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Einsamkeit

von

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Leere

Zusammen mit Kirishima durchkämmte Feilong gerade die fünfte Spelunke in der jemand behauptet hatte Asami gesehen zu haben. Wütend knirschte der Chinese mit den Zähnen, als erneut jemand wagte ihn zu berühren. Der Dummkopf hatte jedoch Glück, dass sie nicht die Zeit hatten sich um ihn zu kümmern. Der Innenraum der Bar sah auch so schon aus als wäre ein Tsunami hindurchgetobt. Asami war vielleicht nicht mehr hier, doch er hatte deutliche Spuren hinterlassen. Auf dem Boden schien mehr als nur ein Zahn zu liegen und etliche der Hafenarbeiter hatten deutliche Blessuren einer Rauferei im Gesicht. Allmählich zehrte die Müdigkeit an seiner Konzentration und als er auf den Besitzer der Bar zutrat war die Faden seiner Geduld nur noch so kurz wie eine Zündschnur. Er hielt ein Bild Asamis hoch und fragte. „Haben sie diesen Mann gesehen?“

Mit einem breiten Grinsen legte der Angesprochene den Kopf auf die Seite und musterte das Foto. „Und wenn es so wäre? Was bekomme ich für die Information?“

Ohne Vorwarnung griff Feilong zu und zerrte den dürren Kerl an seinem Hals über die Theke. Seine Füße baumelten hilflos in der Luft, während der Triaden-Führer ihn mühelos hoch hielt. „Wie wäre es mit deinem Leben?“

Hastig nickte der Mann und der Chinese ließ ihn los. Hustend rieb er sich seinen Hals, bevor er endlich antwortete. „Der ist vor etwa einer Stunde hier reingekommen. Hat irgendwas gefaselt. Anscheinend ist er mit ein paar Jungs von den Docks aneinander geraten. Ich weiß nicht um was es genau ging. Nur das er was von taiwanesischen und chinesischen Schiffen gesagt hat. Dann brach hier auch schon die Hölle los. Sieh dir doch nur mal meinen Laden an, es wird ewig dauern alles wieder in Ordnung zu bringen. Wer bezahlt mir denn das alles?“

Feilong lächelte nur kalt, bevor er sich herumdrehte um den Raum zu verlassen. Aus den Augenwinkeln konnte er erkennen das Suoh und Kirishima ihm dicht auf folgten und so seinen Rücken abschirmten. Noch immer gereizt schob der Chinese sich die Kapuze seines Hoodies wieder über den Kopf und schob seine Hände so tief es ging in die Tasche über seinen Bauch. Anscheinend holten sie langsam auf. Jetzt konnte es nicht mehr lange dauern bis sie den Yakuza fanden. Immerhin hinterließ er eine nur zu deutliche Spur, der sie mühelos folgen konnten. Allerdings war genau das auch was Feilong Sorgen machte. Bis jetzt hatte niemand Asami erkannt, was eigentlich auch nicht sehr überraschend war, da dieser sich meist im Hintergrund hielt und nur auftrat wenn es sich wirklich nicht vermeiden ließ. Doch irgendwann würde die Glückssträhne des Oyabuns reißen und so wie er sich bis jetzt verausgabt hatte, wäre er dann nicht mehr in der Lage sich effektiv zu schützen. Zumindest schien er planvoller vorzugehen als sie gedacht hatten.

Knurrend wies Feilong Kirishima an, die Leute in der Nähe auszufragen in welche Richtung Asami gegangen war. Je eher sie das hier zu einem Ende brachten umso besser.
 

Der Schmerzensschrei des Anderen hörte sich wie Musik in seinen Ohren an. Asami atmete schwer als er seine Faust ein weiteres Mal in dem Gesicht seines Gegners versenkte und ihm anschließend sein Knie in den Magen rammte. Mittlerweile sah er wahrscheinlich selber nicht mehr viel besser aus als die Witzfigur die geglaubt hatte ihn angreifen zu können. Er wusste nicht mehr wirklich die wievielte Spelunke das hier war. Am Anfang war es ihm auch vollkommen egal gewesen wo er gerade war. Hauptsache es gab Ärger. Ob er es bewusst gelenkt hatte oder ob es Zufall war. Asami hatte sich immer weiter zum Hafen vorgearbeitet. Mittlerweile war er in den Docks angekommen wo die Kneipen nur noch von Hafenarbeitern aufgesucht wurden. Immer wieder hatte er nach taiwanesischen Schiffen gefragt, die erst seit kurzem im Hafen lagen. Immerhin gab es nicht viele Orte in Tokio an denen man Akihito vor ihm hatte verstecken. Dazu musste es ein Versteck sein, an dem die Schreie des Fotografen niemand hören konnte und geschrien hatte sein Kleiner. Nur das niemand zu seiner Rettung gekommen war.

Unwillig knurrte Asami auf, als er die Gefühlsregung in seinem Inneren spürte. Seine Augen schienen vor Zorn regelrecht zu glühen, während er sich nach einem neuen Gegner umsah. Da war jedoch niemand mehr. Der Letzte lag als mitleiderregendes Häuflein vor ihm auf dem Boden. Genervt beugte Asami sich zu dem Mann hinab und zog ihn an den Haaren hoch. „Wirst du mir jetzt meine Fragen beantworten?“

Wimmernd versuchte der Andere den Griff zu lösen, antwortete jedoch endlich. „Draußen, am hintersten Pier liegt ein Schiff. Keiner von uns hat gesehen das darauf gearbeitet wird. Es wurde weder be- noch entladen.“

Ein zufriedener Laut kam aus Asamis Kehle, welches sich stark an ein Schnurren erinnerte. „Wie heißt es?“

„Ich weiß nicht.“ Ein lauter Schmerzensschrei war zu hören, als der Yakuza seine Beute wild durchschüttelte. Hinter sich konnte er hören wie die Tür sich öffnete und anscheinend mehrere Männer eintraten. Trotzdem ignorierte er diese und sah dem Mann den er noch immer hochhielt ins Gesicht. „Ich will Antworten.“

Panisch schrie der Mann auf, als Asami nach seiner Kehle griff und begann ihm die Luft abzudrücken.

„Ich weiß es wirklich nicht, am Rumpf ist kein Name angebracht.“

Ein Grinsen legte sich auf Asamis Lippen, während er sich langsam im Kreis drehte und dabei seine neuen Gegner beobachtete. Er war anscheinend auf der richtigen Spur, warum sonst sollten sie alle Taiwanesen sein? Ohne Vorwarnung griff der Yakuza fester zu, nur um den überraschten Mann im nächsten Moment in die Männer direkt vor sich zu Schleudern. Gleich darauf schien die Hölle loszubrechen, als sich alle sechs Gegner auf einmal auf ihn stürzten.
 

Der Lärm der aus dem Inneren der Spelunke kam, zeigte Feilong dass sie Asami endlich eingeholt hatten. Noch einmal sah er kurz zu Kirishima und Suoh, dann öffnete er die Tür und trat ein. Dabei machte er sich gar nicht erst die Mühe die Kapuze wieder herunter zu streifen, während er dem ersten von Asamis Gegner attackierte. Der Mann bemerkte noch nicht einmal was ihn da getroffen hatte, da sackte er auch schon bewusstlos zu Boden. Dem nächsten rammte der Chinese mit aller Kraft den Ellenbogen in den Hals nur um herumzufahren und einen weiteren mit einem gezielten Tritt gegen sein Kinn zu Boden zu schicken. In der Zwischenzeit waren auch Kirishima und Suoh nicht untätig und schafften es die restlichen beiden Männer auszuschalten. Auch wenn sie normalerweise eher schossen, als sich auch Nahkämpfe einzulassen, musste selbst Feilong eingestehen das die beiden sehr effektiv waren. Jetzt stand nur noch der Mann vor Asami, obwohl stehen wohl das falsche Wort war, wurde er doch nur noch von Asami aufrecht gehalten. Das rote Gesicht seines Gegners nahm langsam eine ungesunde bläuliche Farbe an.

„Asami!“

Der Yakuza reagierte nicht auf den Klang von Feilongs Stimme. Sein Blick lag nur auf dem Mann vor sich, der verzweifelt seine Fingernägel in Asamis Hände an seinem Hals vergrub. Er knurrte etwas, was Feilong erst im zweiten Anlauf verstand.

„Schiff, wer?“

Jetzt begriff der Chinese. Anscheinend war der Ältere nicht ganz so planlos durch Tokio getobt wie befürchtet. Allerdings würde er so wie er gerade handelte auch keine Antworten bekommen. Sein Gegner rollte mittlerweile nur noch mit den Augen, während seine hektischen Bewegungen immer langsamer wurden. Schließlich beschloss der Triaden-Führer das er genug hatte.

„Asami!“

Wieder reagierte der Ältere nicht. Genervt trat Feilong neben den Japaner und setzte ihn mit einem gezielten Schlag gegen seine Schläfe außer Gefecht. Asami hatte dies anscheinend nicht kommen sehen. Er ging wie ein nasser Sack zu Boden, nur sein Kopf wurde gerade noch rechtzeitig von Kirishima abgefangen.

Auch der Gegner Asamis stürzte und blieb nach Luft ringend liegen. Langsam ging Feilong zu ihm und kniete sich vor ihm hin. Ruhig griff er in die Haare des Mannes und hob sein Gesicht soweit an, das er ihn ansehen musste. „Von welchem Schiff hat er gesprochen?“

Noch immer keuchend sah der Unbekannte ihn an. „Es ist vollkommen egal ob sie das Schiff finden. Ich habe meine Aufgabe hier erfüllt, Liu-san. Meine Loyalität gehört Yan Tsui-sama und ich werde genau das tun was er mir aufträgt.“

Mit einem unguten Gefühl verengten sich Feilongs Augen. „Und wie lautete dein Befehl?“

„Sie abzulenken, damit sie das wertvollste was sie besitzen, schutzlos zurücklassen. Das Ganze ging einfacher als wir gedacht haben.“ Gurgelnd lachte der Mann auf und besprühte den Chinesen dabei mit seinem Speichel. Das Lachend endete jedoch abrupt, als Feilong ausholte und dem anderen mit Wucht seinen Ellenbogen ins Gesicht schmetterte. Hastig riss der Chinese sein Handy aus der Tasche und wählte eine vertraute Nummer. Mit jedem Tuten wurde er nervöser, wusste er doch das Tao sonst immer sofort an sein Telefon ging wenn er ihn anrief. Gerade als er schon glaubte das niemand mehr rangehen würde, wurde abgehoben. Eine Stimme die er schon lange nicht mehr gehört hatte, begrüßte ihn. „Hallo Fei. Es ist schön von dir zu hören.“

„Yan Tsui.“
 

Langsam öffnete Asami seine Augen und sah sich in dem fremden Raum um. Zu seiner Überraschung lag er in einem ziemlich großen Bett. Ganz langsam drehte der Yakuza sich auf die Seite und konnte nur mit Mühe ein schmerzhaftes Aufzischen verhindern. Sein gesamter Körper schien eine einzige, riesige Prellung zu sein. Selbst diese vorsichtige Bewegung durchfuhr ihn wie ein Messer.

Überrascht hob der Yakuza eine Augenbraue, als es bemerkte das er nicht allein im Bett lag. Zwar mit etwas Abstand, doch immerhin im selben Bett, lag Feilong auf der Seite und hatte dem Älteren den Rücken zugekehrt. Asami setzte sich abrupt auf und starrte auf den Chinesen neben sich. Bevor er diesen Anblick jedoch vollkommen verarbeiten konnte, wurde er von einem Zug um seinen Hals abgelenkt. Ungläubig tastete der Yakuza seinen Hals ab, um den ein festes Halsband aus Leder befestigt war. Eine ebenfalls aus Leder gefertigte Leine führte von seinem Hals zu dem Kopfende des Bettes. Hastig griff Asami nach dem Verschluss, doch er konnte nur ein glattes Schloss ertasten, welches ihm unmöglich machte sich selbst zu befreien. Mit weit aufgerissenen Augen sah er auf die Leine, die er wenn er sich nicht täuschte mal für Akihito gekauft hatte. Das würde dann auch erklären warum das Halsband so eng um seinen Hals lag. War der Fotograf doch um einiges zierlicher gewesen als der kräftig gebaute Yakuza.

„Feilong!“ Zu seinem Leidwesen hörte sich seine Stimme nicht so souverän an, wie er es gewohnt war. Doch zumindest war jetzt auch der Chinese aufgewacht und setzte sich langsam im Bett auf. Missmutig verzog der Jüngere sein Gesicht, während er sich seine langen Haare aus dem Gesicht schob. Den anschließenden Kauderwelsch verstand Asami nur weil er sich denken konnte was Feilong sagen wollte. „Wasnloswasschreistnso?“

Trotzdem kam dem Yakuza nur ein ziemlich geistloses „Häh?“ über die Lippen, bevor er sich fangen konnte. Giftig fuhr er Feilong an. „Was soll das mit der Leine? Hast du jetzt einen Knall? Und warum liegst du überhaupt in meinem Bett?“

Noch immer nicht ganz wach, zog sich der Chinese die Decke bis ans Kinn hoch und gähnte erstmal ausgiebig, bevor er antwortete. „Die Leine war eine Sicherheitsmaßnahme, damit du noch da bist wenn ich aufwache. Wie du sehen kannst hat das ja auch sehr gut funktioniert. Und ob ich einen Knall habe steht derzeit wohl nicht zur Debatte. Das solltest du dich eher mal selber fragen. Weißt du eigentlich wie es im Penthouse aussieht? Wir haben dich mit Sicherheit durch zehn Kneipen und Clubs verfolgen müssen, bevor wir dich endlich eingeholt haben. Auf jeden Fall war nicht ich es der etliche Etablissements zerlegt hat, inklusive der Kundschaft.“

Für einen Moment war es still im Raum. Dann zog Asami wieder prüfend an der Leine die ihn festhielt, obwohl er es besser wusste. Der Anblick brachte Feilong zum Grinsen. „Ich glaube kaum das du die gelöst bekommst, immerhin ist sie aus deinem eigenen Vorrat.“

Gereizt sah der Ältere auf. „Mach mich sofort los!“

„Ich denke nicht daran.“ Diese schnippische Antwort verschlug dem Yakuza tatsächlich die Sprache. Nur mit Mühe konnte er verhindern dem Triaden-Führer mit offenem Mund hinterher zu starren, als dieser die Decke beiseiteschob und aufstand. „Und nur zu deiner Information, ich liege nicht in deinem Bett, du liegst in meinem.“ Mit diesen Worten stand der Chinese danach auf und verließ den Raum ohne den Yakuza noch eines Blickes zu würdigen.
 

Auf äußerste geladen erwartete Asami die Rückkehr des Jüngeren. Er konnte noch immer nicht wirklich glauben das dieser die Dreistigkeit besessen hatte einfach zu gehen und ihn hier zurückzulassen. Zumindest hatte er jetzt etwas Zeit über die gestrige Nacht nachzudenken. Auch wenn vieles wie in einem Nebel verschwamm, besonders seine Gefühle, welche er jetzt wieder sicher in sich verborgen hatte. Doch sein Instinkt dem er gefolgt war hatte sich als richtig erwiesen. Er musste jetzt unbedingt zu diesem ominösen Schiff im Hafen. Gereizt zerrte der Yakuza an der Leine, die sich jedoch kein Stück rührte. Natürlich nicht, schließlich hatte er sie selber ausgesucht und für Akihito anfertigen lassen, genauso wie das Halsband. Schließlich hatte er ja gewusst wie geschickt sein Fotograf im Entkommen war.

Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, kam Feilong endlich zurück. Anscheinend war er im Bad gewesen, denn sein langes Haar glänzte noch feucht, als er sich mit einer Tasse Tee neben Asami auf das Bett setzte.

„Wir müssen reden.“ Der Ton des Jüngeren war bei diesen Worten so ernst das der Yakuza unwillkürlich jede Bewegung an der Leine einstellte. Misstrauisch beäugte er Feilong, während dieser seine Tasse in kleinen, wie es schien widerwilligen, Schlucken leerte.

„Ich werde dich nicht losmachen, bevor wir ernsthaft gesprochen haben. Die Situation ist noch viel ernster als wir bisher angenommen haben. Was bedeutet das ich keine Zeit habe hinter dir herzulaufen, wenn du meinst mal wieder einen deiner Ausraster haben zu müssen.“

Mürrisch sah Asami den Jüngeren an. „Ich habe keine Ausraster.“

Seufzend stellte Feilong seine Tasse auf den Nachtschrank. „Ich glaube das sieht Suoh etwas anders, nachdem er dir gestern begegnet ist. Niemals hätte ich gedacht dass er sich so ängstlich anhören könnte. Was auch immer du mit ihm angestellt hast, es hat wohl bleibenden Eindruck hinterlassen. Was wohl auch erklären würde, warum du in meinem Bett liegst und nicht in deinem.“

Zum ersten Mal wurde Asami still.

Unvermittelt riss Feilong jedoch den Älteren wieder aus seinen Gedanken. „Wie ich dir schon sagte ist die Situation ernster als gedacht. Während ich dir nämlich durch das Nachtleben Tokios gefolgt bin, wurde Tao aus dem Hauptquartier hier entführt.“

„Du hast ihn nicht in Hongkong gelassen?“

„Natürlich nicht. Ich bin davon ausgegangen das er an meiner Seite am sichersten ist. Außerdem war da ja ein gewisser jemand, der mir nicht mitgeteilt hat warum ich kommen sollte.“

Erschöpft schloss Asami kurz die Augen. Erst Akihito und jetzt auch noch Tao. „Lebt er noch?“

„Wenn man davon ausgeht das Akihito tatsächlich drei Tage um sein Leben gekämpft hat, bleiben mir nur noch zwei Tage um nach Taiwan zu kommen.“

„Dir?“

„Ich habe mit Yan Tsui telefoniert, als ich versucht habe Tao zu erreichen. Er fordert zurück was nach seiner Meinung ihm gehört.“

„Baishe.“

„Mich.“

Erschrocken richtete sich Asami auf, vergaß für einen Moment das Leder um seinen Hals und wurde hart zurück auf die Matratze gerissen. Müde lächelte Feilong als er Asamis entsetzten Gesichtsausdruck sah. „Er fordert seinen Soldaten zurück. Das ich ihm dabei Baishe zu Füßen legen würde ist ein nettes Anhängsel.“

Diesmal setzte Asami sich langsamer auf und achtete genau auf das Ende seiner Bewegungsfreiheit. „Das wirst du ihm aber nicht geben.“

Ein Gesichtsausdruck den der Ältere noch nie auf Feilongs Zügen gesehen hatte, machte sich breit. Alarmiert beugte der Yakuza sich vorzubeugen, kam jedoch nicht weit. Feilong kam ihm entgegen und legte seine Lippen sanft auf die Asamis. „Gibt es etwas was du für Akihito nicht getan hättest?“

Verzweifelt riss der Japaner die Augen auf die er kurz während des Kusses geschlossen hatte. Doch Feilong hatte sich bereits wieder erhoben. An der Tür blieb er noch kurz stehen. „Ich wollte dir wirklich helfen, Asami. Akihito hat nicht nur dir viel bedeutet und ich hätte mit Freuden seinen Mörder beim Sterben zugesehen. Doch jetzt geht es um Tao und vielleicht kann er noch gerettet werden.“

„Feilong!“ Hilflos hatte der Yakuza eine Hand nach dem Jüngeren ausgestreckt. „Tu das nicht, er wird dich vernichten!“

Ein trauriges Lächeln huschte über die Lippen des Chinesen. In diesem Moment wirkte er überhaupt nicht mehr wie der Baishe-Drache. Jegliche Ausstrahlung war ihm abhandengekommen. Er wirkte einfach nur noch geschlagen und unglücklich. „Ich werde versuchen Tao zu befreien und nach Japan zu schicken. Bitte kümmere dich um ihn.“ Damit drehte sich der Chinese in einem eleganten Wirbel aus roter Seide und schwarzen Haaren herum und ging. Asami saß vollkommen still im Bett und lauschte, bis er auch die zweite Tür hören konnte. Anscheinend war er jetzt allein. Sofort begann der Yakuza zu toben und obwohl das gesamte Bett knarrte, gab es doch nicht nach.

Erst nachdem er sich vollkommen verausgabt hatte, konnte er wieder Geräusche hören. Zögernd wurde die Tür geöffnet und Kirishima betrat dicht gefolgt von Suoh den Raum. Sofort richtete sich Asami mit einem Knurren auf. „Bindet mich sofort los!“

Nervös nahm Kirishima seine Brille ab und begann sie dermaßen heftig zu putzen, dass der Yakuza meinte dies sogar hören zu können. „Verzeihen sie mir Asami-sama, doch die Anweisungen Liu-samas waren sehr genau was sie betrifft. Sein Befehl ist das wir sie erst in einer Stunde losmachen dürfen.“

Asamis Blick wurde kalt, während er seine Männer musterte. „Sehe ich es richtig das ihr damit nicht mehr meinen Befehlen folgt, sondern denen Feilongs?“

Unwohl wandte sich der Sekretär. „Aasami-sama…“

Knurrend wischte Asami die Antwort beiseite. „Spar dir dein -sama! Ich habe eine einfache Frage gestellt und will jetzt eine einfache Antwort!“

„Es ist keine einfache Frage, Asami.“ Zum ersten Mal mischte sich jetzt Suoh in das Gespräch ein. „Seit wir die Tasche in ihr Büro gebracht haben sind sie nicht mehr sie selbst. Wir haben ihnen Treue geschworen und dazu werden wir auch stehen, auch wenn das bedeutet das wir sie vor sich selber schützen müssen. Wenn das bedeutet den Befehlen eines anderen zu folgen werden wir genau das tun.“

Wütend kniff Asami die Augen zusammen und lehnte sich so weit vor wie die Leine es zuließ. „Die Tasche?“ Seine Stimme war vollkommen ruhig, doch die Temperatur im Raum schien in diesem Moment um mindestens zehn Grad zu fallen. „Sag mir doch was in der Tasche gewesen ist, Suoh. Erkläre mir wer noch er selber ist, wenn er seinen gefolterten und ertränkten geliebten in einer Sporttasche geschickt bekommt.“

Unwohl trat der Leibwächter von einem Bein aufs andere, unterbrach den Blickkontakt jedoch nicht. „Niemand wäre noch er selber,“ gab er zu, „doch die wenigsten zerlegen dabei ihre Wohnung und das halbe Nachtleben Tokios. Wir sind ihnen durch mehr als zehn Kneipen gefolgt, eine sah schlimmer aus als die andere, ganz zu schweigen von den Gästen die noch da waren. Mal davon abgesehen dass sie sich am Anfang gar nichts haben anmerken lassen. Weder Wut, noch Trauer oder sonst irgendetwas.“

Frustriert raufte Suoh sich die Haare. „Normalerweise ruft man die Hinterbliebenen an um ihnen bescheid zu geben, von mir aus auch die Verbündeten um den Mörder zu jagen. Doch sie haben Feilong schon beinahe unter Todesdrohungen heranschaffen lassen.“

Frustriert ließ Asami sich wieder in die Kissen zurücksinken. Er hatte den ehrlichen Worten seines Leibwächters nichts entgegenzusetzen. Schließlich brummte er leise. „Ich habe nicht das halbe Nachtleben Tokios zerlegt, ich hatte eine Spur.“

Zum ersten Mal seit sie den Raum betreten hatten, grinsten die beiden Männer leicht. „Dann sollten sie sich die Läden jetzt mal im Tageslicht ansehen.“

„Ich bin einer Spur bis zum Hafen gefolgt,“ beharrte Asami.

Wieder ernst näherte sich Kirishima jetzt seinem Boss. „Das wissen wir. Das von ihnen entdeckte Containerschiff wird gerade untersucht und wir bekommen sofort bescheid sollte etwas gefunden werden.“

Für einen Moment zögerte der Sekretär noch, doch dann griff er mit einem leisen Seufzen in seine Tasche und zog einen kleinen Schlüssel hervor. „Niemand kann ihnen sagen was sie tun oder lassen sollen, Asami-sama. Doch ich bitte sie ihre Aktionen in Zukunft besser zu überdenken, da sie sich selber durchaus großen Schaden zufügen könnten, etwas das Akihito bestimmt nicht gewollt hätte.“

Direkt danach hörte der Yakuza ein leises Klicken und kurz darauf wurde ihm das lederne Halsband abgenommen. Sofort konnte er sehen wie die Anspannung die in den letzten Minuten abgenommen hatte, wieder zunahm. Das konnte er seinen Männern jedoch schwer vorwerfen, war es doch er selber der diese Reaktion hervorgerufen hatte. Langsam rutschte er von dem Bett herunter und streckte sich vorsichtig, trotzdem verzog sich seine Miene schmerzhaft, als Asami erst jetzt bewusst wurde, was er alles hatte in der letzten Nacht einstecken müssen. Seufzend sah er dann zu seinen beiden Leibwächtern, die sich in diesem Moment wohl ziemlich weit weg wünschten. „Als erstes will ich ein Telefon. Die Situation ist gefährlicher als wir bereits angenommen haben. So gern wie ich Akihito rächen möchte, geht es jetzt doch erstmal um die Lebenden. In diesem Fall um Fei und Tao. Kirishima, du wirst alles in die Wege leiten das wir das Land so schnell wie möglich verlassen können. Außerdem will ich alles über dieses Schiff im Hafen wissen. Suoh du informierst dich auf den Straßen. Ich will jedes Gerücht, einfach alles haben was Bezug zu den jetzigen Geschehnissen hat. Außerdem will ich das du Kanou aufsuchst. Die Gefahr für ihn dürfte zwar gering sein, doch möchte ich trotzdem das er gewarnt wird. Wir treffen uns hier in zwei Stunden wieder.“

Mit einem zustimmenden Nicken drehte sich Suoh um verließ den Raum, zwei Stunden waren nicht wirklich viel Zeit und er würde sich beeilen müssen um den Befehlen Asamis nachzukommen. Besonders auf den Besuch bei Kanou freute er sich überhaupt nicht, war dieser doch ein noch kälterer Bastard als sein eigener Boss.

Einen Moment lang blieb Kirishima noch neben dem Oyabun stehen, dann zeigte er auf einen kleinen Koffer, der in einer Ecke stand. „Ich habe ihnen alles eingepackt was sie brauchen könnten Asami-sama. Wenn etwas fehlen sollte melden sie sich bitte.“ Dann zog er ein Handy aus seiner Tasche und reichte es dem Anderen. Asami erkannte das es sein eigenes war.

Kopfschüttelnd nahm er es entgegen und begann eine Nummer einzugeben. „Ich habe doch gesagt das du das -sama weglassen sollst, Kirishima.“

Unsicher wie er gerade reagieren sollte verneigte sich der Sekretär leicht und verließ dann beinahe fluchtartig den Raum. Unter anderen Umständen hätte der Yakuza über diese Reaktion gegrinst, doch jetzt zeigte es ihm nur wie stark er seine Männer mit seinem Verhalten verunsichert hatte.

War es wirklich gerade etwas mehr als zwei Tage her, dass man ihm den toten Akihito geschickt hatte? Irgendwie schien viel mehr Zeit vergangen zu sein. In diesem Moment fühlte der Japaner sich um Jahrzehnte älter, während er dem Freizeichen lauschte. Nach einer gefühlten Ewigkeit wurde endlich abgenommen und eine harte Stimme meldete sich. Asami brauchte etwas, bis er seine plötzlich tauben Lippen dazu bringen konnte etwas zu sagen. Denn es jetzt laut auszusprechen würde es viel wirklicher machen, als es bisher schon war. Er würde eingestehen müssen nicht stark genug gewesen zu sein das ihm wertvollste zu beschützen.

„Ich brauche deine Hilfe, Eury.“

Dröhnendes Lachen kam aus dem Hörer und brachte den Yakuza beinahe dazu wieder aufzulegen. „Du rufst nicht wirklich um diese Uhrzeit hier an um mich um Hilfe zu bitten.“ Das Rascheln von Laken waren zu hören als der Russe sich bewegte und Asami wurde klar das er den anderen quasi mitten in der Nacht anrief. Da es keinerlei Möglichkeit gab den nächsten Schlag irgendwie abzumildern oder einfacher zu machen sprach Asami es direkt aus, auch wenn er wusste welchen Schock er Eury damit versetzte.

„Akihito ist tot.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Onlyknow3
2020-07-08T17:11:54+00:00 08.07.2020 19:11
Was muss bei diesen Worten in Asami vorgehen? Das ganze Ausmaß kommt jetzt erst bei ihm so richtig an.
Da bin ich mal gespannt wie dieser jetzt reagiert.
Weiter so, freue mich auf das nächste Kapitel.

LG
Onlyknow3


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