Zum Inhalt der Seite

Verrat

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

integer

Am nächsten Morgen
 

Sie erwacht allein und mit hämmernden Kopfschmerzen, die ihr glaubhaft versichern, dass die Infektion, die sie sich eingefangen hat noch lange nicht ausgestanden ist. Sie schiebt ihre Hand über ihre Stirn und auch wenn ihr Fieber gesunken zu sein scheint, gibt sie sich nicht der Illusion hin, dass es nicht zurückkommen wird. Das Zittern, das ihren Körper schüttelt, obwohl sie unter einer warmen Decke liegt, unterstreicht diese Erkenntnis. Neben Frühstück, von dem ihr Magen absolut nichts zu halten scheint, liegen auf dem Nachttisch Tabletten, deren Form ihr nur allzu bekannt vorkommt. Die Schmerzmittel ignorierend, zwingt sie ihren geschwächten Körper aus dem Bett.

Die paar Meter in das angrenzende Badezimmer erscheinen ihr wie eine Ewigkeit und es ist geradezu lächerlich wie viel ihr die zehnminütige Dusche abverlangt. Das heiße Wasser unterdrückt ihren Schüttelfrost für den Moment, aber sobald sie es abstellt und aus der Dusche tritt, zittert ihr ganzer Körper erneut unter den Auswirkungen des Fiebers.

Vor der Tatsache kapitulierend, dass sie sich kaum mehr länger auf den Beinen halten kann, quält sie sich in frische Kleidung und schleppt sich mit letzter Kraft zurück ins Bett.

Gerade als sie die Decke zurück bis an ihr Kinn zieht, öffnet sich die Tür in ihrem Rücken und sie wirft ihrem ehemaligen Teamkameraden einen missmutigen Blick zu.

„Lass mich gehen, Sasuke.“

Dieses Mal herrscht kein Zweifel daran, dass ihr erbärmlicher Trotz ihn amüsiert, während er ärgerlich leichtfüßig den Raum durchquert.

Seine Hand legt sich erneut auf ihre Stirn, aber dieses Mal wendet sie die Kraft auf seine Finger mit ihren eigenen beiseite zu schieben, schließt aber gleichzeitig die Augen weil die Kühle seiner Haut ihre Schmerzen gleichzeitig verstärkt und lindert. „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mich nicht anfassen sollst?“

„Wie wäre es, wenn du erstmal wartest, bis du kein Fieber mehr hast, bevor du den nächsten Streit suchst?“

Sie zwingt ihre Lider nach oben und die Schmerzen in ihrem Körper und die Tatsache, dass diese Infektion sie noch länger hier gefangen halten wird, verschlimmern ihre ohnehin miserable Laune. „Alles, was du erreichst, indem du mich hier behältst ist, dass ich dich jeden Tag noch ein bisschen mehr hasse!“

Das minimale Zucken um seine Lippen ist die einzige Reaktion, die er zeigt. „Du hasst mich also?“

Sie schließt die Augen und versucht das laute Geklapper ihrer Zähne zu unterdrücken. „Ich muss.“
 

Stille verhängt sich über sie, nur gestört durch das Rascheln der Bettdecke, das durch ihr konstantes Zittern verursacht wird und das Klappern ihrer Zähne, das sie trotz all ihrer Bemühungen nicht unterdrücken kann.

Bis ein gereiztes Schnauben seine Lippen verlässt. „Das ist doch lächerlich.“

Fest in der Absicht, ihre spärliche Energie nicht weiter auf diese hoffnungslosen Auseinandersetzungen mit ihm zu verschwenden, schlägt sie jedoch ruckartig die Augen auf, als sie spürt, wie er sich hinter sie auf das Bett legt. Ihr Atem stockt so tief in ihrem Brustkorb, dass sie sich beinahe daran verschluckt, als er sie anhebt, um von beiden Seiten seine Arme um sie schlingen zu können. Gleichzeitig wickelt er sie so fest in die Decke ein, dass sie sich kaum bewegen kann. Was sie jedoch nicht davon abhält, ihre spärlichen Energiereserven zu mobilisieren, um sich mit aller Macht gegen seinen Halt zu wehren.

„Bist du verrückt geworden?! Was zur Hölle soll das werden?“

Sein Atem streift ihr Ohr, als er seinen Kopf zu ihrem senkt und in diesem Moment ist sie dankbar um das Zittern, das ihren Körper konstant schüttelt. Es erspart ihr wenigstens die Frage, wie ihr Körper auf seine Nähe reagieren würde, wenn er nicht gerade damit beschäftigt wäre, ihr Fieber erneut in die Höhe zu treiben.

„Flipp nicht gleich aus, Haruno, das hier hat rein praktische Gründe.“

Sie zischt aufgebracht, als sie wieder einmal vor ihm kapitulieren muss, weil ihr Widerstand ihr nichts mehr als zusätzliche Schmerzen einbringt. „Ich sage dir, du sollst mich nicht anfassen und das ist, was du daraus machst?“

„Sieh mich an.“

Trotz seiner stoischen Grundhaltung, ist er nicht so schwer zu durchschauen, wie er gerne glauben würde und dieses Mal erkennt sie seine Absicht mit Leichtigkeit. „Damit du mich mit deinem tollen Bluterbe manipulieren kannst? Vergiss es!“

„Du brauchst mehr Schlaf.“ Seine Stimme klingt beinahe einladend - wie gut, dass sie es besser weiß, als darauf reinzufallen.

„Es steht dir nicht zu, zu entscheiden, was ich brauche oder nicht.“

„Ich weiß.“

Sie ruft sich in Erinnerung, dass über ihre Schulter zu ihm zu sehen, genau das ist, was er will und ringt den Impuls mühsam nieder. Da sie weder die Kraft hat sich aus seinem Halt zu befreien, noch die Möglichkeit ihn anzusehen, bleiben ihr wieder nur ihre Worte, um sich gegen ihn zur Wehr zu setzen. „Du bist so ziemlich der letzte Mensch im ganzen Ninjareich, dessen Hilfe ich will, Sasuke. Alles, was ich von dir will ist, dass du mich gehen lässt!“

„Ich weiß.“

Die monotone Antwort entlockt ihr einen derben Fluch, aber selbst diese Anstrengung scheint zu viel für ihren gebeutelten Körper, der so heftig zittert, dass sie dieses Mal die Zähne zusammenbeißt, um jegliche Schmerzbekundung zu unterdrücken. Jede Bewegung erschüttert die OP-Wunde in ihrem Oberkörper. Sie merkt zwar, dass Yamamoto die Verletzung letzte Nacht noch einmal behandelt hat, aber die Folgen eines verlorenen Organs lassen sich nun einmal nicht einfach mit ein wenig Chakra beheben.

Ihre anhaltenden Schmerzen trüben ihre Sinne und beinahe könnte sie darüber vergessen, dass er sie immer noch hält.

Aber seine Stimme an ihrem Ohr erinnert sie wirksam an seine unerwünschte Anwesenheit.

„Wenn du gesund bist, lasse ich dich gehen.“

Sie wartet, bis sie sicher ist, dass nichts als die beabsichtigten Worte über ihre Lippen brechen wird, bevor sie sie auseinander zwingt. „Du lügst.“

Die Antwort liegt wie so oft in seinem Schweigen.
 

„Warum?“

Sie darf ihm nicht vertrauen, aber gleichzeitig mahnt sie eine schwache Stimme in ihrem Hinterkopf, dass sie sich selbst in seiner Gegenwart auch nie trauen konnte.

„Warum interessiert es dich, ob ich lebe oder sterbe?“

Er antwortet ihr nicht, aber seine Schweigsamkeit ist schließlich nichts Neues und kümmert sie an diesem Tag auch nicht mehr.

Sie ist so müde. Erschöpft von den körperlichen und emotionalen Strapazen der letzten Tage. Müde davon, ständig gegen ihn anzukämpfen. Aber vor allem ist sie es leid in jeder Sekunde auch gegen sich selbst anzukämpfen. So sehr sie es will und ungeachtet dessen, dass sie sollte, ist es dennoch bei weitem nicht nur Zorn, den sie ihm gegenüber empfindet. Ihre Wut ist die meiste Zeit über das einzige, was sie aufrecht hält und so sengend, dass sie alle anderen Gefühle überschattet. Aber sie weiß, was im Schatten ihres Zorns lauert und genau das ängstigt sie. Sie fürchtet sich selbst weit mehr als ihn.
 

.

.

.
 

Zur selben Zeit
 

Nachdem sie Neji und Tenten alleine zurück nach Konoha geschickt haben, sind sie die Nacht über durchgelaufen, obwohl sie keinen einzigen Anhaltspunkt mehr gefunden haben, dass sie auf der richtigen Spur sind.

Ihre Augen brennen bereits aufgrund der Überreizung, der sie in den letzten Stunden ausgesetzt waren, aber sie verliert kein Wort darüber. Sie bräuchte ihr Bluterbe nicht, um die Anspannung zu erkennen, die jeden Muskel in dem Körper des Mannes neben ihr konstanter Belastung aussetzt.

Sie weiß, dass er noch hofft, Sakura möglichst schnell zu finden und sie bringt es nicht über sich ihm zu sagen, dass sie ohne weitere Anhaltspunkte so gut wie keine Chance haben dies möglich zu machen. Wer auch immer ihre Gegner waren, es waren keine Amateure. Nachdem sie bereits einen Suna-nin auf dem Gewissen hatten, wäre es zweifellos leichter gewesen, Sakura ebenfalls zu töten. Dass sie stattdessen entschieden haben sie mitzunehmen, in dem vollen Wissen, dass ihnen damit zwei Großmächte auf den Fersen sein würden, spricht von Selbstvertrauen ebenso wie von Größenwahn. Aber es legt auch die Vermutung nahe, dass sie Sakura erkannt und aus einem bestimmten Grund mitgenommen haben. Um ihrer Freundin willen hofft sie, dass sich der Größenwahn ihrer Entführer so weit erstreckt, dass sie vorhaben Lösegeld von Konoha zu erpressen. Aber sie glaubt nicht daran.
 

Obwohl sie wirklich gut darin ist, ihre Musterung unauffällig zu halten, ist Naruto sich Hinatas Blicke sehr wohl bewusst. Er weiß, was sie denkt, obwohl die junge Clanerbin es nicht wagt ihre Meinung in Worte zu fassen. Aber er kann sich den Gedanken nicht erlauben. Innezuhalten bedeutet, die Hoffnung darauf aufzugeben, dass sie jeden Moment auf eine Spur treffen werden, die sie zu ihr führt. Entführungen sind bestimmt nicht sein Spezialgebiet, aber selbst er weiß, dass die Chancen den Entführten wiederzufinden mit jeder verstrichenen Stunde sinken.

Aber er wird sie finden!

Und genau deshalb ist innehalten auch keine Option.
 

.

.

.
 

Zwei Tage später
 

Hinata starrt stumm in die Flammen. Naruto dazu zu bewegen, eine Pause zu machen, war beinahe ein unmögliches Unterfangen. Sie hat die ersten drei Tage kein Wort darüber verloren, als sie ihre Suche Tag und Nacht fortgesetzt haben, in der Befürchtung, dass er im Zweifelsfall einfach ohne sie weitermachen würde. Außerdem hat sie es angesichts Narutos gereizter Stimmung kaum gewagt, überhaupt etwas zu sagen. So hat sie den fröhlichen Blondschopf noch nie erlebt.

Es war ausgerechnet der Fuchs, der nach dem heutigen Tag Narutos geschwächten körperlichen Zustand ausgenutzt hat, um dem Blondschopf eindringlich klar zu machen, was passiert, wenn er sich keine Pause gönnt.

Sie sollte schlafen, solange sie kann und obwohl ihr Körper ebenfalls vollkommen erschöpft ist, hat sie Schwierigkeiten sich dazu durchzuringen die Augen zu schließen. Sie wirft einen Blick Naruto, der nach einer Ewigkeit endlich eingeschlafen ist und sinkt zögernd ihm gegenüber zu Boden.

Sie weiß, was Sakura und Naruto einander bedeuten. Wenn es um Kiba oder Shino gehen würde, würde sie vermutlich ähnlich aufgelöst reagieren.

Während ihr Blick auf ihm ruht, beginnen seine Muskeln auf eine Art zu zucken, die die Schwere seines Albtraums verrät.

Sie richtet sich augenblicklich auf, aber bevor sie ihn erreicht, schreckt er bereits hoch.

„Sakura!“

In all der Zeit, in der sie ihn kennt, hat sie noch nie derartige Furcht in seinen Augen gesehen. In der Annahme, dass er weder sie noch ihre Umgebung bisher richtig wahrgenommen hat, legt sie ihre Hände vorsichtig auf seine Schultern. Selbst unter ihrer vorsichtigen Berührung zuckt er sichtbar zusammen, aber er weicht ihr nicht aus. Müde blaue Augen richten sich auf sie und seine Stimme klingt ebenso erschöpft. „Hinata.“

„Ich verspreche dir, wir finden sie!“ Sie hat keinen anderen Trost für ihn und obwohl er nickt, sieht sie zum ersten Mal auch etwas anderes in seinen Augen. Zweifel.

„Lass uns gehen.“ Sie erhebt sich und es dauert nur ein paar Sekunden, bis er ihr folgt und die Entschlossenheit für die er bekannt ist, alles andere in den Hintergrund drängt.
 

.

.

.
 

Am Abend desselben Tages
 

Nach zwei Tagen im Delirium und kaum einer Erinnerung daran, rebelliert ihr Körper endlich nicht mehr bei dem ersten Schritt, den sie aus dem vermaledeiten Bett heraus macht.

Die Dusche, die sie dringend nötig hat, kostet sie immer noch mehr Kraft, als sie sollte, aber sie hat im direkten Anschluss daran wenigstens nicht mehr das Bedürfnis sofort zurück ins Bett zu kriechen.

Zumindest bis Sasuke das Zimmer in dem Moment betritt, in dem sie aus dem Bad zurückkommt und sich ihr der kindische Wunsch aufdrängt, sich die Decke über den Kopf zu ziehen, in der Hoffnung seine Anwesenheit so vergessen zu können.

Stattdessen wendet sie sich von ihm ab, in der festen Absicht seine Präsenz so weit wie möglich zu ignorieren.

Nur spielt der Uchiha wie so oft nicht nach ihren Regeln.

„Was zur Hölle machst du auf den Beinen?“

Aber das heißt nicht, dass sie nach seinen spielen muss. Statt ihm zu antworten, fischt sie ihren Rucksack vom Boden und ringt mit den Emotionen, die durch ihren Körper schwappen, als sie die Blutspritzer auf dem hellen Stoff entdeckt.

„Versuchst du gerade ernsthaft mich zu ignorieren?“

„Ich habe genug geschlafen.“, murmelt sie abwesend in seine Richtung und legt eine Hand über ihren Brustkorb, als könnte sie so die Schmerzen lindern, die ihr Herz mit jedem Schlag durch ihren Körper sendet.

Sie spürt wie Sasuke hinter sie tritt, aber der Gedanke, dass es Akais Blut sein könnte, das sie vor sich sieht, reduziert alles andere zur Nebensächlichkeit.

„Ich glaube, das sieht dein Körper anders.“

Bis seine Worte es schaffen sie einmal mehr innerhalb einer Sekunde von Kopf bis Fuß mit einem Zorn auszufüllen, der alles andere überdeckt. Sie lässt ihren Rucksack fallen und fährt mit blitzenden Augen zu dem arroganten Clanerben herum. „Mein Körper geht dich einen Scheißdreck an, Sasuke!“

Sie will an ihm vorbei und in das Badezimmer zurückgehen, aber seine Hände schließen sich fest um ihre Unterarme und lassen sie zornig aufschreien. Ihre aufgebrachte Gegenwehr bringt ihn dazu sie herumzureißen und als sie sich einmal mehr von ihm in die Enge und gegen die Wand gedrängt vorfindet, fügt ihr Körper ihr eine weitere Demütigung zu und treibt mit ihrem Zorn heiße Tränen in ihre Augen.

„Gefällt es dir mir weh zu tun?“

Statt einer Antwort, blitzt dunkles Rot in seinen Augen auf und sie sieht ruckartig zur Seite, seine vor ein paar Tagen angedeutete Drohung sie zu hypnotisieren noch deutlich im Ohr. „Wag es ja nicht!“

Nicht gewillt sich ein weiteres Mal von ihm herumschubsen zu lassen, konzentriert sie zum ersten Mal seit Tagen ihr ansatzweise wiederhergestelltes Chakra. Die vertraute Energie vibriert durch ihre Fingerspitzen, nur um eine Sekunde später zu verblassen.

Sie spürt seine Stimme an ihrem Ohr und ballt ihre Hände fest zusammen. „Siehst du die Schriftzeichen am Fensterrahmen?“

Sie muss nicht hinsehen, um zu wissen, wovon er spricht – bevor das Fieber sie an das Bett gefesselt hat, hat sie jeden Zentimeter des Raumes erforscht. Auch wenn ihr die in sämtliche Fenster- und Türrahmen eingeritzten Schriftzeichen vollkommen fremd sind, ist sie bereits zu der Schlussfolgerung gekommen, dass die Zeichen sie hier festhalten. Und dazu gehört scheinbar auch ihr Chakra zu blockieren.

„Sie blockieren alles außer heilenden Jutsus.“

Und seinem tollen Bluterbe offensichtlich.

Seinen Blick weiterhin sorgsam meidend, atmet sie zischend durch zusammengebissene Zähne aus. „Manchmal glaube ich, du willst mich wirklich dazu bringen dich zu hassen.“

„Ich dachte, das tust du schon.“

Seine Stimme ist trügerisch ruhig, aber das täuscht nicht darüber hinweg, dass er ausgesprochen dicht vor ihr steht und seine Hände immer noch ihre Arme gegen die Wand drücken. „Wenn du dein Bluterbe nutzt, um mich zu hypnotisieren, besteht daran kein Zweifel mehr.“

Dieses Mal überlässt sie ihm die Entscheidung und sieht provozierend zurück in seine Augen, aber alles was ihr begegnet ist dunkles Schwarz. Es ist das erste Mal, dass er seine Oberhand nicht bis zum Ende ausspielt und die Offenbarung, die hinter dieser Geste steckt, verwirrt sie. Das vertraute Gefühl, das sich in ihr Herz schleicht, abschüttelnd, versucht sie es mit einem anderen Ansatz.

„Ich kann nicht mehr schlafen.“

Seine dunklen Augen starren regungslos in ihre und sie würde trotz allem was er ist und getan hat, viel dafür geben nur einmal zu wissen, was ihm durch den Kopf geht, wenn er sie ansieht.

„Dass du nicht willst, heißt nicht, dass dein Körper die Erholung nicht immer noch braucht.“

Sie weiß nicht, was es ist, aber seine anhaltende Gelassenheit gegenüber den Qualen, die sie nicht los lassen, lässt sie jedes Mal zuverlässig die Beherrschung verlieren. „Natürlich will ich nicht! Ich sehe ihn sterben, wieder und wieder! Und ich kann nicht mehr!“

Sie holt tief Luft, denn sie spürt bereits, wie ihr Körper warnend zittert und kann die Reaktion kaum vor ihm verbergen. Ohne die körperlichen Schmerzen, um ihre Emotionen zu unterdrücken, holt sie ihr Kummer im falschen Moment ein und lässt sie um ihre Beherrschung bangen.

„Ich bin die beste Medic-nin, die Konoha seit Tsunade gesehen hat! Ich habe in den letzten Jahren mehr Menschen das Leben gerettet, als ich zählen kann. Weißt du, was es mit mir macht, dass ich ausgerechnet den Mann, den ich so geliebt habe, dass ich gestorben wäre, um ihn zu schützen, nicht retten konnte?“

Sie offenbart ihm ihren Schmerz und erntet – nichts. Er sieht sie weiterhin regungslos an und sie ringt ein weiteres Mal mit dem innigen Wunsch, ihm ins Gesicht zu schlagen, nur um eine Reaktion zu erzwingen. Um ihm zumindest einen Bruchteil des Schmerzes zuzufügen, den sie seinetwegen seit Tagen erduldet.

Stattdessen schließt sie mit einem tiefen Atemzug die Augen und bemüht sich verzweifelt ihre Emotionen wieder unter Kontrolle zu bekommen. „Kannst du mich nicht einfach allein lassen?“

„Nein.“

Ihre Kiefer fallen krachend aufeinander, als sie die Kontrolle über ihr Temperament verliert. „Bitte!“ Sie sieht zurück in seine Augen und dieses Mal kümmert sie sich nicht länger darum den Kummer, der darin liegt, vor ihm zu verbergen. „Ist es das, was du willst?! Dass ich bettle?“

„Nein.“

Statt länger mit Worten zu versuchen, eine Reaktion bei ihm zu erzeugen, mobilisiert sie all ihre Kräfte, um sich gegen seinen Halt zu wehren. Aber sie weiß, auch das fügt ihr wesentlich mehr Schmerzen zu als ihm.

„Hör auf.“

Seine Hände wandern von ihren Handgelenken zu ihren Oberarmen und statt ihr die Möglichkeit zu geben, sich von ihm zu lösen, verstärkt das seinen Halt um ihren Körper nur.

„Fass mich nicht an!“ Sie versucht seine Hände wegzuschlagen, aber ihr Blick verschwimmt bereits und ihre Mühen sind ernstgemeint, aber dennoch erbärmlich. Ungeachtet ihrer Gegenwehr dreht er sie herum, bis ihr Rücken vollständig gegen seinen Oberkörper lehnt. Seine Arme schließen sich von beiden Seiten um sie, halten sie fest und gleichzeitig gegen seinen Körper.

„Lass mich los, Sasuke!“

„Nein.“

Und sie schreit.

Sie kann nicht mehr.

Aber es gibt eine Sache, die sie noch schmerzt, als der Verlust von allem, was mit Akai gestorben ist. Es ist die fiese Stimme in ihrem Hinterkopf, die ihr zuflüstert, dass sie Sasuke noch so oft vorwerfen kann, was sie von sich selbst denkt.

Sie hat Akai verraten.

In der Sekunde, in der sich ihr dummes, erbärmliches Herz auch nur minimal für Sasuke geregt hat.

Sie könnte genauso gut in den Armen seines Mörders um ihn trauern.
 

.

.

.


Nachwort zu diesem Kapitel:
Die letzte Szene ist eine meiner liebsten im bisherigen Verlauf dieser Fanfic und auch eine der ersten, die ich geschrieben habe, als ich diese Fanfic begonnen habe...
Lasst mich wissen, was ihr denkt ;)
LG Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (16)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  jakne
2020-03-22T21:31:15+00:00 22.03.2020 22:31
Wooow:)
Liebe dein Fanfic!
Wirklich ein toller Schreibstil!
Ich finde Sasuke gar nicht mal so unsympathisch wie vielleicht andere..
Er versucht ja irgendwo das Richtige zu tun, nur mit Sozialkompetenz hat er es eben nicht so :'D
Und in so einer Situation absolut verständlich, dass Sakura irgendwo alleine sein will.. Sie hat ja gar keine Chance zu trauern, wenn sie sich andauernd mit Sasuke rumschlagen muss.

Weiter so :)
Liebe Grüße
Von:  XxGirlyxX
2019-12-15T18:50:01+00:00 15.12.2019 19:50
Sorry das ich so lange gebraucht habe um weiter zu lesen 😭
Ich muss sagen, ich liebe einfach deinen Schreibstil. Immer wenn ich eines deiner Kapitel lese, hab ich das Gefühl, mitten im geschehen zu sein und das gefällt mir so 😍
Das Sasuke so vehement daran festhält, sie festzuhalten. Was hat er davon? Nur damit sie nicht "petzen" gehn kann? Schließlich werden sie es so oder so bald herausfinden vermute ich zumindest 🙈
Aber ja, eine verzwickte Situation für Sakura. Auf der einen Seite hat sie Gefühle für Akai nach all den Jahren aufbauen können, an denen sie an Sasuke hing, zum anderen ist da eben nun mal Sasuke. Ganz schwere Situation.
Lg XxGirlyxX
Von:  Cuddlytoy
2019-10-22T18:05:21+00:00 22.10.2019 20:05
Gemein gemein... gerade als ich anfing dich sympatisch zu finden sasuke...
Irgendwie werd ich mit dem kerl noch nicht warm diesmal 😅
Von:  Stevy
2019-10-19T20:46:45+00:00 19.10.2019 22:46
Hammer, sehr gut gemacht,
Gefühls-technisch sehr anspruchsvoll und nachvollziehbar geschrieben.
Ich bin begeistert
Favo 👍
Von:  Studio
2019-10-18T13:37:46+00:00 18.10.2019 15:37
Super kapi!!!
Hier erfährt man endlich etwas mehr darüber wie es Sakura innerlich wirklich geht... und Sasukes Anwesenheit macht es ihr nicht gerade einfacher... 2 emotionale Ereignisse zur selben Zeit... Akais Tod + Aufeinandertreffen mit Sasuke...
und Sasuke versucht das richtige zutun... aber er hat eigentlich keine Ahnung was er tun soll, einfach weil er dieses Zwischenmenschliche einfach nicht gewöhnt ist... und da versucht er - eigentlich als ein "Kopfmensch" - endlich mal auf seinen Bauch/sein Gefühl zu hören, um ihr zu helfen... unter Umständen war diese Umarmung durchaus richtig (wenn es darum geht, Sakuras Trauer zu bewältigen), aber was er ja nicht wissen kann ist, dass er damit nur ihre zweite emotionale Krise (aka Sasuke selbst + die Erkenntnis, dass sie immer was für ihn empfunden hat und auch empfinden wird) nur noch verstärkt...
Freu mich schon aufs nächste Kapi! Wie wird es weiter gehen? Was war/ist Saskukes Plan? Oder hat er gar keinen?
So spannend!
Von:  Haruno
2019-10-17T17:53:59+00:00 17.10.2019 19:53
Hey:)
Tolles & interesssantes Kapitel <3
Sakura tut mir wirklich mittlerweile mehr als leid. Das Herz ist manchmal wirklich ein mieser verräter. Kann dem absolut nachfühlen.
Bin gespannt wie es weitergeht :)


Gruß Cherry
Von:  anime_world
2019-10-16T22:52:36+00:00 17.10.2019 00:52
Wow, mal wieder sehr beeindruckend. Vor allem das Ende war echt toll. :D
Ich freue mich schon wenn das nächste Kapitel kommt. :D
Von:  Cosplay-Girl91
2019-10-15T19:56:36+00:00 15.10.2019 21:56
Tolles Kapitel :)
Bin schon sehr gespannt wie es weitergeht.
Sasuke ist schon eine komische Type...
Arme Sakura!
Mach weiter so.
Lg

Von:  Scorbion1984
2019-10-15T14:54:41+00:00 15.10.2019 16:54
Wie es aussieht gibt Sasuke ihr die Chanse zu trauern ,auch wenn sie sich in einen Wutausbruch hinein steigert !
Hätte ihm garnicht soviel Einfühlungsvermögen zu getraut ,ebenso erstaunt mich seine Fürsorge ,die er ihr zu kommen lässt !
Tolles Kapitel ,mal sehen was noch so passiert !
Von:  Narudia
2019-10-15T09:13:03+00:00 15.10.2019 11:13
Huhu,

Oh je arme Sakura geschwächt durch en Chakra Verlust und dem Fieberdurch die Infektion der sowieso vorhandenen schwäche ihres Körpers durch den Organ Verlust kommt dann auch noch Sasuke dazu der seine körperliche Überlegenheit ausspielt natürlich meint er es wahrscheinlich nur gut aber das macht es nicht besser. er weiß was in Sakura vorgeht wenn sich einer mit Verlust auskennt dann Sasuke er nimmt es auch hin die schuld auf sich zu nehmen da er weis das es ihr hilft ein Ventil für ihren schmerz und ihre Wut zu haben und das es wichtig ist sich all dem auch dem schmerz zu stellen wenn man weitermachen will deswegen hält er sie fest als sie zusammenbricht Shinobis sollen keine Gefühle haben aber im Endeffekt sind es auch nur Menschen und Verluste verletzen jeden vor allem Sakura die ein sehr emphatischer Mensch ist und dann auch noch einen Mensch der ihr viel bedeutet hat den sie geliebt hat. und nun steht ein anderer Mann vor ihr der immer ein teil ihres Herzes einnehmen wird und das kurz nach dem Verlust der einen teil schuld daran hat. all ihre Schuldgefühle fressen sie auf. mal schauen wie beide weiter damit umgehen werden.

Naruto und Hinata. er kann froh sein das sie bei ihm ist und auf ihn aufpasst ein anderer hätte ihn längst ausgeknockt und zurück nach Konoha geschleppt aber sie liebt ihn und seine Hartnägigkeit das er niemals aufgibt und alles für seine freunde tun würde. Sakura ist wie seine Schwester natürlich kann er da nicht einfach aufgeben. aber der Körper fordert immer irgendwann Tribut er wird in schlechtes gewissen verfallen wen Hinata zusammenbricht da sie keine ruhe bekommen hat vielleicht holt ihn das wieder zurück in die Vernunft. ich frage mich wie er reagieren wird wenn er die Wahrheit erfährt wo Sakura ist und wer sie festhält könnte mir vorstellen das er Sasuke erstmal schön die Faust in die fresse dafür hauen wird und sagen wird weist du was du mir damit angetan hast und dann fällt ihm ein das ja auch Sakura wegen Akais Verlust etc. leidet und fügt noch und ihr dazu so oder so ähnlich

das war also wieder ein tolles Kapitel und ich freue mich schon auf mehr.

lg Narudia


Zurück