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Pretty Liar

Kein Wort zu niemanden
von

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Flora

»Macht es deinem Freund nichts aus das du mit mir hier allein bist, oder weiß er es nicht?« Nicolas nuscheln ist nur schwer zu verstehen, doch aus den Wortfetzen, die ich verstehe, schlisse ich, dass er der festen Überzeugung ist, dass ich einen Freund hätte. Sprachlos sehe ich ihn an und bekomme kaum ein Wort heraus. In seine Augen gesehen, kann ich nicht glauben, dass er mir zutraut, einen Freund zu haben jetzt. Versteht er immer noch nicht, dass ich nur ihn will? Eindringlich sehe ich ihm in die Augen und beginne langsam meinen Kopf zu schütteln.

»Nein. Also ich meine damit, dass ich keinen Freund habe« rechtfertige ich mich, wobei es sich seltsam anfühlt, da es ihm auch egal sein könnte. Er mir klar genug gemacht, dass aus uns nie etwas wird und dass er seine Meinung nicht ändert. Dass ich die Jacke von Riven trage, liegt auch einzig allein daran, dass meine Sachen unglaublich kurz sind und es verdammt riskant gewesen wäre, allein so in den Club zu gehen. Zudem ist es in der Nacht mittlerweile kälter geworden, als es noch heute Mittag der Fall war. Nicolas sieht betrübt weg, als würde er sich schlecht fühlen, weil er einfach annahm, dass ich einen Freund habe.

»Mein Kopf dröhnt« klagt er dann und meidet weiter mein Blick.

»Dann gehen wir am besten jetzt zu dir« bestimme ich und setze mich in Bewegung. Nicolas tut es mir gleich und läuft neben mir her. Die Laternen strahlen in sein Gesicht und ich bemerke sein noch immer geknickten blick. Ich erliege dem Gedanken, dass es einen Grund gibt, weswegen er in diesem Club war und sich so betrunken hat. Vorsichtig beginne ich darauf Anzugsprächen.

»Ist es nicht superlangweilig, allein in einem Club zu hocken?«

»Schon, ja« antwortet er langsam, während er beim Laufen taumelt und sich darauf konzentriert gerade auszugehen. Ich halt ihn weiter und stütze ihn, auch wenn er für mich etwas zu schwer ist.

»Warum warst du dann dort?«

»Das verstehst du nicht, Flora« nuschelt er vor sich hin, ohne mich anzusehen. Mein Blick wandert von ihm ab. Ich sehe nach vorne und spüre, wie meine Lunge sich zusammendrückt. Ich verstehe es nicht? Woher will er das wissen? Glaubt er etwa, ich sei dumm und könnte es nicht kapieren, oder was meint er damit? Er sieht mich nicht mal an. Warum hat er mich nur angerufen? Erprobt bleibe ich stehen und sehe auf meine Schuhe.

»Warum bin ich überhaupt hier?« frage ich ihn dann und warte seine Antwort ab. Einige Sekunden Herrscht Stille, in der keiner mehr etwas sagt.

»Ich bin mit meinen Freunden am Strand gewesen. Als du mich angerufen hast, dachte ich das du wirklich Hilfe brauchst«

»Du warst am Strand, mit deinen Freunden?« wiederholt er und klingt dabei leicht schuldbewusst, weil er mich von dort mehr oder weniger weggeholt hat.

»Ja, war ich«

»Entschuldigung, ich wollte dir deinen Abend nicht vermiesen, Flora.«

»Das hast du nicht« seufze ich und sehe zu ihm. Nicolas Augen sehen nun wieder in meine und ich sehe ihm seine Ehrlichkeit an. Er meint es erst.

»Ich habe bloß Sorgen gemacht« tief atmet er ein, so dass ich sogar sehe, wie sich sein Brustkorb hebt, ehe er ihn wieder senkt. Er schüttelt den Kopf.

»Du sollst dir keine Sorgen um mich machen, Flora«

»Warum nicht? Weil ich nur deine Schülerin bin.« Sein Blick verdunkelt sich und seine Augen verengen sich zu schmalen schlitzen. Vielleicht war der Spruch unnötig gewesen, doch so fühle ich mich eben gerade.

»Du bist so viel mehr als das, Flora« sein ernster Blick erschreckt mich.

»Meint er es ernst?« frage ich mich und traue mich kaum ihn weiter anzusehen. Nicht länger darüber nachdenken wollen, laufe ich weiter und nehme Nicolas wieder mit mir.

Eine Weile Laufen wir, ohne dass jemand etwas sagt, bis er die stille durchbricht, mit seiner rauen Stimme. Sie klingt belegt und drückend.

»Ich habe heute einen richtigen scheiß Tag, Flora« Ich antworte ihm bewusst nicht, da er von sich ausreden soll, wenn er das denn möchte.

»Ich bin ein Feigling und ein grauenvoller Sohn« zu ihm gesehen, bemerke ich seinen hängenden Kopf und spüre sein Gesicht auf meiner einen hälfte. Er lässt sich hängen.

»Nein das bist du nicht«

»Doch, dass bin ich. Mein Vater braucht mich und ich versteck mich hier«

»Was ist denn los, mit deinem Vater?« frage ich vorsichtig.

»Er stirbt« geschockt, presse ich meine Lippen zusammen. Was kann ich ihm denn jetzt noch sagen, um ihm zu helfen. Ich fühle mich macht los und nutzlos. Damit habe ich nicht gerechnet.

»Und wenn ich zu ihm gehe, werde ich nie mehr zurückkommen können. Und wenn doch, wird mein Bruder diesen Platz einnehmen.« Ich verstehe nichts von dem, was Nicolas da zusammen nuschelt, doch ich höre an seiner Stimme, dass es ihm sorgen bereitet und er Angst hat.

»Du hast recht, ich verstehe nichts davon, aber das muss ich auch nicht« spreche ich nun und sehe gerade aus.

»Ich sehe das es dich mitnimmt und du darunter leidest. Und wenn du darüber sprächen möchtest, bin ich für dich da. Denn ich will dich verstehen.« ich spüre seinen Blick auf mir ruhen und sehe zögernd zu ihm rüber.

»Darum wollte ich das du kommst. Du bist die Einzige, die mich versteht, Flora.« überrascht färben sich meine Wangen rot und ich spüre diese wärme in meinem Körper sich ausbreiten. Mein Herz schlägt schneller und ich komme kaum mit dem Atmen hinterher. Zu ihm wieder gesehen, stachen seine Brauen Augen in dem Licht der Laternen hervor und strahlten selbst. Ich konnte Stunden lang in diese sehen. Sie waren wie kleine Sterne, die nur für mich funkeln. Seine Hand sich plötzlich über meine Wange, strich eine helle Haarsträhne aus meinem Gesicht und berührte erneut mein Gesicht. Er ist so warm und zärtlich. Seine Nähe fühlt sich so gut an und ich fühle mich bei ihm immer so sicher. Wir sind allein und keiner kann uns sehen. Das Nicolas mir hier und jetzt etwas tun könnte, das mich verletzt, kommt mir nicht in den Sinn. Ich vertraue ihm zu sehr dafür. Doch dann denke ich an forthin in dem Club als ich erneut Amarok traf. Er arbeitet also dort und hat auch noch mit Nicolas gesprochen. Weshalb muss mich meine Vergangenheit nur so weit verfolgen? Aus meinen Gedanken zurückgeholt, spüre ich Nicolas Hände an meinem Gesicht und wie er es zu sich zog. Seine Daumen streichen über meine Wangen und seine Augen fixieren meine. Ich bin ihm völlig ergeben. Ich kann mich nicht gegen ihn währen. Seine Augen. Seine Lippen. sein Duft. Allein nur seine Präsenz. Die ganze Welt scheint stehen zu bleiben. Es gibt in diesem Augenblick nur noch ihn und mich. Ein normaler Junge und ein ganz normales Mädchen. Es gibt keine Kränze mehr, kein Hindernis. Langsam nähert er sich meinem Gesicht. Kurz vor meinen Lippen hält er an. Diese Spannung zieht in mir alles zusammen und mein ganzer Körper steht nur durch ihn unter Strom. Noch nie wollte ich ihn so sehr, wie in diesem Moment. Sein Blick wandert zwischen meinen Augen und meinen Lippen immer wieder hin und her. Meine Augen geschlossen, gebe ich mich diesem Gefühl einfach hin, welches er in mir auslöst. Die noch immer existierende Distanz zwischen uns schmerzt schon fasst. Und als ich die Hoffnung schon aufgebe, spüre ich seinen einen sanften Druck auf meinen Lippen. Es ist ein vorsichtiger Kuss. Liebevoll und zärtlich. Ein Kuss, der meine Seele berührt, wie das sanfte Streifen einer Feder. Sein Körper näher an meinen gepresst, wandelt sich Nicolas Kuss. Er wird intensiver. Aufreizend streicht seine Zunge über meine Lippen, die ich dann einen Spalt öffne, um ihn hineinzulassen. Ein Stöhnen unterdrücke ich. Er schmeckt nach Alkohol, aber auch nach Nicolas und nach Monatelanger Schwärmerei, die sich endlich auszahlt. Langsam löst er sich von meinem Mund und atmet genau so schwer wie ich. Ich öffne meine Augen langsam. Seine eine Hand streift über mein Haar, während seine Augen mich betrachtend ansehen. Meine Hand berührt seine an meinem Gesicht, währen ich in sei Gesicht sehe.

»Wir sollten das nicht tun« versuche ich die Stimme der Vernunft zu sein, als mir wieder bewusstwird, dass Nicolas unter dem Einfluss von Alkohol ist. Er weiß nicht, was er da tut. Er gibt sich seinen Gefühlen und trieben hin. Es gleicht aber ohnehin einem Wunder, dass ich es überhaupt Schafe nicht über ihn herzufallen.

»Oh doch, genau das sollten wir« wieder spricht er mir. Immer weicher werdende Knie, habe ich das Gefühl, mich gleich nicht mehr halten zu können. Schwer atmend schlucke ich und bemühe mich von da an, alles Schritt für Schritt anzugehen. In seinem Blick sehe ich, dass er mehr möchte als nur einen Kuss, von mir. Er will mich ganz und gar, nur für sich allein.

»Ich bringe dich jetzt zuerst Nachhause, Nicolas« sein Gesicht verdunkelt sich und dreht sein Kopf Richtung Laternen. Er sieht von mir weg. Unsicher suche ich seinen Blick, den er mir vorendhält.

»Was ist los?« frage ich ihn besorgt, mit der Angst, dass es daran liegt das ich ihn abgewiesen habe. Seufzend sieht er dann doch zurück zu mir und atmet tief durch.

»Hör auf mich so zu nennen, bitte« seine Stimme ist ernst, ruhig und doch auch noch ein wenig benommen. Zum Boden geblickt, ist mir bewusst, dass er mich früher oder später darum bittet, ihn nicht mehr so zu nennen. Er ist mein Professor, und so sollte ich ihn auch nennen. Gerade als ich ihm antworten möchte, erklingt erneut seine Stimme, in meinen Ohren.

»Es fühlt sich falsch an, wenn du mich Nicolas nennst. Du solltest, wie jeder andere, der mir wichtig ist, Palladium sagen.« meine Augen werden groß und mein Mund öffnet sich leicht.

»Aber…« will ich protestieren, was er jedoch nicht zulässt.

»Ich bin Palladium, Flora« fordert er und erneut. Leicht nicke ich ihm zu und bin mir jedoch nicht sicher, ob ich meinem Kopf daran gewöhnen kann, ihn ab sofort anders zu nennen.

»Ich werde mir Mühe geben. Und jetzt los, du musst ins Bett« Wir setzen uns erneut in Bewegung und den Rest des Weges schweigen wir uns an.
 

Langsam und leise öffne ich die Tür zu Palladiums Wohnung und führe ihn in Richtung Fuhr. Alles ist dunkel und still, was darauf deutet, dass wir allein sind. nach dem Lichtschalter gesucht, schalte ich dieses an und wende mich zurück zu Palladium.

»Alles klar, wir sind allein, Daemon ist scheinbar nicht da« sofort packt mich Palladium an den Armen, drückt mich gegen die Wand und schlägt die Tür hinter sich zu. Von dem knall zusammengezuckt, sehe ich ihn durch meine großen Augen an. Mein Herz pocht gegen meine Rippen und ich unterbreche für eine Minute das atmen. Seine Augen mustern mein Gesicht und mit seiner eine Hand stützt er sich gegen die Wand, an der ich lehne. Schließlich wandert sein Blick zu meinem Körper, wo er einen Moment lang ruht. Schwer geschluckt, sieht er zurück in mein Gesicht und sieht mich mit seinen honigbraunen Augen an. Er sieht müde aus.

»Zieh die Jacke aus« fordert er mich auf. Der klang seiner Stimme versetzt mich einen Schauer und lässt keinen Widerspruch zu.

»Ich… ich will aber nicht« stottere ich vor Angst und halte seinen Blick fest. Seine Hand streicht über meine Schulter, über das Leder der Jacke. Ich schrecke zurück, naher an die Wand und erkenne Palladium nicht wieder. Meine Stimme versagt und ich habe das Gefühl, dass sprechen verlernt zu haben.

»Gehört sie deinem neuen?« fragt er mich erneut. Er hat scheinbar unser letztes Gespräch darüber vergessen und glaubt immer noch, dass ich einen Freund habe. instinktiv schüttle ich meinen Kopf und lasse ihn dabei jedoch nicht aus den Augen.

»Nein, ich habe keinen Freund. Ich habe sie an, weil mir kalt war und ich drunter sehr kurze Sachen trage.« erkläre ich ihm zum zweiten Mal. Seine eine Braue gehoben sieht er mich mit einem leichten grinsen an. Fragend sehe ich an, dann dämmert es mir.

»Palladium« mahne ich ihn und schlage mit meiner Hand gegen seine Brust. Er lacht, weicht vor mir zurück und lässt von mir ab. Sein Lachen klingt so schön und ehrlich.

»Ok, ich glaube du brauchst eine kalte Dusche. Außerdem riechst du nach Alkohol, komm« zische ich und entferne mich von der Wand. Ihn in sein Badezimmer gebracht, trage ich ihm auf zu Duschen und verlasse den Raum. In seinem Schlafzimmer suche ich jetzt nach Klamotten für ihn. Es fühlt sich seltsam an, in seiner Wohnung so rumzulaufen und in seinem Schrank herumzuwühlen. Doch ich kann jetzt nicht darüber nachdenken, was richtig oder falsch ist. Einiges aus dem Schrak gezogen, werfe ich es auf sein Bett und halte einen Moment inne. Ich sehe an mir runder, öffne den Reißverschluss der Lederjacke und lasse sie von meinem Körper gleiten. Wieder Palladiums Sachen genommen, laufe ich zurück zu ihn. Ich höre noch immer kein Wasser, und bin auch leicht verunsichert, ob ich jetzt einfach so rein gehen soll. Ich klopfe gegen die Tür. Ich klopfe ein zweites Mal. Keine Antwort. Ein ungutes Gefühl, ob er gestolpert ist oder sich verletzt hat, rufe ich besorgt seinen Namen. Noch immer kommt keine Reaktion seiner Seitz. Mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Vorsichtig öffne ich die Tür und entdecke Palladium, der mit hängendem Kopf auf dem geschossenen Toilettensitz hockt. Seine sind verschlossen, was so wirkt, als würde er Schlafen. Seufzend gehe ich auf ihn zu und gehe vor ihn in die Hocke.

»Palladium, hey« sanft berühre ich ihn am Knie und rüttle daran leicht. Im nächsten Moment schlägt er seine Augen auf und sieht mich an.

»Alles in Ordnung?« frage ich, woraufhin er verneinend mit dem Kopf schüttelt.

»Na schön« Antworte ich und erhebe mich wieder, um ihm beim Ausziehen zu helfen.

»Arme hoch« befehle ich. Mit großen unschuldigen Augen sieht er mich an und tut genau das, was ich ihm sage. Dem Saum seines T-Shirts umgriffen, ziehe ich dieses hoch und streife es ihm über den Kopf. Achtlos lasse ich es auf den Boden fallen. Unkontrollierbar wandert mein Blick über seinen nackten Oberkörper. Seine Beiden Schultern, der durchtrainierte Waschbrettbauch- es ist nicht zu übersehen, dass Palladium Sport treibt.

»Du starrst« schmunzelt Palladium und sieht mich an. Ich spüre die Rötung in meinem Gesicht und sehe rasch bei Seite. Habe ich gerade etwas wirklich so offensichtlich auf seinen Körper gestarrt? Ich schlucke schwer zwinge mich ihn wieder anzusehen und mich zusammen zu reißen. Er grinst mich an.

»Jetzt die Hose« erwidere ich mit belegter Stimme und spüre, wie die Scham in mir zurückkehrt. Palladium reagiert sofort, erhebt sich von Toilettensitzt und sieht mich erwartungsvoll an. »Nein das kannst du allein« schüttle ich schmunzelnd den Kopf. Unter dem Alkohol verschleierten Blick kehrt dieses anzügliche Grinsen zurück auf seine vollen Lippen.

»Das könntest doch du übernehmen, oder nicht?« Ich rolle mit den Augen, tritt einen Schritt näher und helfe ihm dabei, die Schnalle seines Gürtels zu öffnen. Währenddessen spüre ich, dass Palladium mich für keine Sekunde aus den Augen lässt und von oben auf mich hinabblickt.

»Das machst du sehr gut, Flora« der neckende Tonfall in seiner Stimme entgeht mir dabei nicht. »Ok, den Rest schaffst du allein« entgegne ich ihm hastig und trete einen Schritt zurück. Ohne Vorwarnung oder etwa zu sagen, streift Palladium sich einfach ohne jegliches Schamgefühl seine Hose, mitsamt seiner Unterhose, ab.

Er ist nackt. Völlig nackt. So richtig nackt. Ich ziehe Schaft die Luft ein und gebe mit aller Mühe nicht an ihm Herunter zu starren, wenngleich mich dennoch das Bedürfnis danach überkommt. Ich weiß nicht, ob es an der hohen Temperatur liegt oder einzig und allein nur an Palladium, doch mittlerweile ist mir so heiß, dass ich mich am liebsten selbst nackt ausziehen würde. Aber ich bin mir im bewusst, dass dies keine definitiv kein gutes Ende nehmt- oder vielleicht doch. Um mich abzulenken, trete ich einen kleinen Schritt in die Dusche und schalte das Wasser ein. Anschließend helfe ich Palladium beim Duschen, da ich das ungute Gefühl habe, dass er jeden Moment einschläft. Er wirkt von Sekunde zu Sekunde schläfriger und betrunkener. Als ich beginne, ihm die Haare zu shampoonieren, petzt er fest seine Augen zusammen, was irgendwie total süß aussieht. Leise höre ich ihn Stöhnen und kann mir ein kleines Lachen nicht verkneifen.

»Was ist so lustig, Flora?«

»Nichts, es ist nur…« stammle ich und kichere dabei weiter.

»Du wirkst gerade nur so zufrieden und wie ein kleiner junge« zu mir gedreht, sieht er mich mit einem leichten Lächeln an. Es ist ein so liebevolles Lächeln, dass selbst seine Augen erreicht und zum Funkeln bringt. Als würde er sich an etwas erinnern, verschwindet sein sanftes lächeln jedoch und mit einem Mal, wirkt er unendlich traurig. Es schmerzt ihn so leiden zu sehen und zerreißt mir das Herz. Noch immer in al meinen Klamotten, steige ich zu ihm in die Dusche, unter den noch immer laufenden Duschkopf. Ich lege meine Arme um ihn und in kürzester Zeit, bin ich vollkommen durchnässt, doch das spielt keine Rolle, in diesem Augenblick. Ich weiß was ihn so quellt, er hat es gesagt. Sich mir anvertraut. Er fühlt sich gerade wie ein Kind, ein Kind, das nichts tun kann, außer zuzusehen, wie sein Vater leidet. Palladium ist macht los und ich sehe ihm an, der dieses Gefühl so sehr verabscheut.

Nach und nach erwidert Palladium meine Umarmung und drückt mich fester an sich. Es fühlt sich an, als würde er versuchen nicht zu zerbrechen und an mir halt suchen. Das Gefühl von ihm im Arm gehalten zu werden genossen, fühle ich mich bei ihm sicher und geborgen. Ich will in diesem Augenblick nirgends lieber sein als mit durchgeweichter Kleidung mit Palladium unter seiner Dusche in seinen Armen.

Nach der ausgiebigen Dusche helfe ich Palladium, der kaum noch in der Lage ist gerade zu stehen, in seine Kleidung. Eine neue Hose an, drücke ich Palladium zurück auf den geschlossenen toilettensitz.

»Du solltest mich lieber ausziehen, statt mich anzuziehen« murmelt er, nach dem ich ihm sein T- Shirt über den Kopf stülpe. Dabei sieht er mich mit verstrubelten Haaren und spitzbübischen Lächeln an. Er wirkt wie ein kleiner Junge, der etwas Verbotenes gesagt hat. Es ist total niedlich, weshalb ich ihm auch nicht böse bin. Doch der Gedanke daran, dass der Grund für seine Offenheit der Alkohol in seiner Blutbahn ist, lässt mich schwer ausatmen.

»Ich Bruche noch ein Handtuch, für deine Haare« teile ich ihm mit und sehe ihn Erwartungsvoll an. Doch er reagiert nicht und seht mich lediglich fragend an, als hätte ich ihn gefragt, wer die aller erste Fee der Magischen Dimension ist. Wobei er dies bestimmt auch weiß.

»Wo sind deine Handtücher, Palladium?« frage ich also erneut und stoße dabei ein kleines Seufzen aus. Palladium grinst.

»Du bist so Süß« die Wärme in meinen Wangen gespürt, weiche ich seinem Verführerischen Blick aus.

»Sie sind im Schank, meine Schöne« flirtet er weiter und bemüht sich dabei in meine Augen zu schauen. Seine Worte hallen in meinen Ohren wider, und dabei denke ich an letztens, als ich den Ring hier gefunden habe, der Ring, der unter dem Waschbecken neben ihm steht. Meine Augen bewegen sich wie von allein zu dieser Stelle, ohne dass ich etwas dagegen tun kann. Darauf zu bewegt, gehe ich in die Hocke, öffne den kleinen Schank unter dem Waschbecken und sehe erneut die kleine Schachtel. Meine Neugier nicht zügeln können, nehme ich die Schachtel heraus und wende mich mit ihr zu Palladium. Es soll so aussehen, als habe ich es zufällig gefunden. Palladium sieht mich irritiert an und wandert mit seinen Augen immer wieder, von mir auf die Schachtel in meiner Hand.

»Was ist das?« frage ich vorsichtig. Palladium senkt den Kopf und wirkt, als müsste er sich nicht über das gefundene stück freuen. Verständlich, wenn es sich hierbei um seinen Ehering handelt, wird er gerade daran erinnert, was er seiner Frau antut.

»Das ist auf jeden Fall kein Handtuch, Flora« seine Stimme klinkt mahnend und verärgert. Mich aber nur damit zufrieden geben möchte ich nicht. Ich muss es wissen, schließlich hat er mich Angerufen und gebeten ihn abzuholen, nicht sie.

»Was ist es dann?« stelle ich mich dumm. Palladium atmet schwer durch die Nase ein und pustet sie durch seinen Mund aus.

»Ein Stück meiner Vergangenheit« erklärt er und sieht mich dann an.

»Würdest du es mir trotzdem sagen?« frage ich vorsichtig und gehe langsam auf ihn zu. Palladium nimmt meine Hände in seine und umschließt sie fest. Seine Wärme strömt in meinen ganzen Körper hinein.

»Ich bin verlobt gewesen, bevor ich herkam« seine Stimme kommt mir plötzlich wieder weicher vor. Seine Augen jedoch wirken so weit weg. Als ich zu ihm sehe, entdecke ich in seinen Augen Traulichkeit. Noch mehr Traulichkeit, als ohne hin schon darin verborgen lag.

»Vermisst du sie oder liebst du sie noch?« sofort drückt Palladium meine Hände fester und sieht mich mit festem Blick an. Palladium zieht mich zu sich und legt seine Arme um meine Taille. Erschrocken lasse ich die Schachtel fallen, als er seinen Kopf zusätzlich an meinen Bauch schmiegt. Er ist mir so nah. Einige Minuten verbleiben wir so, ohne dass einer von uns etwas sagt. Langsam spüre ich den drückenden druck in meinen Augen und das Pochen in meinem Herz. Ich Schulze schwer und lege meine Arme um ihn, weil ich nicht weiß, ob ich sonst den Boden unter meinen Füßen gänzlich verliere.

»Ich vermisse dich um Welten mehr, weil du die diejenige bist, der meine Wünsche und Träume wichtig sind« sein Geständnis drückt mir die Tränen nur noch stärker in die Augen. Ich drücke mich näher an ihn und vergrabe meine Finger in seine Haare.

»Ich liebe es, dich im Arm zu halten« flüstert er leise, sogar so leise, dass ich es fast nicht hören kann. Sofort wird mir warm ums Herz.

»Ich liebe es, wenn du mich im Arm hältst« erwidere ich.

»Ich liebe es, wenn du mich ansiehst« fährt er fort und entlockt mir ein Lächeln.

»Ich liebe es, wenn du lächelst« gestehe ich.

»Ich liebe es, dir zuzuhören.«

»Ich liebe es, wie du mich berührst« Wie auf Stichwort strich Palladium mit seiner Hand unter mein Shirt, das ich mir unmittelbar nach dem Duschen übergezogen habe. seine Hand gleitet weiter über meinen Rücken und versetzt meinen Körper eine Gänsehaut.

»Ich liebe, dass deine Lippen nach Erdbeeren schmecken« Seufzt Palladium in den Stoff. Ich spüre, wie er seinen Kopf zu mir hebt und sehe dadurch zu ihm herunter.

»Ich liebe einfach alles an dir.«

»Ach ja?« frage ich völlig überrumpelt von seinem Geständnis und sehe weiter zu ihm herab. Mein Herz setzt für einen kurzen Moment aus.

»Ja« murmelt er Schläfrig mit halb geschlossenen Augen. Schwer geatmet, legt er seinen Kopf zurück an meinen Bauch.

»Ich glaube ich liebe dich.«

Nach diesem Gespräch im Badezimmer, ist Palladium einfach in meinen Armen eingenickt. Mühsam habe ich ihn in diesem Zustand zwischen Schlafen und Wach in sein Schlafzimmer und auf sein großes Bett verfrachtet. Durch seinen Müden Augen sieht er mich an und hält meine Hand, als ich mich dann von ihm entfernen will.

»Bleib bei mir, bitte« bittet er mich.

»Ich sollte wirklich besser auf der Couch schlafen« bemühe ich mich vernünftig zu bleiben, da ich sorge habe dies nicht sein zu können, wenn ich erst neben ihm im Bett liege.

»Ich brauche dich bei mir ober, Flora« haucht er leise über seine Lippen.

»Ich will in dein Gesicht sehen, wenn ich aufwache. Alles, was ich brauche, bist du, hier bei mir«

Seine Worte treffen in mein Herz und ich will auch in seiner Nähe sein. Mich zu ihm unter die Decke gekuschelt, Schmiege ich mich an ihn und nutze seine Brust als Kissen. Seine Arme schlingen sich um meinen Körper und küsst zum Abschluss sanft meine Stirn.

»Flora, warte auf mich, bitte und verlasse meinen Kurs nicht.« murmelt er leise und kaum hörbar, bevor ihn der Schlaf vollkommen einnimmt.



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