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Tedros - A fallen Prince

eine "School for Good and Evil"-FF
von

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Tedros - A fallen Prince

Einer der vielen Gründe, aus denen ich Prinzessinnen hasse, ist, dass sie ihre Antworten nie selber finden. Und ihre Prinzen sind keinen Deut besser. Ich lasse meinen Blick durch die Zelle gleiten und nehme mir die Zeit unseren gefallenen Anführer zu betrachten. Sein goldblondes Haar glänzt im fahlen Schein der Fackeln. Seine Haut ist sonnengebräunt – zu dunkel für jemanden, der in einer stickigen Zelle sitzt und viel zu perfekt für jemanden wie ihn.

Als hätte er meine Gedanken gehört, hebt er den Kopf und sieht mich an.

„Aric, du musst mit den Lehrern sprechen“, beschwört er mich, doch seine eindringlichen Worte erreichen mich nicht mehr. Die Zeiten, in denen ich bei jedem „Aric“ gesprungen bin, sind vorbei.

 

„Erinnere dich an deine Position!“, zische ich ihm entgegen. Es tut gut, ihm seine eigenen Worte vor die Füße zu spucken. Sie haben mich verletzt, jetzt werden sie ihn dafür um so härter treffen.

„Aric“, versucht er es erneut, dieses mal milder, doch ich bin schneller. Noch bevor mein Name ganz von seiner Zunge gerollt ist, balle ich die Hand zur Faust und schlage zu.

Er starrt mich an. Verstört, verletzt. Doch ich weiß ganz genau was gerade in ihm vor sich geht.

„Ich habe dir vertraut“, nuschelt er in seine goldenen Locken hinein und ich beginne trotz meiner schmerzenden Hand zu lächeln.

„Ein Fehler, mein Prinz“, spotte ich, dabei habe ich vor einer Woche noch eifrig um jeden Vertrauensbeweis von ihm gebuhlt.

 

Vor einer Woche.

Vor sieben Tagen.

Bevor er mich verraten hat.

 

Wir waren ein gutes Team, als es darum ging, die Hexe, Sophie, zu jagen. Doch dann... dann war Agatha erschienen und mit ihr hatte sich der Zweifel in Tedros' Herz geschlichen. Er hat versucht, mit den Frauen zu verhandeln, hat versucht, mir meinen Krieg zu nehmen und was auch immer zwischen uns gewesen ist, ist still daran zerbrochen.

Daran und an Agathas dreisten Lügen.

 

Liebe, Vertrauen...

Als wäre eine Frau in der Lage etwas derartiges für jemand Anderes als sich selbst zu empfinden.

Als hätte die perfekte Agatha Tedros nicht schon einmal verraten, um an ihr Ever After mit Sophie zu kommen.

Als würden die Hexen nicht alle zusammenarbeiten, wenn es darum geht, uns zu vernichten. Egal, ob sie sich im Stillen Ever oder Never schimpfen, im Innersten sind sie doch alle gleich.

Verdorben bis ins Mark.

 

Ich knurre, jetzt wütend auf die Weiber und die Blödheit Tedros', weil er trotz allem was sie ihm schon angetan haben, immer noch an das Gute in ihnen glaubt. Er dagegen sieht mich aus seinen großen, blauen Augen treudoof an.

„Aric“, versucht er noch einmal zu mir vorzudringen, doch ich will es nicht hören.

„Sag Master“, fordere ich aus einer Laune heraus, aber Tedros scheint die Ironie darin gar nicht zu sehen. Dabei habe ich ihn noch vor einer Woche mit Freuden so genannt.

„Den Teufel werde ich!“, faucht er mir entgegen. Ein letztes Aufbäumen seines alten Selbst.

Ich schüttele den Kopf. Vermutlich braucht mein Prinz eine kleine Lektion in Sachen Demut, damit ihm die ungewohnten Worte über seine Lippen kommen. Aber die kann er gerne kriegen.

 

Betont langsam ziehe ich meinen Dolch hervor. Er ist alt und rostig, trotzdem ist er mein größter Schatz. Es ist diese Waffe, die eines Tages alles beenden wird.

Ich lächele noch immer.

„Zieh dich aus“, fordere ich jetzt.

Er starrt mich an. In den Augen eine bittere Erkenntnis. Ist es endlich auch in seinem Schädel angekommen?

Schließlich schluckt er schwer. „Warum?“

Ich richte die Klinge auf ihn und beobachte, wie er sich mit zitternden Händen aus seiner blauen Uniformjacke zu schälen beginnt.

 

„Ich hasse Blutflecken auf hübscher Kleidung.“

Eine Lüge. Seine Kleidung ist mir schlicht egal, doch es macht Spaß ihn absichtlich misszuverstehen. In einer anderen Welt hätten wir vielleicht Freunde werden können, so wie er es sich wünscht, doch in dieser gibt es für mich nur eines was wirklich von Bedeutung ist. Ich könnte es ihm erklären, aber es wäre vergebene Liebesmüh.

 

Die Jacke landet auf dem Boden. Seine Finger krallen sich in das dunkle Blau seines T-Shirts. So habe ich ihn in der letzten Zeit häufig trainieren sehen. Die Erinnerung erscheint in meinem Kopf, doch ich beschließe, sie zu ignorieren. Zu oft erscheint Tristans erbärmliches Gesicht zusätzlich zu dem von Tedros'. Sein ständiges Getue macht mich krank und das, was ich jetzt sehe, ist so viel besser als diese erbärmliche, kleine Null.

 

Langsam zieht Tedros den Stoff über seinen Kopf. Ich nutze die Chance und mustere seine Oberarme, seinen Bauch. Er trainiert viel, das sieht man ihm an. Vorsichtig mache ich einen Schritt auf ihn zu. Es wird mir Spaß machen, seine makellose Haut zu entstellen.

Er weicht vor mir zurück bis an die Wand. Fast als hätte er meine Gedanken gehört, doch das ist eine Unmöglichkeit.

„Was hast du vor?“, verlangt er zu erfahren, doch ich antworte ihm nicht. Man muss das Offensichtliche nicht auch noch aussprechen.

Tedros schluckt, als ich die kalte Klinge gegen seine Haut presse. Ich muss Druck ausüben, damit das stumpfe Metall tiefer sinkt. Er beißt sich auf die Lippen um nicht zu schreien.

 

Spielverderber.

 

„Sag Master“, fordere ich erneut und starre unverhohlen auf das blutige Rinnsal auf seiner Brust. Sein Atem wird sichtlich schwerer je näher ich ihm komme. Er will zurückweichen, aber er kann es nicht mehr. Die Wand in seinem Rücken hält ihn erfolgreich davon ab.

Ich kann seine Angst förmlich riechen und mit jedem Millimeter, die der Abstand zwischen uns kleiner wird, nimmt sie weiter zu.

„Fick dich“, keucht er schließlich in mein Ohr. Ich blicke auf und seine blauen Augen nehmen mich gefangen. Er ist stur, das mag ich.

 

Ich fahre mit der Fingerkuppe über seine blutige Schramme. Sein Körper ist warm, beinahe schon heiß und das nimmt mir den Atem. Ich zwinge mich zu einem weiteren Lächeln während ich mir sein warmes Blut von den Fingern lecke.

„Nein“, schnurre ich, den Dolch noch immer fest in meiner Rechten, „Wenn, dann fick ich heute dich.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  CharleyQueens
2016-07-09T20:07:23+00:00 09.07.2016 22:07
Ich hab lange überlegt, ob ich lese oder nicht, weil ich den zweiten Band ja noch nicht einmal kenne... (Hoffentlich erscheint der bald), aber wie du sehen kannst, hab ich deine FF schließlich doch gelesen. Immerhin hab ich es mir ja gewünscht.
 
Die Szene war wirklich heftig, und wenn sie wirklich so passiert ist, bin ich gespannt auf den nächsten Teil. Und auf Aric.
Antwort von:  _Delacroix_
09.07.2016 22:10
Ich fasse mich mal kurz, weil ich will dich ja nicht noch mehr spoilern.^^
Folter gab es in dem Band auf alle Fälle.
Von: Swanlady
2016-07-09T09:20:18+00:00 09.07.2016 11:20
Ich kenne die Buchreihe nicht, aber allein das Cover spricht mich (aus eher offensichtlichen) Gründen total an. Dabei habe ich genug Bücher rumliegen, die noch gelesen werden wollen… argh.

Es ist nicht immer leicht, aus der Sicht des Antagonisten zu schreiben und seine Motive dabei glaubhaft darzustellen, was dir hier auf jeden Fall gelungen ist. Die Szene war heftig – inwiefern ist das in den Büchern auch so? Deine Geschichte passt nicht unbedingt in die Kategorie Jugendbuch, weshalb ich neugierig bin.
Antwort von:  _Delacroix_
09.07.2016 14:59
Danke schön.^^
Also er hat ihn gefoltert, als er in der Zelle saß, das ist Buchcanon. Es wird zwar nicht explizit gezeigt wie, aber als Sophie sich in die Schule einschleicht, findet sie Tedros völlig fertig vor. Die Beiden haben nicht die beste Beziehung zueinander, aber sie hat Mitleid mit ihm und ist gar nicht glücklich als Aric sie aus der Zelle wirft, weil er es wieder tun will.
Und das Tedros in dem Moment ziemlich Angst vor ihm hat, ist auch recht deutlich.
Von:  Emerald_Phoenix
2016-07-07T18:00:12+00:00 07.07.2016 20:00
Orion, du bist so gemein. Weißt du eigentlich, wie viele Bücher ich hier liegen habe, die ich noch lesen will, ich aber einfach nicht die Zeit habe? Und dann kommst du mit dieser Kurzgeschichte daher und packst einfach eins oben drauf! Und das ist noch eine Reihe! Ich schick dir einfach die Rechnung für die Bücher, dann sind wir quitt. XD Echt schön geschrieben und macht neugierig auf die Reihe. :)
Antwort von:  _Delacroix_
07.07.2016 20:05
Danke schön.

Die gute Nachricht ist, auf Deutsch sind sie immer noch bei Band 1.^^
Von:  karlach
2016-07-07T17:09:01+00:00 07.07.2016 19:09
Ich kenne die Bücher nicht, aber mich hat die Sache neugierig gemacht (/)A(\)
Aric wirkt als Bösewicht sehr nachvollziehbar (ist er das im Original auch? Weil dann würde ich das Lesen glaube ich wirklich in Betracht ziehen) und ich will ihn schütteln, aber er ist sehr spannend zu lesen.
Antwort von:  _Delacroix_
07.07.2016 19:33
Dank dir.

Nun, wie schon im anderen Kommentar bemerkt, hat er nicht unbedingt viel Screentime. Nachträglich betrachtet, kann man viel von seinem Verhalten auf seinen Hass auf Frauen zurückführen und seinen Wunsch sie zu vernichten, der immer sehr präsent zu sein scheint. Außerdem scheint er eine sadistische Ader zu haben, aber da ist er nicht die einzige Figur in der Reihe.
Insgesamt sind die Hauptcharas natürlich besser ausgearbeitet, als er es ist, aber Soman Chainani liefert schon ne Begründung, warum er derart verbissen ist, wenn es um Rache geht.

Ich hoffe weiterhin immer noch, dass das kommende Handbuch noch etwas tiefere Einblicke bietet.
Von: abgemeldet
2016-07-07T13:07:30+00:00 07.07.2016 15:07
Betont langsam ziehe ich meinen Dolch hervor. Er ist alt und rostig, trotzdem ist er mein größter Schatz. Es ist diese Waffe, die eines Tages alles beenden wird.
 
Ich mag die Stelle. Sehr.
Antwort von:  _Delacroix_
07.07.2016 15:19
Danke^^
Von:  Puppenspieler
2016-07-07T09:51:02+00:00 07.07.2016 11:51
Einfach nur OUCH.
Macht mich aber extrem neugierig auf die Buchreihe dazu... >.< Haben die Charaktere hier wenigstens ausreichend Screentime, dass sich das reinlesen lohnt?
Antwort von:  _Delacroix_
07.07.2016 14:17
J-ein. Tedros ist in Band 1 das Loveinterest der beiden weiblichen Hauptcharas. Ab Band 2 ist er quasi die männliche Hauptrolle, neben den beiden Mädels und das bleibt er auch bis zum Ende. Er ist so der typische Held. Schwert in der Hand vorne weg und mutig und ehrlich und blah...
Aric ist in Band 2 einfach plötzlich da. (Ja, das finden die Charas auch überraschend) Erst als "Berater", dann als einer der Bösen. Er hat deutlich weniger Screentime als Tedros, vor allem in Band 3.

Die Buchreihe find ich trotzdem lustig. Ich schwöre, ich kann da bei den wichtigeren Charas jedes Pairing mit ner Buchstelle belegen. Inklusive Genderbender-Durcheinander. Kein Problem und ich verdaue bis heute die Szene mit Cinderella und der Axt.


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