Zum Inhalt der Seite

Die Hexe und die Priesterin

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Diese Geschichte stammt aus dem Jahr 2013 und ist demnach schon etwas älter, also bitte berücksichtigen, dass mein heutiger Schreibstil schon wieder ein wenig anders ist.
Außerdem handelte es sich hierbei auch um ein kleines Experiment. Ich habe die Texte zwar nochmal ein wenig überarbeitet, aber den Großteil so gelassen wie er war. Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Prolog

Eines Tages betrat eine junge Frau den gefährlichsten Wald im gesamten Königreich, dessen Wappen einer roten, brennenden Sonne glich.

Warum dieser Wald so gefährlich war? Weil dort seit einigen Jahren eine böse Hexe lebte, die mit ihren übermenschlichen Fähigkeiten alle in Angst und Schrecken versetzte. Sie war so mächtig, dass sie sogar dem Tod mehr als einmal einen Strich durch die Rechnung gemacht hatte, indem sie seine Opfer aus dessen kalten Klauen befreite, als wäre es nur ein simples Spiel für sie.

Darum fürchteten sich selbst die tapfersten Soldaten vor ihr, einfach jeder, denn nur ein Gott konnte das Schicksal derart beeinflussen. Oder der Teufel. Gelähmt von diesen Gedanken, wagte sich deshalb niemand mehr in diesen Wald hinein. Alle bis auf eine Person, nämlich die besagte Frau, die sich in diesem Moment alleine durch das grüne Dickicht kämpfte. Dem Hexenwald, wie manche ihn ganz schlicht nannten.

Es handelte sich um eine junge Priesterin in Ausbildung. Ihr Name war Stella und sie suchte nach jemandem. Nach wem? Nach der Hexe natürlich, außer ihr lebte sonst niemand in diesem Wald.

Warum sie nach ihr suchte? Weil sie ihr etwas sagen musste. Unbedingt, so wichtig war es. Viel wichtiger, als sich darum zu sorgen, dass die Hexe ihr mit ihren Kräften etwas antun könnte.

Besucher sollte sie angeblich verabscheuen, aber auch davor schreckte Stella nicht zurück. Leider gab es dennoch etwas, das ihr hätte Sorgen bereiten sollen und worauf sie sich nicht ausreichend vorbereitet hatte, bevor sie losgezogen war: Stella hatte die Gefahren des Waldes, der Natur an sich, deutlich unterschätzt, noch dazu besaß sie keinen Orientierungssinn und irrte ziellos durch die Gegend.

Seit gefühlten Stunden lief sie nur im Kreis herum, ohne den richtigen Weg zu finden, falls es überhaupt einen gab. Nicht mehr lange und ihre Suche könnte an dem Unwissen scheitern, mit dem sie es gewagt hatte, ganz alleine im Wald überleben zu wollen. Hier war es unheimlich dunkel, nur winzig kleine Lichtflecken verteilten sich über den Boden, so dicht lagen die Blätterdächer der Bäume aneinander, von denen einer wie der andere aussah. Wie sollte sie also jemals herausfinden, wo sie schon gewesen war und wo nicht?

Kleine und große Äste knackten laut unter ihren Füßen. Dieses Geräusch schreckte sicher nicht nur Kleintiere ab, sondern machte vor allem andere auf sie aufmerksam. Wie sollte sie sich leise vorwärts bewegen, wenn überall zahlreiche Glieder von den Bäumen herumlagen?

Manche Wurzeln standen auch so weit aus dem Boden hervor, dass sie mehrmals beinahe gestolpert wäre oder sogar über einige drüberklettern musste. Wie sollte sie sich ihre Kräfte anständig einteilen, wenn sie solche Anstrengungen nicht gewohnt war?

Eine Frage nach der anderen und mit jeder einzelnen wurde deutlicher, wie verloren sie sich fühlte. Viel schlimmer war allerdings der Hunger, der immer größer wurde. Da sie es eilig gehabt hatte und dachte, es würde nicht allzu schwierig werden, die Hexe aufzuspüren, war sie völlig überstürzt aufgebrochen, ohne Proviant mitzunehmen.

Außerdem musste sie feststellen, dass es nicht unbedingt die beste Idee war, in einer Tunika loszuziehen, weil sie öfter mit dem Stoff irgendwo hängen blieb. Wenigstens gab es hier und da einige Beeren, die ihren Magen erst mal vertrösten konnten, womit ein Problem vorerst gelöst war, leider aber nicht ihr größtes.

Wo war die Hexe? War der Wald wirklich so riesig oder kam es ihr nur so vor? Ob sie schon lange unterwegs war? Das Zeitgefühl war verloren gegangen. Auf jeden Fall fühlte sie sich plötzlich schlapp. Ziemlich schlapp.

Mit letzter Kraft schleppte sie sich vorwärts und hielt kein einziges Mal an, obwohl auch der letzte Funken Energie ihren Körper längst verlassen hatte. Dieser verlangte deshalb dringend nach einer Pause, damit er sich erholen konnte, aber sie durfte jetzt nicht einfach aufgeben. Nicht endgültig. Also lief sie weiter, nein, schwankte vielmehr Schritt für Schritt vorwärts, egal wie sehr ihr Körper auch vor Erschöpfung schrie.

Vor ihren Augen drehte sich nach kurzer Zeit alles, was es nicht gerade leichter machte voranzukommen. Es war, als würde sie mitten in einen Strudel blicken, der sämtliche Farben in der Umgebung in seinem Inneren miteinander vermischte. Erst war es ein buntes Flimmern, danach verloren die Farben mehr und mehr ihre Leuchtkraft und verschmolzen zu einem trostlosen Grau. Anschließend war ihr Sichtfeld dabei sich nun langsam vollständig zu verdunkeln und alles zu verschlingen. In ein hungriges, bedrohliches Schwarz.

Sie stand kurz davor das Bewusstsein und damit die Kontrolle zu verlieren. Ausgerechnet jetzt. Ausgerechnet dann, wenn sie es am wenigsten gebrauchen konnte. Zu allem Überfluss wurde sie nun auch noch von einer Hitzewelle erdrückt, die ihr den Schweiß auf die Stirn trieb und sie letztendlich doch in Knie zwang, weil sie keinerlei Energie mehr übrig hatte, um ihr standhalten zu können.

„Muss weiter“, keuchte sie erschöpft und kroch vorwärts, denn laufen war ihr nicht mehr möglich. Mühevoll versuchte sie ihren Weg fortzusetzen. Ihre Glieder zitterten. „Weiter. Ich muss ...“

... sie finden, bevor es zu spät ist!

So stark ihr Wille auch sein mochte, ihr Körper konnte nicht mehr mithalten. Eigentlich konnte er das bereits seit langem nicht mehr, doch jetzt wollte er ihr nicht mehr gehorchen. Konnte es nicht mehr. Sämtliche Reserven waren aufgebraucht, regungslos blieb sie liegen. Die Hitze stieg immer mehr und fühlte sich inzwischen wie ein Feuer an, das in ihrem Inneren tobte.

Auch die Schwärze hatte sich fast gänzlich ausgebreitet und sie konnte so gut wie nichts mehr erkennen, geschweige denn wahrnehmen.

Moment.

Hatte sich da vor ihr gerade etwas bewegt?

Da war doch ein Schatten, der genau in ihre Richtung näher kam. Bevor sie aber erkennen konnte, ob es sich dabei um ein wildes Tier oder einen Menschen handelte, verlor sich ihr Verstand endgültig in einer endlosen Dunkelheit.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück