Zum Inhalt der Seite

BeyBlade in Love

Staffel 3
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 17

Adrian war auf der Parkbank zusammengezuckt, als er das dermaßen laute Donnergrollen vernommen hatte, dass ihm sein Getränk regelrecht im Halse stecken blieb. Er blickte gen Himmel und beobachtete, wie schwarze Wolken binnen Sekunden alles verdunkelten, so als wäre es plötzlich tiefste Nacht geworden. Nch nur wenigen Minuten war allerdings schon wieder alles vorbei gewesen und der junge Franzose fasste sich an seinen Hemdkragen.

„Was zur Hölle?“

Andere Passanten waren genauso geschockt gewesen wie er, also konnte er sich dieses Phänomen nicht eingebildet haben. Verwirrt ging er durch einen Teil des Parks, wo er nach kurzer Zeit ein Rufen vernahm.

„MIRKA!!“

Das war doch...

„MIRKA!! WO BIST DU?!“

Adrian versteckte sich hinter ein paar dicht aneinander stehenden Bäumen und beobachtete, wie Kai Hiwatari wie von der Tarantel gestochen hin und herlief. Er sah nicht nur verzweifelt aus sondern auch noch komplett ausgepowert! Er müsste jeden Moment bewusstlos umkippen.

„Hier ist sie auch nicht“, sagte eine andere Stimme.

Adrian ging leicht in die Hocke und beobachtete, wie dieser riesige Kerl an Kai herantrat und behutsam eine Hand auf seine Schulter legte. Sie gingen zusammen in die entgegen gesetzte Richtung, wo sich ein regelrechtes Schlachtfeld auftat.

Was zur Hölle war hier passiert? Der Franzose riss seine Augen auf, als er die aufgerissene Erde sah, einen umgestürzten Baum und einige zerfetzte Sträucher. Er beobachtete, wie Kai sich neben Tala auf eine Bank niederließ, während die anderen beiden Russen neben einer Frau standen, welche weinend am Boden lag.

„Heilige Scheiße! Was ist hier nur passiert?!“, raunte Adrian mehr zu sich selber.

Er war immer noch zwischen ein paar Sträuchern in Deckung gegangen, um alles in Ruhe beobachten zu können.

„Sie müssen Mirka entführt haben, als Kai seine Super Nova Attacke eingesetzt hat. Wir waren alle so sehr auf ihn konzentriert, dass die ohne jede Spur mit ihr verschwinden konnten.“

KAI soll das hier gewesen sein? Adrian begutachtete das Schlachtfeld erneut. So einen Schaden konnte niemand mit bloßen Händen anrichten und Maschinen, welche soetwas schafften konnte er nirgenwo sehen. Wie also...

In diesem Moment fing die junge Frau am Boden hysterisch zu schreien an und ließ Adrian wieder aus seinen Gedanken aufschrecken.

„HÖR AUF!! BITTE!! BITTE HÖR AUF!!“

Kai stand von der Parkbank auf und wollte zu den beiden rüber humpeln, jedoch stellte sich Spencer in seinen Weg. Er schüttelte ausdruckslos den Kopf und bat Kai sich wieder zu setzten.

„Lass mich vorbei“, forderte Junge trotzdem, „oder ich bahne mir einen Weg.“

„Das willst du nicht sehen Kai“, erwiderte Tala und klopfte auf die freie Stelle neben sich, „erhol dich noch ein bisschen...wer weiß was noch auf uns zukommt...“

Was für eine Horrorshow zogen diese Freaks denn bitte ab? Adrian öffnete die ersten Knöpfe seines Hemdes und hoffte dadurch wieder besser atmen zu können. Seine Hände fühlten sich steif und eiskalt an, seine Haut war blass geworden. Wieso hatte er plötzlich solche Panik? Was genau machte Adrian in diesem Moment so viel Angst?!

„WILLST DU MICH VERARSCHEN!?!“, rief Kai plötzlich wutentbrannt, „DU ARBEITEST FÜR BORIS??!“

Adrian beobachtete mit weit aufgerissenen Augen wie Kai völlig hemmungslos die eben noch am Boden liegende Frau am Kragen gepackt hatte und schüttelte sie dermaßen, so dass sich ihre Augen bereits nach hinten verdrehten. Alter!! Jemand muss da doch eingreifen! Wieso hilft ihr denn niemand und seit wann ist Hiwatari Frauen gegenüber so aggressiv? Adrian erkannte seinen früheren Freund nicht mehr. Der junge Mann bemerkte, wie seine Beine zitterten und immer mehr an Gefühl verloren. Er musste sich auf den blanken Boden setzen um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Hoffentlich hatten ihn die Russen nicht bemerkt, als er sich unter einem Ächzenden Geräuch niederließ...

„Wir sollen jemanden in einer Stunde im alten Gewerbegebiet treffen.“

„Und die da?“, erkundigte sich Bryan und zeigte mit dem Daumen über seine Schulter hinter sich.

„Sie kommt mit uns“, sagte Tala entschlossen und erhob sich von seiner Bank, „zum Gewerbegebiet bräuchten wir zu Fuß normal 25 Minuten. Allerdings bezweifle ich, dass Kai und ich dieses Tempo in unserem Zustand halten können, außerdem ist Anastasia ebenfalls angeschlagen.“

„Wir rufen uns also ein Taxi? Ich setz mich sicherlich nicht neben sie!“, fauchte Kai und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Ich habe vorhin mit meinem Auto hier in der Nähe geparkt. Spencer! Du fährst!“

Adrian beobachtete, wie diesere riesige Kerl die junge Frau vom Boden aufhoben und sich mit Leichtigkeit über die Schulter warf, wo sie wie ein nasser Sack Kartoffeln bewegungslos liegen blieb. Kai und Tala hatten sich beide schwerfällig von der Bank erhoben und folgten dem Riesen, während Bryan sich noch einmal den aufgerissenen Boden ansah und anerkennend nickte. Dann verschwand auch er.

Diese Typen waren Adrian schon immer unheimlich gewesen aber nach so einer Aktion. Selbst Kai, welchen er seit seiner frühsten Kindheit kannte. Der junge Mann hörte, wie in der Nähe mehrere Autotüren zugeschlagen wurden und kurz darauf ertönte ein Motor, welcher sich nach und nach entfernte. Kurz darauf erhob er sich und klopfte den lockeren Dreck von seiner Hose. Er verließ den Park mit immer noch zittrigen Beinen und warf seine leere Dose in einen Mülleimer, als er eine völlig aufgelöste Ulrike aus dem Haus gegenüber von sich laufen sah. Adrians Magen verkrampfte sich erneut, als er an das Gespräch mit ihr von vor gut einer Stunde zurück dachte. Das sie schwanger von diesem gruseligen Typen sei, diesem Bryan. Adrian hätte in diesem Moment kotzen können, so übel war ihm bei dem Gedanken. Ulrike lief hastig zu ihrem Auto und suchte etwas in ihrer Handtasche, während er am überlegen war, ob er nicht doch noch mal zu ihr rüber gehen und mit ihr reden sollte. Dass er im Streit mit ihr auseinander gegangen war schmerzte irgendwo in seiner Brust und er war zu gut erzogen worden, als dass Adrian sich so von ihr trennen wollte. Er wechselte die Straßenseite und ging in langsamen Schritten auf sie zu, als Ulrike schluchzend ihr Handy ans Ohr hielt und ungeduldig wartete. Kurz bevor der Franzose hinter ihr angekommen war schien ihre Kontaktperson am anderen Ende der Leitung das Gespräch angenommen zu haben.

„Dimitri...ich schaff das nicht!“, rief Ulrike völlig aufgelöst ins Telefon hinein.

Adrian blieb ruckartig stehen und riss seine Augen auf, bevor er sich erneut hinter dem Auto gleich nach Ulrikes versteckte. Was die Leute nur dachten, welche diese Szene im Vorbeigehen beobachteten?

Wer zum Teufel war jetzt dieser Dimitri? Adrian ging sämtliche Personen in seinem Kopf durch, die Ulrike je erwähnt hatte, doch dieser Name war ihm völlig neu. Nüchtern musste er feststellen, dass er diese Frau anscheinend gar nicht zu kennen schien und diese Erkenntnis schmerzte dem jungen Mann sehr. Wie dumm und naiv musste er tatsächlich gewesen sein, sie zu fragen ob sie ihn heiraten wollte? Geschweige denn Kinder mit ihm zu bekommen...

„Mein Kopf!“, jammerte sie, „er fühlt sich an, als würde er gleich platzen!“

Klar hast du Kopfschmerzen, dachte sich Adrian und lachte sich in die Faust. Wenn mein Leben so dermaßen auf dem Kopf stehen würde wie deines hätte ich wahrscheinlich eine dauerhafte Migräne. Moment...mein Leben steht ja ebenfalls auf dem Kopf...

Adrian stutzte kurz und ließ die letzten wichtigen Ereignisse noch einmal durch den Kopf gehen. Scheiße! Verdammt noch mal! Wieso lache ich über sie wenn es mir keinen Deut besser geht?!

„ER war schon wieder da!“, fauchte Ulrike jetzt ins Telefon und ließ Adrian wieder neugierig aufhören.

Meinte sie mit 'er' etwa ihn?

„Na er!“

Sie konnte nur ihn meinen. Shit! Wie tief saß Adrian nach diesem Gespräch mit Ulrike eigentlich in der Scheiße? Sollte dieser Dimitri ihr großer Bruder sein? Falls das so sein sollte...Adrian schluckte schwer. Er überlegte und kam zu der Erkenntnis, dass sich Dimitri verdammt russisch anhörte und Adrian wusste seit kurzem, zu was diese Russen fähig waren!

Shit! Demnächst liege ich 3 Meter tiefer!

Ulrike tippte gefrustet auf ihrem Display herum, warf das Handy unachtsam auf ihren Beifahrersitz und fuhr mit quietschenden Reifen los. Sie schien ihn tatsächlich nicht bemerkt zu haben.

„Auch ich darf mal Glück haben...“, murmelte Adrian und stellte fest, dass sein eigenes Auto nur knapp 10 Meter weiter geparkt stand.

Er seufzte tief, straffte wieder seine Schultern und öffnete die Autotüre. Nach kurzem Zögern steckte er den Schlüssel ins Zündschloss und startete seinen Motor ebenfalls.
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* *~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Anastasia führte die Blitzkrieg Boys in eine verlassene Lagerhalle und ging zielstrebig in Richtung Damentoilette.

„Echt jetzt? Kannst du es dir nicht mehr verkneiffen?“, lachte Bryan höhnisch auf.

Ohne zu antworten ging die junge Frau in den Raum hinein und winkte die Jungs zu sich. Nach kurzem Zögern folgten sie ihr alle in die Damentoilette.

„Geht es nur mir so, oder fühlt ihr euch auch...fehl am Platz?“, erkundigte sich Spencer und schauderte.

Anastasia machte sich an dem Wandspiegel zu schaffen, indem sie diesen nach ein paar Mal rütteln von der Wand abhängte und ein kleines Display zum Vorschein kam. Sie drückte darauf herum und kurz darauf ertönte ein leises Klicken.

„Echt jetzt?!“, rief Bryan erneut aus, „der Eingang ist in der Damentoilette versteckt gewesen? Darauf wäre niemand von uns gekommen!“

„Darum habe ich ja gesagt, dass ihr ohne mich nicht weiterkommen würdet.“

Die junge Russin öffnete die Kabine hinter sich und drückte mit einem ächzenden Geräuch die Toilette nach hinten. Unter einem Knarzendem Geräusch schob sich das kleine Podest nach hinten in die Wand und eine schmale Treppe erschien. Spencer pfiff anerkennend.

„Ich hoffe keiner von euch leidet unter Klaustrophobie?“, erkundigte sich Anastasia und blickte in die Runde, „da unten wird es gleich sehr eng.“

Alle vier Jungen schüttelten die Köpfe und sie schaltete die Taschenlampe ihres Handys an, bevor sie voran ging.

„Leute? Wieso habe ich plötzlich das Gefühl wieder in der Abtei zu sein?“, fröstelte es Spencer und er rieb sich die Arme.

„Diese Gänge sehen denen in Russland tatsächlich zum verwechseln ähnlich! Wie lange gibt es das hier schon?“, erkundigte sich Tala, welcher gleich hinter Anastasia ging.

„Boris hat das hier errichtet noch bevor er die BEGA gegründet hatte“, murmelte sie wie in Trance, „Hätte er damit jemals Erfolgt gehabt, dann wäre das hier seine neue Basis für seine Experimente geworden.“

„Welche Experimente wären das denn diesmal gewesen?“, fragte Kai.

„Unsterblichkeit.“

„NATÜRLICH!“, rief Bryan verärgert aus, „als wären die Sachen, welche er damals an uns ausprobiert hatte nicht schon schlimm genug gewesen.“

„Nachdem die BEGA zerstört wurde baute Boris' Immunsystem praktisch täglich immer weiter ab. Er alterte erschreckend schnell und wir dachten schon, dass das sein Ende sei. Dann erfuhren wir, dass er ein Ass im Ärmel hätte.“

„Boris hatte schon immer einen Plan B“, meinte Tala und rümpfte die Nase, „was ist das für ein Geruch?!“

„Willst du nicht wissen.“

Nach kurzem Schweigen traute sich der Rotschopf erneut zu fragen.

„Wie...wieso wollte Dimitri vorhin eigentlich nur das ich mit ihm gehe?“

„Weil Boris nur deine DNA braucht.“

„Meine WAS??“

„DNA. Er braucht eine Blutspende von dir.“

Tala blickte Anastasia angewidert an.

„Dieser kranke Bastard!“

„Was hätte er gemacht, wenn Tala ihm dies verwehrt hätte? Was wäre dann sein Plan B gewesen?“

„Zum einen hatte er dafür Luna Sternlieb entführen lassen. Als Druckmittel.“

„Und wofür braucht ihr dann zusätzlich noch meine Frau?“

„Das ist der Plan B wenn der ursprüngliche Plan B nicht aufgegangen wäre.“

„Versteh gerade nur ich nicht, was Kai und Mirka mit dieser ganzen Geschichte zu tun haben?“

„Boris weiß anscheinend, dass ich im hohen Rat der Chevallier Familie aufgenommen wurde. Daher weiß er auch, dass ich dementsprechend über Macht und Mittel verfüge, Tala gefügig zu machen, damit er an diese Blutspende kommt. Liege ich da richtig?“

„Völlig richtig.“

„Woher weiß er das alles?!“

„Voltaire“, bemerkte Kai tonlos, „schon vergessen dass Boris und er damals Geschäftspartner waren? Wer meinst du hat die Abtei und das Untergrundlabor finanziert?“

„Du sagtest vorhin, dass Boris euch manipuliert hat. Meintest du damit eine Art von Gehirnwäsche?“, erkundigte sich Bryan und schloss näher zu Anastasia auf.

„Das ist tatsächlich genaus das was ich gemeint habe“, raunte die junge Frau ohne ihn anzusehen, „unsere Eltern sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen und Valentina und Dimitri haben versucht uns durch zu füttern. Irgendwann kam mein Bruder von einem Beutezug nach Hause und meinte er hätte eine Lösung für unser aller Probleme. So sind wir zu Boris gekommen.“

„Lass mich raten! Er hat euch liebevoll aufgenommen, euch sämtliche Wünsche von den Lippen abgelesen, neue Kleider besorgt...“, zählte Bryan an seinen Fingern ab, „und ihr habt ihn jede Lüge geglaubt, die er euch erzählt hat!“

„Genauso war es.“

„Hat er euch dann auch tätowieren lassen?“

Anastasia blieb augenblicklich stehen und starrte Spencer mit leuchtenden Augen an. Ihr Blick wanderte durch die Runde und blieb schlussendlich an Kai haften.

„Mich nicht. Und Svetlana auch nicht. Wir...wir hatten uns noch zu sehr gegen die Gehirnwäsche gewehrt...Wir gehorchten nicht so bedinungslos wie Dimitri oder Valentina.“

„Sei froh darüber“, murmelte Tala abwesend, „diese Tätowierung zeichnet uns fürs Leben.“

„Aber du hast auch keine, Hiwatari. Wie kam es dazu?“

„Nachdem ich mit Black Dranzer die halbe Abtei in die Luft gesprengt hatte war ich anscheinend in Ungnade gefallen“, scherzte Kai, „ich war nach diesem Vorfall für viele Jahre nicht mehr dort, hatte sogar einen Teil meiner Erinnerungen verloren.“

„Davon hat Boris uns viel erzählt. Du bist der Auserwählte, der Black Dranzer als Einziger Blader kontrollieren kann.“

„So wie du das sagst müsste ich mich geehrt fühlen.“

„Wie lange hat es gedauert, bis du deinem Großvater nach all dem verziehen hast?“

„Hab ich nicht.“

„NICHT?“

„Nein. Aber nach all den Jahren habe ich für mich entschieden es ruhen zu lassen. Selbst ich kann nicht für den Rest meines Lebens auf ein und derselben Sache herumhacken.“

Anastasia setzte ein leichtes Lächeln auf und ging weiter.
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* *~*~*~*~*~*~*~*~*
 

„Was machen deine Schmerzen?“, erkundigte sich Mirka und schielte auf Lunas Bauch, „sind sie arg schlimm?“

„Ich denke, dass Svetlana mir vorhin ein Betäubungsmittel gegeben hat“, murmelte diese, „ich kann meinen Bauch und meine Beine nicht mehr spüren.“

„Trotz allem hat sie sich also gut um dich gekümmert?“

„So ironisch wie das auch klingen mag“, schmunzelte Luna müde.

„Sie hätte uns wenigstens eine Uhr hier lassen können!“

„Für was?“

„Ich hasse es, nicht zu wissen wie spät es ist...“

„In einer solchen Situation ist es ziemlich nebensächlich wissen zu wollen, wie spät es ist.“

„Ich weiß...“, schmollte die Russin und lief kurz nervös in dem kleinen Raum hin und her.

Luna beobachtete die Szene, welche sich ihr bot und klopfte neben sich auf die Matratze. Mirka seufzte schwerfällig und setzte sich schließlich. Sie ließ ihren Blick durch die dunkle Zelle schweifen.

„Meinst du, dass sie auf dem Weg hierher sind?“

„Ganz bestimmt.“

Mirka seufzte erneut schwefällig.

„Du wirst sehen, spätestens heute Abend liegst du mit einem Glas Champanger in der heißen Badewanne und genießt dein Schaumbad. Danach wirst du mit deinem Ehemann ein nettes Dinner essen...“

„Wann ist heute Abend?“, schmollte Mirka.

„Das weiß ich leider nicht...“

Die beiden Frauen belächelten ihre Situation niedergeschlagen und horchten auf, ob sie irgendeine Bewegung auf dem Flur vernommen hatten. Nachdem weitere fünf Minuten nichts zu hören war wandte sich Mirka an ihre Freundin.

„Weißt du...denn schon...“, begann sie zögernd und versuchte es so alltäglich wie nur möglich klingen zu lassen, „das Baby?“

„Du meinst das Geschlecht? Es ist ein Junge.“

„Ah...“, lächelte Mirka, „ein neues Team Mitglied! Da wird sich Tala aber freuen!“

„Das wird aber noch einige Jahre dauern, bis er zu einem vollständigen Mitglied der Blitzkrieg Boys wird“, lachte Luna auf und versuchte ihre angekettete Hand zu entspannen.

„Habt ihr schon einen Namen ausgesucht? Oder welche in der engeren Auswahl?“

„Tala gefällt Ilja oder Piotr. Fedja wäre auch einer seiner Favoriten.“

„Natürlich russische Namen“, kicherte Mirka.

„Natürlich! Da gäbe es auch nie eine Diskussion für ihn.“

„Was hätte denn dir gefallen? Oder bist du Mit seinen Vorschlägen zufrieden?“

„Mir würde Yuriy sehr gut gefallen“, schwärmte Luna und setzte ein erwärmtes Lächeln auf, „der klingt so schön. Und du kannst ihn gut rufen wenn er mal was angestellt hat.“

„Kai möchte noch mit Kindern warten...“, seufzte die Russin und blickte in die imaginäre Ferne, „vorallem jetzt, da er ein Mitglied im hohen Rat der Chevallier geworden ist wird es noch länger dauern...“

„Und du willst jetzt schon welche?“

„Irgendwie schon...“

„Du bist kaum 20! Genieß doch eure Zeit zu zweit, solange es noch geht!“

„Ich wollte immer viele Kinder. Einen ganzen Haufen! Aber Regeln der Chevallier besagen, dass sobald ein Erbe geboren wurde die Kinderplanung automatisch abgeschlossen ist. Deswegen ist Kais Familie auch so klein.“

„Mit Erben meinst du einen Sohn, richtig?“

„Richtig.“

„Aber wenn Kai doch jetzt selber die Regeln neu schreiben kann...“, überlegte Luna, „dann kann er diese Regel doch sicher lockern, oder?“

„Selbst wenn es so einfach wäre die Regeln neu zu schreiben ist Kai zu sehr mit den noch vorhandenen aufgewachsen, als das er daran etwas ändern würde...“

„Meinst du?“

Mirka zuckte abwesend mit den Schultern.

„Rede mit ihm...sag ihm, dass du eine ganze Rasselbande haben möchtest! Er wird es verstehen...“

„Du meinst heute Abend? Nach einer enspannten Badewanne und einem schönen Dinner?“

„Ja“, lächelte ihr Gegenüber, „heute Abend!“

Luna und Mirka sahen beide erschrocken auf, als die große Metaltür quietschend aufgeschoben wurde. Dimitri trat ein und packte die Russin ohne Vorwarnung oder jeglichen Kommentar am Arm.

„HEY! LASS MICH LOS!“, fauchte diese und wehrte sich mit aller Kraft.

„LASS SIE IN RUHE!“, rief Luna panisch und fuchtelte mit ihrem Arm, da sie kein Gefühl in ihren Beinen hatte und immer noch am Bett gefesselt war.

„Die Pläne haben sich geändert“, bemerkte Dimitri und verdrehte Mirka den Arm so, dass sie unter Schmerzen noch mehr aufschrie, „kommst du jetzt mit?“

„Du Arschloch!!“

„Beschimpf mich ruhig, wie du willst, Hiwatari.“

Mit Leichtigkeit zog er die junge Russin mit sich und ließ Luna völlig alleine zurück. Dimitri ging diesen düsteren Gang entlang und zerrte Mirka neben sich her.

„Was hast du vor?“

„Vorkehrungen treffen.“

„Was für...?“

„Du würdest es sowieso nicht verstehen, also halt den Mund und versuche ja keinen Fluchtversuch.“

Mirka knurrte etwas böses auf russisch, worauf Dimitri breit grinsen musste. Sie erreichten eine weitere große Metaltür und betraten einen Raum mit mehreren medizinischen Geräten, sowie eine Liege, einen Tisch mit hoffentlich sterilen OP Besteck und einen riesigen Wassertank mit einer hellgrünen blubbernden Flüssigkeit darin.

„Scheiße! Dreht ihr hier drin einen Snuff Film?“, fragte Mirka erschrocken und riss die Augen weit auf.

„Nein. Pornos.“

„Dein Ernst?!“

„Du hast gefragt.“

Er wies Mirka an, sich auf den Stuhl zu setzen, welcher an einen Behandlungsstuhl vom Zahnarzt erinnerte. Außer das er lederne Schnallen an den Armlehnen hatte. Jeder Gruselfilmressigeur wäre neidisch gewesen!

„Willst du mich jetzt fesseln und quälen?“

„Wenn ich es dir verraten würde, wo würde dann der Reiz bleiben“, grinste Dimitri erneut und schaltete den großen Monitor an.

„Bitte verzeih meinen Assistenten“, ertönte plötzlich Boris' Stimme, welcher in seinem Rollstuhl hinter dem Glascontainer erschien, „er hat manchmal den Drang zur Dramatik...“

„Dramatik?“, wiederholte Mirka angewidert, „das hier ist einfach nur krank!“

„Ich bin krank meine Liebe...“, lächelte Boris geschwächt.

„Allerdings!“

„Sie sind hier“, unterbrach Dimitri die beiden und zeigte auf den Monitor, „sie sind alle hier.“

„Sehr schön...ah...Master Kai...wie es aussieht wirst du deinen Ehemann schon bald wieder in die Arme schließen können!“

„Kai...“, murmelte Mirka, als sie ihren Mann auf dem Monitor entdeckte, „bitte pass auf dich auf!“

„Ihm wird nichts passieren. Vorausgesetzt Tala kooperiert.“

„Ihr werdet Kai nichts antun, habt ihr mich verstanden?!“, fauchte Mirka und fuchtelte wild mit ihren Armen.

Dimitri verdrehte genervt die Augen und packte sie blitzschnell an ihrem schmalen Hals, an welchem er die junge Frau in die Stuhllehne presste. Mirka erstarrte augenblicklich und blickte ihn mit weit aufgerissenen Augen an.

„Du wirst hier jetzt genauso sitzen bleiben! Ich möchte dich eigentlich nicht fesseln, aber wenn du weiter so herum zickst, dann sehe ich mich dazu gezwungen!“

„Dimitri! Lass sie los!“, befahl Boris und der junge Mann gehorchte sofort.

Wie in Zeitlupe setzte sich die junge Frau wieder auf und fasste sich an den Hals. Er schien es verdammt ernst zu meinen, sie würde besser aufpassen müssen!

„Wir haben vielleicht nur noch wenige Minuten, bis unser Besuch Luna oder uns hier entdeckt. Schau du, dass bis dahin alles vorbereitet ist!“, befahl der alte Mann und Dimitri machte sich sofort an die Arbeit.

Es klapperte und klimperte, während Mirka nur auf Dimitris Rücken schaute. Ihr Blick wanderte zu Boris, welcher wie in Trance vor sich herglotzte und ihr keinerlei Beachtung schenkte. Mirka blickte zu der Tür und überlegte, wie viele Schritte es wohl waren. Sie griff völlig geräuschlos neben sich auf den Tisch und umfasste das Skalpell, bevor sie sich wie in Zeitlupe von dem Stuhl gleiten ließ.

„Niemals zögern, wenn du deinen Gegner angreifst“, hatte ihr Kai damals während eines Übungsmatch gegen Spencer erklärt, „je länger du zögerst, umso länger hat dein Gegner Zeit sich für seinen Gegenangriff vorzubereiten!“

Mirka holte tief Luft und umklammerte das Skalpell noch fester. In dem Moment wo sich Dimitri wieder zu ihr umdrehte sprang sie nach vorne, das Skalpell fest umklammert und rammte es in seine Schulter, stieß ihn von sich und rannte zu der Tür. Ich muss nur aus diesem Raum fliehen! Nur raus hier!, war der einzige Gedanke, welchen Mirka in dem Moment noch klar denken konnte. Gerade als sie den Türgriff zu fassen bekam wurde das schwere Metal von der anderen Seite aufgeschoben und Kai sah sie mehr überrascht als erleichtert an. Eine Welle des Triumphes durchströmte Mirka augenblicklich und sie jubelte innerlich auf.

„Ah!“, gab sie erleichtert von sich, als sie realisierte, wer da vor ihr stand.

Die beiden streckten ihre Hände nach dem anderen aus, als Mirka plötzlich einen fürchterlich stechenden Schmerz im Rücken wahrnahm. Der laute Knall, welcher zeitgleich zu dem Schmerz ertönte klingelte heftig in ihren Ohren und Mirka ließ sich mit weit aufgerissenen Augen nach vorne fallen, bekam jedoch noch Kais Hemd zu fassen und krallte ihre Finger hinein. Während ihre Beine immer mehr an Gefühl verloren und ihr Körper langsam zu Boden sank blickten sich die Beiden tief in die Augen.

„Es tut mir leid“, lächelte die junge Russin, ihre Augen mit Tränen gefüllt, „aber ich habe gezögert...er hatte Zeit für einen...Gegen...“

„MIRKA!! NEIN!!“, hörte sie Kai noch schreien, doch da wurde schon alles schwarz um sie herum.
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* *~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Luna zuckte bei dem lauten Knall fürchterlich zusammen und horchte. Nein. Es war wieder völlig still um sie herum. Zu still.

Unruhig rutschte sie auf dem Bett herum, und zerrte an ihrer Fessel, als ihre Zimmertür aufgeschoben wurde und Svetlana eintrat. Sie hatte sich anscheinend umgezogen, denn anstatt ihrer Klinik Kleidung trug sie jetzt einen schwarzen Kapuzenpullover und zerrissene Jeans, ihre lockigen Haare hingen in leicht zerzausten Strähnen vom Kopf. Außerdem war sie völlig außer Atem und Dreck.

„Was ist passiert? Hat da jemand geschossen?“, wollte Luna wissen und rüttelte an ihrer Fessel.

„Keine Zeit für Erklärungen!“, hustete sie junge Russin, hechtete zum Bett und schnitt die Kabelbinder los, „kannst du laufen?“

„Laufen? Mir wurde vor wenigen Stunden der Bauch aufgeschnitten und eine Betäubung verabreicht und du fragst mich ernsthaft, ob ich laufen kann?“

„Ich trage sie!“, ertönte plötzlich eine Männerstimme und Spencer erschien hinter Svetlana.

„SPENCER!!“

„Hallo, Prinzessin“, grinste der Riese und schob seine muskulösen Arme unter ihren Beinen durch, „du musst jetzt tapfer sein!“

„Was ist passiert? Ist jemand verletzt?“

„Wir haben keine Zeit!“, fauchte Svetlana und zerrte an Spencers Shirt, „wir müssen meine Schwester finden und dann raus hier!“

„Dann finde du Svetlana und ich bringe Luna hier raus!“, entschied der Riese.

„Hä? Ist das da nicht Svetlana?“, wollte Luna überrascht wissen.

„Das ist Anastasia. Ihre Zwillingsschwester.“

„Scheiße noch mal! Wie viele gibt es eigentlich von euch?!“

„Später!“, murmelte Spencer und hob sie mit Leichtigkeit hoch, „bringen wir dich erst mal in Sicherheit!“

„Wo ist Tala?“

„Jetzt!“, fauchte Anastasia und winkte den Riesen zu sich, „schnell!“

In dem Gang roch es fürchterlich und Luna hatte große Mühe ihren Mageninhalt in sich zu halten, das Geschaukle von Spencer machte es auch nicht leichter. Er eilte der jungen Russin hinterher, welche sich hier unten anscheinend blenden auskannte.

„Schnell! Hier entlang!“

Ein weiterer lauter Knall ertönte und Spencer und Anastasia blieben wie angewurzelt stehen. Stille.

„Verdammt!“, fluchte Spencer und setzte Luna auf dem Boden ab, „ich bin gleich wieder da! Du bewachst sie mit deinem Leben, verstanden?!“

„Du kannst doch jetzt nicht einfach abhauen!“, rief Luna aufgebracht, doch da war der Russe schon in die andere Richtung verschwunden.

Talas Freundin blickte zu der jungen Russin auf. Diese schien genauso ratlos zu sein wie sie.

„Kannst du sicher nicht laufen?“, raunte diese dann nochmal und beugte sich zu Luna herunter.

„Du meinst das jetzt nicht wirklich ernst oder?“, fragte Luna und hob beide Augenbrauen.
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* *~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Adrian stoppte sein Auto hinter dem Zaun, welcher das Betriebsgelände umschloss und beobachtete, wie Ulrike hastig in das Gebäude rannte. Sie hatte alles andere im Auto liegen gelassen, was also wollte sie hier? Der junge Franzose überlegte eine Weile, dann stieg er aus dem Gefährt aus und blieb an dessen Motorhaube stehen. Irgendwie hatte er ein sehr unwohles Gefühl bei der Sache, sein Magen verkrampfte regelrecht, je länger er auf das Fabrikgebäude guckte. Er schluckte schwerfällig, sah sich noch ein letztes Mal um, bevor er mit wackligen Beinen das Gelände betrat.

„Zutritt verboten!!“, las er auf dem Schild.

Wieso war Ulrike in dieses Gebäude gestürmt? Was gab es dort für eine junge Studentin, die vielleicht vor ein paar Tagen erst erfahren hatte, dass sie schwanger von einem Typen war, der ihr keinerlei Beachtung mehr schenkte. Sie würde doch nicht etwa...?

„Oh Gott!“, stieß es aus Adrians Mund hervor und der Junge rannte dem Mädchen hinterher.

In der Halle angekommen, welche von innen noch gruseliger aussah als von außen rief er ein paar mal ihren Namen laut, bekam jedoch keine Antwort. Adrian begab sich quer durch die Halle, zuckte bei jedem noch so kleinen Geräusch zusammen. Er legte seine Hände seitlich an sein Gesicht, während er versuchte durch die Glasscheibe in dem alten Büro jemanden oder etwas zu erkennen. Nichts. Verunsichert öffnete er die Tür zur Damentoilette, da er stark davon ausging die junge Frau dort weinend vorzufinden. Doch außer einer nackten Glühbirne und heruntergekommenen Kabinen fand er nichts vor. Vielleicht war sie ja um das Gebäude herumgegangen? Aber wieso sollte sie sowas tun? Warum zur Hölle sollte Ulrike generell in einem heruntergekommenen Betonbunker Zuflucht suchen und vorallem warum? Adrian kickte niedergeschlagen einen kleinen Stein vor sich her. Was hatte er sich nur hierbei gedacht? Hatte er ernsthaft geglaubt, dass Ulrike ihm weinend um den Hals fallen und sich bei ihm für ihr Verhalten entschuldigen würde? War er tatsächlich so dumm und naiv gewesen?

„Oh Mann...“, seufzte er und ging aus der Damentoilette heraus, „es wird Zeit mich mal in Therapie zu begeben...“

In dem Moment, als die Tür hinter ihm ins Schloss klickte hörte Adrian einen lauten Knall und zuckte heftig zusammen.

„Heilige Scheiße! Ich habe die Tür doch gar nicht zugeworfen!!“, rief er außer sich und raufte sich seine kurzen Haare.

Seine Beine waren jetzt noch zittriger und sein Atem ging unregelmäßig, von seinem Puls ganz zu schweigen. Vorsichtig drückte er die Tür zur Damentoilette einen Spalt weit auf. Vielleicht war ja auch nur etwas heruntergefallen? Hier drin gab es sicherlich Mäuse und Ratten, welche beim herumlaufen irgendwelche Trümmerteile bewegten und diese dann zu Boden fielen. Ja! Das muss es gewesen sein, was er eben noch gehört hatte!

„Therapie! Ich höre jetzt schon Sachen, die können gar nicht passiert sein! Hier ist ja niemand...“

Erneut wandte sich der Franzose zum Gehen ab, als dieser laute Knall sich wiederholte.

„Nur eine Ratte...oder gar ein Waschbär!“, murmelte er und versuchte sich selber zu beruhigen, während er immer schneller in Richtung Ausgang hechtete.

Und dann hörte er etwas, was Adrian augenblicklich das Blut in den Adern gefrieren ließ.

„MIRKA!! NEIIIN!!!“

Ruckartig blieb er stehen, seine Augen weit aufgerissen, seine Hände zitterten heftig. Verdammt noch mal! Das da konnte er sich nicht eingebildet haben!
 

*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* *~*~*~*~*~*~*~*~*
 

Kai presste den Körper seiner Frau an sich und schluchzte, seine Hand streichelte Mirka behutsam über den Kopf, während er seinen Tränen freien Lauf ließ. Tala und Bryan starrten geschockt auf die beiden vor sich, sie waren völlig bewegungslos und wagten es nicht auch nur zu atmen. In dem Raum herrschte eisige Stille. Während Dimitri die immer noch rauchende Waffe wieder senkte blickte Boris nüchtern auf die Szene, welche sich ihm gerade darbot. Bryan war der erste, welcher die Fassung wieder zurück erlangte. Seine Zähne knirschten gefährlich feste aufeinander, seine Hände waren zu Fäusten geballt.

„DU!!“, rief er und zeigte Dimitri seine Faust, welche vor Wut zu zittern begann, „ICH WERDE DICH VERNICHTEN!!“

„Dann komm her“, sagte der andere Russe gleichgültig und richtete seine Waffe auf Bryan, „sie war selber Schuld. Wäre sie sitzen geblieben wäre das niemals passiert.“

Ohne jede weitere Warung sprang Bryan nach vorne, Tala streckte zwar noch die Hand nach ihm aus um ihn zurück zu halten, doch es war schon zu spät. Der Rotschopf rief seinem Freund noch etwas hinterher, doch da lud Dimitri bereits durch und drückte erneut ab. Bryan machte einen Satz zur Seite, so dass die Kugel lediglich seinen rechten Arm striff und hinter ihm in die Wand einschlug. Dann warf er sich mit seinem ganzen Gewicht gegen Dimitri und riss diesen zu Boden. Während sich die beiden auf dem blanken Beton wälzten gelang es Bryan nicht die Waffe aus Dimitris Händen zu entfernen, welcher hingegen immer wieder versuchte seinen Angreifer mit eben dieser zu treffen. Ein weiterer Schuss löste sich, schlug in der Decke ein, so dass der Putz herabblöckelte.

„BRYAN!“, rief Tala und wollte seinem Freund zur Hilfe eilen, doch da traf kurz vor seinen Füßen eine Kugel ein.

„Ich an deiner Stelle würde mich da raushalten“, sagte eine weibliche Stimme, welche plötzlich hinter Boris erschien.

Sie sah Anastasia zum verwechseln ähnlich, außer das sie einen Klinik Kittel trug und ihre Haare zu großen Locken gestylt hatte. Die junge Frau hielt mit einer Hand Boris' Rollstuhl fest, mit der anderen zielte sie auf den Rotschopf.

„Du musst Svetlana sein“, stellte Tala fest und wich einen Schritt zurück.

„Die bin ich.“

„Wieso tust du das?! Wieso lässt du dich mit einem Typen wie Boris ein?“

„Ihr habt das doch auch“, zuckte sie mit ihren schmalen Schultern.

„Damals wussten wir es nicht besser! Wir hatten keine andere Möglichkeit!“

Svetlana schmunzelte und spannte erneut den Hahn ihrer Waffe. Tala blickte zu Bryan, welcher immer noch mit Dimitri beschäftigt war und dann zu Kai, welcher Mirka fest umklammerte. Er stand jetzt alleine da. Würde er genauso viel Glück haben wie Bryan und einem Schuss ausweichen können?

„Denk erst gar nicht dran“, murmelte die junge Frau, „ich ziele viel genauer wie mein Bruder.“

„Willst du ihm lieber nicht zur Hilfe eilen, anstatt mich in Schacht zu halten?“

„Der kommt schon klar.“

In dem Moment richtete Bryan sich auf und verpasste seinem Gegner ein paar Hiebe mit seiner Faust, bevor sich Dimitri irgendwie befreien konnte und den Russen von sich warf. Er spuckte Blut aus und wischte sich den Mundwinkel ab, dann zielte auch er auf Tala und winkte mit der Waffe auf den Zahnarztstuhl.

„Befolge unsere Anweisungen und deinem Kumpel wird nichts passieren!“

„Du meinst so wie Mirka?“, wollte Bryan fauchend wissen und hob beide Hände.

„SIE WÜRDE NOCH LEBEN, WENN SIE AUF MICH GEHÖRT HÄTTE!!“, schrie der Russe.

„Kai...?“, hauchte Tala und drehte sich nach hinten um.

„Sie...atmet...nicht...mehr...“, stammelte dieser.

„VERDAMMT BORIS! GEHST DU JETZT AUCH NOCH ÜBER LEICHEN??“

Der alte Mann kicherte in seinem Rollstuhl und wies Tala mit einer zittrigen Handbewegung an, auf dem Behandlungsstuhl Platz zu nehmen.

„Ehr sterbe ich, als dass ich diesem Scheusal helfe!“

„Das kann ich arrangieren“, meinte Dimitri und zog seinen Hahn ebenfalls zurück, „liegt an dir. An dein Blut komme ich so oder so!“

„Aber...aber“, erwiderte Boris und klatschte leise in die Hände, wollten wir das hier nicht friedlich über die Bühne bringen?“

„FRIEDLICH?!“, rief Kai jetzt wütend aus, „IST DAS HIER DEINE DEFINITION VON FRIEDLICH?!“

„Sie hätte nur sitzen...“

„VON WEGEN!“

„Spätestens wenn ich nicht kooperativ gewesen wäre hättet ihr Mirka bedroht!“, schimpfte Tala.

„Eigentlich war dafür Luna Sternlieb gedacht“, kommentierte Svetlana, „Kais Frau war als allerletzter Trumph gedacht.“

Spencer trat völlig außer Atem in den Raum und betrachtete die Szene, welche sich gerade darbot. Kai saß immer noch mit Mirka in seinen Armen am Boden, Bryan wurde auf Knien von Dimitri mit einer Waffe bedroht und Anastasias Schwester, welche neben Boris stand hielt Tala eine Pistole entgegen. Spencer riss erschrocken die Augen auf, während sich sein Teamchef langsam zu ihm umdrehte und ihm befahl keine hektischen Bewegungen zu machen.

„Was ist denn hier los?!“, wollte der Riese wissen.

„Wir haben verloren...“, murmelte Tala und hob ebenfalls seine Hände als Geste der Aufgabe, „Boris hat es geschafft. Er wird von mir bekommen, was er verlangt...“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück