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Verzeih mir, dass ich sterbe

von

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Verzeih mir, Mutter

Mir ist heiß, dann wieder kalt und meine Glieder schmerzen, als würde man sie mir zerreißen. Ich bin schwach, kann weder den Kopf drehen, noch kann ich irgendein Körperteil anheben. Nur liegen ist mir möglich, ebenso schlafen und selbst das Trinken fällt mir unsagbar schwer. Könnten doch nur meine Ohren schweigen, dass Husten und Stöhnen ignorieren. Die Schreie um mich herum.
 

Ich ertrage sie nicht. Sie machen deutlich, dass wieder jemand gestorben ist und Familien trauern. Auch ich kenne das Gefühl von Trauer und Schmerz, habe zwei Brüder und meinen Vater bereits verloren und nun liege ich selber hier und bin dem Tode nah. Einzig meine Mutter ist mir geblieben, sitzt an meinem Krankenbett und kümmert sich um mich.
 

Sie ist so tapfer, lächelt und kühlt mir immer wieder die Stirn. So viel musste sie erleiden und doch hat sie als ehemalige Frau von Jarl Haraldson, meinem verstorbenen Vater, niemals aufgegeben. Ich beneide sie und bin stolz, wie tapfer sie alles erträgt. Schwach erwidere ich ihr Lächeln, öffne meine Augen und blicke sie an. „Ich liebe dich, Mutter."
 

Ihr Blick gleitet über meinen schwachen Körper und ich sehe ihr an, wie sie gegen die aufkommenden Tränen ankämpft. So gerne will ich ihr sagen, sie soll nicht weinen, alles gut wird und doch kann ich es nicht. Ich merke selber, dass meine Kraft mehr und mehr schwindet und meine Kehle trocken wie Staub ist. „Wasser", krächze ich und warte, dass meine Mutter sich erhebt und sich von mir entfernt. „Ich bin gleich wieder da." Ihre letzten Worte, dann dreht sie sich um und lässt mich kurz alleine. „Verzeih mir, Mutter."
 

Ihr Schreien und Klagen höre ich nicht mehr. Die Walküren sind gekommen, um mich nach Walhalla zu Vater und meinen Brüdern zu holen. Ich folge ihnen, blicke ein letztes Mal auf meine weinende Mutter und mein Dorf, in dem ich geboren und aufgewachsen bin. Wir sehen uns wieder, sind meine letzten Gedanken, dann überschreite ich das Thor und werde von meiner Familie empfangen.



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