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A Monster's Diamond

Sozialstunden mit Folgen
von

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Part 1

>> A Monster's Diamond - oder auch Sozialstunden mit Folgen «

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Warum tun wir das hier noch einmal genau? Ach ja! Weil mein bester Kumpel gerade wieder so eine größenwahnsinnige Phase hat, und diese unbedingt ausleben muss. Aber warum zieht er mich da eigentlich immer mit rein? Etwa weil wir beste Freunde sind? Meine Mutter hatte Recht... Ich hätte mir meine Freunde wirklich besser aussuchen sollen...
 

Wie sagt man doch gleich so schön: Wer den Schaden hat...
 

Und so schleiche ich, mein Gesicht wohlverborgen hinter meiner blau-weiß gestreiften Maske, hinter Kid her. Gerade sind wir durch ein nicht geschlossenes Fenster im ersten Stock einer Wohnung eingestiegen. Wer sich jetzt fragt, warum wir das hier tun, der wartet vergeblich auf Antworten. Selbst ich weiß nur in den seltensten Fällen, was wirklich in Kids Kindskopf vor sich geht. Meistens tippe ich einfach ins Blaue und sehe dann anhand seiner Mimik, ob ich ins Schwarze getroffen habe oder nicht. Zu meinem (Un)Glück liege ich damit auch noch fast immer richtig. Was wiederum zu der irrtümlichen Annahme geführt hat, ich wüsste IMMER, was für Zahnräder sich da unter dem roten Schopf gerade drehen - oder eben auch nicht drehen.
 

Vermutlich will er seiner neuen Flamme - diesem Schlitzohr von einem Chirurgen Trafalgar Law - irgendetwas beweisen, was diese Aktion hier zur Folge hat. Ich glaube allerdings, dass er sich dieses Mal mit seinem Vorhaben gewaltig überschätzt hat. Und das nicht zuletzt, weil mich bereits seit geraumer Zeit das Gefühl beschleicht, dass wir in die falsche Wohnung eingestiegen sind.
 

Suchend sehe ich mich in der Küche um. Hoffe auf irgendein Indiz, welches dieses Unwohlsein in Wohlgefallen umwandelt. Stattdessen passiert das genaue Gegenteil. Ich weiß genau, dass Trafalgar ein Kaffeesüchtiger ist - hier ist aber nicht einmal die Spur einer Kaffeemaschine zu finden. Ein flüchtiger Blick in die Schränke bestätigt dies. Keine Kaffeemaschine. Nicht einmal Kaffeepulver. Dafür jede Menge Teesorten, heiße Schokolade und Fruchtsirup.
 

"Kid!" zische ich dem Hünen hinterher, der bereits um die Ecke verschwunden ist. "Alter, komm wieder zurück - das ist die falsche Wohnung!"

Angesprochener streckt mit fragendem Gesichtsausdruck seinen Kopf wieder durch die Küchentür. "Quatsch nicht, Killer. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass wir richtig sind. Straße und Hausnummer stimmen überein." Damit ist das Thema für ihn beendet. Ob ich ihm vielleicht sagen sollte, dass es auf dem gleichen Hausflur noch zwei weitere Wohnungen gibt?
 

Kopfschüttelnd trotte ich hinter ihm her - es hätte keinen Zweck, ihm das zu verklickern. Er würde mir ohnehin nicht zuhören. So ist er eben. Wenn er der Meinung ist, er hat Recht, dann hat er auch Recht. Und zwar so lange, bis er sich selbst vom Gegenteil überzeugt hat - aber selbst dann würde er es niemals offen zugeben.
 

Im Flur bleibe ich kurz stehen und mustere einen Gegenstand, der mein Interesse geweckt hat. Nicht, weil dieser irgendwie wertvoll ist oder dergleichen. Nein. Ich habe so etwas nur einfach noch nie gesehen. Wozu braucht jemand so etwas? Vorsichtig hebe ich das Stoffteil hoch, welches sich als eine Art Kopfbedeckung entpuppt. Schwarz. Mit dunkelblauen Flügeln als Ohrenschutz. Der Kappenschirm quietschgelb, und oben auf sitzt eine leuchtend rote Bommel. Wer bitte trägt denn so etwas?
 

Mit einem breiten Schmunzeln will ich das Teil eigentlich gerade wieder dahin zurücklegen, wo ich es hergenommen hatte, aber etwas lässt meine innere Alarmglocke schrillen. Warum ist es plötzlich so verdächtig still? Müsste ich nicht eigentlich Kids schwere Stiefel durch die Wohnung stapfen hören? Und warum ist es eigentlich so hell?
 

"Was genau machen Sie in meiner Wohnung, Mister...?" vernehme ich eine noch verschlafene aber dennoch bedrohlich brummende Stimme in meiner Nähe. Ups.
 

Und was mache ich nun? Eigentlich gibt es ja nichts, wofür ich mich rechtfertigen müsste - hab ja schließlich nichts getan. Wir haben uns lediglich in der Tür geirrt - ähm, im Fenster.

Also lege ich so viel Ruhe und Gelassenheit in meine Stimme, wie nur irgendmöglich.

"Einbrechen." Verdammt, nun konnte ich mir ein Grinsen doch nicht verkneifen - das hat der Kerl sicher gehört.
 

Der junge Mann mit dem kupferbraunen Haar und den leuchtend grünen Augen steht mir einfach nur fassungslos gegenüber. Mit der Antwort hat er anscheinend nicht gerechnet. Tja, was soll ich sagen? Bin halt einfach zu ehrlich...
 


 

Einige Zeit später befinde ich mich genau deswegen dann auch auf der Polizeiwache. Ein amüsiertes Grinsen auf meinen Lippen, ein zorniges, nach unten zuckendes 'Grinsen' auf denen des Polizisten mir gegenüber.

"Ich frage Sie jetzt zum letzten Mal: Was hatten Sie in der Wohnung zu suchen?" keift er mir entgegen, seine Züge wutentbrannt.

Meine Antwort: Ein Schulterzucken.

Seine Reaktion: Das Zerstören der Holztischplatte mit seiner Faust.

Wie ich diese konstruktiven Unterhaltungen doch schätze.

Erinnert mich irgendwie stark an meinen besten Kumpel.
 

Das Ende vom Lied: Da nichts und niemand zu schaden kam, auch nichts entwendet wurde und ich Stillschweigen über meine Beweggründe bewahrte - und darüber, dass ich nicht alleine unterwegs gewesen war - konnten die netten Beamten mich lediglich zu Sozialstunden verdonnern wegen unbefugten Eindringens in eine fremde Wohnung.
 

Stört mich nicht. Hat es noch nie. Es ist ja nicht so, dass das hier mein erster Besuch bei den netten Herren in Uniform wäre. Ich bin eigentlich ein gesetzestreuer Bürger. Nur dank Kid viel zu oft zur falschen Zeit am falschen Ort. Wäre er jetzt mit hier, würde diese Situation mit einer Schüssel Popcorn durchaus einen hohen Unterhaltungswert bekommen. Vielleicht sollte ich meine Verschwiegenheit wirklich noch einmal überdenken, damit ich hier nicht immer alleine herum sitzen muss, geht es mir durch den Kopf, während der Polizist schimpfend und fluchend versucht, mir zu erklären, wo ich mich denn dieses Mal nützlich machen darf. Artig lass ich mir die Adresse aufschreiben, wo ich wann zu erscheinen habe und verlasse dann, mich höflich verbeugend, für die Umstände entschuldigend und mit einem "Gute Nacht, Herr Officer." das Polizeirevier.
 


 

Drei Tage später stehe ich vor einem mehrstöckigen Bürogebäude mit Glasfensterfront. Schnell die unbändige blonde Mähne mit einem Haargummi zusammen gebunden und auf geht die wilde Fahrt. In der Empfangshalle lächelt mir eine junge Frau mit kurzen blauen Haaren und Brille entgegen und winkt mich zu sich.

"Guten Morgen, Sir. Sie müssen Herr Kira sein, hab ich Recht?" Ihre freundliche Art ist mir irgendwie sofort sympathisch.

"Nur Kira, bitte." Eigentlich hasse ich es, wenn die Leute mich bei meinem richtigen Namen rufen aber was soll ich machen?

"Ah, in Ordnung. Also, ich hole nur eben ein paar Sachen für Sie - wenn Sie so lange hier auf mich warten würden?" Damit eilt sie um den Tresen herum, geht an mir vorbei und... stolpert.
 

Natürlich greife ich reflexartig nach ihrem Arm, um den Sturz zu verhindern und ziehe sie wieder hoch auf ihre Füße. Gefühlte tausend Entschuldigungen und Danksagungen stammelnd setzt sie ihren Weg fort. Gedanklich füge ich dem 'sympathisch' noch ein 'niedlich tollpatschig' hinzu, hole aus meiner Hosentasche mein Messer und fange an, nur so zum Zeitvertreib damit herumzuspielen. Bin mal gespannt, zu welcher Arbeit ich hier genau verdonnert werde. Vielleicht darf ich dem kleinen Tollpatsch ja über die Schulter gucken? Dann wäre es auf jeden Fall nicht langweilig und ich hätte stets etwas zu lachen.
 

Plötzlich wird mir mein Allerheiligstes geschickt entrissen und verdutzt schaue ich in das Gesicht der Blauhaarigen, die mich tadelnd ansieht und dabei ihre Brille zurecht rückt.

"Mit solchen Waffen spielt man nicht! Jemand könnte sich dabei verletzen!" Dann mustert sie das Messer kurz, nickt einmal, bevor sie es geübt durch ihre Finger gleiten lässt und dann hinter dem Tresen verstaut.

"Sie bekommen es nach Dienstschluss wieder." und dann kommt noch ganz beiläufig: "Es ist in einem guten Zustand - ist es neu?"

"Nein, hab's schon seit 'ner halben Ewigkeit." antworte ich ganz reflexartig.
 

Rede ich gerade mit einer Frau über mein Messer? Ok. Ich muss hier weg.
 

Doch im selben Moment drückt sie mir einen Stapel mit Klamotten und Arbeitsstiefel in die Hand.

"Da hinten sind die Umkleiden. Hier ist Ihr Spindschlüssel, den sie so lange, wie Sie bei uns sind, behalten werden. Gehen Sie sich bitte umziehen und melden Sie sich dann im dritten Stock beim Chef. Viel Spaß." Fröhlich grinsend winkt sie mir hinterher, während ich mich in die Richtung aufmache, in die sie zuvor gedeutet hat.
 

In der Umkleide erwartet mich dann der Schock meines Lebens. Nachdem ich die Stiefel beiseite gestellt hatte, um mich den Klamotten zu widmen, ist mir so ziemlich alles aus dem Gesicht gefallen. Die wollen mich doch verarschen! Dieses Teil hier werde ich unter gar keinen Umständen anziehen! NIEMALS!

Schnaubend stopfe ich das hässliche Teil also in meinen Spind, zusammen mit den Stiefeln, und mache mich auf in den dritten Stock.
 

Die Tür zum Büro des Chefs ist nicht schwer zu finden - immer dem lauten Gemotze nach. Dort angekommen, lasse ich mich geschmeidig auf den Stuhl nieder und grinse den Mann Mitte 30 herausfordernd an. Brummend betrachtet er mich, seine zwei Zigarren paffend, die Mundwinkel tiefer nach unten gezogen, als die des Polizisten, der mich vor wenigen Tagen noch verhört hat. Eben ein echter Charmebolzen.
 

"Warum tragen Sie ihre Arbeitskleidung nicht?" blafft er mich direkt an. So ein reizendes Kerlchen. Ich wünsche zur Begrüßung eigentlich immer einen 'Guten Tag' oder dergleichen, er zieht es anscheinend vor, seinem Gegenüber ins Gesicht zu spucken beim Reden. Warum nur fühle ich mich so heimisch?

"Beige steht mir nicht so." geb ich gelassen zurück und bringe dadurch seine Wutader zum Vorschein. Der Typ ist sogar explosiver als Kid - dass so etwas überhaupt möglich ist, hatte ich bisher stets ausgeschlossen. Hier und heute darf ich mich vom Gegenteil überzeugen.
 

"PENG!" brüllt er über die gesamte Etage - und ich möchte wetten, man hört ihn auch noch in der Eingangshalle. Hinter mir höre ich gemächliche Schritte. Anscheinend hat es der Gerufene nicht besonders eilig zu seinem Chef zu kommen. Einige Schritte hinter mir bleibt die Person dann stehen.

"Deine Hilfskraft. Mach mit ihm, was du willst. Aber entferne ihn aus meinem Büro!" und schon dreht der Sessel sich mitsamt Chef um und kehrt uns den Rücken zu.
 

Mit einem genervten Stöhnen wendet sich die, mir noch unbekannte, Person wieder zum Gehen, hält aber noch einmal kurz inne.

"Kommst du jetzt oder willst du hier Wurzeln schlagen?"

Ganz langsam drehe ich mich in einer unschönen Vorahnung um - ich habe diese Stimme erst ein einziges Mal gehört, bin mir aber ganz sicher, dass ich weiß, zu wem sie gehört.
 

Ein Blick über meine Schulter und ich muss kurz schlucken. Verflucht noch eins! Bin ich echt ein so schlechter Mensch geworden, dass Karma mir das auf diese Weise heimzahlen muss?!
 

Nicht nur, dass ich die Stimme wiedererkannt habe, auch diese Kopfbedeckung würde ich überall genau dieser Stimme zuordnen können. Oder täuschen meine Ohren mich und es gibt ganz zufällig in genau dieser kleinen Stadt noch eine zweite Person mit einer absolut identischen Kappe? Wohl kaum...
 

Der quietschgelbe Schirm, die dunkelblauen Ohrenschützer, die rote Bommel - ich stehe gerade dem Menschen gegenüber, bei dem ich vor wenigen Tagen durch's Fenster gestiegen bin...
 

(Fortsetzung folgt...)



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