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Demonheart

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
»You know, this place makes me wonder …«
»Yeah, what’s that, boss?«
»… which would be worse – to live as a monster or to die as a good man …«

– aus ›Shutter Island‹ (2010) Komplett anzeigen

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Akt IX - Leben aus dem Tod: 13-1

13-1: YURI
 

Yuris Herz flatterte wie ein Vogel im Käfig. Er versuchte, Jin das nicht merken zu lassen, ging kühn voran – doch sogar seine Füße zitterten bei jedem Aufsetzen, und er befürchtete, seine Knie könnten plötzlich unter ihm nachgeben und ihn wie ein Gummihuhn zu Boden gehen lassen.

Roger war hier.

Er war weder tot noch weg, er war hier, und Yuri war auch hier, im oberen Teil der Neam-Ruinen, im Jahr 2008. Es erschien ihm jetzt so unglaublich, dass er sich nicht erklären konnte, warum er überhaupt all diese wilden Hoffnungen gehegt hatte. Roger hier zu treffen, zur völlig falschen Zeit, in dieser Welt, wo nichts mehr so war, wie Yuri es kannte, schien undenkbar. Und doch war dieser Wunschtraum wahr geworden, allen schlechten Vorzeichen zum Trotz.

Verraten hatte dies bereits das Monster. Rhys’ Berichten zufolge suchte es diese Gegend schon seit Jahrzehnten heim und vertrieb Neugierige von diesem unterirdischen Tunnel, dem Yuri und Jin gerade folgten. Und seine Gestalt …

Er konnte sich nicht gedulden. Er wurde schneller. Stolperte ins Dunkel, obwohl Jin und sein Licht nicht so schnell folgen konnten. Sein Herz hämmerte ihm in der Kehle.

Der sandige Gang machte eine Kurve, die Yuri um ein Haar verfehlt hätte, und dahinter erschien ein schwaches, orangefarbenes Licht. Der Tunnel mündete in einen Raum.

»He, Jin!«

»Schrei nicht. Ich bin hinter dir.«

Als sie in den Raum stürzten, war er voller Kerzen. Sie flackerten in jeder Ecke und zwei weitere in hohen Gläsern auf dem einfachen Tisch in der Mitte. An den Wänden waren Nischen, in denen mehrere Zentimeter hoch das Wasser stand, und feine Tropfen rannen über den Stein, der die Kaverne begrenzte. Wie der Tisch waren auch die vier hölzernen Stühle stark wassergeschädigt. Doch für all diese Details hatte Yuri nur sehr kurzfristig Aufmerksamkeit übrig, denn an einem der kurzen Enden des Tisches, dem Tunneleingang zugewandt, saß Roger.

Und Yuri stand da und starrte ihn an.

Dicht hinter ihm blieb Jin stehen und sah ihm über die Schulter. Irgendwann kamen auch Dantes schwerere Schritte dazu, begleitet von dem sarkastischen Kommentar: »Der letzte Ort, an dem ich Wasser erwartet hätte.« Dann hafteten alle Blicke auf Roger.

Yuri wusste, was die Anderen sahen: ein Männlein, kaum größer als ein achtjähriges Kind, gehüllt in Kleidung, die einst nobel gewesen war, nun aber an einen zerfallenden und eingestaubten Kostümfundus erinnerte, mit einem Gesicht, braun und zerfurcht wie ein zu scharf gebackenes Landbrot, aus dem wie zwei glitzernde Kiesel die Augen hervorblinkten. Ja, Roger sah einer Mumie nicht unähnlich – schließlich hatte er den Tod betrogen.

»Gebt mir ein Zeichen, wenn ihr mich genug angestarrt habt und wir zum Thema kommen können«, sagte der kleine Mönch mit seiner meckernden Stimme und glitt von dem Stuhl, der viel zu hoch für ihn war.

»Roger …«, begann Yuri schwach.

»Hee hee, da staunst du, Junge! Wie fandest du mein Monster?«

»Ähm – also. B-Blanca und Amon ...«

»Ganz recht. Ich musste etwas wählen, das du erkennst. Und das dich erkennt.«

»Mich erkennt …«

»Du hast keine Vorstellung davon, wie lange ich auf das Zeichen gewartet habe!«, fuhr Roger auf, und plötzlich, ohne Vorwarnung, begannen seine leuchtenden Augen genauso so triefen wie die Wände. »Ich hatte schon alle Hoffnung aufgegeben, dass es jemals so weit ist! Ich glaubte, alles wäre für die Katz, meine Wahrscheinlichkeitsrechnung, mein Wissen über die Zukunft … Wo bei allen Höllen warst du bloß?!«

Ohne es zu merken war Yuri in die Knie gegangen und schloss nun die Arme fest um die kleine, nach Mottenkugeln riechende Gestalt, die ihn umklammerte wie ein Koala. »Aber Roger, äh, wieso … wusstest du, dass ich komme …?«

»Aaaach … Ich wusste es eben«, schniefte Roger leidenschaftlich, der Frage ausweichend. »Reden wir nicht darüber … Wir haben Anderes zu besprechen.« Er richtete sich wieder auf, nahm Haltung an, strich sein Jackett glatt – oder das, was davon übrig war – und verkündete feierlich, an die ganze Gruppe gewandt: »Willkommen in meinem Reich, im Fundament des Klosters Nemeton!«

Yuri sah zu Jin, zu Dante und dann wieder zu Roger und verschränkte die Arme vor der Brust: »Du wohnst also jetzt hier, genau über den Neam-Ruinen, die voll von Monstern und bösen Kräften sind?«

Roger winkte ab. »Das ist sogar noch schlimmer geworden, seit sie die Erdspalte geschlossen haben. Wo die einst verlief, das werdet ihr nicht gesehen haben – ihr werdet es auch bei Tageslicht nicht sehen. Der einzige Weg zu den Ruinen und wieder raus führt durch meine Höhle. Und ich bin durchaus in der Lage, diesen einzigen Zugang gründlich versiegelt zu halten.« Er wandte sich um und machte eine ungeduldige Handbewegung. »Kommt schon, wir wollen nicht auf der Türschwelle stehen bleiben, eh? Da am Tisch ist Platz für uns alle. Setzt euch. «

Yuri setzte sich begeistert auf den knirschenden Stuhl rechts von Rogers Platz, wo dieser nun auch wieder hinauf kroch, nach anfänglichen Schwierigkeiten behände wie ein Äffchen. Jin setzte sich zögernd Yuri gegenüber und Dante sich auf den verbleibenden Platz, mit dem Rücken zum Eingang der Grotte.

Roger klatschte einmal in die Hände, schaute dann ärgerlich nach oben und wiederholte die Aufforderung: »Komm schon, du blödes Ding! Ich habe dich jahrzehntelang extra für diesen Besuch vorbereitet!«

In der Decke über ihnen – Yuri hatte sie für weiteren lehmbeschmierten Fels gehalten – öffnete sich eine kleine Klappe, und eine Art mechanischer Arm fuhr herab, an dessen Haken der Henkel einer Keramikkanne hing. Roger nahm die Kanne ab und stellte sie hin, und der Kran fuhr wieder hoch; kurz darauf purzelten aus der Klappe der Reihe nach vier kleine Tassen heraus, die nur deshalb nicht zu Bruch gingen, weil das Holz der Tischplatte durch die ständige Feuchtigkeit so aufgeweicht war.

»Ich weiß, ich war schon mal besser«, murmelte Roger. »Aber seit der Fluss hier alles zu unterhöhlen begonnen hat, ist man nirgends mehr vor dem Wasser sicher.«

»Du meinst den – Ystwyth?«, mutmaßte Yuri. Schließlich hieß der Ort Aber-Ystwyth.

»Ach Quatsch! Der Ystwyth ist nur ein Bächlein. Der Fluss, den ihr oben sehen könnt und der hier ins Meer mündet, ist der Rheidol.« Roger begann, aus der Kanne in jede Tasse eine dampfende schwarze Brühe einzuschenken. »Ihr denkt wahrscheinlich, wir Briten könnten keinen Kaffee kochen? Dünn wie Wasser, eh? Es wird Zeit, dass ihr eure Meinung ändert.«
 

Der Kaffee explodierte geradezu im Hinterkopf. Yuri stellte die Tasse schnell wieder hin, doch hinter seiner Stirn blieb eine Art Vakuum zurück. Jin, ihm gegenüber, sah allerdings so zufrieden aus, wie jemand aussehen kann, dessen Gesicht keine Muskeln dafür hat.

»Also«, hustete Yuri, an die Anderen gewandt, »damit wären wir am Ziel der Expedition … Wir sind da, wo wir hin wollten … bei meinem alten Freund Roger Bacon.« Eigentlich hätte es weit feierlicher klingen sollen.

Dantes Kommentar fiel spröde aus, wie immer. »Ich hab mal ein Bild von deiner Statue vor der Universität von Oxford gesehen«, sagte er zu Roger. »Da siehst du größer aus.«

»Deine Höflichkeit ist legendär, Dante«, sagte Roger mit einem Lächeln, das seine immer noch voll funktionsfähigen Zähne entblößte. »Jaja, von dir habe ich gehört, Sohn von Sparda. Aber …« Sein Blick wanderte nach rechts, zu Jin. »… Wer bist du, mein Junge?«

In seinem üblichen Tonfall, der sich irgendwo zwischen unglücklich und teilnahmslos ansiedeln ließ, antwortete Jin: »Ich bin Jin Kazama. Ich freue mich, dir zu begegnen, Roger Bacon.«

Yuri stieß ihn an. »Dass du dich freust, kauf ich dir nicht ab.«

»Doch, ich freue mich«, bekräftigte Jin ruhig.

»Dann sag das mal deinem Gesicht.« Verdammt noch mal, dieses langersehnte Treffen hatte sie alle ihrem Ziel viel näher gebracht – vor allem Jin sollte wirklich dankbar dafür sein, dass sie hier früher angekommen waren als Sarris! Und immer noch machte der ein Gesicht wie ein Stück Holz. Yuri unterdrückte ein Stöhnen.

Indes schien Roger auf dem Namen herumzukauen. »Kazama … Hmmm. Nun gut … Ihr seht, ich bin nicht ganz darauf vorbereitet, dass ihr zu dritt seid. Aber es ist gut so, wie es ist.«

»Ich hatte Angst«, platzte Yuri heraus, »dass du … nicht mehr hier sein könntest. Dass du in der Zwischenzeit …« Er bremste, da sich sowieso jeder denken konnte, wie der Satz weiterging. »Jedenfalls bin ich wahnsinnig froh, dass du noch lebst.«

Roger lachte meckernd. »Ich bitte dich! Als wir uns zum ersten Mal begegnet sind, war ich schon über siebenhundert Jahre alt! Glaubst du, ein knappes weiteres Jahrhundert macht mir viel aus?«

»Aber es hat sich so viel verändert auf der Welt! Findest du nicht? Oder … sitzt du wirklich immer nur hier unten, ohne rauszugehen?«

»Dummer Junge. Natürlich nicht! Erinnerst du dich nicht, dass ich sogar auf dem Mond war?«

»Ähm. Das mit dem Mond hab ich dir ehrlich gesagt nie abgekauft, Roger.«

Das Männlein zuckte die Achseln – wobei ein paar Gelenke laut knacksten – und gab zurück: »Papperlapapp, ist eh Schnee von gestern. Reden wir lieber über den Grund eures Besuchs. Denn obwohl ich mir denken kann, wie sehr du in dieser Zeit hier nach Dingen suchst, die du kennst –« Seine leuchtenden Augen ruhten wissend auf Yuri, der wusste, wie leicht er für den Mönch zu lesen war. »– seid ihr nicht nur meinetwegen hier. Nein. Ihr seid auf irgendeiner Mission, ihr Drei. Zuerst muss ich dich fragen, Yuri … Hast du die Taschenuhr noch?«

Die Taschenuhr. Yuri hatte kaum noch an sie gedacht, und nun fragte Roger ausgerechnet danach? »Oh … ja.« Er zog die Uhr aus seiner Tasche und starrte sie an wie das weiße Kaninchen aus Alice im Wunderland. Es war seltsam, wie der Zeiger über das helle Ziffernblatt kroch; zu langsam, als dass man zusehen konnte, und doch unermüdlich. Er hatte bereits ein gutes Stück geschafft, etwa die Hälfte auf dem Weg von elf Uhr nach zwölf Uhr. Unaufhörlich tickte das Ding, wie ein eifriger Arbeiter, und erreichte dabei fast nichts.

»Pass gut auf sie auf«, sagte Roger bedeutsam. »Wenn sie jetzt noch läuft, egal wie schnell – dann … brauchst du sie möglicherweise noch.«

Yuri erwiderte den festen Blick. Rogers Augen waren endlos tief, das Alter in ihnen reichte Äonen zurück, Jahrhunderte, die er überwunden hatte, in einem verbotenen Ritual, das so schrecklich war, dass er jedes Hilfsmittel, mit dem man es hätte wiederholen können, vernichtet hatte. Das letzte Geheimnis des Émigré-Manuskripts würde mit Roger sterben – wenn er jemals starb.

»Wonach sucht ihr bei mir?«, fragte Roger eindringlich. »Ist es das, was ich denke?«

»Ja … und nein«, antwortete Yuri vorsichtig. »Ja, wir suchen die Émigré-Schrift … Nein, wir suchen sie nicht für uns. Und nicht nur sie. Was wir noch dringender in Sicherheit bringen müssen, sind die vierzehn fehlenden Seiten aus der letzten Abschrift der Tafel von Dschaizan. Und ich weiß, dass du die bei dir haben musst. Irgendwo hier.«

Roger schaute Yuri einen Moment lang nachdenklich an; dann entschied er: »Über solche Dinge reden wir lieber im Wohnzimmer. Kommt mit.«
 

Yuri hatte geglaubt, die Höhle, in der sie saßen, wäre das Wohnzimmer. Immerhin stand ein Tisch darin, um den sie versammelt hockten wie beim letzten Abendmahl. Aber schon war Roger wieder unterwegs und öffnete eine andere morsche Tür im schummrigen Dunkel.

Dahinter war die Luft etwas weniger feucht. Noch immer war es warm und windgeschützt, aber Yuri hatte nicht mehr das Gefühl, dass überall an seinem Körper Wasserdampf kondensierte.

Roger entzündete einen Kandelaber; er war mit sechs langen weißen Kerzen bestückt und erhellte flackernd eine deutlich größere Grotte, an deren gegenüber liegender Wand eine Reihe befremdlich aussehender Gerätschaften (dieser Anblick erweckte in Yuri so etwas wie heimische Gefühle) sowie ein paar unbeschriftete Fässer aufgestellt waren. Genau in der Mitte befanden sich ein zerschlissenes, in Weinrot bespanntes Sofa und, gegenüber, ein ebensolcher Sessel.

»Nicht sehr wohnlich«, kommentierte Dante.

»Sieht doch fast aus wie bei dir«, gab Yuri trocken zurück.

»Erinnere mich daran, dich nie wieder reinzulassen.«

Roger kletterte in den Sessel und schickte seinen Besuch auf die Couch. Jin setzte sich als Letzter in die verbliebene Lücke zwischen Dante und Yuri. Wie immer schien ihm die Nähe unangenehm zu sein. Yuri hatte keine Erklärung dafür, warum das so war.

Roger knetete seine kleinen braunen Hände, vom einen zum anderen blickend. »Also«, begann er etwas widerwillig. »Wie kommt ihr ausgerechnet auf die Tafel von Dschaizan?«

»Es gibt zwei Abschriften von ihr«, fasste Dante die Chose zusammen. »Die eine ist in der Unterwelt verschollen, die andere ist bei dir. Das behauptet zumindest dieser Kerl da.« Er nickte über Jin hinweg zu Yuri, aber Yuri machte sich nicht die Mühe, zurückzusehen.

»Sehr richtig«, bestätigte Roger ohne zu zögern. »Aber das beantwortet meine Frage nicht.«

»Wenn ich es richtig verstanden habe«, begann Jin vorsichtig, und Rogers Knopfaugen richteten sich auf ihn, »dann gehört sie trotz ihres Potenzials nicht zu den drei verbotenen Schriften des Vatikans.« Oho! Erstaunlich, wie viel Jin sich gemerkt hatte. Diese Sachen interessierte den wohl wirklich.

»Richtig«, bestätigte Roger. »Diese drei verbotenen Schriften sind das Émigré-Manuskript, der R’lyeh-Text und Von unaussprechlichen Kulten. Die Dschaizan-Tafel gehört nicht dazu. Wozu auch? Niemand kann sie lesen. Die wenigsten wissen überhaupt, wer sie lesen kann. Was glaubt ihr denn, wer oder was die Schrift –«

»Dämonen«, fiel ihm Yuri triumphierend ins Wort.

Rogers verblüffter Miene war anzusehen, dass er ihn hierin unterschätzt hatte. »Ach! Und wie hast du das herausbekommen?«

»Von einem Dämon.« Yuri wies in Dantes Richtung. »Seine Freundin wusste das. Zufällig.«

Roger sah alarmiert aus. »Das ist kein sehr gesundes Wissen, Yuri! Wer sucht diesen Text, den ihr aufzuhalten versucht? Rückt schon raus damit!«

Einen Moment lang schwieg die Runde. Roger hatte sie längst durchschaut; es war nicht nötig, ihn hinzuhalten.

»Ein … Mann«, setzte Yuri unbeholfen an.

»Ein Mann?«

»Er will damit …«

»Ja? Einen Dämon beschwören, völlig klar – und welchen

»Ähm … Azazel.«

Roger seufzte und ließ die Stirn in seine Handfläche sinken. »Auch das noch! Azazel, sagst du …«

»Warum ist es wichtig, welchen Dämon er haben will?«, drängte Yuri. »Ich weiß, Azazel ist sehr alt und mächtig, aber er kann doch nicht mächtiger sein als Asmodeus, Astaroth und Amon …«

»Doch, Yuri! Azazel ist der Grund, warum ich die Abschrift an mich genommen habe!«, fauchte Roger, sichtlich in Aufruhr. »Mit jedem anderen Dämon könnte man fertig werden! Das heißt, jemand wie du! Oder Dante! Dieses Ritual an sich ist nicht annähernd so gefährlich wie die Dämonentor-Invocatio, die du kennst – jedenfalls, wenn es um irgendeinen Dämon geht. Die einzige Ausnahme ist Azazel! Wenn jemand herausfindet, wie er zu beschwören ist …«

»Dann?«

»Nun ja … Azazel ist nicht zu besiegen … für … euch
 

Die Stille wog schwer wie Blei. Yuri widerstand der Versuchung, etwas zu sagen; es gab nur eins, das er hätte sagen können, und das wollte er nicht, weil es dabei um Jin ging. Lieber wartete er das unangenehme Schweigen ab.

Schließlich stellte Dante fest: »Du bist schon der Zweite, der mir sagt, dass ich Azazel nicht besiegen könnte.« Er klang etwas beleidigt, aber auch fasziniert. »Wo bitte steht denn, dass ich das nicht kann? Das würde ich wirklich gerne wissen.«

»Yuri könnte es auch nicht«, seufzte Roger. »Die Überlieferungen sprechen da eine klare Sprache. Azazel kann nur getötet werden durch seine eigene Saat

»Die zwei dunklen Sterne«, murmelte Jin und erwiderte Rogers durchdringenden Blick mit nichtssagender Miene.

Yuri hielt weiter die Klappe. Niemand weihte Roger in das Wissen ein, dass Jin anscheinend derjenige war, der Azazel töten konnte – wenn es denn wirklich stimmte.

»Auf jeden Fall müssen wir das Ritual verhindern«, sagte Yuri beharrlich. »Das siehst du doch ein, Roger. Dieser Typ weiß wirklich alles darüber – er könnte Azazel beschwören, wenn er den ganzen Text von der Tafel kriegt.«

»Ist der Text denn alles, was er will?«, hakte Roger lauernd nach. »Du hast vorhin die Émigré-Schrift erwähnt.«

»Ja …« Yuri fühlte einen Stich im Herzen. Er wusste, warum. »Die will er auch. Damit will er seine Tochter wieder zum Leben erwecken. Die gleiche Geschichte wie immer: Jemand ist tot, ein Zurückgebliebener ist verzweifelt, und …« Er stockte, und Jin sah ihn scharf an. Yuri biss sich auf die Lippe, bis sie blutete. Verdammt. Nachdenklich fuhr er mit der Zunge über die Stelle und sagte nichts mehr.

Dante übernahm: »Wir wissen nicht mal, warum er überhaupt Azazel erwecken will. Ich nehme mal an, du kannst hier Licht ins Dunkel bringen. Was hat Azazel mit einem toten Mädchen zu tun?«

Roger schaute sie der Reihe nach fragend an. Seine Miene drückte höchste Verwunderung aus. »Euch ist also gar nicht klar, warum es gerade Azazel ist, den er erwecken will?«

Ratloses Schweigen antwortete ihm.

»Ihr wisst nicht, was Azazel tun kann?«

»Nein, Roger. Erleuchte uns«, bat Yuri etwas beschämt.

»So!« Roger klatschte laut in die Hände. »Na, dann will ich das mal tun.«


Nachwort zu diesem Kapitel:
... Endlich wird die wichtigste aller Fragen mal angesprochen: Warum Azazel? Wir werden es erfahren. Mich erstaunt immer wieder, wie gut die Lore von Tekken und die von Shadow Hearts zusammenpassen.
Danke fürs Lesen und schöne Grüße aus dem Urlaub! Komplett anzeigen

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