Suprise, suprise!
„Das ist blöd!“, schimpfte Naruto und nörgelte. Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen stand er da und sah Sakura genervt an. Eigentlich hatte er sich total gefreut und war fürchterlich euphorisch gewesen, als seine Teamkameradin ihn nach dem Training beiseite genommen hatte und ihn geheimniskrämerisch gefragt hatte, ob sie sich am Nachmittag treffen könnten.
Die Ernüchterung kam schneller wie gedacht. Sakura wollte nicht einen netten Nachmittag zu zweit verbringen – nein – der blöde Sasuke war Auslöser dafür, dass er nun hinter ihr her trottelte und von einem Laden in den nächsten geschliffen wurde. Und dabei hatte sich der Blonde schon die schönsten Dinge ausgemalt …
„Naruto!“, tadelte Sakura ihn. „Ich glaube, ein Geschenk ist wirklich angebracht.“
„Pff. Ich denke nicht. Ich glaube, Sasuke hat die Party gestern sehr gefallen“, behauptete der Blonde und schmollte noch mehr. Seine Teamkameradin kannte den Uchiha doch nun; er war nicht der Typ, der freudestrahlend seine Begeisterung kundtat. Er war nicht ausgerastet und hatte alles in Schutt und Asche gelegt – also hatte es ihm gefallen! Zumindest war Naruto der Auffassung und würde nicht davon abrücken, egal was Sakura behauptete.
„Trotzdem! Ich meine, es war sein Geburtstag und wir hatten kein Geschenk!“, protestiert die Teenagerin und packt Naruto und zerrt ihn in den nächsten Laden.
Das kleine Geschäft war voll mit Regalen und Vitrinen. Überall standen kunstvoll verzierte Teeservice, Figuren und Geschirr. Naruto wurde schwindelig, bei all dieser zerbrechlichen Ware. „Was willst du hier?“
Sakura sah sich um. Ihre Augen glitzerten regelrecht bei all diesen beeindruckenden Kunstwerken. „Na ja, man kann ja mal schauen …“
Sie nahm eine Teekanne in die Hand. Das Porzellan war schwarz. Der üppige Bauch der Kanne war mit einem roten Drachen verziert, der sich einmal um die Kanne wandte und dessen Kopf schließlich die Tülle bildetet. Tatsächlich war diese auch wie der Drachenkopf gestaltet und es würde später so aussehen, als würde er den Tee wie Feuer herausspeien.
Naruto verzog das Gesicht. „Ein Teespeiender-Drache? Das ist eklig!“
Hinter den beiden ertönte ein empörtes Räuspern.
Eine Kopfnuss später zerrte Sakura den Blonden aus dem Laden und nuschelte dem Verkäufer eine Entschuldigung zu, und dass ihr Teamkamerad keine Ahnung hatte.
Der Nachmittag verging. Laden um Laden hatten die beiden auf der Suche nach einem Geschenk durchkämmt. Entweder fand Naruto Sakuras Vorschläge zu eklig, zu unbrauchbar, oder zu affig; oder Sakura fand Narutos Vorschläge zu kindisch, zu merkwürdig, oder zu ‚ich-habe-keine-Worte-dafür‘. Nun saßen die beiden auf einer Bank, waren genervt und hatten immer noch kein Geschenk für Sasuke.
„Wir sind kein bisschen weiter“, seufzte Sakura und ließ den Kopf hängen.
Dem Blonde tat das leid. Er sah zwar immer noch nicht die Notwendigkeit, wo der Uchiha doch eine mega Party geschenkt bekommen hatte; aber seine Teamkameradin so deprimiert zusehen, tat ihm weh. Nun gut, wenn sie Sasuke so unbedingt etwas schenken wollte, dann musste er ihr helfen! Vielleicht würde sie dann merken, was für ein toller Kerl er war. „Wenn du ihm unbedingt etwas schenken willst … lass uns zusammen überlegen.“
„Überlegen?“, schniefte Sakura, weil ihr vor lauter Frustration schon die ersten Tränen kamen.
„Was wäre das perfekte Geschenk für Sasuke?“ Der Blonde verschränkte die Arme vor der Brust und setzte ein Denker-Gesicht auf.
Die Teenagerin überlegte ebenfalls. „Etwas, was er mag natürlich.“
„Was denn sonst?! Alles andere wäre ja doof.“
„Ist schon klar!“, keifte sie etwas pikiert.
Etwas das er mag … Sakura war manchmal wirklich etwas merkwürdig, dachte sich Naruto. Wenn man etwas nicht mochte, konnte es ja kaum das perfekte Geschenk sein. Doch was bedeute ‚Perfekt‘ eigentlich? Für Naruto war Ramen essen mit seinen Freunden das perfekte Geschenk, weil es alles enthielt, was er mochte; Ramen, Essen und seine Freunde.
Er schielte zu seiner Teamkameradin. Ihr perfektes Geschenk wäre wohl … Sasuke; hübsch mit einem Schleifchen verziert und einer Liebeserklärung auf den Lippen. Ja, das würde ihr gefallen.
Nun zu dem Uchiha …
Es verging weit über eine halbe Stunde, ohne dass einer etwas sagte. Schließlich sahen sie sich an.
„Was mag Sasuke?“ Sakuras Stimme war hoch und weinerlich, sie war offensichtlich enttäuscht darüber, dass sie nicht wusste, was ihr Schwarm mochte.
Naruto runzelte die Stirn. Ihm fielen viele tolle Sachen ein; eine zweite selbstgemalte Pokémonkarte, einen netten Hundeschlafanzug, eine Aktionfigur, Comics … Aber, nichts davon würde Sasuke gefallen; zumindest nicht so, wie sich das Sakura wohl wünschte.
Die Teenagerin sprang auf und rannte davon. Ihr Gesicht war tränenüberströmt und zeigte deutlich ihre Enttäuschung über sich selbst.
Während er ihr nachsah, hatte der Blonde plötzlich einen Geistesblitz, der mit viel Getöse und Blingbling in sein Gehirn einschlug. Die Antwort auf die Frage, was Sasuke mochte, war so simpel, dass sie natürlich nicht darauf gekommen waren. Niemals würde sich Naruto das selbst eingestehen, geschweigenden Sakura; aber genau das, war das perfekte Geschenk für Sasuke. Er stand auf und rannte seiner Teamkameradin hinterher. „Warte Sakura!“
Es klingelte und klopft wie verrückt an der Tür. Sasuke wäre vor Schreck beinahe aus dem Bett gefallen. Er stand auf und stampfte wutentbrannt dem Krawall entgegen. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es bereits nach Elf war. Wer zum Teufel klopfte um diese Zeit an seine Tür?!
Energisch riss er seine Wohnungspforte auf und seine Miene verfinsterte sich noch mehr. „Was wollt ihr hier?!“, knurrte er sauer.
Naruto und Sakura standen da und strahlten ihn einfach nur an, dann drückte seine Teamkameradin ihm einen Umschlag in die Hand und die beiden verschwanden kommentarlos.
Völlig verdutzt stand der Uchiha da. Er sah in seine Hand, wo der rosa Umschlag war. Verwirrt schloss er die Tür und öffnete den Kuvert.
Gutschein für einen Team-7-freies-Wochenende.
Gültig: nur einmal.
Alles Gute nachträglich zum Geburtstag.
Sakura & Naruto
Perfekt, dachte sich Sasuke. Er ging zum Kalender und blätterte zum nächsten Jahr.
Unzufrieden brummte er. Sein Geburtstag viel nächstes Jahr auf einen Werktag – so ein Mist aber auch …
Sasuke legte den Gutschein beiseite und ging wieder ins Bett. Es würde sich schon ein passendes Wochenende finden, da war er sich sicher; so eine Gelegenheit, würde er sich nicht entgehen lassen.
