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Das Schwert der Göttinnen

von

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Wiegenfest

Die aufgehende Sonne weckte das Land. Auch Link erwachte mit den ersten Sonnenstrahlen. Er schwang seine langen Beine aus dem weichen und warmen Bett und setzte sich hin. Das Bett, ein Schrank und eine kleine Kommode war die gesamte Einrichtung, alles handgefertigt und aus dunklem Holz. Sein Blick wanderte durch die Kammer. Es war mehr als er in den letzten Jahren hatte. Ein Dach über dem Kopf, ein Bett, ein zuhause.

Er fühlte sich wohl.

Dieses Gefühl empfand er erst einmal in seinem Leben und das war der Moment indem er mit Zelda zusammen war.

Blaue Augen blitzten in seinen Gedanken auf. Er spürte wie sie erneut den Kontakt zu ihm suchte. Die Schmerzen in seiner Hand wurden zu groß und er brach wieder den Kontakt ab, ehe er entstehen konnte.

Was war nur geschehen? Früher hatte er sie auch spüren können, ohne das er das Gefühl bekam zu verbrennen. Wieso gelang es ihm jetzt nicht mehr? Warum suchten ihn diese unsagbaren Schmerzen heim, sobald sie nur versuchte Kontakt zu seiner Seele aufzunehmen? War er verflucht? Oder wollte das Schicksal ihn von der Prinzessin des Landes fernhalten? Er seufzte. Was machte er sich überhaupt etwas vor... Er war ihrer sowieso nicht würdig. Ein einfacher Junge ohne bekannte Herkunft konnte nicht mit der Prinzessin des Landes befreundet sein. Allein der Unterschied ihres Standes verbot es doch schon.

Es klopfte an der Türe. Langsam und mit einem knarrenden Geräusch öffnete diese sich.

Boron betrat die Kammer. „Bist du schon wach?“ Seine Augen betrachteten den jungen blonden Mann. „Dann können wir mit deiner Gesichtspflege beginnen.“

Link stand auf und stellte sich neben seinen Ziehvater vor die Kommode, auf der eine einfache Waschschüssel stand. An der Wand hing ein runder kleiner Spiegel, gerade so groß das Link sein Gesicht darin erkennen konnte.

Boron zog ein kleines Messer hervor und einen Schleifstein und begann Link in die Künste des Bartschneidens einzuweihen.

Eben setzte der junge Mann das Messer wieder an seinem Kinn an, da wurde die Türe aufgerissen.

Qantas erschien in der Kammer. „Guten Morgen, Link! Was machst du da?“

Dieser Augenblick der Unachtsamkeit führte dazu, das der Blonde sich mit dem Messer in die empfindliche Gesichtshaut schnitt. Ein brennender Schmerz führte dazu, das er erschrocken das Messer fallen ließ.

Boron zog ein Tuch hervor und hielt es an Links Kinn. „Das passiert auch mir hin und wieder“, erklärte er. „Pass nur auf das dir das nicht öfter und besonders am Hals geschieht“, scherzte er, wobei Link nicht zum Lachen zumute war.

Niemals hatte er auch nur angenommen, das ein winziger kaum zu erkennender Schnitt solche Schmerzen verursachen konnte. Dagegen waren alle Wunden und Verletzungen, die auf seinem Körper Narben hinter lassen haben, kaum der Rede wert.

Pantas stürmte ebenfalls ins Zimmer: „Ist Link schon wach?“

„Ja...“, antwortete Qantas und blickte besorgt zu seinem Zwillingsbruder: „... aber Papa und er verstümmeln sein Gesicht.“

„Das wird nicht verstümmelt, sondern gepflegt“, erwiderte Boron mit einem Blick auf seine Zwillinge. „Wenn ihr in Links Alter kommt, werdet ihr verstehen was wir hier machen.“

Der Blonde nahm das Messer wieder in die Hand und setzte erneut hochkonzentriert an. Niemals hätte er erwartet, das das Schneiden eines Bartes so gefährlich war.

Wenige Augenblicke später war es dann auch geschehen. Links blonder Haarwuchs im unteren Gesichtsbereich war verschwunden. Im Spiegel blickte ihm ein junger Mann mit inzwischen kantigeren Gesichtszügen entgegen. Von dem kleinen Jungen, der als zehnjähriger Hyrule vor dem Untergang bewahrte, war nichts mehr zu sehen. Seine blauen Augen betrachteten aufmerksam die spitze Nase, die schmalen Lippen, die hohe Stirn und die erwachsenen Gesichtszüge. Es war soweit, er wurde dem zukünftigen Link aus dem alternativen Zeitpfad immer ähnlicher.

Unweigerlich wanderten seine Gedanken zu Zelda. Die wunderschöne erwachsene Zelda, die mit ihm gegen Ganondorf kämpfte um Hyrule zu retten. Ob sie sich sehr verändert hat? Sicherlich war sie kein Kind mehr, aber war sie so schön wie die Zelda, die ihm im alternativen Zeitpfad die Luft geraubt hatte?

Auch wenn er ihre wiederkehrenden Kontaktversuche in seiner Seele abwies, so sehnte er sich doch danach sie einmal zu spüren. Nur für einen kurzen Augenblick wollte er sich davon überzeugen, das es ihr gut ging.

Aber von selbst suchte er sie nicht über das Seelenband auf. Er hatte es einmal getan und die damit verbundenen Schmerzen waren peinigend und kaum zu ertragen. Während ihre Kontaktaufnahme mit einem leichten Prickeln einherging, so fühlte Link sich bei seiner Kontaktaufnahme zu ihr lichterloh in Flammen aufgehen.

„Ein gutaussehender junger Mann“, mischte sich Annelie ein, die hinter den Zwillingen im Zimmer erschien. „Die Frau, welche du an deine Seite auswählst, wird die glücklichste von allen werden.“

„Wer weiß, vielleicht kennen wir deine Zukünftige ja schon“, grinste Boron und Link errötete schlagartig.

„Boron“, mahnte Annelie. „Die erste Mahlzeit des Tages ist angerichtet. Kommt essen.“

Die Jungs verschwanden jubelnd, während Boron und Link zu Annelie traten. „Herzlichen Glückwunsch, mein Sohn.“

Überwältigt von den letzten beiden Wörtern, schluckte Link kräftig, suchte nach seiner Stimme und bedankte sich mit einem strahlendem Gesicht. „Danke!“ Er umarmte seine Ziehmutter, schloss die korpulente Frau fest in die Arme und drückte sein Gesicht an ihre Schulter. Noch nie hatte ihn jemand so herzlich angesprochen. Noch nie hatte er sich so geborgen und sicher gefühlt wie bei diesen Hylianern. Noch nie hatte er zu spüren bekommen, was es bedeutet eine Familie zu haben. Noch nie zuvor - bis jetzt.
 

Sie fanden sich am Esstisch ein, an dem bereits Zoe saß und wartete. „Da seid ihr ja endlich“, begrüßte sie ihre Familie und alle setzten sich an den Tisch. Es wurde ein gemütlicher Morgen, mit fröhlichem Geschwätz.

„Ich muss noch bei einem Pferd die Hufeisen anschauen“, erzählte Boron.

„Kann ich dir dabei helfen?“, fragte Link sofort, der sich geehrt fühlte das man ihm mit diesem Fest eine Freude bereiten wollte, aber dennoch stand er nicht gerne im Mittelpunkt.

Sofort verneinte Boron: „Kommt nicht in Frage. Es ist dein Ehrentag, da wirst du nicht arbeiten.“

Ehe Link etwas erwidern konnte, klopfte es an der Türe. Der Herr des Hauses stand auf und öffnete die Holztüre.

Sukki betrat die Stube. „Guten Morgen.“ Sie lächelte von einem Familienmitglied zum nächsten und bei Link verharrte sie. „Möchtest du heute mit mir ausreiten?“

Link sah sie an, dann zu seiner Ziehmutter. „Ehm...“

„Geh nur. Ich bereite das Essen vor. Seid pünktlich zurück und gib auf Sukki Acht“, stimmte Annelie zu.

Schon stand Link auf, verabschiedete sich von seiner Gastfamilie und verließ mit der braunhaarigen jungen Frau das Haus.

Gleich vor der Türe stand der weiße Wallach und Sukki setzte auf. „Wo ist Epona?“

Link sah die junge Frau an, dann lächelte er. „Wirst du schon sehen.“ Er nahm die Zügel des weißen Wallachs in seine Hände und führte sie aus dem Dorf.

„Ich fühle mich wie eine Prinzessin“, kicherte sie.

Erst außerhalb des Dorfes, überreichte Link ihr die Zügel und zog seine Okarina hervor. Dann setzte er an und spielte Eponas Lied.

Die ruhige Musik erklang überall und auch Sukki lauschte mit geschlossenen Augen und wippendem Kopf dieser traumhaften Melodie. Nachdem auch der letzte Ton der Melodie verhallte, öffnete sie wieder die Augen. „Das war sehr schön. Woher kennst du dieses Lied?“

„Malon hat es mir gelehrt.“

Sukki betrachtete den Blonden lange, dann nickte sie: „Und wo ist jetzt dein Pferd? Oder möchtest du lieber laufen?“

„Epona kommt gleich“, grinste Link.

Von weitem vernahm man Hufgetrappel, welches sich schnell näherte. Dann erschien die schöne braune Stute und blieb vor Link stehen. Sie stupste ihren langjährigen Begleiter mit den Nüstern an und Link begrüßte sie fröhlich. „Hallo, meine Schöne! Lust auf einen Ausritt?“

Sie schnaubte zur Antwort und Link schwang sich geübt auf den Pferderücken.

Sukki betrachtete diesen vertrauten Umgang zwischen Mensch und Tier fasziniert. „Epona ist ein wirklich schöner Name.“

„Den Namen hat Malon ihr gegeben. Dieses Lied ist Eponas Lied. Sobald ich es spiele kommt sie herbei.“

Gemeinsam ritten sie davon.

Sukki schlug eine bestimmte Richtung ein und lauschte seinen Worten. Selten war er so gesprächig. „Dann muss sie ein sehr kluges Tier sein.“

„Das ist sie. Und sie ist eine treue Gefährtin.“

„Und Malon ist eine Freundin von dir?“

Link nickte, dann blickte er zu Sukki und erzählte: „Ihr Vater hat eine Farm in der Steppe Hyrules. Er ist auch der Milchlieferant des Königshaus.“ Seine Gedanken gingen zurück in die Vergangenheit, als er Malon das erste Mal vor den Toren des Schlosses traf. Dieses kleine rothaarige Mädchen, nicht viel größer als er, bat ihn ihren Vater zu suchen, der bestimmt irgendwo schlief. Sie war das erste hylianische Mädchen, das er kennen lernte und es entwickelte sich im Laufe der Zeit eine Freundschaft.

Das braunhaarige Mädchen nickte, ließ aber ihre Augen nicht von Link. „Was hast du noch so erlebt?“

„Ich bin durch Hyrule gereist, dann nach Termina und weiter nach Alnayru.“

Sukki lenkte ihr Pferd in eine bestimmte Richtung. Der Wald wurde etwas dichter und überall standen Büsche. Als sie einige dieser aber durchbrachen standen sie wenig später vor dem großen See. Sukki sprang ab und setzte sich ans Ufer.

Link folgte ihr. Die Pferde ließen sie einfach in der Nähe grasen.

Eine ganze Weile saßen sie schweigend nebeneinander in der Wiese und betrachteten das stille Wasser.

„Hier haben wir uns kennengelernt“, sprach sie plötzlich.

„Du meinst wohl: Aus diesem See hab ich dich gefischt“, neckte Link das Mädchen neben sich und grinste süffisant.

„Wie auch immer. Ich dachte mir, du möchtest vielleicht ein wenig zur Ruhe kommen.“ Sie blickte zum Himmel auf. „Das Wetter ist so herrlich.“

Link verstand nicht worauf Sukki hinaus wollte, doch seine Begleitung stand bereits auf und öffnete die Bänder ihres Kleides. Mit großen Augen und rotem Kopf starrte er die braunhaarige junge Frau an, als sich auch schon das Kleid von ihren Schultern löste und auf den Boden glitt. Der Blonde schluckte kräftig, während seine Augen auf dem weiblichen Körper ruhten, der noch in einer weißen Stofflage verhüllt war. Ihre Brust zeichnete sich unter dem Stoff ab. Die schlanke Figur, die schmale Hüfte und der runde Po sahen einfach vollkommen aus. Die langen Beine rundeten Sukkis Erscheinungsbild ab.

„Kommst du mit?“

Erst jetzt sah er ihren süffisanten Blick und schamvoll drehte er den Kopf zur Seite. Für sein Starren könnte er sich ohrfeigen.

„Komm schon, ich möchte nicht allein ins Wasser“, forderte sie ihn erneut auf und trat auf das kühle Nass zu.

„Du kannst doch gar nicht schwimmen“, stellte Link besorgt fest und sah ihr zu, wie sie ihren Fuß ins Wasser tauchte.

„Ich bleib in der Nähe des Ufers.“

Link wurde unwohl, während seine Augen sich nicht von ihrem Körper lösen wollten. Er betrachtete die grazilen Bewegungen und entdeckte die aufgestellten Härchen auf ihrer Haut, als diese mit dem kühlen Wasser in Berührung kam. Schlagartig wurde ihm wohlig warm und die Hitze stieg an. Vielleicht wäre es doch besser schwimmen zu gehen. Schnell löste er den Gürtel und zog sich seine Tunika über den Kopf. Auch aus den Stiefeln schlüpfte er. Das was er noch trug waren seine Handschuhe, die das Triforcezeichen auf seinem linken Handrücken vor fremden Blicken schützten und ein weißes Hemd sowie eine weiße Hose. Dann nahm er Anlauf und sprang mit den Füßen voraus in den See. Im Flug zog er seine Beine an und tauchte wie ein Stein ins Wasser.

Das kühle Nass spritzte Sukki an und ließ diese überrascht quieken. Als Link jedoch vor ihr auftauchte begann sie herzhaft zu lachen und beide spritzten sich nass.

Die Sonne stand schon bald am höchsten Punkt und völlig atemlos kehrten die jungen Erwachsenen zurück ans Ufer. Kraftlos legten sie sich ins Gras nieder, blickten in den blauen Himmel und genossen die Stille, welche sie umgab. Es dauerte nicht lange, da waren sie eingeschlafen.
 

Um ihn herum herrschte Finsternis. Ein beißender Geruch verbreitete sich. Ein Geruch, der ihm allzu bekannt noch in der Nase hing. Es war der Geruch des Todes. Er versuchte zu entkommen, aber es gelang ihm nicht. Er wollte sich bewegen, blieb aber am Boden haften, schaffte es nicht einen Fuß anzuheben. Etwas schweres zog an seinen Beinen und machte ihm ein Fortkommen unmöglich. Dann vermischte sich ein anderer Geruch mit dem des Todes. Auch ohne die Vergangenheit, den alternativen Zeitpfad, hätte er es sofort erkannt. Feuer. Schon stand er inmitten der Flammen. Es wurde so unsagbar heiß. Das Gefühl er würde jeden Moment bei lebendigem Leib verbrennen schürte Angst, die schnell in Panik umschlug. Wieder versuchte er davon zu laufen, aber erneut konnte er sich nicht bewegen. Wie erstarrt stand er inmitten der Flammen. Von weitem hörte er ein Baby schreien. Panisch sah er sich um, versuchte etwas in den Flammen zu erkennen, dann lief eine verhüllte Gestalt an ihm vorbei. In ihren Armen ein weinendes Bündel. Er wollte ihnen nachrufen, er wollte auf sich aufmerksam machen, aber er schaffte es nicht. Kein Ton verließ seine Lippen. Um ihn herum verschlang das Feuer alles was in den Weg kam.
 

„Link, bitte, wach auf! Hör doch!“

Er schlug die Augen auf und sah in ein besorgtes braunes Augenpaar. Erst jetzt spürte er, wie angespannt seine Muskeln waren. Ein Traum... ein schrecklicher Traum.

„Link, ich bin so froh. Du hast so geschrien und um dich geschlagen. Ich wusste nicht...“, Sukki brach ab und warf sich schluchzend auf seine Brust und vergrub ihr Gesicht in seinem von der Sonne getrockneten Hemd.

Langsam richtete Link sich auf, sah auf den braunen Haarschopf hinab und streichelte sanft über den zitternden Rücken. „Ich hab nur schlecht geträumt.“

Dann erst blickte er sich um. Inzwischen stand die Sonne sehr tief. Die letzten Strahlen suchten sich einen Weg durch das dichte Blätterdach des Waldes. Die Dämmerung hüllte das Land ein.

Link fühlte sich ausgeschlafen, trotz des Albtraums. Die aufgewühlten Gefühle kämpfte er nieder. Dann fiel ihm ein das seine Familie mit dem Essen auf sie wartete. „Sukki, wir müssen zurück.“

Ihre Tränen waren schnell getrocknet. Dann zogen sie sich wieder an und ritten mit den Pferden zum Dorf zurück.
 

Kurz vor Einbruch der Nacht erreichten sie die Hufschmiede und betraten die Stube.

Das Essen köchelte und verbreitete seinen köstlichen Duft in der Stube. Die Familie deckte soeben den Tisch und alle Augen richteten sich auf die zwei Eintretenden.

Link entging nicht wie liebevoll der Tisch dekoriert war, mit einem Blumenkranz und auf seinem Teller lag sogar ein Gänseblümchen. Er schmunzelte, denn diese Geste kam ganz bestimmt von Zoe.

Der fünfarmige Kerzenständer stand in der Mitte des Tisches. Dieser silberne Leuchter schützte, durch seinen Samtbezug am Boden, den Tisch vor Kratzern. In der Mitte des Leuchters war ein Halter für eine Kerze. Zusätzlich gingen vier Arme weg, die kunstvoll gebogen und verziert waren und ebenfalls je eine Kerze hielten. Dieser Kerzenständer wurde nur zu besonderen Festen hervor geholt. Und das er für diesen Tag einen Platz an der Tafel fand, rührte Link.

„Wie schön, ihr seid zurück. Dann können wir ja gleich essen.“ Annelie verschwand und Sukki folgte ihr in die Küche um zu helfen.

Link hingegen blickte zu seinen Ziehgeschwistern und lächelte.

Pantas und Qantas sprangen zu ihm: „Sieh nur Link, den Blumenkranz haben die Mädchen im Dorf gebunden.“

„Und was habt ihr gemacht?“

„Wir haben nach Schnecken gesucht. Papa meinte, das Schnecken eine Delikatesse sind, aber wir haben keine gefunden“, antwortete Pantas.

Link wurde flau im Magen, dennoch rang er sich ein Lächeln ab. „Wie schade“, zwang er sich zu sagen. „Was habt ihr sonst noch gemacht?“

„Wir haben dir das hier gebastelt“, verkündete Qantas.

Schon zogen die beiden einen Langbogen hervor.

Link nahm ihn entgegen und betrachtete ihn ehrfürchtig. Dieser Bogen war wunderschön. Er wurde aus Eibenholz gefertigt mit einem tiefen D-förmigen Bogenarmquerschnitt ohne Griffband. Die elastischen Enden waren mit der Bogensehne verbunden. Das Holz wurde zum Schutz lasiert und glänzte dadurch. Die filigrane Maserung des Holzes zeigte die Einzigartigkeit. Dem vergessenen Held der Zeit fehlte die Sprache. „Und ihr habt diesen Bogen gebastelt?“ Überrascht und gerührt zugleich und dennoch etwas ungläubig blickte er die Zwillinge an.

„Ja“, bestätigten diese selbstbewusst.

„Wie lange habt ihr dafür gebraucht?“

„Seit letzten Vollmond“, antwortete Pantas.

„Und Mister Ektarius hat uns geholfen“, erklärte Qantas.

Link schmunzelte. „Das war sehr nett von Mister Ektarius euch zu helfen.“ Er musste unbedingt zur Holzschnitzerei gehen und dem älteren Mann danken. Nicht nur das er Pantas und Qantas bei der Herstellung half, sondern auch und im Besonderen für diesen wundervollen Bogen. Im nächsten Moment kniete er sich zu seinen Ziehbrüdern hinunter, drückte einen nach den anderen und wuschelte ihnen durch das dunkle Haar. „Ich danke euch“, fügte Link hinzu und blickte die beiden aufrichtig an.

Pantas wischte sich mit seinem Ärmel verlegen über die Nase, während Qantas sich eine Hand an den Hinterkopf legte und lachte. „Gefällt er dir?“

„Es ist das schönste Geschenk, das ich je bekommen hab.“

Die Zwillinge grinsten stolz.

Zoe stand die gesamte Zeit im Hintergrund, die Arme hinter dem Rücken verschränkt und wartete lächelnd. Doch nun trat sie vor. „Ich hab bei den Blumenkränzen geholfen und die Blume auf deinem Teller ist auch von mir.“

Link umarmte auch die Fünfjährige und bedankte sich glücklich. Hier hatte er eine wundervolle Familie gefunden und war zum ersten Mal in seinem Leben wirklich glücklich und konnte all die Sorgen für einige Zeit vergessen.

Annelie, Sukki und Boron traten in die Stube, stellten das gekochte Essen auf den Tisch und verteilten die Portionen. Und schon fanden sich alle auf den Plätzen um den Tisch ein. Die Kerzen auf dem Kerzenleuchter wurden angezündet und nach einem Tischsegen begann die Familie zu essen.

„Was habt ihr heute unternommen?“, betont beiläufig steuerte Annelie das Gespräch in eine bestimmte Richtung.

„Wir waren am See“, antwortete Link unbedacht.

Schnell tauschten Boron und Annelie einen Blick aus, dann hakte das Familienoberhaupt nach: „Am See?“

„Ja, wir haben geredet, sind ein bisschen geschwommen und dann eingeschlafen.“ Von seinem Albtraum erzählte Link nichts, auch Sukki hielt sich darüber in Schweigen.

„Du kannst doch gar nicht schwimmen“, fragte nun auch Annelie an Sukki gewandt nach. Aber eine ganz andere Frage lag ihr auf den Lippen.

„Ich bin in der Nähe des Ufers geblieben.“ Sie blickte auf. „Nach dem Baden war es so schön in der Sonne, das mich die Müdigkeit einfach überfiel.“

Link wunderte sich, warum sie nichts von seinem unruhigen Schlaf erzählte, aber sie saß einfach nur am Tisch und aß schweigend.

„Warum habt ihr uns nicht mitgenommen?“, fragte Pantas.

„Wir wollen auch schwimmen gehen“, stimmte Qantas zu.

Zoe stimmte auch mit ein: „Das nächste Mal dürfen wir auch mit, versprochen?“

Ihr großer Ziehbruder nickte: „Ja, das nächste Mal dürft ihr mitkommen, versprochen!“

Nach dem Essen schnitt Link seinen Festtagskuchen an. Apfelkuchen mit Zimt – und nur Annelie konnte solch eine Köstlichkeit zaubern. Link liebte diesen Kuchen und bereute fast schon die vielen Jahre davor nicht auch mit dieser Süßspeise verwöhnt worden zu sein.

Nach dem Essen brachten Annelie und Boron die Kinder ins Bett, während Link Sukki hinaus begleitet. Epona war mal wieder verschwunden und nur noch der weiße Wallach von Sukki stand vor dem Haus.

„Den Tag heute am See zu verbringen... das war sehr schön.“

Sukki lächelte. Ihre Finger glitten zu ihrer Tasche und zogen eine Kette daraus hervor. Ein Schlüssel hing an den Kettenfäden. „Ich möchte dir das noch schenken, Link.“ Sie reichte dem jungen Mann die Kette. Dieser band sie sich sofort um und betrachtete den Schlüssel aufmerksam. „Es ist ein Symbol für meine Zuneigung zu dir“, gestand sie plötzlich. „Dieser Schlüssel soll dich immer daran erinnern, das du Zugang zu meinem Herzen hast.“

Errötet, weil er nicht wusste, was er sagen oder tun sollte, verharrte Link und starrte das hübsche Mädchen mit großen Augen an. Das war ihm noch nie passiert.

Sukki zögerte nicht lange, trat auf Link zu und legte ihre Lippen auf seine.

Ein angenehmes Gefühl erwärmte ihn von innen heraus. Es fühlte sich gut an und nun verstand er warum sich Erwachsene so gerne küssten. Etwas unbeholfen versuchte er den Kuss zu erwidern und mit etwas Übung standen sie wenig später eng umschlungen und ließen sich in diesem Moment einfach treiben.

Es gefiel ihm sie zu küssen und die wohlige Wärme breitete sich in seinem Innersten aus. Er genoss den Moment der Stille.

Zumindest bis er wieder spürte, wie es in seiner linken Hand zu prickeln begann. Er wollte nicht gestört werden, er wollte dieses Brennen nicht mehr spüren. Er wollte nur noch das es aufhörte, das sie aufhörte ihm diese Schmerzen zuzufügen.

Während er spürte, wie Sukki ihre Lippen öffnete und ihre Zunge sich ihm entgegen tastete, prickelte es stärker in ihm. Nein, dieser Schmerz, es tat so weh. Mit aller Kraft wehrte er sich gegen die Seelenverbindung, versuchte seine gesamte Aufmerksamkeit dem Mädchen in seinen Armen zu widmen.

Der Schmerz nahm weiter zu und verstärkte sich nochmals, es fühlte sich an als würde seine Hand in Flammen stehen.

Er spürte Sukkis Zunge in seinem Mund und als er diese mit seiner Zunge berührte, durchzuckte es ihn wie ein Blitzschlag. Es fühlte sich wie ein innerlicher Riss an. Ein unsagbares Gefühl der Leere breitete sich schlagartig in ihm aus, dennoch ignorierte er es. Zu sehr abgelenkt von diesem zärtlichen Kuss und der jungen Frau in seinen Armen.



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