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Sayonara

Tanabata 2016
von

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„Argh!“ Hisagi Shuhei sprang auf, schmiss das bunte Papier von seinem Schoss und fuhr sich fahrig durch seine schwarzen Haare, ehe er den Raum der Länge nach zweimal durchschritt. Verfolgt wurde er dabei von hellblauen, erschöpft dreinblickenden Augen.

„Da wird man doch verrückt bei. Wieso haben wir uns von Matsumoto breit schlagen lassen, diesen Mist zu machen? Wozu soll das gut sein?“ Es war ungewöhnlich das der Vizekommandant der Neunten Division so einen Gefühlsausbruch hatte, vor allem wegen so einer Nichtigkeit wie Origami. Ururu, die bei ihnen gesessen hatte, war zusammengeschreckt und folgte dem aufgebrachten Shinigami. Kira seufzte tonlos.

„Sie meinte, es wäre eine willkommene Abwechslung zum Shinigamidasein. Und zudem wäre es passend zu einem tollen Fest“, versuchte er seinen Kameraden zu beruhigen. Hisagi schnaubte.

„Ich weiß, dass du viel Arbeit zu erledigen hast, aber einen Tag als kleine Auszeit sollte drin sein. Dein Taisho hat es doch auch bestätigt.“

Er schien immer noch nicht begeistert, aber immerhin blieb er stehen. „Und worum ging es dabei gleich nochmal?“

Ihre Blicke wanderten zum Mädchen, das ihren Kopf noch etwas mehr sinken ließ und so tat, als wäre sie vollkommen in ihre Bastelei für irgendetwas anderes vertieft. Es war kein Origami, so viel erkannte Kira. „Ururu-chan, könntest du uns vielleicht den Grund für das Fest erklären?“, fragte der blonde Shinigami vorsichtig nach.

„Es ist eigentlich eine chinesiche Legende und geht dabei um die zwei Liebende, die getrennt wurden und sie nur einmal im Jahr sehen dürfen“, begann sie leise und ließ die angefangene Arbeit in den Schoss fallen, ehe sie zu den beiden Männern aufsah. Kira forderte sie mit einer sanften Handbewegung auf, weiter zu sprechen. „Der Himmelsgott Tentei liebte seine Tochter Orihime sehr. Sie war eine Weberin und stellte jeden Tag wunderschöne Kleider her, aber sie wurde traurig. Weil sie daran zweifelte, jemals die große Liebe zu finden. Ihr Vater konnte sich das nicht mit ansehen und arrangierte ein Treffen mit dem Rinderhirten Hikoboshi. Er lebte auf der anderen Seite der Milchstraße. Sie verliebten sich und es hätte alles gut sein können, aber beide begannen, ihre Aufgaben zu vernachlässigen. Es gab keine neuen Kleider und die Rinder wurden krank.

Daher trennte der Himmelsgott die Beiden und verbot ihnen, sich zu treffen.“ Sie machte eine kleine Pause und atmete tief durch. Ururu hatte nicht schnell gesprochen, aber das Erzählen schien dennoch anstrengend für sie zu sein.

„Die beiden Liebenden waren todunglücklich und Orihime bat und flehte ihren Vater an, dass er sein Wort zurücknehmen solle. Doch er tat es nicht, aber ganz so hart blieb er nicht. Er erlaubte ihr, ihren Liebsten wieder zu sehen und zwar am siebten Tag, des siebten Monats, solange sie ihre Arbeit wieder aufnehmen würde. Sie willigte ein und als es endlich soweit war, stand sie an dem Ufer der Milchstraße und wusste nicht, wie sie diese überqueren sollte. Als sie fast schon aufgeben wollte, kamen Elstern und bildeten eine Brücke für sie. So konnten sie sich endlich wiedersehen.“

„Wie schön!“ Kira lächelte und auch Hisagi sah nicht mehr so grimmig aus.

„Wenn es regnet, dann kommen die Elstern nicht, deswegen bitten viele Menschen darum, dass es schönes Wetter gibt. Das ist natürlich kein Muss, es ist egal, was der Wunsch schlussendlich ist.“

„Also bindet man die Wünsche vor dem Fest an die Bäume?“ Hisagi sah nachdenklich aus. Ururu nickte. „Ja, heute Abend.“
 

****
 

„Und wie geht es meine zwei Süßen?“

Rangiku steckte ihren Kopf durch die Tür. Sie hatte ein breites Grinsen auf den Lippen. „Wart ihr fleißig?“ Ihre Augen wanderten von den beiden Shinigami, die sich in der Mitte des Raumes befanden, zu den bunten Schnipseln, die wild über den Boden verstreut waren oder noch herabsegelten. Man sah sowohl Kira als auch Hisagi an, dass es beiden mehr als unangenehm war, dass sie gerade bei ihrem Treiben unterbrochen worden waren.

„Was?“ Sie riss ihre Augen auf und wedelte mit ihren Armen, während sie nach Worten suchte. „Was habt ihr getan?“
 

Schweigen.
 

Rangiku trat zwei Schritte in den Raum, peinlich darauf bedacht nicht auf einem der Schnipsel zu treten. Vielleicht gab es ja einen speziellen Grund, warum sie gerade so im Raum verteilt waren. Doch wenn sie immer noch in den betretenen Gesichtern der Shinigami sah, dann bezweifelte sie es stark. „Also, was hat es hiermit auf sich? Ich dachte, ihr macht Orihime und Hikoboshi aus Origami.“ Ihr Blick wurde streng und sie stemmte ihre Hände in die Hüften.

„Wir haben es versucht“, gestand Kira zögerlich.

„Erst recht nachdem uns Ururu-chan erzählt hat, worum es bei dem Fest geht“, nickte Hisagi zustimmend. „Du hättest uns das auch gleich sagen können.“

„Was? Ich dachte, ihr wüsstet, worum es bei Tanabata geht!“ Rangiku blies ihre Wangen auf, ehe sie ihren Kopf schüttelt. „Ihr habt euch leicht überzeugen lassen, also ging ich davon aus, dass ihr es wüsstet.“

Die zwei Shinigami sahen sich an und schienen ein stummes Gespräch zu führen. Sie schienen sich dazu entschieden zu haben, nichts weiter dazu zu sagen, sondern kehrten zum vorigen Thema zurück. „Siehst du die Orihime und den Hikoboshi da hinten auf dem Schrank?“ Kira deutete zur rechten Seite des Raumes, an deren Ende ein kleiner Schrank stand und darauf die besagten Origamifiguren. Rangiku trat näher heran und ließ einen überraschten Laut von sich hören. „Wir sind ja sogar auch dabei!“ Schrie sie entzückt, während die anderen Beiden seufzten, sich aber ebenfalls zur ihr gesellten. „Wie habt ihr das gemacht?“

„Ähm...“ Hisagi kratzte sich verlegen am Kopf. „Das waren nicht wir, sondern Ururu-chan.“

„Aber wir wollten es ihr gleich tun! Nur wollten wir die ganze 13. Gotei aus Origami machen“, erklärte Kira weiter. „Nun ja, was daraus geworden ist, hast du ja gesehen.“ Betreten drehte er sich zu dem Papierschnipseln um.

„Anfangs lief es ganz gut. Auch wenn sie nicht so gut aussahen, wie die hier. Aber bei Kenpachi-taichou hatte ich damit weniger Probleme.“ Man sah keine Reue im Gesicht des Vizekommandanten der Neunten Division. „Aber wir wurden mit weiteren Umsetzungen auch nicht besser und so wurden sie wieder vernichtet.“

„Im wahrsten Sinne des Wortes“, murmelte Rangiku und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. „Ihr habt ein Origami-Massaker veranstaltet und nicht mal mein Urteil abgewartet. Vielleicht waren sie gar nicht so schlecht!“
 

Es herrschte wieder einen Moment Schweigen.
 

Dann klatschte sie in die Hände. „Wie dem auch sei, ihr braucht jetzt etwas Abwechslung und da bietet sich das Fest an. Außerdem würde ich gerne einen Wunsch an einen Bambuszweig anbringen, also los!“

Sie ließ die beiden ihr Chaos beseitigen, bevor sie loszogen. Die Straßen von Karakura Town waren bunt geschmückt und gefüllt mit Ständen und jeder Menge Menschen. Die ausgelassene Stimmung steckte die drei Shinigami an und so machten sie bei diversen Spielen mit, schrieben ihre Wünsche auf und hingen sie an einem Bambus und schlugen sich ihre Bäuche voll. Am späten Abend ließen sie sich ins Gras am Flussufer nieder und warteten auf das Feuerwerk.

„Wenn wir jetzt noch Sake hätten, wäre es perfekt“, murmelte Hisagi, während er seine Hände hinter den Kopf verschränkte und sich auf den Rücken fallen ließ.

„Wir würden nicht mehr zu Urahara-sans Shop zurück finden, wenn wir ihn hätten“, widersprach Kira, der zwischenzeitlich in der Menschenmenge seine Orientierung verloren hätte.

„Aber sicherlich hat er welchen dort und wir können es nachholen. Oh, es geht los!“ Die wolkenfreie Nacht wurde durch das Feuerwerk erhellt, während die drei stumm zusahen.
 

Als die rosafarbene Rosetten verglühten, glaubten sie im Himmel zwei Gestalten zu sehen und ein leises „Sayonara!“ zu hören. Es schien als würden sie alle drei die Luft anhalten, während sie gebannt in den schwarzen Himmel sahen und auf die nächste Explosion eines Feuerwerkskörpers warteten. Als es dann endlich so weit war und zwei goldene Rosetten erschienen, war von den beiden Erscheinungen nichts mehr zu sehen. Sie sahen sich nicht an, sprachen nicht darüber und doch war ihnen klar, was sie da eben gesehen hatten. Es waren Kaname Tosen und Gin Ichimaru, die ihnen ein letztes Mal auf Wiedersehen gesagt haben. Ohne Kampf und Verrat.

Es waren die Tanabatawünsche der drei gewesen, auch wenn sie nicht darüber gesprochen hatten, was sie auf ihre Tanzuka geschrieben hatten. Es dauerte das restliche Feuerwerk über, ehe sie sich davon erholt hatten und wieder einigermaßen fröhlich waren. Nach diesem Erlebnis konnten und wollten sie allerdings nicht auf den Sake verzichten. Es wurde eine feuchtfröhliche Nacht, die mit pochendem Kopf, Übelkeit und einen ungeduldigenToshiro Hitsugaya endete, der sie aus ihrem Schlaf riss.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  CharleyQueens
2016-07-09T20:30:25+00:00 09.07.2016 22:30
Ohh, ich hätte zugerne bei der Bastelstunde der drei reingeschaut - das wäre bestimmt lustig gewesen.
Von: abgemeldet
2016-07-07T13:26:28+00:00 07.07.2016 15:26
Es war ungewöhnlich das der Vizekommandant der Neunten Division so einen Gefühlsausbruch hatte, vor allem wegen so einer Nichtigkeit wie Origami.
Da fehlt ein Komma und ein s beim dass.^^
 
Ich finds großartig, dass du Tanabata direkt mit reingebracht hast, und das so ungezwungen! Klar, ich kenn das Märchen schon, aber grundsätzlich mag ich Geschichten, bei denen man etwas lernt, sehr gern.
Besonders aber gefällt mir das Ende, das dir wirklich gut gelungen ist!
Von:  Puppenspieler
2016-07-07T10:44:06+00:00 07.07.2016 12:44
Da sollte man meinen, so lange, wie Tanabata schon existiert, dass diese dummen Jungs wissen, worum es geht. O___O Ich bin schockiert von ihrer mangelnden Bildung! Herrje, das passiert, wenn man immer nur seinem Taichou hinterherläuft...

Ich hätte zu gern mäuschen gespielt, während die Kerlchen da ihre Bastelstunde abhalten... Sah sicher superlustig aus! Matsumotos Anforderungen waren aber auch eindeutig viel zu hoch!!! So gemein von ihr!

Das Ende kam sehr überraschend. Mit so etwas habe ich nicht gerechnet.
Von:  karlach
2016-07-07T07:51:37+00:00 07.07.2016 09:51
Ich fand übrigens auch die bittersüssen eingeflochtenen Momente sehr schön, die liegen dir nämlich genau so sehr wie Comedy und es gibt der Geschichte ein schönes Gewicht.
Weil ein Kommentar auch konstruktiv sein soll fange ich mit dem "Bösen" an. Mir war Ururus Geschichtenerzählen ehrlich gesagtetwas zu nah am Infodumping. Ich weiss, dass du die Geschichte erzählen wolltest und das finde ich auch okay (und ich weiss, das kommt reichlich zu spät), aber vielleicht würde es sich fürs nächste Mal bei so einem Event auch lohnen, den Lesern im Notfall das Googeln zu überlassen. Hier und da Informationen streuen ist absolut sinnvoll, aber vielleicht hätte die Geschichte nicht so viel Raum gebraucht. Oder Kommentar von Hisagi und Kira? Das wäre eventuell noch schick gewesen. Und ich weiss, ich weiss, irgendwo ist das auch mein Fehler, weil ich das auch hätte früher sagen können :,D Das tut mir leid!
Davon abgesehen, viel Liebe an die traurigen drei! ;v;
Kira und Hisagi sind ein herrliches Duo (auch wenn ich ehrlich gesagt auch gerne noch Renji gesehen hätte, aber der passt thematisch nicht rein, ich weiss) und Ururu tut mir fast etwas leid, musste sie sich mit den beiden und deren Origami-Schwierigkeiten herumschlagen :,D (Fast, weil Kira so lieb zu ihr war, das muss sicher auch ein Bisschen für die Sache kompensieren, oder?)
Apropos Kira, ich wette, der hat seinen Wunsch als Haiku verfasst :,D


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