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Mit Liebe Gekocht

One-Shot-Sammlung
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
(Der Titel ist inspiriert durch Gilmore-Girls-Folge Nr. 1.8: Love & War & Snow, in der Lorelai sagt: "The world changes when it snows.")

Hintergrundmusik:
https://www.youtube.com/watch?v=4xVLeW9UmjE&ab_channel=peel4me
Walking in a winter wonderland by the Eurythmics (1987) Komplett anzeigen

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Love & Snow

Sephiroth hätte es eigentlich ahnen sollen. Seit einer Woche gab es im Dorf nur noch ein Thema, das von schnell Vorbeieilenden verschwörerisch besprochen wurde; niemand blieb mehr für einen kurzen Plausch stehen (was ihm als Liebhaber des kurzen Plauschs besonders negativ auffiel) und die Spannung war auf diesem Höhepunkt, den sie eben erreicht hatte, schon beinahe greifbar. Sogar Genesis hatte ihn schon darauf hingewiesen. Vor wenigen Tagen, während Sephiroth gerade das Abendessen vorbereitete, war seine wunderbare bessere Hälfte – ganz unüblich – zu ihm in die Küche gekommen und hatte leicht verträumt vier völlig harmlos wirkende Worte zu ihm gesagt: „Es wird bald schneien.“

Dabei hatte er sich nichts weiter gedacht. In Midgar schneite es immerhin auch jedes Jahr und das Leben lief ungehindert weiter. Schnee war nicht unbedingt sein Lieblingsniederschlag, das war sein erster Gedanke dazu gewesen. Aber ansonsten hatte ihn die Nachricht, dass es schneien würde, nicht wirklich berührt.

Auch als es schließlich tatsächlich zu schneien begann, nahm Sephiroth diesen Umstand höchstens zur Kenntnis. Er war kurz vor der Mittagsstunde nach einigen Besorgungen aus Banora zu seinem Haus auf den Hügeln zurückgekehrt*, da erspähte er sie: die ersten Schneeflocken. Er sah allerdings bloß zu, dass er schnell ins Warme kam und ging sorglos zu seinem normalen Alltag über.
 

Der Schock kam erst am nächsten Morgen: Eben erst aufgestanden, streckte er sich etwas und ging leicht gähnend am Bett mit dem noch schlafenden Genesis darin vorbei zum Fenster hinüber, hinter dem der Schnee einen unglaublichen halben Meter hoch lag, während es weiterhin schneite. Wie erstarrt schaute er minutenlang nach draußen, bevor er sich endlich fangen konnte und versuchte, seinen Morgen wie üblich fortzuführen: duschen, eine Kleinigkeit essen, anziehen …

Trotzdem musste er sich dem Schnee am Ende geschlagen geben: Auch für General Sephiroth war es nicht möglich, seine übliche Route durch beinahe knietiefen Schnee zu joggen. Betrübt machte er sich dennoch zu einem kurzen Spaziergang auf, von dem er bereits nach etwa fünfzehn Minuten zurückkehrte. Seufzend stand er an der Tür und wusste nicht recht, was er mit sich anfangen sollte. Kurz ging sein Blick zur Treppe, die nach oben zum Schlafzimmer führte, in dem Langschläfer Genesis noch immer im Bett lag. Der Gang zu seiner Rechten endete an einem Bibliothekarbeitszimmer, das mit Genesis’ vielen Büchern randvoll war. Und vor ihm erstreckte sich der Wohnbereich, der den Großteil des Erdgeschosses einnahm.

Ein Blick auf die Uhr zeigte ihm, dass es noch lange nicht Zeit für ein ausgedehntes Frühstück mit seinem Ehegatten war. Also konnte er sich nur widerwillig murrend an andere Haushaltsaufgaben machen.
 

Kurze Zeit später landete Sephiroth allerdings wieder am Schlafzimmerfenster, von wo aus er resigniert seufzend den immer noch fallenden Schnee beobachtete. Leises Rascheln verriet ihm, dass Genesis mittlerweile auch aufgewacht war, allerdings war er vom Anblick des sich weiter anhäufenden Schnees zu gebannt, als dass er sich umgedreht hätte.

„Ich hab dir gesagt, dass es schneien würde“, sprach Genesis ihn an.

„Woher sollte ich wissen, welche Ausmaße das annehmen würde?“, fragte Sephiroth leise.

„Du bist so ein Stadtkind“, gähnte Genesis, bevor er aufstand und ins Bad ging.

Sephiroth begab sich in der Zeit nach unten und richtete das Frühstück her. Gerade als er Genesis nach unten kommen hörte, stellte er diesem eine Tasse Kaffee auf den Platz. Genesis setzte sich telefonierend an den gedeckten Tisch, und Sephiroth konnte nur raten, dass es sich beim Gesprächspartner um Genesis‘ Mutter handelte, da die beiden gerne Dialekt sprachen – und zwar einen, den Sephiroth beim besten Willen nicht im Geringsten verstand. So auch jetzt: Von den wenigen Dingen, die Genesis, der überwiegend zuhörte, überhaupt sagte, verstand er kein Wort.

Leicht genervt beendete Genesis das Telefonat und trank einen Schluck Kaffee. Auf Sephiroths fragenden Blick hin sagte er: „Meine Mutter. Tut so, als wäre das mein erster Winter in Banora.“ Ein weiterer Schluck Kaffee. „Wobei, eigentlich macht sie sich ja eher Sorgen um dich, weil du so was vorher noch nie erlebt hast. Da kennen wir uns jetzt schon so lange und du warst noch nie im Winter in Banora.“

„Aus dem einfachen Grund, dass man im Winter nicht nach Banora kommt“, entgegnete Sephiroth.

„Wohl wahr …“, seufzte Genesis. Den Rest des Frühstücks verbrachten sie in einer angenehmen schläfrigen Stille. Wenn Sephiroth danach überrascht war, dass Genesis sich bereit erklärte, ihm beim Abräumen zu helfen, so war er höchst erstaunt, als sein Mann sich auch noch an ihn schmiegte, ihm über die Brust strich und liebevoll auf die Wange küsste. „Ich verabschiede mich jetzt in den Winterschlaf“, sagte er nur und wandte sich zum Gehen.

„Und was genau hast du vorher gemacht?“, fragte Sephiroth ihn noch. „Wirklich aktiv warst du da ja auch nicht.“

In einer geschmeidigen Bewegung drehte Genesis sich noch einmal um und setzte einen koketten Blick auf, der Sephiroths Herz zum Stillstand brachte. „Das war mein normaler Tagesablauf.“ Gespielt verletzt sah er erst zu Boden und setzte dann seinen Weg zurück ins Bett fort.

Da Sephiroth sonst nichts mehr zu tun hatte, folgte er seinem Mann kurz darauf ins Schlafzimmer, wo er Genesis mit Lesebrille und Buch im Bett liegend vorfand. Eigentlich war Sephiroth kein Freund von sinnlosem Faulenzen am Tage, aber in seiner Lage sah er keine andere Lösung mehr, als sich zu Genesis unter die Decke zu gesellen. Er legte seinen Kopf an dessen Schulter und strich ihm sanft über den Bauch.

Doch bald merkte er, dass Genesis unruhig wurde: Immer wieder seufzte er und rückte hin und her, ständig blieb sein Blick auf der Buchseite stehen, anstatt weiterzulesen. Und Sephiroth wusste auch, woran das lag. Langsam weitete er seine Streicheleinheiten aus, bis Genesis sein Buch unachtsam zu Boden fallen ließ und sich die beiden nur noch aufeinander konzentrierten.
 

Wenn das die kalte Jahreszeit war, überlegte Sephiroth, als er sich mit Genesis im Arm in die Laken kuschelte, konnte er sich dem absoluten Winterblues gerne völlig hingeben.


Nachwort zu diesem Kapitel:
* Er tut also etwas kurz VOR etwas kurz NACH einer Tätigkeit, von der er AUS einem Ort ZU einem Ort geht ... also, sorry, vier adverbiale Bestimmungen, die jeweils das Gegenteil des vorigen ausdrücken, das ist mir auch noch nie passiert.

Hm, tja, logisch spricht man auf dem Land Dialekt, auch in Banora. Ist noch jemandem aufgefallen, dass Angeal und Genesis in Crisis Core (zumindest in den Cut Scenes) die einzigen sind, die am Satzende "..., no?" (Angeal: "Someone's waiting for you, no?" Genesis: "Poor little Sephiroth. You've never actually met your mother. You've only been told her name, no?") sagen? Ob das wohl die Wiedergabe einer Art Dialekt ist?

Gefällt es noch jemandem in Banora? Für die letzten Kapitel bleiben wir hier und es ist dann auch nicht mehr so kalt, versprochen. Bald wird sogar wieder gegessen, also öfter mal was Neues hier. :'D

Bis dahin alles Liebe.
Tobie <3

PS Schaut auch in meine Darkfic You Come When I Call You rein, die nicht ins "Mit Liebe Gekocht"-AU reingehört: https://www.animexx.de/fanfiction/autor/534019/389349/
Cloud kommt frisch als Rekrut zu SOLDAT und Sephiroth nimmt sich seiner aus mysteriösen Motiven an ... Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: kiki004
2019-01-28T22:44:54+00:00 28.01.2019 23:44
Auf der einen Seite finde ich den Gedanken ja niedlich das Sephiroth wie erstarrt über den ganzen Schnee ist und das seinen bisherigen Tagesablauf vollkommen auf den Kopf stellt.

Auf der anderen Seite finde ich den Gedanken irgendwie falsch, dass in Banora soviel Schnee fällt, da es für mich ein eher tropisches Dörfchen ist und in den tropen der Schnee ja eher weniger fällt und erst ab einer gewissen Höhe auch liegen bleibt.

In meiner Vorstellung ist also meist Sephiroth derjenige, welcher eher an Schnee gewöhnt ist wesentlich relevanter, weil er ursprünglich aus den Bergen in Nibelheim kommt und es dort recht kalt werden kann, während Genesis mehr derjenige ist der sich wegen zuviel Schnee aufregt und das nicht in dem Ausmaße gewöhnt ist.
Antwort von:  tobiiieee
29.01.2019 13:40
Ich versteh, wo du mit der Wärme in Banora herkommst, da es durch die ganzjährige Frucht der Apfelbäume implizit suggeriert wird, aber Banora kam mir trotzdem nie "tropisch" vor. Wenn du nach Süddeutschland guckst, war das lange Zeit (letztes Jahr war es, glaub ich, Berlin, ich habe unglaublich gelitten) die im Sommer wärmste Region Deutschlands, gleichzeitig liegt dort aber im Winter der meiste Schnee. Die Liste könnte man beliebig erweitern durch Österreich, Kanada, sogar New York, wo es im Sommer brüllend heiß ist und im Winter hören wir in den Nachrichten regelmäßig von Schneestürmen. Das war so mein Gedake, meine Vorstellung dahinter.
Hinzu kommt, worauf ich schon mehrfach zu verweisen versucht habe, dass Mit Liebe Gekocht nicht im FFVII-Universum spielt (deswegen ja auch AU angekreuzt), sondern auf unserer Erde, und dass Midgar und Co. in einem fiktiven Land an der Westküste des nordamerikanischen Kontinents liegen. Die Wahl, was für ein Klima Banora hat, bleibt mir so frei. Und in diesem Banora ist es eben im Sommer heiß und im Winter liegt meterhoher Schnee. :'D

Außerdem würde ich dir widersprechen, dass Seph durch seine "Nibelheimer" Wurzeln mehr an Schnee gewöhnt ist. In Crisis Core (ich erinner mich nicht an die Stelle im Original) sieht man sehr genau, dass er sich an seine Zeit dort so gut wie nicht erinnert. Die Bergkette kommt ihm bekannt vor, aber er versteht überhaupt nicht, wieso. Seph ist ein Midgar-Kind, Nibelheim ist nicht viel mehr als sein zufälliger Geburtsort. (Weiß er überhaupt, dass er aus Nibelheim "stammt"? Er weiß ja auch nicht, dass Hojo sein Vater ist. :/)
Antwort von:  tobiiieee
31.01.2019 18:05
Ich wollte dich übrigens nicht niederschreien oder zu Tode argumentieren, ich hoffe, meine Antwort ist nicht allzu konfrontativ rübergekommen?
Antwort von: kiki004
31.01.2019 22:08
es ist alles okay und vergraulen kannst du mich von den beiden schon gar nicht <3

Das Seph keine Erinnerungen an Nibelheim hat, ist mir schon klar. Dennoch war er immer in meinen Augen eine Person der kälte, oder in diesem Falle halt Schnee weniger etwas ausmacht.
Genesis dagegen war schon immer recht hitzköpfig und man sagt den beiden immerhin nach das sie wie Feuer und Eis sind und das Banora für mich eher tropisch angehaucht ist liegt nicht mal speziell an den Früchten. Laut Angeal heißen sie ja sogar nur deswegen Dummäpfel, weil es ihnen egal ist welche Jahreszeit gerade ist und sie immer zu den unpassendsten Momenten wachsen. Natürlich gibt es Banora auch sowas wie Winter, aber wie ich schon sagte nicht in dem Ausmaß wie hier beschrieben. Ich will dir deine Interpretation auch nicht schlecht reden, es klingt in meinen Ohren halt einfach nur nicht richtig, aber wie du schon sagtest es ist dein AU <3
Antwort von:  tobiiieee
01.02.2019 07:24
Da bin ich beruhigt. ❤


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