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Ratschläge sind auch nur Schläge (Arbeitstitel)

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Prolog

Desinteressiert liegt mein Blick auf dem Fenster und gibt den Blick auf die Straße frei. Sachte wehen die wenigen Bäume im Wind, die zu sehen sind und auf dem Fußweg gepflanzt wurden. Kaum eine Menschenseele ist hier unterwegs, da ich mich in einer Gegend befinde, in der es eher ruhig von statten geht.

Nur mit halbem Ohr lausche ich dem Gerede des Lehrers, der versucht uns zu erklären, wie ein Motor funktioniert, als ob ich das nicht schon längst wüsste. Wahrscheinlich weiß ich sogar mehr über Motoren als unser Physiklehrer. Doch das ist auch kein Wunder, immerhin arbeite ich fast alle zwei Wochen in der Werkstatt eines Bekannten, der sich dort darum kümmert, das die Motorräder der leidenschaftlichen Harleyfahrer auch weiterhin funktionieren oder eben wieder.

Ein müdes Gähnen hinter meiner Hand versteckend, sehe ich auf die Uhr, die über der Tür hängt und mir zeigt, dass ich nur noch fünf Minuten hier ausharren muss, ehe ich entlassen bin. Besser gelaunt fange ich schon mal leise an, meine Tasche zu packen, damit ich nach dem Klingeln schnellstmöglich den stickigen Raum verlassen kann, in welchem die Luft gerade zu steht.

Aber das ist auch verständlich, wenn man bedenkt, dass unser Lehrer uns verboten hat, die Fenster zu öffnen und das, obwohl es draußen schon mindestens 20 Grad sind. Etwas zu warmes Wetter für den Mai, doch ich will mich nun wirklich nicht darüber beschweren.

Gerade, als ich den Reißverschluss meines Rucksacks geschlossen habe, ertönt die Schulglocke und kündigt das Ende des Schultages an. Noch während der Lehrer uns unsere Hausaufgaben fürs Wochenende aufgibt, stehe ich auf und marschiere einfach zur Tür. Dabei ignoriere ich gekonnt den genervten Blick meines Lehrkörpers, der jedoch schon vor einem Jahr damit aufgehört hat, mir diese Angewohnheit abzugewöhnen. Was bringt es ihm auch, mir jedes Mal Nachsitzen auf Auge zu drücken, wenn ich es beim Nächsten Mal doch wieder mache. Außerdem geht dabei ja auch ein Teil seiner eigenen Freizeit verloren, da er mich ja in dieser Zeit beaufsichtigen muss.

Auf dem Flur, der schon ziemlich mitgenommen von der Zeit aussieht, herrscht bereits reges Treiben und von überall her dringen laute Stimmen und Lachen an meine Ohren. Hier und dort rempeln die jüngeren Schüler sich gegenseitig um, um schneller hier heraus zu kommen. Dabei achten sie jedoch kaum auf ihre Umgebung, weswegen auch die Älteren des Öfteren einen Ellenbogen oder einen Rucksack abgekommen.

Nur um mich machen die fünft bis zehnt Klässler einen großen Bogen, was mir mal wieder ein spöttisches Grinsen auf die Lippen zaubert, das von einem hämischen Unterton begleitet wird, als ich daran denke, warum das so ist. Es ist noch kein halbes Jahr her, als ich das erste und das letzte Mal angerempelt wurde. Der Junge, der das Pech hatte, mir seinen Ellenbogen in den Bauch zu rammen und mir auch noch auf den Fuß zu treten, tut mir schon fast leid.

Erst war es ja eher harmlos, da ich ihn nur, an seiner Kapuze gepackt, festgehalten und darauf angesprochen habe was das soll. Aber das Bürschen hatte seinen Fehler leider nicht eingesehen, ganz im Gegenteil.

Statt sich einfach zu entschuldigen oder ähnliches, wurde er auch noch frech und meinte das er mich anpampen und sogar beleidigen dürfte. Dadurch ist bei mir eben einfach eine Sicherung durchgebrannt, weswegen ich ihm meine Faust ins Gesicht gerammt und ihn angebrüllt habe, das er nicht so mit mir sprechen solle, außer er könne die Antwort darauf ertragen. Die Antwort darauf, also meine Faust, die Bekanntschaft mit seiner Nase gemacht hat, hat er vielleicht ertragen, aber ein gebrochenes Nasenbein hat er trotzdem davon getragen.

Ich weiß wohl sehr gut, dass diese Reaktion übertrieben war und darum habe ich die Strafe, eine Woche Suspendierung und danach Küchendienst, auch wortlos hingenommen. Aber wer reagiert nicht manchmal über, wenn er eine beschissene Woche hinter sich hatte. Also ich kenne kaum jemanden, der sowas außen vor lassen kann.

Jedenfalls ist das der Grund, warum sich keiner der jüngeren Schüler mehr in meine Nähe traut. Diese Geschichte hat sich innerhalb kürzester Zeit herumgesprochen und als ich nach meiner kurzen Auszeit zurück zur Schule kam, hatte ich mehr Ruhe vor den Anderen als jemals zuvor. Also hatte das ganze auch etwas Gutes, wie ich finde.

Noch während ich das Schultor passiere, krame ich mir eine Zigarette aus der Tasche meiner Lederjacke und stecke sie mir an, während ich den Weg zur Bushaltestelle einschlage. Etliche Schüler und auch ein paar Lehrer stehen schon davor und warten darauf, dass das Gefährt auftaucht.

Die Zigarette im Mundwinkel, kämpfe ich mich durch die Massen um zu schauen wann mein Bus fährt. Wobei, kämpfen ist wohl das falsche Wort, da die Leute freiwillig Platz machen, um mich vorbei zu lassen.

Zehn Minuten noch, viel zu lange.

Seufzend nehme ich den Glimmstängel in die Hand und blase den Rauch aus, ehe ich kehrt mache und den Weg zu Fuß antrete. Eigentlich ist es sinnlos, mit dem Bus zu fahren, da man selbst zu Fuß nur zehn Minuten braucht, aber manchmal, wenn alles passt, fahre ich lieber. Ist eben doch schneller und auch gemütlicher.

So vor mich hin grübelnd, schlendre ich durch die Straßen und halte nach kurzem auf die Tür eines Wohnhauses zu, welche mich direkt zu meinem besten Freund führt. Mühelos schiebe ich die Haustür einfach auf, bei der das Schloss schon seit Jahren den Dienst versagt und erklimme die paar Stufen zur ersten Etage.

Noch ehe ich klopfen kann, reißt Marcos die Tür auf und drückt mich überschwänglich an sich. „Ja, ja, ich freue mich auch dich zu sehen“, brumme ich in den dunkelblonden Haarschopf, der sich mir ins Gesicht drückt, während ich ihm ein paar Mal locker auf den Rücken klopfe. Breit grinsend löst er sich schließlich von mir und zieht mich einfach in die Wohnung.

„Ich muss mich schnell noch umziehen und dann gehen wir für später einkaufen. Jo kommt in einer Stunde her. Sie meinte sie müsste nach der Schule noch schnell ihre Ratten sauber machen“, rattert Marcos gut gelaunt, wie eh und je, herunter und flitzt, gefolgt von mir in sein Zimmer.

Während der Blonde in dem hellbraunen Doppeltürschrank nach Klamotten sucht, werfe ich einen Blick auf die Uhr und versuche zu überschlagen, wann Johana oder auch Jo, wohl ungefähr hier sein dürfte. Denn die Gute sagt zwar immer, das sie dann und wann da sein würde, doch meist verspätet sie sich um 20-30 Minuten. Doch daran haben wir uns mittlerweile gewöhnt, weswegen wir meistens auch erst etwas später zu dem jeweiligen Treffpunkt aufbrechen.

Heute jedoch ist das nicht notwendig, da wir einen gemütlichen Nachmittag bei Marcos verbringen wollten. Denn leider hat der Gute heute Abend noch irgendwas vor, keine Ahnung was, das wollte er mir nicht sagen. Aber das ist in Ordnung mir ist nämlich bewusst, dass er außer mir und Jo noch etliche andere Freunde hat. Bei einer Frohnatur wie ihm, ist das kein Wunder.

„Wie sehe ich aus?“ Reißt mich die Stimme meines besten Freundes aus den Gedanken und erst jetzt sehe ich wieder zu ihm auf. Wie so oft trägt er abgelatschte Chucks, in Kombination mit einer ausgeblichenen, grauen Jeans und einem neuwertigen, roten T-Shirt mit V Ausschnitt. „Gut, wie immer“, grinse ich ihm zu, ehe ich mich von seinem Bett erhebe, auf welches ich mich gesetzt habe, „dann können wir ja los.“

Zustimmend nickt der Blondschopf und schnappt sich seinen Schlüssel vom Schreibtisch, ehe wir beide die Wohnung wieder verlassen, wobei er seinen Eltern noch ein „Bis gleich“ zu ruft. „Wie läuft´s eigentlich so in der Schule, Akela? Macht Frau Scholz dir immer noch die Hölle heiß?“

Ohne Marcos anzusehen, weiß ich, dass er von einem, zum anderen Ohr belustigt grinst, da ich es aus seiner Stimme deutlich herausgehört habe. Missmutig verziehe ich mein Gesicht bei dem Gedanken an meine Geschichtslehrerin und seufze schwer.

„Sie ist immer noch so ein Hausdrache wie zu dem Zeitpunkt, als du die Schule verlassen hast. Es vergeht kein Tag, an dem ich bei ihr Unterricht habe, an dem sie mir keine Extraaufgabe mit nach Hause aufgibt. Und das nur weil sie der Meinung ist, ich würde nicht genug aufpassen.“ Meine Worte bringen den Blonden dazu, lauthals zu lachen, was ich mit einem bösen Blick quittiere, wie eigentlich immer, wenn wir auf dieses Thema kommen.

„Ja Frau Scholz hat wirklich einen Narren an dir gefressen.“ Noch immer lachend, klopft er mir aufmuntert auf die Schulter, während wir den kleinen Supermarkt betreten. Planlos laufen wir einmal durch den kompletten Laden und sehen uns um, ehe wir bei der zweiten Runde alles holen was wir brauchen könnten und was uns eben so ins Auge gestochen ist.

An der Kasse legen wir dann schließlich zwei verschiedene Chipstüten, eine Packung fertiges Popcorn, eine Schachtel mit drei Salami Pizzen, zwei Flaschen Cola und ähnliches aufs Band, was wir so in den nächsten Stunden gebrauchen könnten. Der Mann hinter der Kasse, ein dickliches, kleines Kerlchen, mit fettigem Haar, zieht lustlos unsere Waren über den Scanner, ehe er uns monoton den Preis nennt, den wir unter uns aufteilen.

Vollgepackt mit unserem Einkauf machen wir uns also auf den Weg zurück, während ich einhändig versuche, mir eine Zigarette anzustecken. Leichter gesagt als getan, bei dem Wind. „Wie sieht´s eigentlich bei dir in Sachen Männer aus?“ richte ich mich schließlich wieder an den Blonden, der gemütlich neben mir her schlendert, sein allseits bekanntes Grinsen auf den Lippen.

Seine grün-braunen Augen richten sich auf mich, die in mir häufig den Anschein erwecken, als führten sie ein eigen Leben, so wie sie manchmal vor Lebensfreude strahlen. „So wie immer eigentlich, sie lieben mich und ich sie, aber eben nur für ein oder auch zwei Nächte.“ Um seine Aussage zu bekräftigen zuckt er unbekümmert mit den Schultern und zwinkert mir zu, was mir ein Grinsen abringt.

„Wir zwei sind auch unverbesserlich. Nur gut das du Schwul bist und ich nicht, sonst wären wir uns wohl schon des Öfteren gegenseitig in die Quere gekommen.“ „Da hast du wohl Recht, darum bleib du schön bei deinen Frauen, dann bleiben mehr heiße Typen für mich übrig.“

Den restlichen Weg feixen wir so rum und tauschen uns darüber aus, was so alles in der letzten Woche passiert ist, auch noch, als wir schon wieder bei ihm zu Hause angekommen sind. Gemeinsam bringen wir die Sachen in die Küche, um die zwei Tüten auszupacken, während ich erneut einen prüfenden Blick auf die Uhr werfe. Wir haben länger fürs einkaufen gebraucht, als ich erwartet hätte, denn der Uhrzeit nach zu urteilen, dürfte Jo demnächst hier auflaufen, wo bei ich ihre typische Verspätungszeit schon oben drauf gerechnet habe. Und tatsächlich, kaum habe ich diesen Gedanken beendet, klingelt es auch schon an der Tür.

Grinsend verschwindet Marcos im Flur, um ihr zu öffnen, wobei ich in der Küche bleibe, um schon einmal eine der Pizzen in den Ofen zu schieben.



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