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Raum und Zeit

(Titelvorschläge werden entgegengenommen)
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Sanctuary - 2012

Loki spürte den Hass in seinen Fingerspitzen pulsieren.

Es war ein erhöhendes Gefühl.

Schon immer hatte er gewisse Abneigungen nutzen können, um seine Kräfte zu entfalten und sie punktgenau zu lenken, aber das hier war neu. Das hier war eine andere Ebene der Macht.

Und sie gefiel ihm.

Er schloss die Finger fester um das Zepter mit dem blau schimmernden Stein und spürte die Energie in seiner Hand brodeln, als hätte der Stab einen Herzschlag.

Der Moment war gekommen. Erik Selvig war beinahe so weit, den Tesserakt ausreichend zu stabilisieren, dass Loki und Thanos‘ Unterhändler ihn von dieser Seite aus zugänglich machen konnten. Sie würden Loki nach Midgard zurückzuschicken. Und sobald die Macht des Tesserakts in die vorgesehenen Bahnen gelenkt war, würde sich das Portal für die Chitauri öffnen. Loki würde sie als Feldherr gegen die Menschen in den Krieg führen. Gegen die großen Lügen des Lebens.

Er stand ungeduldig neben dem Handlanger des Titanen, mit dem Loki das Zepter und Midgard für sich selbst und den Rest des Universums für seinen Herren ausgehandelt hatte, und wartete auf den vertrauten Sog eines Portals.

Loki hatte die letzten Monate ausschließlich damit verbracht, eine Möglichkeit zu finden, sich an der Erde zu rächen. Erik Selvigs Wissen und Jane Fosters Theorien hatten ihm erfreulicherweise geholfen, in Kombination mit seinen eigenen Kräften Kontakt mit anderen Wesen draußen im Universum aufzunehmen. Und nachdem er jemanden gefunden hatte, der sich bereit erklärte, genügend schwarze Materie, ganz ähnlich der Odins, zu versammeln, um Loki gegen eine Gegenleistung von Midgard wegzuholen, hatte er nicht lange gezögert. Der Handel mit dem Titanen klang vielversprechend, es mussten nur noch die letzten Einzelheiten geklärt werden.

Der Schmerz über Thors Unbeschwertheit auf Island hatte Loki beinahe um den Verstand gebracht. Das Bild hatte sich tief neben den anderen schmerzlichen Erinnerungen in Lokis Gedächtnis eingebrannt und einen Krater in seine Brust gerissen. Nach und nach war an dessen Stelle jedoch der Hass in ihm eingezogen und hatte das Vakuum mit schwarzen Gedanken gefüllt. Jetzt stellte er die Orientierung für Lokis Fassungslosigkeit dar.

Sah so ein Mann aus, der um seinen sogenannten Bruder trauerte?

Sah so ein Mann aus, den es irgendwie berührte, dass Loki im Wurmloch in all seine Atome zersetzt worden war?

Nein.

Stattdessen spielte er für die Menschen den Possenreißer.

Und Loki war vergessen.

Ganz Asgard und so auch Thor musste davon ausgehen, dass Loki tot war. Noch nie war jemand aus einem Wurmloch zurückgekehrt. Wie oft hatten Frigga und Odin ihre Jungen davor gewarnt, was für ein Grab ein Wurmloch für jeden war, der ihm zu nahekam?

Nun, selbstverständlich hatte noch nie jemand Lokis herausragenden magischen Fähigkeiten besessen, aber keiner konnte bei vollem Verstand sein und dennoch glauben, dass Loki lebte.

Und Thor spielte lieber mit seinen Menschen als noch einen weiteren Gedanken an seinen ach so vertrauten Bruder zu verschwenden. Alles, was sie jemals behauptet hatten, sie alle, Odin, Frigga, Thor, war eine Lüge. Es gab keine Liebe. Es gab keine Loyalität. Und es gab auch keine Freiheit.

Er war von Anfang an ein politisches Druckmittel, ein geraubtes Kind, ein vorübergehender Zeitgenosse gewesen. Aus den Augen, aus dem Sinn. Nicht mehr als eine blasse Erinnerung, die im Angesicht von anderen Annehmlichkeiten verpuffte.

Und darum würde Loki dafür sorgen, dass man ihn so schnell nicht wieder vergaß, wenn er erst mit Midgard fertig war und es nach seinen Vorstellungen umgestaltet hatte. Wenn er das, was sie ihm sein Leben lang vorgegaukelt hatten, umgesetzt hatte.

Ein König zu sein, sich unsterblich zu machen.

Nur eben nicht ganz so, wie sie es sich vorstellten.

Lokis Vorfreude spiegelte sich auf seinem Gesicht und Thanos‘ Unterhändler warf ihm einen misstrauischen Blick zu.

Seit Loki das Zepter trug, waren seine Gedanken ganz klar. Wie Glas konnte er sie selbst durchschauen, ordnen, ohne lästige Zwischentöne. Es schien, als habe die Welt schärfere Konturen bekommen. Unterscheidungen fielen leichter. Beurteilungen gingen schneller. Schatten wurden härter, Licht wurde dünner. Das Universum verlor seine Scheinheiligkeit.

Mit einem gewaltigen Zischen begann die Luft vor Loki zu vibrieren. Es war, als würde die Atmosphäre aufreißen und ein tiefes Grollen durchfuhr das Dunkel um sie herum. Loki trat einen festen Schritt direkt auf das entstehende Portal zu, mitten hinein in den Wirbel aus Energie.

Augenblicklich spürte er eine Schwerkraft, wie er sie nie gekannt hatte. Unwiderstehlich riss sie ihn in Knie, das Zepter gerade noch so auf einem gebeugten Bein aufgestützt. Als die Atmosphäre um ihn herum begann, blaue Flammen zu schlagen, zog er den Kopf ein und das Kinn auf die Brust. Seine Trommelfelle schienen jeden Moment zu platzen und er roch verbranntes Haar.

Alles um ihn herum verwandelte sich in einen Storm aus Licht und Farben, bis der Druck zu groß wurde, um die Augen offen zu halten. Der Schweiß brach ihm aus und Loki schmeckte Galle.

Dann war es vorbei.

Es war still, nur leises statistisches Knistern war durch den Energieschub übriggeblieben. Die Luft war unverkennbar die von Midgards Atmosphäre und als Loki sich langsam aus seiner gebückten Haltung erhob, grinste er, obwohl ihm die Schweißperlen auf der Stirn standen.

Es hatte funktioniert.

Die Sterblichen, in deren Halle er sich materialisiert hatte, starrten ihn an wie einen Vorboten der Hölle.

Gut so.



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