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Dragonblood

Bound by fate, cursed by blood
von

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The wild Dreams of a deluded Child

Wie lange war es bereits her?

Vielleicht waren es gerade mal Stunden, oder einige Tage, aber sie hatte definitiv ihr Zeitgefühl verloren.

Das kleine Mädchen wanderte ganz allein durch ein großes Gebäude. Einzelne trübe Sonnenstrahlen schimmerten durch die Löcher der großen Eingangshalle in der sie sich befand. Staub tanzte glitzernd umher und wurde nur durch das Licht sichtbar. Obwohl man sich nicht mehr sicher sein konnte ob es wirklich nur Staub war oder nicht vielleicht Asche. Asche der Verstorbenen und vorher verwandelten Menschen. Aber dennoch wirkte es wunderschön und beruhigend. Wie es im Licht schwebte und langsam zu Boden glitt. Es strahlte eine Ruhe aus. Eine Ruhe die sie vor dem Untergang der Menschheit nicht gekannt hatte. Vorher war alles laut und hektisch gewesen. Nun ist alles still und einsam. Traurig, aber auch irgendwie erlösend.

Und während sie so durch die Halle lief, was früher mal eine wundervolle und schöne Eingangshalle eines Hotels gewesen sein musste, wurde ihr kalt. So das sie sich über die Oberarme rieb und schniefte. Selbst die dicke Jacke spendete ihr kaum noch Wärme und der Hunger befeuerte diesen Zustand noch weiter. Wenn man Hunger hatte fror man schneller. Nie hatte sie diesen Worten ihrer Eltern geglaubt, aber nun verstand sie es und sah es ein. Jetzt wo sie hunger litt verstand sie es. Etwas was vorher nie der Fall gewesen war.

Vorbei an alten Sitzplätzen und über einen kaputten, vergilbten Teppich, lief sie auf den Anmeldetresen vor sich zu. Dieser stand direkt neben einer gewaltigen Treppe rechts, die in die oberen Stockwerke und zu Zimmern führte. Der Teppich, der früher rötlich gewesen zu sein schien, war nun durch den Dreck und die Asche nur noch ein Schatten seiner Selbst. Vergilbt und gräulich lag er die Treppe hinauf. Zu Staub zerfallen waren all der Prunk und die Pracht der goldenen Tage, als die Menschen noch dominant auf der Erde regierten. Es wirkte wie vergessen. Und während sie weiter die Treppe rauf starrte…fragte sie sich was andere denken würden. Was würden andere Lebewesen denken? Denken wenn sie die Ruinen der Menschheit fanden. Würden sie nach ihnen forschen? Würden sie sich dafür interessieren dass einmal der Mensch existierte? Menschen taten sowas. Aber was würden andere Spezies denken? Außerirdische zum Beispiel, wenn es sie gab. Würden sie die Menschheit erforschen? Oder würden sie einfach in Vergessenheit geraten? Dinge über die sie nachdachte. Aber nichts davon konnte ihren Hunger stillen, also schüttelte sie den Gedanken ab und lief um den Tresen herum.

Es ging ihr mies. Wenn sie nicht bald etwas zu essen fand, könnte sie schon darauf zu schwach sein um überhaupt essen zu suchen. Sie fühlte schon jetzt wie ihre Knochen schwerer wurden. Und der Hunger an ihren Kräften nagte. So zog sie eine Schublade auf und suchte. Sie suchte nach Schlüsseln für das Hotel. Gezielt suchte sie den Schlüssel für die Küche. Am besten wäre ein Schlüsselbund mit großer Auswahl. Doch nichts dergleichen war zu finden, egal wie viele Schubladen sie aufriss. Auch an der Wand links von ihr hingen keine Schlüssel mehr am Brett. Offenbar hatten da welche die Selbe Idee gehabt wie sie. So seufzte das arme Kind und setzte sich auf den Boden. Traurig und den Tränen nahe umschlang sie ihre beiden Beine und krümmte sich zusammen.

Sie hatte hunger. War seit zwei Tagen allein und einsam. Und sie vermisste ihre Eltern. Das hätte nicht passieren dürfen. Sie hätte sie nicht allein lassen dürfen. Sie allein zu lassen war fast dasselbe als würde man sie umbringen. Sie kam allein nicht zurecht. Sie…sie wollte es auch nicht. Aber ein Urinstinkt hielt sie am Leben und brachte sie dazu weiterzukämpfen und nach Essen zu suchen. Dieser nannte sich: Überleben. Etwas was jeder von der Geburt an in die Wiege gelegt bekam. Und das quälte sie besonders. Sie wollte nur noch Frieden und Ruhe. Nicht mehr allein sein und zu ihren Eltern, die bereits im Himmel waren. So hoffte sie zumindest.

Letztendlich schlichen ihr doch Tränen aus den Augen und sie weinte leise und bitterlich. Doch ein Geräusch riss sie aus den Gedanken und ließ sie aufblicken und prompt still werden. Sie schniefe und sah links neben sich. Dort war ein Gang, direkt hinter dem Tresen wo sie saß und dieser schien in die hinteren Bereiche für das Personal zu führen. Das Geräusch kam aus dieser Richtung und sie stand auf. Obwohl alles in ihr schrie in die andere Richtung zu gehen, ihr logischer Verstand ihr das sagte, hatte sie dennoch die Neugier gepackt und sie lief langsam, auf den Zehenspitzen auf den Gang zu.

Die Tür war kaputt und lag lose an der Wand links am Rahmen angelehnt. Etwas hatte sie aus den Angeln gerissen, auf geschmettert und so gelassen. Aber das war ewig her. Das verrieten der Staub und das Moos auf dem Holz der Tür. So lief sie rein in den Gang und sah dann rechts von sich diesen runter. Er war nicht sonderlich lang und hatte am Ende eine T-Kreuzung nach rechts und links. Das Klappern in der Ferne wurde immer lauter. Sie konnte es als Klappern nun erkennen und nicht mehr nur als dumpfe Schläge. Vorsichtig lief sie an der linken Wand entlang und fasste sich nervös mit der rechten Hand an die Brust, während die Linke sie an der Wand stützte.

Sie war wahnsinnig. Das war ihr klar. Aber sie musste wissen was das war. Vielleicht waren es ja Menschen die ihr helfen könnten? Die Hoffnung hatte sie zumindest. Und falls es etwas war was sie töten würde, dann war ihr das auch irgendwo tief im Innern egal. Sie hatte keine Lust mehr allein zu sein.

Nach wenigen Schritten kam sie an der Kreuzung an und blickte links und rechts von sich zu den Türen. Rechts war eine Verschlossene. Aber die links, bei ihr auf der Seite, war offen und sie sah dahinter die Küche. Sie hatte die Küche gefunden. Und zu ihrem Glück konnte sie einfach rein spazieren und nach Essen suchen! Doch zuvor musste sie wissen was das für ein Geräusch war, dass definitiv aus der Küche kam. Inzwischen klang es nach dem Scheppern von Metall. Als würde man eine Pfanne gegen anderes Metall schlagen. Sie glaubte aber nicht das dort drin jemand kochen würde, dass wäre unlogisch. Nicht in diesen Zeiten und nicht so laut. Aber vielleicht suchte dort auch jemand Essen und sie konnte sich mit ihm zusammen tun!

Mit etwas mehr Mut, aber dennoch zittrigen Beinen, lief sie in die Küche. Gebückt und versteckte sich hinter einem Ofen. Die Küche war groß und mehrere Öfen, Kochflächen und Arbeiterplatten waren aneinander gereiht. Es wirkte alles sehr amerikanisch und das in Japan. Es wirkte wie eine große amerikanische Hotelküche. Und so schlich sie weiter, im Schutz der Geräte, tiefer in die Küche hinein. Das Geräusch wurde immer lauter. Aber nun fiel ihr auf das es sehr unkoordiniert war. Es hatte keinen Rhythmus. Es schien wahllos zu passieren. Es war also nicht von einer Maschine verursacht. Und als sie am Ende der Reihe, in der Hocke und gebückt rechts um die Ecke sah…wusste sie auch endlich was das Geräusch verursachte. Und zu ihrem Schrecken war es nicht das was sie gehofft hatte.

Sie sah einen Legion. Dieser Mann, blass und verwandelt stand an einem Herd vor sich und hatte ihr den Rücken zugewandt. Er trug eine zerfetzte Hose und kein Oberteil mehr, so dass sie seine bleiche Haut, wie Schnee und die Adern darunter sehen konnte. Keine Haare auf dem Kopf zeigten dass er schon lange verwandelt war. Die Augen komplett rot mit getrocknetem Blut.

Das Monster stand da einfach nur und haute sich stöhnend und dumm immer wieder den Kopf gegen eine Pfanne, die über dem Herd hing und dadurch wackelte. Es schien als würde das Wackeln ihn anziehen. Was Sinn ergab denn sie gingen nach Geräuschen und Bewegungen wenn sie diese sahen. Dies hatte einen hypnotisierenden Effekt auf es. Es griff sogar mit der Hand langsam danach und brachte es wieder zum bewegen. Ein Kreislauf aus dem es sich nicht zu befreien schien.

Das Mädchen war so erschrocken von der Kreatur das sie langsam zurück wich und wieder in Deckung. Doch leider war sie so abgelenkt gewesen…das sie den Löffel nicht bemerkte der hinter ihr am Boden lag. Und so passierte das Schlimmste überhaupt…sie trat dagegen. Und als das Metall schrecklich laut klirrend über den Steinboden fegte hatte sie mehr Aufmerksamkeit als sie es jemals in ihrem Leben haben wollte.

Der Legion brüllte und drehte sich blitzartig um. Ein schriller und markerschütternder Schrei hallte durch die Küche und ließ das Kind auf der Stelle erstarren. Aber nicht lange und sie rannte blind und in Panik los. Der schlimmste Fehler den sie aus Reflex tun konnte. Der Legion sah sie und rannte ebenfalls los. Er sprang nach vorne und schepperte auf die Küchenfläche hinter der sich das Mädchen versteckt hatte. Riss löffel und Pfannen, die darüber hingen herunter und machte einen schrecklichen Lärm damit, als er sich über die Fläche riss und auf der anderen Seite auf den Boden donnerte. Nun auf der selben Seite war wie das um ihr Leben rennende Mädchen. Und während sich das Monster wieder hoch kämpfte, zwischen Löffeln und Pfannen die schepperten, passierte etwas noch schlimmeres für das Kind…sie rutschte aus. Sie rutschte auf einer kleinen Pfütze, neben einer Spüle rechts von ihr, aus und knallte mit der Nase nach vorn auf den kalten Boden vor ihr. So kam sie nicht mehr schnell genug hoch. Ihr Bauch tat weh und ihr rechtes Knie, durch den Sturz, ebenfalls. So drehte sie sich zitternd und mit blanker Angst in den Augen auf den Rücken und sah halb sitzend zu dem Monster vor ihr. Welches nicht weit entfernt war und sich inzwischen wieder auf die Beine gestellt hatte. Es sah zu ihr rüber. Das Mädchen wusste nicht ob es überhaupt etwas sah durch diese blutigen Augen, aber dennoch fixierte es sie an und sie spürte den Blick auf sich ruhen. Und während sie es ansah fühlte sie erstaunlicher Weise noch etwas anderes als Angst…es war Mitleid. Es konnte nichts dafür dass es so war. Und sie wünschte sich ihm helfen zu können. Menschen heilen zu können von dieser Krankheit. Aber sie war nur ein Kind. Ein einfaches Mädchen. Sie konnte nichts tun. Aber das war nicht mehr von Bedeutung. Denn der Legion kam bereits auf sie zugerannt und würde sie infizieren. Und dann würde sie seine Sicht vielleicht selber endlich verstehen…und was ihre Eltern nun erlebten.

Doch etwas passierte. Es kam nicht dazu. Sie wurde verschont und der Legion konnte sie nicht mehr erreichen. In dem Bruchteil einer Sekunde schepperte von rechts etwas über die Arbeitsfläche aus Metall. Es riss den Legion zu Boden und dieser schrie auf. Schlug hecktisch um sich und versuchte den Angreifer zu packen, der sich mit ihm über den kalten Boden wälzte und ebenfalls brüllte. Es wurde ein lautes und wirres Knäul aus Schreien und Kämpfen, dem sie nur verwirrt und erschrocken zusah. Sie konnte nicht mal wirklich registrieren was da passierte. Es war so surreal.

Und dann sah sie den Legion am Boden. Sah wie er unter dem fremden Angreifer lag und versuchte nach ihm zu schnappen und zu greifen. Doch dieser hielt ihn eisern unter sich und saß fest auf ihm. Hatte den Legion mit beiden Händen fest am Hals im Griff. Aber dann kam er runter und…biss zu. Er biss dem Legion in den rechten Teil der Kehle und zerrte. Riss und zerrte daran das Blut floss. Unmengen von Blut. Und das ging solange weiter, zwischen Schreien und Brüllen des Legion, bis der sich nicht mehr regte...und ein Kopf auf den Boden donnerte. Der Kopf der abgerissen wurde. Und dann wurde es still. Unheimlich still und sie sah nur noch starr vor sich. Sah den toten Legion und den Fremden der über diesen noch immer verweilte und heftig atmete. Ebenfalls nach unten sah und das Mädchen nicht eines Blickes würdigte. Aber sie sah…sah IHN ganz genau. Es war ein Junge.

Er war definitiv älter als sie, aber sehr schlank. Seine Haut war so hell wie ihre und sein langes Haar hing struppig über seine Schultern. Es…es war schneeweiß. Das konnte sie sehen zwischen all dem Blut mit dem er überströmt war. Was seinen kompletten Körper bedeckte der…sie wurde leicht rot... der nackt war. Er trug gar nichts! Nur frisches und etwas getrocknetes Blut bedeckte ihn. Und es dauerte nicht lange, da ließ der Junge von dem Legion ab und donnerte ihn auf den Boden unter sich. Blieb aber noch über ihm sitzen. Doch sein Kopf…drehte sich langsam zu dem Mädchen rüber. Und dann sah er sie wohl endlich und sah sie an. Er sah sie einfach nur still an. Noch immer schwer atmend und sein Blick wild, schon fast animalisch. Aber als das Mädchen seine Augen sah, diese wunderschönen hellblauen Augen, die sie noch immer ansahen…da hatte sie keine Angst. Sie fühlte dass er ihr nichts tun würde. Sie waren wild und animalisch…aber sie strahlten zugleich eine fürsorgliche Wärme aus, was das Mädchen erst nicht verstand.

Schließlich kam er von dem toten Legion runter gekrochen und einige Zentimeter auf sie zu. Doch weit kam er nicht, denn er brach plötzlich zusammen und lag seitlich auf dem Boden. Das Mädchen wusste nicht warum, aber der Mut und die Sorge packten sie und führten dazu dass sie auf die Beine kam und zu ihm rannte. Neben ihm auf die Knie fiel und sprach:

„Hey! Geht es dir gut?! Hey! Hey!“

Sie fasste ihn sanft an der Schulter…sie war sehr warm. Er glühte als würde ein Feuer in ihm brennen. Doch es schien nicht so als ob er krank wäre. Diese Wärme schien natürlich zu sein. Und als er sich noch immer nicht regte sprang sie wieder auf und rannte zurück zum Anmeldetresen. Dort hatte sie einige Decken gesehen und zog sich unter diesem eine heraus. Klopfte Staub und Spinnennetze davon ab und rannte wieder zu ihm zurück. Er hatte sich noch immer nicht geregt und so legte sie sanft die Decke über seine nackte Haut. Versteckte endlich den entblößten Körper darunter und sie konnte auch etwas lockerer werden. Sie hatte noch nie zuvor einen nackten Jungen gesehen. Und obwohl sie gerade mal 10 Jahre alt war machte ihr dieser Anblick schon etwas Unbehagen. Was auch nicht verwunderlich war, denn wenn sie ihn nun genauer ansah…war er ein hübscher Junge. Irgendwo unter dem ganzen Blut das ihn bedeckte. Was war nur passiert? Sie sah das Blut an ihm und vieles davon…war nicht von dem Legion eben, soviel stand fest. Es war ihr nicht geheuer. Sie sollte sich umdrehen und gehen. Aber das konnte sie nicht. Sie wollte nicht ehrlich gesagt. Er war der erste Mensch den sie nach dem Tod ihrer Eltern getroffen hatte und noch dazu hatte er sie eben gerettet. Sie konnte und wollte ihn nicht liegen lassen und verschwinden. Und so verweilte sie bei ihm. Saß neben ihm am Kopf und wartete ab was passieren würde.

Stunden später erwachte der Junge auch endlich aus seinem Schlaf. Das Mädchen saß ihm nun gegenüber und wartete gespannt darauf was er tun würde. Würde er sie auch anfallen? Die Angst hatte sie und war genau deshalb auf Abstand gegangen als er anfing sich zu rühren. Doch nichts der Gleichen passierte. Er blinzelte nur und hob den Kopf an. Sah sich um und dann zu dem Mädchen vor sich. Er sah sie nur an. Seine Augen müde und verwirrt. Als wüsste er nicht wo er war. Konnte das sein? Sie winkte ihm freundlich zu und lächelte vorsichtig und leicht dabei. Fragte:

„Hallo…Geht es dir besser? Wie fühlst du dich?“

Aber der Junge antwortete ihr nicht und setzte sich aufrecht. Wickelte sich instinktiv in die Decke ein, so dass man ihn darunter nicht sehen konnte und sah sich um. Er schien…so verwirrt. Er sah sich um wie ein Neugeborenes das zum ersten Mal die Welt um sich sah. Was das Mädchen noch komischer fand. Das bildete sie sich doch nicht ein, oder? Und dann fragte sie noch mal:

„Geht es dir besser?“

Und da sah er wieder zu ihr. Schwieg. Ob er sie überhaupt verstand? Vielleicht war er ja Amerikaner oder Europäer und verstand kein Japanisch. Aber kurz darauf nickte er leicht und sie war erleichtert das er sie offenbar doch verstand. Und dennoch musste sie einfach fragen:

„Verstehst du mich?“

Worauf er sie nur weiter an sah.

„…Ich verstehe dich.“

Sprach er dann darauf. Er hatte eine so wunderschöne Stimme. So wie er eben geantwortet hatte war sie sehr sanft und melodisch, noch dazu sehr beruhigend in ihrem Ton gewesen. Sie fühlte sich schon leicht berührt bei dem Ton. War es das was man Schmetterlinge im Bauch nannte? Hatte sie einen kleinen Crush auf ihn? Sie schüttelte den Gedanken ab und zeigte auf sich mit der rechten Hand. Er behielt sie genau im Auge als sie das tat und lauschte ihr als sie dann sprach:

„Danke dass du mich gerettet hast. Ich…ich bin Yonah. Wie…wie ist denn dein Name?“

Er sah von ihr weg und man konnte sehen wie seine Blicke wieder durch den Raum huschten. Langsam, aber sie taten es. Er schien so fremd zu sein. Was genau suchte er? Aber dann sah er wieder zu ihr und schwieg. Schwieg eine kurze Zeit bis er dann sanft und wie in Trance antwortete:

„…Nier…“
 

Caim lief den zerstörten und teils verbrannten Laden auf und ab.

Schon etwas genervt sah ihm Inuart dabei zu, der sich inzwischen auf dem Tresen hinten neben der Kellertür niedergelassen hatte und diese bewachte. Es machte ihn nervös das der Dunkelhaarige so in Gedanken und geladen auf und ab lief. Caim war nicht die Person die so in Gedanken abdriftete und über Dinge großartig nachdachte. Er war mehr der Impulsive und DAS war überhaupt nicht seine Art. Daher die Nervosität. Inuart wollte nicht wissen was in dem seinem Kopf abging. Aber es hatte sicherlich mit Nier zu tun. Und mit seiner Verwandlung. Was auch okay war, denn sowas hatte keiner jemals erlebt. Geschweige denn davon dass es normal war. Doch Caim seine Aussagen vorhin hatten Inuart beunruhigt…

Der Junge und seine Schwester waren im Keller untergebracht. Inuart hatte Nier von der Straße getragen und beide da unten hin verfrachtet. Erstmal das sie sich erholen konnten und dann noch das sie sichergestellt waren, bis sie wussten was sie mit ihnen tun sollten.

„Alter, würdest du bitte damit aufhören? Wenn du so weiter machst haben wir bald tiefe Furchen im Boden.“

Sprach er schließlich zu Caim rüber der erstaunlicherweise auch sofort stehen blieb und zu ihm sah. Auch nicht lange fackelte und antwortete:

„Sag mir nicht du machst dir keine Gedanken.“

„Natürlich mache ich die mir Caim! Wer würde das nicht tun? Aber auf und ab laufen macht mich nur noch nervöser als ich es eh schon bin! Deswegen würde ich dir danken wenn du das sein lässt und ich wieder einen klaren Gedanken fassen kann dadurch!“

„ICH mache dich nervös damit?! In dem Keller liegt ein verdammter Junge der sich in einen Drachen verwandeln kann! Aber ICH mache dich nervös?!“

„Ich habe gesagt: DU machst mich NOCH nervöser als ich es schon bin! Ich weis dass da unten ein Junge liegt, den es gar nicht geben dürfte! Und was wir jetzt machen sollten ist herauszufinden wie wir damit umgehen!“

„Wie wir damit umgehen?! Da muss man nicht lange darüber nachdenken! Hier gibt es nur zwei Optionen: Leben oder Sterben!“

Er zeigte ihm, mit zwei Fingern der rechten Hand, diese Optionen an.

„Bitte was!? Du willst es dir wirklich so einfach machen?!“

„Genau das mache ich! Er hat diese Optionen: entweder er fügt sich und beugt sich unserem Willen oder er wehrt sich und ich bringe ihn um! Mehr gibt es da nicht zu diskutieren!“

Inuart sprang bei der Aussage vom Tresen runter und machte einige Schritte auf Caim zu. Bis er vor ihm zum Stehen kam und sprach:

„Sich unserem Willen fügen?! Was zum Teufel meinst du damit?!“

Caim verschränkte die Arme vor sich. Der Geruch von verbranntem Fleisch der Legion, der im Raum hing, schien ihn nicht sonderlich zu stören, als er antwortete:

„Du bist doch sonst immer der Schlaue. Überleg doch mal! Weist du eigentlich was wir da unten im Keller haben?! Wir haben eine verdammte ultimative Waffe gegen Legion da unten! Wenn wir lernen sie richtig einzusetzen kann uns keiner was anhaben!“

Inuart wurde sichtlich sauer.

„Hörst du dich eigentlich selbst reden?! Wir finden heraus das es neben uns und den Legion noch eine andere Spezies gibt und das erste was du sagst ist: mach ne Waffe draus?!“

„Tse, was willst du denn machen? Einen Streichelzoo öffnen?“

„Mit ihm reden!? Ihn genauer kennenlernen und herausfinden warum er so anders ist?! Hast du vielleicht auch nur eine Sekunde mal darüber nachgedacht das er auch ein Mensch ist?!“

„Entschuldige aber der Gedanke ist mit verflogen als er sich in einen verschissenen Drachen verwandelt hat!“

„Dann ist er für dich nun nur noch ein Monster?!“

„Eines von vielen, ja.“

Caim packte seine Machete und lief in Richtung der Kellertür.

„Und wenn er schlau ist, macht er besser genau das was ich ihm sage.“

Doch noch bevor er die Tür erreicht hatte, stellte Sich Inuart genau vor diese und versperrte ihm damit den Weg nach unten. Zu seiner Überraschung sah ihn Caim nicht mal besonders wütend an, sondern sprach nur:

„Geh zur Seite.“

„Das werde ich nicht Caim…Du bist nie so gewesen. Warum machst du das? Seit ich dich kenne warst du immer ein gutherziger Mensch. Bis zu dem Tag an dem Furiae gestorben ist zumindest. Und ich weis das dieser Mensch auch noch tief in diesem Labyrinth aus Hass und Zorn in dir ist. Ich glaube fest daran! Du hast dich nur verirrt. Du bist mein bester Freund und ich möchte nicht sehen wie du dich zu einem Monster verwandelst! Deswegen bitte ich dich: Bitte mach nicht noch mehr Fehler! Lass uns einfach mit den beiden da unten reden und sehen was passiert.“

Caim sah ihn nur an. Sein bester Freund was? Fährt er jetzt wirklich diese Schiene und will ihn mit dem Klischee überzeugen? War er wirklich so dumm? Dieser Mensch den er meint…war lange schon tot. Zusammen mit seiner Schwester. Er hatte ihn selber und mit purer Absicht getötet. Weil man nur so überleben konnte. Inuart sollte ihm danken das er sich verändert hat, denn nur so hielt Caim sie beide am Leben. Er würde sich nicht mehr ändern. Aber ihm viel etwas auf: wenn er so weiter machte würde sich Inuart nur immer und immer wieder nervig dazwischen stellen. Vielleicht konnte man das ganze auch geschickter lösen und bekommen was man wollte…Indem man mitspielte und so tat. Er würde Inuart in Sicherheit wiegen und dennoch tun was er für richtig hielt. Und er hatte da auch schon eine Idee…

So seufzte er und steckte die Machete weg. Man musste da geschickt rangehen…

„Was schlägst du denn vor?“

Fragte er schließlich und Inuart sah ihn erstaunt an. Hatte es…funktioniert? War er endlich zu ihm durchgedrungen? Es war zu schön um wahr zu sein, aber er nahm es dankend an und entspannte sich endlich wieder etwas. Caim machte den Eindruck dass er es ernst meinte. Und der Dunkelhaarige bemerkte an seinem Gegenüber…dass er ein verdammt guter Schauspieler war.

„Ich denke wir reden erst mal mit ihnen. Ich denke nicht das Nier uns was tun würde. Ich meine dann hätte er uns vorhin doch auch angegriffen, oder?“

„Hat er das nicht?“

„Nein hat er nicht. Er ist gezielt gegen Legion vorgegangen und das finde ich sehr interessant. Ich würde gerne mehr über ihn erfahren.“

„Dann machen wir es mal nach deiner Art. So wie vorher auch und wodurch wir immer von einem Schlamassel in den Nächsten rutschen.“

Er sagte das bewusst etwas genervter und Inuart konnte ihm das nicht mal übel nehmen. Er hatte ja recht. Wegen ihm haben sie die Zwei gefunden und auch wegen ihm wurden sie überhaupt der Gefahr einer Horde ausgesetzt, weil er den beiden helfen wollte. Es führte schon alles auf ihn zurück. Aber dennoch bedauerte er das nicht. Sie sind Zeugen von etwas geworden was man nur aus Märchenbüchern kannte. Einen echten lebenden Drachen hatten sie gefunden. Auch wenn er so komplett anders war wie in den Büchern. Und er wollte mehr über ihn erfahren. Wurde er so geboren? Oder wurde er vielleicht sogar in einem Labor gezüchtet? Alles Dinge die er erfahren wollte, wenn es möglich war. Für Caim dagegen stand die Sache bereits fest. Der Junge konnte nur ein Experiment sein. Da hat jemand versucht ne Waffe zu erschaffen und das kam dabei raus. Also warum sollte man diese Waffe nicht nutzen? Und Caim wusste auch schon wie.

Und so begaben sie sich runter in die Höhle des Löwen. Und jeder Schritt die Treppen runter verursachte Inuart Unbehagen. Wie sollte er das Thema ansprechen? Einfach locker bleiben? Wie würde der Junge reagieren? Würde Caim sich wirklich zusammenreißen? Aber er durfte nicht weiter darüber nachdenken, sonst würde er ausflippen. Und so kamen sie unten an und sahen auch schon die Beiden.

Nier schien endlich wieder bei Bewusstsein zu sein und saß neben seiner Schwester auf einem der Schlafsäcke. Er war eingewickelt in einer Decke, was daran lag dass er komplett nackt war. Seine Verwandlung hatte seine Kleidung zerrissen und nun brauchte er erst mal wieder etwas Passendes. Er sah müde und erschöpft aus, aber noch fit genug um zu sprechen und sich auf zu setzten. Und was Caim und Inuart sofort aufgefallen war, vorhin als sie ihn hier runter brachten…waren seine Wunden. Er hatte keine Wunden. Er wurde als Drache sichtlich verletzt und gebissen ohne Ende, aber keinerlei Wunden waren an seinem menschlichen Körper danach zu sehen. Was zum Teufel war das? Niemand konnte sich das erklären. Es ging auf jeden Fall nicht mit rechten Dingen zu. So wie alles an diesem Jungen.

Nier hatte die beiden genau im Auge und Yonah hatte ihm das Haar bereits wieder geflochten und hochgesteckt, so dass er einen leichten Pferdeschwanz hatte. Genauso wie vorher. Sie sah auch endlich um ihn herum, da sie noch hinter ihm war und sah die zwei Männer vor ihnen stehen, wenn auch auf Abstand. Ohne zu zögern und mit der Kraft die sie wieder durch die Medikamente erhalten hatte, kam sie um ihren Bruder herum gekrochen und setzte sich vor ihn. Schützte ihn zu Abwechslung und sprach lieb:

„Bitte tut ihm nichts! Er ist kein böser Mensch!“

Nier sah sie erstaunt an. Das war das erste Mal dass sich Yonah schützend vor ihn stellte. Normalerweise war es genau anders herum. Ihm wurde warm dabei um das Herz, da sie sich so für ihn einsetzte. Genau wie er es für sie tat. Caim machte einen Schritt näher und blieb stehen, als er sprach:

„Ich bezweifel ob er überhaupt ein Mensch ist.“

„Er wird niemanden hier etwas tun!“

Sprach Yonah schon der Verzweiflung nahe. Das konnte man klar und deutlich aus ihrer Stimme hören und das tat Nier weh. Sie musste ihn nicht verteidigen! Das musste sie nicht. Sie sollte sich nicht damit belasten. So das er sie an sich drückte und zu ihr sprach:

„Es ist okay Yonah. Es wird alles gut.“

Sie schmuste sich an ihn und wollte am liebsten weinen vor Sorge um ihn. Aber sie tat es nicht und riss sich zusammen, weil sie wusste dass es ihm nur noch mehr Kummer bereiten würde. Sie wollte ihn auch nicht belasten. Deswegen schwieg sie und verbarg ihr Gesicht an seiner Kehle. Lauschte dabei seinem Herz das erstaunlich ruhig schlug. Er hatte keine Angst und beruhigte nun auch sie damit. Sein Puls beruhigte sie. Caim sah sie nur an und sprach zu Nier:

„Wird es das?“

Nier sah ihn an. Der selbe wütende und angespannte Blick wie im Kaufhaus als sie zusammen unterwegs waren. Er hasste ihn, daran bestand kein Zweifel. Aber das war auch okay. Caim wollte nicht das er ihn mag…er musste nur gehorchen. Wenn ein Tier nicht gehorchen wollte…dann musste man ihm eine Leine anlegen. Und Caim wusste schon genau was diese Leine sein würde. Er fuhr fort:

„Ich meine was dachtest du denn was passieren würde? Vor allem nachdem du uns gezeigt hast WAS du wirklich bist. Dachtest du ernsthaft wir würden dir keine Fragen stellen und nicht misstrauisch werden? Diesen Braten hast du dir selber eingebrockt.“

„Ich habe euer verdammtes Leben damit gerettet! DEIN verdammtes Leben damit gerettet, obwohl ich es hätte nicht tun müssen! Es ist mir egal was du von mir denkst! Yonah ist sicher und das wird sie auch weiterhin bleiben! Auch vor dir!“

Amüsant.

„Unser Leben gerettet? Sei ehrlich: das war doch nur ein glücklicher Nebeneffekt. Du wolltest nur das Mädchen schützen. Deshalb ist dir die Hutschnur geplatzt. Wir waren dir doch egal. Aber das ist schon okay. Ich nehme diese…glückliche Fügung gerne an. Ich meine warum auch nicht? Immerhin weis ich jetzt womit ich es zu tun habe…“

Nier hasste ihn so sehr. Inuart schritt endlich ein und kam näher zu den beiden am Boden. Er war ehrlich und freundlich. Kam auf Augenhöhe und hockte vor ihnen als er sprach:

„Ich bin dir dankbar dafür. Mir ist egal weshalb, aber du hast mein Leben gerettet durch deine Aktion. Doch habe ich soviele Fragen und ich würde gerne wissen ob du mir diese beantworten könntest. Ich habe noch nie zuvor jemanden wie dich gesehen.“

Nier sah ihn an und drückte Yonah fester an sich, als er angespannt sprach:

„Und das wirst du auch nicht. Ich bin der einzige meiner Art.“

„Interessant. Und woher weist du das?“

„Ich habe bisher noch keinen anderen gesehen.“

Eine schlichte und einfache Antwort, aber die Wahrheit. Und darauf fiel Inuarts Blick sofort auf Yonah. Sie hatte auch sowas erwähnt. Aber wenn sie Geschwister waren, warum war das dann so? Müsste sie nicht auch dieses…naja GEN haben? Das ergab keinen Sinn. Sowas würde doch bestimmt von Generation zu Generation weitergebeben werden, oder? Nier bemerkte seinen Blick auf Yonah und sofort fuhr der Beschützerinstinkt wieder in ihm hoch. Er war noch etwas schwach, aber bereit zu kämpfen wenn es sein musste! Inuart zeigte auf Yonah mit der rechten Hand und Nier zuckte leicht auf. Hielt aber inne als er bemerkte dass es nur ein Zeigen war. Er war an der Kante zum Angriff. Inuart merkte das und versuchte sanfter zu reden:

„Yonah sagte das sie nicht wie du ist. Sie kann sich also nicht verwandeln. Aber ihr seid doch Geschwister. Ist es etwas was nur du vererbt bekommen hast? Verzeih mir wenn ich dich so löchere, aber ich bin einfach interessiert an all dem. Ich habe sowas mir nicht mal in meinen kühnsten Träumen erträumt. Also ich meine mal einen echten Drachen zu sehen.“

Caim stand nur an der Seitenlinie und sah ihnen zu. Für ihn gab es da nichts zu besprechen. Ihn interessierte nichts davon. Er musste auf seinen Moment abwarten. Und Nier wollte nicht antworten. Es ging ihn ehrlich gesagt nichts an und…Aber Yonah drückte sich plötzlich von ihm weg und setzte sich neben ihn. Sah Inuart an. Wenn er es nicht tat, dann würde sie reden. Sie wollte einfach ehrlich sein. Und sie vertraute ihm. Er war ein guter Mann.

„Das liegt daran weil wie keine echten Geschwister sind.“

„Yonah!“

Sprach Nier laut und sah sie dabei an. Aber sie lächelte nur zu ihm zurück.

„Es ist okay Nier. Man kann ihm vertrauen.“

Schon aber das Problem war jemand anderes im Raum, der das auch alles mitbekam. Er wollte nicht das Caim etwas davon erfuhr. Aber das war nun vom Tisch. Er traute diesem Kerl nicht weiter als er ihn werfen konnte und das wäre nicht weit. Yonah…sie war einfach zu vertrauensselig. Das hatte sie schon bei ihm bewiesen. So sah sie wieder zu Inuart und der schien nicht sonderlich überrascht.

„Ja das dachte ich mir. Ihr geht zwar herzlich wie Geschwister miteinander um, aber wenn man genauer hinsieht kann man es erkennen. Ihr seht euch kaum ähnlich. Angefangen bei der Haarfarbe und nach der Drachen-Aktion war es offensichtlicher. Aber wie kommt es das ihr so zusammengewachsen seid? Wie habt ihr euch kennengelernt?“

„Er hat mich gerettet. Er hat mich vor zwei Jahren vor einem Legion gerettet. Meine Eltern…es tut mir Leid Inuart, aber ich habe dich etwas belogen vorhin.“

Er erinnerte sich an die Geschichte mit ihren Eltern und das Nier krank gewesen wäre und es ihn deshalb nicht erwischt hätte. Nach genauerem drüber Nachdenken fällt ihm auch auf das es sehr offensichtlich eine Lüge gewesen ist. Aber das war okay, sie hatte je ihre Gründe und diese waren ein Drache im Raum. Den man vor allem nicht mehr weg reden konnte. Sie sprach weiter:

„Meine Eltern wurden wirklich von Legion angegriffen und verwandelt. Ich bin entkommen und habe zwei Tage später dann Nier getroffen. Er hat mich gerettet. Ich brauchte Hilfe und er half mir. Und ich wusste dass auch er Hilfe brauchte und half ihm indem wir zusammen blieben. Mehr ist es wirklich nicht.“

Sie ließ bestimmte Details bewusst aus, aber nichts von dem was sie sagte war gelogen. Sie wollte niemanden beunruhigen indem sie erzählen würde dass sie Nier nackt und animalisch getroffen hatte wie er einem Legion den Kopf abbiss. Das würde nicht weiter helfen. Aber auch bis heute…hatte sie sein Verhalten damals nicht verstanden. Und er konnte es ihr auch nicht erklären, weil er sich nicht mehr daran erinnern konnte. Er konnte sich erst an alles erinnern, als er danach wach wurde und sie sah. Das war seine erste Erinnerung und das machte ihr bis heute…Angst. Doch sie wusste das er ein guter Mensch war, also war das alles für sie nicht mehr so wichtig. Er hatte das mehrmals bewiesen seit zwei Jahren.

Caim schaltete sich plötzlich ein:

„Was für eine süße Geschichte. Er half mir, ich half ihm Bullshit. Aber wie auch immer: erklärt uns lieber Mal WARUM du dich verwandeln kannst! Soweit ich es auf dem Schirm habe ist das nämlich etwas was Menschen nicht können.“

Nier sah sauer zu ihm rüber. Er wollte platzen. Tat er auch teils, aber nicht gerne so feurig und wütend wie er es gewollt hätte:

„Woher soll ich das wissen?!“

Caim sah ihn an und fauchte:

„Ganz einfach weil DU der verdammte Drache bist! Wieso weist du nicht WIESO du dich verwandeln kannst?!“

Er war so aggressiv und aufbrausend. Und da gingen dem Weißhaarigen auch die Pferde durch. Er stand mit all seiner Kraft schlagartig auf und lief zu dem Dunkelhaarigen rüber. Hielt sich weiter mit der Decke bekleidet und stapfte wütend auf ihn zu. Inuart sah die Lage schon eskalieren und kam ebenfalls hoch, genau wie Yonah, aber da war Nier auch schon vor Caim und fauchte zu ihm hoch, weil er einen halben Kopf größer war als er:

„Woher weist du bitte wie du deine Hände bewegst?! Du machst es einfach! Und so ist das auch bei mir! Ich kann es dir nicht erklären und selbst wenn ich es wüsste wärst du der LETZTE dem ich es verraten würde! Es geht dich einen Scheiß an! Und wir werden nicht länger bleiben damit du es überhaupt verstehen musst!“

Caim sah ihn an. Dieser Blick…Da war wieder dieser taffe und freche Blick in seinen wütenden Augen. Dieses Gefühl was den Älteren schaudern ließ. Aber nicht vor Angst oder Wut. Nein. Vor Gefallen. Er mochte diese Art. Dieses selbstsichere und freche. Dieser törichte Mut den er an den Tag legte und der dafür sorgte dass er die Klappe soweit aufriss. Und es war komisch, doch genau DAS brachte sein Blut etwas zum kochen. Es war wie vorhin. Vorhin als er diesen Drachen gesehen hatte. Diesen Zorn, diese Wut und den Hass in jeder Bewegung des Tieres. Es versetzte ihn in Wallung. Diese Anmut die er in seinem Zorn und jeder Bewegung darin ausstrahle. Und auch in der Sekunde, wo er diesen Jungen so nah vor sich hatte, dass er ihn förmlich riechen konnte. Es gefiel ihm. Sein Geruch war anders. Er war nicht voller Schweiß und Angst. Er war nicht so wie Menschen ihn hatten. Er war dezent und blumig. Wie nicht von dieser Welt. Und wenn er ihn so nahe an sich sah, ihn roch und diese zornige aber zugleich betörende Stimme hörte…da regte sich etwas in ihm was er dachte nie fühlen zu können. Er wollte diesen Jungen packen und ihm zeigen wo sein Platz war…

Doch riss er sich zusammen und lächelte ihn nur leicht böse an.

„Ich denke es wäre besser wenn du dich noch etwas ausruhen würdest. Meinst du nicht auch? Du kannst ja kaum auf den Beinen stehen und somit auch nicht die Kleine beschützen. So schnell kommst du hier also noch nicht weg…“

Nier sah ihn an. Dieses…dieses miese Arschloch. Er wusste und hörte an seiner Art worauf er hinaus wollte. Das war eine höfliche Art zu sagen: Du bist unser Gefangener solange du nicht fit bist. Und das kotzte ihn an…weil es leider stimmte. Er wollte Caim den Hals umdrehen…Inuart kam neben die Beiden und sprach dann:

„Caim hat in der Hinsicht recht: du bist noch schwach und solltest dich erholen. Keiner wird dir etwas tun. Oder Yonah. Das verspreche ich dir. Ich denke ihr solltet euch erst einmal ausruhen. Ich versuche währenddessen Kleidung für dich aufzutreiben.“

„Ich suche für ihn Kleidung.“

Sagte Caim plötzlich und Inuart sah verwirrt zu ihm. Der Dunkelhaarige sah dann wieder zu Nier und lächelte weiterhin leicht fies.

„Ich meine es wäre so rum besser. Immerhin vertrauen sie dir mehr als mir. Nicht war Nier?“

Sprach der zu dem Jungen vor sich und der warf ihm nur weiter einen düsteren Blick zu. Bis sich der Ältere abwand und den Keller verließ. Er lächelte den ganzen Weg nach oben zum Laden. Er wusste genau was er zu tun hatte. Und was funktionieren würde. Es war zu einfach.
 

Michael saß auf der Lichtung und sah weiterhin zum Himmel hinauf.

Es war ewig her das er seine Schwingen erhoben hatte und durch die Lüfte flog. Aber obwohl es so lange her war, wusste er noch genau wie es sich anfühlte den Wind in den Wolken zu spüren. Doch seit seiner Verletzung hatte er kein Bedürfnis mehr zu fliegen. Und seit das große Sterben anfing erst recht nicht mehr. Der Himmel hatte seine Farbe nicht mehr verändert. Er wurde Woche um Woche dunkler und rötlicher. Die Welt ging unter. Es war nicht mehr zu stoppen.

Er sah danach rüber zu dem Jungen den er unter seinen Flügel genommen hatte. Dieser saß weiter entfernt von ihm an einem Lagerfeuer und schien essen zu machen. Michael hasste Menschen und alles was mit ihnen zu tun hatte. Seiner Meinung nach waren sie das Schlimmste was der Erde passieren konnte. Doch die Kochkünste dieses Jungen überraschten ihn sehr und es schmeckte wirklich köstlich. So wie ihn auch dieses Kind überraschte. Immer wieder aufs Neue.

So bewegte er sich langsam, auf den Hinterbeinen und mit zusammengeklappten Flügeln zu dem Jungen rüber und setzte sich zu ihm ans Lager. Dieser sah kurz von seinen gebratenen Fischen zu dem Drachen auf und lächelte. Bis er dann die Nase wieder in den Kochtopf steckte und weiter das Gemüse umrührte. Es durfte nicht über dem Feuer anbrennen. Er war ein guter Koch und es roch auch sehr gut. Das konnte der Drache nicht leugnen. Und er sah ihm weiter aufmerksam dabei zu, obwohl er in Gedanken versunken war. Dieses Kind..würde auch sterben. Es war nur eine Frage der Zeit. Alle Menschen würden sterben…Der Junge bemerkte das der strenge Blick der geflügelten Echse auf ihm ruhte und fragte dann zu ihm hoch:

„Alles okay Michael? Normalerweise ist es dir doch egal wie ich koche, Hauptsache es schmeckt am Ende.“

Er schnippte damit den Drachen aus seinen Gedanken und er sah ihn, ohne die Mimik zu verziehen, einfach an.

„Hm? Wie meist du das Junge?“

„Naja du beobachtest mich so genau beim kochen wie du es noch nie getan hast. Muss ich mir Gedanken machen?“

Fragte er frech und lachte kurz dabei.

„…Du solltest dir deshalb nicht den Kopf zerbrechen Kind. Es gibt wesentlich wichtigere Dinge.“

Der Junge sah ihn an. Schien verwirrt über diese Worte.

„…Was ist denn los? Du bist heute noch ernster und weiter weg als sonst mit deinen Gedanken.“

Der Drache sah ihn einfach nur an. Ja. Es wurde von Tag zu Tag schlimmer. Und je mehr Tage ins Land zogen…umso unentschlossener wurde Michael. Es gingen ihm viele Gedanken durch den Kopf. Und er wusste noch nicht was er tun sollte oder ob es überhaupt sinnvoll war. Sein Tod rückte näher. Er konnte es fühlen. Drachen starben nicht am Alter. Aber durch Wunden. Und seine Wunde…war so schlimm dass sie ihn langsam umbrachte. Doch sagte er dem Jungen nichts davon. Aber je näher sein Tod kam…umso näher kam die Entscheidung die er zu fällen hatte. Und er wusste nicht welche das sein würde. Er schnaufte schließlich und sprach:

„Wie ist eigentlich dein Name Junge?“

Der Junge war nun noch verwirrter als sonst. Sie kannten sich bereits seit 2 Wochen und er hatte ihn nie nach seinem Namen gefragt. Sagte ihm mal das Namen Schall und Rauch wären und damit unnötig. Aber er selbst besaß ja als Drache auch einen Namen. Was den Jungen wunderte. Er lächelte kurz.

„Woher das plötzliche Interesse?“

„Hmm…Ich habe dir meinen Namen verraten. Noch nie hat einer deiner Art meinen Namen gehört, oder durfte dieses Wissen sein Eigen nennen. Nun dachte ich mir es ist unhöflich dich immer nur: Junge oder Kind zu rufen.“

„Unhöflich? Michael du bist ein Drache. Benimm dich auch wie einer und zeig mir das dir Menschen egal sind, haha.“

Das war ein kleiner Scherz gewesen. Er war froh dies von dem Drachen zu hören.

„…Ich bin nur unhöflich wenn ich keinen Respekt vor einem Lebewesen habe das definitiv unter mir steht. Aber du Kind…du bist anders. Ich respektiere dich. Der einzige Mensch den ich jemals respektieren werde. Und deshalb erfrage ich deinen Namen. Wirst du ihn mit mir teilen?“

Er respektierte ihn? Das war…schön zu hören. Vor allem da er noch nie von jemand respektiert oder geachtet wurde. Nur immer verabscheut oder ausgenommen. Das von einem Drachen zu hören erfüllte ihn mit Stolz. Aber er schüttelte dann den Kopf.

„Ehrlich gesagt…habe ich keinen Namen. Nicht das ich mich erinnern könnte. Ich war schon immer einfach nur ich. Mir war es egal ob ich einen Namen hatte oder nicht. Obwohl es vielleicht ganz schön gewesen wäre einen zu bekommen. Das hätte mir gezeigt dass ich jemanden etwas bedeute. Aber ich bin okay damit keinen zu haben. Sorry das ich dir nicht meinen Namen sagen kann.“

Der Drache legte seinen Schwanz um das Lagerfeuer herum. Er war so lang das es locker ging und der Junge sich setzen und nach hinten an diesen lehnen konnte. Weiter zu dem Drachen auf sah der neben ihm saß und zum Feuer des Lagers sah. Es schimmerte in seinen dunklen Augen, als er antwortete:

„Wirklich? Das ist ein Jammer. Viele Lebewesen die leben verdienen den Tod und manche die sterben verdienen das Leben. Die Welt ist voller Ungerechtigkeiten. Dir keinen Namen zu geben ist eine davon. Du hättest einen verdient.“

Der Junge sah lächelnd zu ihm rauf und sprach fröhlich:

„Dann gib du mir doch einfach einen! Dann wäre ich der erste Mensch der einen Namen von einem Drachen bekommen hat! Das hat doch auch was, oder? Hehehe!“

Michael sah zu ihm runter. Sah ihn nur eine Weile an und sah zu wie das Kind dann anfing den gebratenen Fisch zu essen, den er sich vom Feuer wegholte. Und erstaunlicherweise…wusste er einen der perfekt passen würde. Er sah wieder zum Feuer und blickte in die Flammen, die immer stärker entflammten während seine eigene Flamme im Innern erlosch. Langsam, leise und schmerzhaft. So das er sprach:

„Wenn ich einen weis…dann gebe ich dir bescheid…Junge ohne Name…“
 

„Wo hast du Nier kennengelernt?“

Fragte Inuart die kleine Yonah die rechts neben ihm saß.

Sie saßen nun schon eine Weile oben im Laden und bewachten zusammen das riesige Loch vor ihnen in der Wand das Nier dort reingerissen hatte. Das Loch was er als Drache in den Eingang gesprengt hatte und die Sicht auf eine leere Straße offenbarte. Ihr Bruder war kurz nachdem Caim abgezogen war eingeschlafen und Yonah hatte das Gefühl ihn auch einfach mal in Ruhe zu lassen. Es war selten dass er so erschöpft war und einschlief während sie noch wach blieb. Das zeigte wie viel Kraft er verbraucht hatte mit seiner Verwandlung. Und sie genoss es auch mal die Beschützende der beiden zu sein und auf ihn aufpassen zu können. Meist war das ja nicht der Fall. Zudem mochte sie Inuart. Man konnte gut mit ihm reden und er war sehr lieb. Er reichte ihr einen Keks und sie sah vor sich als sie anfing zu erzählen:

„Ich habe ihn vor zwei Jahren in einem Hotel getroffen. Ich weis nicht mehr welches es genau war und wo, aber dort hat er mich vor einem Legion gerettet.“

Inuart lächelte.

„Das klingt nach ihm.“

Sie nickte glücklich.

„Ich habe ihn wirklich sehr lieb. Auch wenn er nicht mein echter Bruder ist, so fühlt es sich für mich genau so an. Ich wollte schon immer einen großen Bruder haben. Als Einzelkind ist das nicht ganz so ungewöhnlich denke ich. Und als ich ihn näher kennen lernte, sah wie hilfsbereit und lieb er ist, da wusste ich das er der Bruder war den ich schon immer wollte. Er behandelte mich wie eine kleine Schwester. Also fingen wir auch an uns so zu nennen. Er hat so ein gutes und großes Herz. Und dafür liebe ich ihn.“

Inuart konnte aus ihr hören das sie ihn wirklich sehr lieb hatte. Ihre Stimme allein sprach Bände. Er biss in einen Keks und fragte danach:

„Ich weis das sollte man eine Dame nicht fragen, aber ich bin eben nur ein dummer Mann und frage deshalb dennoch frech: Liebst du ihn wie einen Bruder oder doch vielleicht mehr als das? So wie einen festen Freund?“

Sie sah ihn leicht beschämt an und schubste ihn dann frech. Das war das erste Mal das sie sowas gemacht hatte und Inuart war erstaunt über ihre Art. Kleine freche Zuckermaus. Dann kicherte sie kurz und schüttelte den Kopf.

„Nein natürlich nicht. Ich liebe ihn wie einen Bruder. Ich habe mich auch schon gefragt ob ich mehr möchte. Besonders jetzt nach zwei Jahren und wo ich älter werde. Aber mir ist klar geworden das es so besser ist. Ich kann ihn jetzt nicht mehr lieben wie eine Frau einen Mann. Nicht weil er zur Hälfte ein Drache ist, sondern weil er zu lange schon mein Bruder ist.“

Das verstand Inuart. Und es war auch gut so. Zur Hälfte ein Drache…er legte die rechte Hand an sein Kinn und überlegte. Wie war das nur möglich? Er hatte noch so viele Fragen an Nier. Aber wenn er schon nicht beantworten konnte WIE er sich verwandelt, woher sollte er dann wissen wieso er das überhaupt kann? Wahrscheinlich würde es nichts bringen ihn zu befragen und löchern. Auch weil er nicht so der Typ war andere in Bedrängnis bringen zu wollen. Das war mehr Caim sein Ding. Caim…Er war noch immer etwas beunruhigt wegen ihm. Seit Nier sich verwandelt hatte stimmt etwas mit dem Dunkelhaarigen nicht. Und es war wirklich besser das er nach Kleidung suchte und nicht Inuart. Das hatte er wirklich vorher nicht bedacht und schämte sich dafür. Er kam auch zu dem Entschluss dass man Nier und Caim nicht allein lassen sollte. Da war etwas zwischen ihnen. Er konnte es nicht genau fassen WAS es war, aber es machte ihn nervös dass sie sich am liebsten jedes Mal an die Gurgel gehen wollten. Sie allein zu lassen wäre ein Fehler. Es muss etwas passiert sein als sie allein unterwegs waren. Es konnte nichts anderes sein, denn ab da spürte er zum ersten Mal diese Spannung zwischen ihnen. Yonah sah ihm an das er nachdenklich war und riss ihn mir einer Frage aus seinen Gedanken:

„Über was denkst du nach?“

Er sah zu ihr.

„Hm? Ach über so einiges ehrlich gesagt. Vor allem frage ich mich wie so etwas wie Nier überhaupt existieren kann. Menschen verwandeln sich nicht einfach mal so in Drachen. Das weist du auch. Aber warum kann er sowas?...Du meinst er wäre zu Hälfte ein Drache. Bist du dir da sicher? Wenn das so wäre dann könnte er ein Hybrid sein.“

Sie legte den Kopf schief. Dieses Wort hatte sie noch nie gehört.

„Was ist denn ein Hybrid?“

„Das ist eine Mischung aus mehreren Lebewesen. Bei Nier wären das ein Mensch und ein Drache. Doch damit so etwas existiert müsste es reine Drachen gegeben haben und das bezweifel ich. Vielleicht ist er aber auch ein Experiment gewesen. Ein Lebewesen was in einem Labor künstlich erschaffen wurde. Das klingt plausibler als das es mal Drachen gab.“

Sie schüttelte den Kopf.

„Das glaube ich nicht. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen.“

Aber tief im Innern hatte sie Angst dass es vielleicht doch sein könnte. Auch wenn sie das Gegenteil sagte. Wenn sie allerdings an ihn zurück dachte, daran dachte wie sie ihn das erste Mal getroffen hatte, dann schienen diese Ideen gar nicht mal so fern. Er wirkte wild und wie ein Tier. Aber nach dem Angriff war er ein ganz normaler Junge gewesen und von dieser Wildheit nichts mehr da. Sie verstand das nicht. Aber wollte auch nicht weiter darüber nachdenken. Keiner konnte wissen woher er kam. Diese Frage konnte vielleicht nur Nier selber beantworten. Als sie ihn damals mal gefragte hatte, woher er kam, konnte er ihr darauf nicht antworten. Er wusste es nicht. Zumindest sagte er es so. Sie fand das schon sehr komisch. Aber sie hatte auch gehört dass Menschen an einer Krankheit leiden können wodurch sie wichtige Dinge vergaßen. Man nannte es Amnesie. Und sie dachte dass dies vielleicht auf ihn zutraf. Das er was schlimmes gesehen oder sich den Kopf angehauen hatte und deshalb alles weg sei. Und sie wollte ihn nicht damit belasten, also ließ sie es ruhen. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen dass er sie anlog und nicht die Wahrheit über seine Herkunft sagte. So war er einfach nicht.

Inuart aß noch einen Keks und zuckte mit den Schultern.

„Es ist eigentlich nicht wichtig woher er kommt. Es wäre interessant zu erfahren, aber es ändert ja nichts an der Situation. Oder das die Welt jetzt schlagartig eine bessere wird. Vielleicht sollte man einige Geister einfach in der Flasche lassen, was?“

Sie sah zu ihm und fragte:

„Werdet ihr uns wegschicken? Du und Caim?“

„Wegschicken? Ich werde niemanden wegschicken. Ich würde euch gerne bei uns behalten. Das Problem sind dein Bruder und Caim. Die kommen auf die bescheuerten Ideen.“

Yonah sah traurig auf den Boden vor sich.

„So kenne ich ihn überhaupt nicht…Ich habe noch nie erlebt wie Nier so unruhig und wütend einem Menschen gegenüber war wie er es zu Caim ist. Er ist eigentlich ein friedvoller Junge und kämpft nur wenn es keine andere Möglichkeit gibt. So aufbrausend Caim gegenüber zu sein, dass passt nicht zu ihm.“

„Vielleicht macht er ihn nervös? Ich meine das wäre eine Erklärung. Caim ist kein friedlicher Kerl mehr. Er ist automatisch ungesellig und feindselig anderen gegenüber. Vielleicht knallt das so gegen Nier seine hilfsbereite Art. Die Zwei haben definitiv ein Problem miteinander. Und ich denke das sollten sie in den Griff bekommen, ansonsten könnte das mit unserer Gruppe schwer werden. Und ich hätte euch gern bei uns.“

Yonah sah überrascht zu ihm auf und er lächelte sie nett an. Worauf sie dies erwiderte. Es war ein schöner Gedanke. Eine größere Gruppe und mehr Schutz. Wie eine Familie. Inzwischen wurde es wieder dunkel und sie warteten weiter auf Caim. Und seit langem war es mal wieder eine friedliche Stille. Auch keine Legion waren in der Ferne zu hören. Es war schön.
 

Nier saß auf dem Schlafsack und sah seine Hände an.

Noch immer hatte er die Decke über seine Schultern geworfen und so nach vorne hängend das ihm nicht kalt wurde und man nichts darunter sah. Meist war dies aber nicht der Fall, also das ihm kalt wurde. Er kannte Kälte nicht mehr wirklich. Das Feuer, das in ihm brannte, hielt ihn immer warm. Er konnte sich nicht mal mehr daran erinnern wann ihm das letzte Mal kalt war. Ehrlich gesagt konnte er sich an verdammt wenig erinnern. Erinnerungen, die noch lebhaft waren, waren die der letzten zwei Jahre in denen er Yonah kannte. Alles andere davor war verschwommen und wirkte wie ein Traum. Er sah in seinen Träumen Dinge die er nicht verstand. Bilder die sich wie Erinnerungen anfühlten, aber nicht seine sein konnten. Gefühle die er kannte ohne sie erlebt zu haben. Er war sehr durcheinander. Und immer wenn diese in ihm aufblühen schob er sie beiseite und wollte sie vergraben. Aber sie krochen immer wieder aus dem tiefsten Teil seiner Seele hoch. Und es fiel ihm immer schwerer diese zu vergraben. Er wollte das nicht. Er hatte Angst vor dem was sie ihm sagen wollten. Yonah…alles an das er sich frühestens erinnerte war sie. Wie sie vor ihm saß und er sie kennengelernt hatte. Und das war alles was für ihn zählte. Und sein Name. Sein Name war etwas woran er sich erinnerte. Aber wer hatte ihm diesen Namen gegeben? Er wusste ihn sofort als Yonah ihn danach fragte. Aber woher? Es war wie eine Erinnerung. Eine die sehr wichtig war.

Seine Hände zitterten. Ihm war wie gesagt nicht kalt und dennoch zitterten sie. Und er wusste genau warum…Er hatte es wieder getan. Er hatte sein Versprechen gebrochen und sich verwandelt. Etwas was er nie wieder tun wollte. Denn jedes Mal konnte er sich nicht daran erinnern. Er wusste nicht was er getan hatte, bis er wieder als Mensch aufwachte. Er wusste dass er sich in einen Drachen verwandelte, allein weil Yonah ihm das schon mal gesagt hatte. Aber in der Regel wusste er nie was er in dieser Gestalt anstellte und deshalb wollte er sich nicht mehr verwandeln. Die Angst Yonah vielleicht zu verletzten war zu groß. Doch er musste es tun. Nein…etwas in ihm wollte das tun. Es war als würden sich Ketten lösen und ihn frei lassen. Als würde eine Last von seinen Schultern fallen. Aber die letzte Verwandlung…hatte ihn erschrocken. Er konnte sehen was er tat. Zum ersten Mal konnte er seine Taten sehen und…konnte es nicht stoppen. Er war ein Gefangener in seinem eigenen Körper gewesen und sah nur dabei zu welches Chaos er anrichtete. Bis ihn seine Kräfte verließen und er bewusstlos wurde. Es war schlimmer als jemals zuvor. Nicht Herr seines Körpers zu sein war ein schreckliches Gefühl. Und genau deswegen zitterte er gerade. Er bekam Angst vor sich selbst.

Was war er? Warum war er so? Er hatte sich diese Fragen auch schon öfters gestellt, aber er wusste es nicht. Vielleicht würde er es auch nie erfahren. Aber das war auch egal. Alles was zählte…war sich selber unter Kontrolle zu haben. Er durfte nie mehr die Kontrolle verlieren. Er durfte sich nie mehr verwandeln. Yonah zur Liebe. Er hatte sie schreien hören. Hatte gehört wie sie nach ihm geschrien hatte als er randalierte. Und er schrie nach ihr. Aber er konnte es nicht stoppen. Er konnte SICH einfach nicht stoppen…

Er ballte die Hände vor sich zu Fäusten und verzog schmerzhaft das Gesicht. Schloss die Augen. Er war kein Monster! Er hatte sich unter Kontrolle! Das würde nie mehr passieren! Nie mehr!

Das Scheppern der Kellertür riss ihn aus seinen Gedanken und er machte die Augen auf. Sah nach vorne und zu der Treppe. Das war bestimmt Yonah. Er durfte sich nicht anmerken lassen dass er Sorgen hatte. Also atmete er schnell aus und wieder tief ein. Beruhigte sich und zog die Decke enger an sich. Doch wer da die Treppe runter kam passte ihm überhaupt nicht. Es war sogar das schlimmste Szenario das möglich war…Es war Caim.

Der Dunkelhaarige kam locker die Treppen herab und sah zu dem Weißhaarigen rüber, der schon anfing sich zu verkrampfen. Er hatte keine Angst vor ihm. Aber er fühlte sich dennoch nicht wohl allein mit ihm zu sein. Wieso war er überhaupt allein? Wo waren Yonah und Inuart? Und als er unten an kam, sah Nier das er etwas über der rechten Schulter liegen hatte. Es sah aus wie…

„Tolle Wachen hast du da oben. Die Zwei sind eingepennt, aber zumindest hinter dem Tresen. Wie bescheuert kann man eigentlich sein?“

Sprach er zu Nier. Yonah und Inuart waren eingeschlafen?! Und er ließ sie oben einfach allein?! Er wollte dies gerade genau so sagen aber da zog Caim auch schon das von seiner rechten Schulter und warf es dem Jungen zu, der dies überrascht fing. Es war Kleidung. Er sah sie an und dann zu dem Älteren hoch, der sprach:

„Zieh das an. Es ist nicht viel, aber ich denke als Drache solltest du nicht so schnell frieren. Is nur so ein Gefühl.“

Und dann lehnte er sich neben der Treppe an die kalte, graue Wand und verschränkte die Arme vor sich. Sah den Weißhaarigen an und schien darauf zu warten dass er sich umzog. Nier sah auf die Kleidung und wieder zu ihm hoch. War das sein Ernst? Würde er einfach da stehen bleiben und ihn weiter anstarren? Ihm zusehen wie er sich umzog? Allein der Gedanke bereitete ihm Unbehagen und er sprach:

„Könntest du dich wenigstens wegdrehen?“

Caim lächelte etwas frech.

„Oh was ist denn? Sind wir so viel Prinzessin das wie uns nicht vor einem Mann umziehen können?“

„Darum geht es nicht! Wie würdest du es finden wenn man dir etwas wegglotzen würde?!“

„Verarsch mich nicht, ich weis genau was los ist.“

Nier sah ihn verwirrt an und Caim fuhr fort:

„Ich weis warum du dich so anstellst. Es war eigentlich offensichtlich. Schon in der Einkaufshalle war es offensichtlich, oder als ich dich in der Apotheke auf den Tresen genagelt hatte.“

„Ich weis nicht wovon du sprichst.“

Sprach Nier. Aber dieses mal war es schon kleilauter als vorher. Was daran lag das plötzlich wieder Unbehagen in ihm hoch kroch. Es war als…würde eine alte Wunde aufreißen. Aber warum? Caim dagegen blieb ruhig aber direkt:

„Du weist genau was ich meine. So wie du dich verhältst, so verhält sich nur jemand der schon mal Sex hatte. Und der offenbar nicht so toll oder gewollt war. Ich nehme an du warst das Mädchen in der Situation, oder? Du hast Probleme deinen Körper zu zeigen und du erstarrst quasi zu Stein wenn sich dir jemand zu sehr nähert der keine Frau ist…Weis die kleine Yonah davon? Also das du offenbar überhaupt nicht auf Mädels stehst? Würde ihr vielleicht das Herz brechen, oder?“

Im Nu war der Weißhaarige wieder auf hundert und sprang auf die Beine. Noch immer bekleidet mit der Decke und ließ die Kleidung, die ihm gegeben wurde, auf den Sack unter ihm fallen. Er fauchte:

„Das stimmt nicht! Laber nicht so einen Müll!“

„Ach ist das so?“

Fragte sein Gegenüber und kam langsam näher. Und schlagartig wurde Nier ruhig. Je näher der Dunkelhaarige kam umso nervöser und schreckafter wurde er. Was war nur los? Warum reagierte er so auf ihn? Er hatte definitiv keine Angst vor ihm. Das war es nicht. Aber warum reagierte sein Körper so? Das ergab keinen Sinn! Er fühlte wie sich jeder Muskel in ihm verkrampfte und er dort stand als müsste man nur einen Schuss abgeben und schon würde er um sein Leben rennen. Was war dieses Gefühl das seinen Magen nach unten zog und sein Herz schneller rattern ließ? Vor allem mit jedem Schritt den Caim näher auf ihn zu machte. Er verstand das nicht. Und sein Gegenüber machte auch keine Anstalten anzuhalten. Er sah das Nier sich wieder verkrampfte und festgenagelt auf der Stelle stand. Es war klar: Er wurde mal vergewaltig. Nur so konnte er sich das erklären. So verhielten sich Opfer einer Vergewaltigung wenn sie einer ähnlichen Situation ausgesetzt waren. Doch es war interessant das Nier offenbar so fühlte, obwohl Caim nichts der Gleichen vor hatte. Aber was ihn erfreute war…das es funktionierte. Er hatte den Jungen schon jetzt an der Angel. Nun musste er ihn nur noch an Land ziehen und ihm die Leine anlegen…

So kam er vor ihn und sah auf ihn herab. Sprach dabei:

„Du bist aber ganz schön nervös und still wenn ich dir so nahe komme. Wohl nur Zufall was?“

Nier sah ihn nicht mal an. Er sah auf den Boden. Starr und abwesend. Er konnte sich nicht bewegen. Er wollte, aber sein Körper rührte sich nicht. Warum rührte er sich nicht?! Fest hatte er die Decke an sich gezogen und verbarg seinen nackten Körper dahinter. Er schlotterte. Er schlotterte am ganzen Leib. Es war Angst. Dieses pure Gefühl in ihm war reine Angst. Und sein Bauch verkrampfte sich zusätzlich bei jedem heißen Atem den er von seinen Gegenüber fühlte und dann gegen seine Haut glitt… Als würde sich sein Bauch an etwas Schlimmes erinnern.

Caim sah ihn eine Weile an und bemerkte das nichts mehr passieren würde. War klar. Er beugte sich kurz runter und hob die Kleidung auf die er mitgebracht hatte. Hielt sie dem Jungen dann vor die Nase und sprach:

„Zieh dich endlich an verdammt.“

Und dann legte er sie auf die eine Schulter des Weißhaarigen und wand sich ab. Und in der Sekunde erwachte der Junge aus seiner Starre und sah Caim überrascht nach. Er…er drehte sich weg? Er wand sich von ihm ab? Und er blieb dann sogar mit dem Rücken zu ihm gewandt stehen und schien zu warten. Was…was war er nur für einer? In der einen Sekunde war er das größte Arschloch überhaupt und in der Nächsten wurde er schon fast zu nett. Das verstand Nier nicht. Was…wollte er von ihm? Doch er nutzte die Minute und ließ die Decke von seinen Schultern gleiten. Er drehte sich ebenfalls mit dem Rücken zu seinem Gegenüber und fing an sich anzuziehen.

Er hatte nur simple Kleidung. Ein hellgraues, langärmeliges Oberteil, eine kniehohe kurze, weiße Hose und graue Stiefel. Dazu weiße Socken und eine Unterhose natürlich auch. Es war genug um sich zu bekleiden und sich darin wohl zu fühlen. Zuerst zog er die Hose und alles dazu an. Und kaum als er sie oben hatte riskierte Caim doch tatsächlich einen Blick, weil es ihm zu lange dauerte.

Er sah einen Rücken der zarte Muskeln besaß und die Haut weich und hell schimmerte. Er sah einen Rücken, wie er ihn noch nie gesehen hatte. Er…fand Gefallen an diesem Anblick. So sehr das er sich gleich wieder ab wand und den Kopf schüttelte. Er war echt erbärmlich. Schon lange keinen Sex mehr gehabt und schon fand man jeden fremden Rücken gleich geil oder was? Widerlich. Doch das Gefühl blieb noch etwas in seiner Brust. Es war wie Flattern…

Als Nier fertig war drehte er sich um und sah dem Älteren in den Rücken. Er mochte ihn noch immer nicht…aber das eben war sehr nett gewesen. Und das nahm er froh an. Und ihm brannte einen Frage auf den Lippen. Eine die er einfach stellen musste:

„Warum machst du das? Was soll das alles?“

Caim reagierte darauf und drehte sich zu ihm um. Lehnte sich wieder locker neben sich an die Wand und gab ihm eine Antwort:

„Ich habe gesehen wozu du fähig bist.“

„Was?“

„Ich gebe es zu…in dem Einkaufsgebäude habe ich das alles mit dir gemacht, weil es mir Spaß machte. Ich weis das irgendwas an mir dich beunruhig. Das kann ich auch jetzt noch fühlen. Und das gefiel mir. Ich hatte einfach nur Spaß daran dich zu quälen, da lagst du nicht mal falsch.“

Und im Nu mochte ihn Nier wieder weniger. Dieses blöde Arschloch.

„Und vorhin…Erst wollte ich dich töten, weil ich keine Ahnung habe was du eigentlich bist. Doch dann hatte es bei mir: „Klick“ gemacht und ich hatte eine Idee. Warum sollte man sowas wie dich einfach aus Angst töten? Wo man doch so viel mehr mit dir anfangen kann. Du bist nützlich in Zeiten wie diesen.“

Nier erstarrte förmlich als er das hörte und wusste nicht mehr was er sagen sollte. Er…wäre nützlich? Und als diese Erkenntnis sank, er verstand was hinter diesen „netten“ Worten wirklich lag, Was sie eigentlich bedeuteten, brachte er unsicher hervor:

„Wie meinst du das…?“

Caim lächelte böse.

„So wie ich es sagte. Du bist doch nicht blöd. Ein Drache als Haustier ist die perfekte Waffe gegen alles was da draußen existiert. Mit dir muss sich unser einer kaum noch Gedanken machen. Du kannst einfach alles in Stücke reißen und das nur auf Kommando.“

Und da dämmerte es dem Jungen endgültig böse und er sah ihn erschrocken an.

„…Du willst mich als Haustier halten?! Damit ich kämpfe gegen wen und wann wenn du es willst?!“

„Bingo.“

Kam es ihm entgegen und der Ältere schnipste mit der rechten Hand dabei. Nier schüttelte gleich den Kopf und fauchte ihn an:

„Niemals! Du spinnst doch! Du bist krank! Ich lasse mich nicht von dir wie einen Hund an die Leine legen! Ich bin auch ein Mensch! Ich werde dir niemals gehorchen und du kannst nichts dagegen tun! Ich werde DICH in Stücke reißen wenn du es versuchst!“

Oho, da hatte wohl jemand wieder seine Lebensgeister gefunden, was? Zeit ihm diese wieder zu nehmen…Caim kam von der Wand weg und machte einen Schritt auf Nier zu. Dieses Mal aber blieb dieser stehen und sah ihn leicht gebückt und verdammt sauer an. Mutig mutig. Er würde ihn töten. Nier würde ihn töten. Am besten so schnell wie möglich und dann mit Yonah fliehen! Und dann blieb Caim stehen.

„Ich mache dir einen Vorschlag: DU bist ein braver kleiner Drache und gehorchst mir wenn ich es verlange und als Gegenleistung…lasse ich klein Yonah am Leben. Klingt fair oder?“

Und da fiel dem Weißhaarigen alles aus dem Gesicht und ein Schrecken machte sich darauf breit als Caim aus seiner Jackentasche die Medikamente hervorzog die Yonah noch nehmen musste um wieder vollständig gesund zu werden. Er wedelte kurz damit und ließ sie dann wieder in der Tasche verschwinden. Er hatte sie sich vorhin geschnappt als die Kleine schlief. Hatte sie ihr aus der Jacke genommen. Er brauchte dieses Druckmittel nur gerade, denn bald würde sie wieder auf den Beinen sein. Aber danach nahm er einfach ihr Leben als Geisel und nicht ihre Gesundheit. Das würde schon klappen. Mit Yonah hatte er Nier an der Leine. Sie war seine Leine. Daran bestand kein Zweifel. Der Junge vor ihm knurrte plötzlich wütend und sprach leise, fast erstickend:

„Wenn du Yonah auch nur ein Haar krümmst dann…“

„Dann was?!“

Kam es laut von seinem gegenüber und Nier zuckte auf dabei. Es war sehr laut und einschüchternd gewesen. Und komischerweise…wirkte es. Er sah den Jüngeren böse an.

„Was willst du dann tun, hm?! Sie ist dein verdammter Notharken. Alles was dich am Leben hält, oder? Ich kann dir so schnell alles nehmen, du hättest keine Chance das zu verhindern! Also wenn du willst das ihr nichts passiert gehorchst du ab jetzt schön artig und setzt deine Fähigkeiten dafür ein um für mich zu kämpfen!“

Das konnte er nicht ernst meinen. Das konnte er einfach nicht! Nier schüttelte den Kopf und sprach lauter zurück:

„Ich kann nicht! Selbst wenn ich wollte! Ich kann es nicht kontrollieren! Ich würde jeden in meinem Umfeld in Gefahr bringen!“

Aber Caim schien das so ziemlich egal zu sein.

„Dann streng dich an und lerne es zu kontrollieren. Du bist doch ein schlauer Junge. Du schaffst das schon. Und ich persönlich…ich stehe auf den Gedanken einen verdammten Drachen auf Abruf und an der Leine zu haben. Der alles für mich in Flammen aufgehen lässt wenn es mir nicht passt…“

Nier zitterte vor Wut.

„I-Ich bin kein Bluthund den du auf jeden loslassen kannst!“

„Oh doch das bist du. Oder ist dir Yonah nicht wichtig?“

Und dann packte er Nier blitzschnell am Kragen des Oberteils und zog ihn näher an sich. Zog ihn so nahe das sie sich fast im Gesicht berührten und sahen sich nur an. Sie konnten beide den Duft des anderen wahrnehmen und der Jüngere hielt dem Blick des Älteren mutig stand, obwohl die Angst in ihm nagte. Caim genoss es so die Kontrolle über jemanden zu haben. Vor allem wenn dieser jemand so hübsch und einzigartig war…Und dann sprach er fast hauchend zu ihm:

„Und jetzt ruh dich aus. Wir müssen morgen ein neues Versteck finden. Das hier hast du ja ordentlich zerschlagen, oder? Also sei ein guter Junge und ruh dich aus. Du wirst es brauchen…“

Und dann ließ er ihn los und wand sich von ihm ab. Nier dagegen sah ihm nach. Sein Herz hämmerte vor Zorn. Sein ganzer Körper zitterte und er biss sich sogar auf die Lippe. Sprach dann ihm nach:

„Ich hasse dich. Und eines Tages werde ich dich töten. Verlass dich darauf.“

Caim sah auf der Treppe, über seine linke Schulter zu ihm hinter und lächelte weiterhin böse.

„Das ist okay. Ein Hund an der Leine muss seinen Besitzer nicht mögen…er muss nur gehorchen.“

Und dann lief er weiter und verschwand aus dem Keller.

Kaum als die Tür zuschlug ließ sich Nier auf die Knie sinken. Er saß am Boden und musste sich einen Schrei unterdrücken. Er war so wütend. Noch nie war er so wütend! Aber nach kurzer Dauer…überwältigte ihn ein anderes Gefühl. Und dieses war Trauer. Und dann Verzweiflung. So das er doch tatsächlich anfing zu weinen. Die Tränen rannten ihm die Wangen hinab und prasselten sanft auf den kalten Boden unter ihm. Und dann keuchte er ein Wimmern aus sich heraus und vergrub sein Gesicht hinter seinen Händen. Ließ die Tränen einfach laufen. Noch nie hatte er geweint. Er konnte sich nicht daran erinner jemals geweint zu haben, seit er Yonah kannte. Und dennoch fühlte es sich vertraut an. Es fühlte sich natürlich an. Also ließ er die Tränen weiter laufen. Er wollte es nicht. Er wollte das alles nicht und war verzweifelt. Fühlte sich in einer Sackgasse und mit dem Rücken zur Wand. Aber er würde für Yonah alles tun. Was bedeutete er müsste erst mal mitspielen. Aber gleichzeitig würde er ihn suchen…Den Weg suchen sich aus den Klauen dieses Tyrannen zu befreien. Und wenn er ihn gefunden hatte…dann würde er ihn töten. Er würde Caim töten…Und zum ersten Mal spürte er etwas in sich. Etwas was er noch nie außerhalb seiner Drachengestalt gespürt hatte…Und das war Hass.



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