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Die letzte Hoffnung

von

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1. Unersetzlich

Vor 23 Jahren, in den Wäldern von Gongmen
 

Wie ein Geist rannten die kleine weiße Gestalt durch die Nacht. Die Stadt Gongmen lag bereits weit hinter ihr. Ab und zu drehte sie sich um, aber niemand folgte ihr, dennoch beschleunigte sie ihre Schritte. Blätter und Äste schlugen ihr ins Gesicht. Auf einer Lichtung offenbarte der Mond kurzfristig die fliehende Gestalt eines kleinen weißen Pfaus. Keuchend lehnte sich der Junge gegen einen Baum. Seine Lunge schmerzte. Tränen tropften über seine Wangen ins Gras. Sein Kopf war wie leergefegt. Nur ein einziger Gedanke plagte sein junges Gewissen, der ihn innerlich erdrückte. Der weiße Pfauenjunge schluchzte laut auf.

Mama war tot! Und er war schuld!

Die Fingerfedern des Jungen krallten sich in das Holz.

Alles nur wegen `ihm´! Sie hatte nur `ihn´ geliebt! Nicht ihn!

Der weiße Pfauenjunge blinzelte, als das Mondlicht in einer Wasserpfütze reflektiert wurde. Zittrig löste er sich von dem Baumstamm und trat näher an das spiegelnde Wasser heran. Seine weiße Gestalt hob sich deutlich von der Nacht ab und wurde vom Licht des Mondes verstärkt.

Er sah aus wie `er´. `Er´, den sie so sehr geliebt hatte. Aber sein Aussehen hatte ihr nie gereicht. Denn er war nicht `er´. Für sie hatte er nie existiert. Denn alles in ihrem Leben hatte sich nur um `ihn´ gedreht.

Mehrere Minuten lang verharrte der weiße Junge in dieser Stellung, wobei er sein Spiegelbild nicht aus den Augen ließ. Schließlich riss er sich den royalen weißen Mantel von seinem weißen befiederten Körper und warf ihn voller Verachtung auf die Erde.

Eine Weile starrte er schwer atmend auf das Gewand, welches ihm sein Vater geschenkt und seine Mutter nie sehen wollte. Sie hatte ihn nie ansehen wollen damit. Immer gab es nur eine einzige Person in ihrem Leben.

Er wischte sich über das von Tränen nasse Gesicht. Dann rannte er mit einem Aufschrei davon. „ICH HASSE DICH, SHEN! ICH HASSE DICH!“



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