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Old habits die hard

Yueying x Zhuge Liang
von

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Verschneiter Morgen

Wann immer es schneite, musste Yueying an die Zeit im Exil denken. In Chengdu fielen im Winter zwar dicke Flocken, aber nie so dicht oder zahlreich wie in Xiangyang, es war nie genug, dass sich der Schnee wirklich auftürmen konnte. Damals waren alle Tage langsam an ihnen vorübergeglitten, als befänden sie sich stetig in einem Traum, der nie enden wollte. Zhuge Liang, ihr Ehemann, war trotz seines Talents damit zufrieden gewesen, das Leben eines Bauerns zu führen, der sich hin und wieder mit Gelehrten und Philosophen traf, um Weisheiten und Spitzen auszutauschen, und sie war glücklich gewesen, ihn so beobachten zu können.

Yueying stellte die Tassen auf das Tablett vor sich und nahm dieses dann hoch, um es zu dem Zimmer zu bringen, das sie sich mit Zhuge Liang teilte. Es war ein großzügiger Raum, der verriet, wie viel Wert Liu Bei auf die Meinung ihres Mannes legte, und sie war stolz darauf, mit ihm verheiratet zu sein, mehr noch als je zuvor.

Auf dem Gang benötigte es nur wenige Schritte, ehe sie mehreren Frauen in edlen Gewändern begegnete. Sie lachten leise, hielten sich dabei die Hände vor den Mund, um nicht gehört zu werden. Es handelte sich um die Frauen von Zhang Fei, die sich wohl davonschlichen, um mehr von dem morgendlichen Schnee zu haben, ohne dass ihr Mann davon erfuhr.

Wann immer Yueying diese Frauen sah, kam sie nicht umhin, wieder die Unterschiede zwischen sich und ihnen zu bemerken. Jede von ihnen war wunderschön, mit tiefschwarzem Haar, das den Nachthimmel neidisch machen könnte, und einer Haut wie Porzellan, von den grazilen Figuren der jungen Damen ganz zu schweigen.

Sie selbst konnte kaum damit konkurrieren. Ihr Haar war rot, ihre Haut von der Sonne gebräunt und ihr Körper harte Arbeit gewöhnt. Es hatte niemanden gegeben, der sie als Braut akzeptieren wollte – bis ihr Vater seinen Bekannten Zhuge Liang darauf angesprochen hatte.

Er war – noch immer – der einzige Mann, der sie so akzeptierte, wie sie war, keine hübsche Edelfrau, die man vor den anderen Männern dazu nutzte, um mit ihr anzugeben, ehe man sich die nächste schöne Frau dazunahm oder sich diese zumindest als Konkubine nahm.

Nein, Yueying war eine Frau, die mit ihm auf Augenhöhe agierte und ihn in Gespräche verwickelte, die nicht selten bis tief in die Nacht gingen. Kein Wunder, so dachte sie innerlich lachend bei sich, dass er tagsüber so viel schlief – wie auch an diesem Tag.

Das Tablett auf einer Hand balancierend öffnete sie die Tür zu ihrem gemeinsamen Zimmer. Es herrschte noch immer reine Stille, kein Rascheln von Papier oder Kleidung. Als sie am Wandschirm, der vor allzu neugierigen Blicken schützen sollte, vorbei war, fiel ihr sofort der noch schlafende Zhuge Liang auf. Es wirkte sogar so, als habe er sich gar nicht bewegt, seit sie aufgestanden war.

Sie stellte das Tablett auf dem Tisch ab. Der Tee dampfte immer noch. Zufrieden stellte Yueying fest, dass sie keinen einzigen Tropfen verschüttet hatte. Erst am Tag zuvor war sie gefragt worden, warum sie diese Arbeit nicht den Dienstmädchen überließ, immerhin hatten sie und ihr Mann sogar gleich mehrere zu ihrer eigenen Verfügung gestellt bekommen. Aber solange es sich nur darum handelte, den Tee zu holen, machte sie das doch lieber selbst. So wie früher. Und es gab ihr eine Ausrede, weswegen sie früher wach war als Zhuge Liang.

Ein leises Rascheln hinter ihr verriet, dass ihr Mann endlich ebenfalls aufgewacht war. Sie wandte sich ihm zu und deutete eine Verbeugung an. „Guten Morgen, mein Lord.“

Viele Menschen waren so kurz nach dem Aufwachen noch desorientiert, möglicherweise nicht in der Lage, klar zu denken, aber nicht Zhuge Liang. Er betrachtete sie bereits mit einem aufmerksamen, scharfen Blick, dem absolut gar nichts entging, nicht einmal der zarte Schatten unter ihren Augen.

„Hast du etwa nicht geschlafen?“, tadelte er sie sofort.

„Ich war einfach schon früh wach“, erwiderte sie, in einem Versuch, ihn zu beschwichtigen. Dabei deutete sie zu dem Tablett hinüber, als Erklärung für ihr frühes Aufstehen.

Aber wie üblich sah er sofort durch ihre Lüge hindurch. „Ich weiß, dass du den Großteil der Nacht nicht im Bett gewesen bist.“

Ein wenig beschämt senkte sie den Blick, um seinem nicht mehr begegnen zu müssen. „Verzeiht mir, mein Lord.“

Sie fragte sich nur, wie es ihm immer gelang, sie derart gut zu durchschauen. Er schlief doch tief und fest, das stellte sie immer sicher, bevor sie aufstand. Und sie konnte sich nicht erinnern, dass er jemals schlecht geschlafen hätte.

„Ich möchte nur meine Erfindungen vorantreiben, um Euch besser in der Schlacht unterstützen zu können“, verteidigte sie sich. „Ich weiß, dass Ihr es gebrauchen werdet.“

Selbst wenn sie gerade eine friedliche Phase durchlebten, käme mit Sicherheit wieder eine solche, in der die Schlachten weitergingen. Und sie plante, etwas zu erfinden, mit dem zumindest der Transport der Vorräte an die Frontlinie gut vorangehen sollte. Eine Armee konnte nicht auf leeren Magen marschieren, wie man immer sagte. Überfälle auf Vorratstransporte oder Lager waren ein großes Problem, das ihr Mann selbst in der Planungsphase beachten musste – aber sie wollte ihm diese Last abnehmen, indem sie den Zugriff für den Feind erschwerte. Es waren nur noch wenige Handgriffe, bis sie ihm ihre Erfindung präsentieren konnte.

Obwohl sie ihn nicht ansah, spürte sie Zhuge Liangs prüfenden Blick auf sich. Es war ein kurzer Moment, der ihr unendlich lang erschien. Dann ließ er die Anspannung mit seiner Stimme zerspringen: „Ich weiß zu schätzen, was du für mich tust, Yueying. Dennoch … nein, besser gesagt, genau deswegen, wünsche ich mir, dass du ausreichend schläfst. Auch du benötigst deinen Schlaf, nicht weniger als ich.“

„Ich weiß Eure Besorgnis um mich zu schätzen.“

Sie wollte noch hinzufügen, dass es zu gütig von ihm war, ließ es aber bleiben. In der Vergangenheit hatte er sie bereits oft darauf hingewiesen, dass seine Sorge um sie nichts mit Güte zu tun habe.

Zhuge Liang stieß ein leises Seufzen aus. Er griff sich eine Tasse, um etwas von dem Tee zu trinken. „Ich bin immer noch müde.“

Er wurde Schlafender Drache genannt, womit die Leute eigentlich meinten, dass er ein Genie in einer Schlacht sei, das nur auf den richtigen Moment wartete, um zuzuschnappen. Aber für Yueying trug er diesen Namen eher, weil er wirklich viel schlief.

„Ihr könnt heute Mittag schlafen“, sagte sie lächelnd. „Aber vorerst solltet Ihr aufstehen. Lord Liu Bei hat bestimmt etwas für Euch zu tun.“

Oder auch nicht, dessen war sie sich nicht wirklich sicher. Aber in diesem Fall wäre sie einem längeren Gespräch über Astronomie nicht abgeneigt. Nein, eigentlich wünschte sie sich sogar, dass es genau zu dieser Unterhaltung käme, ehe Zhuge Liang sich wieder wieder zum Schlafen hinlegte.

Sie lächelte unwillkürlich, als sie bemerkte, wie sehr sie an diesen alten Gewohnheiten hing – und Zhuge Liang vermutlich genauso, wenn sie bedachte, wie schnell er nach ihrer Rückkehr erwacht war.

Alte Gewohnheiten wird man schwer wieder los, dachte sie lächelnd.

Und sie wollte auch niemals auf die Gespräche, die gemeinsame Zeit oder auch nur das Tee holen verzichten. Sie würde Zhuge Liang unterstützen solange sie lebte – und das mit allem, was sie konnte und besaß.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Luciano1908
2018-07-25T22:52:32+00:00 26.07.2018 00:52
Ich versteh gar nicht, Warum hier noch nichts steht.

Die Geschichte ist wirklich wundervoll und trifft auch die Eigenschaften die in den Spielen zu finden sind.
Ich versteh Yue Ying wirklich gut, manchmal ist die Vergangenheit mit ihren Ritualen einfach schöner.
Antwort von:  Flordelis
26.07.2018 23:03
Danke für deinen Kommentar, der kam so unerwartet, da hat es mich dreifach gefreut. <3
Und danke für dein Lob. ^^


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