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Verrat

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Dieses Kapitel ist zweifellos das Herzstück dieser Fanfic und ich denke ihr werdet schnell sehen warum.
Die ersten Szenen für dieses Kapitel habe ich schon vor Monaten geschrieben - in gewisser Weise wusste ich schon am Anfang dieser Fanfic, dass es einmal hierzu kommen würde. Aber ich habe alles mehrfach umgeschrieben, in dem Versuch den Charakteren möglichst gerecht zu werden. Ich habe die ganze Fanfic selbst noch einmal gelesen, um möglichst alles miteinzubeziehen, worauf dieses Kapitel letztendlich basiert. Aber jetzt lasse ich euch erstmal eure eigene Meinung bilden... Komplett anzeigen

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aufrichtig

Eine Woche später
 

Der wolkenverhangene Himmel passt zu ihrer Stimmung, wenn er ihr auch keinen Trost bietet. Sakura wischt sich unwirsch über die Augen, in denen sich einmal mehr Tränen zu sammeln drohen.

Ihr Schlafmangel ist nach der letzten Woche so groß, dass sie Schwierigkeiten hat sich selbst auf ihre unmittelbare Nähe ausreichend zu konzentrieren. Deshalb bemerkt sie auch nicht, dass sich ihr jemand nähert, selbst wenn es eine potentiell tödliche Schwäche ist.

„Du bist wirklich schwer zu finden.“

Die Schere, mit der sie ein paar Kräuter aus ihrem selbst angelegten Garten abschneiden wollte, fällt klirrend aus ihren Händen, als die vertraute Stimme sie für ein paar Sekunden regungslos verharren lässt. Aber dann erhebt sie sich so schnell, dass ihr für einen Moment schwindelt. Ungeachtet dieser Schwäche fährt sie ruckartig zu ihm herum.

„Sasuke.“

Da steht er. Augenscheinlich unversehrt und unverschämt attraktiv. Nicht im Geringsten wie ein geächteter Nuke-nin, der die letzten Wochen in einer Hochsicherheitszelle verbracht hat.

Bevor sie selbst registriert, dass sie sich bewegt hat, steht sie vor ihm und legt ihre zitternden Finger ungläubig an seine Wangen, um sich zu versichern, dass sie zu all ihren anderen Symptomen nicht auch noch Halluzinationen dazu bekommen hat.

Er lässt sie wortlos gewähren und wartet, bis sie dazu aufschließt, dass er wirklich vor ihr steht.

„A-aber wie-“

Sie tritt einen Schritt von ihm zurück, als sich das Zittern ihrer Hände über ihren ganzen Körper ausbreitet, aber seine Augen folgen jeder ihrer Bewegungen.

„Du hättest Naruto vielleicht mal ausreden lassen sollen.“

Das Schwindelgefühl in ihrem Kopf verstärkt sich so sehr, dass sie haltsuchend nach der Lehne des Gartenstuhls neben sich greift. „Du hast ein feindliches Dorf geleitet und unter deiner Regierung ist ein Suna-nin von deinen Männern ermordet worden. Es gibt nichts auf dieser Welt, was irgendjemand hätte sagen oder tun können, um dich da noch rauszuholen.“

Sie hasst, dass sie den Ausdruck in seinen Augen immer noch nicht lesen kann.

„Und trotzdem hast du es versucht.“

Sie hat schon Schwierigkeiten die Tatsache zu verarbeiten, dass er wirklich hier ist, geschweige denn ihrem Gespräch zu folgen. „Was? Ich-“

„Tsunade schien einen ziemlich genauen Bericht davon zu haben, dass dir während deinem unfreiwilligen Aufenthalt in Oto nichts angetan wurde. Und dass ich den Überfall auf dich und deinen Kameraden nicht angeordnet habe.“

Sie versucht sich auf die logischen Aspekte seiner Aussage zu konzentrieren, aber der anhaltende Schwindel in ihrem Kopf macht es ihr nicht leicht. „Das habe ich ihr schon gesagt, als ich nach Konoha zurückgekehrt bin. Und das hätte trotzdem nicht ausgereicht, um dich zu begnadigen.“

Ihr Magen verknotet sich bei dem Gedanken, dass er hier sein könnte, um sich zu verabschieden und ihre Nägel kratzen über das Holz unter ihren Fingern, als sie die Stuhllehne fester umklammert.

„Nein. Aber die Tatsache, dass ich Konoha die Loyalität und den Dienst des letzten lebenden Uchiha versprochen habe, war angesichts dessen, dass sich tatsächlich noch Leute gefunden haben, die bereit waren für mich zu bürgen, wohl doch ein entscheidendes Argument.“

Sie schüttelt den Kopf, aber sie bringt keine Worte über ihre Lippen, um zu verdeutlichen, dass sie keinesfalls glaubt, dass das alles ist. Aber ihr Verstand überwindet endlich das emotionale Chaos in ihrem Körper und erinnert sie an alles, was sie während ihrer Zeit in Oto herausgefunden hat und offenbart ihr das einzige, was ihn trotz all seiner Verbrechen vielleicht hätte retten können.

Sie hebt den Kopf und sucht seinen Blick, um vielleicht einmal die Wahrheit darin zu finden. „Du hast ihnen Orochimarus Forschung verkauft.“

Sasuke begegnet ihrem forschenden Blick regungslos und sie findet keinerlei Bestätigung oder Ablehnung in seiner Mimik, obwohl sie sich in ihrer Annahme sicher ist.

Sein Schweigen hält so lange an, dass sie schon ansetzt nachzuhaken. Doch dieses eine Mal gewährt er ihr tatsächlich eine ehrliche Antwort.

„Ich habe alles vernichtet, was mit seinem Wiederbelebungswahn zusammenhing. Den Rest habe ich gestern an Tsunade übergeben.“

Es dauert einen Moment, bis seine Worte bei ihr ankommen und sie begreift, dass er wirklich ein freier Mann zu sein scheint. „Was machst du dann hier?“

Schwarze Augen mustern sie so eindringlich, dass sie erneut erzittert, unter der Furcht, was er finden könnte.

„Es ist nicht jeder einverstanden mit der Entscheidung der Hokage mich zu begnadigen. Tsunade hielt es für das Beste, dass ich erst einmal für ein paar Monate… verschwinde. Und Naruto hat erwähnt, dass es hier ziemlich abgelegen ist.“

Sie wird den elenden Baka doch nochmal umbringen.

Aber dann wird ihr klar, dass er gerade angedeutet hat, dass er vorhat hierzubleiben. „Ich-“

Sie bricht ihren Satz ab, als sie erkennt, dass sie keine Ahnung hat, wie sie ihn beenden will. Die gesamte Situation erscheint ihr weiterhin surreal und sie ringt immer noch darum dazu aufzuschließen, dass er am Leben und hier ist und augenscheinlich bei ihr bleiben will. Aber ihr unsicheres Zögern vermittelt ihm eine andere Antwort und es ist kaum sichtbar, wie ein Schatten über seine Augen fällt.

„Ich muss nicht hier bleiben, wenn du das nicht willst, Sakura.“

Sie öffnet die Lippen, aber alles was darüber kommt, ist ein atemloses Keuchen. Sie bewegt sich mit dem Schmerz, beugt sich reflexiv nach vorne und legt stützend eine Hand auf ihren Bauch. Aber eine Millisekunde später wird ihr klar, dass sie sich mit dieser einen Geste verraten hat.

Sie sieht hektisch auf, aber Sasukes Augen ruhen bereits auf den Konturen ihres Bauches, die durch den weiten Mantel, den sie trägt, verborgen wurden, bis sie sie mit ihrer Hand hervorgehoben hat. Die Konturen ihres von sechs Monaten Schwangerschaft gerundeten Bauches.

„Deshalb versteckst du dich also hier.“

Sie kann seine Reaktion einmal mehr nicht abschätzen und die junge Medic-nin fährt sich nervös mit der Zunge über die Lippen. „Ich konnte nicht in Konoha bleiben. Jeder hätte gewusst…“ Dass es von ihm ist.

„Und trotzdem hast du es behalten.“

Es ist beinahe schon ein Reflex mit dem sie dieses Mal beide Hände auf ihren gerundeten Bauch legt.

Aber erst als sie auch einen Schritt von ihm zurücktritt, sieht er von ihrem Unterleib auf und begreift, wie sie seine Worte aufgefasst haben könnte.

„Das war kein Vorwurf, Sakura.“

Sie nimmt es mit einem Nicken hin, aber in ihrer Überforderung bringt sie keinen Laut über die Lippen.

Doch zum ersten Mal in ihrer Geschichte setzt er ihr Gespräch von sich aus fort. „Weiß Tsunade davon?“

Das würde nämlich erklären, warum die Hokage so sehr um seine Begnadigung gekämpft hat und ihren Willen schließlich über viele Köpfe hinweg durchgesetzt hat. Aber zu seiner Überraschung schlägt seine ehemalige Teamkameradin die Augen nieder und schüttelt kaum merklich den Kopf. „Ich habe es niemandem erzählt.“

Diese Offenbarung lässt ihn skeptisch die Stirn runzeln. „Nicht einmal Naruto?“

„Nein.“

Es spiegelt sich deutlich in ihrer Körpersprache wider, wie sehr sie mit sich hadert, aber schließlich hebt sie doch den Kopf, um ihn anzusehen. „Was wir getan haben, als du mich in Oto festgehalten hast, liegt vielleicht gerade noch in der Grauzone zwischen richtig und falsch. Wenn ich zu der Zeit schon schwanger geworden wäre, hätte man mich ebenso kritisch gemustert, aber niemand hätte es mir offen vorgeworfen.“ Vielmehr hätten sie ihm etwas vorgeworfen, aber obwohl sie sich dessen beide bewusst sind, lässt sie diesen Teil wohlweislich unausgesprochen. „Aber als ich das letzte Mal mit dir geschlafen habe, war das Hochverrat. Daran gibt es nichts zu rütteln und ich hätte es auch nicht abgestritten.“

Sie weiß, Tsunade hätte sie niemals dafür verurteilt, aber es war ihr dennoch zuwider ihre ehemalige Lehrmeisterin vor diese Zwickmühle zu stellen. Alles, was hierzu geführt hat, waren ihre Entscheidungen.

Ihre Worte bewirken eine weitere Premiere und lassen ihn in einer Reflektion von etwas, was beinahe wie Demut aussieht, den Kopf senken. „Ich wollte dich nicht in diese Lage bringen.“

Es ist nicht allein seine Schuld, dass sie ihr Heimatdorf verlassen hat und sich hier vor aller Welt versteckt. Alles, was zwischen ihnen vorgefallen ist, seit sie in Oto gelandet ist, war ebenso ihre Entscheidung wie seine. Sie hat es schon vor ihrer Schwangerschaft nicht als Fehler angesehen, aber festzustellen wozu ihre letzte Begegnung geführt hat, hat ihr in vielerlei Hinsicht ihr Leben zurückgegeben.

Deshalb sucht sie auch ohne jegliche Reue seinen Blick. „Es war meine freie Entscheidung. Ich habe mit dir geschlafen, weil ich wollte. Du hast mich zu nichts gezwungen und ich habe nicht versucht dich reinzulegen. Auch nicht beim ersten Mal.“ Es hätte andere Wege für sie gegeben, um an sein Chakra zu kommen und das wissen sie beide. „Und ich habe auch beim letzten Mal genau gewusst, was ich tat.“

Dunkle Augen mustern sie und lassen sie einmal mehr angespannt erwarten, was er mit ihrer Offenbarung anfangen wird. „Warum hast du es behalten?“

Sie zuckt unter seiner Frage erneut zusammen wie unter einem Schlag, aber er macht beschwichtigend einen Schritt auf ihn zu, bevor sie vor ihm zurückweichen kann.

„Obwohl es von mir ist? Obwohl das bedeutet hat, dass du doch dein ganzes Leben aufgeben musstest?“

Auf diese Frage mit etwas anderes als Ehrlichkeit zu reagieren, wäre ein Verrat an ihnen beiden. „Ich habe nie auch nur eine Sekunde darüber nachgedacht, es nicht zu behalten.“

„Warum nicht?“ Er sieht, dass seine Frage sie quält. Aber er muss es wissen.

Damit ist es Zeit sich ihm einmal mehr zu offenbaren und sich damit ein weiteres Mal seiner möglichen Zurückweisung auszusetzen. So schwer es ihr auch fällt, scheut sie sich dennoch nicht für dieses Geständnis offen seinen Blick zu halten. „Weil ich dieses Baby jetzt schon mehr liebe, als alles andere auf dieser Welt.“

Der Ausdruck in seinen Augen verleitet sie dazu die volle Wahrheit vor ihm auszubreiten. Doch sie braucht einen tiefen Atemzug, um die Worte deutlich und ohne Unterbrechung über ihre Lippen zu bringen. „So wie ich dich geliebt habe, seit wir Kinder waren.“

Ihr Herz klopft ängstlich in ihrer Brust, während ihr Verstand resigniert darum bangt, dass er es ihr noch einmal brechen wird. Aber er ist schließlich hierher gekommen. Zu ihr.

Doch er hat immer noch kein Wort verloren, als sie erneut keuchend zusammenzuckt und seine Aufmerksamkeit damit augenblicklich zurück auf ihren Bauch lenkt, über den sie beruhigend mit ihren Händen fährt.

Sie sieht auf, als Sasuke einen weiteren Schritt auf sie zumacht und sein Blick wandert beinahe hektisch zwischen ihrem gerundeten Bauch und ihren Augen hin und her. „Was hast du?“

„Nichts. Es bewegt sich nur.“

„Das Baby?“

„Ja.“ Sie sieht ihm an, dass er nicht weiß, was er mit dieser Information anfangen soll und nach einem kurzen Zögern streckt sie eine Hand nach ihm aus. „Gib mir deine Hand.“

Obwohl er skeptisch die Stirn runzelt, hält er ihr widerspruchslos seine rechte Hand hin und sie nimmt sie in ihre und führt sie auf ihren gerundeten Bauch und hofft dabei, dass er das leichte Zittern ihrer Finger nicht spürt.

Aber natürlich verhält sich das kleine Ungeheuer jetzt trügerisch ruhig.

„Sag etwas.“

Sie hat einen dummen Spruch erwartet, deshalb stockt ihr Atem hart in ihrem Brustkorb, als er vollkommen ernst ihren Blick erwidert. „Du erstaunst mich.“

Aber natürlich meldet sich ihr Zwerg in genau diesem Moment mit einem spürbaren Tritt zurück. Sie versucht wirklich nicht zu viel in diesen Umstand hineinzuinterpretieren. Immerhin ist seine Stimme die erste, die ihr Baby außer ihrer und Narutos je gehört hat.

Aber das blanke Staunen, das selten deutlich in seine Augen tritt, als auch er die Bewegung ihres Kindes dieses Mal spürt, verträgt sich nicht besonders gut mit dem hormonellen Durcheinander, das sie seit Wochen quält und treibt ihr unerwünschte, heiße Tränen in die Augen.

Natürlich wandern seine Augen zurück zu ihren, bevor sie über diesen Moment hinwegkommt und dieses Mal könnte es tatsächlich so etwas ähnliches wie Sorge sein, was in seinen Zügen steht.

„Aber es tut dir weh?“

Sakura fährt mit ihrer freien Hand beruhigend über ihren Bauch. „Es ist manchmal ein wenig unangenehm. Es hat mich nur überrascht. Normalerweise bewegt sie sich nicht viel.“

Das kaum sichtbare Zucken in seiner Mimik ist seine einzige äußerliche Reaktion und einmal mehr nicht genug, um sie seine Gedanken erahnen zu lassen.

„Sie?“

„Ich weiß es nicht. Aber ich habe einmal geträumt, dass es ein Mädchen wird und seitdem stelle ich es mir irgendwie so vor.“

Sein Blick wandert zurück zu ihrem Bauch und sie würde beinahe alles darum geben, zu wissen, was er denkt. Nur dieses eine Mal. Doch als er zurück zu ihr sieht und sein Blick ihren einfängt, bekommt sie ausnahmsweise einen ungefähren Eindruck von seinen Gedanken. Denn das Staunen steht selten klar in seinen Augen.

Es ist wohl die positivste Reaktion, auf die sie hoffen konnte, aber das heißt nicht, dass sie die Erkenntnis, dass er sich zu freuen scheint, nicht überfordert. Als er ansetzt noch näher an sie heranzutreten, macht sie stattdessen einen Schritt zurück. Seine Hand rutscht von ihrem Bauch und ein entscheidender Teil von ihr bedauert sofort den Verlust des Kontaktes zu ihm. Doch der rationale Teil ihres Körpers lässt sie beinahe verzweifelt den Kopf schütteln. „Sieh mich nicht so an.“

Sasuke verweilt an Ort und Stelle und die Musterung seiner Augen erkennt einmal mehr zu viel in ihrer angespannten Körperhaltung. „Wie soll ich dich nicht ansehen?“

Als wäre sie alles was in diesem Moment für ihn zählt. Er hat sie auch in Oto manchmal schon so angesehen. Es waren immer nur Millisekunden, aber es war dennoch genug, um sie in Versuchung zu führen der stummen Versprechung seiner dunklen Augen zu glauben. Doch sie hat schon vor Jahren gelernt es besser zu wissen. Da ihre Gedanken zu sehr nach dem kleinen, hoffnungsvollen Mädchen klingen, das sie einmal wahr, wählt sie eine diplomatischere Antwort, die nichtsdestotrotz noch unvermindert ehrlich ist. „Als wäre all der Schmerz, den wir einander zugefügt haben, nicht mehr wichtig.“

„Ist es das noch?“

Sich einzureden, dass es das nicht wäre, wäre wirklich naiv. „Zwischen uns ist viel zu viel vorgefallen, um so zu tun, als wäre es nichts gewesen.“ Sie liebt ihn, aber sie hat den Schmerz nicht vergessen, den sie in Oto empfunden hat und der sie auch all die Monate danach stets begleitet hat. „Wir haben einander auf alle erdenklichen Arten verletzt.“ Denn sie hat ihn auch verletzt. Unter der Voraussetzung, dass sie ihm etwas bedeutet, hat es ihn zweifellos verletzt, dass sie ihre Heimat nicht für ihn verlassen konnte. Dass sie nicht für ihn zurückgekommen ist, steht wohl auf derselben Stufe, aber gleichzeitig klar hinter der Tatsache, dass sie ihm nicht von ihrer Schwangerschaft erzählt hat. Sie hat nicht einmal versucht ihn zu finden und das wissen sie beide. Weshalb sie seine nächste Frage auch nicht überrascht.

„Hättest du es mir erzählt?“

Es hat sie unzählige Nächte jeglichen Schlaf gekostet, aber die Antwort auf seine Frage war im Endeffekt dennoch nein. „Ich hatte nicht vor meine Schwangerschaft damit zu verbringen vergeblich das Ninjareich nach dir abzusuchen.“

Es ist eine Ausrede und auch das wissen sie beide. Aber ihm den wahren Grund direkt zu offenbaren, bringt sie dennoch nicht ohne weiteres über sich.

Aber in gewohnter Manier zwingt er sie dazu. „Was, wenn du gewusst hättest wo ich bin?“

„Nein.“

Sie lässt ihre Antwort für eine paar Sekunden zwischen ihnen hängen und obwohl seine Mimik sich kaum verzieht, weiß sie, dass dies ein weiterer Punkt ist, in dem sie ihn verletzt hat. Da sie es nicht zurücknehmen kann, ringt sie sich dazu durch ihre Karten vollkommen offen zu legen. „Ich erwarte nicht, dass du deshalb bleibst Sasuke. Wenn es nicht das ist, was du willst, dann geh.“

Dieses Mal zwingt sie sich selbst ihre Miene möglichst stoisch zu halten, während sie seinen Blick erwidert. Sie ist nicht mehr das Mädchen, das ihn angebettelt hat bei ihr zu bleiben. „Ich kann das allein.“

„Würdest du es lieber allein machen?“

Doch seine stoische Ruhe, die so oft wie Gleichgültigkeit aussieht, lässt ihren Geduldsfaden einmal mehr reißen. „Warum kannst du mir nicht einmal einfach sagen, was du denkst, statt mich immer zu Geständnissen zu zwingen, die du niemals erwiderst?“

Er macht einen Schritt auf sie zu und ihr Körper reagiert unmittelbar auf seine Nähe, doch sie ignoriert das Flattern ihres Herzens. Er senkt den Kopf ein Stück weit zu ihr, um ihren Blick gefangen zu halten. „Weil ich wissen muss, warum du es mir nicht sagen wolltest.“

Sie zwingt sich ihre Augen nicht zu schließen, obwohl der plötzliche Schmerz, den sie fühlt, sie dringlich dazu veranlassen will. Es ist ein weiteres Geständnis, das sie nicht machen will, weil es zu viel offenbart und sie nach allem trotzdem nicht sicher ist, ob sie ihm ein weiteres Mal mit ihren Gefühlen und ihren Schwächen vertrauen kann. „Weil ich es nicht ertragen hätte ein weiteres Mal von dir abgewiesen zu werden. Nicht, wenn es um unser Kind geht.“ Sie hält seinen Blick und verfolgt die minimale Regung in seinen dunklen Augen, die ihr einmal mehr keinen Hinweis auf seine Gedanken liefert. „Ich hätte diesem Kind lieber erzählt, dass sein Vater nie von ihm erfahren hat, als ihm oder ihr sagen zu müssen, dass ihr Vater sie nicht wollte.“

„Denkst du das?“

Er ist ihr so nah, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spürt und gleichzeitig fühlt es sich an, als würde er sich mit jedem Wort, das zwischen ihnen fällt, weiter von ihr entfernen. Der Impuls nach ihm zu greifen, geht zweifellos von ihrem gebeutelten Herzen aus und sie ballt hart die Hände zu Fäusten, um dem Impuls zu widerstehen. „Ich denke, dass wenn du dieses Leben wollen würdest, du niemals die Herrschaft über Oto übernommen hättest.“ Es ist der Schluss zu dem sie schon vor Monaten gekommen ist und der wesentliche Grund, warum sie nicht einmal versucht hat ihn zu finden, als sie festgestellt hat, dass sie schwanger ist. „Du würdest nicht wollen, dass dein Kind Gefahr läuft alles zu verlieren, so wie du alles verloren hast.“

Es ist ein weiterer Grund, der schließlich zu ihrer Entscheidung geführt hat, ihn nicht aufzusuchen. Sie wollte selbst nicht ein Leben auf der Flucht mit ihm teilen, aber für dieses Baby hätte sie sich auch für immer von ihm ferngehalten, solange es dem Schutz ihres Kindes gedient hätte.

„Frag mich, was ich die letzten sechs Monate gemacht habe.“

Es erscheint eine merkwürdige Erwiderung auf ihre Worte, aber sie hat längst gelernt, alles von ihm zu erwarten. Außerdem ist es eine Frage, auf die sie die Antwort gerne kennen würde. „Was hast du gemacht?“

„Ich habe dafür gesorgt, dass all meine Verfehlungen mich nicht länger verfolgen können.“

Was vermutlich bedeutet, dass er jeden umgebracht hat, der ihm noch gefährlich werden könnte. Obwohl sich aus dieser Offenbarung unzählige neue Fragen ergeben, fokussiert sie sich zunächst einmal auf eine. „Warum?“

„Du hast gesagt du kannst so nicht mit mir leben.“

Die Andeutung, dass er all das ihretwegen getan haben könnte, ist beinahe unbegreiflich. Aber ihr Verstand hält sie immer noch zurück, während ihr Herz längst unkontrolliert rast. „Und du glaubst wir könnten so miteinander leben? Hier?“

Seine Augen weichen nicht von ihren und sie bekämpft sogar den Impuls zu blinzeln, während sie um seine Antwort bangt. „Hier. In Konoha. Es ist mir egal, wo wir leben.“

Von ihm ist das schon beinahe ein Liebesgeständnis. Sasuke Uchiha hat seine Pläne noch nie von jemandem anderen abhängig gemacht. Genau dieses Wissen hält sie auch zurück. „Du hast über ein ganzes Dorf regiert. Du würdest dieses Leben hassen.“

Zu glauben, sie selbst wäre genug, um für all das aufzuwiegen, was er in den letzten Jahren erreicht hat, gleich wie verwerflich es vielen auch erscheinen mag, wären die Gedanken der naiven Zwölfjährigen, deren grenzenlosen Optimismus sie schon lange verloren hat. Und sie will die Last ihn zu halten bestimmt nicht auf die Schultern ihres ungeborenen Kindes legen.

„Ich habe darüber nachgedacht, sie einzusetzen.“

Sein Themenwechsel erfolgt so abrupt, dass sie einmal mehr Schwierigkeiten hat, ihm zu folgen.

„Seine Forschung.“

Orochimaru. Natürlich.

Der Clanerbe zuckt reuelos mit den Schultern. „Warum auch nicht?“

Ihre Zähne vergraben sich tief in ihrer Unterlippe, als sie sich zwingt ihn weiterreden zu lassen. Doch dann findet sie sein Blick und sie vergisst schlagartig, was sie eben noch gedacht hat.

„Und dann hat einer meiner Männer dich in den Raum getragen. Blutverschmiert, verletzt und so… störrisch.“ Das Zucken um seine Mundwinkel, das beinahe ein Schmunzeln ist, ist fast ebenso schwer nachvollziehbar wie seine Worte. „Es ist nicht so, dass ich vergessen habe, wie es in Konoha war, aber ich habe jahrelang bewusst nicht daran gedacht.“ Der Ausdruck der plötzlich in seine Augen tritt, lässt ihren Atem unsanft in ihrem Brustkorb stocken. „Nicht an dich gedacht.“

Sie fährt sich mit der Zunge über die Lippen, auf der Suche nach etwas, das sie darauf erwidern könnte, doch er scheint noch nicht fertig zu sein.

„Sakura, als ich dir versprochen habe, dass ich seine Forschung nicht einsetzen würde, da habe ich nicht gelogen. Ich hatte mich bereits entschieden es nicht zu tun.“ Er senkt die Stimme, als wäre sein nächstes Wort ein Geständnis, das niemand außer ihr hören darf. „Deinetwegen.“

Es klingt wie alles, was sie sich schon lange verboten hat zu hoffen und genau deshalb fällt es ihr auch schwer seinen Worten zu vertrauen. Sie hat sich selbst beigebracht, dass er nichts jemals ihretwegen tun wird.

Er sieht sie mit sich selbst ringen und tritt noch einen Schritt an sie heran. Seine Hände schließen sich um ihre Wangen, mit einer Zärtlichkeit, die sie bisher nicht von ihm erfahren hat. Doch es sind seine Worte, die sie tiefer berühren, als jeder körperliche Kontakt.

„Ich habe dich schon geliebt, als wir Kinder waren, Sakura.“
 

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Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich habe selten so lange an jedem Wort eines Kapitels gefeilt und wieder und wieder überlegt, ob der Dialog den Charakteren entspricht.
Es ist die Szene auf die die meisten von euch sehnsüchtig gewartet haben und ich bin wahnsinnig gespannt, was ihr darüber denkt! Zu kitschig? Nicht kitschig genug? Lasst es mich wissen :)
Und wer denkt, die Fanfic ist hiermit vorbei: noch nicht ganz...
Bis dahin
glg eure Hinarika Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (18)
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Von:  Stevy
2023-09-18T16:28:33+00:00 18.09.2023 18:28
Huhu, ich hoffe es geht dir gut...
Ich habe gerade deine Werke nochmal gelesen und da dieses das ist was leider nicht fertig geworden ist....
Hier mein Aufruf : SCHREIB WEITER !!!!
diese Geschichte ist so schön, lass sie nicht unvollendet 😘
Antwort von:  Kaninchensklave
27.02.2024 23:42
Leider muss ich sagen das es wohl keine Fortsetzung gibt denn seit dem letzten Kapitel war sie nicht mehr Online und auch auf meine ENS hat sie nicht reagiert, ich fürchte echt das sie nicht mehr online kommen wird warum au h immer was ihre Gründe sind sie hat es nicht mal mir verraten, dabei waren wir ständig in Kontakt hier 😢
Von:  Julia281419
2023-07-09T22:33:12+00:00 10.07.2023 00:33
Ich hoffe auch sehr auf eine Fortsetzung 😍
Von:  EviLaNGeL14
2023-06-15T03:52:20+00:00 15.06.2023 05:52
Liebe Hinarika,
ich glaube das ist bereits die 3. ff die ich von dir lese. Ich bin von einer zur nächsten gesprungen. Warum? Nicht nur weil ich SasuSaku Fan bin sondern einfach weil mich dein Schreibstil überzeugt hat. Abgesehen von den Storys hast du einfach einen wunderbar lesbaren Schreibstil, der einen schon automatisch in deine storys zieht.
Von den Storys her muss ich mir eingestehen, dass mich verrat bisher am meisten in seinen Bann gezogen hat. Ich steh halt auf ein bisschen Dramatik 😃 umso mehr finde ich es schade, dass gerade diese story bisher kein Ende gefunden hat.
Ich hoffe dir geht es gut und du findest bald wieder die Muse, die dich diese Story doch noch beenden lässt.
Ganz liebe grüße und einen großen Dank für deine Werke ❤
Von:  Stevy
2022-03-23T21:59:14+00:00 23.03.2022 22:59
Da ich es nicht gewohnt bin auf Storys von dir zu treffen die so lange pausieren, meine wichtigste und einzige Frage zu erst
GEHT ES DIR GUT ????

Und dann natürlich der gierige befehl nach mehr 🤗

Wirklich schön geschrieben auch das verzwickte zwischen Hina und naruto hast du super gemeistert ...
Und sasu/saku beherrscht du ja sowieso wie ne eins die zwei da zu stellen.
Von:  MissBlackBloodSakura
2022-02-20T01:15:12+00:00 20.02.2022 02:15
Bitte schreibe ganz schnell weiter ☺️
Von:  Tilu
2021-09-26T06:51:14+00:00 26.09.2021 08:51
Sehr schöne Geschichte🥰
Hoffentlich geht es bald weiter🙏
Von:  XxGirlyxX
2021-02-03T19:27:12+00:00 03.02.2021 20:27
Das war sooooo ein tolles Kapitel 😍😍
Erstmal um deine Frage zu beantworten. Ich fand schon, das die Charaktere realistisch rüberkamen. Und zu kitschig, fand ich es auch nicht, sakura hat es ihm auch nicht gerade leicht gemacht.
Aber das Ende, einfach Zucker 😍😍😍
Allerdings frage ich mich ... hatte sasuke nicht noch zu yamamoto was anderes gesagt? Hoffe das spielte in der Vergangenheit 😅🙈
Bin schon so gespannt, wenn es weiter geht 😍😍❤
LG XxGirlyxX
Von:  Cosplay-Girl91
2020-12-08T20:48:58+00:00 08.12.2020 21:48
Sorry, habe es erst jetzt geschafft es zu lesen. Diese ganze verrückte Situation.

Tolles Kapitel. So voller Gefühl.
Bin schon sehr gespannt wie es weitergeht.
Schade das es bald zu Ende ist.
Bitte mach weiter so.
Lg
Von:  DoD
2020-11-15T10:43:36+00:00 15.11.2020 11:43
Wenn die Autorin selbst das Gesamtwerk liest, dann könnte man das als geneigter Leser ebenfalls tun.

Verrat wird mein Liebling bleiben, besonders als gesamte Geschichte. Ich bin ein wenig betrübt, dass dieses wunderbare Kapitel das Ende einläutet, finde es aber wirklich toll, wie organisch sich der Wandel angefühlt hat und nicht einmal Sasukes Geständnis zum Schluss deplaziert wirkt.

In der Summe der gesamten Verletzungen mag nichts mehr eine Rolle spielen, dennoch ist es, besonders am Stück gelesen, bemerkenswert, wie viel sich angesammlet hat - und ich wage zu bezweifeln, dass nun, dank Liebe und Kind, einfach alle Narben heilen und verblassen.
Ich bin gespannt; was du daraus machst.

On a lighter note, ich habe einen neuen Lieblings OC, weil wer auch immer so sassy auf Sasukes beindruckende Dunkelheit und Autorität reagiert wie Yamamoto, hätte eine eigene Characterbeschreibung verdient.
Ich freu mich auf den Rest.
GG, DOD
Von:  Isa007
2020-11-13T21:53:25+00:00 13.11.2020 22:53
So ich habe jetzt endlich Zeit und Muse gefunden deine Story zu lesen.

Ich bin echt begeistert. Du hast eine Art zu schreiben, die es einen sehr schwer macht aufzuhören. Ich kann mir die Charaktere richtig vorstellen und du bringst auch die Gefühle super rüber.

Eigentlich bin ich überhaupt kein Fan von SasuSaku und ich hab auch ein paar mal gedacht, es wäre schön mal wieder was von NaruHina zu lesen. Ich muss aber wirklich zugeben, dass du es immer schaffst, dass ich auch wissen will wie es mit SasuSaku weitergeht.
Ich kann mir nicht vorstellen, was du noch geplant hast und freue mich schon auf die kommenden Kapitel.


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