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Dschungelfieber

von

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Aufstehen

Danno, Zeit aufzuwachen. Komm schon, du Schlafmütze.

„Lass mich, Babe. Ich hab mir das verdient“, grummelte Danny vor sich hin und weigerte sich, seine Augen zu öffnen.

Detective Daniel Williams! Du stehst jetzt sofort auf oder ich erzähle Grace, dass ihr Danno sich hängenlässt und nicht mal versucht, zu ihr zurückzukommen.

„Ich will dich nicht enttäuschen, Babe, aber du bist eine Halluzination. Du kannst Gracie gar nichts erzählen. Und lass mein Äffchen da raus!“ Noch immer hielt Danny seine Augen geschlossen. Sein Kopf schmerzte so allmählich und von seinem Arm wollte er gar nicht erst anfangen.

Komm schon, Danno. Dein Äffchen braucht dich. Und ich auch.

„Ist ja schon gut, du Neandertaler. Ich weiß. Und ich lieb dich auch.“

Super. Jetzt erzählte er schon seiner Halluzination, dass er ihn liebte. Aber sein innerer Steve hatte ja recht. Er musste weitermachen und zusehen, dass er diesen verfluchten Wald verließ. Langsam öffnete er die Augen und blinzelte den kurzen Schwindelmoment weg. Mit langsamen Bewegungen griff er nach dem Ast und der Krawatte. Es dauerte eine Weile, bis er eine halbwegs stabile Stütze für seinen Arm gebaut hatte – und letztlich ging es nur mit vielen weiteren herzhaften „Zitronenfalter!“-Ausrufen und der Hilfe des Gürtels (der vom Armrichten so einige Bissspuren aufwies).

Gut gemacht, Danno. Zeit, dass wir uns etwas umsehen…

„Umsehen? UMSEHEN? Weißt du, was ich sehen werde, wenn ich mich umsehe? Bäume. Sträucher. Diese nervigen Viecher namens Ameisen, die wohl denken, ich werde ihr nächstes Futter. Ich bin hier in einem verdammten Dschungel!“

Durchatmen, Danno.

„Das sagst du so leicht! Du bist eine Halluzination! Du bist vermutlich total entspannt zu Hause, trinkst ein Longboard und musst nicht überlegen, wie du dieser grünen Hölle entkommst, du Army-Oger!“

Navy, Danno, Navy. Immer noch und für alle Zeit.

Danny beschloss, dass es Zeit war, seinen inneren SEAL gekonnt zu ignorieren. Und einen näheren Blick auf seine Umgebung würde nicht schaden. Oder doch? Zumindest seine Ader auf der Stirn fing an zu pochen – für Leute, die ihn gut kannten, ein untrügliches Zeichen eines bevorstehenden Ausbruchs. Sprachlos – ein seltener Zustand für Detective Daniel Williams – sah er auf die steile Wand vor ihm. Etwa zehn Meter über ihm ging der Dschungel weiter. Ein Blick nach rechts und nach links sagte ihm, dass seine Situation nicht unbedingt ein Traum war. Als würde Dschungel nicht reichen, hatte es den Jersey-Cop in eine Art Kessel verschlagen. Damit war zumindest auch die Frage geklärt, wie er hier gelandet war: Er musste runtergefallen sein. Oder jemand hatte ihn runtergestoßen. Zumindest war der Rest seines Ärmels, der da fröhlich über ihm im Wind flatterte, ein Hinweis darauf. Mit einem Mal war Danny dankbar. Das war eindeutig…

Glück im Unglück, Danno.

„Was du nichts sagst, Steven, was du nicht sagst. Hast du vielleicht noch irgendwelche klugen Vorschläge?“

Wenn du nicht nach vorne oder zur Seite kannst, gehst du einfach zurück.

„Wow. Wie tiefsinnig, Babe. Und wie stellst du dir das vor? Ein Problem habe ich ja ‚gelöst‘, bleibt nur noch ein zweites Problem.“ Frustriert fuchtelte Danny mit seiner linken und unverletzten Hand Richtung Knie.

[]Wenn du mit deinen Händen so rumfuchteln kannst, geht’s dir besser, Danny. Das beruhigt mich.

Klang sein innerer SEAL da gerade etwa sanft und erleichtert? Das war irreal. So klang der echte Steve nicht. Scheinbar hatte auch Dannys Fantasie nach einem Sturz ihre Grenzen.

Aber nur zur Sicherheit: Welcher Tag ist heute?

„Donnerstag. Oder schon Freitag. Moment… warum antworte ich dir eigentlich? Aber… das ist gut! Es muss Freitag sein! Ich bin gestern Abend heimgegangen. Es war ein langer Tag. Wir haben den Fall endlich gelöst. Ich wollte die Tür aufschließen und dann…“ Nachdenkliche Falten zogen sich über Dannys Stirn. „Dann ist alles schwarz. Also haben sie mich vor der Arbeit gekriegt. Wer auch immer das war und warum auch immer.“

Sehr gut, Danno. Und weiter?

„Nicht weiter. Schwarz und dann grün. Zu viel grün für meinen Geschmack“, grummelte Danny seinem inneren SEAL zu. „Ich habe kein Handy dabei und habe keine Ahnung, wo ich bin. Aber es ist Freitag! Ich sollte im Büro sein. Und wenn ich mich auf eins verlassen kann, dann dass Kono und Chin sich Sorgen machen werden, dass ich nicht komme.“

Ich etwa nicht?

„Du, mein lieber Super-SEAL, du wirst nicht eher ruhen, bis du mich gefunden hast. Also muss ich nur noch aushalten, bist du deine Army-Supersinne einsetzt und ihr mich findet. Und die Idioten, die dafür verantwortlich sind.“

Navy, Danny. Aber ja, ich werde dich finden. Trotzdem musst du jetzt aufstehen. Du bist hier nicht sicher.

„Die Wilde-Tiere-nicht-Sicher-Nummer oder Du-wirst-hier-verdursten oder Variante Die-Täter-könnten-wiederkommen-und-sichergehen-dass-du-wirklich-tot-bist? Halt! Was frage ich überhaupt. Wahrscheinlich alles. Diese verdammte Insel bringt mich irgendwann noch um.“

Wieder erschien vor Dannys innerem Auge das verschmitzte Lächeln seines Freundes – zusammen mit dem unschuldigen Blick, der jedoch selten etwas Gutes bedeutete. Doch jetzt war nicht die Zeit über Steve nachzudenken, jetzt war es an der Zeit zu verschwinden. Da gab es nur ein kleines Problem: „Wie in Dreiteufelsnamen komm ich jetzt hoch?“

Seine Frage verschwand im Dickicht des Dschungels und eine Antwort hatte dieser nicht für ihn. Auch seine nervige innere Stimme schien keinen Rat zu haben. Also blieb es wohl doch an ihm selbst hängen. Welche Überraschung. Immerhin war er hier allein, mit sich selbst und seinen Gedanken. Und einer Menge Sträucher, Büsche und Bäumen. Zum Glück hatten diese alle einen Vorteil: Äste in jeglichen Varianten. Dick, dünn, biegsam, morsch, stabil, verästelt. Danny war sich sicher, dass er nie wieder so sehr auf Äste stehen würde, wie in diesem Moment.

Mehr als nur ein Schweißtropfen löste sich von seiner Stirn, als er sich mit seinem linken Arm darum bemühte, einen Ast zu lösen, der ihm perfekt erschien, um als Stock zu dienen. Dann gab der Stock mit einem Krachen nach und Danny fiel ihm hinterher, verzweifelt darum bemüht, seinen verletzten rechten Arm weiter zu stabilisieren.

Danno, alles okay bei dir?

„Du verdammter Army-Oger, seh ich aus, als ob ich okay wäre? OKAY ist sicher kein Ausdruck für meine momentane Situation. Ja, mein Arm schmerzt wie… mir fällt nicht mal ein passender Vergleich ein! Von meinem dicken Knie will ich gar nicht erst reden. Und dann fragt mich eine Halluzination aus meinem Kopf, ob ich okay bin. Ehrlich mal. Diese Situation ist überhaupt nicht okay.“ Wild mit seinem linken Arm gestikulierend ließ Danny seinen gesamten Frust raus.

Gut, du bist nicht okay. Aber denk dran: Ich suche dich schon, Danny. Und ich werde dich finden, das verspreche ich dir!

„Na wenn das so ist, bin ich voll okay. Könnte nicht besser sein.“ Ironie spickte jedes einzelne von Dannys Worten. Aber sein innerer Steve hatte recht. Sein Team war schon auf der Suche nach ihm. Da war er sich sicher. Genauso sicher war er sich, dass er hier wegmusste. So schnell wie es ihm möglich war.

Zähne zusammenbeißen, Danno, das wird jetzt weh tun.

Und Steve hatte recht. Es tat weh. Aber irgendwann hatte Danny es geschafft. Er war schweißgebadet, der Schmerz strahlte überall hin, aber er stand. Wenn auch auf sehr wackligen Füßen.

Ich wusste, du packst das, Kumpel.

„Herzlichen Dank für dein Vertrauen, Babe.“

Ich liebe dich auch, Danno.

Angefeuert und ermutigt von seiner inneren Stimme kämpfte sich Danny Stück für Stück durch den hawaiianischen Dschungel. Es war immer wieder der Gedanke, dass sein Team schon auf der Suche war, der ihn aufrecht hielt. Doch was Danny nicht wusste, war, dass in diesem Moment noch niemand mitgekriegt hatte, dass er entführt und in den Dschungel gebracht worden war, denn die Entführer hatten sein Handy.



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