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Warum Eigentlich Noch Liebe?

Inspiriert von "Love Sux"
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
A. k. a. Dare To Love Me Komplett anzeigen

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Von vorn?


 

I try to let down my guard

But I cover up my scars
 

Sie saßen eine Weile in der kühlen Brise, nur unterbrochen, wenn die Sonne zwischen den Wolken hervorschien. Als der Himmel wieder zuzog und der Wind erneut einsetzte, sah Sephiroth aus dem Augenwinkel, wie Genesis eine Hand hob, wohl um sein Gesicht zu berühren, aber er wich der Bewegung aus. Stattdessen schob er sein Haar über seine Schulter, sodass es wie ein Vorhang zwischen sie fiel.
 

It’s not that I don’t care

It’s just I’m fucking scared

It’s terrifying
 

„Was hast du so getrieben?“, fragte Genesis. Sephiroth konnte an seiner Stimme hören, dass er den Blick wieder auf den Horizont gerichtet hatte.

Tja, was hatte er so getrieben? Jedes verdammte Gramm Muskeln und Fett hatte er sich in einem Teufelskreis hart erkämpft, in dem er sich kaum bewegen konnte, weil er nichts aß, und nichts aß, weil er sich kaum bewegt hatte. Er hatte koffeinfreien Tee trinken müssen, weil ihn sonst Zittern, Übelkeit und Schwindel derart überkamen, dass er sich wieder kaum bewegen konnte. Mit seinem Training hatte er an einem Punkt anfangen müssen, den er nicht für möglich gehalten hatte, so geschwächt war er gewesen. Er war so müde gewesen und hätte doch nicht schlafen können, wenn sein Leben davon abgehangen hätte. Er war so gereizt, dass niemand wirklich etwas mit ihm zu tun haben wollte. Niemand, außer ... Er verdrehte die Augen. Von Doe würde er jetzt nicht schon wieder anfangen, vor allem nicht gegenüber Genesis. „Dies und das“, antwortete er also. „Nichts Besonderes.“
 

‘cause I know it’s a slippery slope

But I don’t wanna give up hope

Damn why’s it gotta be this hard

Just to open up my heart
 

„Du weißt, dass ich deine Nachrichten und Tweets gesehen hab, ja?“, fragte Genesis, diesmal eindeutig Sephiroth zugewandt. Der studierte die Bergkette in der Ferne.        

„Damit hab ich mir wohl irgendwie mein eigenes Grab geschaufelt“, sagte er schließlich, wobei er sich fest vornahm, die Apps zu deinstallieren, sobald sie in ihre Unterkunft zurückgekehrt waren. Die Brise wehte wieder durch seine Haare.     

„Seph, mir ist auch so klar, dass du schwer depressiv bist“, sagte Genesis nach einer Pause. Sephiroth wandte sich ab, doch das gab Genesis nur die Möglichkeit, ihm sanft über den Rücken zu streichen. „Du kannst das nicht vor mir verstecken. Ich hab mich anderthalb Jahre um dich gekümmert.“             

„Und dann ein halbes Jahr nicht“, kam es aus Sephiroth hervor, ehe er sich zurückhalten konnte. Es entstand wieder ein Schweigen zwischen ihnen. Genesis‘ Hand verschwand von Sephiroths Rücken. Zitternd wandte Sephiroth den Kopf zurück zu seinem Mann. Genesis‘ Augen suchten seinen Blick.  

       
 

Only tell me if you care about me

Only tell me if you dare ...
 

„Seph“, sagte er langsam, und Sephiroth hörte, dass es ihm die Kehle zuschnürte. „Kannst du mir glauben, dass ich in der festen Überzeugung gegangen bin, dass es das Beste für uns wäre?“ Sephiroth betrachtete ihn mit leeren Augen, wandte dann den Blick ab. Er schüttelte den Kopf. „Seph, ich ...“, setzte Genesis an, aber Sephiroth schüttelte erneut den Kopf. Sag es nicht.    

„Du hast ... keine Ahnung.“  

„Dann rede mit mir.“ 

„Warum? Damit du eine neue Ausrede hast, zu gehen? Wenn du gehen willst, dann tu es einfach.“      

„Aber ... ich bin hier.“           

„Für den Moment.“   

Eine Pause.    

„Warum sollte ich wieder gehen?“   

„Vielleicht ...“, setzte Sephiroth an. „Vielleicht werden Dinge einfach etwas viel.“

Genesis hob erneut die Hand und strich ihm die Haare vom Gesicht. „Was meinst du?“

Sie sahen sich fest in die Augen, bis Sephiroth den Blick abwandte. „Du hast mich schon mal nicht ertragen.“            

„Was, nein, das war nie der Grund!“, sagte Genesis alarmiert. „Wie kommst du nur auf so was? Ich –“ Aber Sephiroth schüttelte erneut den Kopf.
 

I’ve been wishin on them stars

But are they too far

They still shinin'
 

„Ich war einsam.“ Sein Herz schlug schnell.

„Kann ich nachvollziehen“, sagte Genesis.  

„Ich schätze, ich wollte einfach Aufmerksamkeit ...“ Sephiroth begann dämmernde Erkenntnis in Genesis‘ Augen zu sehen. „Von einem ... Mann ...“   

„Was genau ...?“, fragte Genesis. Und er erzählte ihm von Doe.
 

Will you love me

Stay hand in hand?
 

„Ich hab mir die ganze Zeit gesagt: Wie kann er es wagen?“ Sephiroth seufzte. „Aber ich glaube ... ich wollte es auch zulassen.“ Er und Genesis waren einander mittlerweile gerade zugewandt.          

„Und?“, fragte Genesis, und Sephiroth war überrascht, wie ruhig er klang. „Hatte es eine Bedeutung?“            

Sephiroth verzog gequält das Gesicht. „Nein! Nie ...“        

Genesis nahm seine Hände und diesmal wehrte Sephiroth sich nicht dagegen. „Du hast recht, du warst einsam. Und ich schätze, ich hab mir das selbst zuzuschreiben ...“
 

Will you love me

Through the darkest of nights

Through all of our fights?
 

Sephiroth spürte Genesis‘ Herzschlag durch seine warmen Hände. „Wo warst du?“, platzte es endlich aus ihm heraus. Er wollte damit alles wissen: Warum bist du gegangen, warum hast du mich allein gelassen, warum warst du nicht bei mir, warum hasst du mich so sehr, was hab ich falsch gemacht, was stimmt nicht mit mir, warum verdiene ich deine Liebe nicht mehr, hast du mich nie geliebt? All das in dieser einfachen Frage: Wo warst du? 

Genesis ließ seine Hände nicht los, antwortete aber auch nicht sofort. Sein Blick wurde leer und ging durch sie hindurch, an ihnen vorbei. Er holte schließlich Luft und Sephiroth dachte, er würde zu einer längeren Geschichte ansetzen, stattdessen sagte er nur: „Hölle.“

„Ah“, machte Sephiroth. Zugegeben, so erschöpft, wie Genesis noch immer aussah, war er geneigt, ihm zu glauben, war aber von der Verhältnismäßigkeit nicht ganz überzeugt. „Da müssen wir in unterschiedlichen Kreisen verkehrt sein.“

Genesis grinste. „Ein hohes Witzeniveau heute.“    

„Ist die Hölle nicht unterirdisch?“    

„Oh Seph.“ Genesis verdeckte das Gesicht mit seinen Händen, ehe er mit einem Seufzer wieder dahinter hervorkam. „Wie kannst du je glauben, ich würde dich nicht ertragen?“

Sephiroth spiegelte das Grinsen zurückhaltend.
 

Would you still love me?
 

„Du warst schon immer seltsam und schwierig und ... einfach ‘ne Menge“, sagte Genesis offen. Sephiroth lauschte aufmerksam. „Und, ja – ich hab einmal den Fehler gemacht, mich zu trennen, weil ich dachte, dass es die richtige Entscheidung wäre. Und ich weiß nicht, ob sich sechs Monate Funkstille vielleicht als Fehler herausstellen werden. Aber zwanzig Jahre später und ich bin hier, und ich hab aus dem Glauben gehandelt, dass es so zwanzig Jahre mehr werden können – oder wie viele auch immer.“        

Und diesmal nickte Sephiroth. Genesis seufzte erleichtert. Seine Augen glitzerten in der erneut hervorkommenden Sonne, als er die linke Hand sanft an Sephiroths Hals legte; die Hand mit dem glitzernden Ehering; der Daumen fuhr zart über seinen Puls. „Und du weißt, ich liebe dich“, sagte er und Sephiroth ließ ihn den Satz endlich beenden.           

„Auf eigene Gefahr“, scherzte er dafür als Antwort.          

„Hey, warte, ich glaube, das ist mein Spruch“, sagte Genesis mit einem sanften Lächeln.           

„Vielleicht“, sagte Sephiroth, während er sich leicht vorbeugte, „haben wir einander einfach verdient.“       
 

Dare to love me


 

Am Abend vor ihrer Rückkehr nach Midgar lag Sephiroth neben Genesis im Bett, seinem noch lesenden Mann zugewandt, umgeben von einer unglaublich weichen Decke, die all seine Sorgen schluckte. Der Himmel hinter dem Fenster war schon lange dunkel und mit Sternen übersät, wie man sie nie in Midgar zu sehen bekam. Schon beinahe vom Schlaf übermannt, verschwammen Dunkelblau und Silber vor Sephiroths halb geschlossenen Augen. Er rückte näher an Genesis heran und atmete seinen Duft ein, der ihm nach seiner abendlichen Dusche anhaftete. Eine Hand an Genesis' Arm, sandte ihn das Rascheln, als dieser eine Seite umblätterte, beinahe ins Paradies.

„Bitte“, sagte er, die Augen nun ganz geschlossen und so gut wie in den Schlaf hinübergeglitten „steig nie auf elektronische Bücher um ...“ In seinem Traum hörte er Genesis förmlich schmunzeln.


 


Nachwort zu diesem Kapitel:
Ich glaube, Langzeitleser/-innen wissen, dass ich keinen Streit und auch ernstere Diskussionen nicht gut schreiben kann, ich führe solche Gespräche auch selbst nicht gerne. Ich vermeide Konflikte und tendiere dazu, die Situation bei einer sich bietenden Gelegenheit durch einen Witz aufzulockern. Hier also eine Anspielung auf Dantes Inferno, passt, denk ich, ganz gut zu Genesis (und auch Seph). Komplett anzeigen

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