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Break on through

von

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"Hier oben", eine fremde Stimme ließ die Köpfe nach oben schnellen als auch schon ein Lufthauch um ihre Nasen wehte. Die Spitze einer Klinge begann grell im Mitternachtsschein aufzuleuchten. Es vergingen Sekunde, dass das Schwert mitsamt seines Besitzers auf den Kopf der Wache zuflog. Die Klinge ging geradewegs durch die Kehle. Der Angreifer landete auf der Wache, dass beide zu Boden gingen. Etwas wackelig richtete sich der Angreifer auf, zog das Schwert aus dem Leichnam und drehte sich zu Tiwaz um. Dieser riss die Augen auf. Gelbe Seelenspiegel, die im Mondschein fast golden schimmerten, sahen ihn mit einer Intensität an, dass er am ganzen Leib Gänsehaut erfuhr. Die Haare zu einem geflochtenen hohen Zopf gesteckt, dass lediglich zwei Strähnen vor ihren Schläfen baumelten, schwang der Pferdeschwanz im seichten Wind ihrer Bewegungen hin und her. In der Dunkelheit war die blaue Mähne kaum mehr zu erkennen, dass er zweimal blinzeln musste, um sicher zu sein, auch wirklich die Prinzessin vor sich zu haben. Ihre alten Herrschaftskleider hatte sie abgelegt. Ein dunkelrotes Kleid mit allerhand bunten Bändern um die Hüften ließ sie wie eine Kriegerin aus fremden Ländern erscheinen. Bilder der anderen Welt erschienen wie Blitze vor seinem geistigen Auge. 'Dieses Mädchen, sie-' Er konnte nicht aufhören sie anzustarren. Prinzessin und Kriegerin verschmolzen zu einem Individuum. Ihr standfester Ausdruck wich einem besorgten Blick als sie auf seine Schulter sah.

"Ihr seid verletzt", sie näherte sich ihm. Erst jetzt bemerkte er ihr Zittern, welches sogar die Klinge beben ließ. Das Schwert zu Boden fallend stand sie direkt vor ihm.

"Ihr habt viel Blut verloren. Wir müssen wenigstens die Wunde abbinden." Derweil nahm sie eines ihrer Bänder und versuchte in ihrer hektischen Unbeholfenheit die Wunde zu verbinden. Trotz Schmerzen konnte er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Da war sie wieder - die kleine, naive Prinzessin, welche von der grausamen Realität verschont geblieben war.

"Anders rum", sagte er und deutete auf die missratene Wickeltechnik, "da kannst du mir auch dein Diadem auf die Schulter drücken und es hätte dieselbe Wirkung."

"Charmant wie immer", grummelte sie und befolgte seine Anweisung, "ein einfaches Danke hätte mir genügt", murmelte sie und knotete die Enden zusammen.

"Nein."
 

*

Sie war dabei gewesen, sich für ihr eigenes, unbedachtes Handeln zu schelten als er auf ihr Selbstgespräch antwortete. Die Ernsthaftigkeit in seiner Stimme ließ sie aufblicken. Seine Augen ruhten streng auf ihr. In einer einzigen Bewegung hatte er sich von ihren Händen losgerissen und war auf die Knie gegangen.

"Was macht Ihr-" Ihr Stammeln verebbte.

"Mein Dank", seine Stimme war wie ein Brodeln, "würde bei Weitem nicht genügen." Sie wich einen Schritt nach hinten aus. Seine Mimik, die Art wie er vor ihr kniete - noch nie hatte sie ihn so gesehen. Ihr Herzschlag rauschte in den Ohren als er weiter sprach: "Mein Leben stand auf dem Spiel. Es ist eine Frage der Ehre, dass ich dieses Geschenk zu gleichen Teilen zurück zahle. Und wenn ich Euch ein Leben lang dienen muss... Prinzessin." Er neigte seinen Kopf, die linke Hand lag auf seiner Brust. Wieso tat er das? In Eoweli breitete sich ein stechender Schmerz aus. Die Mundwinkel begannen zu zucken, sie wandte sich von dem ehrfurchtsvollen Blick ab, der durch seine Augen nur noch mehr Ernsthaftigkeit erfuhr.

"Was habt Ihr, Prinzessin", er hörte nicht auf, sie anzusehen, "wie mir scheint, seid Ihr damit nicht zufrieden." Es kostete alles Kraft, ihn anzusehen. Wie ein wildes Flügelschlagen drückte ihr das Herz an die Brust. Sie würde es bereuen, dessen war sie sich sicher. Aber das eigene Schweigen wurde ihr zur Qual. Die junge Prinzessin schüttelte den Kopf. Erneut hatte sie die Dunkelheit auf ihrer Seite, dass ihre glühenden Wangen versteckt blieben. "Ich", hauchte sie, die Worte in ihrem Kopf wurden zu einem Manifest, sie konnte nicht länger schweigen, "ich wünschte nur, Ihr würdet mich nicht als Prinzessin sehen." Eoweli wusste nicht, ob er sie ansah - ihre Augen blickten zum Boden, zu der Klinge, aus der noch Blut tropfte.

"Was immer Ihr wünscht, Prinzessin", säuselte er, dass Eoweli erschrocken zu ihm hinunter sah. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen - eines, das zu dem Anführer der Pangäsanen passte.

"Äh, nein", fuchtelte die Prinzessin mit den Händen, "so habe ich das nicht gemeint. Ich...ich will damit nur sagen...also...ich, ich möchte-" Doch er hatte sie bereits am Arm gepackt, an sich gezogen und ihre Lippen mit seinen verschlossen. Die Augen weit geöffnet realisierte sie, was er getan hatte. Stille ummantelte sie, Wärme durchströmte ihren Körper in dieser ruhelosen, kalten Nacht. Langsam schlossen sich die Lider. Ihr Körper drückte sich von selbst an seinen. In diesem Moment waren der Tumult und der Angriff vergessen. Eoweli hätte niemals ahnen können, dass es etwas Leichteres als Schwerelosigkeit geben könnte. Erst als er sich allmählich von ihr löste, schien sie wieder zur Besinnung zu kommen. "Nun", sagte er und streifte dabei ihr Ohr, "für meine Prinzessin tue ich alles, was nötig ist. Ich kann natürlich auch-"

"Tiwaz!", Eoweli versuchte seinen neckenden Verlockungen auszuweichen, "du bist furchtbar. Selbst jetzt."

"Ich kann noch viel grausamer sein-" Kaum hatten sie sich aufgerappelt, hörten sie Rufe. Eine kleinere Gruppe von Rebellen war in Richtung Marktplatz geeilt, um ihrem Anführer beizustehen. Als sie den Leichenhaufen erblickten zuckten sie zusammen. Sie kennt

"Wie-", einer von ihnen sah zwischen dem Anführer und der Prinzessin hin und her. Der Zusammenhang wollte ihm einfach nicht klar werden.

"Wie sieht es in den restlichen Stadtteilen aus?", fragte stattdessen Tiwaz und war wieder vollkommen in seiner Rolle als Oberhaupt.

"Wir haben so gehandelt, wie Ihr es von uns verlangt habt. Die südlichen Tunnel sind zerstört, die Wachen haben es nicht mehr nach draußen geschafft."

"Und unsere Männer?"

"Wir haben zehn Tote zu beklagen, drei sind schwer verletzten, der Rest hat sich im Auschweichversteck versammelt."

"Die Zahl der Opfer ist gering", murmelte Tiwaz.

"Wie mir scheint", entgegnete ein anderer, "hatten sie es in der Nacht auf Euch abgesehen gehabt. Die Soldaten waren in der Unterzahl, selbst Alep berichtete, dass nur wenige Wachen zum Versteck gekommen sind."

"So ist das also", Tiwaz schüttelte den Kopf, "diese einfältigen Bastarde."

"Wir sind froh, dass Euch nichts geschehen ist, Anführer", die Rebellen verneigten sich.

"Beeilen wir uns, dass wir von hier verschwinden. Es gibt einiges zu bereden." Damit ließ er den Männern keine Gelegenheit, weiter darauf einzugehen.
 

Sie verließen den Marktplatz und steuerten eine abgelegene Hütte, nahe der Küste, an. Einer der Rebellen war vorausgeeilt. Als sie schließlich das Versteck erreicht hatten, waren die Insassen in ein hitziges Gespräch vertieft. Die Neuankömmlinge erblickend gingen ihre Laute in ein Flüstern über. Ihre Gesichter drehten sich zu Tiwaz und Eoweli. Sie näherten sich beiden und senkten ihr Haupt.

"Prinzessin", riefen sie im Chor ihren Namen. Die Rettung ihres Anführers hatte die Runde gemacht, der junge Rebell hatte die Heldentat der Prinzessin verbreitet. Obwohl niemand die wahren Hintergründe kannte, schienen sie von der jungen Prinzessin überzeugt. Jeder von ihnen war bereit, es dem Clanoberhaupt nach zu machen und ihr Leben für die Prinzessin zu opfern. Verlegenheit ergriff die junge Prinzessin, die solchen Zuspruch niemals angestrebt hatte. Die Hoffnungen der Widerstandskämpfer projizierten sie auf Eoweli, die sich nicht in der Position der Retterin wiedererkannte. Glücklich, den Menschen Hoffnungen zu schenken, fürchtete sie ebenso, dass die Erwartungen zu hoch werden könnten. Das >unbekanntee Paradies< wurde immer mehr zu einer Romantisierung. Auch für diejenigen, die sich anfangs mit ihrem Schicksal auf Atlantis abgefunden hatten.

"-wir haben keine Wahl", Tiwaz Worte rissen sie aus ihren Gedanken. Die Stimme war entschlossen und endgültig. Seine Gegenwart ließ sie ruhiger werden. "Sobald der Palast von dem missglückten Attentat erfährt, werden sie aufrüsten. Wir müssen mit weiteren Angriffen rechnen und uns wappnen. Bis zur Wintersonnenwende müssen wir durchhalten - wenn nötig auch zu Gewalt greifen." Die Wintersonnenwende. Eoweli hatte die Übersiedlung in die Wege geleitet. Der letzte große Krieger-Clan auf der anderen Seite hatte sich auf einen Kompromiss geeinigt. Solange die Menschen ihren Teil nicht verließen, durften sie in ihrer Welt leben. Einen Anspruch auf weitere Ländereien wurde abgelehnt. Es hatte viel Überzeugungskraft gebraucht, die stärksten Wesen dieser Welt umzustimmen. Letztendlich hatte ihre Lage die Herzen dieser Krieger erweichen lassen. Nun mussten sie auf die Wintersonnenwende warten, die in jener Welt an einem Neujahrstag stattfände. Einem Tag, an dem in der gesamten Welt Frieden und Waffenstillstand herrschte. Anfangs voller Aufregung merkte Eoweli, wie viel Zeit bis dahin vergehen musste. Zeit, die vielen das Leben kosten würde - auf beiden Seiten. Immer deutlicher bekam die junge Prinzessin zu spüren, dass Chaos Atlantis bestimmte, solange zwei Parteien existierten. Unter ihrem Bruder würde es niemals Freiheit geben und mit Tiwaz als Rebellenanführen keinen Frieden.



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