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Raum und Zeit

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Asgard, Palast - 980

„Woher, Loki! Woher hattest du es!“

Frigga ließ nicht locker. Sie war beinahe so aufgebracht wie Loki selbst. Wie ein Monument stand sie in der Mitte von Lokis Gemach und er fühlte sich, als würde er unter ihrem Blick schrumpfen.

„Ich habe niemanden getötet, falls das dein Gedanke ist!“, fauchte Loki und räumte unwirsch einen Stoß Papier von seinem Sessel, in den er sich für gewöhnlich zum Lesen zurückzog.

Frigga sagte nichts, presste aber in der Art und Weise die Lippen aufeinander, von der Loki wusste, dass sie ob seiner Unterstellung getroffen war.

„Das habe ich auch nicht angenommen“, erwiderte sie dann, beinah ohne die Lippen zu bewegen.

Er beachtete sie nicht und warf sich mit verschränkten Armen auf seinen Sitz.

„Was hast du dann gedacht? Hm?!“  Eine Ader trat an der Schläfe von Lokis fast noch jungenhaftem Gesicht hervor und ließ auf seinen Puls schließen.

„Du weißt so gut wie ich, dass Bilgenschweine zwar alles zertrampeln, was sich in ihrem Weg befindet“, sagte Frigga gebieterisch und Loki wollte ihr schon ins Wort fallen, denn natürlich wusste er das, „aber genauso wissen du und ich auch, dass sie keine solche Vorliebe für Fleisch aus dieser Welt haben, dass sie alles um sich herum vergessen!“

Sie sah ihn durchdringend an und sagte dann leise, aber bestimmt: „Woher kam das Fleisch?“

Loki antwortete nicht und presste die Unterlippe fest an den Kiefer, damit sie nicht zu zittern begann. Er wusste wie Frigga schaute, er musste gar nicht hinsehen.

„Warst du in Midgard, Loki?“

Als ihr Sohn wieder nicht antwortete, schlussfolgerte sie: „Ihr seid noch zu jung, um allein dorthin zu reisen! Wie hast du es angestellt? Heimdall hätte dich sehen müssen!“

Heimdall sieht überhaupt nichts, wenn ich das nicht will, dachte Loki bissig, und sprang abrupt wieder auf. All seine Glieder zitterten, er musste sich bewegen, um dem Druck in seinem Körper standzuhalten. Er atmete tief ein, dann schaute er Frigga direkt ins Gesicht.

„Vielleicht… ist euer Vertrauen in Heimdall doch nicht ganz so berechtigt, wie du glaubst…“ Lokis Augenbrauen zuckten, aber mehr war er nicht zu sagen bereit.

Schon in so jungen Jahren war Loki in der Lage, seine Stimme gezielt einzusetzen und Bilder in seinem Gegenüber einzupflanzen, ohne sie konkret zu benennen.

Frigga antwortete nicht sofort. Ähnlich wie auch Loki atmete sie ein, straffte ihre Schultern und ließ sich dann auf der langgezogenen Sitzfläche seines Sessels nieder, die Beine elegant übereinandergeschlagen.

Loki musterte sie mit eingezogenem Kopf. Erst jetzt spürte er, wie sein Nacken sich verhärtet hatte.

Frigga legte eine Hand auf die Sitzfläche neben sich und letztlich ließ Loki sich neben ihr nieder.

Eine ganze Weile saßen sie in Stille nebeneinander, bis Frigga ihrem Sohn eine Hand auf den Arm legte. Loki reagierte nicht und starrte weiter auf seine bleichen, zwischen seinen angewinkelten Beinen hängenden Hände. Sie waren keine muskulösen Pranken wie Thors, aber er war deutlich geschickter mit ihnen.

„Ich habe nicht betrogen.“

„Ich weiß. Dein Vater, er… versteht die Magie nicht so, wie du und ich es tun.“

„Ja. Lieber sieht er, wie Thor wie ein gedankenloses Rindvieh mit bloßer Gewalt zuschlägt und seine Kraft unter Beweis stellt, ohne auch nur einen Funken Verstand zu zeigen. Thor versteht nichts von Strategie! Ihm wird nie aufgehen, dass der beste Kampf derjenige ist, den man gar nicht erst selbst bestreiten muss.“

Seine Worte klangen noch immer gepresst, aber Loki spürte, dass sein Kiefer nicht mehr so angespannt war, wie noch eben, als er vom Platz geschlichen war wie ein ungeladener Gast.

Loki hörte Frigga neben sich seufzen.

„Thor ist hitzköpfig. Ja. Aber er wird schon noch zu sich kommen.“

„Warum warten alle immerzu darauf, dass Thor erwachsen wird? Ich bin es! Ich bin ihm in so Vielem voraus, aber das Einzige, was Vater sieht, ist Thors Potenzial.“

Loki zuckte, als Frigga ihn an der Wange berührte und ihn so sanft zwang, sie anzusehen.

„Mein Junge, in wenigen Jahren werdet ihr Männer sein. Und ja, eines Tages wird einer von euch den Thron besteigen, aber das ist nicht alles, was das Leben ausmacht.“

„Ist dem so?“ Lokis Gesicht war für einen Moment wie das eines alten Mannes, der nicht mehr gegen die Müdigkeit ankämpfen wollte. Aber er lächelte schmerzlich.

„Ja. Das habe ich dir schon so oft gesagt. Ihr seid beide mehr als nur Prinzen.“

„Beeindruckend, wie du es stets wieder sagst und es einfach nicht anzukommen scheint, nicht wahr?“ Loki zwinkerte sarkastisch. „Woran mag das bloß liegen?“

Frigga seufzte erneut, aber diesmal wusste Loki, dass sie nicht für ihn, sondern seinetwegen die Luft ausstieß. Nach einem Augenblick schaute sie ihn an und strich ihm übers Haar, das gerade die Länge erreicht hatte, bei der es sich langsam in seinem Nacken zu kräuseln begann.

„Ich weiß, dass du, egal, was du mit deinem Leben anfängst, mich mit Stolz erfüllen wirst.“

Loki erwiderte den Blick, aber er konnte nicht anders. Wie ohne nachzudenken, entgegnete er genauso resigniert wie sarkastisch: „Immerhin eine.“



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