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Memories

von

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Verbotene Frucht

Ob die Bauchschmerzen vor Aufregung kamen, oder er einfach etwas Falsches gegessen hatte, konnte Kevin nicht genau sagen. Es war nur so, dass sich sein Magen ständig zusammenkrampfte, der heutige Tag im Desaster enden würde und das nur, weil der Dreh mit diesem süßen Jungen endlich anstand. Kevin war sogar noch vor seinem Wecker aufgestanden, hatte ausgiebig geduscht, sich zurechtgemacht und nun stand er aufgeregt vor der Metrolinie und wollte Richtung Zizkov, dem dritten Stadtteil Prags fahren.
 

Ob der Andere auch so aufgeregt war? Bestimmt nicht, er wirkte schon bei seinem Shooting ruhig, besonnen und fast wie ein Profi. Auf ihn hatte Andre mächtig Eindruck hinterlassen, mehr noch ein Kribbeln im Bauch und Gedanken im Kopf, die verschlossen gehörten. Kevin grinste frech, steckte sich seine Kopfhörer in die Ohren und betrat, nachdem die Metro eingefahren war, eines der Abteile. Voll war es nicht, dennoch stand er lieber, hielt sich an einer der Stangen fest und blickte raus. Auf Dunkelheit traf helles Licht, dann wieder ein Tunnel und schließlich erreichte er sein Ziel. Er hätte auch locker laufen oder sein Auto nutzen können, doch er war zu aufgeregt, wollte sich lieber sammeln und nicht die ganze Zeit an Andre denken. Die halbe Nacht hatte gereicht und ihm eine schöne Morgenlatte beschert.
 

Lukas hätte vermutlich gelacht, gesagt, dass der erste Druck weg wäre, aber dem war nicht so. Kevins Körper reagierte wie der eines Teenagers. Kaum schloss er die Augen, stand Andre vor ihm, blickte ihn an, leckte sich über die Lippen und trieb ihn in den Wahnsinn. Zu Hause kein Problem, aber in der Bahn sollte er sich unter Kontrolle haben und an etwas anderes denken. Nur woran? Kevin stellte sich vieles vor, aber nichts passte, oder es lief wieder in die verkehrte Richtung. Omas Krampfadern halfen auch nicht sonderlich. Der Gedanke war uralt und nicht von Erfolg gekrönt. Kevin seufzte frustriert, verließ, nachdem die Metro seine Station erreicht hatte, aus und lief hastig die steinerne Treppe rauf.
 

Oben angekommen, traf ihn die Sonne mit voller Wucht, beförderte ihn zurück in die reale Welt und erinnerte daran, dass heute der heißeste Tag des Jahres gemeldet war. Passend, dachte er sich, schob seine Hände in die Hosentaschen und überquerte die Straße. Wie sollte er den heutigen Tag bloß überstehen? Entweder würde er Andre den Verstand heraus rammeln oder aber er würde vor lauter Nervosität ganz versagen. Letzteres wäre schlimmer. Bisher stand sein Schwanz immer wie eine Eins, aber vielleicht machte er sich auch einfach zu viele Gedanken.
 

Ruhig an die Sache gehen, tadelte er sich, atmete tief durch. So schwer kann es nicht sein und es ist nicht das erste Mal, dass ich drehe. Gedanken, die hoffentlich halfen und er sich nicht ganz blamierte. Es reichte schon, dass er wieder nicht auf dem Schirm hatte, wer heute hinter der Kamera stand und Regie führte. Kevin hoffte jedoch, dass es nicht Marty war. Seine Art würde ihm den Rest geben, ihn aus dem Konzept bringen und da wäre ein schlaffer Penis das kleinere Übel. "Man ey." Murrend raufte Kevin sich die Haare, holte seine Schachtel Zigaretten aus der Hosentasche und zündete sich eine davon an.
 

Wenn alles nichts half, aber das half ganz sicher. Bei Adam funktionierte es auch und der hatte mehr Gründe nervös zu sein. Galant lehnte sich Kevin an die triste Fassade des Hauses, welches an alte, vergangene Zeiten erinnerte und dringend einen neuen Anstrich brauchte. Dieses verwaschene Altrosa war furchtbar und sah grauenhaft aus. Kurz schüttelte er sich, nahm einen letzten Zug von seiner Zigarette und schnippte sie schließlich weg. Zeit hereinzugehen, auch, wenn die Nervosität nicht verschwunden war, noch immer lauerte.
 

Die Tür surrte, nachdem Kevin geklingelt hatte. Er drückte dagegen, betrat das Treppenhaus und lief die paar Stufen nach oben. Oben angekommen vernahm er Stimmen, darunter auch die von Andre. Er war bereits da, lachte einige Male, ehe er sich weiter unterhielt. Kevin grinste, überwand die letzte Hürde und betrat schließlich das Zimmer, aus welchen die Stimmen kamen. Andre saß bereits auf dem hellblauen Sofa, trug ein pinkes T-Shirt und eine beige, kurze Hose. Kevin hingegen verwaschene Bluejeans und klassisch ein weißes Shirt.
 

"Kevin, wie schön, dass du pünktlich bist."
 

Wie hatte er? Marty konnte unmöglich Augen am Hinterkopf haben oder spiegelten die Fensterscheiben so sehr, dass er ihn sah?
 

"Nun setz dich schon hin", forderte ihn der ältere Mann auf, deutete auf den Platz neben Andre. Kevin kam dem nur langsam nach, mogelte sich an einem kleinen Tisch und dem Kameramann vorbei.
 

Marty beobachtete ihn ganz genau dabei, wartete, dass er sich setzte und entspannte. Ihm war sehr wohl aufgefallen, wie nervös Kevin war. Emotionen, die er gut kannte, die gerade jetzt unpassend erschienen.
 

"Entspann dich, Kevin. Es ist ein Dreh wie jeder andere und du kennst das." Martys Blick lag streng auf dem dunkelblonden Jungen, der sich langsam setzte, Andre von der Seite ansah, ehe er ihm die Hand reichte.
 

"Bin Kevin", stellt er sich knapp vor, während der Andere grinste und nickte.
 

"Das weiß ich. Hab dich bereits gesehen und Marty hat mir gesagt, wie du heißt."
 

Tatsächlich? Kevin blickte zum Kameramann, der die letzten Handgriffe tätigte und aufstand.
 

"Also gut, ihr habt freie Hand, könnt tun, was ihr wollt. Bedenkt aber, dass einer von euch die Jungfrau spielt."
 

Beide Jungs sahen sich daraufhin an, schienen zu überlegen, wer diese Rolle einnahm. Letztendlich übernahm Kevin die Rolle, ließ Andre freie Hand.
 

"Keinen Blödsinn", mahnte Marty nochmals. "Ich erwarte eine gewisse Ernsthaftigkeit."
 

Lediglich kam ein Nicken der beiden, ehe sie sich erhoben, in das angrenzende Zimmer liefen, in welchem lediglich ein schmales Bett und ein Schrank standen. Marty gab ihnen ein Zeichen, dann lief die Kamera und ehe sich Kevin versah, hatte Andre ihn an sich gezogen, legte besitzergreifend seine Lippen auf die seinigen. Ein leidenschaftlicher Kuss zwischen beiden, der obendrauf ziemlich echt wirkte. Dennoch weigerte sich Andre auf den Zungenkuss einzugehen, entzog sich Kevin immer wieder oder er wich ihm geschickt aus.
 

"Cut", grummelte es sofort hinter der Kamera. "Absprache war, dass keine feuchten Küsse ausgetauscht werden. Nicht mit Neulingen und das weißt du sehr genau, Kevin."
 

Sofort wurde der Angesprochene rot um die Nase, genierte sich und doch war es Andre, der ihn sofort wieder einfing, mit seinen Lippen, seiner Zunge ablenkte. Marty ließ die Jungs ihr Ding machen, hatte nichts mehr anzumerken, außer einer späteren Pause, die beide für sich nutzen. Kevin, um eine zu rauchen, sich zu sammeln und Andre telefonierte.
 

Mit wem er das tat, konnte Kevin nicht hören, jedoch klebte er an seinen Lippen, die er vor wenigen Minuten noch heiß geküsst hatte. Könnte er sie beschreiben, sie wären weich, warm, voll und schmeckten süß. Vergleichbar wie die verbotene Frucht aus dem Garten Edens. Und Andre? So unschuldig, heiß, verdorben. Wie ein Engel, der im Teufelskostüm steckte. Reine Sünde, die pure Versuchung und sein Drehpartner, von dem er nichts wusste. Nur den Namen, das Alter und mehr war da nicht. Keine Ahnung, was er privat machte, ob er Single, oder am Ende vergeben war.
 

"Bist du fertig? Ich würde dann gern weitermachen?"
 

Eine Frage, die ihn aus den Gedanken riss und in das Gesicht von Marty blicken ließ. Deutliche Ungeduld war zu erkennen und sagte Kevin, dass es besser wäre, zügig hereinzugehen und nicht zu diskutieren. Schweigend schritt er daher an dem älteren Mann vorbei, zurück zum Set, wo Andre bereits wartete. Wieder völlig entspannt, nicht so wie er, nervös und mit Schmetterlingen im Bauch.
 

Mit seinen Gefühlen stand Kevin alleine, Andre war entweder ein guter Schauspieler, oder es bestand keinerlei Interesse, sich auf privater Ebene näher kennenzulernen. Enttäuscht darüber trat er auf seinen Drehpartner zu, versuchte sich nichts anmerken zu lassen und ließ zu, sich zurück auf das Sofa drücken zu lassen. Wie verlangt, legte Kevin alles ab, unterdrückte jegliches Gefühl, welche immer wieder aufkamen und den Dreh für ihn erschwerten.



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