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In this unstable world

I. The world is changing
von

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[Kapitel III]


 

Peter hatte Glück im Unglück. Evelyn war zwar jeden Tag da, aber ließ ihm seine Zeit und Ruhe. Sie drängte sich ihm nicht auf, sondern erkundigte sich nach seinem Befinden und seinen Wünschen und ließ ihn dann in Ruhe. Ob er Videospiele zockte, sich im, eigentlich gar nicht so kleinen, Sportraum aufhielt oder sehnsüchtig vor der Werkstatt herumgeisterte, als könnte er sich irgendwie durch die Glasfront glitchen. Sie konnte zwar nicht wirklich gut kochen, aber dafür wusste sie von einigen guten Restaurants, von denen sie ihm was zu essen mitbrachte. An diesem Tag hatte sie was vom Chinesen mitgebracht. Keinem allzu teurem, auch wenn Tony Stark zahlte, aber keinem billigen, wie die, die er mit seiner Tante besucht hatte.

Er vermisste seine Tante May immer noch, was wahrscheinlich niemals aufhören würde. Evelyn war vor zwei Tagen mit ihm zu ihrem Grab gefahren. Sie hatte sich im Hintergrund aufgehalten, während er vor dem schlichten Grabstein gestanden und nichts gesagt hatte.

Peter lebte nun schon seit fast 14 Tagen in der Wohnung von Tony Stark und er war ihm noch nicht einmal begegnet und das, obwohl er für ihn zuständig war. Das Jugendamt schien sich an dieser Tatsache auch nicht im Geringsten zu stören. Wahrscheinlich waren sie froh darüber, dass sich irgendjemand finanziell um ihn kümmerte, der nicht sie selbst waren.

Mittlerweile hatte er sich schon gut an die neue Wohnung gewöhnt, auch wenn sie viel zu groß war und er sich ganz schön einsam vorkam, sobald Evelyn nach ein paar Stunden wieder gegangen war. Er freute sich sogar richtig darüber, wieder zur Schule gehen zu können, wo er seinen besten Freund wiedersehen würde. Auch wenn er nicht mehr sicher war, ob er ihm davon erzählen sollte, dass Tony Stark nun sein Vormund war. Schließlich war das eher Evelyn, die ein unbedeutender Niemand war. F.R.I.D.A.Y. hatte auf seine Frage hin von ihr erzählt. Evelyn Toni Wilson arbeitete bei S.I., weil das Unternehmen ihr Studium in Elektrotechnik finanzierte. Sie kam aus ärmlichen Verhältnissen und hatte sich auf eine Patenschaftssystem bei Stark Industries beworben und war akzeptiert worden. Warum sie dann aber einen Babysitterjob machen musste, sagte die K.I. ihm nicht. Peter wollte auch nicht nachbohren, also ließ er es.

Es war Abend, der letzte bevor für ihn wieder die Schule begann und Evelyn hatte angekündigt rechtzeitig da zu sein, um ihm sein Essen für die Pause vorzubereiten. Auch wenn er immer wieder beteuert hatte, dass er das auch selber machen könnte, wenn alles im Hause war, aber Evelyn bestand darauf (weil Mr. Stark es von ihr verlangte. Das flüsterte sie zwar, aber so laut, dass Peter es dennoch hören konnte).

Aber diesen Abend wollte er nicht darüber nachdenken, sondern endlich mal wieder raus gehen. Während F.R.I.D.A.Y. in den Standbymodus ging, kramte Peter seine alte, vergriffene Sporttasche aus dem Schrank und öffnete sie, so vorsichtig, als könnte doch irgendwer plötzlich ins Zimmer kommen und ihn dabei erwischen, wie er den Anzug herausholte. Der Anzug war überhaupt nicht des Namens wert, aber er klang absolut gut. Außerdem war er ziemlich stolz darauf, was er da zusammengenäht hatte. Mit seinen laienhaften Fähigkeiten hatte er mehr schlecht als recht per Hand aus einem alten Sweatshirt zusammengenäht. Selbst als Verkleidung würde das wahrscheinlich nur auf einer Kindergartenparty durchgehen, ohne ihm endlosen Spott einzuheimsen, aber für seine Zwecke waren es perfekt. Die Farben waren rot und blau, die Kapuze war zusammengenäht, so dass man sein Gesicht nicht im Geringsten erkennen konnte. Er hatte mittels einer Heißklebepistole eine getönte Taucherbrille angeklebt, so dass er hindurchsehen konnte, ohne gegen eine Wand zu klatschen und das war ihm zu Anfang viel zu oft passiert. Viel zu oft. Er hatte schnell einsehen müssen, dass die Taucherbrillenlösung nicht die perfekteste war, weil er sie viel zu oft wieder erneuern musste, aber bisher hatte sich ihm keine Möglichkeit ergeben, eine bessere Lösung für das Problem zu finden.

Er zog sich den Anzug an, die Kapuze über den Kopf und ging auf die Fensterfront in seinem Zimmer zu. In dem Moment, indem er das Fenster zum Balkon hinaus öffnete, meldete sich F.R.I.D.A.Y.s Stimme: »Ich registriere, dass ein Fenster in Ihrem Zimmer geöffnet wurde, Peter.«

Sie klang besorgt und aufgeregt darüber, oder Peter bildete es sich ein, weil es für eine K.I. nicht möglich war Gefühle auszudrücken. »J-ja … Ich war das.«

»Es ist 21.16 Uhr, Sie sollten nicht mehr raus gehen, Peter.«

»Ich weiß«, gestand er. Anscheinend konnte die K.I. nichts „sehen“ und wenn doch sagte sie nichts zu dem merkwürdigen Anzug, den er trug. »Ich kann einfach nicht schlafen und deswegen …«, nervös suchte er eine Ausrede für sein Verhalten. »Wollte ich …«, er kam ins Schleudern. Was sollte er seiner künstlichen Aufpasserin sagen?

»Sie wollen sich unter dem nächtlichen Sternenhimmel noch mal ausruhen, ehe sie morgen zur Schule gehen.«

»Genau F.R.I.D.A.Y.. Es ist mitten in der Nacht und wir sind im wievielten Stock?«

»Im 36 Stock, Sir.«

»Genau, wo sollte ein 13-jähriger Junge da schon hin. Sei unbesorgt, ich werde ein wenig die Sterne beobachten und dann ins Bett gehen.«

»Sehr wohl, Sir.«

Peter hielt noch einen kurzen Augenblick inne und horchte in die Stille hinaus, als könnte er die Tür zu F.R.I.D.A.Y.s Schlafzimmer zufallen hören, was unmöglich war, aber einfach hinauszugehen, fühlte sich falsch an, aber dann trat er hinaus und schob die Balkontür soweit zu, dass sie nur noch einen Spalt weit auf war. Peter stand da, auf dem Balkon im 36 Stock, mitten in der kühlen Nacht. Wo sollte ein einfacher 13-jähriger Junge hier hin? Aber zu seinem Glück war er kein einfacher Jugendlicher wie all die anderen, sondern Peter Parker, oder besser bekannt als: Die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft, Spider-Man.

Er ging zu dem gläsernen Geländer, schwang sich mühelos darüber und ließ sich in die Tiefe fallen. Peter streckte seinen Arm aus und sein selbstgebauter Webshooter schoss einen künstlichen Spinnenfaden heraus. Er wusste nie, wo das Ende sich festklebte, aber er spürte wie immer den leichten Ruck, als er an dem Faden durch die Hochhäuserschlucht der Stadt durch die Nacht schwang.Er war seit dem schicksalsverändernden Spinnenbiss, dem er seine Fähigkeiten verdankte, viele Male unterwegs um seinen Mitmenschen mit ihren kleinen, oder größeren Problemen zu helfen. Diese Nacht war er jedoch ohne Ziel unterwegs, sondern einfach nur, um noch mal den Kopf freizubekommen und nebenbei die ein oder andere gute Tat zu erledigen. Wie zum Beispiel dieser Frau, die in einer Seitengasse von zwei Idioten bedrängt wurde. Er zeigte sich nicht, aber die zurückgelassenen Spinnenfäden würden jedem auffallen und dass sie von keiner Spinne kamen, war für jeden Idiot klar.

Das Internet war voll von Videos und verschwommenen Bildern vom „Spider-Man“.

Peters Brust war immer vor Stolz angeschwollen, wenn er im Internet nach ihnen gegoogelt hatte, er hätte am liebsten durch die Welt posaunt, dass er Spider-Man war, aber dann wäre sein ruhiges Leben vorbei. Für immer und das wollte er nicht. Er wollte sein Teenagerleben genießen. Diese Zeit hatte er nur einmal in seinem Leben und das auch nur für ein paar Jahren.

 

Er hätte noch Stunden lang durch die Nacht schwingen können. Über ihm der Nachthimmel, unter ihm die Lichter Manhattans, der Wind schien seinen Kopf leer zu fegen und die Zeit schien still zu stehen. Genauso wie in der Wohnung von Tony Stark.

Peter schob die Balkontür vorsichtig auf, als könnte irgendjemand ihn hören und huschte in sein Zimmer hinein. Geübt schälte er sich aus seinem Spider-Man Anzug, warf ihn in die alte Sporttasche und versteckte diese in der hintersten Ecke seines Schrankes. Geräuschlos wechselte er zu seinen alten, schäbigen Schlafsachen und zuckte zusammen. Da waren Stimmen.

Er kannte beide. Die eine gehörte F.R.I.D.A.Y. und die andere hatte er schon so oft im Fernsehen gehört: Tony Stark.

Er war hier. Sein Herz fing an zu pochen und er schlich aus seinem Zimmer hinaus zur Treppe. Da unten in der Dunkelheit stand eine Person, deren Umrisse nur dank eines Handylichts – oder etwas ähnlichem – umrandet wurden. »Gut, dann ist ja alles in Ordnung«, sagte Tony Stark. Er drehte sich um, das Licht schien nun in Peters Richtung, der sich zur Seite duckte, um nicht gesehen zu werden. Warum? Er durfte hier sein, aber dennoch hatte er Angst davor von Tony Stark gesehen zu werden. Warum war er hier? In den Tagen, die Peter hier lebte, hatte er sich nicht einmal telefonisch gemeldet und nun stand er plötzlich in der Wohnung und das auch noch mitten in der Nacht, wenn Peter eigentlich im Bett lag um zu schlafen.

Plötzlich kam Peter ein Gedanke: Tony Stark kam, weil er schlief. Weil er ihm nicht begegnen wollte. Das war der Grund. Er kam wahrscheinlich nur kurz her, um nach dem „Rechten“ zu sehen. Einfach nur fürs Protokoll.

Wut stieg in ihm auf. Warum war er dann überhaupt in Tonys Wohnung? Tony Stark hätte dem ganzen nicht zustimmen müssen, als man ihn darum bat ihn aufzunehmen. Warum also?

»Sehr wohl Boss.«, sagte die K.I..

»Informiere mich, sollte etwas tragisches passieren.«

»Sehr wohl Boss«, wiederholte F.R.I.D.A.Y. wie ein Echo und Tony verschwand im Fahrstuhl und damit aus Peters Sichtfeld. Er wartete noch einen Augenblick, bis er sicher sein konnte, dass Tony wirklich weg war, ehe er zurück in sein Zimmer verschwand.

Hatte F.R.I.D.A.Y. ihm davon erzählt, dass er raus gegangen war? Hatten sie bemerkt, dass er das „Haus verlassen hatte“? Nein, dann wäre er sicherlich nicht so ruhig geblieben. Die K.I. hatte ihm sicherlich nur gesagt, dass er auf der Terrasse saß und Tony hatte es nicht wirklich interessiert. Peter wusste nicht, ob diese Erkenntnis ihn traurig oder wütend machte. Oder eine komische Mischung aus beidem.
 



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