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Mi corazón en Chile

Mein Herz in Chile
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hier eine kleine Kurzgeschichte von mir. Ich hoffe sie gefällt euch. - Wie ihr alle wisst, ist Feedback immer etwas, das motiviert, weiter zu posten. Ich freue mich über eure Kommentare, auch wenn ihr Anmerkungen oder (konstruktive) Kritik abgeben möchtet, freue ich mich sehr darüber.

Bitte beachtet: Alle Ereignisse in dieser Geschichte, auch wenn sie auf wahren Begebenheiten beruhen, wurden vielleicht verändert. - Selbstverständlich sind Namen, Charaktere und Orte frei erfunden und haben nichts mit den echten Göttern oder deren Netzwerken zu tun... :) Komplett anzeigen

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Nunca olvidaremos

11. September 1973
 

"Perdita, wach auf! Hol die Kinder, wir müssen verschwinden!", panisch rüttelte der Hafenarbeiter Carlos an seiner Ehefrau. Müde öffnete sie die Augen. "Was ist denn los? Wie spät ist es?" - "Sie sind da, Perdita, wir müssen verschwinden! Wir müssen die Kinder in sicherheit bringen! Sofort!"
 

Geistesgegenwärtig sprang die junge Frau aus dem Bett, packte eilig ein paar Wechselklamotten zusammen und verließ das Schlafzimmer. "Ich wecke Claudia! Hol du Rodrigo.", rief sie ihrem Mann zu, ehe sie in der Küche ein paar Lebensmittel zusammen suchte und ihre siebenjährige Tochter Claudia weckte. "Claudia, Schatz! Wach auf, wir müssen schnell weg hier. Wir müssen deine Oma besuchen, sie wartet schon auf uns." Um ihr Kind nicht zu beunruhigen, sprach die Frau ruhig und gelassen auf ihre Tochter ein. "Aber ich mache doch heute mit der Schule einen Ausflug, Mama.", bestimmt schüttelte die Mutter den Kopf. "Der kann leider nicht statt finden. Bitte steh auf und zieh dir etwas an. Erinnerst du dich noch daran, was wir dir vor einiger Zeit erzählt haben? Es ist so weit. Wir müssen gehen." Verstehend nickte das kleine Mädchen und tat wie ihr geheißen.
 

Indessen hatte der Vater den fünfjährigen Sohn der Familie aus dem Bett geholt. Er schlief noch auf dem Arm seines Vaters. Ihn nicht aufzuwecken hatte er für die beste Entscheidung gehalten, so würde er ihm das Bild, welches sich ihm draußen bieten würde, ersparen. Er sah aus dem Fenster neben der Haustür. "Perdita, bitte beeile dich, uns bleibt nicht viel Zeit. Sie kommen!" Ohne zu antworten nahm die Mutter ihre Tochter auf den Arm. "Schatz, bitte versprich mir, dass du dich nicht umschaust! Halte deine Augen geschlossen, solange, bis ich sage, dass du sie wieder öffnen kannst. Und mache keinen Mucks, Rodrigo soll nicht aufwachen!"

Ein bestätigendes Nicken in Richtung ihres Mannes und sie verließen gemeinsam das Haus in Richtung Auto.
 

"Du bist falsch abgebogen, du hättest dort hinten links gemusst.", ermahnte Perdita ihren Ehemann. "Wir fahren nach Santiago!", erwiderte dieser monoton. Die besorgte Frau griff ihrem Mann beherzt ins Lenkrad, der Wagen kam ins Schlingern, ehe er aprupt abgebremst wurde. "Du hast gehört, was sie im Radio gesagt haben! Die Moneda ist verloren. Wir können deinem Bruder nicht helfen, wenn er es bis jetzt nicht alleine geschafft hat, dann...", sie brach ab und sah aus dem Fenster. "Wir müssen es versuchen. Wir können nicht ohne ihn gehen!" - "Carlos, wir haben die Kinder dabei! Wir können das Risiko nicht eingehen!" - "Ich werde nicht verschwinden, ohne es nicht wenigstens zu versuchen, Perdita. Er hat doch sonst niemanden!" Der Chilene stellte den Motor ab und lehnte seinen Hinterkopf an die Fensterscheibe. Er betrachtete seine Frau.
 

Perdita atmete hörbar durch. "Also gut. Hole ihn! Aber bringe uns nicht in Gefahr!" Carlos lächelte. Er startete wieder den Wagen und fuhr routiniert in Richtung Hauptstadt.

Etwa 30 Minuten später kamen sie dort an. Bereits am Ortseingang waren die Straßensperren wahrzunehmen. Auf den Straßen tummelten sich Tausende von Zivilisten und bewaffneten Soldaten, Polizisten und Journalisten. Es fielen Schüsse, Schreie hallten durch die Straßen. In einer engen Gasse hielt Carlos den Wagen. "Du wartest hier, Perdita! Ich gehe zu Fuß weiter. Ich bin in zehn Minuten wieder da. Du bleibst hier bei Claudia und Rodrigo!" Ein leidenschaftlicher Kuss zum Abschied beunruhigte die junge Mutter, doch sie sagte nichts. Sie nickte bloß um ihrem Mann zu zeigen, dass sie verstanden habe. "Pass auf dich auf!", hauchte sie ihm noch nach, als er den Wagen verlassen hatte.
 

"Mama, wo geht Papa hin? Ich habe Hunger!" Nun war auch der kleine Junge aufgewacht. "Er schaut nur nach deinem Onkel. Vielleicht möchte er mit uns kommen.", antwortete ihm seine Mutter und reichte ihren Kindern je eine Scheibe Brot auf die Rückbank, ihren wachsamen Blick ließ sie jedoch nicht ab von dem Geschehen um sie herum.
 

Nach wenigen Minuten schon erblickte sie ihren Ehemann und ihren Schwager. Eilig liefen sie zum Auto. "Starte das Auto, Perdita!", schrie Carlos seiner Frau zu. "Wir müssen sofort weg!" Mechanisch rutschte die hübsche Schwarzhaarige auf den Fahrersitz, startete das Auto und machte sich bereit zum Abfahren, sobald ihr Mann und ihr Schwager im Wagen waren. Ein Schuss. Noch einer. Und ein Dritter. Der Mann, der gerade noch im Begriff war, möglichst schnell zum Auto zu gelangen, ging zu Boden. Sein Bruder wurde von einem Polizsiten aufgegriffen. "Perdita, verschwinde! Du weißt, was wir besprochen haben! Wir treffen uns dort!" Die Frau tat wie ihr geheißen und trat das Gaspedal durch. Vielleicht beabsichtigt, vielleicht im Affekt steuerte sie schnurstracks auf den Polizisten zu und striff ihn mit ihrem Auto. Carlos nutzte den Überraschungseffekt und schlug seinen Widersacher nieder. Bei seinem Bruder konnte er nur noch den Tod feststellen. Einen Moment hielt er inne, dann machte er sich zu Fuß weiter auf den Weg...
 

Einige Stunden später hatte die Mutter mit ihren beiden Kindern das Ziel erreicht. Sie war bei ihrer Schwiegermutter in Nord-Chile angekommen. "Mama, ich will nicht, dass du gehst. Oma ist langweilig!", zeterte das Mädchen, als sie begriff, dass sie mit ihrem kleinen Bruder alleine bei der Oma zurück bleiben sollten. "Ich kann nicht bleiben. Ich habe noch so viel zu erledigen. Außerdem muss ich euren Vater noch abholen. Ich werde in ein paar Tagen wieder hier sein. Versprochen!" Theatralisch schnaubte das Mädchen. "Aber sie ist alt! Sie liest immer nur mit Rodrigo die langweiligen Bücher. Niemals klettert sie mit mir auf Bäume." Liebevoll legte sie ihre Hand an das Gesicht ihrer Tochter. "Du musst mir versprechen, auf Oma und Opa zu hören. Vielleicht kannst du eine eigene Geschichte schreiben und sie Rodrigo vorlesen? Verlasse nicht das Haus, ohne Bescheid zu sagen. Und passe auf deinen kleinen Bruder auf." Sie küsste ihre Tochter auf die Stirn und erhob sich. Dann verabschiedete sie sich auch liebevoll von ihrem kleinen Sohn, der auf dem Arm seiner Großmutter saß.
 

"Francesco, du weißt was ich gesagt habe!", wandte sie sich nun ihrem Schwiegervater zu "Kein Radio! Kein Fernsehen. Ich werde wieder kommen, wenn ich alles erledigt habe. Ich werde mich zwischendurch melden um euch auf dem aktuellen Stand zu halten!" - "Pass auf dich auf, Kindchen! Komm bald zurück!", bat der ältere Herr. "Das werde ich!", erwiderte die Frau, setzte sich ins Auto und fuhr wieder davon...



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