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Anomia

A Breath of Peace
von

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Prolog


 

Prolog
 

„Alles, was ich mir von Portheya versprochen hatte, wurde wahr. Sechs Jahre verweile ich bereits in der Hauptstadt dieses Küstenlandes. Nach all den Jahren harter Arbeit, habe ich mich zurückgezogen und genieße nun die klare Luft des Meeres. Ich liebe es, abends an der Promenade zu speisen und den köstlichen örtlichen Wein mit meiner Liebsten zu zelebrieren.

Die Portheyaner sind mir deutlich sympathischer als die kühlen Völker des Festlandes. Die große Masse von ihnen mag zwar einen simpleren Lebensstil nachgehen und ist nicht so gebildet wie ich es von meinen farathanischen Partnern gewohnt war, aber das kommt mir entgegen, um zur Ruhe zu kommen. Mittlerweile bin ich dieser ergraute, reiche Mann, der ab und an skeptisch beäugt wird, weil er offenkundig nicht hierher gehört. Aber sie hinterfragen mich nicht weiter. Nicht, warum ich hier bin, was ich davor getan habe oder woher ich komme. Dafür fülle ich ihre Geldbörsen zu gut. Ich kann hier das Leben genießen.
 

Und ich muss mir eingestehen, dass ich in meinen jungen Jahren all dies vernachlässigt habe. Ich kann es heute gar nicht glauben, dass ich Jahre meines Lebens damit verbracht habe, mich in dunklen Kammern mit spärlichem Licht einzusperren, um zu forschen und zu bauen. Für über zwei Dekaden war ich davon besessen. Tag ein, Tag aus starrte ich meine Aufzeichnungen an. Fest davon überzeugt, dass es die größte Erfindung der Menschheitsgeschichte sein würde. Eine Erfindung, die für Gerechtigkeit und Ordnung in unserer Welt sorgen würde. Niemals wieder sollte es so etwas wie die Varysche Revolution geben. Niemals wieder sollten Begabte und Unbegabte miteinander Krieg führen wie einst vor 150 Jahren. Nie wieder Krieg. Es war mein Traum, diese natürliche Kluft zwischen den Menschen zu schließen…
 

Es ist lange her, dass ich mich dazu genötigt fühlte, meine Gedanken nieder zuschreiben. Doch die jüngsten Ereignisse und die schier endlosen Debatten mit Thareyus, die wir in dutzenden Briefen führten, konnten keine Einsicht bei diesem blaublütigen Idioten erzielen. Er verlangt nach mir. Er möchte, dass ich nach Farathan zurückkehre und die Arbeiten an dem Avenit-Umwandler wieder aufnehme. Laut Thareyus Berichten scheitern die farathanischen Forscher kläglich daran, seinen Wünschen nachzukommen. “Taugenichtse und Volldeppen” beschimpfte er sie in seinem letzten Schreiben, “Versager, die nicht mal ansatzweise so viel Talent besitzen wie du in deinem kleinen Finger, mein alter Freund”.
 

Ich bin in Sorge. Ich befürchte, dass ich in meiner jugendlichen Naivität meinen alten Freund zu sehr von meinen Visionen von einer gerechten Welt angesteckt habe. Die Worte, die er wählt, zeugen von einem unaufhaltsamen Drang, Fortschritt in der Forschung zu machen. Ich bin meinem alten Freund auf ewig dankbar dafür, dass er es mir ermöglicht hat, meinen Traum zu leben, um die Welt eines Tages verändern zu können. Aber die Anzeichen sind eindeutig: Er verfällt in Wahnsinn.

Er scheint keinen Wert mehr auf unser damaliges Abkommen, das mir meinen Ruhestand ermöglichte, zu geben. Kein Wein der Welt könnte mich von meinem quälenden Gedanken, was dies alles bedeuten könne, betäuben.

Ich habe die nötigen Vorbereitungen getroffen, um zumindest sie - so sehr sie sich auch dagegen sträubte - zu schützen. Als mich sein erster Brief vor einem halben Jahr erreichte, schüttelte ich noch ungläubig meinen Kopf und wollte all das nicht wahrhaben… aber nun scheinen meine schlimmsten Befürchtungen wahr zu werden.

Ich bedauere es so sehr. Alles, wo für ich mein ganzes Leben lang hin gearbeitet habe, habe ich in die falschen Hände gegeben. In falsche, machtvolle Hände.
 

Ich habe die Apparatur des Todes erschaffen.
 

Es tut mir leid.“
 

K. V.

5. Tag des Monats Anomia, Jahr 159 RZ.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Schwabbelpuk
2019-03-01T01:44:42+00:00 01.03.2019 02:44
Der Schreibstil ist wirklich beachtlich, hat mir sehr gut gefallen. Ich habe zwar noch überhaupt keine Ahnung, wo das hier hinführen soll, aber ich werde da mal dran bleiben.
Lg.


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