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Drawback 2

von

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Flashback 1

Seit mittlerweile fast drei Jahren lebte er mit seinem Vater alleine. Seine Mutter hatte sie verlassen, als er 9 Jahre alt war. Er kam eigentlich ganz gut damit klar.

Natürlich hatte es ihn getroffen und ihm den Boden unter den Füßen weggerissen, doch nach drei Jahren hatte er es überwunden und versuchte sein Leben wieder in den Griff zu kriegen.
 

Okay. ‘In den Griff kriegen‘ sah eigentlich ganz anders aus.
 

Sein Vater hatte seinen Job als Chefarzt aufgegeben, kurz nachdem sich seine Mutter von ihm getrennt hatte und hing seitdem an der Flasche. Kein Bier, oder so, sondern die wirklich harten Sachen. Und sein Vater gab ihm die Schuld an der Scheidung. Warum? Weil er nicht gerade ein einfaches Kind war. Er war aufmüpfig, hatte gerne mal eine große Klappe und wollte einfach sein Leben leben, statt immer nur zur Schule zu gehen, zu lernen und auf ein Studium hin zu arbeiten.

Zwar wusste er, dass das für seine Zukunft wichtig war, aber es war einfach langweilig. Er wollte viel lieber mit Freunden draußen sein, Fußball spielen oder so und nicht in seinem Zimmer sitzen, um Hausaufgaben zu machen.
 

Seit zwei Jahren wurde sein Vater sogar handgreiflich, wenn er sich ihm widersetzte. Gibt er Widerworte, setzte es was. Das fing harmlos an, mit einer kleinen Ohrfeige und Hausarrest, doch nun, nach zwei Jahren, war es schlimmer.

Manchmal schlug er ihn so fest, so oft, dass er nicht zur Schule konnte, so schlimm sah er aus.

Doch weil er deswegen die Schule schwänzte, bekam er direkt wieder mehrere gepfeffert.

Es tat nicht nur körperlich weh und so brauchte sich sein Vater auch nicht wundern, dass er nur noch rebellischer wurde. Doch als er an diesem Tag erst spät vor dem Haus stand und auf die Türe starrte, war ihm klar, dass er jetzt richtig Ärger kriegen wird. Nicht nur, weil es schon so spät war.
 

Kaum hatte er die Türe hinter sich wieder geschlossen und die Jacke und Schuhe ausgezogen, stand sein Vater hinter ihm, betrunken und wütend. „Das ist doch wohl ein schlechter Scherz!“ Fuhr er ihn an, packte ihn am Arm und zog ihn zu sich, packte sein Gesicht und sah ihm wütend in die Augen. „Sag mir, dass das ein Witz ist!“

Eingeschüchtert sah der Junge zur Seite und schüttelte den Kopf.

„Nicht nur, dass du mehrere Stunden zu spät bist…“ Knurrte er und gab ihm schon die erste Ohrfeige.

„… jetzt rennst du auch noch mit blonden Haaren rum? Wie ein Punk?“ Schrie er ihn wütend an und gab ihm noch eine ins Gesicht. Er packte ihn im Nacken und schliff ihn in sein Zimmer, wo er ihn noch einmal schlug und auf das Bett warf.
 

„Ich will dich nicht noch einmal sehen heute. Und wenn ich dich morgen sehe, sind deine Haare entweder wieder schwarz, oder ab.“ Damit ging er wieder zur Türe, legte die Hand an die Klinke und sah ihn noch einmal an. „Und wehe, Akira, du leistest dir in der nächsten Zeit nochmal so etwas.“ Damit verließ er das Zimmer, knallte die Türe hinter sich zu und schloss sie ab.

Der Blondhaarige hielt sich die schmerzende Wange und sah wütend zur Türe.

War das sein Ernst? Er wollte, dass er sich die Haare färbte, oder abrasierte, schloss ihn aber in seinem eigenen Zimmer ein? Wie stellte sich der Mann das bitte vor? Und wenn er mal zur Toilette muss?
 

Er wollte das alles nicht mehr. Er wollte endlich weg, nur noch weg und nie wieder kommen.

Ohne auch nur noch eine Sekunde zu warten, stand er von seinem Bett auf, nahm sich Wechselsachen, sein restliches Geld, das er hatte und stopfte alles in seine Tasche, die er schulterte und sich umsah. Er zog sich Schuhe an, die er noch im Schrank hatte, klemmte sich noch eine Jacke unter den Arm und öffnete das Fenster.

Hoffentlich wird sich sein Vater Vorwürfe machen! Denn dass er nun abhaut, war alleine seine Schuld! Das hatte sein Vater ganz alleine hinbekommen!
 

Zwar hatte er keine Ahnung, wo er hin sollte, doch alles war besser, als weiter mit diesem Mann unter einem Dach zu leben. Nachdem er ein paar Straßen weiter entfernt war, zählte er sein Geld einmal durch. Es reichte fürs erste. Doch nicht für immer, also musste er sich schnell etwas überlegen. Zuerst holte er sich davon ein Ticket und fuhr mit der Bahn weiter von seinem Vater weg. Je weiter, desto besser.

Als er die Bahn wieder verlassen hatte, kaufte er sich etwas zu Essen und zu Trinken, was erst einmal für die nächsten Tage reichen sollte. Seufzend schob er sich gerade einen Schockoriegel zwischen die Lippen, während er sich umsah. Er wusste nicht so recht, wo er war, hatte sich nicht darauf konzentriert, sondern war einfach aus der Bahn gestiegen, als er das Gefühl hatte, weit genug weg zu sein.
 

Er brauchte dringend einen Platz zum Schlafen. Doch wo sollte er einen finden? So viel Geld hatte er auch nicht, dass er sich mal eben ein Hotelzimmer leisten konnte. Dann wird es wohl darauf hinaus laufen, draußen zu schlafen. „Mist…“ Grummelte er leise und sah sich suchend um. Kurz blieb er stehen, zog sich seine Jacke drüber, schulterte die Tasche wieder und lief weiter. Langsam wurde es kalt. „Eine Decke wäre gut…“

Murmelte er und zog den Reißverschluss bis ganz nach oben.

Etwas zu finden, wo man schlafen konnte, war gar nicht so einfach. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit kam er in einem Park an und legte sich dort einfach auf eine Bank. Wahrscheinlich könnte er eh nicht schlafen, aber so musste er zumindest nicht laufen und auch nicht auf dem Boden liegen.
 

Die erste Nacht hatte er unbeschadet überstanden. Doch was nun? Sollte es für ihn nun immer so aussehen? Würde er für immer in einem Park auf einer Bank schlafen müssen? An einer Tankstelle in der Nähe durfte er auf Toilette gehen und sah sich da das erste Mal seit dem vorigen Morgen im Spiegel. Seine Lippe war leicht aufgerissen, seine Wange etwas dick und er hatte ein leichtes Feilchen am Auge.
 

So ein Mist!
 

Er wusch sich das Gesicht noch, nachdem er auf Toilette war und lief dann durch die Stadt. Was könnte er nur den ganzen Tag machen? Er sah sich etwas die Stadt an, versuchte sich wichtige Dinge zu merken, wie zum Beispiel die Polizeistation, das Krankenhaus und natürlich den Park. Den musste er sich definitiv merken, denn wo sollte er schlafen, wenn er es nicht schaffen würde, ihn zu finden? Gut, dass seine Orientierung halbwegs funktionierte und er gegen Sonnenuntergang auch schon wieder am Park ankam.
 

Den ganzen Tag zu laufen, war viel zu anstrengend. Das machte ihn schon ziemlich fertig. Geschafft und müde lief er langsam den Weg entlang, der durch die Grünfläche verlief und hielt Ausschau nach der Bank, die er schon in der Nacht zuvor für sich beansprucht hatte.

Doch leider waren dort zwei ältere Jungs, die rauchten und Bier tranken. Kurz sah er zu ihnen, ehe er einfach weiterging. Dann suchte er sich eben eine andere Bank. Es werden bestimmt noch einige andere hier rumstehen.
 

„Hey Blondy.“ Seine Finger verkrampften sich um den Gurt seiner Tasche und er biss die Zähne zusammen. Auf keinen Fall würde er jetzt stehen bleiben. Er lief einfach weiter, ignorierte die zwei Typen einfach.

Denen gefiel es scheinbar nicht, von einem Jüngeren ignoriert zu werden, denn sie standen auf und liefen ihm sofort hinterher.

„Bitte nicht…“ Hauchte er leise, sah sich kurz um und entdeckte die Zwei tatsächlich hinter sich.

„Bleib stehen, Kurzer.“ Er wurde an der Schulter gepackt und umgedreht. Geschockt sah er seinem Gegenüber in die Augen. „Was macht ein kleines Kind so alleine hier draußen? Solltest du nicht bei Mama und Papa sein?“ Das Grinsen des Anderen gefiel ihm nicht, doch er hielt ihn noch immer fest, während ihm der Andere seinen Rucksack abnahm. „Hey!“ Meckerte er ihn an und griff nach seiner Tasche.
 

Sofort wurde er auf den Boden geschubst und sah auf. „Er hat nicht gerade viel Geld…“

Hörte er einen der Beiden sagen. Jetzt wollten sie ihm auch noch das bisschen Geld abnehmen? „Lasst das!“ Keifte er sie an, sprang auf und schubste einen der Beiden. Doch der rührte sich so gut wie gar nicht. Mist!

„Hau ab, Kleiner, bevor ich mich vergesse.“

Oh nein!

„Vergiss es!“ Wieder schubste er ihn, trat nach dem Anderen.

Er wollte sich nicht kampflos geschlagen geben! Sein Vater hatte ihn über Jahre geschlagen, dann wird er das hier auch irgendwie überstehen. So konnte er sich am Ende zumindest keine Vorwürfe machen, dass er es nicht versucht hatte!

„Wenn du es so unbedingt willst.“ Er sah, wie sie seine Tasche abstellten und sich die Ärmel etwas hochkrempelten.

Er musste nur schnell genug sein, dann könnte er sich seine Tasche schnappen und wegrennen.
 

Guter Plan!
 

Er machte den ersten Schritt auf die Beiden zu, wollte sich zwischen ihnen hindurch quetschen, doch noch bevor er einen weiteren Schritt machen konnte, bekam er schon den ersten Schlag ins Gesicht. Sofort spürte er einen stechenden Schmerz, ehe der zweite Schlag ihn auf den Boden beförderte und er sich die blutende Nase hielt.

Damit nicht genug, bekam er auch noch einen Tritt in den Magen ab. Tränen sammelten sich in seinen Augen und er krümmte sich vor Schmerz. Warum? Warum er? Was hatte er verbrochen? Wieder trat er ihm in den Magen, packte ihn am Arm und zog ihn zu sich hoch. „Soll ich aufhören?“ Fragte er ihn und sofort nickte Akira, zitterte und sah auf den Boden. Die Typen sollten einfach gehen und ihn hier liegen lassen. Das wäre für ihn gerade das Einfachste.
 

„Du hast mich zweimal geschubst… ich habe dich nur einmal verprügelt… die Rechnung geht nicht auf, das siehst du doch auch so, nicht wahr?“

„Nein, ich…“ Wieder wurde er getreten, bekam noch einmal die Faust ins Gesicht und landete danach auf dem Boden. Der zweite Kerl wollte gerade anfangen, es seinem Kollegen gleich zu machen, als eine dunkle Männerstimme zu hören war. Die Zwei stoppten und sahen auf. „Fuck…“ Hörte er noch, sah, wie sie wegliefen und rollte sich einfach ein.
 

Er schlang einen Arm um seinen Bauch, drückte sich die freie Hand auf die Nase und biss die Zähne zusammen. Verdammt, dass tat so unglaublich weh. Aber warum hatten sie aufgehört? Wovor hatten sie nur solche Angst?

Als er seine Augen öffnete, sah er vor sich einen Mann. Ein Mann im Anzug, der mit zwei weiteren Männern vor ihm stand. Der Kerl in der Mitte hockte sich vor ihn und zog seine Hand aus dem Gesicht. „Kleiner Mann.“ Hörte er den Unbekannten und sah zu ihm auf, sah ihm in die dunklen, ernsten Augen. „Lass mich dir helfen, okay?“
 

Er wusste nicht warum, aber er hatte das Gefühl, dass er ihm vertrauen konnte. Zaghaft nickte er und versuchte, sich zu setzen. Ihm tat gefühlt alles weh und kaum das er saß, sah er sich um und erblickte seine Tasche. Der Mann vor ihm folgte seinem Blick, nickte einem der Männer zu, welcher sofort seinen Rucksack nahm. „Wir kümmern uns um dich. Versprochen.“ Hauchte der Unbekannte und stand auf. Er gab einem seiner Männer ein Zeichen und dieser hob Akira einfach hoch, sodass er nun in seinen Armen lag.
 

Irritiert sah er zu ihm auf, doch als der Mann den Blick erwiderte, sah er direkt wieder weg und suchte den Mann, der scheinbar das Sagen hatte. „Keine Sorge. Du wirst es wieder gut machen, da bin ich mir sicher.“ Das waren die letzten Worte, die der Mann zu ihm sagte, ehe man ihn in ein Auto setzte.

An die Fahrt erinnerte er sich nicht mehr, da er sofort einschlief, nachdem sie ihn abgesetzt und angeschnallt hatten. Warum sie ihm geholfen hatten, wusste er nicht und was sie dafür von ihm verlangten, hatte ihm auch niemand gesagt, doch darüber musste er sich noch keine Gedanken machen. Nun schlief er erst einmal, verdrängte die Schmerzen und den Stress und versank einfach tief im Land der Träume.



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