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Vis-à-Vis

von

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Schattenspiele

Cid stützte sich mit beiden Händen auf dem Kontrollpult auf. ''Ich verstehe nur nicht, was die mit so 'ner Aktion bezwecken wollen. Der Aufwand deckt das Ergebnis in keinster Weise.'' ''Was meinst du?'' Barret ließ sich schwerfällig in einen der großen Polsterstühle sinken und legte die Arme auf den Lehnen ab. ''Ich weiß nicht, was die für 'nen Sprengsatz nutzen wollen. Es gibt nichts, was den kompletten Meteor zerlegt.'' Er rieb sich mit der Hand ausgiebig durch das ganze Gesicht und begann dann verschiedene Knöpfe auf der Konsole zu drücken. ''Außer, die haben schon wieder irgendwas zusammengepantscht.'' Barret gab ein undeutbares Geräusch von sich. ''Wie du schon sagtest, dem Drecksverein...'' Cid schob mehrere Hebel in Position, dann drehte er sich zu ihm um. ''Saftladen. Ich hoffe für die, dass ich sie nicht in der Rocket Town erwische!'' Er fischte eine Zigarette aus seiner Brusttasche, dann schlüpfte er aus der Jacke und ließ sie über den Stuhl vor der Konsole sinken. ''Viel bedenklicher finde ich die Aktion mit der Kanone.'' Der Pilot sah auf, nachdem er die Streichholzschachtel aus seiner Hosentasche gezogen hatte. ''Wenn sie ernsthaft die Reaktoren anzapfen wollen... ich kann mir nicht vorstellen, dass das gut geht.'' Ein düsterer Ausdruck legte sich auf die harten Gesichtszüge des Hünen. Der Stuhl knarzte verhalten, als er sich vorbeugte und die Arme von den Lehnen auf die Oberschenkel verlagerte. Grübelnd musterte er seine Metallhand, als er sie langsam zur Faust ballte und wieder öffnete. Das Streichholz entflammte mit einem Rauschen und entzündete den trockenen Tabak. Dann kniete sich Cid vor der Konsole nieder, öffnete eine kleine Luke und griff hinein. Glas klirrte. Er erhob sich wieder, schob die Klappe mit dem Fuß zu und ging zu Barret herüber. Wortlos streckte er ihm ein großes Glas entgegen, öffnete die Flasche, als er es ihm abgenommen hatte und goss ihm ein. Er wusste, dass dem großen Mann weit mehr an der schmutzigen Stadt lag, als ihm. ''Wie auch immer. Unsere Aufgabe ist, sie aufzuhalten.'' Er wandte sich wieder um, nahm einen kräftigen Zug direkt aus der Flasche und trat langsam wieder an das Kontrollpult heran. ''Oder?'' Barret nickte nur stumm und nahm einen Schluck von dem scharfen Getränk. ''Ich hoffe nur, dass uns die Verzögerung keine wichtige Zeit kostet.'', murmelte der Pilot sich selbst zu. Er wusste, dass ihr primäres Ziel die Shin-Ra sein sollte, doch er konnte nicht zulassen, dass sie seine kleine Stadt ausradierten. War es zu selbstsüchtig von ihm gewesen, dass er darauf bestanden hatte vom eigentlichen Weg abzuweichen? ''Ach scheiße, was soll's.'' Nichts als Gefühlsduselei. Mit einem weiteren tiefen Zug aus der Flasche, legte er den letzten Hebel auf der Konsole um und startete die Motoren der Highwind.
 

~
 

Cloud schloss die Tür, als auch Tifa und Yuffie um die Ecke bogen und den Gang betraten. Durch die dünnen Wände konnte er hören, wie die Türen ihrer Kabinen zuklappten. Das leise Summen des Stroms, der durch den dünnen Draht in der Glühbirne rauschte, erfüllte das kleine Zimmer. Vincent stand vor dem Tisch und war dabei, die Schnallen seines Umhangs zu lösen, als sich Cloud mit dem Rücken gegen die Tür sinken ließ. Er hatte seit dem Morgen das dringende Bedürfnis mit ihm zu reden, doch jetzt, wo er endlich die Gelegenheit dazu hatte, wusste er eigentlich gar nicht genau, warum überhaupt. Sicherlich hatte ihn das, was in der Nacht zwischen ihnen passiert war, verwirrt und auch, dass sein Freund danach einfach wortlos den Raum verlassen hatte, doch wollte er wirklich darüber reden? Der Gedanke daran erschien ihm nicht mehr passend. Ein schleifendes Geräusch lenkte seine Aufmerksamkeit wieder der Gegenwart zu, als Vincent den Umhang über die Schulter zog und ihn auf der Stuhllehne ablegte.

''Was willst du?'' Konnte er sich das nicht eigentlich denken? Vincent war sich nicht sicher, ob er es gutheißen konnte, dass der Jüngere schon wieder in seiner Nähe war. Er hatte das Gefühl, dass sein Freund zu seinem zweiten Schatten wurde. Nur langsam zog er seinen Handschuh aus und machte sich danach auch am Rüstungsarm zu schaffen. Stück für Stück arbeitete er sich konzentriert durch die kleinen Verschlüsse, bis er die Armschiene ablegen konnte und schälte dann seine Hand aus dem dazugehörigen Handschuh.

Cloud ignorierte seine Frage und beobachtete ihn schweigend bei seiner Arbeit. Dieser düstere Mann nahm immer mehr Platz in seinem Kopf ein. Vielleicht schon mehr, als gut für ihn war. Er ließ seinen Blick bereits zum zweiten Mal an diesem Tag über den Rücken des anderen gleiten. Nur diesmal war der rote Umhang nicht mehr im Weg. Unter dem dünnen, schwarzen Stoff des Hemdes zeichneten sich undeutlich die sehnigen Muskeln ab, die sich bei jeder Bewegung seiner Arme anspannten. Ob sein Rücken wohl ähnlich vernarbt war, wie der Rest? Erst jetzt, wo er so darüber nachdachte, fiel ihm auf, dass er ihn tatsächlich nicht gesehen hatte. Nicht direkt. Aber er wollte es wissen. Unbedingt. Er seufzte innerlich auf im Anbetracht der Tatsache, dass seine Neugier auf den Schützen immer weiter wuchs.

Fast trödelnd löste Vincent die Schnallen seines Holsters und versuchte dadurch so viel Zeit wie möglich zu schinden, um sich nicht näher mit dem jungen Mann an seiner Tür beschäftigen zu müssen. Seine Aufregung war nur zeitweise gewichen und er spürte, wie die Unruhe wieder in ihm aufstieg, sobald er sich in seiner Nähe befand. Der Rollbügel des Gurts an seinem Bein klimperte verhalten, als er das Holster von seinen Hüften zog. Er legte es behutsam auf dem Tisch ab, dann seufzte er leicht und drehte sich um. Cloud hatte den Kopf in den Nacken gelegt, seine Hände ruhten flach an der Tür und die blauen Augen verfolgten das schwache Pendeln der Glühbirne an der Zimmerdecke. Für einen kleinen Moment musterte er ihn ausgiebig, wie er so abwesend dastand, wie sich sein Brustkorb in ruhigem Takt hob und senkte und wie sein Puls unter der gespannten Haut am Hals gleichmäßig pochte. Dieser schlanke, schöne Hals. Ein leichtes Kribbeln machte sich in seinen Lippen breit, als er sich bei dem Gedanken daran, ihn dort küssen zu wollen, erwischte. Eilig begann er seine Hemdsärmel hinunterzukrempeln, um sich von diesem Anblick abzulenken. ''Also?''

Die tiefe Stimme riss Cloud klangvoll aus seinen Gedanken zurück in den Moment. War er so schnell schon wieder abgedriftet? Zögerlich schlüpfte er aus seinen Handschuhen, stopfte sie in die Hosentasche und rieb sich über die Augen. ''Reden.'' Ja, eigentlich wollte er das wirklich. Oder? ''Worüber?'' So unsinnig seine Hoffnung war, Vincent würde nicht nachfragen, so sicher war es gewesen, dass er es tat. Wenn er das nur selbst wüsste. Sein Blick wanderte die gegenüberliegende Wand hinab und kam auf Vincents blassen Händen zum Stehen, die geschickt die zerknitterten Manschetten umschlugen, aber die Knöpfe ausließen. Er dachte daran, wie diese Hände, ebenso geschickt, seinen Körper berührt hatten. Plötzlich kam er sich entsetzlich dumm vor. Was sollte er nun tun? Irgendetwas belangloses sagen? Einfach wieder gehen? Weiter herumstehen und hoffen, dass etwas passierte, was ihm die Entscheidung abnahm? Er versuchte die aufsteigende Aufregung hinunterzuschlucken, doch er konnte genau spüren, wie sich die Augen des anderen wartend auf ihn richteten. Wartend und erwartungsvoll. Diese durchdringenden, roten Augen. ''Heute Nacht, das...'' Jetzt war es zu spät. Wollte er wirklich mit ihm darüber sprechen? Er fühlte sich hin und her gerissen. ''Sieh es als Wiedergutmachung für mein miserables Verhalten.'' Die Worte kamen unerwartet. Cloud stutzte und blinzelte ihm verwirrt entgegen. Hatte er das gerade richtig verstanden? Wiedergutmachung? Nur eine...? Eindringlich musterte er sein Gegenüber. Kühl und distanziert wie immer. Das Gesicht fast ausdruckslos. Meinte er das etwa ernst?

Vincent schluckte trocken. Er hatte es sich eingeredet, seit er im Hotel die Zimmertür hinter sich geschlossen hatte, in der Hoffnung, wieder etwas Abstand zu seinem Freund gewinnen zu können. Nur eine Wiedergutmachung. Eine einmalige Angelegenheit. Mehr nicht. Dabei sollte es bleiben. Verdammt... Ein sonores Vibrieren durchzog den Boden, als die Motoren des Luftschiffs starteten und die Glühbirne mit ihrem kleinen Schirm an der Zimmerdecke stärker zu pendeln begann. Die stete Bewegung malte Schattenspiele an die Wände und ließ das Gesicht seines Freundes in gleichmäßigem Takt aufleuchten. ''Verstehe.'' Cloud rieb sich über den Nacken und machte keinerlei Anstalten seinen Platz an der Tür zu verlassen. Seine Kehle zog sich immer weiter zusammen, als sich auch sein Puls allmählich beschleunigte. Warum ging er nicht einfach? Was genau wollte er hier? Was wollte Cloud von ihm? Und umgekehrt...? Er ertappte sich selbst dabei, wie er langsam auf ihn zuging. Die blauen Augen richteten sich zu ihm auf. Cloud musste das Zimmer wieder verlassen. Direkt vor ihm blieb er stehen, hob seinen rechten Arm und stützte seine Hand neben dem blonden Schopf an der Tür auf. Das Metall unter seinen Fingern war kalt, doch er bildete sich ein, die Wärme zu spüren, die vom Gesicht des anderen ausging. Er musste gehen. Sofort. Sein Herz begann immer schneller zu schlagen. ''Cloud.''

Er musterte das Gesicht mit der fast ausdruckslosen Mine vor ihm. Täuschte er sich, oder war Vincent doch nicht so kühl und nüchtern, wie er zu sein vorgab? ''Geh jetzt.'' Er hörte, wie die Fingernägel neben seinem Ohr angespannt über das Metall schrabbten. Er hatte sich nicht getäuscht. Auch wenn er eigentlich hierhergekommen war, um mit ihm über das Geschehene zu sprechen und die Dinge zu klären, bemerkte er doch mit spitzbübischer Freude, wie viel Provokationspotential die Situation gerade entwickelte. Sollte er vielleicht...? Und würde ihm seine Reaktion nicht sogar als Antwort auf alles genügen? ''Und wenn ich bleibe?'' Unverwandt richtete sich sein Blick in Vincents Augen und der kurze Anflug von kaum merklicher Überraschung, der über dessen Züge huschte, blieb ihm nicht verborgen. Langsam näherte sich das blasse Gesicht seinem eigenen und stoppte wieder, als sie sich fast berührten. Warmer Atem strich über seine Haut und schickte einen angenehmen Schauer seinen Rücken hinab. Die andere Hand stützte sich neben seinem Kopf an der Tür auf und sein Herzschlag gewann rasant an Geschwindigkeit, als sich die tiefroten Augen mit einem durchdringenden Blick in seinen Kopf bohrten. ''Kann ich für nichts garantieren.''



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