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Trost

von

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Es dämmerte schon, als sie die letzten Kinder aus ihrer Klasse entließ.

„Bis Montag Miss Yomoko!“

„Habt ein schönes Wochenende Kinder!“

Yoko winkte ihren Schülern hinterher, bevor sie das kleine Schulgebäude endgültig abschloss. Man konnte meinen, sie hätte sich mittlerweile an den Stress gewöhnt, aber Kinder zu hüten war anstrengender, als auf feindliche Gunmen zu schießen.         Sie seufzte zufrieden und blickte in den aufkommenden Abendhimmel. Das war er also, das Universum für das sie alle gekämpft hatten. Seit nun gut drei Jahren, hatte sie nichts mehr von ihren alten Kameraden gehört und das war auch gut so. Sie alle sollten ihr Leben genießen, Familien gründen und ihren Platz in der Welt finden.                                                                                                                                                   

Sie selbst war zufrieden, mit dem was sie erreicht hatte. Dieser kleine Fleck Frieden, war mehr als sie sich als junges Mädchen hätte  erträumen können. Müde wollte sie gerade die Türe zu dem Anbau der Schule öffnen, als hinter ihr Schritte zu hören waren.

„Miss Yomoko, also? Das hätte Kamina sicher gefallen!“

 

Überrascht drehte sich Yoko um, als nur zwei Schritte hinter ihr ein beharrtes Ungetüm aufgetaucht war, was zudem nicht gerade, einen angenehmen Körperduft verströmte. Angeekelt zog sie dem Fremden eins über, bevor sie sich im nächsten Moment, über seine Worte bewusst wurde und ein pelziges Tier aus ihrem Dekolleté herauslugte.  

 

„Buuta?“, erstaunt und im nächsten Moment grinsend, drückte sie das kleine Maulwurfschwein an ihre Wange.

„So begrüßt man also alte Freunde?“

Den Fremden hatte sie schon wieder vergessen, als ihr klar wurde, wen sie eben verprügelt hatte. „Simon?“  Schmerzverzerrt hob Simon seinen Kopf und rang sich ein Grinsen ab.  Kurz herrschte Stille, nachdem Yoko ihm aufgeholfen hatte. Sie betrachteten sich gegenseitig und mussten mit einem Mal laut anfangen zu lachen.

„Entschuldige, dass ich dich nicht erkannt habe. Du siehst so aus und riechst, als hättest du zehn Jahre nicht mehr die Erdkruste betreten!“

„Und du siehst aus, wie so eine öde Vorstadtlehrerin!“

Yoko wollte ihm gerade wieder eins überbraten, was jedoch von Simons lauten Magen unterbrochen wurde. Zu Schlitzen verengt starrte ihn Yoko an.

„Komm rein ich mach dir was zu essen.“

Überrumpelt ließ sie den Kopf hängen und zeigte auf die Eingangstür des Anbaus. Simon grinste nur und folgte ihr, nachdem sie die Tür endlich geöffnet hatte.

 

Wie zwei aushungerte Streuner, stürzten sich Simon und Buuta über ihre Essen, während Yoko ihnen fasziniert und gleichzeitig angeekelt dabei zusah.

„Ihr beide wart ziemlich ausgehungert oder was?“

„Das nicht, aber Würmer und anderes Getier sind nicht so gut wie etwas Selbstgemachtes.“

Zufrieden lehnte sich Simon zurück, als Yoko die Teller in ihre Spüle räumte.

„Ich gehe mich duschen, du kannst danach rein!“

„Ach nicht nötig. Duschen wird überbewertet!“, lachte er laut, bevor Yoko ihr Handtuch aus der Hand glitt.

Wütend stampfte sie auf ihn zu und griff ihn am Kragen.

„Hör zu mein Freund. Wenn du nicht willst, dass ich dich nicht zusammen mit dem Müll in die Tonne schmeiße, gehst du dich duschen und ziehst dir etwas an, was nicht nach Maulwurfscheiße stinkt!“

Schnaubend ließ sie ihn los und stampfte ins Bad. Simon sank nur erleichtert zusammen, er hatte völlig vergessen wie aufbrausend sie sein konnte!

 

In Shorts und in ein Top gehüllt, trat Yoko kurze Zeit später wieder aus dem Bad. Überrascht suchte sie nach Simon, dass die Haustür geöffnet war bemerkte sie erst einen Moment später. Sie lugte durch den Spalt und erblickte Simon, mit einer Küchenschere in der Hand. Vor ihm auf dem Fenstersims hockte Buuta und hielt mit aller Kraft, ihren Handspiegel in den Pfoten. Yoko musste lachen, da dieses Szenario zu komisch aussah und dennoch, konnte man Simon ohne seinen langen Bart endlich wieder erkennen. Diese kürzere Version stand ihm sogar ganz gut.

„Na bitte, jetzt erkennt man dich auch wieder!“ Bemerkte sie an den Türrahmen gelehnt.

Simon blickte kurz auf und legte die Schere schließlich beiseite. Buuta atmete erleichtert aus, sodass er beinah den Spiegel fallen ließ, ihn jedoch aber gerade noch halten konnte.

„Ich dachte wenn ich mich schon dusche, dann kann ich dem hier, auch mal wieder einen Schnitt verpassen!“

Yoko ersparte es sich, nachzufragen wie lang sein letztes Bad zurück lag. Diese Information musste ihr nicht unbedingt kundig sein.

„Na dann du kannst rein. Ich bin fertig!“ Sie deutete auf die Badezimmertür und Simon setzte sich in Bewegung.

„Ach ja übrigens, so erkennt man dich auch wieder. So viel Stoff vorhin, bin ich an dir einfach nicht gewohnt.“

Breit grinsend verschwand Simon im Bad, bevor Yoko irgendetwas sagen konnte. Mit erröteten Wagen ging Yoko zurück ins Haus und holte sich aus dem Küchenschrank eine Flasche Wein und ein Glas dazu, dass brauchte sie jetzt einfach.

 

Frisch geduscht und nicht mehr nach den Säften Muttererde stinkend, kam Simon aus dem Bad.

„Hey Yoko, hast du irgendwas zum Anziehen? Ich muss meinen Kram erst noch waschen.“

Mit einem Handtuch um die Hüften, schaute er sich um und entdeckte Yoko am Küchenfenster. Sie hatte ein Glas Wein in der Hand und ihren Wangen leuchteten schon leicht rosa. Etwas desorientiert bewegte sich ihr Kopf in seine Richtung und sie erhob sich aus ihrem Stuhl.

„Moment ich…hol dir was.“

Simon sagte nichts dazu, viel mehr fragte er sich, ob er Yoko überhaupt schon ein Mal angetrunken erlebt hatte. Yoko bewegte sich etwas wackelig in ihr Schlafzimmer und kam kurze Zeit später mit einem T-Shirt und einer alten Jogginghose wieder raus. „Hier, die gehörten meinem Ex, müssten dir aber passen.“

Simon nahm die Sachen an und verschwand wieder im Bad. Zum ersten Mal wurde ihm bewusst, dass er eigentlich gar nicht wusste, was Yoko in den letzen Jahren erlebt hatte. Er brauchte nicht lange, um sich die Sachen überzuziehen und kam wieder zurück in die Küche. Yoko hatte sich wieder ihrem Wein zugewandt und beachtete ihn nicht weiter, viel mehr schaute sie gedankenverloren aus dem Küchenfenster. Simon wusste nicht so recht, etwas mit sich anzufangen, also nahm er sich einen Stuhl und setzte sich einfach neben sie.

„Alles in Ordnung? Ich kann auch gehen wenn du möchtest.“

Yoko wandte sich kurz zu ihm, bevor sie wieder aus dem Fenster starrte.

„Erzähl keinen Quatsch. Ich hatte einfach nur einen langen Tag.“ 

Simon wollte etwas sagen, aber er wusste nicht was, als sein Blick sich auch dem Fenster zu wandte.

„Man kann heute die Sterne sehen.“, murmelte Yoko, wobei sie das eher zu sich selbst sagte.

Bei dem Anblick des Nachthimmels musste er ihr Recht geben und dachte kurz an die Ereignisse von damals zurück. An Nia, an seinen Bruder und ihren Kampf.

„Du hast ihn damals auch gesehen oder?“

Einen Moment lang herrschte Stille. Er wusste wen sie meinte und doch fiel es ihm schwer darüber zu reden.

„Ja, hab ich. Schon komisch oder? Ohne ihn hätten wir nie, gegen die Antispiralen siegen können.“

Yoko verengte kurz die Augen. Sie hatte die Ereignisse von vor drei Jahren lange verdrängt, versucht weiter zu leben. Bei den Gedanken an Kamina, vertiefte Simon noch seinen Blick in den Nachthimmel, als er mit einem Mal ein Schluchzen vernahm. Yoko hatte eine Hand zur Faust geballt und verdeckte damit ihr Gesicht. Erschrocken blickte Simon auf und wollte schon etwas sagen, doch Yoko kam ihm zuvor.

„Es ist meine Schuld!“

....

„Kamina und auch Kittan. Wenn sie mich nie kennen gelernt hätten, wäre das alles nicht passiert.“

Verwirrt durch ihre Worte, stand Simon auf und ergriff ihre Hand, die sie immer noch zur Faust geballt hatte.

„Sag mal, was erzählst du da für einen Mist? Kamina und Kittan sind gestorben, weil sie für unser aller Zukunft gekämpft haben und nicht weil sie in dich verliebt waren!“

Ohne es zu wollen, war er doch lauter geworden und Yoko schaute nur beschämt zu Boden.

„Entschuldige, ich glaube ich habe zu viel getrunken.“

Er ließ ihre Hand los und fasste sich in den Nacken. Er würde Frauen wohl nie verstehen. Nia war schon eine Nummer für sich gewesen, aber Yoko war noch mal ganz anders. Immer diese individuellen Unterschiede, machten ihn wahnsinnig und doch konnte er sie verstehen.

Er seufzte. „Du bist an nichts Schuld Yoko, aber ich weiß was du meinst. Wenn ich an Nia denke, fühle ich oft genauso.“

Sie waren alle tot und sie mussten ohne sie weiter machen. Yoko hatte immer noch das Gesicht gesengt und dennoch erhob sie sich endlich von ihrem Stuhl.

„Ich gehe besser ins Bett, es tut mir leid.“

Sie wollte an ihm vorbei huschen, doch er konnte sie gerade noch am Arm packen.

„Hey, ich lass dich jetzt nicht allein.“

Simon wollte noch mehr sagen, doch im nächsten Moment spürte er nur wie er gegen die Arbeitsplatte der kleinen Küchen geschubst wurde. Überrascht blickte er zu Yoko, doch zu sehen gab es nicht viel, außer ihrem Gesicht. Erst jetzt realisierte er, dass sie ihn küsste. Im ersten Moment wollte er sie von sich stoßen, ihr sagen, dass dies nicht richtig war. Jedoch was machte er sich eigentlich vor, da war niemand dem sie schaden würden. Die, die sie liebten waren fort und sie waren hier, allein. Doch für diesen Moment konnten sie gemeinsam allein sein, der Rest spielte doch eigentlich keine Rolle. Selbst wenn sie ihn nur küsste, weil sie angetrunken und traurig war, war das doch mehr Nähe und Zuneigung als er sonst noch erwarten konnte. All diese Gedanken schob er in wenigen Sekunden beiseite und erwiderte ihre Annährung. Yoko wirkte kurz überrascht, als er seine Hände auf ihre Hüften legte, aber es war ihr egal. Sie wollte Nähe, Wärme und jetzt würde sie sie bekommen. Es dauerte nicht lange, da waren sie auch schon in ihrem Schlafzimmer verschwunden. Hier ging es nicht um Liebe, sondern um zwei Freunde die sich Trost spendeten.

 

Egal was in der letzten Nacht geschehen war, die Sonne kümmerte es nicht, sodass sie unerbittlich durchs Fenster schien. Genervt von dem blendenden Licht öffnete Yoko ihre Augen, um im nächsten Moment festzustellen, dass sie nackt von Simons Armen umschlungen war. Folgend schossen ihr die Ereignisse, der letzten Nacht vor Augen und ihre Gesichtsfarbe wurde unangenehm rot.

„Hier geblieben“, hörte sie ihn nur müde murmeln und traute sich nicht zu fliehen.

„Es tut mir leid, ich wollte dich nicht dazu zwingen.“

Ihr war das alles mehr als unangenehm, doch Simon schien sich nicht weiter Gedanken darum zu machen. Viel mehr zog er sie noch näher an sich heran.

„Du hast mich zu nichts gezwungen.“

Er vergrub seine Nase in ihrem Rotschopf und Yoko wusste nicht mehr was sie dem entgegensetzen sollte. Die andere Frage war, wollte sie das überhaupt? Verwirrt über ihr eigenes Tun, erwiderte sie seine Umarmung.

„Wir sind solche Idioten.“, flüsterte sie gegen seine Brust.

„Zumindest sind wir keine Idioten im Bett.“, lachte er nur, wodurch sich in Yokos Kopf noch mehr Hitze anstaute. Sie sagte nichts mehr dazu, aber sie wusste das er recht hatte.

 

Ende    



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