube nicht, dass du so lange warten willst!“ erwidere ich giftig und betrete den Supermarkt. Als erstes schäle ich mich aus meiner nassen Jacke und hole mir einen Einkaufswagen. Zumindest mein Pullover ist trocken geblieben.

„Warum so giftig?“ will Raphael wissen. Ich fahre zu ihm herum.

„Warum? Du fragst mich ernsthaft nach dem warum? Du hast mir Geld in einem Umschlag hingelegt. Ich bin keine verdammte Nutte!“ Raphaels helle Augen weiten sich überrascht.

„Ich halte dich nicht für eine Prostituierte!“ Wütend funkle ich ihn an.

„Und wofür waren dann die hundert Euro Aufwandsentschädigung?“ ätze ich.

„Das Geld war fürs Taxi!“ gibt er etwas lauter zurück.

„Fürs Taxi? Was denkst du wo ich hinfahren sollte? Nach Timbuktu? Hundert Euro sind viel zu viel!“ Okay die Ironie hätte ich auch weg lassen können…

„Woher soll ich das Wissen? Ich fahre kein Taxi!“ Raphael wird patzig. Wie bitte? Wer ist denn so… so…

„Musst du dann unbedingt Aufwandsentschädigung draufschreiben? Und warum hast du dich nicht gemeldet? Stattdessen deine Sekretärin vorgeschickt?“ Er verschränkt die Arme vor der Brust.

„So bin ich eben!“ Tolle Antwort. Immerhin versucht er sich nicht zu rechtfertigen.

„Dann lass mich doch einfach in Frieden einkaufen!“ Ohne ihn weiter zu beachten laufe ich los. Ich spüre Raphaels Anwesenheit hinter mir.

„Was willst du eigentlich noch?“ fauche ich ihn wütend an. Raphael fährt ich mit der linken Hand durchs Haar. Auch er ist total durchnässt. Sein grauer Anzug fleckig vom Regen.

„Gilt dein Angebot noch?“ fragt er schließlich leise, weicht meinem Blick aus. Was? Hat er gerade tatsächlich…?

„Ich könnte etwas Gesellschaft gebrauchen…“ Murmelt Raphael. Was ist denn mit dem los? Die ganze Zeit hält er mich auf Abstand und jetzt das! Irgendwie wirkt er niedergeschlagen und durcheinander. Ich atme tief durch.

„Okay. Ich mach uns etwas zu essen und wir können uns ja einen Film anschauen.“ Mal wieder weiß ich nicht, warum ich so auf Raphael reagiere.

„Du musst nicht kochen, aber das mit dem Film nehme ich an.“ Raphael reibt sich müde über die Augen.

„Ich weiß von deinen Unverträglichkeiten. Du musst mir nur sagen was ich kochen kann und was nicht.“ Ertappt sieht Raphael mich an. Er sagt kein Wort.

„Ich werde niemandem etwas davon erzählen. Also was verträgst du nicht?“ Kurz beißt er sich auf die Lippen, dann…

„Die meisten Arten Fleisch, Laktose, Zucker und viele Gewürze. Obst und Gemüse geht das meiste, wenn du es genauer wissen möchtest…“ Er kann mir die ganze Zeit nicht in die Augen schauen. Es ist doch nicht dramatisch wenn er gewisse Dinge nicht verträgt. Okay es ist eine Menge, aber trotzdem, das ist doch nicht schlimm.

„Dann hast du eine Liste, ich weiß.“ Erkläre ich sanft und wende mich dann dem Gemüse zu.

„Was sagst du zu Kartoffeln mit Spinat?“ Raphael nickt nur und folgt mir dann schweigend durch den Supermarkt. Er schaut sich aufmerksam um, trotzdem oder vielleicht genau deswegen wirkt er total verspannt auf mich.

„Alles in Ordnung?“ frage ich schließlich. Raphael zuckt zusammen.

„Ja!“ Warum klingt das für mich so gar nicht überzeugend? Vorerst belasse ich es allerdings dabei, hier mitten im Supermarkt wird Raphael wohl kaum darüber reden wollen. Falls ich ihn überhaupt zum reden bekomme, was bei Raphael sehr geringen Redebedürfnis eher unwahrscheinlich ist. nebeneinander verlassen wir den Laden. Raphael verstaut die beiden Einkaufstüten im Kofferraum. Schweigend fahren wir zu meiner Wohnung. Raphael folgt mir zur Haustüre. Mit den Einkaufstüten und einem kleinen Koffer. Fragend sehe ich ihn an, als ich den Schlüssel ins Schloss stecke.

„Ich möchte mich gerne umziehen!“ erwidert Raphael.

„Klar ich habe auch immer einen Koffer im Auto!“ erkläre ich sarkastisch. Lustig ich habe nicht mal ein Auto.

„Geschäftsreise. Ich war noch nicht in meiner Wohnung!“ Raphael schiebt sich an mir vorbei und steigt die Treppe hoch. Perplex sehe ich ihm nach.

„Woher weißt du in welchem Stock ich wohne?“ rufe ich ihm nach. Raphael dreht sich um und sieht auf mich herab.

„Denkst du ernsthaft ich treffe mich mit dir ohne vorher Informationen eingeholt zu haben?!“ Eigentlich hätte ich damit rechnen müssen, aber der Gedanke kam mir gar nicht. Seufzend stapfe ich Raphael nach und lasse ihn in die Wohnung. Der Geschäftsmann streift sich die Schuhe ab und sieht sich dann aufmerksam in dem kleinen Flur um. ich nehme ihm die Tüten ab und zeige dann auf eine Tür zur linken.

„Da ist das Bad, falls du duschen möchtest. Du kannst dir ruhig Zeit lassen, Alina ist nicht da. Ich fange schon mal mit dem Kochen an. Willst du ein Spiegelei dazu?“ frage ich ihn schon auf dem Weg in die Küche.

„Ja, gerne.“ In Raphaels Stimme schwingt etwas undefinierbares mit. Ich stelle die Einkaufstüten auf dem Küchentresen ab und gehe dann erstmal in mein Zimmer um mir trockene Kleidung zu holen. Kurz zögere ich, entscheide mich dann für eine Yogahose und einen wieten dunkelblauen Pullover. Auf dem Weg zurück in die Küche höre ich die Dusche im Bad. Es dauert eine knappe halbe Stunde bis Raphael durch die Tür kommt. Seine Haar sind noch feucht, sein Gesicht zeigt deutlich Müdigkeit.

„Das Essen ist fast fertig. Setz dich schon mal!“ Ich zeige zu dem gedeckten Tisch.

„Was möchtest du trinken?“ Langsam lässt Raphael sich auf einen Stuhl sinken.

„Wasser bitte!“ Ich hole ihm eine Flasche und schalte dann den Herd aus. Aus den Augenwinkeln betrachte ich Raphael. Er trägt eine Jogginghose und ein Langarmshirt. Ich hätte nie mit so legeren Klamotten gerechnet. Eher mit einem weiteren Anzug.

„So fertig!“ Damit stelle ich Raphael einen gefüllten Teller hin. Zögernd sieht er mich an.

„Welche Gewürze hast du…“ Mist. Daran habe ich überhaupt nicht mehr gedacht.

„Salz und etwas Pfeffer. Ich hoffe das ist in Ordnung?!“ Unsicher sehe ich ihn an. Statt einer Antwort greift er nach dem Besteck und beginnt zu essen. Allerdings fällt mir schon nach ein paar Minuten auf, dass er eigentlich nur wieder in seinem Essen herumstochert.

„Stimmt damit irgendetwas nicht?“ Er zuckt zusammen und sieht mich ertappt an

„Nein, es ist gut!“ Ich lege den Kopf schief und erwidere seinen Blick.

„Warum schiebst du das Essen dann nur über den Teller?“ Meine Stimme versuche ich ziemlich sanft zu halten. Lange zögert er, dann seufzt er schließlich leise.

„Morgen habe ich einen Termin, der mir etwas auf den Appetit schlägt.“ Im Klartext: Was auch immer Raphael morgen geplant hat, es macht ihn nervös. Seine ganze Haltung zeigt, dass er gegen dieses Gespräch mauert.

„Okay, wenn du dienen Teller leer isst frage ich nicht weiter nach.“ Ich nehme mein Besteck wieder auf und esse weiter. Nach einem kurzen Moment tut Raphael es mir gleich. Es dauert zwar, aber er isst tatsächlich seinen Teller leer. Eigentlich schade. Jetzt bleibt meine Neugierde unbefriedigt. Naja was solls. Aber vielleicht erzählt er mir ja etwas anderes.

„Wo warst du auf Geschäftsreise?“ frage ich also. Raphael sieht mich mit zusammengekniffenen Lippen an.

„Wie war das? Du fragst nicht weiter nach?!“ Ich lächle ihn unschuldig an.

„Wegen morgen frage ich nicht nach. Was gestern war…“ Den Satz lasse ich unbeendet im Raum stehen.

„Ich rede nicht mit Außenstehenden über meine Geschäfte.“ Knurrt er. Ich verdrehe die Augen. Das mit dem Gespräch wird wohl nichts.

„Eigentlich wollte ich, dass du mir etwas über das Land erzählst, aber lassen wir das! Welchen Film möchtest du sehen?“ Damit stehe ich auf und beginne den Tisch abzuräumen.

„Dubai. Ich war in Dubai.“ Überrascht drehe ich mich um. Raphael steht mit seinem Teller hinter mir.

„Du brauchst gar nicht fragen… Ich habe nur den Flughafen, Hotelzimmer und ein paar Büros zu sehen bekommen. Und der Film ist mir egal. Such du etwas aus!“
 

Eine halbe Stunde später sitzen wir nebeneinander auf der grünen Couch. Naja nebeneinander… nicht wirklich. Zwischen uns ist mindestens eineinhalb Meter Platz. Ich habe Stolz und Vorurteil eingelegt, den wollte ich schon lange Mal wieder schauen. Immer wieder schiele ich zu meinem Gast hinüber. Unruhig rutscht Raphael herum, fährt sich immer wieder fahrig über das müde Gesicht.

„Raphael, wir können auch ins Bett gehen, wenn du das willst!“ Er schüttelt den Kopf, schaut auf seine Armbanduhr.

„Es ist nicht mal sieben…“ Ich unterdrücke ein Seufzen. Dann greife ich nach der Fernbedienung und halte den Film an.

„Das hat doch nichts mit der Uhrzeit zu tun! Wenn du müde bist, dann leg dich hin. Du kannst mein Bett haben oder du legst dich hier eine Stunde auf die Couch. Nimm meinen Schoß als Kissen, wenn du willst.“ Raphael blickt starr geradeaus, in dem Moment wird mir klar, dass ich zu weit gegangen bin. Wenn ich an unser letztes Treffen denke…

„Vergiss einfach was ich gesagt habe! Ich habe schon kapiert, dass du nicht von mir angefasst werden willst!“ Damit drücke ich die Play-Taste und wende mich wieder dem Film zu. Ich halte meinen Blick stur nach vorne gerichtet. In erster Linie um Raphael nicht ansehen zu müssen. Umso überraschter bin ich, als er näher rückt und tatsächlich den Kopf auf meinen Oberschenkeln ablegt.

„Schultern und Nacken sind okay!“ flüstert er. Ich zögere, sehe auf seinen schlanken Hals und das etwas wirre Haar. Ganz langsam hebe ich die Hand, berühre seine warme, weiche Haut. Er wirkt total angespannt, seine Muskeln sind hart wie Stahlbeton. Vorsichtig beginne ich seinen Nacken zu massieren. Mit jeder Sekunde wird Raphael entspannter.

Mit einem leisen `Danke´ richtet er sich auf, als der Abspann läuft. Irgendwie vermisse ich seinen warmen Körper so nahe an mir.

„Ich sollte mal nach Hause fahren.“ Murmelt er sichtlich müde. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er die Hälfte des Films verschlafen hat. So übermüdet lasse ich ihn sicher nicht hinters Steuer.

„Du bist erschöpft. Heute Abend solltest du kein Auto mehr fahren. Bleib doch hier!“ Eigentlich rechne ich mit einem klaren Nein, aber Raphael überrascht mich erneut.

„Wenn ich nicht störe…“ Ich schüttle den Kopf.

„Nein, natürlich störst du nicht.“ Hätte ich ansonsten gefragt? Wohl kaum.

„Okay. Mein Schlafzimmer ist direkt gegenüber. Ich geh kurz ins Bad und komm dann gleich!“

Ich stehe vor dem Spiegel, die Hände aufs Waschbecken gestützt. Warum lande ich trotz meiner guten Vorsätze doch immer wieder mit Raphael im Bett. Naja, ob wir heute wirklich so im Bett landen bezweifle ich stark, aber trotzdem… Aus welchem Grund auch immer gebe ich Raphaels-Charme kann man das eigentlich nicht nennen-Art nach. Wollte ich ihm nicht die Meinung sagen und ihn dann vergessen? So viel dazu. Ich bin keine Idee weiter, als ich mein Schlafzimmer betrete. Raphael sitzt auf der Bettkante, einen Stoß Blätter auf dem Schoß. Seine hellen Augen liegen auf mir.

„Ich möchte dir einen Vorschlag machen!“ Fragend lege ich den Kopf schief.

„Worum geht’s?“ Ich gehe um mein Bett herum und setze mich auf die andere Seite. Raphael dreht sich zu mir und hält mir die Blätter entgegen.

„Unterschreibe das bitte erst!“ Mit hochgezogenen Brauen überfliege ich die erste Zeile und platze sofort heraus.

„Eine Verschwiegenheitserklärung? Wofür das denn?“

„Um meine Privatsphäre und meine Firma zu schützen! Mit der Zeit wird man vorsichtig!“ Das sagt er, als hätte ihn schon mehr als einmal jemand hintergangen.

„Okay, ich unterschreibe!“ murmele ich leise und setzte nach kurzer Lektüre meinen Namen unter das Dokument.

„Also los, worum geht es?“ Raphael atmet tief durch.

„Ein paar Leute, allen voran Danny versuchen ständig mich zu verkuppeln oder ich soll mir wenigstens ein paar Freunde suchen… Ich kann dich gut leiden. Daher dachte ich wir treffen uns alle paar Wochen zu festgelegten Terminen und ich zahl dich dafür. Ich setze einen Vertrag auf und…“

„Nein!“ unterbreche ich seinen Redefluss.

„Ich bin noch immer keine Prostituierte für die du zahlen musst! Und nur mal so Grundsätzlich… Man setzt über eine Freundschaft keinen Vertrag auf oder legt Termine fest.“ Raphael verspannt sich.

„Ein einfaches Nein hätte gereicht. Du musst mich nicht anbrüllen nur weil dir mein Vorschlag nicht gefällt!“ damit legt er sich hin und dreht sich auf die mir abgewandte Seite. Ich atme langsam ein und aus. Ich kann das jetzt dabei belassen. So wie ich Raphael einschätze wird er morgen früh verschwunden sein und sich auch nicht mehr bei mir melden. Will ich das? Nein, eigentlich nicht. Ich würde ihn gerne etwas besser kennen lernen. Und dass kann ich nicht, wenn wir uns nicht mehr sehen. mir wird klar, dass ich das mir Raphael nicht so einfach hinter mir lassen kann. Und das bereits jetzt schon wo ich ihn kaum kenne. Aber was mich noch immer beschäftigt ist die Sache mit dem Geld.

„Warum willst du mich überhaupt dafür bezahlen?“ Frage ich tonlos in der drückenden Stille zwischen uns.

„Weil jeder der etwas mit mir zu tun hat früher oder später das Interesse der Presse weckt. Nur weil man mit mir gesehen wird.“ Raphael hat sich noch immer nicht umgedreht.

„Du bist ein Geschäftsmann, kein Schauspieler oder Musiker. Wie schlimm kann das schon sein?“ frage ich schulterzuckend. Aus Hollywood kennt man solche Storys, aber hier? Und dann nur ein Geschäftsmann?

„Du kapierst es nicht, oder?“ Raphael setzt sich auf und nimmt seinen Laptop aus dem Koffer. Eine Zeit lang tippt er darauf herum dann dreht er ihn so, dass ich auch etwas sehen kann. Eine dicke rote Schlagzeile:

»Daniel Wegner: Der jüngere Bruder kann wohl nicht mit Raphael Bräuer mithalten oder warum ist er durch die Uniprüfung gerasselt?«

„Und das ist nur der Anfang. Nur ist Danny mein Bruder. Im Gegensatz zu ihm hast du die freie Wahl. Und ich kann dich für alle Unannehmlichkeiten entschädigen.“

„Und wenn ich aber keine Entschädigung will? Und keinen Vertrag?“ brause ich auf.

„Das wirst du früher oder später anders sehen! Also nimm das Geld und lass es gut sein!“ Raphael verstaut den Laptop wieder in seinem Koffer.

„Das ist doch nicht dein Ernst! Für Freundschaft kann man doch nicht bezahlen!“ Ich sehe ihn entsetzt an. Das ganze will mir einfach nicht in den Kopf. Raphael seufzt leise und fährt sich mit beiden Händen durchs Haar.

„Ich habe festgestellt, dass es auch bei Freundschaft im Grunde nur um Geld geht!“ wieder dieser bittere Ton.

„Natürlich, wenn du allen gleich einen Vertrag und Bezahlung anbietest!“ murmele ich knallhart. Raphael erwidert nichts darauf. Ich suche seinen Blick und sehe ihm fest in die Augen.

„Ich mache dir einen Gegenvorschlag!“ Meine Hand legt sich an seine Schläfe, meine Finger fahren durch seine blonden Strähnen.

„Wir vergessen den Vertrag und das Geld und machen es auf die altmodische Weise. Wir treffen uns, telefonieren, schreiben… Wenn es funktioniert, dann funktioniert es… Ohne Druck.“ Raphael lehnt den Kopf gegen meine Hand.

„Ich weiß nicht…“ Er schließt die Augen kurz.

„Komm spring über deinen Schatten und sag ja!“ ermuntere ich ihn. und er nickt tatsächlich.

„Okay, versuchen wir es!“ Ich schüttle den Kopf.

„Nicht versuchen! Tun!“ Statt einer Antwort zieht er mich an sich und lässt uns gemeinsam in die Kissen fallen. Jetzt liegen wir nebeneinander und sehen uns an. Ich habe die leise Befürchtung, dass reine Freundschaft nicht genug ist. aber ich schiebe den Gedanken zur Seite. Jetzt zählt das hier.

„So gut?“ fragt Raphael gerade mit einem leisen Lächeln. Ich glaube das ist erst das zweite Mal, dass ich ihn lächeln sehe. Statt ihm zu antworten lege ich eine Hand in seinen Nacken und fange an ihm durch die Haare zu streichen. Raphaels helle Augen mustern mich, dann vergräbt er sein Gesicht halb in den Kissen.

„Bei Gelegenheit muss ich zum Frisör.“ Murmelt er. Ich wickle mir eine seiner Strähnen um den Finger. Es reicht gerade für ein Mal.

„Solange du sie nicht so kurz schneiden lässt wie bei unserer ersten Begegnung.“ Gebe ich meine Meinung dazu ab. Raphael zuckt zusammen. Irgendwie scheine ich einen wunden Punkt erwischt zu haben.

„Nein, das werde ich nicht.“ Leise, erschöpft. Wir lassen das Thema fallen und bald darauf bin ich eingeschlafen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Yamasha
2016-03-05T17:18:35+00:00 05.03.2016 18:18
Echt schöne Fanfic. Mir gefällt sie. Vor allem, weil ich aus Raphael nicht schlau werde :)
Antwort von:  kateling
06.03.2016 00:28
Danke, das freut mich :)
Ja Raphael ist schon ein sehr eigener Charakter...
Lg kateling


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