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Dem einen sin Froid is dem andern sin Taubenkacke

von

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Brötchen

Ah, da sind Sie ja wieder. Wissen Sie, seit unserem letzten Gespräch frage ich mich, wieso Sie die Sprache der Tauben verstehen ... Sind Sie so eine Art Taubenflüsterer?

Ach, eigentlich ja auch egal. Es macht Spaß, mit Ihnen zu quatschen.

Also wenn Sie wieder so nett sind, mir eine Winzigkeit Ihres Brötchens übrig zu lassen, dann erzähle ich Ihnen gerne ein wenig davon, was ich inzwischen so erlebt habe.
 

Wobei, erlebt habe ich nichts besonderes. Ich sitze hier im Baum, unterhalte mich mit meinen Freunden, schlafe nachts, versuche tagsüber genug zu fressen zu finden und habe zu diesem Zwecke eben immer den Bäckerstand im Auge.

Und damit ja auch zwangsweise die Leute, die vorbeikommen um Gebäck oder diesen widerlichen Kaffee zu kaufen.

Ja, ich gebe zu, das Beobachten macht mir Spaß. Will ich gar nicht bestreiten.
 

Apropos Leute. Erinnern Sie sich an Basecap? Von dem habe ich ihnen doch erzählt, nicht wahr?

Also der war heute auch wieder da. Heute morgen. Wie immer, er kommt ja jeden Tag.

Aber heute morgen ist was komisches passiert.

Er schien wohl in Eile zu sein, jedenfalls hat er wie immer sein Brötchen und seinen Kaffee gekauft und dann dieses kleine Täschchen, wo Menschen ihr Geld drin haben, ich glaube man nennt das Börse, nicht wahr? Also das hat er zurück in seine Hosentasche gesteckt. Aber nicht tief genug. War wohl wegen der Hektik. Jedenfalls ist es ihm, als er dann fortging, raus gerutscht und auf die Steinplatten der Fußgängerzone gefallen. Direkt neben dem Bäckerstand.
 

Ich habe gegurrt und bin ihm hinterher geflogen.

Ich weiß, dass in diesen Taschen nicht nur dieses komischen Geld drin ist, sondern auch andere Sachen. So mit Fotos und so. Was ihr Menschen aus irgendeinem Grund dringend braucht. Jedenfalls wusste ich dass diese Börse wichtig ist und er in Schwierigkeiten ist, wenn er sie verliert.

Er ist immer nett zu uns und hinterlässt immer eine gute Krümelspur. Daher habe ich versucht zu helfen. Bin um ihn herumgeflattert und habe versucht, ihn auf die Sache aufmerkam zu machen.

Aber er war so in Gedanken und in Eile, dass er nur gesagt hat:

„Ach, Taube, lass mich doch in Ruhe, okay?“

Und dann ist er im Laufschritt zur U-Bahn.
 

Ich bin dann zurück zum Baum und habe überlegt, was ich tun soll.

Dann hab ich gedacht, dass ich vielleicht die Verkäuferinnen aufmerksam machen sollte? Bin also runter geflattert, und bin ein bisschen laut gurrend da herumgehüpft. Auf dem Boden, da wo die Tasche lag.

Aber die Damen haben mich gar nicht wahrgenommen. Sie haben sich über „den armen Herrn Mundt“ unterhalten. Herr Mundt, das ist Basecap. Ich finde, der Name den ich ihm gebe passt viel besser zu ihm. Menschen sind halt komisch.

Jedenfalls wusste ich erst gar nicht wovon die Ladys redeten, aber dann habe ich es mitbekommen:

Seine Freundin hat ihn wohl verlassen.
 

Mann. Das ist etwas, was uns Tauben nicht passiert, und es muss wirklich schlimm sein.

Bei uns ist das so, dass wir ein Leben lang monogam bleiben. Nur, wenn ein Partner stirbt, kann es passieren, dass sich eine Taube einen neuen sucht. Aber sonst ... nada. Niente.

Na ja, ich muss zugeben, ich habe meinen passenden Täuberich noch nicht gefunden ... Ich weiß, ich weiß, ich sollte dazu vielleicht mal meinen Baum verlassen und mich ein wenig aus meiner Komfortzone wagen ...

Ach nun tun Sie doch nicht so, als ob ihr Menschen immer das tun würdet, was ihr tun solltet ... also. Warum sollte ich als Taube vernünftiger sein?

Was?

Weil ich noch naturnäher bin? Instinkte und so?

Blödsinn. Ich bin eine Stadttaube, ich fresse mit Vorliebe Brötchen und Gebäck, mit Farb- und Konservierungsstoffen! Naturnah, my ass!
 

Aber um mal auf Basecap zurückzukommen, er war wahrscheinlich wegen seiner Freundin so durch den Wind, dass er nicht mitbekommen hat, dass seine Börse in den Dreck geflogen ist.

Ich bin dann zurück auf meinen Baum, aber kaum saß ich auf meinem Lieblingsast, da kam der Hobbit.

Und der hat die Börse sofort gesehen.

Er hob sie auf, und dann ist sie so aufgeklappt. Er wollte das gar nicht, hat man gesehen, aber sie ist aus versehen aufgeklappt und er hat den besten Blick auf ein wirklich gutes Foto von Basecap gehabt.

Eines, was ihn braungebrannt und mit Sommerwind in den Haaren zeigt, mit einem armfreien Shirt, das seine muskulösen Oberarme zeigt. Und diesem Lächeln, dass ich schon oft in Natura bei ihm gesehen habe.
 

Ich bin eine Taube, ich stehe mehr auf glänzendes Gefieder.

Aber ich habe von den Damen hinter der Bäckertheke einiges mitbekommen, unter anderem auch, dass Basecap ziemlich gut aussehend ist, nach menschlichem Geschmack. Und dieses Foto zeigt ihn ohne Zweifel in bestem Lichte.

Jedenfalls bin ich hinunter geflattert und habe mir die ganze Sache, also vor allem des Hobbits Reaktion, aus der Nähe angeschaut.

Seine Augen haben geglänzt, wie ...

na ja, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, als wenn Basecap ihm gefällt. Also so, wie ein Männchen einem Weibchen gefällt.

Aber das kann ja eigentlich nicht sein, weil der Hobbit ja nun auch ein Männchen ist...
 

Andererseits hab ich es auch schon ein paar mal gesehen, dass Menschen miteinander geschnäbelt haben, die beide Männchen waren.

Oder Weibchen.

Also, wenn ich es recht bedenke, könnte es also doch sein.

Mmhhh, ich bin jetzt neugierig.
 

Der Hobbit hat die Börse bei den Verkäuferinnen abgegeben. Die haben ihm nämlich versichert den Besitzer zu kennen, und dass er jeden Tag kommt, und sie würden sie ihm morgen geben.

Daraufhin hat der Hobbit zufrieden gelächelt und eine Puddingbrezel gekauft.
 

Tja, nun bin ich wirklich gespannt.

Ob Basecap nach dem Finder fragt?

Oder ob der Hobbit ... na ich werde sehen. Wenn Sie wieder kommen halte ich Sie gerne auf dem laufenden.
 

Apropos Puddingbrezel. Da fielen einige leckere Krümel für mich ab. Wie schaut es aus mit Ihrem Brötchen? So einen kleinen Rest, und vielleicht das übriggebliebene Häppchen Salatblatt?
 

Danke.

Sehr freundlich von Ihnen.
 

Kommen Sie gerne wieder.



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