Vergangenheit wird Gegenwart
-->Kapitel 2<--
"Mama? Wo bringst du mich hin?Mama?" ein kleines Mädchen mit dunkelblonden
Haaren und in einem weißen Kleid begleitete ihre Mutter durch einen
dunklen Gang. Die Mutter trug ein dunkelblaues elegantes Kleid und ihre
Haare waren hinten zu einem Dutt gebunden. Zwei in schwarze Gewänder
bekleidete Männer standen am Ende des Ganges. "Wir freuen uns, daß Sie uns
freiwillig ihr Kind überlassen..." ihre Stimmen klangen genauso hohl wir
ihre leeren Augenhöhlen. Die Miene der Mutter blieb ernst. "Wenn ihr uns
weiterhin bedroht, schicke ich euch die Starcraft Force hinterher!"
"Och, wer wird denn zu solchen Maßnahmen greifen?" Ein dritter Mann kam
hinzu. Er trug das gleiche schwarze Gewand wie die anderen, auf seiner
Stirn hatte er ein umgedrehtes Dreieck als Tätowierung. Zudem schien er
menschliche Augen zu besitzen. Das Mädchen bekam Angst. "Mama, wer ist
das?"
"Meine kleine Kaneko, fürchte dich nicht. Das ist ein Tempel-Priester." Die
Mutter klang aber alles andere als beruhigt.
"So, Kaneko heißt du?" Der Mann beugte sich zu ihr herunter. "Will Kaneko
nicht zaubern? Wie ihre Mutter?"
"Mama kann zaubern?"
"Ja, sogar ganz viel. Aber seit sie uns verlassen hat, leugnet sie das
alles ab. Heiratet einen ganz normalen Menschen. Deshlab sind deine
Geschwister nicht so begabt. Nur eine einzige wird ihre Fähigkeit erben,
und die bist du..."
"Erzähl' ihr keine Märchen!! Du wirst sie wie alle anderen nur ausnutz-"
Kanekos Mutter wurde von dem Mann geschlagen. "Ich dulde die Worte eines
Veräterin nicht! Du hattest deine Chance an meiner Seite! Wärst du nicht
abgehauen, so wäre dieses Kind nicht in dieser Lage!! Es ist alles nur
deine Schuld!!!"
"Nein!!" Die Mutter lag am Boden.
"Die Welt soll erfahren, daß ihre Königin ihre eigene Tochter verkauft
hat!!" Der Mann lachte und führte die sich wehrende Kaneko weg.
"Mama? Mama!! Mama, wo werde ich hingebracht? Mama? Mama!!"
"Aaah!" Naibun wachte schweißgebadet im Krankenzimmer auf. Sein Hemd wurde
ihm entfernt; über den gesamten Oberkörper waren Bandagen. "W...wo bin
ich?" Er faßte sich an den Kopf. "Diese Träume...sie verfolgen mich schon
wieder..."
"Du bist aufgewacht?" Haruko war unbemerkt ins Zimmer hereingekommen.
"Ach, Haruko-senpai," Naibun schaute sie kurz an, richtete dann seinen
Blick auf seine Decke.
"Du hattest einen seltsamen Anfall hat mir Tsubasa erklärt," fing Haruko an
und prüfte seinen Puls und seine Temperatur. "Hast du vielleicht
Epilepsie? Viele, die mit dem Computer zu tun haben, scheinen das zu
haben."
Naibun schüttelte seinen Kopf. "Nein, das war es nicht. Ich glaube, ich
hatte einfach nur Halluzinationen."
"Aha." Harukos Stimme klang skeptisch.
"Na dann werde ich mich wieder der Arbeit widmen..." Naibun stand auf und
wollte sein Hemd, daß auf einem Stuhl lag, überstreifen, als Harukos Hand
sanft über seine Bandagen glitt. "Was hast du denn gemacht?" Wollte sie
wissen.
"Äh, ich, äh," stotterte er und wurde rot. "Ich, äh, hatte einen Unfall...
Ein Brand.... Mein gesamter Oberkörper reagierte von da an sehr empfindlich
gegenüber Luft." Man merkte deutlich, daß er log.
Haruko schüttelte ihren Kopf. "Du bist wirklich einer..."
***
"Alle Programme laufen stabil?"
"Jou."
"Dann kann's ja losgehen."
Rui und Naibun waren in ihrem 'High-Tech Raum' und überprüften alle Systeme
ein letztes Mal.
"Kapitän Tani? Ihr habt jetzt die Starterlaubnis!" Sprach Naibun.
"Roger. Tsubasa! Emi! Alles klar?" Kaiis Stimme rauschte durch die
Kopfhörer der beiden.
"Kann ich mitgucken?" Haruko hatte sich in die Zentrale hereingeschlichen.
Nur Rui drehte sich um. "Klar! Die Piloten sind grad' losgeflogen!" Grinste
er ihr entgegen.
"Ich hoffe nur, daß wir keine Außerirdischen Parasiten bekommen," meinte
sie, als sie gebannt auf den großen Monitor die drei Starcrafts ihrer
Kameraden verfolgte.
"Ja, die, die S-4 angegriffen haben. Die waren echte Monster! Wären die
anderen dem einen nicht zur Hilfe gekommen, dann würde der eine nicht mehr
leben," kommentierte Rui, während er sich auf die Starcrafts auf dem
Radarmonitor konzentrierte.
"Was waren das für Viecher?" Wollte Naibun wissen.
"Bigmics."
"Bigmics?!" Naibuns Stimme klang überrascht. "Ich dachte die Regierung
hätte die schon längst ausgerottet!"
"Sag' mal, lebst du hinterm Mond?" Fragte Rui zurück. "Diese Regierung kann
doch nichts beschließen, seitdem die Königin weg ist. Und ihre Kinder sind
alle umgebracht worden, bis auf eins!!"
"Was?" Naibun war nun wirklich sprachlos. Haruko schüttelte ihren Kopf.
"Alle sind doch tot, Rui," sagte sie traurig.
"Haruko, wie kannst du sicher sein, daß alle umgebracht worden sind? Man
hat nie die Leiche der Jüngsten gefunden! "
"Ja und die Leiche der Königin hat man auch nicht gefunden! Wenn die Tempel-
Leute die in ihrer Gewalt haben, kann man's sowieso vergessen..."
"Na ja, ich glaube zumindest die Jüngste hält sich versteckt und wartet auf
einen günstigen Zeitpunkt..."
"Ich glaube Haruko-senpai hat Recht, Rui," sagte Naibun unerwartet. "Mit
den Tempel-Priestern ist nicht zu spaßen. Die..die haben meine Schwester
genommen und meine Mutter umgebracht."
"Oh."
"D-das tut mir leid," sprach Haruko mitleidig.
"Ach, euch braucht das nicht leid zu tun. Ich wollte nur sagen, daß man
diese Leute nicht unterschätzen darf." Naibuns Stimme klang sehr
verbittert. Mutter. Was haben sie nur getan?
Plötzlich tauchten kleine gelbe Punkte auf den Radarmonitor auf.
"Äh, Naibun? Rui? Das sind doch keine von uns die Punkte, oder?" Fragte
Haruko etwas besorgt.
"Verdammte Scheiße!" Rui fing an, die gelben Punkte als Satellitenbild auf
den Monitor zu bekommen. Es waren große fliegenähnliche Tiere, die durch
ihre dunkle Panzerung kaum auffielen.
"Auch das noch! Bigmics!"
"Kapitän Tani! Bitte melden! Sofort Übung abbrechen! Bigmics in Sektor
drei!"
"Roger, wir gehen auf Landekurs, bis gl-" Kaiis Stimme wurde jäh durch Emis
Schrei abgebrochen.
"Emi, was ist?" Naibun schien besorgt.
"Bigmics! Überall! Ich kann die nicht abwimmeln! Leute, helft mir doch!"
"Keine Sorge, die anderen sind schon auf dem Weg zu dir!" Sprach Rui in
einem möglichst ruhigen Ton.
"Beeilt euch! Es werden immer mehr!!!!" Emis Stimme wurde immer schriller.
"Oh nein, sie versuchen durch die Panzerung zu kommen!! Kaii! Tsubasa!! Wo
seit ihr? Mayday!!"
"Was passiert mit ihr?" Haruko zitterte vor Angst.
"Wenn die Bigmics schneller sind, brechen sie die Panzerung auf; Emis Luft
wird rausgesogen und ihre Gedärme werden in alle Richtungen verteilt. Dann
werden die Bigmics genüßlich jedes Teil von ihr aufsaugen..."
"Genug jetzt, Rui! Wir müssen was unternehmen!" Naibun schien erregt zu
sein.
"Was können wir machen? Wir können nur der Dreiheiligkeit anvertrauen, daß
die Jungs schneller sind!"
"Hey, ihr da unten! Wir brauchen Verstärkung! Das is' 'ne ganze Armada von
Bigmics! Unfaßbar! Ich frage mich, von wo die alle herkommen!"
"Wir haben verstanden Kaii!" Rui setzte an, um die anderen Squads zu
benachrichtigen.
"Ich halt' das hier nicht mehr aus!" Haruko rann hinaus. "Warte, Haru! Ich
will zum Kommandanten! Naibun, schaffst du das hier?" Ohne auf eine Antwort
zu warten, folgte Rui Haruko.
"Super, und ich darf den ganzen Mist selber erledigen...," fluchte Naibun.
Gerade als er ein weiteres Satelittenbild von den Bigmics herunterladen
wollte, geschah wieder das Seltsame. Die Monitore leuchteten in
psychedelischen Farben.
Aurora...es ist sein Werk. Gehe hin...helfe ihnen...
"NEIN!!" Naibun wich sofort zurück.
Du kannst sie...aufhalten...erwache... Die männliche Stimme drang tief in
Naibun ein und weckte etwas Schlummerndes in ihm.
"Nein, ich will das alles nicht mehr!!" Naibun hielt sich die Ohren zu.
Gebe dich hin, mein Kind. Alles andere werde ich regeln. Nun war es eine
schöne, sanfte weibliche Stimme die sprach. Naibun hörte auf, seine Ohren
zuzuhalten. Die Stimme kam ihm so vertraut vor, als wäre er ein Teil
davon...
Wenn du verdrängst, brichst du dein Versprechen. Mir gegenüber. Dir
gegenüber.
Langsam fing Naibun an, sich zu entspannen. Die Stimme klang so wohltuend,
daß er die Welt um sich nicht mehr wahrnahm. Er merkte nicht, daß er von
seinem Stuhl gehoben wurde und daß er von einer weißen Aura umhüllt wurde.
Aus seinem Rücken sprossen sechs Tentakel, die in einem transparentem Weiß
leuchteten. Seine Haare wurden länger und seine äußerliche Gestalt
veränderte sich zu einer Frau. Sie war recht groß und als sie ihre
Augenlider aufschlug leuchtete ein Paar hellblaue Augen wie glühendes Eis.
Ihre Haut war so weiß und transparent, daß man meinen könnte, sie bestünde
nur aus Licht Sie trug einen engen weißen Kampfanzug. Nun wird es an der
Zeit, es dir heimzuzahlen, Manon. Ohne die Lippen zu bewegen, ertönte die
gleiche sanfte Stimme wie vorhin.
Sie berührte Naibuns Hörsprechgerät und wurde darin eingesogen.